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Veröffentlicht am 08.06.2021

Liebe neue Freundin, lieber neuer Freund

Der glücklichste Mensch der Welt
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"Meine Nummer 172338 war von nun an meine ganze Identität. Sie raubten uns sogar den Namen, wir waren keine Menschen mehr, sondern nur noch Zahnrädchen, die sich träge in einer großen Tötungsmaschine drehten. ...

"Meine Nummer 172338 war von nun an meine ganze Identität. Sie raubten uns sogar den Namen, wir waren keine Menschen mehr, sondern nur noch Zahnrädchen, die sich träge in einer großen Tötungsmaschine drehten. Als sie mir die Nummer auf den Arm tätowierten, verurteilten sie mich damit zu einem langsamen Tod. Aber erst einmal wollten sie meinen Lebensgeist töten." (Seite 87/88)

Das hier ist die Geschichte von Eddie Jaku. Zeitweise war er auch als Walter Schleif unterwegs, denn seinem Vater war wichtig dass Eddie eine gute Ausbildung macht. Eine Ausbildung die ihm das Leben rettete.

Eddie Jaku ist Jude, wie auch seine Familie. Und sie erlebten gemeinsam den Aufstieg Hitlers und die Repressalien gegen die Juden in Deutschland, zum Ende in vielen Teilen Europas.

Wie so oft fällt es beim lesen einfach nur schwer dass es diese Zeit gegeben hat. Dass es diese "Zustände" gab, diese düstere Zeit voller Angst, Tod, Hoffnung, das Überleben, Verstecken und Ungewissheit. Ich bewundere Eddie für seinen Humor, für seine Lebensfreude, dass er den Mut fand diese Geschichte, seine Geschichte zu Papier zu bringen.

Denn eigentlich wollte Eddie dies alles vergessen.

1920 geboren lebt er zufrieden mit seiner Familie in Deutschland. Jedoch ändert sich vieles als die Nazis an die Macht kommen. Unter einem anderen Namen, der deutsch genug klingt, kann Eddie eine Ausbildung machen, aber sie ist weiter weg von seiner Familie. In diese unruhigen Zeiten kann man diese Gefühlswelten noch heute beim lesen mitempfinden wenn Eddie davon erzählt.

Trotz Flucht, trotz Verstecken und hoffen auf ein schnelles Ende dieser Zeit kommt seine Familie nach Auschwitz. Eddie verliert, wie viele Familien, viel, viel zu viel. Er erträgt, er sieht, er fühlt was man schon so oft gelesen und gehört hat und doch jagt es mir jedes Mal eine Gänsehaut über den Körper, macht ein Engegefühl im Hals, lässt einen einfach sprachlos zurück.

Eddie hat versprochen - wenn er dies alles überlebt, dann wird er immer dankbar, hilfsbereit und fröhlich sein. Und da man nun seine Geschichte lesen kann, hat Eddie es geschafft. Aber es war mehr als nur einmal die Grenze des Möglichen erreicht, man mag gar nicht mitzählen wie oft sie überschritten wurde.

Ich kann Eddie einfach, im Gesamten, nur bewundern. Dass er, oft dank seiner Ausbildung, überlegen konnte. Dass er alte Bekannte wieder traf in den Konzentrationslagern, dass sie gemeinsam versuchten das Beste aus ihrer Situation zu machen. Das Suchen, Wiedersehen und verschiedene Erkenntnisse nach Ende des Krieges.

Das Buch klingt so einfach, so freudig, wie kann ein Mensch nach diesen Erlebnissen noch fröhlich sein? Wie kann er helfen? Wie kann er lächeln und sein Leben weiterleben? Aber wie Eddie auch sagt und damit gebe ich ihm Recht - wenn ich aufgebe, wenn ich alles hingeworfen hätte, dann hätten die Nazis gewonnen. Und diesen Sieg will man Solchen nicht gönnen.

Viele starke, bewegende Worte von Eddie, ein Buch was heute wichtiger denn je ist und ich bin froh dass Eddie seine Geschichte niedergeschrieben hat.

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Veröffentlicht am 08.06.2021

Brauchen wir Fleisch?

Larissa und die Fleischfresser
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Larissa war mit ihrer Klasse auf einem Bauernhof. Ihr gefällt es gar nicht dass die Tiere, gerade die Kühe mit ihren Kälbchen, kaum auf der Wiese sind sondern eher in viel zu engen Boxen eingesperrt sein ...

Larissa war mit ihrer Klasse auf einem Bauernhof. Ihr gefällt es gar nicht dass die Tiere, gerade die Kühe mit ihren Kälbchen, kaum auf der Wiese sind sondern eher in viel zu engen Boxen eingesperrt sein müssen. Ist das glückliche Tierhaltung? Larissa ist wütend, daheim wird es zum Thema, auch in der Schule möchte sie unbedingt darüber reden!

Ein kleines aber sehr feines und vor allem gut durchdachtes Buch zum Thema Tierhaltung, Fleischkonsum und Vegetarismus.

Auf 78 Seiten können hier kleine und grosse Leser informiert werden was es mit den verschiedenen Themen auf sich hat. Sehr lobenswert ist auch dass der Autor keinerlei Partei für eine Seite ergreift sondern gekonnt und sehr kinderfreundlich aufklärt was es mit der Tierhaltung auf sich hat.

In der Familie ist das natürlich auch gleich ein grosses Thema, während die einen die Seite toll finden, verteidigen die anderen die andere Seite. Also womöglich genau eine Situation die man in dieser Art Diskussion vorfinden würde.

Kinderfreundlich, leicht verständlich und eben gut erklärt gibt der Autor Eindrücke welche Art von Tierhaltung es gibt. Was es mit der Politik dahinter auf sich hat. Aber auch welche Macht und Verantwortung jeder hat der Fleisch essen möchte, bzw. es kauft.

Lustig wird es wenn Larissa von Spurenelemten hört die eben auch in Werkzeugen vorkommen, es ist also sehr kindergerecht da sicherlich viele auch erstmal so überlegen und denken, dies aber interessant neu erklärt wird.

Kleine Zeichnungen lockern die Geschichte auf, sie macht Mut sich für viele Dinge zu interessieren, zu hinterfragen und vielleicht für Veränderungen einzustehen. Gerade jetzt interessieren sich immer mehr Kids für die Umwelt, die Tiere und das Buch hilft wunderbar als Einstieg um gewisse Dinge sehr kindergerecht zu erläutern.

Larissa ist eine ganz Taffe!

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Veröffentlicht am 08.06.2021

Neue Freundschaft

Eine besondere Freundschaft
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Mit Amy kommt ein neues Mädchen in die Klasse von Pia, Tim und Frieda. Ausserdem ist Amy die Nachbarin von Pia. Doch Amy trägt ein Augenpflaster und ist somit gleich dem Spott und Häme der Klasse ausgesetzt. ...

Mit Amy kommt ein neues Mädchen in die Klasse von Pia, Tim und Frieda. Ausserdem ist Amy die Nachbarin von Pia. Doch Amy trägt ein Augenpflaster und ist somit gleich dem Spott und Häme der Klasse ausgesetzt. Pia, die mitterweile sehr gerne mit Amy spielt, findet dies überhaupt nicht toll und möchte dass alle nett zu Amy sind.

Ein Buch über eine besondere Freundschaft, über starke Freundschaft und auch wenn wir verschieden sind, so können sich doch tolle neue Freundschaften entwickeln.

Die Illustrationen passen sehr schön zu der Geschichte, gerade Kinder die vielleicht noch nicht selbst lesen können haben durch die bunten Bilder eine Unterstützung diese Geschichte besser zu verstehen. Die Sätze sind kurz, nicht zu lang ausgeführt, trotzdem kommen sie zum Punkt und lohnen sich zum selbstlesen oder vorlesen.

Nicht alle Menschen sind gleich. Manche haben eine Krankheit, oder wie Amy ein Pflaster welches sie ständig tragen muss, manche laufen komisch und doch ist ihnen meist Häme, Spott oder Mobbing sicher. Aber muss das sein?

Pia selbst macht die Erfahrung dass ihre besten Freunde sich gegen Amy richten weil sie eben "anders" ist. Aber ist anders auch gleich schlecht? Oder weniger als Freundin zu sehen? Kann man nicht miteinander reden und erklären damit alle Freunde sein können?

Gerade für Klassen die mit Inklusion arbeiten finde ich dieses Buch äusserst wichtig und toll. Natürlich wäre es überhaupt im Unterricht sehr gut zum umsetzten und gemeinsamen lernen und verstehen. Die Beweggründe der Autorin werden zu Beginn erklärt und die daraus entstandene Idee und Umsetzung hat mir persönlich sehr gut gefallen.

Anders muss nicht schlecht sein, gemeinsam kann man viel erreichen und vor allem viel Spass haben. Ein Buch was ich sehr gerne empfehle.

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Veröffentlicht am 24.03.2021

Familien in Ost und Westdeutschland

Dresden
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Fabian und sein Kumpel Till fahren 1975 das erste Mal in die DDR. Besuchen Bekannte mit der Fabians Tante, seit Jahren, Briefkontakt hält. Stimmen die ganze "Schauergeschichten" über die DDR? Stimmen die ...

Fabian und sein Kumpel Till fahren 1975 das erste Mal in die DDR. Besuchen Bekannte mit der Fabians Tante, seit Jahren, Briefkontakt hält. Stimmen die ganze "Schauergeschichten" über die DDR? Stimmen die Berichte über den Westen in der DDR? Gemeinsam mit Fabian lernt man beide Seiten genauer kennen.

"Ekkehard blieb einen Moment still, jeder spürte, dass er nachdachte. "Vielleicht aber streiten wir innerhalb der Familie überhaupt weniger als im.Westen. Ob Jung oder Alt, wir haben nun mal gemeinsame Gegner, und das sind die dummen Bonzen in der Partei und das Eingesperrtsein in unserem Staat. Da ist der Zusammenhalt in der Familie dann besonders wichtig, ist Teil unserer Sicherheit." (Seite 109)

Manch einer mag jetzt sagen - schon wieder ein Buch über die ehemalige DDR. Was ist an diesem Buch besser, anders, gleich als beim Rest?

Erstmal schreibt der Autor Michael Göring super. Es ist ein lockerer Schreibstil. Er beschreibt Orte, Sehenswürdigkeiten und die Stimmung zum greifen, man hat ein Bild vor Augen, kann die verschiedenen Stimmungen nachempfinden, lernt sie kennen, sieht die Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten.

Fabian ist der Hauptprotagonist diesem Roman. Was als "Abenteuer Urlaub in der DDR" beginnt wird zu einer Herzensangelegenheit und, trotz verschiedener Umstände, zu einer Familie. Ich mag die offene Art sowie den Mut von Fabian, auch wenn er widersprechen würde. Da Fabian aus dem Westen kommt hat man seine Standpunkte und Umgebung und vergleicht mit ihm diese " 2 Welten".

Familie Gersberger lebt in der DDR. Sie sind durchweg ein sympathischer "Haufen". Und hier schätze ich ihre Offenheit, Herzlichkeit und was ihnen Familie bedeutet. Dafür stand die DDR. Aber auch hier ist nicht alles Gold was glänzt.

Wie aus der Historie der Geschichte bekannt ändern sich die Stimmungen in Ost und Westdeutschland. Es gibt mehr Unzufriedenheit, auf beiden Seiten steigt der Protest zu verschiedenen Themen. Das konnte der Autor perfekt in das Gesamtbild einfügen und umsetzten.

Er hackt nicht auf dem nur Schlechten herum sondern hebt die verschiedenen Facetten und Zwischentöne hervor. Beide Seiten waren nicht nur gut oder schlecht. Es mag Fiktion sein, aber die geschichtlichen Eckdaten werden hier berücksichtigt und finden ihren Punkt in der Geschichte.

Die kleine Liebelei zwischen Fabian und Anne kommt nicht ganz zum Vorschein, aber die trägt vieles im Hintergrund und überrascht hier und da.

Ein Buch was ein tolles und geschichtlich interessantes Bild zu Ost und Westdeutschland der damaligen Zeit beschreibt. Ich bin einfach nur begeistert!

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Veröffentlicht am 17.03.2021

Auf dem Nachhauseweg

Asphalthelden
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"Was könnte ich sein, um die Welt zu verändern? Ich überlege, ob ich Bennis sagen soll, dass ich nasser Zement sein will, um die Risse im Gehweg zu füllen. Nicht, um mich zu verstecken. Sondern um zu verhindern, ...

"Was könnte ich sein, um die Welt zu verändern? Ich überlege, ob ich Bennis sagen soll, dass ich nasser Zement sein will, um die Risse im Gehweg zu füllen. Nicht, um mich zu verstecken. Sondern um zu verhindern, dass jemand anders stolpert. Oder vielleicht wäre ich ein Regenschirm, um einen anderen Menschen vor dem Regen zu schützen. Um jemanden in einem Sturm trocken zu halten." (Seite 80)

In 10 unterschiedlichen Kurzgeschichten erzählt Jason Reynolds den Nachhauseweg einer Klasse. Zu Beginn scheinen die Fäden lose und ohne Zusammenhang, dies ändert sich aber im Laufe der Geschichte denn die Klasse agiert auch ausserhalb der Schulwände und sie nehmen alle unterschiedlich gewisse Dinge wahr.

Der Autor hat einen sehr interessanten, für Kurzgeschichten tiefgründigen Schreibstil. Es ist bildhaft, spannend, traurig, man mag manchmal gar nicht weiterlesen vor Angst, vor Wut und dann wundert man sich wieder, wird überrascht, lacht mit und überdenkt die eigenen Vorurteile. Denn mit diesen räumt der Autor auf, er wagt einen Blick hinter die Kulisse und da rauschen Gefühle und Eindrücke an dem Leser vorbei die haften bleiben.

Ich mag nicht verraten welche Geschichte mir am Besten gefallen hat, denn sie alle sind auf ihre Weise wundervoll umgesetzt. Und wie gesagt - die ein oder andere Geschichte berührt eine die nächste oder die man vorher gelesen hat, es entsteht ein feines Netz welches die Klasse umgibt.

Das Cover passt hervorragend zu dem Thema, spiegelt es doch die Gegebenheiten wider die man kennenlernen wird, es fällt somit auf jeden Fall ins Auge mit seiner hellen Gestaltung und den schwarzen Figuren die die Schüler darstellen soll.

Mir, als ältere Leserin, erging es so dass ich mich an meinen Schulweg damals zurückerinnerte. An die Sachen die ich erlebt habe, mit den verschiedenen Möglichkeiten der Fortbewegung, auf wen man alles trifft, was man täglich sieht und es vermisst wenn es plötzlich weg ist, an viele kleine und grössere Erlebnisse, wie man gewisse Situationen "gedanklich zerpflügt" um dann zu merken wie sinnig/unsinnig es war.

Die Themen sind der aktuellen Zeit angepasst. Es geht um die sozialen Netzwerke, welche guten und schlechten Eigenschaften sie haben. Um Freundschaft und Stillschweigen, um helfen und vorwärts kommen, um Autismus, Homosexualität.

Auch wenn es sich hier nur um Kurzgeschichten handelt so wachsen einem die Kinder und ihre Erlebnisse ans Herz. Man möchte sie noch länger begleiten und erleben, sie sind herrlich unterschiedlich und bunt dargestellt und für mich ist dieses Buch auf jeden Fall ein Highlight welches sich zu lesen lohnt.

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