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Veröffentlicht am 17.03.2021

Ein Sommer, den man nicht mehr vergisst

Hard Land
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Sommer 1985 in der Kleinstadt Grady im US-Bundesstaat Missouri: Samuel Turner (15) ist ein schüchterner Außenseiter, der von seinen Mitschülern gemieden wird. Sein Kumpel Stevie ist gerade weggezogen, ...

Sommer 1985 in der Kleinstadt Grady im US-Bundesstaat Missouri: Samuel Turner (15) ist ein schüchterner Außenseiter, der von seinen Mitschülern gemieden wird. Sein Kumpel Stevie ist gerade weggezogen, seine Schwester Jean ist schon länger aus dem Haus. Der Vater, Joseph, ist seit Längerem arbeitslos. Zudem hat Sam damit zu kämpfen, dass seine Mutter Annie unter einem Hirntumor leidet. Wie soll er bloß die langen Ferien rumbringen? Da kommt es ihm gerade recht, dass das örtliche Kino eine Aushilfe sucht. Sam findet dort nicht nur einen Job, sondern auch drei Freunde. Es beginnt ein unvergesslicher Sommer...

„Hard Land“ ist ein Coming-of-Age-Roman von Benedict Wells.

Meine Meinung:
Die Struktur ist wohl durchdacht. Der Roman besteht aus fünf Teilen - ebenso wie das gleichnamige, aber fiktive Werk, das in der Geschichte behandelt wird. In dem Gedichtband dreht es sich unter anderem um die angeblich 49 Geheimnisse von Grady. Genau so viele Kapitel hat folglich Wells Roman. Diese Verknüpfung finde ich sehr gelungen, zumal das fiktive „Hard Land“ auch dem Genre Coming of Age zuzuordnen sei, heißt es in dem Roman. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Sam.

Stilistisch ist der Roman der Jugendsprache nachempfunden, ohne jedoch zu vulgär oder salopp zu sein. Starke Dialoge machen das Geschehen lebhaft. Sehr angetan bin ich von den kreativen Wortneuschöpfungen und den tollen Sprachbildern.

Als gelungen empfinde ich außerdem die Darstellung der Figuren, die nicht stereotyp angelegt sind. Mit Sam steht ein sympathischer Protagonist im Vordergrund. Er kommt authentisch rüber. Seine Entwicklung habe ich gerne verfolgt. Auch die übrigen Charaktere wirken lebensnah und besitzen psychologische Tiefe.

Der Stoff des Romans ist weder neu noch einzigartig. Dennoch habe ich mich beim Lesen der etwas mehr als 300 Seiten nicht gelangweilt, denn der Autor schafft es zu berühren, ohne ins Kitschige abzudriften. Es geht um die großen, universellen Themen wie Liebe, Freundschaft, Familie, Trauer und natürlich alle Aspekte des Erwachsenwerdens - eingebettet in eine Hommage an die 1980er-Jahre mit vielen Referenzen zu Musik, Film und Lifestyle dieser Zeit. Immer wieder sind lebenskluge Sätze eingestreut, die zum Nachdenken anregen.

Die Handlung bietet nur wenige Überraschungen, ist aber durchweg stimmig. Im letzten Teil wird die Story inhaltlich ein wenig schwächer. Das schmälert meinen positiven Gesamteindruck aber kaum, zumal der Autor am Ende sogar Selbstironie beweist.

Das Cover ist hübsch. Wie bei einigen anderen Büchern des Verlags erschließt sich mir das Motiv jedoch nicht. Der Titel wiederum ist äußerst passend.

Mein Fazit:
„Hard Land“ von Benedict Wells ist ein Roman, der mich sowohl emotional bewegt als auch trefflich unterhalten hat.

Veröffentlicht am 07.03.2021

Ein Okapi auf der Uhlheck

Was man von hier aus sehen kann
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April 1983 in einem kleinen Dorf im Westerwald: Die Aufregung ist groß. Selma, die um die 60 Jahre alt ist, hat wieder von einem Okapi geträumt. Wenn ihr das Tier im Traum erscheint, muss innerhalb von ...

April 1983 in einem kleinen Dorf im Westerwald: Die Aufregung ist groß. Selma, die um die 60 Jahre alt ist, hat wieder von einem Okapi geträumt. Wenn ihr das Tier im Traum erscheint, muss innerhalb von 24 Stunden eine Person sterben. So war es bislang immer. Das weiß auch ihre Enkeltochter, die zehnjährige Luise. Wen trifft es diesmal? Und wie soll es dann weitergehen?

„Was man von hier aus sehen kann“ ist ein Roman von Mariana Leky.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus 32 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Sie werden eingerahmt durch einen Prolog und einen Epilog. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Luise, wobei auch Dinge erzählt werden, die diese eigentlich nicht wissen kann. Bis zum neunten Kapitel befinden wir uns ausschließlich in den 1980er-Jahren. Dann gibt es einen großen Zeitsprung. Immer wieder sind Rückblenden und kurze Vorausdeutungen eingefügt.

Der Schreibstil ist sehr besonders. Begeistert haben mich die vielen kreativen Sprachbilder und der Wortwitz. Es gibt viele gelungene Metaphern, aber auch ein paar schiefe Vergleiche. Etwas gestört hat mich der große Umfang an Wiederholungen, was die Formulierungen angeht. Dies war sicher so gewollt, mir aber an manchen Stellen zu viel des Guten.

Außergewöhnlich sind die Figuren in der Geschichte. Es handelt sich ausnahmslos um etwas verschrobene Charaktere mit seltsamen Spleens und Eigenarten. Das macht die meisten von ihnen durchaus liebenswürdig und interessant, geht allerdings etwas zulasten der Realitätsnähe.

Inhaltlich ist der Roman recht episodenhaft angelegt. Es ist keine stringente Handlung vorhanden. Zudem fällt es mir schwer, einen roten Faden zu finden. Jedoch sind Themenschwerpunkte zu erkennen: der Tod, die Liebe, die Offenheit für Neues und alles, was das Leben ausmacht.

Obwohl die Geschichte immer wieder sehr skurril ist und an einigen Stellen ins Absurde abdriftet, konnte mich der Roman berühren. Die Geschichte beschäftigt sich einerseits mit ernsten Angelegenheiten, ist andererseits aber so humorvoll, dass ich mehrfach schmunzeln musste. Somit besitzt der Roman großen Unterhaltungswert. Wenn man sich darauf einlassen kann, lässt sich daher darüber hinwegsehen, dass einiges übertrieben oder unlogisch dargestellt wird.

Das zurückhaltende Cover gefällt mir. Der Titel erschließt sich erst zum Schluss und passt meiner Ansicht nach gut.

Mein Fazit:
„Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky ist ein recht spezieller, aber auch lesenswerter Roman. Wer bereit dazu ist, nicht alles zu wörtlich zu nehmen, den erwartet eine charmante Lektüre.

Veröffentlicht am 28.09.2020

Von zwei Liebenden, die ungewollt zu Feinden werden

Eine Liebe zwischen den Fronten
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Europa im 19. Jahrhundert: Die Französin Madeleine Tellier und der preußische Arzt Paul von Gerlau sind gerade dabei, in feierlichem Rahmen ihre Verlobung abzuhalten, da ereilt die beiden eine furchtbare ...

Europa im 19. Jahrhundert: Die Französin Madeleine Tellier und der preußische Arzt Paul von Gerlau sind gerade dabei, in feierlichem Rahmen ihre Verlobung abzuhalten, da ereilt die beiden eine furchtbare Nachricht: Zwischen Preußen samt seinen Verbündeten und dem französischen Kaiserreich wurde der Krieg erklärt. Der junge Mediziner wird unverzüglich als Militärarzt nach Koblenz beordert. Madeleine, die wie ihr Vater und Paul in Berlin lebte, bricht in ihre lothringische Heimatstadt Metz auf. Offiziell werden die Liebenden zu Feinden. Es entbrennen brutale Kampfhandlungen und Kriegswirren, die die Leben des Paares und seiner Familien in äußerste Gefahr bringen…

„Eine Liebe zwischen den Fronten“ ist ein historischer Roman von Maria W. Peter.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 64 Kapiteln mit einer angenehmen Länge, die sich über drei Teile („Der Anfang“, „Die Belagerung“ und „Die Kommune“) erstrecken. Er endet mit einem Epilog. Die Haupthandlung umfasst die Zeit zwischen Juli 1870 und Mai 1871, der Epilog spielt im September 1872. Unterschiedliche Schauplätze in Frankreich und auf deutschem Boden bilden die Kulisse für das Geschehen. Einheitliche Orts- und Zeitangaben sorgen für eine leichte Orientierung. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge in wechselnden Perspektiven aus der Sicht mehrerer Protagonisten. Der Aufbau zeugt von einer klaren Struktur und funktioniert sehr gut.

Der Schreibstil ist einfühlsam, sehr bildhaft und in dem richtigen Maße detailliert. Anschauliche, eindringliche Beschreibungen lassen die Szenerien deutlich vor dem inneren Auge erscheinen. Leider sind dem Korrektorat noch auffällig viele Fehler durchgegangen.

Die Protagonisten, Paul und Madeleine, sind sympathische Charaktere. Sie werden authentisch gezeichnet und wirken vielschichtig. Ein wenig vermisst habe ich einen Rückblick auf die Vorgeschichte der beiden. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich jedoch ebenso gut nachvollziehen wie die der weiteren Personen, die eine größere Rolle im Roman einnehmen. Immer wieder tauchen außerdem interessante Nebenfiguren auf. Eine Übersicht gibt Aufschluss über alle genannten Personen und weist historische Persönlichkeiten als solche aus.

Trotz der annähernd 600 Seiten gibt es keine Längen. Der Roman ist durchweg kurzweilig und abwechslungsreich, oftmals packend. Die Handlung wirkt schlüssig und – bis auf sehr wenige Kleinigkeiten – nicht überzogen, was auch daran liegt, dass viele reale Geschehnisse in den Roman eingearbeitet sind. Somit ist die Lektüre nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich.

Mit dem deutsch-französischen Krieg widmet sich die Autorin einer spannenden, aber auch grausamen Episode der Geschichte. Für Zartbesaitete mögen einige Passagen nicht leicht zu verdauen sein. Bewusst verzichtet wird allerdings auf unnötig brutale Darstellungen.

Die sehr fundierte und umfassende Recherche wird an vielen Stellen deutlich. Das belegt auch das gleichsam ausführliche wie interessante Nachwort, das zahlreiche Zusatzinfos zu den Hintergründen der damaligen Zeit liefert und erläutert, welche geschilderten Begebenheiten real und welche fiktiv sind. Ein weiterer Pluspunkt ist zudem das üppige Material, zu dem ein Glossar, eine Landkarte, die Reise- und Stöbertipps sowie der Verweis auf weiterführende Literatur zählen.

Das Cover ist ansprechend geraten, der Titel treffend gewählt.

Mein Fazit:
Mit „Eine Liebe zwischen den Fronten“ ist Maria W. Peter ein historischer Roman gelungen, der fesselnde Lesestunden bereitet und auf unterhaltsame Weise ein bedeutsames Stück Historie vermittelt. Eine empfehlenswerte Lektüre nicht nur, aber ganz besonders für Geschichtsinteressierte.

Veröffentlicht am 27.04.2020

An der Memory Lane

Die kleinen Geheimnisse des Herzens
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Der kleine Ort Pengelly in Cornwall: May Rosevere ist zwar schon 110 Jahre alt, doch immer noch sehr rüstig und geistig fit. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, noch mindestens ein weiteres Jahr zu schaffen. ...

Der kleine Ort Pengelly in Cornwall: May Rosevere ist zwar schon 110 Jahre alt, doch immer noch sehr rüstig und geistig fit. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, noch mindestens ein weiteres Jahr zu schaffen. Gute Gene sind aber nicht ihr Geheimnis. Sie hat eine ganz besondere Gabe: Über die Erinnerungen von anderen Menschen gelingt es ihr, ihren Gesundheitszustand zu verbessern. Meist lebt sie recht einsam in einem Cottage am Meer. Doch ihr sonst sehr ruhiger Alltag wird ein wenig turbulent, als die 33-jährige Emily Lovell, die Enkelin ihrer Nachbarin Julia, anreist. Mit der jungen Frau versteht sich May seit Jahren sehr gut. Nur mit Julia hatte sie in der Vergangenheit so ihre Schwierigkeiten. Denn seit einem tragischen Vorfall vor ein paar Jahrzehnten, in den die Familien beider Frauen verwickelt waren, fühlt sich die Seniorin gegenüber Emilys Familie schuldig. Nun hat May einiges wiedergutzumachen. Aber zunächst sorgt sie für weitere Probleme…

„Die kleinen Geheimnisse des Herzens“ ist ein Roman von Celia Anderson.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 46 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Erzählt wird im Präsens in chronologischer Reihenfolge aus wechselnden Perspektiven. Eingestreut sind Ausschnitte aus Briefen. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut.

Der Schreibstil ist unauffällig, aber anschaulich und einfühlsam. Die Beschreibungen der Landschaft sind bildhaft und machen Lust auf einen Besuch in Cornwall. Der Einstieg in die Geschichte fällt leicht.

Eine Stärke des Romans sind die Charaktere. Allen voran ist May eine sehr ungewöhnliche Protagonistin, die zwar durchaus liebenswürdig ist, allerdings ihre Ecken und Kanten hat. Auch Julia, Emily, Andy und die übrigen Bewohner des charmanten Örtchens werden vielschichtig und authentisch dargestellt. Durch die Perspektivwechsel lassen sich die Gedanken und Gefühle der Personen sehr gut nachvollziehen.

Die Geschichte verfügt über ein fantastisches Element in einem ansonsten realitätsnahen Setting. Die Idee der Autorin, wie es May gelungen ist, so lange am Leben zu bleiben, ist in sich schlüssig und trägt zum Reiz des Romans bei. Ich war anfangs ein wenig skeptisch, ob mich diese Komponente überzeugen würde, wurde aber nicht enttäuscht.

Zwar spielt die romantische Liebe keine unwichtige Rolle im Roman. Darüber hinaus ist die Geschichte thematisch aber recht facettenreich. Es geht um Freundschaft, Zusammenhalt, Schuld und Vergebung, das Altern, Lebensentscheidungen und Familiengeheimnisse. All diese Punkte werden auf gelungene Weise miteinander verknüpft.

Die Geschichte nimmt zu Beginn nur langsam Fahrt auf. Allmählich tauchen aber Fragen und Unklarheiten auf, sodass man beim Lesen gespannt ist, was hinter den Geheimnissen steckt. Einige Verbindungen werden nach einiger Zeit deutlich. Auf den mehr als 470 Seiten kommt dennoch keine Langeweile auf, da die Geschichte auch ein paar Überraschungen parat hat. Vor allem zum Ende hin wird die Handlung in Teilen überzogen und unglaubwürdig. Das schmälert den ansonsten sehr positiven Eindruck jedoch nur geringfügig.

Als kleines Extra ist am Ende des Buches ein Rezept für würzige Fischpastete abgedruckt. Eine schöne Idee, wobei sich mir der Bezug nicht so recht erschließt, weil diese Speise keine besondere Rolle in der Geschichte einnimmt.

Das ansprechende Cover wirkt ziemlich verspielt, passt aber zum Inhalt und Genre. Der deutsche Titel weicht stark vom englischen Original („59 Memory Lane“) ab, wobei beide Formulierungen in Ordnung sind.

Mein Fazit:
„Die kleinen Geheimnisse des Herzens“ von Celia Anderson ist ein vielschichtiger und unterhaltsamer Roman mit reizenden Charakteren. Empfehlenswert für alle, die mehr als nur eine Liebesgeschichte erwarten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 15.04.2020

Four forever?

Hibiskustage
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Während ihrer gemeinsamen Schulzeit waren die vier gleichaltrigen Frauen enge Vertraute. Doch nun gehen die Freundinnen getrennte Wege. Melanie Sonthusen, genannt Mel, lebt mit ihrem Mann Sven und den ...

Während ihrer gemeinsamen Schulzeit waren die vier gleichaltrigen Frauen enge Vertraute. Doch nun gehen die Freundinnen getrennte Wege. Melanie Sonthusen, genannt Mel, lebt mit ihrem Mann Sven und den Kindern Arne und Kim an der Ostsee und betreibt dort einen Ferienhof. Doch um ihre Ehe ist es nicht gut bestellt. Sarah Bergmann arbeitet nach dem Abbruch ihres Jurastudiums als schlecht bezahlte Assistentin in einer Londoner Kanzlei. Köchin Kerstin hat gerade ihren Job gekündigt, nachdem sie jahrelang in der Küche des Restaurants ihres Geliebten Friedrich geschuftet hat, um von ihm nur immer wieder belogen zu werden. Nur die Vierte im Bunde, Schauspielerin Isabella, kurz Izzy, scheint ein wahrlich glamouröses und erfolgreiches Leben zu führen. In den vergangenen Jahren haben die Frauen nur sporadisch über ihren „44ever“-Chat Kontakt gehalten. Doch kurz nach dem Abitur haben sich die Freundinnen geschworen, Izzys vierzigsten Geburtstag zusammen zu feiern. Nun ist das Datum bald gekommen und der Film- und Fernsehstar lädt zu sich nach Hawaii ein. Dort ist von Izzy aber keine Spur und die Freundinnen beschleicht das Gefühl, dass irgendwas mit ihr nicht stimmt…

„Hibiskustage“ ist ein Roman von Sabine Lay.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 64 Kapiteln, die angenehm kurz ausfallen. Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Mel, Sarah und Kerstin – jeweils im Präsens. Es gibt mehrere Rückblicke, doch insgesamt ist der Roman chronologisch aufgebaut. Diese Struktur funktioniert hervorragend.

Der Schreibstil ist unauffällig, aber anschaulich und einfühlsam. Dank viel wörtlicher Rede wirkt er sehr lebhaft. Gleichzeitig gibt es aber auch zahlreiche gelungene Beschreibungen, die viele Bilder erzeugen. Trotz der Perspektivwechsel bin ich sehr gut in die Geschichte gestartet.

Die vier Protagonistinnen sind recht unterschiedlich angelegt und werden vielschichtig dargestellt. Alle vier Frauen machen aufgrund ihrer Ecken und Kanten einen lebensnahen Eindruck. Vor allem die Gedanken und Gefühle von Mel, Sarah und Kerstin lassen sich sehr gut verfolgen. Izzy lernt der Leser nicht so intensiv und vorwiegend indirekt kennen, was aber der Geschichte an sich geschuldet ist und mich überhaupt nicht gestört hat.

Eine große Stärke des Romans ist für mich das wundervolle Setting und das, was die Autorin daraus gemacht hat. Hawaii fasziniert mich schon seit Längerem, deshalb hat mich die Geschichte sofort angesprochen. Dass die Autorin bereits mehrfach auf den Inseln war und eine profunde Ortskenntnis besitzt, vor allem was Oahu angeht, ist dem Buch an vielen Stellen anzumerken. Ich finde es klasse, wie viel Wissenswertes über regionale Spezialitäten, Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten in die Geschichte eingeflochten ist. Das macht die Lektüre nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich.

Gut gefallen hat mir auch, dass es weniger um die romantische Liebe geht, sondern vielmehr um das Thema Freundschaften. In dieser Hinsicht vermittelt der Roman eine positive Botschaft. Dabei gleitet er erfreulicherweise nicht ins Kitschige ab und kann dennoch berühren.

Schnell wird klar, dass zwei der Frauen Geheimnisse haben, die der Leser noch nicht zu Beginn kennt: Sarah und Izzy. Die Frage, was die beiden den anderen nicht gesagt haben, sorgt für Spannung. Auch sonst kommt auf mehr als 400 Seiten keine Langeweile auf. Die letztendlichen Auflösungen erscheinen mir schlüssig. Allerdings konnte ich nicht in allen Fällen nachvollziehen, warum sich diejenige nicht viel früher ihren langjährigen Freundinnen offenbart hat. Zudem habe ich im letzten Viertel zwei weitere Teile der Handlung als unnötig überzogen empfunden. Das schmälert den ansonsten sehr positiven Gesamteindruck aber nur geringfügig.

Das farbenprächtige Cover ist optisch sehr ansprechend und passt gut zum Inhalt. Der knappe Titel sagt mir ebenfalls sehr zu.

Mein Fazit:
Mit „Hibiskustage“ ist Sabine Lay ein unterhaltsamer, aber nicht seichter Roman gelungen, der mich besonders mit immer wieder eingestreuten Infos und tollen Beschreibungen überzeugt hat. Aber nicht nur eingefleischte Hawaii-Fans kommen bei der empfehlenswerten Lektüre auf ihre Kosten.