Cover-Bild Sprich mit mir
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25,00
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  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Sonstiges
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 25.01.2021
  • ISBN: 9783446269156
T.C. Boyle

Sprich mit mir

Roman
Dirk van Gunsteren (Übersetzer)

Wer ist menschlicher? Der Mensch oder der Affe? - "Wohl einer von Boyles besten – und traurigsten – Romanen, ein Buch, das die Grenzen zwischen Mensch und Tier auflöst." Irene Binal, Neue Zürcher Zeitung

Sam, der Schimpanse, den Professor Schermerhorn in eine TV-Show bringt, kann in der Gebärdensprache nicht nur einen Cheeseburger bestellen, sondern auch seinen Namen sagen. Wie ein Kind wächst er umsorgt von Wissenschaftlern auf. Als die schüchterne Aimee dazu stößt, entspinnt sich eine einzigartige Beziehung: Sam erwidert ihre Gefühle und entwickelt sich regelrecht zu einem Individuum. Als jedoch die Vision Schermerhorns, der an das Menschliche im Tier glaubt, keine Schule macht, wird er für Tierexperimente von einer anderen Universität beschlagnahmt. Aimee ist am Boden zerstört und fasst einen verrückten Plan. T.C. Boyle geht ebenso komisch wie mitfühlend der Frage nach, ob uns Tiere ähnlicher sind, als wir vermuten.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2021

Unterhaltsamer und nachdenklich stimmender Roman

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MEINE MEINUNG

„Sprich mit mir“ ist das neueste Werk des US-amerikanischen Schriftstellers T. C. Boyle, der sich im deutschsprachigen Raum einer großen Fan-Gemeinde erfreut und von vielen als „Rockstar ...

MEINE MEINUNG

„Sprich mit mir“ ist das neueste Werk des US-amerikanischen Schriftstellers T. C. Boyle, der sich im deutschsprachigen Raum einer großen Fan-Gemeinde erfreut und von vielen als „Rockstar amerikanischer Literatur“ gefeiert wird.
Es ist ein vielschichtiger und sehr nachdenklich stimmender Roman mit einer komplexen Handlung, die vor dem Hintergrund der aus heutiger Sicht recht fragwürdigen Primatenforschung Ende der 1970ger bis Anfang der 1980ger Jahre angesiedelt ist – jenen Zeiten also, in denen es sehr populär war, als Mensch verkleidete Schimpansen in Fernsehshows zu präsentieren, um damit Quote zu machen. Zweifellos ist Boyle erneut ein unterhaltsamer und spannender Page Turner gelungen, den man bald nicht mehr aus der Hand legen kann.
Im Mittelpunkt der sehr fesselnden Geschichte steht ein interessantes Forschungsprojekt, bei dem die sprachliche Kommunikationsfähigkeit von Schimpansen untersucht werden soll. So tauchen wir allmählich in das ehrgeizige Fremdpflegeexperiment des Verhaltensforschers Professor Schemerhorn ein, das auf einer entlegenen Farm mit abwechselnden wissenschaftlichen Assistenten durchgeführt wird. Dort dreht sich alles um den 2jährigen Schimpansen Sam, der in seiner „Pflegefamilie“ lernen soll, sich mittels Gebärdensprache zu verständigen. Vor allem der schüchternen Studentin Aimee gelingt es bald, eine ganz besonders innige, mütterlich liebevolle Beziehung zu Sam aufzubauen und sich mit ihm zu verständigen.

Geschickt hat Boyle seine Geschichte in drei verschiedenen Erzählperspektiven, nämlich die von Guy, Aimee und schließlich auch von Sam, angelegt, so dass wir unterschiedliche, hochinteressante Sichtweisen von den Geschehnissen er- und durchleben können. Mit einem raffinierten erzählerischen Trick lässt Boyle uns schrittweise auch in die überraschende Erlebnis- und Gedankenwelt von Sam eintauchen. In Versalien hervorgehobene Schlüsselworte wie ESSEN, RAUS, BETT oder ANGST kennzeichnen Sams recht beschränkten Wortschatz aus der Gebärdensprache. Auch wenn diese Perspektive wenig authentisch und wissenschaftlich nicht belegbar ist, ist es doch äußerst faszinierend mehr über Sams Wahrnehmungen, sein außerordentliches Abstraktionsvermögen und seine Emotionen mit einer großen Bandbreite von Angst, Eifersucht, Liebe, Hass und Zuneigung zu erfahren. Äußerst bestürzend ist es mitzuerleben, unter welchen grausamen Bedingungen diese hochintelligenten Tiere ihr Leben als Versuchstiere hinter Gittern fristen müssen.

Insbesondere die mitreißende Handlung um den jungen, cleveren Schimpansen Sam, der nie Kontakt zu seinen Artgenossen hatte, wie ein menschliches Kleinkind aufgezogen wird und sich entsprechend verzogen auch gebärden kann, ist äußerst lebendig geschildert und amüsant zu lesen. Rasch schließt man Sam in sein Herz und folgt voller Mitgefühl sowie mit unguten Vorahnungen in Bezug auf sein Schicksal der aufwühlenden und immer tragischer werdenden Geschichte. Trotz vieler humorvoller Passagen, die immer wieder zwischendurch aufblitzen und mich schmunzeln ließen, hat mich der Roman sehr betroffen und nachdenklich zurückgelassen.

Boyle ist es sehr anschaulich und eindrücklich gelungen, seinen Protagonisten Sam sehr vielschichtig und empathisch, wenn auch aus einer menschlichen Betrachtungsebene darzustellen. Als etwas enttäuschend empfand ich es allerdings, wie eindimensional und vorhersehbar die übrigen Charaktere angelegt wurden. Bei einigen von ihnen hätte ich mir doch etwas mehr Nuancen und Tiefe sowie vielleicht eine überraschende, charakterliche Weiterentwicklung gewünscht.

FAZIT
Ein mitreißend und humorvoll erzählter Roman mit einer unterhaltsamen und zu zugleich bedrückenden Geschichte, die von der Verhaltensforschung mit Primaten in der 1980ger Jahren inspiriert ist. Eine bemerkenswerte Lektüre trotz kleinerer Schwachstellen, mit seinen ethischen Fragestellungen noch lange nachhallt und nachdenklich stimmt!

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Veröffentlicht am 20.04.2021

Berührend, aber auch ziemlich traurig

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Die Geschichte im Buch„Sprich mit mir“ von T.C. Boyle ist interessant und wirft zugleich grundlegende philosophische Fragen, wie z.B. was uns als Menschen eigentlich ausmacht, auf. Die Perspektiven wechseln ...

Die Geschichte im Buch„Sprich mit mir“ von T.C. Boyle ist interessant und wirft zugleich grundlegende philosophische Fragen, wie z.B. was uns als Menschen eigentlich ausmacht, auf. Die Perspektiven wechseln kapitelweise immer wieder, zwischen dem Schimpansen Sam und seinen menschlichen Begleitern und Gegenspielern, hin und her. Besonders gelungen fand ich tatsächlich Sams dargestellte Gedankenwelt und Emotionen, so dass ich ihn schnell ins Herz schloss. Die Menschen kamen hingegen fast durchgehend schlecht in dieser Geschichte weg und waren mir stellenweise auch etwas zu eindimensional dargestellt. Der Schreibstil liest sich wiederum leicht und flüssig und passte sich den jeweiligen Charakteren im sprachlichen Ausdruck immer wieder auf Neue an. Hier merkte man schnell, das Können und auch die Erfahrung des Autors. Die Handlung konnte mich durchgehend fesseln, wobei sie mich aufs Ende hin aber auch zunehmend deprimierte, da die Situation immer auswegloser wurde. Allerdings wirkte das Buch so aber auch authentischer und lebensnaher, da nichts beschönigt wird. Es eignet sich für alle Leser*innen, welche auch vor anspruchsvolleren Geschichten die nachdenklich machen, nicht zurückschrecken und sich auf dieses besondere Gedankenspiel einlassen wollen.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Mensch und Tier

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Durch Zufall erfährt die Studentin Aimee von Professor Schemerhorn und dem Schimpansen Sam, der mit dem Professor zusammen wohnt und wie ein Kleinkind in dessen Familie umsorgt wird. Sam kann in Gebärdensprache ...

Durch Zufall erfährt die Studentin Aimee von Professor Schemerhorn und dem Schimpansen Sam, der mit dem Professor zusammen wohnt und wie ein Kleinkind in dessen Familie umsorgt wird. Sam kann in Gebärdensprache sprechen, es ist ein spannendes Experiment, das der Professor mit dem jungen Schimpansen auf die Beine gestellt hat. Doch dann wird Sam für Tierexperimente an eine andere Universität gebracht. Aimee hat den Schimpansen so sehr ins Herz gefasst, dass sie einen verrückten Plan schmiedet.

Wie menschlich ist ein Schimpanse, der Seinesgleichen gar nicht kennt, sondern rein unter Menschen aufgewachsen ist und mit ihnen die Welt begreifen gelernt hat? T.C. Boyle lässt sich Zeit, die Geschichte zu entwickeln und dabei seine Gedanken zu unserem Umgang mit Tieren zur Sprache zu bringen. Nicht immer konnte ich mit den menschlichen Protagonisten in ihren Handlungen mitgehen, vor allem Aimee erscheint mir in vielem zu naiv, andererseits steht sie aber zu ihren Entscheidungen. Als Fazit bleibt zum Schluss die ethische Frage, wie wir Menschen mit Tieren umgehen.

Diese spannende Geschichte um Tier und Mensch empfehle ich sehr gerne weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Eindrucksvoller Roman

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Romanthemen. In "Sprich mit mir" beschäftigt er sich mit einem Forschungsprojekt, das darauf hinausläuft, einen jungen Schimpansen wie ein menschliches Kind groß zu ziehen und ihm Sprache beizubringen. ...

Romanthemen. In "Sprich mit mir" beschäftigt er sich mit einem Forschungsprojekt, das darauf hinausläuft, einen jungen Schimpansen wie ein menschliches Kind groß zu ziehen und ihm Sprache beizubringen. Sam lernt, sich mit Hilfe einer Gebärdensprache mit seinen menschlichen Bezugspersonen zu verständigen. Die Studentin Aimée, als Helferin in das Unternehmen eingebunden, entwickelt eine große Liebe und Fürsorge für Sam. Doch dann wird das Projekt aus wirtschaftlichen Erwägungen von Sams Besitzer Moncrief abgebrochen und Sam zurück in einen Käfig verbracht. Hier erwartet ihn, ebenso wie die anderen dort lebenden Menschenaffen, der Verkauf an ein Tierversuchslabor. Aimée will das nicht zulassen und schmiedet einen Plan - mit unabsehbaren Folgen.
Sehr effektiv beschreibt der Autor die einzelnen Situationen aus unterschiedlichen Perspektiven, wechselweise aus der menschlichen und Sams. Und Boyle geht über das Thema des möglichen Spracherwerbs noch hinaus. Er stellt nicht nur den moralischen Aspekt von Tierversuchen auf den Prüfstein, sondern wirft Fragen nach Sams Selbst-Bewusstsein auf, zeigt die Folgen seiner menschlichen Erziehung und den Widerstreit zwischen seinen Gefühlen und seiner Schimpansennatur. Worin besteht die Grenze zwischen Mensch und Tier? Ist es vertretbar, dass Menschen sich so anmaßend und überheblich der Natur gegenüber verhalten? Auch, wenn er es nicht ausdrücklich ausspricht: Boyle fordert Respekt vor allen Lebewesen. Schon für Charles Darwin war klar: „Die Tiere empfinden wie der Mensch Freude und Schmerz, Glück und Unglück; sie werden durch dieselben Gemütsbewegungen betroffen wie wir.“

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Veröffentlicht am 04.03.2021

Ein Affe wird zum geliebten Freund

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Im Rahmen eines einzigartigen Experiments nimmt das Wissenschaftlerehepaar Schemerhorn das Schimpansenbaby Sam bei sich auf, um es wie ein Kind zu erziehen. Es lernt die (Gebärden-)Sprache, Essen, Trinken, ...

Im Rahmen eines einzigartigen Experiments nimmt das Wissenschaftlerehepaar Schemerhorn das Schimpansenbaby Sam bei sich auf, um es wie ein Kind zu erziehen. Es lernt die (Gebärden-)Sprache, Essen, Trinken, auf Toilette gehen. Doch als seine engste Bezugsperson verschwindet, zerbricht die Illusion eines menschgewordenen Affen: Sam, zwei Jahre, tobt und rast. Erst mit dem Auftauchen der Studentin Aimée kehrt wieder Frieden ein und zwischen den Beiden entsteht eine ganz besondere Beziehung. Doch leider ist dies nicht von Dauer.
Obwohl Sam durch Fernsehauftritte einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt und seine Fähigkeiten zweifelsfrei anerkannt werden, wird die finanzielle Unterstützung dieses Experiments beendet. Sam muss in eine Art Forschungslabor, in einen Käfig, gefangen, gemeinsam mit anderen Affen. Doch Aimée will das nicht akzeptieren.

Die Guten und Bösen sind fast schon ein bisschen klischeehaft dargestellt: Der böse Professor mit schwarzer Augenklappe, der seine Affen ausschließlich als Dinge betrachtet, ob sie nun sprechen können oder nicht. Die herzensgute Aimée, die bis zur Selbstaufopferung liebt. Und der Wissenschaftler Schemerhorn, der deutlich diffuser dargestellt wird, obwohl dennoch schnell klar ist, in welche Richtung sein Handeln gehen wird.

Trotzdem ist T.C. Boyle in diesem Buch ein wirkliches Kunststück gelungen wie ich finde. Er lässt die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven erzählen, auch aus der Sams. Statt diesen aber zu vermenschlichen, in dem er ihm einen ’normalen‘ Tonfall verleiht, sind es seine bruchstückhaften Gedanken, die durch die großgeschriebenen Worte (die, die Sam in der Gebärdensprache kennt und versteht) bestimmt werden. So wirken diese vergleichsweise kurzen Abschnitte überaus glaubhaft.

Ich habe Sam in diesem Buch ins Herz geschlossen und konnte Aimées Handeln in Bezug auf ihn voll und ganz nachvollziehen (anderes hingegen nicht), was mich auch seitdem öfter über die Beziehung Mensch – Tier nachdenken lässt. Ein lesenswertes Buch!

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