Leserunde zu "Geteilte Träume" von Ulla Mothes

Eine junge Frau zwischen zwei Familien, zwischen Ost und West
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Mit Autoren-Begleitung
Ulla Mothes (Autor)

Geteilte Träume

Eine deutsche Familiengeschichte. Roman

Eine junge Frau zwischen zwei Familien, zwischen Ost und West - ein großer DDR-Familienroman um das Glück im Kleinen und Existenzkämpfe im Großen


Berlin, 1992: Erst als junge Frau erfährt Ingke, dass sie als Säugling zu DDR-Zeiten adoptiert wurde. Wer sind ihre wahren Eltern? Warum haben sie sie einst weggegeben? Und was bedeutet das für ihr Leben heute? Sie macht sich auf die Suche und stößt auf die Geschichte ihrer Herkunftsfamilie, die nach einem gescheiterten Fluchtversuch ihre Tochter verlor. Auf einmal hat die junge Frau zwei Familien, die um sie ringen: Ihre leibliche Mutter, die irgendwann von der BRD freigekauft wurde und bisher nichts über Ingkes Verbleib weiß. Und ihre vermeintlichen Eltern, bei denen sie behütet und geliebt aufgewachsen ist. Doch muss sie sich tatsächlich entscheiden?


Ulla Mothes wirft in ihrem Debütroman einen intimen Blick auf die unterschiedlichen Facetten des Lebens in der DDR - respektvoll und authentisch.

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 11.01.2021 - 31.01.2021
  2. Lesen 15.02.2021 - 07.03.2021
  3. Rezensieren 08.03.2021 - 21.03.2021

Bereits beendet

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 08.03.2021

Spannender als Geschichtsunterricht vermittelt dieser Familienroman die Geschichte der DDR

1

Die Familiengeschichte beginnt direkt flott mit der Handlung. Die Hauptperson Ingke stellt fest, dass sie nicht das leibliche Kind ihrer Eltern ist und begibt sich auf die Suche nach der Frage „Was ist ...

Die Familiengeschichte beginnt direkt flott mit der Handlung. Die Hauptperson Ingke stellt fest, dass sie nicht das leibliche Kind ihrer Eltern ist und begibt sich auf die Suche nach der Frage „Was ist Familie?“.

Es sind viele Personen dreier Generationen involviert. Dank des Stammbaums, der sich hinten im Buch befindet (vorne wäre er meiner Meinung nach besser aufgehoben) kann man sich gut orientieren. Die Geschichten der verschiedenen Familienmitglieder sind jede für sich spannend und spiegeln die Historie der DDR realistisch wider. Diesbezüglich wurden meine Erwartungen an das Buch voll erfüllt.

Nicht immer konnte ich alle Handlungsweisen der Protagonisten nachvollziehen, aber sie waren grundsätzlich gut geschildert. Die Emotionen der Charaktere hätten für mich etwas tiefergehend beschrieben werden können. Das Ende erschien mir leider unrealistisch und hat mich nicht befriedigt, auch wenn es romanhaft ist.

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Veröffentlicht am 30.03.2021

Sachlich interessant, nur leider emotional nicht überzeugend

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"Auch wenn meine Kinderwelt zusammengebrochen ist, [...] meine Erwachsenenwelt muss ich mir sowieso selbst aufbauen, und die gehört mir allein."

Kurz vor dem Abitur erfährt Ingke - Hauptprotagonistin ...

"Auch wenn meine Kinderwelt zusammengebrochen ist, [...] meine Erwachsenenwelt muss ich mir sowieso selbst aufbauen, und die gehört mir allein."

Kurz vor dem Abitur erfährt Ingke - Hauptprotagonistin in "Geteilte Träume" von Ulla Mothes - dass sie adoptiert ist. Damit verliert sie abrupt ihre kindliche Unbefangenheit und weiß zunächst nicht mehr so recht, wer sie ist und wem sie noch trauen kann. Um wieder zu sich selbst zu finden, begibt sie sich auf die Suche nach ihren Wurzeln.

Diese Handlung ist nicht gänzlich neu und wurde schon in einige Romanen aufgegriffen. Was diesen Roman jedoch besonders macht, ist die zugrundeliegende Geschichte des geteilten Deutschlands. Denn Ingke lernt nach und nach ihre Ursprungs-Familie kennen, die im Westen gelebt hat. Und so erfährt man beim Lesen nicht nur Ingkes Geschichte und die ihrer beiden Familien - der leiblichen und der Adoptiv-Familie - sondern auch einiges über das Leben in den beiden Teilen Deutschlands. Diese Einblicke habe ich als sehr interessant empfunden, da ich selber keinerlei eigene Eindrücke habe und auch in der Schule nicht viel über diese Zeit Deutschlands vermittelt wird. An so mancher Stelle hat es mich ungläubig mit dem Kopf schütteln lassen und mich sprachlos gemacht, was damals insbesondere in der DDR mit den dort lebenden Menschen gemacht wurde. Wenn man nicht gänzlich angepasst war oder das Glück hatte nicht aufzufallen, musste man doch einjges in Kauf nehmen. Wie traurig, sich zwischen Familie und Liebe, Freiheit und Selbstaufgabe, entscheiden und stets Repressalien fürchten zu müssen. Eine Zeit, die es so nie wieder geben darf!

Der Erzählstil der Autorin war für mich anfangs eher gewöhnungsbedürftig. Ingke wird bei ihrer Suche nach Antworten von Person zu Person und von Geschichte zu Geschichte geschickt. Niemand erzählt ihr einfach direkt, was für sie so wichtig zu erfahren ist. Stattdessen werden Geschichten angedeutet und sie dann zum nächsten Familienmitglied geschickt, um sich diese dann von demjenigen erzählen zu lassen. Ich muss sagen, dass es mich irritiert hat: "Geh zu dem und dem und lass dir das und das erzählen. Ich hab dir auch gleich einen Termin gemacht." Auch die Protagonisten und einige Verhaltensweisen und Gedankengänge habe ich als etwas gewöhnungsbedürftig und weltfremd empfunden. Rosa, so etwas wie die Cousine von Ingke, beispielsweise ist zwar durchaus sympathisch, aber sie scheint sich eine ganz eigene Welt zu schaffen und dabei einiges einfach auszublenden. Sie schafft sich ihre ganz eigene Realität. Doch auch wenn ich von einigen Gedankengängen und Dialogen irritiert war, erschien es mir andererseits insgesamt durchaus realistisch. Welche reale Familie würde schon perfekte Dialoge führen und immer gut reagieren? Gerade diese fehlende Stringenz macht eine gewisse Authentizität und Lebensnähe aus.

Dennoch haben die häufigen Sprünge zwischen den Personen mit denen Ingke spricht und den damit verbundenen Rückblicken in verschiedene Zeiten und Orte leider eine gewisse Distanz geschaffen. Während des Lesens musste ich mich jedes Mal neu orientieren und sehr konzentriert bleiben, um die diversen Personen und Zeiten zuordnen zu können. Zusätzlich erschwert wurde die Orientierung dadurch, dass an mehreren Stellen die Namen der Protagonisten verwechselt wurden. Dadurch war es mir nicht möglich, zu den Protagonisten eine emotionale Bindung aufzubauen und mich als Teil der Handlung zu fühlen. Ich habe den Roman als ein spannendes Zeitportrait rund um eine familiäre Rahmenhandlung erlebt. Und als solches hat mir das Buch auch durchaus gefallen.

"Geteilte Träume" von Ulla Mothes ist ein durchaus gelungener Debütroman mit leichten Schwächen, der spannende Einblicke in das Leben im geteilten Deutschland gibt. Insgesamt kann ich eine Leseempfehlung aussprechen, möchte jedoch gern deutlich machen, dass es eine eher sachlich und weniger emotional spannende Handlung gibt.

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Veröffentlicht am 13.03.2021

Eine historische Familiengeschichte die mich leider nicht überzeugt

2

Berlin, 1992: Ingke Beerenhain ist gerade 18 Jahr alt und steht kurz vor ihren Abiturprüfungen als sie durch einen Zufall erfährt, dass ihre Eltern sie zu DDR-Zeiten als Baby adoptiert haben. Sie macht ...

Berlin, 1992: Ingke Beerenhain ist gerade 18 Jahr alt und steht kurz vor ihren Abiturprüfungen als sie durch einen Zufall erfährt, dass ihre Eltern sie zu DDR-Zeiten als Baby adoptiert haben. Sie macht sich auf die Suche nach ihrer Herkunftsfamilie. Damit beginnt für Ingke eine Reise durch die Geschichte ihrer Familie, durch die DDR-Zeit, Geheimnisse und Schicksale – die ihr am Ende zwei Familien beschert. Doch wie soll sich Ingke bloß zwischen ihrer leiblichen Mutter, der man nach einem gescheiterten Fluchtversuch das Baby wegnahm und ihren Zieheltern, die sie liebevoll und gut behütet großzogen, entscheiden? Wird sie mit beiden Familien ihren Weg finden? Muss sie sich tatsächlich entscheiden?

Ich hatte mich sehr auf die Leserunde mit diesem Buch gefreut, da ich selbst kurz vor der Wende in der DDR geboren wurde und danach mit meiner Familie in den Westen gezogen bin. Im Laufe der Jahre habe ich immer wieder versucht nachzuvollziehen, wie das Leben meiner Familie mit Einschränkungen der Bewegungsfreiheit, Überwachung und Pflichten/Zwängen des Regimes war. Ich erhoffte mir aufgrund der Buchbeschreibung auch etwas von diesen Aspekten wieder zu finden. Dabei wurden meine Erwartungen zwar nicht enttäuscht, jedoch anders erfüllt als ich es erwartet hatte.

Ingke als Hauptfigur steht in diesem Roman von Ulla Mothes gar nicht im Fokus. Vielmehr geht man als Leser mit ihr gemeinsam auf die Reise durch die Geschichten und Erlebnisse sowohl der leiblichen als auch der Adoptivfamilie. Jeder der Familienmitglieder von Ingke hat eine dabei eine negative Geschichte beizutragen, die manchmal scheinbar gar nichts mit der eigentlichen Geschichte um das Finden von Ingkes „Ich“ und ihrer wahren Familiengeschichte zu tun hat. Dies machte es mir sehr schwer mich in die Geschichte zu finden und ließ mich mit einigen Fragen im Regen stehen.

Meiner Meinung nach enthielten die Geschichten zudem durchweg negative Inhalte, die für Außenstehende schwer greifbar und ein teilweise verzerrtes Bild der DDR zu geben vermögen. Doch vielleicht ist es genau das, was das Buch ausmacht – es verleitet zum Nachdenken und beschäftigte mich als Leser immens. Es scheint vielmehr Ausnahmen von der Regel und Einzelschicksale zu beschreiben als ein allgemeines Bild der DDR zu vermitteln Diese Ausnahmen werden jedoch von der Autorin als absolute Wahrheit präsentiert und vermitteln somit ein völlig falsches Bild der damaligen Zeit. Besonders die Kinderbetreuung und die Bescheidenheit sowie der Zusammenhalt der Bevölkerung war stets sehr gut.

So richtig Emotionen wecken konnte das Buch im Allgemeinen bei mir nicht, denn die Schilderungen blieben recht sachlich. Als Leser ist man oftmals Beobachter und schaut nicht in die Köpfe der Erzählenden. Dies schafft Distanz. Daher kann ich mit keiner der Figuren sympathisieren und mich anfreunden. Dies liegt vielleicht auch am reißenden Schreibstil, mit dem die Autoren die Geschichten erzählen lässt.

Vielleicht hatte ich aufgrund des Titels und der Beschreibung einfach zu viele und falsche Erwartungen. Ich hatte darauf gehofft in Ingkes Kopf zu schauen. Was denkt sie wirklich über die Adoption? Was denkt sie über ihre leibliche Familie? Welche Gedanken schießen ihr durch den Kopf, wenn sie die teilweise tragischen Geschichten der Familie hört?

Gern hätte ich gelesen wie beide Familien um sie kämpfen statt sie schlicht emotional zu erpressen. Im Endeffekt wird ihr final die Entscheidung abgenommen. Das Happy End kam mir viel zu plötzlich und völlig unschlüssig daher.

Alles in allem hat mir „Geteilte Träume“ Lust auf weitere Bücher gemacht, die sich um das Leben in der DDR drehen. Wer sich für sachliche Familiendramen mit historischem Hintergrund interessiert, liegt bei diesem Buch nicht falsch. Lesern, die dabei Wert auf Emotionen legen, rate ich jedoch ab.

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Veröffentlicht am 09.03.2021

Geteilte Träume

1

Das Buch hat mich sofort auf Grund des Covers und des Titels angesprochen. Auch der Klappentext lässt auf einen tollen Roman hoffen.
Die Autorin habe ich bis jetzt noch nicht gekannt.
Der Schreibstil ist ...

Das Buch hat mich sofort auf Grund des Covers und des Titels angesprochen. Auch der Klappentext lässt auf einen tollen Roman hoffen.
Die Autorin habe ich bis jetzt noch nicht gekannt.
Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Die einzelnen Personen sin vortrefflich ausgewählt und mit entsprechenden Eigenschaften versehen.
Ich muss gestehen, ich hatte zu Beginn sehr hohe Erwartungen in das Buch, denn die Geschichte hat mich interessiert. Leider war ich relativ schnell enttäuscht, da Ingke und ihre kranke Mutter, die ich eigentlich als Hauptpersonen in diesem Buch gesehen habe, immer weiter in den Hintergrund des Geschehens gedrängt wurden. Es tauchen immer wieder Personen auf, die ihr Schicksal, das sie damals erlitten haben, auf einmal mitteilen möchten und auch irgendeinen Anteil an der Entwicklung von Ingkes Leben hatten.
Mir hat es nicht so gut gefallen, dass so viel in der Vergangenheit herumgewühlt wurde, aber da hatte ich vielleicht auch eine falsche Erwartung an das Buch.
Zur Geschichte, Ingke erfährt zufällig, dass sie adoptiert wurde und begibt sich nun auf die Suche nach ihrer Mutter. Sie möchte auch die Umstände erfahren, die zu ihrer Adoption geführt haben. Es werden die ganzen Gegebenheiten die damals zwischen Ost und West geherrscht haben wieder aufgedeckt. Doch mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, damit die Spannung erhalten bleibt.
Mich konnte das Buch nicht vollkommen überzeugen, aber ich bin auch kein großer Fan von geschichtlichen Sachen und bin nicht in der DDR aufgewachsen, vielleicht ist es für Leute, die das damals mit erlebt haben interessant. Meins war es leider nicht so. Ich bin zweigeteilt, denn am Ende war es doch noch interessant.

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Veröffentlicht am 08.03.2021

Diktatur unter dem Brennglas

1

Ingke ist gerade im Abitur, als sie erfährt, dass sie adoptiert wurde. Weggenommen der leiblichen Mutter wegen versuchter Republikflucht.
Was als deutsche Familiengeschichte untertitelt ist, erweist sich ...

Ingke ist gerade im Abitur, als sie erfährt, dass sie adoptiert wurde. Weggenommen der leiblichen Mutter wegen versuchter Republikflucht.
Was als deutsche Familiengeschichte untertitelt ist, erweist sich als eine Abrechnung mit einem Staat, der auch mein Leben 19 Jahre bestimmt hat und bis heute familiär Einfluss nimmt.
Dieser Roman ist untertitelt mit "Eine Familiengeschichte", aber eine Familie habe ich für mein Verständnis nicht vorgefunden. Unterschiedlichste Protagonisten, die der 18jährigen jeweils ihre Geschichte erzählen, aber ohne das man Sympathie oder Antipathie entwickelt. Die Schilderung der DDR als totalitärer Staat, der ist für mich sehr stimmig. Es gab diese Wochenkrippen, ob dort so mit den Kindern umgegangen wurde, weiß ich nicht, aber ich habe eigene unangenehme Erfahrungen gemacht. Wie also finde ich diesen Roman, mit eigener DDR Vergangenheit? Er ist keine leichte Kost ! Ich werde mit Sicherheit noch öfter an den Roman denken und auch an die eigene Geschichte. Jemand, der nicht diesen Bezug hat, wird dieses Buch nicht verstehen. Es ist dennoch eher eine Art Tatsachenbericht der dunklen Seiten dieser Diktatur.

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