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Veröffentlicht am 11.04.2021

Ein Kriegskind, Flüchtlingskind und ein Kind der deutschen Teilung

Vom Aufstehen
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"Nicht, was wir erleben, sondern wie wir empfinden, was wir erleben, macht unser Schicksal aus." (Marie von Ebner-Eschenbach)
Die erst kürzlich mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet Autorin beschreibt ...

"Nicht, was wir erleben, sondern wie wir empfinden, was wir erleben, macht unser Schicksal aus." (Marie von Ebner-Eschenbach)
Die erst kürzlich mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet Autorin beschreibt in 29 Geschichten aus der Sicht ihres Lebens. Dieser Preis hätte ihr schon 1980 zugestanden, doch die DDR Regierung wollte, dass sie ihn ablehnt. Ihre Geschichten erzählt die Autorin hier in der Ich-Form, in knappen kurzen Sätzen und mitunter wiederholen sich einzelne der Begebenheiten. Die Geschichten sind nicht chronologisch angeordnet, sondern ich habe eher den Eindruck, als wenn sie das niedergeschrieben hat, was ihr gerade in den Sinn kam. So schildert sie von der Nachkriegszeit und dem viel zu frühen Tod ihres Vaters, den sie selbst nie kennenlernen durfte, da er im Krieg gefallen ist. Und auch wenn sie ihn nicht kannte, bleibt sein Verlust doch immer ein Trauma für sie. Weil sie nie erfahren wird, ob wenigstens er sie geliebt hätte. Den ihre kaltherzige und lieblose Mutter vertraut lieber der eigenen Mutter ihr Kind an, als sich selbst um sie zu kümmern. Dort jedoch erlebt Helga meist ihre schönsten Zeiten. Besonders, wenn sie in den Ferien zwischen zwei Apfelbäumen in der Hängematte liegt und den Duft von Großmutters frischem Streuselkuchen ihr in die Nase steigt. Zumindest bei ihr fühlt sie Liebe und Geborgenheit, die ihr die eigene Mutter nie geben konnte. Die Mutter dagegen vermittelt ihr bei jeder Gelegenheit, das sie Helga eigentlich erst abtreiben, auf der Flucht zurücklassen und vor den Russen fast vergiften wollte. Was müssen solche Aussagen bei einem Kind für Spuren hinterlassen? Es muss für sie doch jedes Mal wie ein Stich gewesen sein, mitzuerleben, dass die eigene Mutter sie nie haben wollte. Lag diese Ablehnung daran, weil Helga ihrer Schwiegermutter und ihrem Vater so ähnlich war? Selbst mit dem vierten Gebot hadert sie, weil sie ihre Mutter ebenfalls keine Liebe zeigen konnte. Doch eine Theologin kann sie diesbezüglich etwas beruhigen. Und erst als die Mutter stirbt, beginnt sie ihre Leben mit diesem Buch aufzuarbeiten. Bei vielen Geschichten schreibt sie über den Alltag und das Regime der ehemaligen DDR, unter dem sie ebenfalls zu leiden hatte. Sie berichtet von ihrem ehemaligen Nachbarn, der sich erhängt hat, genauso wie über ihren Ehemann, dem Sohn der Enkelin, dem Altwerden und der Pflege, so wie den Vorlieben für gute Gerüche. Da schreibt sie z. B. über ihre Erinnerung an den Duft nach Nelkenseife, das Lavendelsäckchen neben dem Kissen und der Duft ihrer Bettwäsche, der in einem diese Gerüche widerspiegelt. Sie lässt den Leser in ihren Geschichten die Erinnerungen nicht nur fühlen, sehen, schmecken, sondern ebenso riechen. Leider kam ich nicht immer mit ihrem Schreibstil klar, der doch mitunter sehr anspruchsvoll war. Oft musste ich Sätze mehrmals lesen und sogar herausfinden, über wen sie gerade in der Geschichte erzählt. Doch die Emotionen, Tragik, mitunter Humor und insbesondere die Traurigkeit, die sich darin widerspiegelt, die spüre ich auf alle Fälle in ihnen. Und trotzdem sie mit so wenig Mutterliebe gesegnet wurde, habe ich das Gefühl bei ihren Geschichten, das sie mit ihrem Leben glücklich und zufrieden ist. Was sie sicherlich ihrer Großmutter, ihrem Mann, der Familie, dem starken Willen und ihrem Glauben zu verdanken hat. "Vom Aufstehen", einem autobiografischen, sehr persönlichen und intimen Einblick in ihr Leben und über Verletzung und Heilung, dem ich 4 von 5 Sterne gebe.

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Veröffentlicht am 25.02.2021

Die Glaubensentwicklung der methodistischen Kirche

Stürme der Liebe
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"Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben, um sie zu heiligen." (Eph. 5, 25-26)
England 1731:
Gareth und Dorcas Morgan schlagen ...

"Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben, um sie zu heiligen." (Eph. 5, 25-26)
England 1731:
Gareth und Dorcas Morgan schlagen sich in Wales mehr schlecht als recht alleine durchs Leben. Eines Tages jedoch bekommen sie Besuch von Andrew Wakefield. Dessen Tante Hope möchte ihre Verwandten zu sich holen, um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen. Während Dorcas sich um Hope kümmert, soll Gareth sich in Oxford nützlich machen. Die Prediger John Wesley und George Whitefield entfachen mit ihren Evangelisationen eine neue Liebe zum Glauben unter der Bevölkerung. Methodisten nennt sich die neue Glaubensgemeinschaft, die immer mehr Menschen in ihren Bann zieht. Das dies der Kirche ein Dorn im Auge ist, bekommen die Prediger immer mehr zu spüren. Selbst zwischen Andrew, Gareth und Dorcas gibt es heftige Differenzen.

Meine Meinung:
Wieder einmal gefällt mir besonders das wunderschöne Cover dieses Buches. Der Schreibstil empfinde ich zwar unterhaltsam, jedoch auch ein wenig zäh und langatmig. Besonders die Glaubensreise von John Wesley und Andrew Wakefield nach Amerika konnte mich nicht so gar nicht fesseln. Selbst wenn die kirchliche Entwicklung Englands in Zeiten von John Wesley sicherlich interessant gewesen wäre. Doch die schwierigen Zeiten in Georgia und dazu noch die Liebe zu Sophy konnte mich nicht so sehr begeistern. Selbst bei den Wakefield, die bisher immer für waghalsige Abenteuer und feurige Liebe standen, tat sich diesmal recht wenig. Andrew, der mir eigentlich zu Beginn an recht sympathisch ist, entwickelt sich für mich immer mehr zu Skeptiker und wird mir zusehends unsympathisch. Seine Ehe mit Dorcas fand ich überaus tragisch, besonders weil ich nicht verstehen kann, dass ein Geistlicher sich so negativ entwickelt. Das die reformierte Kirche ein Problem mit der neuen Glaubensform der Methodistische und wesleyanische Kirchen hat, kann ich dagegen sehr gut nachvollziehen. So ganz habe ich jedoch nicht verstanden, warum John Wesley in Amerika nicht angenommen wurden. Erfreulich dagegen ist das der junge George Whitefield mit seinen Evangelisationen die Bevölkerung erreicht. So das es die Menschen nicht in die Kirchen, sondern die Prediger zu den Menschen führt. So finden Gottesdienste im Freien statt, bei denen massenhaft Menschen herbeiströmen. Doch am traurigsten fand ich die Andrews weiterer Werdegang als Pfarrer. Durch John Wesleys Missionsreise trifft er für sich die falschen Lehren und Entscheidungen. Dass er dabei immer mehr mit seinem eigenen Glauben hadert und sogar fast seine Ehe riskiert, fand ich schon beschämend. Dorcas dagegen ist für mich eine starke Frau, die trotz der widrigen Umstände weiter an ihrem starken Glauben festhält. Genauso fasziniert hat mich der tiefe Glaube von Hope, den ich bei ihr nicht vermutet hätte. Dass sie dabei ihre Verwandten in Wales nicht vergessen hat, hat mir gut gefallen. Trotz allem fand ich es erneut interessant mitzuerleben, wie sich der Glaube weiter in England entwickelt. Deshalb gebe ich für dieses Buch 4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 09.01.2021

Krankheit und die Rebellion einer Krankenschwester

Mr. Crane
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"Krankheit akzeptieren heißt, sie als ein Mosaiksteinchen in einem großen Ganzen zu sehen." (Ebo Rau)
Badenweiler im Sommer 1900, wird für Schriftsteller und Kriegsreporter Stephan Crane zum letzten Ausweg ...

"Krankheit akzeptieren heißt, sie als ein Mosaiksteinchen in einem großen Ganzen zu sehen." (Ebo Rau)
Badenweiler im Sommer 1900, wird für Schriftsteller und Kriegsreporter Stephan Crane zum letzten Ausweg seiner Tuberkulose Erkrankung. Längst haben ihn alle anderen Ärzte aufgegeben, weshalb er zusammen mit seiner Frau Cora und Nichte Helen in das Sanatorium nach Badenweiler reist, das für seinen guten Ruf bekannt ist. Dort soll ihn die junge Krankenschwester Elisabeth pflegen, die eine große Liebhaberin seiner Bücher ist. In seinem Fieberwahn erzählt Crane Elisabeth aus seinem Leben, seinen Liebschaften und den Erlebnissen als Kriegsreporter. Währenddessen wird Elisabeths Zuneigung zu Crane immer stärker, in ihm erkennt sie das erste Mal, was wahre Liebe ist. Nach und nach wird ihr Vertrauen zu dem doch recht unbekannten Mann immer stärker und sie offenbart ihm ihre sogar ihr größtes Geheimnis.

Meine Meinung:
In "Mr.Crane" gelingt es dem Autor auf wundersame, extravagante Weise das Leben des viel zu früh verstorbenen Schriftsteller darzustellen. Während auf der einen Seite ein todkranker Mann steht, stellt er hier eine revolutionäre, ungehorsame Krankenschwester, die voll Hunger nach Anerkennung, Liebe und Geborgenheit ist. Eine recht eigenwillige Liebe verbindet die beiden, obwohl sie wissen, dass ihnen sehr wahrscheinlich nur noch wenige Tage bleiben werden. Umso intensiver beschreibt hier Andreas Kollender den kranken Stephan Crane, der in seinem Fieberwahn manches aus dem Nähkästchen plaudert, bei dem man nicht so recht weiß, sind sie nun wahr oder nur einer seiner vielen erfundenen Geschichten. Aus einer unheimlich schnellen Vertrautheit und Zuneigung zu der durch einen Unfall gezeichneten Elisabeth wird sehr schnell eine innige, intensive Liebe. Die dadurch entstehenden zwei erotischen Szenen haben mich weniger gestört als viel mehr verwirrt. Besonders die Dreistigkeit und der Egoismus, mit dem Elisabeth diese einfordert, sie kommt mir mitunter vor wie dem Liebeswahn verfallen. Da ich selbst diesen Beruf ausgeübt habe, konnte ich manche Reaktion Elisabeths so gar nicht verstehen. Besonders da man ja eigentlich keine Beziehung zu seinem Patienten haben sollte. Doch dem Autor scheint dies hier nicht wichtig zu sein. Den er möchte hier eher eine Elisabeth darstellen, die durch die Begegnung Cranes zur Rebellin wird und ihr eigenes Leben, Liebe und Ehe hinterfragt. So wirkt dieses Buch für mich stellenweise recht verwirrend und nicht nur wie ein Bericht über Stephan Crane, sondern eher als eine Art Emanzipation von Schwester Elisabeth. Wie sie jedoch teils mit ihren Mitmenschen umgeht, hat mich doch mitunter nicht nur überrascht, sondern sogar gestört. Deshalb sollte man das Buch auch nicht allzu kritisch sehen. Man muss schon recht intensiv bei Lesen dabei sein, sonst verliert man sich recht schnell in dieser Geschichte. Besonders da Cranes Erinnerungen schon recht kompakt und verwirrend dargestellt werden. Was jedoch wiederum sehr gut zu seiner Krankheit und dem Fieber passt. Dass die Tuberkulose im Jahr 1900 eine schreckliche Krankheit war, das spiegelt der Autor hier allerdings wirklich bemerkenswert wider. Selbst wenn ich etwas anderes von der Geschichte erwartet hatte, ist es doch ein gutes literarisches Werk, das Andreas Kollender hier darstellt. Darum gibt es von mir 4 von 5 Sterne dafür.

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Veröffentlicht am 28.11.2020

Ich habe einen Mord gesehen

Mach nie die Augen zu
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"Der Herr ist eine starke Festung: Wer das Rechte tut, findet bei ihm sichere Zuflucht." (Spr. 18, 10)
Harper Reynolds braucht eine Auszeit als Tatortfotografin, weshalb sie sich nun der Naturfotografie ...

"Der Herr ist eine starke Festung: Wer das Rechte tut, findet bei ihm sichere Zuflucht." (Spr. 18, 10)
Harper Reynolds braucht eine Auszeit als Tatortfotografin, weshalb sie sich nun der Naturfotografie widmet. Während ihres Besuchs in der alten Heimat Wyoming beobachtet sie beim Fotografieren eines Schwarzbären durch Zufall den Mord an einer jungen Frau. Bei der Flucht verliert sie allerdings ihre Ausrüstung und damit die einzigen Beweisfotos. Als der Sheriff und sein Team keine Leiche finden, bezweifeln sie Harpers Beobachtungen. Doch Harper lässt sich nicht so schnell abwimmeln und ermittelt auf eigene Faust. Lediglich Heath McKade glaubt ihr und unterstützt sie. Nach einem Anschlag auf Harper versucht er sie nun vor dem Täter zu beschützen. Doch keiner der beiden ahnt, in welches Wespennest sie gestochen haben.

Meine Meinung:
Nach "Das Verschwinden der Jamie Mason" ist dies nun der zweite christliche Abenteuerroman über die Gebrüder McKade. Erneut ist der Schreibstil wieder spannend, romantisch und mit christlichen Wertenvorstellungen versehen. Während es beim letzten Mal um Austin ging, betrifft es diesmal seinen Bruder Heath. Inzwischen hat er seine Gästeranch soweit ausgebaut, sodass er Gruppen bei sich beherbergen kann. Zudem arbeitet er ehrenamtlich als Hilfssheriff. Die Begegnung Harpers ist für Heath sehr überraschend, den seine Jugendfreundin ist kurz nachdem Tod des Vaters weggezogen. Dass sie sich nach der langen Zeit wiedersehen würden, ist für beide unverhofft. Doch noch immer scheinen sie etwas für einander zu empfinden. Jedoch haben beide in den letzten Jahren viel Leid und Schmerz durchgemacht, den sie noch nicht verarbeitet haben. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie Schwierigkeiten haben, sich anzunähern. Doch da Harper und mit ihr sogar ihre Schwester Emily in Gefahr schweben, versucht Heath alles, um sie zu schützen. Leider kann er den Täter nicht davon abhalten, weiter zu agieren. Wie schon in ihrem letzten Buch geht es diesmal wieder um eine abenteuerliche, spannende Geschichte und gekoppelt mit einer romantischen Liebe. Doch im Gegensatz zum ersten Band blieben für mich viele Fragen zur Motivation des Täters offen. Selbst am Ende fehlte mir eine genauere Aufklärung der Mordmotive. Das, was die Autorin dem Leser bietet, war mir etwas zu flach und oberflächlich. Da hätte ich mir deutlich mehr Aufklärung gewünscht. Besonders da sie immer wieder Einblicke in die Gedankenwelt des Täters bietet. Ich finde, da hätte man schon detaillierter das Motiv einfließen lassen können. Die Charaktere dagegen haben mir wieder gut gefallen, selbst wenn sie wieder sehr zurückhaltend und zaghaft sind. Die sympathische, ehrgeizige Harper wirkt auf mich sehr sensibel und belastet, was sicher durch die schlimme Vergangenheit und an ihrer Arbeit liegt. Sie lässt alles einfach zu sehr an sich heran, weshalb sie die Beobachtungen im Wald auch nicht kaltlassen. Heath ist ähnlich durch die Vergangenheit geprägt und verletzt. Trotzdem ist er ein verantwortungsbewusster, ehrlicher und bescheidener Mensch. Beide passen für mich sehr gut als Paar zusammen, doch leider stehen sie ihrer Liebe selbst sehr oft im Wege. Zudem bemerkenswert fand ich den ehrgeizigen Sheriff Taggart, die gläubige, herzliche Haushälterin Evelyn und Nachbarin Lori, die überaus hilfsbereit ist. Selbst wenn der zweite Band für mich ein wenig schwächelt, gebe ich ihm noch 4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 20.11.2020

Es gibt Dinge über die man einfach nicht sprechen kann

Die Schweigende
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"Eine Seele ohne Schweigen ist wie eine Stadt ohne Schutz, und wer das Schweigen pflegt, bewahrt seine Seele." (Thérèse von Lisieux)
München 2019:
Karin Remy fällt nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes ...

"Eine Seele ohne Schweigen ist wie eine Stadt ohne Schutz, und wer das Schweigen pflegt, bewahrt seine Seele." (Thérèse von Lisieux)
München 2019:
Karin Remy fällt nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes in eine tiefe Depression. Ihre drei Töchter Geli, Imke und Anne sind fassungslos, wie ihre Mutter sich immer mehr gehen lässt. Doch keine der drei Schwestern kommt gut mit ihrer bis dahin herzlosen, kalten Mutter klar. Alle hingen sie am Vater, der ihnen so viel Liebe und Wärme vermittelt hatte und nun tot ist. Allen voran Imke, die ihrem Vater am Sterbebett noch versprechen musste, nach Peter zu suchen. Doch wer ist dieser Peter und wo soll Imke suchen, wenn die eigene Mutter nichts über die Vergangenheit preisgibt? Erst als sie bei ihrer Suche der Vergangenheit auf den Grund geht, kann sie die eigene Mutter immer besser verstehen.
1956:
Karin ist ein unbeschwerter Teenager, der gerne mit den Freunden feiert, Jeanshosen trägt, Rock´n Roll hört und später Ärztin werden möchte. Doch eine Entscheidung soll das Leben für sie und ihre Familie für immer verändern.

Meine Meinung:
Das geheimnisvolle Cover mit dem verwilderten Garten und Haus machen mich neugierig auf diese Geschichte. Ich hätte niemals gedacht, dass sich dahinter eine solch deprimierende, traurige Geschichte steckt. Das in mehrere kurze Kapitel eingeteilte Buch wird von zwei maßgeblichen Handlungssträngen dominiert. Zum einen geht es um die Gegenwart der drei Schwestern Geli, Imke, Anne und ihre Mutter Karin. Im anderen erfahre ich, was Karin damals als junge Frau miterleben musste. Dieses Buch beschreibt sehr gut, wie die nächste Generation durch die belastende Vergangenheit der Mutter sich entwickelt und ebenfalls wiederum betroffen wird. Das kann selbst ein guter Vater nicht alles ausgleichen, auch wenn er sich noch so große Mühe gibt wie im Fall von Jens Remy. Die 50 Jahre stehen heute noch für Zucht und Ordnung und haben dadurch leider einen bitteren Nachgeschmack. Den zu dieser Zeit wurden oft Kinder den Eltern entzogen und in Heime gesteckt. Eltern fatalerweise falsch beschuldigt und angeklagt. Alleinerziehende von Nachbarn oder gar Freunden denunziert und ihrer Kinder beraubt. Dass es solche Methoden selbst bei uns in Deutschland gab, war mir nicht neu und das es in diesen Heimen nicht gerade zimperlich zuging, ebenfalls nicht. Doch das, was Karin erleben musste, ist schon wirklich hart, gefühllos und außerordentlich grausam. Daneben erfährt der Leser allerdings noch, wie sich ihre Töchter entwickelt haben, die durch ihre lieblose Art von ihr erzogen wurden. Erstgeborene Geli hat ein bisschen die Lieblosigkeit ihrer Mutter übernommen und ihre eigenen Kinder ebenfalls recht herzlos erzogen. Imke hat schon immer sehr an ihrem Vater gehangen, deshalb möchte sie unbedingt ihr Versprechen einlösen, das sie ihm gegeben hat. Sie ist auch diejenige, die ihre Mutter am meisten unterstützt, auch wenn sie selbst wenig Liebe von ihr erfahren hat. Doch sie scheint nicht nachtragend zu sein, sondern versucht sich in ihre Mutter hineinzuversetzen und zu hinterfragen. Anne, die jüngste dagegen, wurde verwöhnt ohne Ende und gleichzeitig ist sie schon immer eifersüchtig auf ihre Schwestern gewesen. Was sicher von einem unüberlegten Satz der Mutter herrührt. Nach dem Tod des Vaters und ihren Problemen im Job entwickelt sie sich immer mehr ins Negative. Das ist der Grund meines Punktabzuges, den die Person Anne finde ich viel zu übertrieben und unglaubwürdig dargestellt. Anne ist hier überaus nachtragend, rachsüchtig, lieblos, eifersüchtig, berechnend und absolut egoistisch dargestellt. Sie misstraut jedem und selbst ihr Ehemann Alex kommt irgendwann nicht mehr an sie heran. Für mich hätte die Autorin diesen Charakter ruhig etwas unspektakulärer darstellen können, dann wäre das Ganze glaubwürdiger gewesen. Deshalb gebe ich diesem Buch 4 von 5 Sterne, weil es ein Thema angreift, vor dem wir alle und besonders die Kirchen sich nicht verschließen sollten.

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