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Veröffentlicht am 27.02.2021

Grandhotel Odessa - Die Stadt im Himmel

Grandhotel Odessa. Die Stadt im Himmel
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Handlung
Odessa 1910
Im berühmten und exklusiven Grandhotel Odessa soll Oda ihren 21. Geburtstag feiern. Ihr Vater, der auch gleichzeitig der Hotelgründer und Besitzer ist, hat ein glanzvolles und exquisites ...

Handlung
Odessa 1910
Im berühmten und exklusiven Grandhotel Odessa soll Oda ihren 21. Geburtstag feiern. Ihr Vater, der auch gleichzeitig der Hotelgründer und Besitzer ist, hat ein glanzvolles und exquisites Fest organisiert, mit dem er nicht nur seiner Tochter einen Gefallen tun möchte, sondern auch das Stadtgespräch werden will.
Er ahnt nichts von den Plänen seiner Tochter, die an diesem Abend mit dem Ballett-Tänzer Karel durchbrennen möchte und als verheiratete Frau zurückkehren will. Nur zwei Personen wissen von dem Plan des Paares, unter anderem Belle, die für die Geburtstagsfestlichkeiten extra aus Berlin angereist ist. Sie ist die Patentochter von Oda's Vater und insgeheim fürchtet diese, dass der Vater Belle mehr lieben könnte als seine eigene Tochter.
Doch die Situation entwickelt sich vollkommen anders als Oda es sich ausgemalt und geplant hat. Karel taucht nicht am Treffpunkt auf und das Leben vieler Personen nimmt eine unerwartete Wendung...

Meinung
Das Cover ist einfach umwerfend und sehr schön gestaltet. Anhand der grünen und goldenen Details wirkt es sehr edel und schick, auffallend und lenkt dadurch die Blicke auf sich. Es sprüht einfach vor Klasse und Exklusivität, Merkmale, die ich nach dem Lesen auch mit dem Grandhotel Odessa in Verbindung bringe. Dazu wurde noch ein Bild einer Dame abgedruckt, die der Mode der Handlungszeit entsprechend gekleidet ist, wodurch man sich davon einen kleinen Eindruck machen kann. Und mit ihrem grünlichen Hutband wird die Hauptfarbe des Covers nochmals aufgenommen, wodurch das Gesamtbild am Ende stimmig und rund erscheint.

Mir ist das Buch bereits in der Verlagsvorschau aufgefallen und mich hat nicht nur das Cover, sondern auch die Inhaltsangabe direkt fasziniert, weshalb der Titel auf meine Wunschliste gewandert ist. Über Odessa habe ich in Romanen bisher recht wenig gelesen, insgesamt ist mir diese Ecke in der Ukraine absolut nicht bekannt, weshalb ich gespannt drauf war, mehr über diesen Ort zu erfahren. Einige Romane habe ich hingegen bereits über Hoteliers gelesen, die alle Kraft in ihre Hotels stecken und dabei nicht nur Erfolge feiern, sondern auch Niederlagen einstecken müssen. Diese Mischung klang für mich sehr interessant und daher war ich sehr glücklich, vom Verlag ein Rezensionsexemplar zu erhalten, herzlichen Dank dafür!

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich mit dem Start in die Geschichte ein wenig schwergetan habe. Ich brauchte Zeit, um mich an die Situation, die Personen, aber auch die Sprache zu gewöhnen und empfand den Anfang als ein wenig schleppend und langatmig. Für mich war die Spannung nicht sofort da und ich musste erst einige Seiten lesen, um den Punkt zu erreichen, ab dem ich die Handlung vollkommen ansprechend fand. Das geschah dann ungefähr ab der 50 Seite, von da an hatte ich keine Probleme mehr, der Handlung zu folgen und ich hatte mich mit den gerade genannten Punkten abgefunden und wurde von der Geschichte immer stärker gefangen genommen.

Die Sprache war von der ersten Seite an bildgewaltig und damit irgendwie ungewohnt. In solch einem Maße habe ich das längere Zeit nicht erlebt und ich war anfangs ein wenig überfordert. Klar, war das sehr angenehm, sich die Orte, aber auch die einzelnen Szenen so gut vorstellen zu können, aber im ersten Moment war ich ein wenig wortlos deswegen und musste mich in dieser Pracht zurechtfinden. Als das einmal geschehen war, hatte ich viel Freude mit der Sprache, die einfach nur herrlich war. Sie lässt die Handlung unglaublich lebendig werden und haucht den Protagonisten, aber auch den Handlungsorten sehr viel Leben ein, sodass ich mir häufig vor Augen halten musste, dass es sich nicht um lebendige Personen handelt und das Hotel ebenfalls nicht vorhanden ist. Die Schreibweise der Autorin hatte ein sehr angenehmes Niveau und führt den Leser sehr fein durch die Handlung. Sie war irgendwie nie einfach oder leicht, sondern immer etwas schwerer, was die Sprache zu einem besonderen Highlight gemacht hat.

Die Kapitel wurden recht kurzweilig und locker gestaltet. Oft werden einem Tag mehrere Kapitel eingeräumt, wobei diese trotzdem episodenhaft daherkommen und nur sehr selten Längen aufweisen. Zudem merkt man stetig, dass sich die Handlung weiterentwickelt und sie nie an einem Punkt stehen bleibt, sich manche Konflikte zuspitzen und man einigen Geheimnissen auf die Spur kommt. Auf diese Weise bleibt immer ein Funken von Spannung da, der mal höher, mal niedriger ausfällt und dazu anregt, weiterzulesen, um den Heimlichkeiten der Protagonisten auf die Spur zu kommen. Bei mir hat das wirklich gut funktioniert, ich habe letztendlich knapp vier Tage für die Geschichte gebraucht, womit ich sehr zufrieden bin und was ich anfangs anhand der recht hohen Seitenzahl nicht gedacht hätte. Und auch nach dem etwas holprigen Start hatte ich angenommen, dass mich die Geschichte viel länger begleiten wird.
Zusätzlich dazu möchte ich noch sagen, dass mich die Handlung wirklich immer wieder überrascht hat und ich mir absolut nicht vorstellen konnte, wie diese weitergehen wird. Es gibt so häufig Wendepunkte, die dem Stoff neue Möglichkeiten und Perspektiven verleihen, sodass ich mir nie sicher war, wie sich der weitere Fortgang der Geschichte gestalten wird. Fast all meine Überlegungen erwiesen sich als falsch, die Ereignisse entwickelten sich teils auf eine Weise, die ich mir vorher nicht hätte vorstellen können, die mir aber gefallen hat!

Irgendwie bin ich aufgrund des Klappentextes davon ausgegangen, dass der Erzähler lediglich die Ereignisse aus der Sicht von Oda beschreiben wird und sie dadurch eindeutig als Hauptperson im Rampenlicht steht. Zwar steht sie tatsächlich im Mittelpunkt der Handlung, aber auch einige andere Personen bekommen Platz eingeräumt und haben die Möglichkeit, sich dem Leser näher vorzustellen und ihn von sich zu überzeugen. Allein dadurch entsteht eine wunderbar abwechslungsreiche Handlung, man kann manche Aktionen aus mehreren Blickwinkeln betrachten und sich von dem Hotel, aber auch den Protagonisten ein genaueres Bild machen und sie aus den Augen einiger Personen erleben.
Ganz besonders überrascht hat es mich, dass sich die Geschichte über mehrere zeitliche Ebenen erstreckt. Einmal begleiten wir Oda in den Jahren zwischen 1910 und 1918, außerdem gibt es einige Kapitel, die im Jahre 1886 spielen und die Anfänge des Grandhotel Odessa betrachten.
Damit hatte ich noch weniger gerechnet, als mit den Erzählperspektiven und mir hat der Einblick in die Vergangenheit und die Entstehung des Hotels wirklich richtig gut gefallen. So kann man einige Personen besser einschätzen und sie außerdem dabei betrachten, wie sie verschiedene Situationen meistern, sich aber auch in den Jahren entwickelt haben. Man kann ihre Entscheidungen und Handlungen besser nachvollziehen, was die Figuren für mich lebendiger gemacht hat und ich konnte ihre Aktionen und Aussagen in der Zeit zwischen 1910 bis 1918 besser verstehen.

Auf einige Kapitel verteilt findet man zahlreiche Informationen über die historischen Ereignisse in der Handlungszeit, vor allem über den nahenden Ersten Weltkrieg und dessen Verlauf. Einerseits hat dies gezeigt, wie sich die Autorin in dieser Zeit auskennt und sie hat zahlreiche Informationen eingebunden, die mir absolut nicht bekannt waren und anhand derer der Krieg noch ein neues Bild erhalten hat. So konnte ich wirklich einiges dazulernen und gerade die Auswirkungen auf die Stadt Odessa waren sehr interessant.
Andererseits kamen diese historischen Details oft gehäuft auf einigen Seiten vor, auf diesen stürzen dann allerhand Neuigkeiten und Fakten auf den Leser ein. Mir war es leider nicht möglich, diese beim ersten Lesen komplett aufzunehmen und zu verstehen, manche Absätze und Seiten habe ich mehrmals gelesen, um auch wirklich alles nachvollziehen zu können. Zwar waren diese Informationen nur selten für den Fortgang der Handlung wichtig, aber ich wollte trotzdem wissen, was genau beschrieben wird und welche Auswirkungen dies auf die Geschichte haben könnte, als auch für den weiteren Kriegsverlauf und die Stadt Odessa.

Die meisten Szenen finden in Odessa statt, wobei das Grandhotel der Familie Liebenthal als Hauptsetting dient. In dem Gebäude und seinen Gärten findet der Großteil der Handlung statt und einige interessante, spannende und teils mysteriöse Ereignisse gestalten sich hier. Dazu gibt es noch einige Kapitel in Berlin, wobei ich aber finde, dass hier das Hauptaugenmerk auf die Personen und ein-zwei Orte gelegt wurde, man von der Stimmung und dem Lebensgefühl eher weniger mitbekommt. Damit habe ich aber absolut kein Problem, dafür konnte mich die Darstellung des Hotels und der Stadt Odessa vollends überzeugen, man kann die Dynamiken und Stimmungen sehr gut wahrnehmen und viele Gebäude und Räume konnte ich mir sehr bildhaft und farbenreich vorstellen. Das hat dazu geführt, dass ich nach dem Lesen allerhand über die Stadt gelesen und Bilder angeschaut habe, mich noch weiter mit der Gegend beschäftigt habe. Das Setting wurde herausragend gestaltet und es macht einfach Spaß, die Beschreibungen zu lesen und mit den Personen durch das Grandhotel zu schlendern.

Gerade am Anfang des Romans hätte ich mir ein Personenverzeichnis gewünscht. Zum besseren Verständnis, aber auch, um sich die Personen auf einen Blick ins Gedächtnis zu rufen. Mit einigen Personen, aber auch den Namen oder ihrer Stellung innerhalb der Geschichte hatte ich mich anfangs etwas schwer getan und brauchte manchmal ein wenig Zeit, um mich wieder daran zu erinnern, welche Position eine Figur im Hotel einnimmt oder wie die familiären Beziehungen zueinander sind.
Als ich mich dann mit den Personen langsam vertraut gemacht habe, hatte ich in diesem Punkt keine Probleme mehr. Im ersten Moment erscheint die Anzahl der Figuren zwar ziemlich hoch, jedoch tauchen einige in beiden zeitlichen Ebenen auf und man erlebt sie somit einmal als eine junge und unverheiratete Person, sowie einmal als reifere Persönlichkeit, die einiges miterlebt und selbst eine eigene Familie gegründet hat. Dadurch kann man eine Entwicklung sehen, was ich sehr angenehm empfand.
Ich mochte es sehr, wie eigen und absolut nicht stereotyp die Protagonisten dargestellt wurden. Sie hatten Wesen, die nicht sofort sympathisch erschienen, erst mit der Zeit konnte man entdecken, was sie liebenswert und ihren Charakter attraktiv macht. Auf den ersten Blick mögen viele recht eigen und vielleicht auch ein wenig merkwürdig erscheinen, doch mit zunehmender Handlung erkennt man, weshalb sie so handeln und irgendwie war es interessant, dass sie meist so verschlossen und geheimnisvoll, aber auch ernst wirken.

Am Ende des Buches wurde ein Glossar eingefügt, in dem auf einigen Seiten allerhand Begriffe ausführlich beschrieben wurden, die entweder nicht mehr so häufig genutzt wurden, bekannte Personen, die im Roman erwähnt werden kurz vorstellen oder aus der russischen Sprache stammen und in Deutschland nicht so geläufig sind. Auf dieses habe ich während des Lesens immer mal wieder zurückgegriffen und bin sehr froh gewesen, dass zahlreiche Worte erläutert werden und man dafür nicht erst das Buch beiseite legen und das Internet bemühen muss.

Fazit
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich anfangs ein paar Bedenken hatte, dass ich mich durch das Buch quäle. Der Start in die Geschichte war ein wenig schleppend und langatmig, ich brauchte einige Seiten, um mich an die gesamte Situation, aber auch die Schreibweise zu gewöhnen.
Irgendwann bin ich flüssig und mit viel Interesse an den weiteren Geschehnissen vorangekommen und war sehr gespannt, wie sich die Ereignisse weiterentwickeln. Das hat meinen anfänglichen Eindruck etwas verblassen lassen und ab einem Zeitpunkt habe ich mich in der Geschichte sehr wohl gefühlt und wollte gar nicht mehr aufhören mit dem Lesen. Einige kleine Punkte habe ich bereits angesprochen, die ich nicht so perfekt fand, alles in allem hat das Buch viel Charme und ist etwas ganz besonderes, weshalb ich mich sehr auf die Fortsetzung freue!

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.02.2021

Wo wir Kinder waren

Wo wir Kinder waren
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Handlung
Langbein-Puppen stehen für Qualität, Einzigartigkeit und Handarbeit: Die Spielzeugfabrik Langbein wurde in der Kaiserzeit gegründet, konnte in der Weimarer Republik große Erfolge erzielen, selbst ...

Handlung
Langbein-Puppen stehen für Qualität, Einzigartigkeit und Handarbeit: Die Spielzeugfabrik Langbein wurde in der Kaiserzeit gegründet, konnte in der Weimarer Republik große Erfolge erzielen, selbst die Weltkriege konnten ihr nichts anhaben und auch die deutsche Teilung und die folgende Verstaatlichung hat die Firma ausgehalten. Nur nach der Wiedervereinigung konnte nicht an alte Erfolge angeknüpft werden und mittlerweile ist sie nicht mehr existent. Und auch die Familie wurde auseinandergetrieben, Streitereien und Verbitterung beschränken den Kontakt auf das Nötigste.
Zufällig treffen sich Eva, Iris und Jan, drei der Erben der ehemals prächtigen und bekannten Spielzeugfabrik, wieder, nachdem im Internet eine der seltenen Langbein-Puppen versteigert wurde. Die Puppe wurde noch vom Großvater persönlich bemalt und lässt die Drei an die Vergangenheit denken. Dabei kommen zahlreiche Fragen auf und langsam keimt die Hoffnung nach einem Neubeginn...

Meinung
Ich mag das Cover sehr gern, es wirkt nostalgisch und idyllisch, stellt eine wunderschöne Stadtansicht dar, die einfach nur bezaubernd ist. Die obere Hälfte wird vom Himmel, sowie dem Titel und dem Namen der Autorin in Anspruch genommen, dazu sieht man im Hintergrund noch ein wenig Landschaft. In der unteren Hälfte wurde eine alltägliche Szene dargestellt, man sieht Autos und Menschen, die unterwegs sind und dazu noch niedliche Häuser. Alles in allem ein sehr gelungenes und stimmiges Bild, welches mir gefällt und ich denke, es wird auch in einer Buchhandlung auffallen.

Erstmals entdeckt habe ich den Roman bei Vorablesen. Auf den ersten Blick fand ich das Cover zwar schön, aber ich muss ehrlich zugeben, dass ich vom Inhalt noch nicht komplett überzeugt war. Das kam erst, nachdem eine Person in meinem Umfeld gemeint hat, dass das Buch interessant klingt. Ab diesem Moment habe ich gesehen, was sie meint und mich hat es nicht mehr losgelassen, mein Wunsch, es zu lesen wurde immer größer. Deshalb habe ich kurzerhand bei Vorablesen Punkte dafür eingesetzt, um die Geschichte sicher lesen zu können. Ich hatte das starke Gefühl, wenn ich es nicht tue, werde ich etwas verpassen. Ein herzliches Dankeschön also an Vorablesen, sowie den Verlag für das Rezensionsexemplar!

Es liegt eine wunderschöne und zum Inhalt passende Gestaltung der Umschlaginnenseiten vor. Diese wurden jeweils mit dem Stammbaum der Familie Langbein ausgestattet, sodass man direkt auf einen Blick sehen kann, wie die Personen miteinander verwandt sind, wann sie geboren und gestorben sind und teilweise auch, welche Ehepartner sie gewählt haben. Auf einen Blick hat man außerdem die wichtigsten Personen versammelt und im Grunde stellt dieser Stammbaum nicht nur die verwandtschaftlichen Beziehungen dar, sondern dient auch gleichzeitig als Personenverzeichnis. Den die abgedruckten Namen stellen die Hauptprotagonisten dar, es gibt nur wenige weitere Personen, die auftauchen. Der Fokus liegt stets auf der Familie Langbein und man verfolgt im Roman der Werdegang verschiedener Generationen und Personen.

Ich empfand den Start in den Roman sehr angenehm, allerdings war mir dieser ja noch aus der Leseprobe bekannt und ich konnte mich noch grob daran erinnern, was auf diesen Seiten beschrieben wurde. Daher war ich sofort in der Handlung drin und habe mich ohne Probleme zurechtgefunden. Viele Orte, aber auch die Personen konnte ich mir nach guter Zeit ganz gut vorstellen, vor allem von den Schauplätzen der Handlung hatte ich häufig Bilder vor Augen.
Ich empfand die Sprache weder als zu einfach, noch als zu anspruchsvoll. Anhand zahlreicher Beschreibungen von der Herstellung von Spielwaren, allen voran von Puppen erhält die Schreibweise der Autorin einen besonderen Charakter und sie stellt diese Prozesse nicht nur haargenau dar, sondern zeigt auch, dass sie sich hervorragend in dieser Thematik auskennt. Über jede der Epochen wurden Details eingebunden, die im Kopf hängen bleiben und die jeweilige Zeit genau darstellen. Diese historischen Punkte tauchten zahlreich auf und geben einen sehr guten Eindruck von den Handlungszeiten, lassen die Geschichte rund wirken und sind sehr genau beschrieben. Dieser Aspekt ist wirklich mein großes Highlight des Buches und zeugt von einer akribischen und umfassenden Recherche.
Zudem ließ sich die Geschichte durchweg flüssig und gut lesen, sie hat immer wieder kleine Hinweise auf Geheimnisse gegeben, die im weiteren Verlauf der Geschichte gelöst werden. Auf diese Weise bleibt die Handlung spannend und der Leser wird dazu angeregt, immer wieder über die Handlung nachzudenken und sich auszumalen, was im weiteren Verlauf noch folgen könnte.

Anhand des Klappentextes hatte ich es mir bereits gedacht: die Handlung findet auf mehreren zeitlichen Ebenen statt. Man begleitet Eva, Iris und Jan in der heutigen Zeit, erfährt von ihren Kindheitserinnerungen und den Erlebnisse, die im Zusammenhang mit der Puppenfabrik stehen, als auch von ihrem Lebensweg. Dazu gibt es noch allerhand Kapitel, die vergangene Zeiten erläutern, wobei diese 1912 starten und sich langsam bis ins Jahr 1978 erstrecken. Man erlebt auf diese Weise zwei Weltkriege mit, die Teilung Deutschlands, sowie die Verstaatlichung der Betriebe. Anhand von lebendigen und authentischen Beschreibungen der Situation, sowie Handlungen der Protagonisten entsteht ein umfassender Einblick in die Zeit und in geschichtliche Ereignisse. Letztendlich folgt man vielen Personen durch die Geschichte, erlebt verschiedene Perspektiven und kann sich daher ein umfangreiches Bild der Figuren, aber auch der geschichtlichen Abschnitte machen.
Ich muss sagen, dass ich die unterschiedlichen Erzählperspektiven gern mochte, es entsteht immer Abwechslung und man konnte beobachten, mit was für Themen sich die Generationen auseinandergesetzt haben und was ihnen auf dem Herzen lag. Dadurch kann man einen Hauch des Zeitgeistes erahnen und die Geschichte der fiktiven Firma Langbein sehr genau verfolgen.
Hier muss ich allerdings sagen, dass mir vor allem die Zeit vor 1960 sehr gefallen hat und ich diese mit großem Interesse verfolgt habe. Nach dem Mauerbau gestaltete sich die Handlung zwar immer noch spannend und informativ, konnte mich aber nicht mehr so fesseln und packen wie zuvor. Vielleicht liegt es daran, dass ich die Zeit nach 1960 zwar historisch wichtig finde, sie mich aber persönlich nicht so reizt und sie mir vielleicht zu nah an der heutigen Zeit ist. Ich kann es selbst nicht genau benennen, aber ab diesem Zeitpunkt hatte ich nicht mehr so ganz das Verlangen, ganz schnell und flüssig weiterzulesen.

Oft wurden Zeitsprünge eingesetzt, die ein paar Wochen oder Monate, teils gar Jahre übersprungen und die Geschichte setzt einiges später erst wieder ein. Ich fand dieses Stilmittel sehr passend und sinnvoll, so gestaltet sich die Handlung als bündig und nie zu langatmig, für meinen Geschmack konnten dadurch keine Längen entstehen und es gibt außerdem nicht zu viel Drumherum. Man konnte trotzdem bestens nachvollziehen, wie die Personen gelebt haben, wie sich die Politik entwickelt hat, aber auch die Puppenfabrik und die Herstellung verschiedener Objekte wurde immer wieder angesprochen.

Ich hatte ja bereits kurz erwähnt, dass die Spannung durchweg auf einem guten Niveau war. Sie war nicht immer zu spüren, oft gab es schlichte Beschreibungen von alltäglichen Abläufen und Verrichtungen, die Einblicke in verschiedene Lebensweisen geben. Aber anhand von Andeutungen und Geheimnissen, die immer wieder auftauchen und nach und nach aufgedeckt werden, erhält die Geschichte ein angenehmes und sehr passendes Maß an Spannung. Letztendlich werden viele offene Fragen beantwortet, was zu einem runden und stimmigen Ende führt.

Als Setting dient durchweg Sonneberg und die Umgebung. Hier lernt man die Stadt auf verschiedene Weisen kennen und kann mitverfolgen, wie sie sich über die Jahre entwickelt. Es gibt außerdem zahlreiche Hinweise auf die Umgebung, auf Wälder und kleine Berge. Dies vermischt mit den Beschreibungen der Stadt ergibt letztendlich ein rundes Bild der Gegend.
Am besten vorstellen konnte ich mir durchweg das Stammhaus der Familie Langbein. Nicht nur von der Fassade und dem Garten, den angrenzenden Gebäuden hatte ich zahlreiche Bilder vor Augen, sondern auch von den einzelnen Räumen des Hauses. Zudem herrschte hier eine besondere Stimmung vor, die einerseits altmodisch war, aber auch irgendwie gemütlich und urig. Sehr ansprechend und das hat viel zum Charme des Hauses und den Szenen, die dort stattgefunden haben, beigetragen!

Vor allem Personen der Familie Langbein tauchen im Buch auf, man merkt deutlich, dass sie im Mittelpunkt stehen. Nur wenig außenstehende Figuren nehmen noch eine Rolle ein, die jedoch recht klein und nur selten für die weitere Handlung bedeutend ist. Viele der Protagonisten mochte ich gern, sie haben besondere und aussagekräftige Wesen erhalten und zeichnen sich in ihrem Auftreten, ihren Handlungen und Aussagen aus. Besonders hat es mir gefallen, dass durchweg Entwicklungen vorhanden sind und die Personen mit kleinen Spleens ausgestattet wurden, die immer wieder auftauchen. Dadurch kommen sie sehr lebendig und realitätsnah daher, bei einigen konnte ich mir gut vorstellen, dass sie tatsächlich gelebt haben.

Fazit
Nachdem ich das Buch nicht mehr aus dem Kopf bekommen hatte, war ich natürlich sehr gespannt darauf und die Leseprobe hatte ihr Übriges getan, dass ich letztendlich mit vielen Hoffnungen und Erwartungen in die Geschichte gestartet bin. Und ganz lange Zeit wurden diese auch vollkommen erfüllt und ich bin flüssig und mit viel Interesse durch die Handlung gekommen, mochte die Darstellungen der verschiedenen Zeiten und die einzigartigen Charaktere. Das Setting war traumhaft und die Schreibweise hat ihr Übriges getan, um mich so angenehm durch die Geschichte zu geleiten.
Ein wenig nachgelassen hat für mich die Spannung, aber auch mein Interesse, je mehr die DDR Zeit fortgeschritten ist. Diese Zeit kann mich in Büchern einfach nicht begeistern und ab hier waren die anderen Aspekte (Schreibweise, historische Details, … ) immer noch sehr angenehm, aber ich wurde von der Handlung nicht mehr ganz gefangen genommen. Sehr schade, ansonsten hätte sich der Roman wirklich zu einem wahren Highlight entwickeln können!
Trotzdem möchte ich eine dicke Empfehlung aussprechen. Allein für die unglaubliche Recherche der Autorin lohnt es sich, in die Story einzutauchen und mehr über die Herstellung von Puppen, aber auch über die Familie Langbein zu erfahren!

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Veröffentlicht am 26.01.2021

Die Zarin

Die Zarin
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Handlung
Katharina I., die zweite Ehefrau von Peter I. wird als Martha geboren, sie ist die Tochter von baltischen Leibeigenen. Sie wird von ihren Eltern verkauft, lernt das Leben mit seinen verschiedenen ...

Handlung
Katharina I., die zweite Ehefrau von Peter I. wird als Martha geboren, sie ist die Tochter von baltischen Leibeigenen. Sie wird von ihren Eltern verkauft, lernt das Leben mit seinen verschiedenen Nuancen kennen, muss immer wieder Rückschläge hinnehmen und kommt schließlich in Gefangenschaft, als Marienburg durch den Zaren eingenommen wird. Doch mit ihrem frechen Mundwerk, ihrer aufgeweckten und keineswegs verlegenen Art und ihrer Schönheit schafft es Martha schließlich, dass nicht nur die russischen Generäle sich nach ihr umdrehen. Auch der Zar Peter wird auf sie aufmerksam und kann sich nicht lange gegen ihre Verlockungen wehren. Martha gelingt es, den obersten russischen Herrscher so um ihren Finger zu wickeln, dass sie nicht nur seine Mätresse wird, sondern später auch seine Ehefrau, weshalb sie sich von nun an als Katharina bezeichnet. Doch trotzdem muss sie sich immer in Acht nehmen, sowohl vor Lästereien, als auch vor dem Zorn des Zaren. Schließlich weiß sie genau, wie schnell er sich seiner ersten Ehefrau entledigt hat und mit welch kritischem Blick sie betrachtet wird... Aber so schnell gibt Katharina nicht auf. Sie hat sich ihren Weg nach oben hart erkämpft und setzt alles daran, diesen Platz auch beizubehalten!

Meinung
Ich mag das Cover ganz gerne. Es ist auf jeden Fall perfekt an die Handlung angepasst und wirkt auch farblich sehr stimmig. Den Großteil des Bildes nimmt eine Dame ein, von der man lediglich den Rumpf sieht, welcher mit einem prächtigen Mantel / Kleid geschmückt ist. Das Kleidungsstück ist sehr würdevoll, es wirkt edel und schick, gleichzeitig merkt man, dass eine gesellschaftlich höhergestellte Person dargestellt wird.
Im Hintergrund sieht man noch einen winzigen Ausschnitt eines schlossähnlichen Gebäudes, eventuell handelt es sich hierbei um Petershof? Außerdem finde ich noch den Titel erwähnenswert, der in Gold gedruckt wurde und sehr edel wirkt, das Cover eindeutig nochmals aufwertet. Insgesamt also ein schönes und stimmiges Bild, welches gut auf den Inhalt zugeschnitten wurde.

Mir ist der Roman bereits in der Verlagsvorschau aufgefallen, der Titel ist mir direkt ins Auge gefallen und daraufhin wollte ich gern mehr über den Inhalt erfahren. Auch dieser hat meinen Geschmack getroffen und klang interessant, weshalb das Buch schnurstracks auf meine Wunschliste gewandert ist. Ich finde die russische Zarenfamilie sehr spannend und habe darüber bereits einige, wenige Bücher gelesen. Und mit jedem konnte ich mein Wissen erweitern und habe allerhand neue, interessante Fakten über die Personen, aber auch die Politik und Russland erfahren. Und genau diese Hoffnung hatte ich auch mit diesem Buch, weshalb ich sehr dankbar bin, es als Rezensionsexemplar erhalten zu haben. Daher ein großes Dankeschön an das Bloggerportal für die Bereitstellung des Buches!

Die Umschlaginnenseiten wurden ansprechend mit einer Karte und einem Stammbaum versehen. Die Karte bildet St. Petersburg ab, man erhält ein Gefühl von der Stadt und ihrer Ausweitung und kann schauen, inwieweit diese sich im Vergleich zum Anfang des Romans entwickelt hat und wie sie gewachsen ist.
Außerdem gibt es noch einen kleinen Stammbaum, wo sich auf die Zaren und ihre Thronfolger konzentriert wird. Anhand dessen kann man genau schauen, wer vor Peter I. auf dem Thron war und wer ihm folgen wird. Zudem werden immer noch die Regierungsjahre genannt und man kann sich einen ersten kleinen Eindruck von der russischen Zarenfamilie machen.

Ich hätte mir ein Personenverzeichnis gewünscht, wo auch die jeweiligen Titel und die Ämter, die sie begleiten, vermerkt sind. Anhand der Seitenanzahl, aber auch der teilweise komplizierteren und ähnlichen Namen wäre es hilfreich gewesen, wenn man auf ein solches hätte zurückgreifen können. Den Großteil der Namen konnte ich mir zwar schnell merken, aber einige waren doch etwas außergewöhnlicher und ich muss leider zugeben, dass ich teils das jeweilige Amt vergessen haben, was die jeweiligen Personen begleiten. Da hätte ein Verzeichnis der handelnden Personen wirklich sehr geholfen und hätte ein wunderbar passendes Begleitmaterial dargestellt.

Obwohl die Handlung für mich direkt spannend und interessant begann, brauchte ich einige Seiten, um mich nicht nur an die Situation, sondern auch an die Protagonisten und die Sprache zu gewöhnen. Zumal die Handlung mit einem Prolog startet, der ein kommendes Ereignis darstellt und sich die Geschichte erst danach dem Leben von Katharina I., damals noch Martha, widmet.
Sobald ich mich an die Schreibweise gewöhnt hatte, empfand ich sie als sehr angenehm und gut lesbar. Es gibt nicht nur von Entwicklungen und den Personen gute Beschreibungen, sodass man sich viele Szenen fein vorstellen kann. Auch das Setting wird mit leuchtenden Farben beschrieben und lässt viele Orte bildhaft werden. Diese Punkte regen natürlich nicht nur zum Weiterlesen an, sondern helfen auch damit, dass man sich mit den Protagonisten verbundener fühlt und ihnen gerne auf ihrem Weg folgt.
Ab und an werden slawische Worte in die Geschichte eingebunden. Mit zunehmender Handlung flaut dies ab, aber stets werden die Worte so erklärt, dass man den Zusammenhang versteht. Auch hierzu hätte ich mir vielleicht am Ende noch eine Art Glossar gewünscht, indem die Begriffe gesammelt werden und man die Bedeutungen noch mal auf einen Blick erfassen kann. An sich mochte ich die Einflechtung dessen gern, es hat dem Buch noch einen besonderen Charme verfasst und lässt die Handlung einen Hauch authentischer und lebhafter wirken.
Weiterhin hätte es mir gut gefallen, wenn es mehr Erwähnungen gegeben hätte, in welchem Jahr die folgende Handlung spielt. Selten gibt es dazu ein kleines Detail, meist oft gehen die Kapitel so ineinander über, dass man nicht unterscheiden kann, wie viel Zeit vergangen ist. Das hat mir etwas gefehlt, gerade anhand der unglaublichen Anzahl von ungefähr 730 Textseiten, hatte ich schnell das Zeitgefühl vergessen und war in dieser Hinsicht oft etwas planlos.
Stimmungstechnisch konnte der Roman vor allem mit negativen Gefühlen punkten. Nur sehr selten habe ich in dieser Hinsicht etwas gespürt, wenn freudige Ereignisse gefeiert werden. Stattdessen habe ich besonders in den Momenten, in denen Katharina Abscheu, Ekel oder Neid verspürt hat, auch etwas davon gespürt.

Es gibt selten einen Blick in die Zukunft, meist wird die Geschichte sehr geradlinig erzählt. Man lernt Katharina als junges Mädchen kennen und erfährt allerhand über ihren Lebenslauf, über Entwicklungen und Schicksale. In all dieser Zeit durchläuft sie viele Etappen und auch gesellschaftliche Schichten und man erlebt hautnah ihren Aufstieg mit. In den meisten Fällen empfinde ich die Kapitel immer ausreichend und gut beschrieben, man kann die Abfolgen gut nachvollziehen und zusammenfassend machen viele Ereignisse Sinn. Nur selten hatte ich das Gefühl, dass es mal eine Länge gibt und Kürzungen ganz sinnvoll gewesen wären.

Ich empfand es mal wieder als besonders, ein Buch mit einem Ich-Erzähler zu lesen. Das habe ich lange Zeit nicht gehabt und es war eine willkommene Abwechslung. So konnte man Katharina nicht nur gut kennenlernen und sich von ihr ein solides und weitreichendes Bild machen, sondern auch von ihren Gefühlen und Gedanken, Ängsten und Sorgen erfahren. Das hat mir häufig dabei geholfen, dass ich sie besser verstehen kann und auch menschlicher finde. Zudem erlaubt dies einen ungeschönten und offenen Blick auf die Politik und auf andere Personen, man versteht besser, was Katharina an einigen Menschen mag und was sie an anderen abstoßend und unsympathisch empfindet.

Vor allem anhand von politischen Ereignissen, aber auch durch die Lebensweise gibt es zahlreiche Einblicke in das historische Russland und man erhält dadurch viele Aussagen über die Vergangenheit. Anhand all dieser Szenen lässt sich ansatzweise nachvollziehen, wie stark sich die Autorin in die behandelten Themen eingearbeitet hat und das am Ende jeder Satz Hand und Fuß hat. Und durch die Fakten bekommt man auch einen kleinen Einblick in das Lebensgefühl und die Wünsche und Sorgen der Bevölkerung, kann nachvollziehen, was Peter I. alles für Pläne hatte und was er sich für sein Reich vorgestellt hat.
Ganz besonders eindrucksvoll dargestellt und ausführlich behandelt wird der Bau von St. Petersburg und die Meinungen der Menschen. Vom ersten Spatenstich bis zur in Blüte kommenden Stadt erlebt man den Bau und die Entwicklung mit und es war sehr spannend, dies zu beobachten und zu verfolgen.

Bei den Handlungsorten gibt es ebenfalls interessante Entwicklungen. Anfangs sind die Orte sehr einfach und ärmlich, je mehr Katharina jedoch aufsteigt und die Achtung von dem Zaren erhält, desto würdevoller und edler wird das Setting und die Personen, mit denen sich die künftige Zarin abgibt. Daher erlebt man als Leser sowohl bescheidene Katen mit dem Nötigsten und dem Leben auf engsten Raum, als auch riesige Paläste mit allerhand Dienstboten mit. Man kann sich von verschiedenen Lebensweisen ein Bild machen und verfolgen, wie groß die Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Schichten sind.

Für mich hat sich die Geschichte durchweg als spannend gestaltet. Ich muss zugeben, dass ich über Peter I., seine Frau oder die russische Politik nur wenig weiß. Grob kenne ich mich mit den Reformen des Zaren aus, ein-zwei Fakten kann ich auch zu der Entstehung von St. Petersburg nennen, das war es auch schon. Daher wusste ich nicht, wie der Roman enden wird, welche Probleme für Katharina während ihres gesellschaftlichen Aufstiegs entstanden sind und was als nächstes geschehen könnte. Vieles war für mich Neuland und ich hatte davor noch nie von manchen Dingen und Ereignissen gehört. Auf jeden Fall wurde mein Interesse angeregt, mich auch nach dem Beenden des Buches noch ein wenig mit manchen Fakten, aber auch Personen zu befassen und noch mehr über ihr Leben zu erfahren.

Ein großer Teil der Figuren ist historisch verbürgt und hat tatsächlich mal gelebt. Nur wenige scheinen erfunden zu sein, zumindest habe ich zu ihnen nichts im Internet gefunden.
Es gibt gute Entwicklungen, gerade bei Katharina ist dies sehr interessant zu betrachten, da man ihrem Charakter am Ende am vertrautesten gegenübersteht. Doch auch die anderen Protagonisten werden nicht nur älter, sondern auch reifer und zeigen sich reflektierter.
Solche Personen, die häufiger auftreten haben ausgefeiltere und unvergleichliche Wesen erhalten, es wurde eindeutig, dass sich mit ihrer Zeichnung viel Zeit gelassen wurde, um sie so besonders und tiefgehend zu gestalten. Das ist bei den meisten auch gelungen, sie haben starke Charaktere bekommen und eigene Attribute, die sie einzigartig und damit herausstechend machen.
Man merkt wirklich, dass nur bei solchen Personen, die eine eher unwichtigere Rolle einnehmen und die nur selten oder für eine kurze Zeit auftreten, eine oberflächlichere und lockerere Darstellung genutzt wurde. Sie wurden mit deutlich einfacheren Merkmalen ausgestattet und teils kann man anhand ihres Auftretens schon vorher erkennen, ob sie nur einen kurzen Auftritt haben oder noch mehrmals auftauchen werden.

Fazit
Ich hatte ja eingangs bereits gesagt, mit welcher Erwartungshaltung ich an das Buch ran gegangen bin. Ich wollte ganz viel über die tatsächliche Geschichte von Katharina I. wissen, über ihr Leben und ihre Ehe mit dem Zaren, sowie über dessen Politik und die Gesellschaft. Genau diese Punkte wurden auch sehr ausführlich angesprochen und geben spannende und tiefe Einblicke in die Handlungszeit. Es war ein unglaubliches Erlebnis, so tief in die Gesellschaft einzutauchen und sie ein Stück weit hautnah mitzuerleben!
Ein paar kleine Kritikpunkte habe ich bereits angemerkt, die meinen Lesefluss jedoch nicht sonderlich gestört haben. Trotzdem bin ich ohne große Probleme durch die Handlung gekommen und habe jetzt sehr große Lust, wieder mehr über die russische Zarenfamilie zu lesen und zu erfahren. Ein tolles und sehr gut recherchiertes Werk, das informative und anregende Lesestunden bietet!

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Veröffentlicht am 14.01.2021

Die Schwestern Chanel

Die Schwestern Chanel
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Handlung
Frankreich 1897
Gabrielle und Antoinette Chanel haben kaum den Tod der Mutter verkraftet, da werden sie auch schon vom Vater ins Waisenheim gegeben. Strenge Regeln, Armut, harte Arbeit und Standesunterschiede ...

Handlung
Frankreich 1897
Gabrielle und Antoinette Chanel haben kaum den Tod der Mutter verkraftet, da werden sie auch schon vom Vater ins Waisenheim gegeben. Strenge Regeln, Armut, harte Arbeit und Standesunterschiede prägen von nun an ihr Leben. Allerdings möchte Coco sich nicht anpassen und erkämpft sich mit viel Ausdauer immer mehr Freiheit. Antoinette betrachtet ihre ältere Schwester mit bewundernden und neidischen Blicken und und begleitet sie auf ihrem Weg zur Modemacherin, befindet sich immer tatkräftig an ihrer Seite. Die Schwestern Chanel werden berühmt und erfolgreich, trotzdem sehnen sich beide nur nach dem einen: Nach Liebe.

Meinung
Ich mag das Cover recht gerne, auch wenn es mir einen Hauch zu verblasst und altmodisch ist. Gerade mit dem oberen blauen Teil kann ich nur wenig anfangen, er ist mir zu verwaschen und undeutlich. Dagegen mag ich das Bild ab unterhalb der Mitte gern, hier zeigen sich zwei Damen, eindeutig die Schwestern Chanel, selbstbewusst und schauen den Betrachter offen an. Man kann auch sehr gut unterscheiden, welche von den beiden Personen Coco Chanel darstellen soll, sie ist einen Hauch moderner gekleidet und trägt einen ihrer bekannten gestreiften Pullover, ein Kleidungsstück, welches sie berühmt gemacht hat.
Insgesamt lässt mich das Cover etwas zwiegespalten zurück, einerseits mag ich es, andererseits ist es mir zu verwaschen und ich kann mich gerade mit den Farben des Himmels irgendwie nicht anfreunden.

Wie auch so viele andere Bücher ist mir auch dieser Roman bereits in der Verlagsvorschau aufgefallen und stand seitdem auf meiner Wunschliste. Schon der Fakt, dass es sich hier um tatsächliche Lebensgeschichten handelt und man noch mehr Einblicke in das Leben der berühmten Modeschöpferin Coco Chanel erhält, hat mich überzeugen können und den Wunsch geweckt, das Buch zu lesen. Daher möchte ich dem HarperCollins Verlag ein herzliches Dankeschön aussprechen, dass ich den Roman von Judithe Little als Rezensionsexemplar erhalten habe.

Insgesamt wird der Roman in sechs Teile gegliedert, die jeweils mit wenigen Worten das Folgende prägnant zusammenfassen, ohne dabei zu viel von der Handlung zu verraten. Auf diesen Seiten ist auch stets genannt, über welchen Zeitraum sich die folgende Handlung erstreckt und man erhält auf diese Weise einen Rahmen, wo man sich grob orientieren und verfolgen kann, wie alt die Figuren mittlerweile sind und wie viel Zeit seit dem Beginn der Handlung vergangen ist.
Das war wirklich hilfreich und wichtig, immerhin vergehen im gesamten Buch 24 Jahre, die Geschichte startet im Jahr 1897 und endet 1921. Ohne diese Anhaltspunkte wäre es für mich unmöglich gewesen einzuschätzen, wie viele Jahre mittlerweile vergangen sind und in diesem Punkt wäre ich verloren gewesen. Ich bin daher sehr froh, dass es diese Benennungen gibt, zumal sich so nicht nur die Figuren besser einschätzen lassen und man genauer schauen kann, wie sie sich weiterentwickeln, sondern die Geschichte lässt sich historisch auch besser einordnen.

Für meinen Geschmack gab es einen angenehmen Start in den Roman, er fiel weder zu hektisch, noch zu kurz aus. Man kann sich ein erstes Bild von den Protagonisten machen, sie in Ruhe kennenlernen und langsam in die Geschichte finden. Es gibt erste Informationen über das bisherige Leben von Antoinette und Coco und verwandtschaftliche Beziehungen werden aufgezeigt. Das alles hat zu einem guten ersten Eindruck beigetragen und daraufhin habe ich mich sehr auf die weiteren Seiten gefreut.
Durchweg hat mir die Sprache sehr gut gefallen. Sie war meist einfach und damit leicht lesbar gehalten und hat ein rundes und umfassendes Bild der Situation, aber auch von den Protagonisten gemalt. Anhand vieler genauer Beschreibungen konnte ich mir vor allem die Personen, aber auch viele Handlungsorte gut vorstellen und mochte viele kleine Details, die in die Schreibweise mit eingeflossen sind.
Ab und an gibt es eine Einstreuung von Fachbegriffen, die den betreffenden Abschnitt ein wenig anspruchsvoller gemacht hat. Jedoch sind diese Begriffe auch nicht zu hochtrabend gewählt und mir waren sie alle bekannt.
Was ich noch sehr mochte waren die französischen Worte, die immer wieder mal vorgekommen sind und sich wie ein roter Faden durch die Geschichte gezogen haben. Auch hier handelt es sich um Ausdrücke, die entweder bekannt sind oder anhand derer man sich ohne Probleme eine Übersetzung selbst zusammenreimen kann. Das war eine sehr schöne Idee, die einen Hauch des französischen Lebensgefühls in die Handlung gebracht hat und der Schreibweise einen besonderen Touch verliehen hat.

Ich empfand es anfangs als sehr überraschend, dass die Ereignisse nicht auf der Sicht von Coco, sondern aus der Sichtweise ihrer Schwester beschrieben sind. Sie fungiert als Ich-Erzähler und ist der Mittelpunkt der Handlung. Es war interessant, die berühmte Modeschöpferin mal aus einem anderen Blickwinkel zu sehen und erleben und sich von ihr auf diese Weise ein Bild zu machen. Bisher ist sie mir in Romanen immer als die Person im Fokus begegnet und nun war es mir möglich, mir einen ganz neuen Eindruck ihrer Persönlichkeit zu verschaffen.

Immer wieder wurden in einigen Abschnitten historische Details in die Handlung eingebunden, anhand derer man sich gut ein Bild davon machen konnte, was die Bevölkerung gerade so beschäftigt. Dazu gehört natürlich der Erste Weltkrieg, der im Roman angeschnitten wird, aber auch über Probleme und Sorgen, die es innerhalb einer Stadt gibt. Dabei war mir manches neu, so habe ich tatsächlich noch nie vom Seinehochwasser 1910 gehört und fand die Darstellung dessen sehr spannend und gelungen.
Anhand solcher Momente merkt man auch, was für eine Recherchearbeit hinter dem Roman steckt. Nicht nur durch die Protagonisten, die tatsächlich gelebt haben, lässt sich die Arbeit hinter der Geschichte nachvollziehen, sondern auch durch die historischen Ereignisse in Frankreich und der Welt.

Es gibt ein abwechslungsreiches Setting, wobei nur ein kleiner Teil der Kapitel außerhalb von Frankreich spielt. Ansonsten werden verschiedene Städte in Frankreich besucht, man lernt sowohl das Leben hinter Klostermauern kennen, das einfache Leben in kleinen und billigen Zimmern, als auch das feine Leben im Schloss. Man lernt dadurch Klassenunterschiede kennen und ich finde, durch die verschiedenen Settings zeigen sich auch unterschiedliche Lebensweisen von den Menschen.
Den Großteil der Handlungsorte empfinde ich als gut und ausreichend beschrieben, ich hatte bei vielen Orten kleine Bilder vor Augen und konnte mir auch die Protagonisten darin gut vorstellen. Lediglich die Settings in den letzten zwei Teilen des Buches haben mich nicht so überzeugt, sie waren im Gegensatz zu den Abschnitten in Frankreich etwas blass und mit weniger bildhaften Worten beschrieben. Dadurch verströmten sie eine kalte Stimmung und konnten nicht mit den anderen Spielorten mithalten.

Es tritt eine Vielzahl an Protagonisten, wobei nur die wenigsten den Leser durch den ganzen Roman begleiten. Oft sind es Genossen, die die Figuren auf einem kleinen Stück ihres Weges begleiten und sie dann wieder verlassen. Nur wenige Personen folgen Coco und Antoinette über einen längeren Zeitraum, daher lässt sich die Zahl der wichtigen Personen stark eingrenzen.
Vielen wurden zwar einzigartige Züge verliehen, doch dies geschah meist nur bei den Personen, die man über einen längeren Zeitraum begleitet. Solche, die nur eine kleine Nebenrolle spielen haben keine besonderen Attribute erhalten und zeichnen sich durch ein einfaches und meist freundliches Auftreten aus.
Mir fehlte irgendwie eine Lebhaftigkeit, die mit den Protagonisten, aber auch mit freudigen Momenten einhergeht. In dieser Hinsicht habe ich leider gar nichts gespürt und das hat am Ende auch dazu beigetragen, dass ich mit den Figuren nicht so ein Verhältnis eingehen konnte, wie ich es gern gehabt hätte. Sie wirkten zwar meist authentisch, aber ihnen hat etwas mitreißendes gefehlt, zudem ist es mir schwergefallen, ihre Gedanken und Handlungen nachzuvollziehen, die für mein Gefühl nicht immer passend waren. Ich habe mich schwer getan, sie als Menschen zu sehen, nur selten gab es Emotionen und daher wirkten viele Personen, allen voran Coco, irgendwann aber auch Antoinette wie Roboter. An keiner Stelle in der Handlung habe ich mich mit ihnen gefreut, nie mitgelitten. Ein paar mehr menschliche Züge und Momente hätten der Geschichte gutgetan.

Fazit
Die Idee und auch der Großteil der Umsetzung haben mir wirklich gut gefallen und mich auch überzeugen können. Aber für mich sind die Geschichte und vor allem die Protagonisten nicht ganz ausgereift und es somit gibt ein-zwei Punkte, die ein wenig Verbesserungsbedarf benötigen würden.
Auf jeden Fall bietet der Roman einen interessanten und abwechslungsreichen Blick auf Coco Chanel und erzählt gleichzeitig die Geschichte ihrer Schwester, von der ich bisher noch nie etwas gehört hatte. Ein informatives Buch, was mir unterhaltsame und schöne Lesestunden beschert hat!

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Veröffentlicht am 03.01.2021

Dash&Lily - Ein Winterwunder

Dash & Lily - Ein Winterwunder
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Handlung
In seiner Lieblingsbuchhandlung entdeckt Dash ein geheimnisvolles Notizbuch, welches sofort sein Interesse weckt. Ein Mädchen namens Lily möchte mit dem Finder in Kontakt kommen und anhand des ...

Handlung
In seiner Lieblingsbuchhandlung entdeckt Dash ein geheimnisvolles Notizbuch, welches sofort sein Interesse weckt. Ein Mädchen namens Lily möchte mit dem Finder in Kontakt kommen und anhand des Buches den jeweils anderen kennenlernen. Dash geht darauf ein und bald teilen sie sich nicht nur ihre Gedanken, Träume und Ängste, sondern stellen sich gegenseitig Aufgaben, die sie quer durch die Stadt führen. Allerdings zögern beide ein persönliches Treffen heraus...

Meinung
Das Cover zeigt die zwei Titelfiguren in ihrer Darstellung der gleichnamigen Netflix-Serie. Sie sehen anders aus als es im Roman beschrieben wird, gerade Lily hat vollkommen andere Züge erhalten. Gleichzeitig werden einige im Buch angesprochene Details auch schon im Cover angesprochen, sei es das Notizbuch, der Kleidungsstil der Beiden oder die Haltung und das Auftreten. Im Vordergrund stehen eindeutig die zwei Personen, der Hintergrund bietet eine wunderschöne winterliche Straße mit Lichtern, Schneeflocken und Tannenbäumen. Insgesamt mag ich das Cover wirklich gern, es sagt viel aus und ist stimmig gestaltet.

Anfang Dezember hatte ich mit der Netflix-Serie begonnen und schon nach den ersten vielleicht drei Folgen stand für mich fest, dass ich auch den Roman lesen möchte, den ich bis dato schon öfters auf Instagram gesehen habe. Schließlich habe ich mir das Buch auf einen Gutschein geholt, den ich von meinen lieben Kolleginnen geschenkt bekommen habe und mir gedacht, dass es eine optimale Lektüre für die Weihnachtstage darstellt.

An Heiligabend habe ich den Roman begonnen und eigentlich gedacht, dass ich es locker innerhalb von vielleicht drei- vier Tagen lesen werde. Den anhand der Serie, die mir wirklich gut gefallen hat und die ich sehr empfehlen kann, hatte ich einige Erwartungen an das Buch und die Haltung, dass es mindestens genauso gut wird wie die Serie. Letztendlich allerdings bin ich ziemlich schleppend mit dem Lesen vorangekommen, über die Weihnachtstage hatte ich nie viel Lust dazu, ein Buch in die Hand zu nehmen und auch danach hat es einige Zeit gedauert, bis mich die Handlung fesseln konnte. Dies geschah erst im letzten Drittel und ab da hatte ich viel Freude beim Lesen und bin flüssig durch die Geschichte gekommen. Bis dahin war die Handlung manchmal etwas zu langatmig und schleppend, ein paar Kürzungen hätte ich als positiv empfunden.

Mir der Schreibweise musste ich mich erst einmal anfreunden, aber bereits nach kurzer Zeit hatte ich keine Probleme mehr und bin gut durch die Geschichte gekommen. Ab und an waren mir die Sätze ein wenig zu kastig und lang, aber auch das hat sich mit der Zeit gegeben und am Ende ist mir dieser Aspekt auch gar nicht mehr aufgefallen. Es war eine Gewohnheitssache, die ich bei den letzten Romanen, die ich gelesen habe, nicht hatte und irgendwann sind mir die langen und viel aussagenden Sätze nicht mehr so stark aufgefallen, sondern ich habe mich vollkommen auf die Handlung konzentrieren können.
Die Sprache ist nicht zu einfach gestaltet, immer wieder wurden Fachbegriffe genutzt, deren Bedeutung mir teilweise unbekannt war und bei denen ich es gut gefunden hätte, wenn irgendwo, vielleicht im Anhang eine Erklärung dazu zu finden gewesen wäre. Aber irgendwie mochte ich den Anspruch, der dadurch gegeben wurde, er ist eigentlich ziemlich untypisch für ein Jugendbuch und macht aus ihm eine anspruchsvollere Lektüre, als anfangs gedacht.

Als Setting dient durchweg New York, man lernt verschiedene Seiten der Stadt kennen und es war schwer, die Dimensionen zu erahnen. Trotzdem mochte ich die Handlungsorte wirklich gerne, obwohl sie nur mir wenigen Worten beschrieben sind, konnte ich mir die Räume, Gebäude und Stadtteile gut vorstellen und hatte teils auch die Bilder der Serie vor Augen, was in diesem Punkt wirklich gut gepasst hat.

Die Erzählung wechselt immer zwischen zwei Perspektiven. Lily und Dash bekommen jeweils ihre eigenen Kapitel, in denen man verfolgen kann, wie sie auf die Nachrichten im Notizbuch reagieren werden und gleichzeitig erhält man Informationen über das Familienleben, den Charakter und über Freundschaften und Hobbys. Auf diese Weise wird die Handlung für mich nie langweilig, wenngleich ich zugeben muss, dass manche Abschnitte gern ein wenig kürzer und knackiger hätten ausfallen können. Ich mochte die Abwechslung, die mit diesen Perspektivenwechseln einhergeht und zudem war es interessant zu sehen, wie Dash und Lily den jeweils anderen einschätzen und was für eine Wirkung sie aufeinander haben.

Die Handlung erstreckt sich auf rund anderthalb Wochen. Sie setzt kurz vor dem Weihnachtsfest, am 21.12. ein und endet mit dem 01.01. In dieser Zeit wird jeder Tag kurz angesprochen und man kann verfolgen, welche Aktivitäten die beiden Jugendlichen unternehmen und wie sie Weihnachten verbringen, welche Traditionen herrschen und in welchen sozialen Gruppen sie sich aufhalten. Manche Tage haben ausführlichere Beschreibungen erhalten, andere sind kürzer gehalten und geben nur das Wichtigste bekannt. Ich mag es, wie man den Handlungszeitraum so genau eingrenzen kann und das am Anfang eines jeden neuen Kapitels stets angegeben wurde, an welchem Tag die Handlung stattfindet. Das verschafft zeitliches Gespür und die Geschichte erhält einen Rahmen.

Im Vorhinein hatte ich bereits auf Instagram ein paar Meinungen gesehen und mir diese dann auch durchgelesen. Und oft wurde kritisiert, dass die Personen nicht greifbar und lebendig genug beschrieben wurden, sie nicht genügend Tiefe hätten. Anfangs habe ich den Eindruck geteilt, doch mit fortschreitender Handlung änderte sich mein Empfinden. Ich finde, dass die Figuren mit der Zeit immer stärker auftreten und immer einzigartiger werden, mehr Gesichter und Gefühle zeigen und dadurch überzeugen können. Allen voran Dash und Lily wurde viel Leben eingehaucht, sie offenbaren sich dem Leser immer stärker und man erfährt viel davon, was sie bewegt und auch wie ihr Leben außerhalb und vor dem Notizbuch aussah. Ich bin der Meinung, dass gerade die Beiden viele Gefühle zeigen und man deutlich merkt, dass sie stärker gezeichnet wurden und eindeutig als Hauptfiguren herausstechen.
Die anderen Protagonisten haben eine einfache Darstellung erhalten, auch ihnen wurden besondere Merkmale verliehen, die aber nicht in so einem großen Umfang wie bei Dash und Lily vorkommen. So war es mir möglich, mir von ihnen ein Bild zu machen und sie einzuschätzen, sie nahmen den Fokus nicht von den beiden Hauptpersonen und trotzdem waren sie keineswegs zu stereotyp oder einfach gestaltet.

Leider empfand ich die Stimmung nicht als so mitreißend und stark, wie ich es mir erhofft hatte. Ab und an kam ein Hauch davon auf und man konnte sowohl emotionale Momente, als auch eine winterliche oder weihnachtliche Atmosphäre wahrnehmen, aber oft war dies nicht der Fall und die Geschichte wurde klar und ohne Schnick-Schnack erzählt. Einerseits fehlen mir ein wenig die Stimmungen, für meinen Geschmack hätten sie gern stärker und umfangreicher ausfallen können, gleichzeitig mag ich die Geradlinigkeit, die dem Roman in diesem Punkt beiliegt. Irgendwie passt es zu den Protagonisten, gerade zu Dash und seiner meist ziemlich ernsten Art.

Fazit
Ich muss ehrlich sagen, dass mir die Netflix-Serie deutlich besser gefallen hat und ich wohl auch anhand dieser hohe Erwartungen hatte, die halt leider nicht ganz erfüllt wurden. Wenn ich das Buch ohne dieses Vorwissen gelesen hätte, wäre meine Meinung vielleicht eine andere gewesen und mich hätte die Geschichte mehr überzeugen können. So gab es kleine Punkte, die ich nicht als perfekt empfand und für die ich gesamt einen Stern in meiner Bewertung abziehe.
Im Buch war am Ende noch eine Leseprobe für die Fortsetzung und diese hat mir auf Anhieb gefallen. Ich mag den kurzweiligeren Erzählstil und finde, dass interessante Ausgangssituation gegeben ist, die mir gefällt und mein Interesse geweckt hat. Aus diesem Grund möchte ich die Fortsetzung irgendwann unbedingt lesen und erhoffe mir, dass sie mich dann noch mehr überzeugen wird als dieser erste Band.

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