Platzhalter für Profilbild

Enzian

aktives Lesejury-Mitglied
offline

Enzian ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Enzian über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.08.2022

Der lange Weg zur Freiheit

Die Freundinnen vom Strandbad (Die Müggelsee-Saga 2)
0

Das freundlich gestaltete Cover mit den drei Freundinnen im Vordergrund vermittelt neben Sommerfreuden auch Leselust.


Die Erzählung, die im Sommer des Jahres 1956 im Strandbad am Müggelsee ihren Anfang ...

Das freundlich gestaltete Cover mit den drei Freundinnen im Vordergrund vermittelt neben Sommerfreuden auch Leselust.


Die Erzählung, die im Sommer des Jahres 1956 im Strandbad am Müggelsee ihren Anfang genommen hat, geht weiter. Nach wie vor stehen die Freundinnen Martha, Bettina und Clara im Mittelpunkt. Während Clara 1961 die Flucht in den Westteil Berlins gelungen ist und sie sich dort ein neues Lebn aufbaut, müssen sich Bettina und Martha mit den Gegebenheiten in der DDR arrangieren. Dabei gehen beide zunächst trotz ihrer Freundschaft unterschiedliche Wege, an denen ihre Freundschaft zu zerbrechen droht. Aber die Sichtweise auf bestimmte Ereignise ändert sich und die Zeit schreitet immer weiter voran. Steigen damit auch die Chancen auf ein Wiedersehen der drei Freundinnen?

Nachdem mir der erste Teil des Romans von Julie Heiland bereits zugesagt hat, finde ich den sehr bildhaft getalteten zweiten Teil noch spannender. Der Schreibstil ist flüssig, das Geschehen geht zügig voran. Während Clara die Flucht in den Westteil Berlins gelungen ist, geht für Betty und Martha das Leben im Osten weiter. Beide treffen sich nach wie vor im Strandbad am Müggelsee, ansonsten bestimmen aber zunehmend Veränderungen ihr Leben. Die Protagonistinnen Clara, Bettina und Martha sowie ihre Familien und ihre Freunde sind fiktiv, das Leben in der DDR sowie in Westberlin wird jedoch realistisch dargestellt. Clara erhält viele Möglichkeiten, ihr Leben neu zu gestalten. Materiell geht es ihr gut, sie denkt aber oft an ihre alte Heimat, an ihre Familie und an die Freundinnen. Betty ist in ihrer Ehe mit Kurt unglücklich und benötigt viel Zeit, sich davon zu lösen. Martha findet aufgrund ihrer Kritik an der DDR keine Arbeit, kämpft aber dennoch mutig für ihre Zukunft. Besonders fasziniert hat mich der Optimismus, den die drei durch die Mauer getrennten Jugendfreundinnen nie verlieren. Der historisch gut recherchierte Roman spiegelt eindrucksvoll einen Teil deutshcer Zeitgeschichte wider. Ich vergebe für den Roman fünf Sterne und spreche eine Kaufempfehlung aus.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.08.2021

Die spannende Gutsherrin-Saga geht weiter

Die Heimkehr der Störche (Die Gutsherrin-Saga 2)
0



Dora Twardy, ihre Ziehtochter Clara, die Eltern und ihre Schwester sind nach der dramatischen Flucht aus Ostpreußen im Jahr 1952 auf einem Bauernhof in der Lüneburger Heide angelangt. Dora muss ...



Dora Twardy, ihre Ziehtochter Clara, die Eltern und ihre Schwester sind nach der dramatischen Flucht aus Ostpreußen im Jahr 1952 auf einem Bauernhof in der Lüneburger Heide angelangt. Dora muss dort schwer arbeiten und ist den Schikanen der Bäuerin ausgesetzt. Sie hat sich aber entschlossen, ein Studium der Veterinärmedizin an der Humboldt-Universität Berlin zu beginnen und ihre Bewerbung eingereicht. Mit Erfolg, sie wird angenommen und zieht mit Clara nach Berlin. Aufnahme finden sie bei Doras Bruder Erich, der mit Ehefrau Hettie in Ostberlin, in der Villa ihrer Eltern, der Hagemanns lebt. Dora hat in Berlin außer ihrem Studium ein weiteres Ziel vor Augen, sie forscht nach dem Verbleib ihrer großen Liebe, des Fotografen Curt von Thorau. Seine letzte Adresse war Ostberlin und Dora muss zu ihrem Entsetzen feststellen, dass Curt seit vielen Jahren in einem Stasigefängnis inhaftiert ist. Nun kämpft sie um seine Freilassung und muss sich dabei widerwillig mit der Staatssicherheit arrangieren. Doch im Juni 1953 gerät sie zwischen alle Fronten und muss sich entscheiden in Ostberlin zu bleiben, oder neue Wege zu gehen. Wird sie Curt doch noch finden?

Bereits das idyllisch anmutende Cover mit der Frau und dem kleinen Mädchen vor dem Hintergrund eines Sees, das Sehnsucht und Hoffnung verbreitet, hat mich in Bann gezogen.
Auch der zweite Band um Dora, ihre Familie und Freunde beginnt spannend, der Leser befindet sich sofort mitten im Geschehen. Besonders fasziniert hat mich der Optimismus, den Dora trotz der schrecklichen Ereignisse des Krieges und der Flucht nicht verloren hat. Sie kämpft mit aller Kraft für ihren Traum, Tierärztin zu werden. Die fesselnde Erzählung spielt vor den historischen Ereignissen rund um den 17. Juni 1953, dem Aufstand der Bevölkerung in Berlin. Theresia Graw schildert die Ereignisse bildhaft, authentisch und sehr emotional, ihr Schreibstil ist flüssig, die Protagonisten sind überzeugend dargestellt. Der Roman spiegelt nicht nur einen wichtigen Teil Zeitgeschichte wider, sondern auch die Lebensweise der Menschen in Ostberlin. Der Lebensstandard der Bevölkerung ist gering, auf Lebensmittelkarten können oftmals noch nicht einmal die notwendigsten Lebensmittel eingekauft werden. Die Normen für Arbeiter werden ständig erhöht und erreichen unzumutbare Ausmaße. Im Gegensatz dazu genießen SED-Funktionäre zahlreiche Privilegien, was am Beispiel von Erichs Schwiegervater deutlich wird. Besonders beeindruckt hat mich der Mut und die Entschlossenheit von Doris und ihren Freunden, die sich am 17. Juni unter Einsatz ihres Lebens gegen das SED-Regime aufgelehnt haben.
Insgesamt hat mich die Erzählung sehr berührt ich habe gemeinsam mit Dora, ihren Freunden und Curt gebangt. Ich hoffe auf eine Fortsetzung des Romans, vergebe gerne fünf Sterne und spreche eine Kaufempfehlung aus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.03.2021

Tanz auf dem Vulkan

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum
0

Die junge Ärztin Magda Fuchs hat ihren Mann unter tragischen Umständen verloren und verlässt kurz darauf ihre Heimatstadt Hildesheim. Sie begibt sich nach Berlin, um im dortigen Polizeipräsidium eine Stelle ...

Die junge Ärztin Magda Fuchs hat ihren Mann unter tragischen Umständen verloren und verlässt kurz darauf ihre Heimatstadt Hildesheim. Sie begibt sich nach Berlin, um im dortigen Polizeipräsidium eine Stelle als Polizeiärztin anzunehmen. Anfangs gehört die Untersuchung Prostituierter in einem Frauengefängnis zu ihren Aufgaben. Schon bald wird sie auch mit der prekären Lage von Arbeiterfamilien konfrontiert, die unter armen Bedingungen ihr Leben fristen. Dort gehören Gewalt und oftmals Mord zum Alltag, worunter vor allem Kinder leiden. Magda lernt aber auch andere junge Frauen kennen, die sich in dieser schwierigen Zeit ebenso behaupten müssen wie sie selbst. Da ist Celia, Tochter aus gutbürgerlichem Haus, die in eine unglückliche Ehe gezwungen wurde und lieber Medizin studieren würde. Die Journalistin Erika und die Verkäuferin Doris wohnen gemeinsam mit Magda in einer Pension und haben sich große Ziele gesetzt. Die unkonventionelle Ruth ist Anwältin und setzt sich für Frauenrechte ein. Mit Fürsorgerin Ina arbeitet Magda im Rahmen ihrer Tätigkeit eng zusammen und bald verbindet die Frauen eine Freundschaft. Aber auch vom jungen Kommissar Kuno Mehring erhält Magda Unterstützung.

Der Roman „Das Leben ein ewiger Traum“ bildet den Auftakt zu einer Trilogie, die das Leben im Berlin der 1920er Jahre zum Inhalt hat.
Helene Sommerfeld ist ein grandioser, milieusicherer Roman vor brisantem historischem Hintergrund gelungen. Die Autorin beschreibt lebendig die Atmosphäre im damaligen Berlin und zeichnet ein bewegendes Zeitporträt. Die Zeit nach dem ersten Weltkrieg ist einerseits von Armut und Hunger für die unteren Schichten geprägt, während die Oberschicht ein Leben in Luxus führt. Die krassen Gegensätze werden sehr anschaulich beschrieben. Es ist aber auch eine Epoche, in der sich Frauen mühselig einige Rechte erkämpft haben. Sie sind berufstätig und haben die Möglichkeit zu studieren. Anhand der Protagonistin Celia fließen die strengen gesellschaftlichen Normen und der Standesdünkel dieser Zeit in die Erzählung ein. So unterschiedlich die Lebenswege der Frauen sind, sie setzen alles daran, ihre Lebensträume zu verwirklichen. Am meisten sind mir Magda und Ina ans Herz gewachsen, die versuchen, Kinder aus ihrer Not zu befreien. Sie organisieren für ihre Schützlinge Nahrung, medizinische Versorgung sowie eine sichere Unterkunft. Alles, was im Berlin der 1920er Jahre nicht selbstverständlich war. Helene Sommerfeld ist ein fesselnder historischer Roman mit starken Charakteren gelungen, der das Leben in dieser Zeit authentisch beschreibt. Das Nachwort rundet den Roman gekonnt ab. Ich vergebe fünf Sterne und spreche eine Kaufempfehlung aus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.03.2021

Bewegende Kinderschicksale

Als wir uns die Welt versprachen
0



Der Prolog beginnt mit zwei verzweifelten, ängstlichen Kindern, die eine Flucht planen. Dann lernt der Leser eine ältere Dame kennen, die Südtirolerin Edna. Sie verfolgt gerade die Nachrichten ...



Der Prolog beginnt mit zwei verzweifelten, ängstlichen Kindern, die eine Flucht planen. Dann lernt der Leser eine ältere Dame kennen, die Südtirolerin Edna. Sie verfolgt gerade die Nachrichten einer deutschen Zeitung, als sie plötzlich das Bild eines Mannes entdeckt, den sie kennt. Es handelt sich um ihren Kinderfreund Jacob und weckt alte Erinnerungen an ihre Kindheit und eine damit verbundene Freundschaft, die lange zurückliegt. Diese Erinnerung ist aber auch mit einer Schuld verbunden, die Edna bislang nie begleichen konnte. Nun sieht sie die Gelegenheit dazu und begibt sich gemeinsam mit ihrem lustigen Papagei Emil auf eine Reise in die Vergangenheit mit der Stadt Ravensburg als Ziel. Auf ihrem Weg begegnet sie unterschiedlichen Menschen, die ihr helfen, von denen sie aber auch lernt.



Bereits das eindrucksvoll gestaltete Cover mit dem ärmlich gekleideten kleinen Mädchen, das mit aller Kraft Halt zu finden sucht, hat mich zutiefst berührt. Romina Casagrande hat ihren Roman dem Schicksal der Schwabenkinder gewidmet, die in großer Not von ihren Eltern an Bauern in Schwaben verkauft wurden und dort unter unmenschlichen Bedingungen schwer arbeiten mussten. Oftmals waren diese armen Kinder erst fünf Jahre alt.
Der Autorin gelingt ein flüssiger Einstieg in einen Roman, der in zwei Zeitebenen spielt und von einer wahren großen Kinderfreundschaft unter schwierigsten Bedingungen erzählt. Gerne habe ich Edna auf ihrer beschwerlichen, von der Autorin ausdrucksstark und fantasievoll geschilderten Reise begleitet. Neben der eindrucksvollen Bergwelt nimmt die Kraft der Natur sowie die Hilfsbereitschaft völlig fremder Menschen einen breiten Raum rein. Besonders beeindruckt hat mich die Energie, mit der Edna trotz aller Widrigkeiten ihre Reise fortsetzt, um ihr Kindheitstrauma zu bewältigen, was ihr am Ende der Erzählung auch gelingt. Romina Casagrande hat ihre Protagonisten mit viel Liebe und sehr authentisch gezeichnet. Vor allem sind mir Edna und Jacob ans Herz gewachsen, deren Schicksal unter die Haut geht. Der lustige Papagei hat die Erzählung auf angenehme Weise aufgelockert. Auch wenn mir einige Passagen sowie Begegnungen im Roman etwas langatmig vorkamen, vergebe ich gerne fünf Sterne und spreche eine Kaufempfehlung aus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.12.2020

Auf dem Weg in eine neue Zeit

Kinderklinik Weißensee – Jahre der Hoffnung (Die Kinderärztin 2)
0

Die Erzählung beginnt im Jahr 1898 in einem kleinen Dorf in der Nähe von Berlin. Die Schwestern Emma und Marlene leben in bitter Armut und verlieren ihre Mutter. Beide wachsen zusammen in einem ...

Die Erzählung beginnt im Jahr 1898 in einem kleinen Dorf in der Nähe von Berlin. Die Schwestern Emma und Marlene leben in bitter Armut und verlieren ihre Mutter. Beide wachsen zusammen in einem Waisenhaus auf, das sie im Juli 1911 verlassen, um in der Kinderklinik Weißensee eine Ausbildung als Krankenschwestern zu beginnen. Sie sind die einzigen Waisen unter den Lernschwestern und haben es nicht leicht, da Oberin Polsfuß die beiden besonders streng überwacht. Aber auch andere Krankenschwestern machen ihnen das Leben schwer. Während sich die ruhige Emma fügt, reicht ihrer Schwester Marlene die Ausbildung als Kinderpflegerin längst nicht mehr. Angeregt durch den Assistenzarzt Maximilian von Weilert beginnt sie Medizinbücher zu lesen und träumt davon, Ärztin zu werden. Tatsächlich gelingt es den Schwestern, Kinderleben zu retten. Werden beide auch die große Liebe finden?

Antonia Blum hat mit "Kinderklinik Weißensee" einen sehr emotionalen und unterhaltsamen Auftakt ihres Zweiteilers vorgelegt. Die Autorin schildert einfühlsam und historisch fundiert die Geschichte der Schwestern Emma und Marlene. Sie beschreibt ihren Weg aus dem Waisenhaus in die Kinderklinik Weißensee, wo beide ihre Laufbahn als Kinderkrankenschwestern beginnen. Durch die flüssige Erzählweise der Autorin dürfen die Leser die beiden Schwestern auf ihrem Weg begleiten und sehr viel über ihre Gefühle erfahren. Zugleich lässt Antonia Blum den historischen Hintergrund des deutschen Kaiserreiches mit seinen strengen gesellschaftlichen Normen und dem Standesdünkel in die Handlung einfließen. Auch das Leben in der Kinderklinik und den Kampf um Gesundheit und Leben der kleinen Patienten erleben die Leser hautnah mit. Die Charaktere der Protagonisten sind sehr lebendig dargestellt, besonders haben mich Emma und Marlene überzeugt. Ich vergebe für den fesselnden Roman fünf Sterne und spreche eine Kaufempfehlung aus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere