Profilbild von Zeilenliebe

Zeilenliebe

Lesejury Star
offline

Zeilenliebe ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Zeilenliebe über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.03.2021

Noch nicht beendet?

Insel der Waisen
0

Allgemeines:

Die Insel der Waisen ist am 18. August 2021 als gebundenes Buch von 300 Seiten bei Mixtvision erschienen. Das Jugendbuch wird ab einem Lesealter von 12 Jahren empfohlen.

Dem Buch ein eindeutiges ...

Allgemeines:

Die Insel der Waisen ist am 18. August 2021 als gebundenes Buch von 300 Seiten bei Mixtvision erschienen. Das Jugendbuch wird ab einem Lesealter von 12 Jahren empfohlen.

Dem Buch ein eindeutiges Genre zuordnen zu wollen, erscheint schwierig, da es sich sozusagen um eine modernere Version des Herrn der Fliegen handelt. Der Verlag hat deshalb auf seiner Homepage den beschreibenden Ausdruck „Robinsonade für starke Mädchen“ gefunden. Starke Jungen dürfend das Buch aber auch gerne lesen.

Inhalt:

„Zehn sind einer zu viel

“Neun Waisen auf eine Insel,
allein auf der Welt,
einer mehr
und der Himmel fällt …”

Neun Kinder leben allein auf einer paradiesischen Insel. Woher sie kommen und wohin sie gehen, wenn die Glocke ertönt, weiß niemand. Die Insel versorgt die Kinder mit allem, was sie brauchen. Jeder weiß, wofür er verantwortlich ist und es gibt klare Regeln. Doch als Jinny, die Ältestes, die wichtigste Regel bricht und als zehntes Kind auf der Insel bleibt, wendet sich diese gegen sie …

Eine Robinsonade mit Lieblingsseller-Potenzial: Magisch wie Marion Zimmer Bradley, utopisch wie Margaret Atwood und abenteuerlich wie Daniel Defoe.“ (Quelle: Mixtvision)

Meine Meinung:

Protagonistin Jinny ist an der Reihe. Die Glocke ertönt, jemand hat die Insel verlassen. Ein neues Kind kommt. Jinny ist nun die Älteste und das Kind ihr Mündel. Sie ist jedoch nicht im Mindesten bereit für diese Aufgabe. Sie möchte sie nicht bewältigen. Sie bewältigt sie nicht. Und sie ist unsympathisch dabei.

Rebellion gegen das bestehende System, sich wehren gegen grausam erscheinende Praktiken, das sind Verhaltensweisen, die wir als Leserinnen mögen, von denen wir gerne lesen. Jinny wehrt sich gegen die feststehenden Regeln der Insel. Aber sie tut das nicht für die anderen neun Kinder, die dort leben. Sie tut das für sich, aus eigennützigen Gründen.

Lange Zeit war mir nicht klar, was mich an dieser Protagonistin so gestört hat. Aber genau diese Eigennützigkeit war es, die das Buch für mich geschmälert hat. Jinnys Beweggründe hätten „ehrenvoll“ sein können. So rebelliert sie zwar und bringt einen Stein ins Rollen, verändert für sich etwas. Aber alle Szenen mit ihr waren irgendwie nervig zu lesen. Und das, obwohl die Geschichte des Buches, die an Herr der Fliegen erinnert, durchaus spannend aufgebaut ist. Die Grundidee der Erzählung ist dabei nicht neu. Kinder, die nicht wissen, woher sie kommen oder wo sie sind, das erinnert nicht nur an Maze Runner, sondern an viele bereits gelesene Geschichten. Der Autorin gelingt es aber, der Insel und den Kindern Leben zu verleihen. Die Magie der Insel zu vermitteln und Identifikation mit der Geschichte zu erschaffen.

Nach den Regeln der Insel leben die Kinder instinktiv. Sie tun das, was sie gut können und erfüllen so ihre Rollen. Jegliche Vorstellung von Moral wird ihnen höchstens auf der Insel durch ihre eigenen Erlebnisse vermittelt. Da sie als kleine Kinder auf die Insel kommen und niemand Erwachsenes dort lebt, kennen sie die Außenwelt nicht. Sie sind abhängig, werden zunächst als Mündel bezeichnet und lernen von den jeweiligen Ältesten zu überleben. Aus diesem Grund weiß auch niemand, wie er sich nach Jinnys Regelbruch verhalten soll.

Was wird passieren? Wird die Insel die Kinder weiterhin mit Essen versorgen, sie vor gefährlichen Winden beschützen? Werden die Tiere zahm bleiben oder wird gar jemand mit dem Boot kommen? Fragen über Fragen. Und ein Ende, das viele Fragen offen lässt. In meinen Augen zu viele. Mir bleibt zu vieles unklar und eigentlich muss es eine Fortsetzung geben. Es wirkt nicht so, als ob diese Geschichte beendet ist. Leser
innen wissen schließlich auch nach dem Beenden der Geschichte nicht, warum die Kinder auf der Insel sind. Eine Information, die in meiner Erwartungshaltung eindeutig beantwortet werden müsste. Es müsste eigentlich noch so vieles zu erzählen geben. Ich würde es mir jedenfalls wünschen.

Fazit:

Eine Geschichte mit Potential, die in meinen Augen noch nicht beendet ist.

Veröffentlicht am 06.02.2020

Sicherlich spannend erzählt

Die Letzten ihrer Art
0

Allgemeines:

Die letzten ihrer Art ist der dritte Band des Klimaquartetts von Maja Lunde. Das Buch erschien am 21. Oktober 2019 bei btb als Hardcover und umfasst 640 Seiten.

Maja Lunde wurde in Oslo ...

Allgemeines:

Die letzten ihrer Art ist der dritte Band des Klimaquartetts von Maja Lunde. Das Buch erschien am 21. Oktober 2019 bei btb als Hardcover und umfasst 640 Seiten.

Maja Lunde wurde in Oslo geboren, wo sie auch heute noch lebt. Für Die Geschichte der Bienen erhielt sie den norwegischen Buchhändlerpreis. Zudem wurde das Buch in über 30 Sprachen übersetzt.

Inhalt:

„Über Mensch und Tier und das Tier im Menschen: Vom St. Petersburg der Zarenzeit über das Deutschland des Zweiten Weltkriegs bis in ein Norwegen der nahen Zukunft erzählt Maja Lunde von drei Familien, dem Schicksal einer seltenen Pferderasse und vom Kampf gegen das Aussterben der Arten. Ein bewegender Roman über Freiheit und Verantwortung, die große Gemeinschaft der Lebewesen und die alles entscheidende Frage: Reicht ein Menschenleben, um die Welt für alle zu verändern?“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Mit Die letzten ihrer Art legt Maja Lunde den dritten Band ihres literarischen Klimaquartetts vor. Im Fokus stehen – genau wie bei Die Geschichte der Bienen, dem ersten Band, drei Erzählstränge. Der erste ist in St. Petersburg im Jahr 1881 angesiedelt, der zweite 1992 in der Mongolei und der dritte im Jahr 2064 in Norwegen. Das Buch ist wieder sehr übersichtlich gestaltet, die Überschriften geben klare Hinweise darauf, in welcher erzählten Zeit man sich gerade befindet. Das verbindende Element ist dieses Mal das Thema „Pferd“, insbesondere das der Wildpferde. Es ist ganz klar von Vorteil, wenn man sich für diese Thematik wirklich interessiert, da sie sehr großen Raum einnimmt. Für jemanden, der nicht unbedingt ein Pferdeliebhaber ist, ist das sehr anstrengend und ermüdend. Anders als in der Geschichte der Bienen dominiert das Leitthema für meinen Geschmack die Handlung zu sehr. Lediglich für den Erzählstrang, der in der Zukunft spielt, trifft das nicht so stark zu. Maja Lunde hat wieder starke Protagonisten geschaffen, die sie sehr sorgfältig aufbaut. Man kann sich mit jedem von ihnen identifizieren, versteht seine Beweggründe, seine Handlungen, sein Auftreten, sein Verhältnis zu den anderen. Besonders überzeugend gelingen Lunde immer ihre Frauengestalten: Die starke Eva mit ihrer Tochter Isa im Norwegen der Zukunft, die sich durch fast nichts von ihrem Plan abbringen lässt, auf ihrem Hof mit ihren zwei Wildpferden zu bleiben. Das Auftauchen der undurchsichtigen Louise sorgt für Aufruhr und gibt der Handlung die nötige Spannung. Dann ist da noch Karin, Tierärztin, die ihren drogenabhängigen Sohn Matthias in die Mongolei schleppt und mit Dämonen aus dem Zweiten Weltkrieg zu kämpfen hat. Zuletzt Michail, auch ein sympathischer Charakter, allerdings auch mit Schwächen, die ihn immer wieder an sich zweifeln lassen. Er überwindet seine Ängste und verlässt seine vertraute Umgebung, seinen Tierpark, der ihm sehr am Herzen hängt, um in Russland nach dem Urpferd zu suchen. Dort lernt er auch die Liebe kennen, anders als er es erwartet hat.

Die Thematik des Buches ist – wie auch in Die Geschichte der Bienen und Die Geschichte des Wassers hochaktuell, das zeigt uns der Klimawandel jeden Tag. Damit hat Maja Lunde sich eines Themas angenommen, das per se interessiert, aber auch schon oft in der Literatur verarbeitet wurde. Mit ihrer packenden Art des Erzählens und der glaubwürdigen Einarbeitung von Fakten sind ihre Bücher aber etwas Besonderes. Drei Familien in drei Jahrhunderten versuchen auf ihre Weise etwas gegen das Aussterben einer Art zu tun und irgendwie im Einklang mit der Natur zu leben. Der Leser begleitet sie auf ihrem Weg und ahnt so manches Mal voraus, dass Rückschläge zu erwarten sind. Mir gefällt der Erzählstrang um Eva am besten, vermutlich, weil er in der Zukunft spielt. Zudem kommen hier die Charaktere und Geschehnisse aus meiner Sicht am überzeugendsten rüber.

Insgesamt bin ich allerdings nicht so begeistert von diesem Buch, da mir die Thematik der Pferdezüchtung zu stark dominiert. Auch Die Geschichte des Wassers hatte ähnliche Schwächen.

Fazit:

Sicherlich spannend erzählt, kommt aber für mich nicht an Die Geschichte der Bienen heran.

Veröffentlicht am 29.07.2019

Unglaublich brutal

Opfer
0

Allgemeines:

Bo Svernström ist promovierter Literaturwissenschaftler. Er hat lange Zeit bei der renommierten schwedischen Zeitung „Aftonbladet“ als Journalist gearbeitet. Opfer ist sein Debüt, das gleichzeitig ...

Allgemeines:

Bo Svernström ist promovierter Literaturwissenschaftler. Er hat lange Zeit bei der renommierten schwedischen Zeitung „Aftonbladet“ als Journalist gearbeitet. Opfer ist sein Debüt, das gleichzeitig in acht Ländern erscheint. In Deutschland wird es bei Rowohlt als Taschenbuch verlegt, erschien am 23. Juli 2019 und umfasst 587 Seiten.

Inhalt:

„Täter oder Opfer?

Nördlich von Stockholm findet ein Bauer einen Mann in seiner Scheune, nackt und brutal gefoltert. Als Kommissar Carl Edson von der Reichsmordkommission mit seinem Team eintrifft, stellen sie schockiert fest, dass der Mann noch lebt. Noch bevor Edson tiefer in die Ermittlungen einsteigen kann, berichtet Reporterin Alexandra Bengtsson über den Fall. Das Opfer, Marco Holst, ist ein Krimineller, er hatte viele Feinde. Persönliche Rache? Ein blutiger Krieg in der Unterwelt? Doch bevor Holst eine Aussage machen kann, stirbt er im Krankenhaus. Als scheinbar wahllos weitere Morde an Kriminellen begangen werden, sucht die Reichsmordkommission fieberhaft nach einem Muster. Bis eine Spur Carl Edson und Alexandra Bengtsson in die Vergangenheit führt, zu äußerst düsteren, gewalttätigen Ereignissen.“ (Quelle: Rowohlt Taschenbuch Verlag)

Meine Meinung:

Wieder ein Krimi, den man lesen kann, er liest sich gut weg. Aber das Vorablob – insbesondere der schwedischen Presse – kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Svernström wird dort als in der Tradition von Stieg Larsson und Sjöwall/Wahlöö stehend gesehen. Oder als würdiger Nachfolger von Lars Kepler. Am ehesten ist noch letzteres zu akzeptieren, denn Svernströms Opfer ist ähnlich brutal, „psycho“ und blutig wie die Thriller von Kepler.

In Teil eins des Buches geht es um unfassbar grausame Morde, die bis ins kleinste Detail beschrieben werden. Da denkt man schon, was ist das für ein Autor, der sich so etwas ausdenkt? Mir ist jedenfalls regelrecht übel geworden. Weiter liest man eigentlich nur, weil man denkt, das kann doch nicht alles sein. Ist es natürlich auch nicht. Svernström stellt ein Team von Ermittlern vor, in dem nahezu jeder seine Macken hat. Wir haben alle prototypischen Charaktere, die besonders in skandinavischen Krimis und Thrillern vorkommen: den melancholischen geschiedenen Kommissar, den mürrischen Forensiker, den nicht wirklich teamfähigen Kollegen, die junge strebsame und sympathische Berufsanfängerin. Für die Seite der Presse gilt Ähnliches. Im Fokus steht die Journalistin Alexandra Bengtsson, die der Polizei immer ein Stück voraus ist, nahezu an jedem Tatort als erste erscheint und jede neue Spur begierig inhaliert. Fast zu begierig… . Im Verlauf der Handlung ändert sich die Sicht des Lesers auf sie mehrmals, das macht Svernström wirklich gut. Im zweiten Teil steht Bengtsson im Fokus, ihre Lebensgeschichte spielt eine wichtige Rolle für den Verlauf der Ereignisse. Hier wird aus ihrer Perspektive berichtet. Teil drei dient der Auflösung des Falls. Es gibt immer wieder falsche Spuren und Wendungen in diesem Thriller, das ist schon gut gemacht. Die Auflösung überrascht, sodass man fürs Durchhalten als Leser belohnt wird. Andererseits packt Svernström alles, aber auch wirklich alles, was an psychologischen Varianten möglich ist, in seine Geschichte. Dadurch ist die Handlung total überfrachtet und für mich nicht mehr glaubwürdig.

Es ist sicher nicht leicht, in Skandinavien sein Debüt als Autor von Thrillern zu geben, denn man tritt in große Fußstapfen. Hier scheint es mir, als würde von jedem der großen Autoren das Beste genommen und neu zusammengebaut. Das ist sehr schade, denn so entwickelt man keinen eigenen Stil.

Betrachtet man den Charakter von Alexandra Bengtsson, erfährt man viel über Prägungen in der Kindheit, Verdrängungsmechanismen, Traumata und sich auf das eigene Leben übertragende Muster, die man sich oft nicht eingestehen will. Diese Aspekte machen das Buch durchaus lesenswert. Ich kann mir vorstellen, dass Svernström sehr gute Thriller schreiben könnte, wenn er sich von dem löst, was bisher in vielen schwedischen Thrillern zu finden ist. Denn Spannung aufbauen und in den Charakter der Menschen blicken, das kann er wirklich sehr gut!

Fazit:

Die unglaubliche Brutalität ist nichts für mich. Daher kann ich diesem Buch nur drei Herzen geben.

Veröffentlicht am 22.07.2019

Ein Buch für einen Nachmittag auf der Couch

Dunkelsommer
0

Allgemeines:

Dunkelsommer ist das Debüt von Stina Jackson. Sie ist in Schweden geboren und aufgewachsen, lebt heute aber in Denver, Colorado. Dort schrieb sie ihren Roman und wird als aufstrebender Stern ...

Allgemeines:

Dunkelsommer ist das Debüt von Stina Jackson. Sie ist in Schweden geboren und aufgewachsen, lebt heute aber in Denver, Colorado. Dort schrieb sie ihren Roman und wird als aufstrebender Stern der schwedischen Krimiszene gehandelt. Dunkelsommer erscheint heute, am 22.07.2019, als Paperback bei Goldmann und umfasst 351 Seiten.

Inhalt:

„Drei Jahre ist es her, dass Lelles Tochter in einem abgelegenen Teil Nordschwedens spurlos verschwand. Seither fährt er jeden Sommer im düsteren Licht der Mitternachtssonne die Straße ab, an der Lina zuletzt gesehen wurde. Nacht für Nacht sucht er verzweifelt nach seiner Tochter, nach sich selbst und nach Erlösung. Dann kommt eines Tages die siebzehnjährige Meja in der Hoffnung auf einen Neuanfang in Norrland an. Doch als sich die Dunkelheit des aufkommenden Herbstes über das Land legt, verschwindet ein weiteres Mädchen. Und Lelles und Mejas Leben werden durch dramatische Ereignisse miteinander verbunden, die sie nie wieder loslassen werden.“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Dunkelsommer wird damit beworben, bester schwedischer Spannungsroman zu sein. Dieser Meinung kann ich mich leider nicht anschließen. Stina Jackson bedient aus meiner Sicht so ziemlich jedes Klischee, das zu einem Spannungsroman gehört: ein verschwundenes Kind, ein verdächtiger Vater und Freund, eine kaputte Ehe, eine sektenähnlich lebende archaische Gemeinschaft in den einsamen Wäldern von Nordschweden, ein charismatisches Familienoberhaupt, Gefangenschaft und Gewalt. Alles mixt sie zusammen zu einem durchaus spannenden Buch, dessen Handlung dem Leser, der Krimis, Psychothriller und Spannung liebt, aber allzu schnell vorhersehbar erscheint. Das ist einfach schade. Der Aufbau des Buches ist gekonnt gemacht. Es gibt einen ständigen Wechsel zwischen zwei Erzählsträngen. Auf der einen Seite Lelle, der seine seit drei Jahren verschwundene Tochter sucht und in jeder Nacht mit seinem Auto durch die einsamen Straßen Nordschwedens fährt. Auf der anderen Seite Meja, die keine Geborgenheit und Liebe kennt und mit ihrer Mutter seit sie denken kann durch Schweden zieht. Nirgendwo zu Hause, immer auf dem Sprung, keine Struktur im Leben und immer auf der Suche nach Beständigkeit. In dem Jungen Carl-Johan, den sie zufällig in ihrer aktuellen Lebensumgebung trifft, glaubt sie ihren Retter gefunden zu haben. Jackson schafft es, glaubwürdige Charaktere aufzubauen. Man versteht die Beweggründe, die Handlungen und Lebensformen der Protagonisten, kann nachvollziehen, warum sie sind wie sie sind. Das ist eine Stärke des Buches. Eine Schwäche zeigt sich für mich beim Aufbau: Beide Erzählstränge driften aufeinander zu und man ahnt schon nach wenigen Seiten, was geschehen könnte. Selbst das Ende des Buches ahnt man voraus, ein Ende, das ich persönlich ziemlich unglaubwürdig und kitschig finde. Der Titel Dunkelsommer ist metaphorisch zu deuten: Der Sommer, in dem Lina, Lelles und Anettes Tochter verschwand, aber auch ein weiteres Mädchen, wird trotz der im Midsommer herrschenden ständigen Helligkeit dunkel und düster, auch absolut vorhersehbar und dadurch eigentlich auch sehr platt. Der Titel der Originalausgabe lautet Silvervägen (Silberner Weg/Weg aus Silber). Das passt sehr viel besser als die deutsche Übersetzung. Den Stil von Stina Jackson kann man eigentlich nicht wirklich beurteilen, da das Buch aus dem Schwedischen übersetzt wurde. Vielleicht lässt sich dadurch die Euphorie der schwedischen Bestsellerautorin Åsa Larsson, die ich sehr schätze, erklären, die über dieses Buch schreibt:

„Wenn Dunkelsommer nicht mindestens den schwedischen Krimipreis bekommt und eine Netflix-Serie wird, nun, dann muss ich der Autorin den Åsa-Larsson-Award verleihen.“ (Klappentext)

Für die deutschsprachige Ausgabe würde sie dieses vielleicht anders sehen. Vielleicht ist es aber auch so, dass dieses Buch als Film besser funktioniert als in geschriebener Form. Die ständigen Perspektivwechsel bieten hierfür viel Potential.

Fazit:

Kann man lesen, muss man aber nicht. Ein Buch für einen Nachmittag auf der Couch, das man in einem Rutsch durchliest.

Veröffentlicht am 05.07.2019

Handlungsorientiert

Es geht auch ohne Plastik
0

Allgemeines:

Es geht auch ohne Plastik – Die 30-Tage-Challenge für die ganze Familie! ist am 20.05.2019 bei Goldmann erschienen. Das Taschenbuch hat 288 Seiten und ist auf normalem Papier gedruckt. Autorin ...

Allgemeines:

Es geht auch ohne Plastik – Die 30-Tage-Challenge für die ganze Familie! ist am 20.05.2019 bei Goldmann erschienen. Das Taschenbuch hat 288 Seiten und ist auf normalem Papier gedruckt. Autorin Sylvia Schaab lebt in Augsburg und beschäftigt sich seit langem mit Themen der Nachhaltigkeit. Sie lebt seit mehr als drei Jahren nahezu plastikfrei. Ihr Anliegen ist es, mehr Nachhaltigkeit in unserem Leben unterzubringen. Dieses Anliegen verfolgt sie als Autorin und Journalistin auf unterschiedlichen Wegen.

Inhalt:

„Plastik – nein danke!

Mikroplastik im Essen, Weichmacher in Babyflaschen, gigantische Plastikstrudel im Meer, Schadstoffe in unserem Blut: Die negativen Auswirkungen von Kunststoffen sind in aller Munde. Trotzdem findet sich Plastik überall. Gerade im Supermarkt kommt scheinbar kaum ein Produkt ohne Plastikverpackung aus.

Ein Leben ohne Plastik: Geht das überhaupt? Dieser Frage begegnet die Journalistin und Bloggerin Sylvia Schaab häufig, wenn sie erzählt, dass sie mit ihrer fünfköpfigen Familie weitgehend verpackungsfrei lebt. Ihre Erfahrungen vermittelt sie in diesem Buch. Sie zeigt, wie auch Familien innerhalb von 30 Tagen die Weichen für ein nachhaltigeres Leben ohne Plastik stellen können und stellt alternative Konsummöglichkeiten wie Upcycling, Reparieren, Kreislaufwirtschaft oder Cradle-to-Cradle-Produkte vor. Mit vielen wertvollen Tipps und Adressen.“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Wir schwimmen momentan auf einer Welle, die vermutlich viel Gutes bewirken und sich verselbstständigen kann, wenn alle mitmachen. Eine Welle, die es unseren Meeren und unserer Umwelt ermöglicht, aufzuatmen und weniger von dem aufzunehmen, das sie gar nicht gebrauchen kann: Plastik. Neben diversen Romanen über dieses Thema erscheinen zur Zeit auch viele Ratgeber, die den Menschen Hinweise und Tipps für ein plastikfreieres Leben geben möchten. Vor kurzem habe ich euch bereits Charlotte Schülers #Einfach plastikfrei leben vorgestellt (hier verlinkt). Da ich ein Freud der Vergleiche bin, habe ich mir auch Es geht auch ohne Plastik genauer für euch und mich angeschaut.

Im Vergleich ist bereits nach wenigen Seiten auffallend, dass das vorliegende Buch noch stärker das Ziel verfolgt, den Verbraucher zu informieren. Geschah das bei Schüler sehr persönlich, bekam ich bei Schaab schnell den Eindruck, ihr als Leserin nicht so nah zu sein. Im Vorfeld freute ich mich besonders auf die 30-Tage-Challenge, die sogar auf dem Cover angepriesen und in Werbeanzeigen des Buches häufig besonders beworben wird. Meine Leseerwartung war also recht simpel: Die 30-Tage-Challenge war in meinem Kopf und als erfahrene Konsumentin, die bereits auf vieles verzichtet und viele alternative Produkte verwendet, war ich vor allem auf diese Challenge fixiert. Aus diesem Grund war ich dann doch recht enttäuscht, als ich mich in den Ratgeber vertiefte. Die Challenge nimmt einen Bruchteil des Buches ein. Für unerfahrene Verbraucher ist das vermutlich optimal. Sie brauchen alles, was im Vorfeld theoretisch für sie erklärt und detailliert erläutert wird. Für mich waren die Informationen nicht neu und auch nicht attraktiv gestaltet. Bei einem so informativen Buch hilft es dem Leser, der viele neue Informationen lernt, enorm, wenn die Texte ansprechend gestaltet, von Grafiken und Bildern unterbrochen werden. Sachtexte können so einfacher verstanden und besser abgespeichert werden. Das wäre durchaus möglich gewesen, bei der Gestaltung wurde jedoch darauf verzichtet. Besser gefallen hat mir also auch die Gestaltung bei Charlotte Schüler.

Nichtsdestotrotz hat mir die 30-Tage-Challenge gut gefallen. Ich habe sie noch nicht durchgeführt, empfinde sie jedoch bereits beim Lesen als sehr gewinnbringend. Sie beginnt klein und endet in einer großen Reduzierung des alltäglichen Plastikmülls. Sie führt dem Leser konkret und bewusst vor Augen, durch welche Aktionen er was erreichen kann. Diese Aktionen müssen nicht groß sein. Beispielsweise geht es auch darum, einmal das Lieblingsessen plastikfrei zu kochen. Das habe ich bereits umgesetzt, es war einfach und warum sollte ich das nicht wieder tun? Solche kleinen Dinge, die direkt in der Lebenswelt der Verbraucher ansetzen, motivieren sie, wirklich etwas zu verändern. Allein für diese Liste hat sich das Buch für mich gelohnt.

Fazit:

Ein Ratgeber, der sehr viele theoretische Informationen über das plastikfreiere Leben gibt. Die 30-Tage-Challenge nimmt weniger Raum ein als gedacht, ist aber sehr handlungsorientiert und einfach umzusetzen. Plastikfreier zu leben erfordert immer Arbeit, sollte aber für jeden von uns ein erstrebenswertes Ziel sein.