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Veröffentlicht am 06.04.2021

Das Ende einer fantastischen Reihe!

When We Hope
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Ich liebe es, durch Buchhandlungen zu stöbern, neue Geschichten zu entdecken und mehr und mehr Bücher in Stapeln in meinem Zimmer zu sammeln. Aber manchmal überkam mich der Wunsch nach etwas Bekanntem. ...

Ich liebe es, durch Buchhandlungen zu stöbern, neue Geschichten zu entdecken und mehr und mehr Bücher in Stapeln in meinem Zimmer zu sammeln. Aber manchmal überkam mich der Wunsch nach etwas Bekanntem. Nach einem Buch, dessen Seiten sich wie Nach-Hause-Kommen anfühlten. Manchmal gab es Tage und Wochen, in denen ich vergaß, wie sehr mir Bücher halfen. Wenn zu viel los war und ich mich auf keine Geschichte richtig konzentrieren konnte, war es, als würde ein Teil von mir fehlen.

Zwischen Jae-yong und Ella kriselt es. Viele Tausende Kilometer Entfernung, mehrere Stunden Zeitverschiebung und das ständige Geheimhalten ihrer Beziehung macht es schwer, dass die guten die schlechten Momente überwiegen. War es die richtige Entscheidung, die Beziehung noch einmal aufleben zu lassen? Können Ella und Jae-yong es schaffen, trotz aller Hindernisse füreinander da zu sein und nicht nur aneinander vorbei zu leben?

Mit "When we hope" hat Anne Pätzold die Love-NTX-Reihe auf eine schöne Weise zu Ende gebracht, aber leider auch den schwächsten Teil der Reihe geschrieben. Die Handlung, die Beziehung zwischen Ella und Jae-yong… Irgendwie hat sie mich dieses Mal nicht so sehr gepackt wie in den vorherigen Teilen.

Der Schreibstil von Anne Pätzold ist auch in diesem Buch wunderbar flüssig, leicht zu lesen und ratz-fatz sind 100 Seiten vernichtet.

Die Handlung und Umsetzung haben es mir diesmal leider nicht mehr so sehr angetan.
Ella und Jae-yong werden die Schwierigkeiten ihrer Beziehung immer stärker bewusst. Durch die Entfernung, die zwischen ihnen liegt, ist es kaum möglich, in den entscheidenden, wichtigen Momenten füreinander da zu sein. Sie kennen den Alltag des jeweils anderen nicht und leben in einer gewissen Weise aneinander vorbei.
Achtung, ab hier kann der ein oder andere Spoiler vorkommen.
Es kristallisiert sich immer weiter heraus, dass Ella an ihrem Studium immer weniger Spaß hat und sich nur hindurchquält. Und auch für Jae-yong und NTX läuft es nicht mehr rund. Das Label stellt sich gegen Wünsche und Anregungen der Band und schickt sie in eine Zwangspause. Kurzerhand entscheidet sich Ella für eine Reise nach Soul, um für Jae-yong dasein zu können.
Leider kam es mir während der ganzen Zeit, wenn Ella und Jae-yong zusammen waren, in diesem Buch vor, als wären sie nicht wirklich glücklich. Sie entfernen sich irgendwie voneinander, weil sie ständig ihren eigenen Gedanken, Ängsten und Befürchtungen hinterherhängen. Die Leichtigkeit zwischen ihnen geht verloren. Genau diese Art, das Beste aus allem zu machen, hat mir bisher einfach am besten gefallen ist jetzt plötzlich verpufft. Durch das Verhalten der beiden Protagonisten kommt die Liebe, die sie füreinander verspüren, überhaupt nicht mehr beim Leser an. Wie ich das meine? In so gut wie jedem New-Adult-Roman steuern auch Ella und Jae auf ihr erstes gemeinsames Mal zu, wobei sie sich in den ersten zwei Teilen der Reihe immer zurückhalten kommen. Wie zu erwarten war, geschieht "es" in "When we hope". Beim Lesen hatte ich aber nicht wirklich das Gefühl, dass sie aus Liebe und Leidenschaft miteinander schlafen, sondern eher aus Verzweiflung über ihre Situation. Das hinterlässt bei mir einen bitteren Beigeschmack…
Das Ende der Geschichte kam mir dann zu plötzlich und zu schnell und hat mich - auch wenn es so zu erwarten war - nicht wirklich zufrieden gestellt. Die ganze Art und Weise, wie es dazu gekommen ist, hat mich leider nicht beeindruckt…
Ab hier sind alle Spoiler wieder beseitigt!
Trotz der nicht so überzeugenden Handlung hatte ich wieder Spaß beim Lesen, der aber nicht zu vergleichen ist mit dem Spaß, den ich bei den ersten zwei Teilen verspürt habe.

Zu meinem Fazit: Anne Pätzold hat mit "When we hope" die NXT-Reihe auf eine süße Art beendet, aber leider das schwächste Buch der Reihe damit veröffentlicht. Der Zauber der Reihe geht in diesem Roman etwas verloren. Trotz allem habe ich diese Reihe als wirklich tolles Leseerlebnis empfunden, das ich nicht so schnell vergessen werde.

Kategorie: Netter Read

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Veröffentlicht am 05.01.2021

Netter Read

Up All Night
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So viel Pech wie Taylor Jensen kann man wahrscheinlich gar nicht haben. Sie verliert an einem einzigen Tag nicht nur ihren heißgeliebten Job an einen Kollegen, sondern muss auch noch mit ansehen, wie zwei ...

So viel Pech wie Taylor Jensen kann man wahrscheinlich gar nicht haben. Sie verliert an einem einzigen Tag nicht nur ihren heißgeliebten Job an einen Kollegen, sondern muss auch noch mit ansehen, wie zwei Männer ihr Auto, für welches sie lange geschuftet hat, einfach vor ihrer Nase wegklauen. Und als ob das nicht schon genug sei, erwischt sie am selben Tag ihren Freund auch noch dabei, wie er sich mit einer anderen vergnügt.
Am Boden zerstört, ohne eine Wohnung und mit einer nun immer größer werdenden Abneigung gegen das männliche Geschlecht, läuft sie in die Arme ihres ehemals besten Freundes aus Kinder- und Schulzeiten, Daniel Grant. Als Taylor ihm von ihrer Misere erzählt, bietet er ihr ein freies Zimmer in seiner WG an. Zwar war Taylor festentschlossen, sich mit keinem Mann mehr eine Wohnung zu teilen, doch diesen Beschluss kann sie getrost verwerfen, als Dan ihr erklärt, dass er schon eine ganze Weile auf Männer steht. Und dennoch prickelt es zwischen den beiden heftig…

Mit „Up all night“ habe ich zum ersten Mal eine Geschichte von April Dawnson gelesen und wurde positiv überrascht. Vielleicht lag das aber auch an der Tatsache, dass mir viele überwiegend ernüchternde und negative Kritiken zu diesem Buch zu Ohren gekommen sind.

Ich hatte keine Probleme, in die Geschichte hineinzufinden. Der Schreibstil ist schon locker und nicht zu detailliert. Dadurch kommt man recht schnell voran. Der Humor kommt nicht zu kurz, die Beschreibungen sind in den richtigen Momenten umfassend, aber wiederholen sich nicht ständig, wie es in manch anderen Büchern der Fall ist.

Der Klappentext hat mich wahnsinnig neugierig gemacht. Ich habe mich auf eine originelle Geschichte gefreut, die sich in ihrer Handlung von anderen Liebesromanen abhebt und sich mit einer Thematik beschäftigt, die ich so noch nicht in Büchern vorgefunden habe. Endlich mal eine Geschichte, in welcher der Protagonist nicht „von Beginn an“ weiß, dass er nur hetero-, homo- oder bisexuell ist. Endlich mal eine Geschichte, die sich mit dem Prozess bis zu diesem Punkt des Wissens beschäftigt. Deshalb war ich auch ehrlichgesagt etwas enttäuscht, als schon auf den ersten 50 Seiten klar wurde, dass Dan in Bezug auf seine Sexualität flunkert. Das hat mir für kurze Zeit den Lesespaß genommen, bis ich mich neu auf die nun ziemlich veränderte Situation einlassen konnte.
Ab diesem Zeitpunkt wurde „Up all night“ zu einem Buch der Kategorie „Netter Reed“ für mich. Eine gewisse Spannung war vorhanden, die sich stellenweise ein bisschen zu gezogen angefühlt hat. Alles in allem konnte man die Handlung der Geschichte vorausahnen.

Und dann noch ein paar Worte zu den Charakteren: Taylor und Daniel waren mir beide schnell sympathisch, wobei ich mit dem ein oder anderen Charakterzug von beiden nicht ganz warmgeworden bin. Zudem bemitleiden sich beide selbst ziemlich häufig, obwohl sie in der Lage wären, den Umstand, weshalb sie sich selbstbemitleiden, selbst aus der Welt schaffen könnten. Besser zurechtgekommen mit ich mit den beiden Mitbewohnerinnen Addison und Grace, die mich wirklich neugierig gemacht haben.

Abschließend traue ich mich zu schreiben, dass meine Kritik harscher klingt, als ich sie eigentlich meine. Ich hatte Spaß beim Lesen und würde das Buch auch weiterempfehlen, aber mit dem Zusatz, dass man keine wahnsinnige Story, sondern einfach nur eine kleine, süße Liebesgeschichte erwarten sollte. Die Folgegeschichten werde ich bestimmt noch lesen/hören, denn, wie schon gesagt, Grace und Addy haben mich wirklich neugierig gemacht!

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Veröffentlicht am 11.08.2020

Und es geht wieder zurück nach Redwood!

Redwood Love – Es beginnt mit einer Nacht
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Drake O'Grady, der älteste der drei O'Grady-Brüder und Chirurg der Tierarztpraxis in Redwood, ist in der Kleinstadt als der junge Mann bekannt, dessen große Liebe viel zu früh den Kampf gegen den Krebs ...

Drake O'Grady, der älteste der drei O'Grady-Brüder und Chirurg der Tierarztpraxis in Redwood, ist in der Kleinstadt als der junge Mann bekannt, dessen große Liebe viel zu früh den Kampf gegen den Krebs verloren hat.
Schon seit seiner Kindheit und auch während der Krankheit und nach dem Tod seiner Frau Heather war Zoe Hornsby als beste Freundin an seiner Seite. Was er über sie nicht weiß: Schon seit viele Jahren hegt sie heimlich Gefühle für ihn. Und auch in Drake selbst keimen Jahre nach dem Tod seiner Frau wieder Gefühle auf, die es sich nicht mehr zu wünschen getraut hat.

Auch mit dem dritten Teil der "Redwood-Love"-Reihe hat Kelly Moran mich wieder überzeugt.
Das Cover gehört, wie auch die Cover der anderen Bücher dieser Reihe, nicht zu meinen Lieblingen, aber dennoch passt es hervorraged zum Inhalt und ist etwas besonderes in den vielen anderen pastellfarbigen, abstrakten Covern, die im Moment modern sind.
Der Erzählstil hat mir persönlich auch wieder sehr gut gefallen. Die Geschichte lässt sich toll und flüssig lesen, die Beschreibungen sind ausreichend und umfassend, aber nicht so übertrieben, dass man sich zu langweilen beginnt.
Die Handlung hat mit nicht zu 100% zugesagt. Warum? Es passiert irgendwie nicht so richtig viel. Oder anders gesagt: es passieren zu vielen Dinge, die für die darauffolgende Handlung nicht unbedingt notwenig sind. Dadurch habe ich selbst manche Dinge schnell wieder vergessen und war dann richtig überrascht, als diese doch noch einmal aufgegriffen wurden. Was mich mit am meisten gestört hat: In den Geschichten über Flynn und Cade wurden deen Jobs als Tierärzte thematisiert. In diesem Roman fehlt das komplett. Aber gerade diese Beschreibungen waren das ein oder andere Mal das I-Tüpfelchen, das gefehlt hat.
Die Charaktere haben die leicht schwächelnde Handlung wieder ausgeglichen. Zoe und Drake sind beide vielseitige Personen, teilweise sprunghaft, aber trotzdem wahnsinnig liebenswert. Zoes Zweifel, immer nur die zweite Wahl zu sein und nicht so geliebt zu werden, wie Heather geliebt wurde, kann man nachvollziehen, auch wenn sich mir persönlich zu lange an dieser Angst festgehalten hat. Drakes Art, mit Heathers Tod umzugehen möchte ich nicht kritisieren oder thematisieren, da das meiner Meinung nach wirklich nur dann möglich ist, wenn man selbst den "Partner fürs Lebens" viel zu früh verloren hat.

Zu meinem Fazit:
Kelly Moran hat mit "Redwood Love - Es beginnt mit einer Nacht" wieder ein tolles Buch über die Kleinstadt Redwood geschrieben. Man fühlt sich, als würde man geliebte Freunde wieder einmal besuchen. Auf jeden Fall eine Empfehlung wert, auch wenn mir persönlich Flynns Geschichte besser gefallen hat.

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Veröffentlicht am 10.07.2020

Es kommt mehr zum Vorschein, als man erwartet!

Love to share – Liebe ist die halbe Miete
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Tiffy braucht unbedingt eine günstige Bleibe mitten in London. Und das am besten so schnell wie möglich, sodass sie auch der Wohnung ihres Exfreundes herauskommt.
Leon braucht dringend Geld. Da er in ...

Tiffy braucht unbedingt eine günstige Bleibe mitten in London. Und das am besten so schnell wie möglich, sodass sie auch der Wohnung ihres Exfreundes herauskommt.
Leon braucht dringend Geld. Da er in seinem Job Dauernachtschichten schiebt, kommt er auf die Idee, seine Wohnung, inclusive Bett, Küche und allem was dazu gehört, für die Nacht zu vermieten.
Auf diese Weise werden die Probleme der beiden gelöst.
Über Monate hinweg laufen sie sich nicht über den Weg und kommunizieren nur über Post-its, die bald die ganze Wohnung schmücken. Auch auf diese Weise kann man einen Menschen kennenlernen, sodass das Herz auch mal höher zu hüpfen beginnt...

Der Klapptext von "Love to share" hat mich sofort gefesselt und ich hätte das Buch am liebsten in einem verschlungen. Nicht nur die außergewöhnliche Wohnsituation der beiden Protagonisten hat mich dabei fasziniert, sondern auch deren Jobs. Nur sehr selten ließt man Geschichten über die Palliativpflege. Da man diese aber meiner Meinung nach viel intensiver thematisieren sollte, habe ich mich wahnsinnig gefreut, als ich erkannt habe, dass Beth O'Leary sich in diesem Buch damit beschäftigt.

Leider muss ich gestehen, dass mir der Erzählstil nur zum Teil gefallen hat. MIt den Kapiteln, die aus Tiffys Sicht geschrieben waren, habe ich mich sofort angefreundet. Genau wie sie selbst charakterlich dargestellt wird, wird alles sehr umfassend und mit vielen kleinen Details beschrieben. Leons Sicht ist das genaue Gegenteil. Die Hälfte der Sätze besitzt keine Pronomen, wenn eine Person spricht, wird dies oftmals einfach nur mit dem Name der Person und einem Doppelpunkt eingeleitet. Speziell auf den ersten 100 Seiten hat mich das wirklich wahnsinnig gestört. Ja, Leons ganze Art wird damit verdeutlicht, aber dennoch haben mir die Wechsel zwichen den Stilen Probleme bereitet. Mit der Zeit habe ich mich daran aber nicht mehr gestört.

Die Charaktere und die Handlung haben mir sehr gut gefallen.
Tiffy und Leon könnten unterschiedlicher nicht sein und trotzdem schließt man sie einfach ins Herz. Lediglich Leons Art, vor schwierigen Situationen zu fliehen, hat mich ein bisschen nachdenklich gemacht, speziell in Bezug auf seinen Beruf. In der Palliativpflege wird man tagtäglich mit schwierigen Situationen konfrontiert, mit sterbenden Menschen und deren Angehörigen, die sich in einer der schwesten Phasen des Lebens befinden. Zwar erscheint mir Leon als herzensguter Mensch, aber nicht so, als könne er den Menschen in solchen Situationen beistehen.
Die Handlung war anders, als ich es erwartet habe. Seitentechnisch hat es sich lange hingezogen, bis Leon und Tiffy sich tatsächlich, von Angesicht zu Angesicht kennen gelernt haben. Es hat sich aber trotzdem nicht gezogen. Alles ist seinen Weg gegangen, nichts kam überstürzt oder künstlich in die Länge gezogen rüber.
Außerdem hat mir wirklich sehr gut gefallen, dass in einer Geschichte endlich auch mal emotionaler, psychischer Missbrauch thematisiert wird und nicht "nur" körperlicher. Dadruch ist mir selbst als Leser erst einmal bewusst geworden, wie sehr Menschen manipuliert werden können.

Fazit
"Love to Share - Liebe ist die halbe Miete" ist auf jeden Fall ein lesenswerter Roman! Einerseits humorvoll und lustig, anderseits auch ernst und tiefgründig. Der Autorin ist es gelungen, die richtige Balance zwischen diesen beiden Polen zu finden, ohne dass die Geschichte oberflächlich oder auch negativ-erdrückend wird.

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Veröffentlicht am 14.06.2020

Eine Reise in Deutschlands Vergangenheit

Die Charité: Aufbruch und Entscheidung
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"Frauen haben in den vergangenen Jahren vielfach unter Beweis gestellt dass sie die Intelligenz und die Stärke haben, jedes Fach zu studieren und jeden Beruf zu erlernen."
"Ach ja? Und was kommt als Nächstes? ...

"Frauen haben in den vergangenen Jahren vielfach unter Beweis gestellt dass sie die Intelligenz und die Stärke haben, jedes Fach zu studieren und jeden Beruf zu erlernen."
"Ach ja? Und was kommt als Nächstes? Die Verwaltung oder gar die Regierung? Es würde unserer Verfassung wiedersprechen, Männer unter die Leitung einer Frau zu stellen! Kein Mann von Ehre würde unter einer Diktatorin in einer Mädchenschule unterrichten."
- Die Charité - Aufbruch und Entscheidung

Im Jahr 1903 tritt die erste Ärztin der Charité - Dr. Rahel Hirsch - ihren Dienst an. Immer wieder muss sie sich beweisen und darf keine Schwäche zeigen, um nicht auf "eine Frau" reduziert zu werden.
Auch Barbara zieht es nach Berlin, zu ihrer Tante und deren Sohn. Händeringend sucht die junge Frau nach Arbeit und findet diese schließlich auch - in der Wäscherei der Charité.
Die beiden Frauen lernen sich durch einen Zufall kennen und freunden sich schnell an.
Schnell schließt sich Barbara einer Frauenrechtsbewegung an und kämpft für eine bessere Bezahlung, politisches Mitspracherecht und das Selbstbestimmungsrecht der Frau. Rahel hingegen kämpft noch immer mit ihrer Benachteiligung aufgrund ihres Geschlechts in der Charité und verliebt sich zusätzlich in einen Flugzeugpionier.
Sowohl Rahels als auch Barbaras Pläne werden jedoch durchkreuzt von einem Krieg, welchen Deutschland siegessicher anzettelte: den ersten Weltkrieg.

Auch in ihrem zweiten Buch über das wohl berühmteste Krankenhaus Deutschlands schafft es Ulrike Schweikert sowohl den medizinischen Fortschritt als auch die politischen Geschehnisse der des beginnenden 20. Jahrhunderts mit einem Spur Romantik und Drama zu kombinieren.
Aufgrund des einfachen Schreibstils lässt sich der Roman sehr leicht und flüssig lesen. Als Nicht-Berliner holpert man zwar ein wenig durch den ein oder anderen Dialog, aber gerade dadurch bleibt die Stadt, in welcher der Roman spielt, immer präsent.
Die Handlung hat mir persönlich nicht so gut gefallen wie im ersten Teil der Charité-Reihe. Das Hauptaugenmerk liegt nicht mehr auf der medizinischen Forschung und Entwicklung, sondern vor allem auf dem Politischen. Schon die Tatsache, dass eine der Protagonistinen eine Vorreiterin in Sachen "Frauen in Männerberufen" und die andere eine Frauenrechtlerin ist, zeigt dem Leser von Beginn an, wohin es geht. Meiner Meinung nach hat jedoch die Kriegsgeschichte - mal abgesehen davon, dass es ein großes Thema ist, über das gesprochen werden sollte - einen zu großen Teil des Buches ausgemacht.
Die Charaktere haben alle gemeinsam einen guten Querschnitt der "normalen" Bevölkerung dargestellt. Den einen Charakter mag man mehr, den anderen weniger, aber im Allgemeinen gab es keine Person, die im Buch gestört hat.

Als Fazit kann ich soviel sagen:
Die Charité - Aufbruch und Entscheidung ist ein sehr gelungener historischer Roman, der teilweise auf dem Leben tatsächlicher Menschen beruht. Der Leser wird auf eine sehr angenehme Art über die Missstände des frühen 20. Jahrhunderts, die Folgen der Industrialisierung und den 1. Weltkrieg informiert.
Auf jeden Fall handelt es sich hierbei um eine wirklich lesenswerte Geschichte!

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