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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.03.2021

Herzhaft gelacht.....

Das Faultier bewegt sich wie Opa
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......habe ich etliche Male bei der Lektüre dieses Büchleins. Nach Themen geordnet und mit passenden, informativen Texten unterlegt können wir die Stilblüten aus Kindermund richtig genießen. ...

......habe ich etliche Male bei der Lektüre dieses Büchleins. Nach Themen geordnet und mit passenden, informativen Texten unterlegt können wir die Stilblüten aus Kindermund richtig genießen. Es ist phänomenal wie spontan, treffend und logisch Kinder ihre Meinung kundtun.

Einen ersten Schmunzler löst schon der Titel aus. Auch die Darstellung des Faultiers auf dem Cover mit Opa-Mütze und Gehstock ist sehr gelungen.

In den Texten geben die beiden Autorinnen auf kurzweilige Art Erziehungstipps ohne den erhobenen Zeigefinger und mitten aus dem Leben. Trotzdem kommt es nicht als Erziehungsratgeber daher, sondern als unterhaltsame, witzige Lektüre mit Lerneffekt. Es regt an, die Dinge manchmal aus Kindersicht zu betrachten und die Einfachheit wieder wahrzunehmen.

Insgesamt spreche ich hier sehr gerne eine klare Leseempfehlung aus. Dieses Büchlein macht nicht nur Spaß, es regt auch zum Nach- und Umdenken an.

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Veröffentlicht am 24.02.2021

Eine deutsch-deutsche Geschichte

Lebenssekunden
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Ich weiß nicht, ob ich mit meiner Rezension diesem wunderbaren Buch gerecht werde, aber ich versuche es mal.

Es ist die Geschichte von zwei 15-jährigen Mädchen im Nachkriegsdeutschland in den ...

Ich weiß nicht, ob ich mit meiner Rezension diesem wunderbaren Buch gerecht werde, aber ich versuche es mal.

Es ist die Geschichte von zwei 15-jährigen Mädchen im Nachkriegsdeutschland in den ausgehenden Fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Leben der beiden Hauptpersonen könnten nicht unterschiedlicher sein.
Angelika lebt in Kassel als behütete Tochter einer Künstlerfamilie. Trotz eines Schulverweises und einer großen Tragödie, bei der sie ihre beste Freundin verliert, schafft sie es ihren Lebenstraum zu verwirklichen und Fotografin zu werden. Unbeirrt geht sie ihren Weg und landet als Fotojournalistin in West-Berlin.
Christine lebt in Ost-Berlin mit Mutter, Stiefvater und Bruder. Sie ist eine talentierte Kunstturnerin und wird von der Partei gefördert, aber auch mit Argusaugen beobachtet, weil ihr leiblicher Vater sich in den Westen abgesetzt hat. Mit ihrer Turnerkariere lebt sie den Traum ihrer Mutter. Für den Erfolg wird sie bis aufs Blut gequält. Alle Versuche sich zur Wehr zu setzen scheitern, weil dann Repressalien für die Familie drohen.

In sehr detailliertem, einfühlsamem Schreibstil schildert Katharina Fuchs die so unterschiedlichen Leben der beiden Protagonistinnen und verknüpft dabei deren Lebensstationen mit den historischen Ereignissen in den ersten Jahren der deutschen Teilung. In den Schilderungen von Angelikas Leben im Westen konnte ich die Aufbruchsstimmung der jungen Leute dieser Zeit ebenso spüren wie das Misstrauen und die Angst vor Bespitzelung und Bestrafung in den Abschnitten über Christines Leben im Osten. Besonders erschütternd fand ich den Abschnitt über die Ereignisse des 13. August 1961 in der Bernauer Straße. Diese schildert Katharina Fuchs so eindringlich, dass mir das Gelesene noch lange im Kopf herumspuken wird.
Eine sehr schöne Idee ist die "Nachlese", durch die ich erfahren habe, was aus den beiden Mädchen und ihren Familien später geworden ist.

Insgesamt hat mir dieses Buch so gut gefallen, dass ich es gar nicht aus der Hand legen wollte. Ich fand es mitreißend und spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Mit gründlich recherchiertem Hintergrund, liebevoll charakterisierten Figuren und genauer Schilderung von Einzelheiten der Mode und der Grundstimmung dieser Zeit hat mich die Autorin mitgenommen in die Zeit des Aufbruchs und ins Wirtschaftswunder.

Dafür gibt es von mir eine klare Leseempfehlung und fünf Sterne. Wenn es möglich wäre, würde ich mehr Sterne vergeben.

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Veröffentlicht am 30.01.2021

Spannend und beängstigend

Der Solist
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Das Cover passt perfekt zur Geschichte und hat mich sehr angesprochen. Nach diesem Buch hätte ich auch in der Buchhandlung sofort gegriffen.

Der Ermittler Neuhaus wird aus Frankfurt zur Sondereinheit ...

Das Cover passt perfekt zur Geschichte und hat mich sehr angesprochen. Nach diesem Buch hätte ich auch in der Buchhandlung sofort gegriffen.

Der Ermittler Neuhaus wird aus Frankfurt zur Sondereinheit Terrorabwehr nach Berlin versetzt. Er ermittelt in einer Mordserie, zu der sich ein "Kommando Anis Amri" bekennt, so dass die Morde dem IS zugeordnet werden. Die meisten seiner Kollegen begegnen ihm sehr reserviert, mit der Deutschtürkin Suna-Marie, genannt Grabowski, bildet er aber ein gutes Zweier-Team.

Es gelingt Jan Seghers perfekt, die Handlungen seiner fiktiven Figuren mit den Fakten der Ermittlungen zum Attentat auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz zu verknüpfen. Das ist das beklemmende daran - man könnte fast glauben, dass alles real ist. Der Schreibstil ist prägnant, der Autor fasst sich kurz und bringt doch alles Wichtige an den Leser. Was mir besonders gefällt ist, dass der Ermittler Neuhaus völlig vorurteilsfrei an die Ermittlungen herangeht und so einen unverstellten Blick auf die Ereignisse hat. Nur so kann er herausfinden, dass der Hintergrund der Taten zwar auch ein politischer ist, aber eben nicht dem IS zugeordnet werden kann.

Überhaupt ist mir Neuhaus sehr sympathisch. Er ist gar nicht so ein extremer Einzelgänger wie es der Buchtitel vermuten lässt. Seine Zusammenarbeit mit Grabowski und einigen hinzugezogenen Kräften von außen ist sehr gut, also ist er durchaus teamfähig. Auch Grabowski mochte ich von Anfang an, sie ist eine sehr kluge junge Frau, die mit beiden Beinen fest im Leben steht.


Mit dem spannenden Fall rund um die Mordserie werden die brisantesten Themen unserer Gesellschaft aufgegriffen. Es geht um Rassismus, Antisemitismus, islamistischen Terror und Terror von rechts. Gleichzeitig zeigt uns die Geschichte, wie schnell Menschen eine vorgefasste Meinung übernehmen.

Mein Fazit: Großartig! Schade, dass ich nur fünf Sterne vergeben kann!


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Veröffentlicht am 14.01.2021

Im Kannenbäckerland

Die Kannenbäckerin
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Während des 30-jährigen Krieges im Westerwald, dem Kannenbäckerland, verliert Johanna als 13-jährige ihre gesamte Familie an die Pest. Als Junge verkleidet macht sie sich auf den Weg zur Familie ...

Während des 30-jährigen Krieges im Westerwald, dem Kannenbäckerland, verliert Johanna als 13-jährige ihre gesamte Familie an die Pest. Als Junge verkleidet macht sie sich auf den Weg zur Familie ihres Onkels, die sie nicht kennt. Onkel und Tante nehmen sie auf, aber sie verpasst den Zeitpunkt, sich als Mädchen zu erkennen zu geben. So lebt sie als Junge bei ihren Verwandten und erlernt das Töpferhandwerk. Sie zeigt sich außergewöhnlich begabt. Der einzige Wermutstropfen in ihrem neuen Leben ist ihr Geheimnis und die damit verbundene Unsicherheit. Was wird werden, wenn es aufgedeckt wird?

In einfühlsamem, sehr anschaulichem Schreibstil schildert die Autorin das harte Leben der Handwerker in diesen unsicheren Zeiten, immer bedroht durch herumziehende, plündernde Soldaten. Sie betont dabei insbesondere die untergeordnete Rolle der Frauen in dieser Zeit, die ganz und gar rechtlos waren. Die spannende Geschichte ließ sich flüssig und schnell lesen, der Mix aus Fortschritten und Rück- bzw. Schicksalsschlägen war genau richtig um die Spannung zu erhalten bzw. zu steigern. Es fiel mir schwer, das Buch auch mal aus der Hand zu legen.

Die Personen werden ebenfalls so detailliert geschildert, dass ich glaubte, sie zu kennen. Die arme heimatlose Johanna ist mir gleich ans Herz gewachsen. Mutig stellt sie sich den Gefahren der Reise zu ihrem Onkel und den Herausforderungen ihres neuen Lebens. Ihre Zerrissenheit im Zusammenhang mit dem Geheimnis ihres Geschlechts konnte ich gut verstehen. Auch Johannas Tante Luise mochte ich sofort, auch wenn sie sich im weiteren Verlauf des Buches manchmal in ihre Sturheit verkeilt hat. Dagegen hat es eine Weile gedauert, bis ich mit Onkel Wilhelm warm geworden bin. Seine bärbeißige Art hat es mir schwer gemacht.

Unter dem Strich hat Annette Spratte hier einen historischen Roman abgeliefert, der meine Erwartungen vollständig erfüllt hat, deshalb eine klare Leseempfehlung.






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Veröffentlicht am 09.01.2021

Frauen auf der Suche

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
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Das Cover hat mich spontan an ein Tapetenmuster erinnert und der Titel ist mehr als sperrig. Dem Klappentext habe ich zu verdanken, dass ich mich trotzdem für das Buch entschieden habe und ich ...

Das Cover hat mich spontan an ein Tapetenmuster erinnert und der Titel ist mehr als sperrig. Dem Klappentext habe ich zu verdanken, dass ich mich trotzdem für das Buch entschieden habe und ich habe es nicht bereut.

Hannah ist 27 und lebt als Studentin in Berlin. Sie irrt ein bisschen durchs Leben, denn so richtig hat sie ihren Weg noch nicht gefunden. Alibimäßig schreibt sie an ihrer Dissertation und sie glaubt, in ihren Doktorvater verliebt zu sein, mit dem sie eine Affäre beginnt. An Familie hat sie nur ihre Großmutter Evelyn, die in einem Seniorenheim lebt. Als Evelyn einen Brief aus Israel bekommt, der sie als Erbin von jüdischer Raubkunst ausweist, will sie davon nichts wissen. Hannah beginnt trotzdem zu recherchieren. Je mehr sie in die Familiengeschichte eintaucht, besonders in die Geschichte ihrer Urgroßmutter Senta, um so mehr findet sie auch zu sich selbst.

Alena Schröder ist hier eine faszinierende Familiengeschichte über vier Generationen gelungen. Einfühlsam schildert sie das Leben der Frauen aus vier Generationen, indem sie immer wieder die Epoche wechselt. Ihr bildhafter, detaillierter Schreibstil lässt mich die Akteure und die Handlungsorte direkt vor mir sehen. Es gelingt ihr sehr gut, dem Leser all diese Frauen auf der Suche nach ihrer Identität nahezubringen. Besonders gefallen hat mir die Entwicklung von Hannah, die sich durch die Auseinandersetzung mit ihrer Familiengeschichte vom verhuschten, unsicheren Mädchen zu einer selbstsicheren jungen Frau gemausert hat.

Mein Fazit: Es hat sich absolut gelohnt, sich nicht von dem sperrigen Titel abschrecken zu lassen. Ich muss hier eine klare Leseempfehlung aussprechen.

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