L'ennui d'été - ein langer Sommer
Tage mit GatsbyDie Tage mit Gatsby sind berauschend, heiß, lang, schwül und auch lethargisch. Die Nächte werden von Parties bestimmt.
Joséphine Nicolas ist es gelungen, den Geist der Zwanziger, den "Tanz auf dem Vulkan" ...
Die Tage mit Gatsby sind berauschend, heiß, lang, schwül und auch lethargisch. Die Nächte werden von Parties bestimmt.
Joséphine Nicolas ist es gelungen, den Geist der Zwanziger, den "Tanz auf dem Vulkan" und die Zügellosigkeit in einem nicht enden wollenden Sommer an der französischen Riviera auf Papier zu bannen und zu feiern. Dazu erschafft sie eine greifbare und lebhafte Charakterisierung der Frau an der Seite des großen F. Scott Fitzgerald, deren emotionale Untiefen sie absolut authentisch und nachvollziehbar ausleuchtet, ohne sich in zu großer Empathie oder Nähe für Zelda zu ergehen. So erfährt man Zelda als sehr lebensechte Figur, die man zwar nicht unbedingt mag, aber ihrer Schattenposition wegen zeitweise bedauert. Durch die gewählte Ich-Perspektive bleibt natürlich stets fraglich, wieviel von Zeldas Wahrnehmung objektiv der Wahrheit entspricht und wieviel nur dem eigenen Geltungsdrang, der eigenen Unzufriedenheit in der Ehe und mangelnder Aufmerksamkeit durch den Gatten geschuldet ist. Ebenso führt die Perspektive dazu, dass Fitzgerald selbst zu einer marginalen Randfigur wird, die in Zeldas Lebenswelt auch eine immer kleinere und auch etwas eindimensionale Rolle einnimmt, denn in Zeldas Leben ist Zelda der Star und der Hedonismus das vorrangige Lebensprinzip.
Sprachlich würde ich den Roman schon fast als "gewaltig" bezeichnen. Er strotzt vor Metaphern, Vergleichen und ungewöhnlichen Wortkombinationen, um Atmosphäre zu schaffen. Auf den ersten Seiten ist das allerdings schon zu viel des Guten, etwas dosierter eingesetzt, würde jedes einzelne Element viel mehr strahlen, so wird es einfach zu üppig und prächtig und vor allem leider auch manchmal gekünstelt. Zum Glück reduziert sich dieser Stil im Verlauf des Romans und pendelt sich auf das genau rechte Maß ein.
Ein Manko ist für mich jedoch die relative Handlungsarmut, denn eigentlich passiert in diesem langen Sommer nichts, was eine Geschichte so richtig vorantreibt. Viele Kapitel beschreiben ein Ereignis, das dann abbricht und im Folgekapitel - wenn überhaupt - nur noch eine nachgeordnete Rolle spielt. Hier fehlte mir sowohl die verbindende Linie als auch einfach eine gewisse Handlungsrelevanz.
Nichtsdestotrotz ein schöner und auch lesenswerter Roman - vor allem für einen langen, heißen Sommer, in dem man in eine Welt des süßen Nichtstuns eintauchen mag.