Profilbild von Gaby2707

Gaby2707

Lesejury Star
offline

Gaby2707 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Gaby2707 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.03.2017

Es ist nie zu spät

Meer Liebe auf Sylt
1

Mein Lieblingszitat aus der Geschichte auf S. 186:
Kleinen Kindern gibt man Wurzeln und großen schenkt man Flügel.

Will Marcus sie verlassen? Hat er eine Andere? Um das heraus zu finden, reist Alexandra ...

Mein Lieblingszitat aus der Geschichte auf S. 186:
Kleinen Kindern gibt man Wurzeln und großen schenkt man Flügel.

Will Marcus sie verlassen? Hat er eine Andere? Um das heraus zu finden, reist Alexandra Reinhardt ihrem Mann nach New York nach. Auf die 2-jährige Tochter Emma sollen in der Zeit die beiden Omas aufpassen. Auch Schwester Jana wird mit ins Boot geholt. Die kleine Emma schafft es immer wieder, die drei richtig auf Trab zu halten.

Unterhaltung und Witz wird schon durch die Unterschiedlichkeit der beiden Omas garantiert: Henrietta, Chefredakteurin einer großen Frauenzeitschrift, die absolute Karrierefrau und immer topmodisch gestylt. Ulla, Esotherikerin aus vollem Herzen , unrasiert von Kopf bis Fuß und eine Anhängerin des Nachzbadens. Meine Mundwinkel sind fast ständig nach oben gezogen, wenn ich von dem immer wieder erschrockenen Gesichtsausdruck von Henriette lese und beide in meinem Kopfkino durchs Bild huschen. Der kleinen Emma dagegen sind diese Äußerlichkeiten wurscht. Sie liebt ihre beiden Omas ohne wenn und aber.

Mir gefallen die feinsinnigen Gespräche, die die beiden Frauen führen, wie sie sich gaaaanz langsam annähern und jeder der anderen ihren Raum gibt. Ihre Muster und Gesetze, in denen beide leben, fangen an sich zu lockern bzw. aufzulösen.

Und das alles spielt vor der wunderschönen Kulisse der Insel Sylt. Bei den Beschreibungen bekommt man Lust auf Sommerurlaub. Sylt steht ab sofort auch auf meiner „will ich noch hin“-Liste.

Sympathische Charaktäre, eine wunderschöne Sommerkulisse, eine insgesamt humorvolle Geschichte und eine wunderbare Wandlung und Annäherung zweier Frauen – ich hatte ein paar ausgesprochen schöne Lesestunden.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Die Vergangenheit lebt weiter

Das Erbe von Carreg Cottage
0

Die 35-jährige Lilian Gray, genannt Lili hat ihr Cafe in Greenock, Schottland aufgeben müssen und steht vor dem Nichts. Als ihr der Brief eines Anwalts aus Nordwales in Haus flattert, der ihr eine erhebliche ...

Die 35-jährige Lilian Gray, genannt Lili hat ihr Cafe in Greenock, Schottland aufgeben müssen und steht vor dem Nichts. Als ihr der Brief eines Anwalts aus Nordwales in Haus flattert, der ihr eine erhebliche Erbschaft verspricht, macht sie sich mit ihrem Border Terrier Fizz auf den Weg nach Aberdaron. Sie erfährt, dass ein nur dem Anwalt Bekannter ihr ein kleines Pilgercottage und eine Menge Geld für die Renovierung vererbt hat. Sie muss ihr Erbe sofort antreten und das Cottage bewirtschaften. In einem Jahr soll sie erfahren, wer ihr Gönner ist. Voller Tatendrang macht sich Lili, die für Schreibtischarbeit absolut nicht gemacht ist, sondern am liebsten in der Erde buddelt und Kräuter, Pflanzen, Blumen und Bäume setzt, ans Werk. Hier, wo sie sich gleich wohl, geborgen und zuhause fühlt, hat aber jemand etwas gegen ihre Anwesenheit. Bevor sie ihr neues Zuhause beziehen kann, wird es von Unbekannten verwüstet...

In ihrem neuen Roman entführt mich Constanze Wilken nach Nordwales auf die Halbinsel Llyn. Hier begleite ich Lili nicht nur im Hier und Jetzt, sondern ich mache auch Bekanntschaft mit Lileas, die in der Zeit nach 614 als Tochter eines Druiden und seiner Familie aufwächst. Ihr Vater gibt ihr seine Kenntnisse weiter, bis die Familie außer Lileas, die flüchten kann, ausgelöscht wird. Sie tauscht ihren Namen in Meara und verlässt ihre Heimat Richtung Süden. Mit ihren besonderen Kräften lebt sie einsam als Heilerin und würdige Nachfolgerin ihres Vaters und hilft denen, die sie darum bitten.

Dass die Hauptpersonen sowohl aus der Gegenwart als auch aus der Vergangenheit zu Anfang der Geschichte aufgeschrieben sind, hat mir ein paar Mal sehr geholfen. Lileas und Lili habe ich beide sofort in mein Herz geschlossen. Beide haben ihre Stärken und Eigenheiten, sind zwei ganz aussergewöhnliche Frauen. Lägen nicht hunderte von Jahren zwischen ihnen, könnten sie Schwestern sein.

Mit ihrem einfühlsamen und doch prägnanten Schreibstil hat mich Constanze Wilken sofort in den Bann der walisischen Landschaft und ihrer Bewohner gezogen. Beim Lesen habe ich die salzige Luft in der Nase, höre die Wellen an die Felsen schlagen und sehe die schroffe Landschaft mit ihren kleinen Ortschaften vor mir. Sie hat es geschafft, dass ich einen weiteren Landstrich auf meine „möchte ich noch sehen“-Liste gesetzt habe.

Ich war gefangen in einer Geschichte aus Gegenwart und Vergangenheit, durfte lesen, wie sich eine Liebe anbahnt, eine andere leider entzweit wurde und hatte wunderbar unterhaltsame Lesestunden. Und ich freue mich auf eine Fortsetzung der Geschichte mit Lili.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Mord in Münchens Altstadt

Die Montez-Juwelen
1

Nach einer Auszeit ist Hauptkommissar Tom Perlinger wieder in seiner Heimatstadt München gelandet. Am Abend nimmt er kurz an einer Präsentation der legendären Montez-Juwelen bei einem Juwelier in der Hofstatt ...

Nach einer Auszeit ist Hauptkommissar Tom Perlinger wieder in seiner Heimatstadt München gelandet. Am Abend nimmt er kurz an einer Präsentation der legendären Montez-Juwelen bei einem Juwelier in der Hofstatt teil. Tags darauf wird in der Früh im Fischbrunnen am Marienplatz ein junger Mann tot aufgefunden. Ihn hatte Perlinger am Abend ebenfalls auf der Vernissage gesehen. Noch nicht im Dienst, der erst am Montag beginnt, nimmt Tom die Ermittlungen trotzdem schon auf, weil sein Halbbruder Max verdächtigt wird…

Bei den Ermittlungen zu den Montez-Juwelen nimmt mich Sabine Vöhringer mit in die Altstadt von München mit ihren kleinen Gassen, dem Marienplatz und der Sendlinger Straße. Hier bin ich zuhause und freue mich immer wieder, wenn ich die Wege, die hier z.B. Tom Perlinger geht, direkt vor meinem inneren Auge mit spazieren kann. Toll auch die Ansicht der Innenstadt auf der Innenseite von Vorder- und Rückseite des Buches.

Zuerst fühlte ich mich von den vielen Personen, die hier angesiedelt sind, etwas überfordert. Doch da vor Beginn der Geschichte ein Blatt die Personen mit ihren Zugehörigkeiten beschreibt und ich immer mal wieder nachschlagen konnte, hatte sich das schnell gelegt. Da ich auch schon mal z.B. im Hackerhaus war, hatte ich bei einigen Personen direkt ein konkretes Bild vor Augen. Interessante Charaktäre, bei denen ich meine Sympathien schnell vergeben habe, wie z.B. Kommissar Tom Perlinger, der mit seinem Sixpack, seinem Charme und seiner Zuverlässigkeit sofort bei mir punkten konnte, sorgen für Kopfkino. Ich hoffe, dass ich bald mehr von ihm und Kollegin Jessica lesen werde. Kommissar Mayrhofer kann ruhig versetzt werden.

Es geht in der Geschichte nicht nur um die Montez-Juwelen, sondern auch um die Familiengeschichte und -fehde zweier Brauhausbesitzer und den Kampf um Macht und Ansehen in der Münchner Gesellschaft. Interessant zu lesen, wie sich hier Vergangenheit und Gegenwart verweben und nichts in Vergessenheit gerät

Anfangs hat mir die Spannung etwas gefehlt. Doch da die Geschichte insgesamt so interessant ist und am Ende noch mal richtig Fahrt aufnimmt, hat mich das absolut versöhnt.
Wer Krimis Lokalkolorit mag, eine interessante Geschichte mit Blick in die Vergangenheit lesen will und sich spannend unterhalten lassen will – hier sind sie genau richtig.

Veröffentlicht am 11.03.2017

Spannendes neues Ermittlerduo

Tod am Deich. Ostfrieslandkrimi
0

Um fit zu sein für den Antrittsbesuch der neuen Kollegin Fenna Stern macht sich KHK Tammo Anders mit seinem Fahrrad und Hund Buddy auf zu einer Runde auf dem Deich. Von einem Jogger aus dem Gleichgewicht ...

Um fit zu sein für den Antrittsbesuch der neuen Kollegin Fenna Stern macht sich KHK Tammo Anders mit seinem Fahrrad und Hund Buddy auf zu einer Runde auf dem Deich. Von einem Jogger aus dem Gleichgewicht gebracht, stürzt Tammo und verheddert sich in den Fängen einer Wasserleiche im Entwässerungsgraben hinter dem Deich in Greetsiel. So stolpert Fenna gleich an ihrem ersten Tag in ihren ersten Fall in Greetsiel.

Mit „Tod am Deich“ steige ich ein in eine Krimireihe um Kriminalhauptkommissar Tammo Anders und der Profilerin Fenna Stern. Von Anbeginn knistert es zwischen den Beiden ohne dass es aufdringlich erscheint. Ich hoffe, bald mehr von dem sympathischen Ermittlerpaar lesen zu dürfen.
Wachtmeister Pötzschke, den ich auch sehr sympathisch finde, bringt mit seiner Art Ruhe auf die Polizeiwache.
Durch die norddeutschen Vor- und Zunamen, die zusammen mit den Orts- und Landschaftsbeschreibungen den Lokalkolorid ausmachen, bin ich direkt in Ostfriesland bzw. dem malerischen Ort Greetsiel angekommen.
Gelungene, aussagekräftige Dialoge, ein Spannungsbogen der sich stetig aufbaut und sich gut halten kann, haben mich das Buch in einem Rutsch durch lesen lassen. Bei der ein oder anderen Beschreibung – z.B. sein Verhalten ließ die Nackenhaare Handstand machen – habe ich auch mal schmunzeln müssen. Oder wenn ich mir Onkel Fridos Rentnergang vorgestellt habe. Auch das gehört für mich zu einem guten Krimi dazu.
Die Geschichte hat mich fesseln können, für mich war ein Täter schnell zur Stelle, aber auch schnell wieder verworfen.

Tod am Deich hat mich bestens unterhalten, ist spannend mit wiederkehrenden Wendungen, die ich so nicht erwartet hatte und ich hatte Einblick in eine Familiengeschichte, die die Vergangenheit nicht bewältigen konnte. Ich freue mich auf die Fortsetzung!

Veröffentlicht am 05.03.2017

Einblicke in eine für mich fremde, erschreckende Welt

Unorthodox
0

New York, Brooklyn, Williamsburg – hier wächst die kleine Devoiri bei ihren ultraorthodoxen Großeltern Bubby und Zeidi in der chassidischen Satmar Gemeinde auf. Die religiösen Extremisten führen ein abgeschirmtes ...

New York, Brooklyn, Williamsburg – hier wächst die kleine Devoiri bei ihren ultraorthodoxen Großeltern Bubby und Zeidi in der chassidischen Satmar Gemeinde auf. Die religiösen Extremisten führen ein abgeschirmtes Leben nach strengen Regeln und Vorschriften, denen sich die kleine Devoiri schon bald versucht zu widersetzen. Sie fühlt sich unverstanden, in ihr steckt soviel Wissensdurst und Neugier, was sie versucht mit dem Lesen von verbotenen Büchern zu kompensieren. Ihre Männerwelt besteht aus stillen, blassen Männern mit schwarzen langen Mänteln, schwarzen Hüten und gekringelten Schläfenlöckchen. Ehen werden arrangiert.

Es ist ein langer und steiniger Weg, bis aus Devoiri Deborah Feldman wird, die heute mit ihrem Sohn in Berlin lebt. Aber sie hat es geschafft und sich aus den Fängen einer religiösen Vereinigung befreit, die auch heute noch ihren ganz eigenen Weg geht und man dort der Ansicht ist, nur dieser Weg sei der richtige.

Ein Buch, dessen wahre Geschichte noch lange in mir nachwirken wird.