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Veröffentlicht am 05.05.2020

Dirty thirty - Hilfe, ich bin fast 30!

Thirty
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Puh! Der 30. Geburtstag bedeutet für die meisten Frauen einen wichtigen Einschnitt in ihrem Leben. Auf einmal ist man nicht mehr ein glücklicher Single, sondern gerät in leichte Torschlusspanik, wenn die ...

Puh! Der 30. Geburtstag bedeutet für die meisten Frauen einen wichtigen Einschnitt in ihrem Leben. Auf einmal ist man nicht mehr ein glücklicher Single, sondern gerät in leichte Torschlusspanik, wenn die besten Freundinnen längst in festen Händen sind und konsequent Hochzeit und Familiengründung anpeilen. Auch Bella Edwards bildet keine Ausnahme. In dem Roman "Thirty" von Christina Bradley hat sie genau dreißig Tage bis zum Dreißigsten. Dreißig Dates, um den Einen zu finden...

Bella Edwards' Leben ist ein einziges Chaos. Während ihre Freundinnen auf Facebook ihr ach so erfüllendes Leben feiern, ist Bella nicht mal ansatzweise da, wo sie mit fast dreißig sein wollte. Vor allem der Mann fürs Leben fehlt noch. Hals über Kopf fliegt sie von London nach New York zu ihrer Freundin Esther. Die hat die rettende (oder völlig absurde?) Idee: dreißig Dates in dreißig Tagen. So macht Bella sich auf einen verrückten Trip von New York bis nach San Francisco mit dem Ziel: den Einen finden. Zwischen diversen Blind Dates, charmanten und weniger charmanten Typen, findet Bella zwar nicht den Mann fürs Leben, aber tatsächlich das Eine, was sie glücklich macht. Und vielleicht, nur vielleicht, gibt es ja doch noch Hoffnung auf den Einen ...

Wirft man einen flüchtigen Blick auf das locker-flockige Cover, weiß man gleich, welche Lektüre man vor sich hat. Ein Mann und eine Frau auf Wolke Sieben, unterwegs zwischen London und New York, auf der Suche nach der großen Liebe. Also Chick Lit vom Feinsten!

Bella Edwards ist eine ziemlich durchgeknallte Protagonistin mit einer fatalen Neigung zu hohem Alkoholkonsum und falschen Entscheidungen, die jedes Fettnäpfchen mitnimmt, das sich ihr bietet. Dennoch wächst sie dem Leser im Laufe des Geschehens ans Herz, und man verfolgt ihre Aktivitäten mit angehaltenem Atem. Leider sind die meisten Herren der Schöpfung, die sie auf ihrer Reise durch die USA kennenlernt, schräge Vögel, die sich nicht für eine feste Beziehung eignen, und ihre Dates verlaufen meistens ganz anders als geplant.

Der frische, humorvolle Schreibstil hat mich häufig zum Lächeln gebracht und über den allzu flachen Inhalt hinweggetröstet. Dennoch habe ich mir weitaus mehr von diesem Roman versprochen. Es ist eine nette Sommerlektüre für zwischendurch, nicht mehr. Schade!

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Veröffentlicht am 20.05.2019

Schöner Schein

So schöne Lügen
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In ihrem literarischen Debüt "So schöne Lügen" zeigt die Journalistin Tara Isabella Burton die düsteren Seiten von New York auf. Auch in einer Stadt, in der scheinbar alles möglich ist, muss man sich sein ...

In ihrem literarischen Debüt "So schöne Lügen" zeigt die Journalistin Tara Isabella Burton die düsteren Seiten von New York auf. Auch in einer Stadt, in der scheinbar alles möglich ist, muss man sich sein Glück leisten können: Louise ist Ende zwanzig und versucht, sich in New York durchzuschlagen. Eigentlich wollte sie Schriftstellerin werden – jetzt lebt sie in Brooklyn, hat mehrere miserabel bezahlte Jobs und wird von Selbstzweifeln geplagt.
Eines Tages begegnet sie Lavinia. Und die hat wirklich alles: Sie wohnt auf der Upper East Side, ist wild, frei und wunderschön. Doch vor allem ist sie reich. Ihr glamouröses Leben teilt sie gern – auf sämtlichen sozialen Netzwerken, aber auch mit Louise. Die beiden ungleichen Frauen werden Freundinnen. Louise wird auf Partys herumgereicht, lässt sich von Lavinia einkleiden, zieht bei ihr ein – sie verfällt Lavinia und ihrer Welt. Auch wenn sie nicht das Geld hat, um in ihr zu bestehen. Irgendwann beginnt sie, die Freundin zu bestehlen. Und um sich aus ihrer Ohnmacht zu befreien, wird sie noch viel weiter gehen. Muss Lavinia sterben, damit Louise leben kann?

Ehrlich gestanden, hat mich das auffällige Cover gleich in seinen Bann geschlagen. Es wirkt edel und strahlt viel Glamour aus, wie es auf Social Media angesagt ist. Trotzdem schrillen gleich sämtliche Alarmglocken. Denn der Titel des Romans ist ziemlich provokativ und entlarvt die Scheinwelt, in der sich die Protagonistinnen bewegen.

Als Journalistin istTara Isabella Burton ein Medien-Profi. Sie weiß, wovon sie spricht, wenn sie das scheinbar glanzvolle Leben auf Social Media als eine große Lebenslüge entlarvt. In ihrem Roman hat sie die glitzernde Fassade von New York gut eingefangen. Geld regiert die Welt, und das Leben ist eine einzige Party, auf der sich lauter ausgeflippte, Menschen begegnen, die mitunter psychopathische Züge aufweisen. Hier trägt jeder eine Maske, und man möchte gar nicht wissen, welche tiefen Abgründe hinter einem Lächeln lauern.

Auch die Freundschaft von Lavinia und Louise hat etwas Toxisches. Louise ist eine zerrissene Persönlichkeit. Mit ihren 29 Jahren muss sie mehrere Jobs annehmen, um sich das kostspielige Leben in New York leisten zu können. Beruflich gesehen, hat sie keine entscheidenden Schritt auf der Karriereleiter gemacht, psychisch betrachtet scheint sie etwas angeschlagen, sie besucht einen Therapeuten, moralisch gesehen, neigt sie zum Lügen, sie verschweigt viel oder verdreht die Realität. Dagegen scheint Lavinia, die etwas jünger als Louise ist, zu den Gewinnern zu gehören. Geld spielt für sie keine Rolle, sie ist großzügig, besucht exklusive Events und kann sich alles leisten, von dem Louise nur träumt. Gleichzeitig wirkt sie wie eine einsame, verlorene Seele, die sich als eitle Selbstdarstellerin auf Social Media inszeniert, ihre innere Leere mit Drogen betäubt und ständig auf der Suche nach einem neuen Kick ist.

Stilistisch gesehen, spiegelt sich diese wilde Hetzjagd in einer gewöhnungsbedürftigen Sprache. Die Sätze sind sehr kurz, und die meisten Dialoge wirken wie abgehackt und aus dem Kontext gerissen. Nach einem schwierigen Start nimmt der Roman mehr und mehr Tempo auf und entwickelt sich zu einem spannenden Thriller, der mit einem unerwarteten (offenen) Ende überrascht. Trotzdem hat mich dieses Buch nicht richtig überzeugen können.

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  • Erzählstil
  • Spannung
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Veröffentlicht am 01.11.2018

True crime

Gangsterblues
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Bisher habe ich Joe Bausch nur als einen hervorragenden Schauspieler in Erinnerung. Dass er weitaus mehr kann, als nur eine wichtige Rolle im TATORT zu spielen, stellt er mit seinem Buch "Gangsterblues" ...

Bisher habe ich Joe Bausch nur als einen hervorragenden Schauspieler in Erinnerung. Dass er weitaus mehr kann, als nur eine wichtige Rolle im TATORT zu spielen, stellt er mit seinem Buch "Gangsterblues" unter Beweis.

Das Buch beschäftigt sich mit Mördern, Dealern, notorische Betrügern, Vergewaltigern oder Männern, die schwere Raubüberfälle begangen haben. Und sie alle wurden zu hohen Haftstrafen verurteilt. Im Knast haben sie viel Zeit, um sich mit ihren Taten auseinanderzusetzen - und irgendwann wollen sie reden: der psychopathische Serienmörder über eine eiskalte Entführung, die beiden Halbbrüder über einen fast perfekten Mord, oder der Rettungssanitäter über den Zufall, der ihn zum Verbrecher machte - mit verheerenden Folgen.

Das Cover zeigt ein schlichtes Schwarz-Weiß-Portrait von Joe Bausch. Im wahren Leben ist er Gefängnisarzt in Werl, einer der größten deutschen Justizvollzugsanstalten. Seine Gesprächspartner haben sich ihm anvertraut und ihn tief in den Abgrund ihrer Seele blicken lassen. Sein Buch enthält zwölf (voneinander unabhängige) Kurzgeschichten, wahre Geschichten, die unter die Haut gehen.

Alle Texte sind aufwühlend, interessant und spannend und in einer direkten, einfachen, unverblümten Sprache gehalten. Wenn die Geschichten von Joe Bausch keine Fiktion sind, sondern die Realität widerspiegeln, erscheinen die deutsche Justiz und das Leben hinter Gittern in einem anderen Licht.

Veröffentlicht am 22.03.2021

Herzschmerz auf Norderney

Pension Herzschmerz
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Wer träumt nicht von einem Urlaub auf der ostfriesischen Insel Norderney? Dort kann man sich nicht nur Wind um die Nase wehen, sondern auch sein gebrochenes Herz heilen lassen - wenn man auf das literarische ...

Wer träumt nicht von einem Urlaub auf der ostfriesischen Insel Norderney? Dort kann man sich nicht nur Wind um die Nase wehen, sondern auch sein gebrochenes Herz heilen lassen - wenn man auf das literarische Angebot von Christin-Marie Below eingeht, die interessierte Leserinnen in ihre "Pension Herzschmerz" einlädt.


Der Alltag ist grau, und das Leben ist kurz. Louise muss einfach mal raus. Zusammen mit ihrer besten Freundin Anna bricht sie auf nach Norderney zu ihrer Freundin Kim, die sich gerade den Fuß gebrochen hat und Beistand braucht. Gleich am ersten Abend auf der Insel hat Louise bei viel Sekt und Pralinen einen Geistesblitz: Sie tauft die gemütliche Gartenlaube, in der die drei übernachten, »Pension Herzschmerz«, denn gerade leiden mindestens zwei von ihnen an Liebeskummer. Und daraus entsteht der perfekte Plan. Eine Pension für alle mit gebrochenen Herzen - darauf hat Norderney gewartet! Schließlich hatte jeder schon mal Herzschmerz, sogar der gut aussehende Bürgermeister der Insel. Bei Sonne, Sand und Meer hält der Sommer einige Überraschungen für sie bereit. Auch in Sachen Liebe ...
Als ich das ausgefallene Cover dieses Buches gesehen habe, war es gleich um mich geschehen. Es versprüht maritimes Flair und ist ein echtes Highlight in jeder Buchhandlung!

Im Mittelpunkt des Romans "Pension Herzschmerz" stehen Anna, Kim und Louise, drei Freundinnen, die sich gegenseitig über alle gescheiterten Liebesbeziehungen hinwegtrösten. Leider hat Christin-Marie Below ihre liebenswerten Protagonistinnen nicht gründlich genug ausgearbeitet, ihre Figuren erfüllen gängige Klischees aus Wohlfühlromanen und bleiben blass und oberflächlich. Für ihr Alter wirken die drei Freundinnen erschreckend naiv und unreif; ihre haarsträubenden kindischen Aktionen erinnern mich an durchgeknallte Teenager, die erst handeln, dann denken. Auch Anna, Kim und Louise handeln aus dem Bauch heraus. Ihre spontane Idee, eine "Pension Herzschmerz" auf Norderney zu eröffnen, ist nach einem klassischen "Besäufnis" entstanden, auch mit klarem Kopf verschwenden sie ihre Energie nicht auf eine kritische Reflexion. Sie sind sofort Feuer und Flamme, ohne einen einzigen Gedanken an die Chancen und Risiken einer Existenzgründung auf Norderney zu verschwenden. Das zwingend notwendige Startkapital scheint keine Rolle zu spielen; entweder kommen die drei Freundinnen aus vermögenden Elternhäusern oder sie träumen von einem Gewinn im Lotto. Nicht ein einziges Mal müssen die drei Freundinnen für ihre Geschäftsidee kämpfen, stattdessen können sie auf die Hilfe von hilfsbereiten Einheimischen bauen, die von ihrer grandiosen Idee hellauf begeistert sind. Alles fliegt ihnen in den Schoß. Binnen einer Woche ist das Projekt "Pension Herzschmerz" in trockenen Tüchern - und Louise in den starken Armen des attraktiven, ledigen Bürgermeisters gelandet. Wer's glaubt....

An und für sich hat diese nette Geschichte für zwischendurch echtes Potential, aber ihre unrealistische Umsetzung hat mich einfach nicht überzeugt. Für meinen Geschmack plätschert Christin-Marie Below fröhlich an der Oberfläche herum, sie schert sich nicht um die Realität und geht niemals in die Tiefe. Auch die versprochene Romantik bleibt auf der Strecke. Von Herzklopfen hab ich nichts gespürt. Louise und Jan kochen auf kleiner Flamme. Schade!

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