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Veröffentlicht am 09.05.2021

Träume

Das Glück zwischen den Dünen
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„Liebe ist, wenn man dem anderen bei seinen Träumen zuhört und gemeinsam überlegt, wie man sie erreichen kann.“

„Das Glück zwischen den Dünen“ ist ein Liebesroman von Julia Rogasch und in sich abgeschlossen. ...

„Liebe ist, wenn man dem anderen bei seinen Träumen zuhört und gemeinsam überlegt, wie man sie erreichen kann.“

„Das Glück zwischen den Dünen“ ist ein Liebesroman von Julia Rogasch und in sich abgeschlossen. Er erschien am 04.05.2020 im Forever Verlag.
Kurz vor ihrer Hochzeit reist Sophie mit ihrer Tante Änne spontan ein paar Tage auf die Insel Sylt. Sie möchte dem Hochzeitsstress entkommen und auch noch einmal über diese nachdenken, denn seit kurzer Zeit plagen sie Zweifel, ob die Hochzeit mit Philip wirklich der richtige Schritt ist. Auf ihrer Herzensinsel Sylt angekommen, beginnt Sophie plötzlich klarer zu sehen und ihr bisheriges Leben zu überdenken. Das Wiedersehen mit ihrem Jugendfreund Klemens bereitet ihr dann zusätzliche Grübeleien und der Urlaub entpuppt sich in vielerlei Hinsicht als überraschend.

„Das Glück zwischen den Dünen“ ist mein erster Roman von Julia Rogasch, dabei aber ein Buch, das meinen Lesegeschmack unglaublich gut trifft. Von der ersten Seite an konnte ich mich in der herzerwärmenden Geschichte von Sophie verlieren und mich mit ihr gemeinsam auf die wunderschöne Nordseeinsel Sylt träumen. Der leichte und flüssige Schreibstil lässt den Leser leicht vorankommen und auch die Handlung regt zum stetigen Weiterlesen an.
Die Beschreibungen der Nordseeinsel, sowie die Dinge, die Sophie und ihre Tante unternehmen, lassen einen das Fernweh regelrecht spüren und den nächsten Sylturlaub planen.
Mit der Protagonistin Sophie, aus deren Ich-Perspektive der Roman verfasst ist, konnte ich mich sehr gut identifizieren. Eigentlich denkt sie, dass sie das perfekte Leben vor sich hat: einen Verlobten, einen guten Job und eine nicht mehr allzu ferne Traumhochzeit. Dennoch gibt es Dinge, die sie unglücklich machen. Diese Gedanken schiebt sie allerdings meistens weit von sich weg.
Erst ein Brief, der von ihrer verstorbenen Freundin Nele kommt, erinnert Sophie an ihre Jugendträume. Neben den Dingen, die ein Traummann mitbringen sollte, ist auch der gemeinsame Sylturlaub geplant und so entschließen sich Sophie und ihre Tante Änne eine letzte Reise zur Entspannung vor der Hochzeit zu unternehmen.
Sophie möchte bei dieser Reise ihre Gedanken ordnen und eine schöne Zeit mit ihrer Tante verbringen.
Auf Sylt angekommen stellt Sophie fest, dass ihr das Denken auf der Nordseeinsel tatsächlich leichter fällt und dass sie sich hier schon immer Zuhause gefühlt hat. Mit den Dingen, die auf der Insel schließlich geschehen und Sophies Lebensweg mehrfach infrage stellen, hatte sie allerdings nicht gerechnet. Sie begibt sich auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle, auf die Suche nach verloren geglaubten Träumen und auf die Suche nach der wahren Liebe.
Sophies Gefühle sind dabei unglaublich gut nachvollziehbar, ihre Gedanken für mich logisch und ihre Beziehung zu ihrer Tante wunderschön.
Insgesamt haben mir aber alle Figuren gut gefallen. Sie sind authentisch dargestellt, die Sympathien werden schnell klar und anhand der Handlungen der Figuren noch deutlicher.
Die angerissenen Themen bringe eine Tiefgründigkeit mit, die daran erinnert, das Leben zu genießen und sich nicht aufgrund von Bequemlichkeit und Komfort in einem Leben einzurichten, das eigentlich nicht zu einem passt. Man muss die schönen Momente genießen und für seine Träume kämpfen. Der eigene Partner soll einen unterstützen und seine Gefühle nicht ignorieren. Mir hat diese Thematik sehr gut gefallen, denn wer kennt die Frage nach der Richtung des eigenen Lebens nicht und auch ich habe mich mit ihr bereits beschäftigt. Bücher zu diesem Thema gefallen mir daher häufig sehr gut und ein Happy End rundet die ganze Sache dabei natürlich noch ab.

Mein Fazit: Julia Rogaschs Roman ist ein Roman mit Herz. Er beschreibt eine wunderschöne Liebesgeschichte mit ausreichend Tiefgang und vielen Emotionen. Ich habe ihn unglaublich gern gelesen und meine Strandsehnsucht ist durch ihn auch wieder gewachsen. Ich vergebe 5 von 5 Sternen und freue mich auf weitere Romane der Autorin!

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Veröffentlicht am 30.04.2021

Im Lautlosen

Im Lautlosen
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„Ich will den Menschen helfen, die sonst keine Stimme haben. Und wenn ich ihnen nicht helfen kann, will ich wenigstens dafür sorgen, dass sie ein menschenwürdiges Leben führen können.“

„Im Lautlosen“ ...

„Ich will den Menschen helfen, die sonst keine Stimme haben. Und wenn ich ihnen nicht helfen kann, will ich wenigstens dafür sorgen, dass sie ein menschenwürdiges Leben führen können.“

„Im Lautlosen“ ist ein historischer Roman von Melanie Metzenthin. Er erschien im Juli 2017 im Tinte und Feder Verlag von Amazon Publishing und ist der erste Band der „Leise Helden-Reihe“. Er kann unabhängig von den anderen Bänden gelesen werden.
Paula und Richard lernen sich 1926 in Hamburg kennen und lieben. Beide sind angehende Ärzte und möchten als Psychiater arbeiten. Während Paula mit dem klassischen Rollenbild der Frau zu kämpfen hat, beobachtet Richard mit Sorge, wie manche Kollegen die „Vernichtung von lebensunwertem Leben“ propagieren und lehren. Als die Nationalsozialisten an die Macht kommen wird auch die Bedrohung für Paula und Richard größer, denn ihr Sohn ist gehörlos geboren und daher in großer Gefahr. Um ihre Familie zu schützen gehen sie große Risiken ein und versuchen gleichzeitig auch andere Menschen vor dem grausamen Schicksal zu bewahren, was wiederum eine große Bedrohung für sie selbst darstellt…

Melanie Metzenthin schafft es mit ihrem Roman erneut, mich sofort in den Bann zu ziehen. Auf bewegende und berührende Art und Weise schildert sie, wie Paula und Richard Hellmer sich kennen und lieben lernen. Beide sind sehr empathische und sympathische Menschen, die sich für ihre Mitmenschen einsetzen und versuchen ihnen zu helfen. Nächstenliebe wird bei ihnen großgeschrieben und nicht umsonst, haben sie sich dem Arztberuf verschrieben.
Umso schlimmer ist es für die beiden, als ihnen klar wird, dass die Nationalsozialisten körperlich und geistig behinderte Menschen systematisch ermorden. Als ihr Sohn Georg gehörlos geboren wird, stehen auch er im Fokus des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ und ist somit in größter Gefahr. Mit viel Einsatz und Mut versuchen Paula und Richard dennoch, nicht nur Georg zu beschützen, sondern auch weitere Menschen vor der Willkür der Nationalsozialisten zu retten. Gerade Richard bringt sich mit seinen Handlungen jedoch in große Gefahr und kann sich schließlich nur durch die Unterstützung seines besten Freundes Fritz retten…
Die Entscheidungen, vor denen Richard und Paula stehen sind einfach nur schrecklich und unvorstellbar. Es ist mir unbegreiflich, wie man entscheiden kann, wer stirbt und wer lebt – und gerade deshalb habe ich größten Respekt vor Menschen, die genau dies in der Realität des Dritten Reiches taten und damit Leben retteten! Melanie Metzenthin verpackt dieses furchtbare Thema in ihrem Roman aber sehr gut. Medizinische sowie ethische Aspekte werden veranschaulicht, aber auch die Gefühle von Richard und Paula werden mehr als deutlich. Auf interessante und gleichzeitig bewegende Weise schildert die Autorin diese Taten in ihrem fiktiven Roman. Der Widerstand von Paula und Richard ist dabei eher lautlos, aber dennoch unglaublich wirksam und mutig. Mir hat dieses Romanthema sehr zugesagt, da ich bisher nur wenig über die Verfolgung körperlich und geistig behinderter Menschen im Nationalsozialismus wusste.
Zudem spielen Familie und Freundschaft eine große Rolle im Roman, denn ohne den Zusammenhalt und die Hoffnung auf bessere Zeiten, wäre die Familie wohl kaum durch diese schwere Zeit gekommen…
Die Darstellung der Figuren ist insgesamt sehr authentisch und realistisch, die Charakterisierung auch bei den Nebenfiguren sehr gut gelangen. Gerade der beste Freund von Richard, Fritz Ellerweg, gefällt mir sehr gut. Er hat einen unglaublichen Optimismus und sieht die Dinge immer von der positiven Seite. Doch auch mit ihm meint das Leben es nicht immer gut und auch sein Schicksal kann er nur durch die Unterstützung seiner Freunde ertragen.
Auch der Schreibstil ist unglaublich flüssig und mitreißend, die Darstellung der Ereignisse bildlich und authentisch. Historische Ereignisse und echte Personen werden in die fiktive Handlung eingebaut, ein Nachwort rundet die historische Einordnung ab.
Gefallen hat mir zudem die Einbindung des Buchtitels in den Roman, da die Handlungen von Paula und Richard eher lautlos helfen, aber dennoch so unglaublich wichtig sind.
Als einzigen Kritikpunkte habe ich mal wieder, dass im Roman selbst nicht erkennbar ist, dass das Buch zu einer Reihe gehört. Dies finde ich immer sehr schade, denn ich denke, dass so der ein oder andere Leser übersieht, dass es Folgebände gibt oder eben auch die Folgebände kauft und erst später feststellt, dass es vorherige Bände gibt. Ich würde mir hier eine klare Beschriftung am Buchanfang wünschen.

Mein Fazit: Ein gut recherchierter und mitreißend geschriebener historischer Roman mit einem wichtigen Thema. Ich habe ihn sehr gerne gelesen und vergebe 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 22.04.2021

Mau loa - Für immer

Jeder deiner Atemzüge
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„Trotzdem wird er für mich immer der eine Mensch sein, den ich am meisten liebe. Für jeden seiner Atemzüge.“

„Jeder deiner Atemzüge“ ist ein Young Adult Roman von Alexandra Fischer. Er ist in sich abgeschlossen ...

„Trotzdem wird er für mich immer der eine Mensch sein, den ich am meisten liebe. Für jeden seiner Atemzüge.“

„Jeder deiner Atemzüge“ ist ein Young Adult Roman von Alexandra Fischer. Er ist in sich abgeschlossen und erschien im März 2021 bei Books on Demand.
Allie ist 12 Jahre alt, als sie Kale bei ihren Großeltern auf Kauai kennenlernt. Bereits jetzt ist ihr klar, dass diese Verbindung etwas Besonderes ist. Doch Kales Leidenschaft, das Apnoetauchen sowie die verschiedenen Lebensorte der beiden erschweren die Beziehung sehr. Kale stellt seinen Lebenstraum über alles, wird Allie stark genug sein, ihn immer wieder beim Tauchen zu unterstützen und zeitgleich an zweiter Stelle zu stehen…?

Allies und Kales Geschichte wird rückblickend aus Allies Perspektive beschrieben. Sie berichtet, wie sie ihre „ersten Male“ mit Kale erlebt hat und wie sich ihre Gefühle zueinander immer mehr entwickelt und aufgebaut haben. Der Roman beginnt im Sommer 2004 und endet schließlich im Sommer 2018. Die großen Zeitsprünge zwischen den einzelnen Kapiteln sind dabei absolut nicht störend, da Allie diese Zeiten bewusst auslässt und sich auf Kale und sich konzentriert, Lücken aber ebenfalls kurz und knapp zusammenfasst.
Allie bleibt nach dem Verschwinden ihrer Schwester Tara unsicher zurück. Die Frage, was mit Tara passiert ist, quält sie und niemand spricht wirklich mit ihr darüber. Um sie abzulenken schicken ihre Eltern sie in den Sommerferien nach Kauai zu ihren Großeltern. Allie ist alles andere als begeistert von diesem Urlaub, denn auch auf Hawaii erinnert sie alles an ihre Schwester.
Sie ist insgesamt eher zurückhaltend, teilweise sogar spießig und vor allem hasst sie Veränderungen. Sie ist gern für sich allein und der Trubel auf der Insel sagt ihr ebenfalls gar nicht zu. Hier dreht sich nämlich alles um Ohana – die Familie – und nahezu jeder scheint sie zu kennen und begrüßen zu wollen. In diesem Sommer lernt sie aber schließlich auch Kale kennen. Den etwas seltsamen Jungen, der stark mit dem Meer verbunden zu sein scheint und eigentlich keine Gemeinsamkeiten mit Allie hat. Dennoch schafft er es, sie aus ihrem Kokon herauszuholen und seine Begeisterung und Lebensfreude auf Allie zu übertragen.
Diese Eigenschaft von Kale hat mich besonders fasziniert. Er ist so voller Fröhlichkeit und Charme, dass man ihm eigentlich nichts wirklich übelnehmen kann. Selbst, wenn er mal wieder alles um sich herum vergisst, weil er taucht oder anderweitig mit den Gedanken unterwegs ist, schafft er es mit seiner Begeisterung rasend schnell, einen von dem Ärger über ihn abzulenken.
Die Darstellung der Geschichte und ihrer Figuren ist Alexandra Fischer absolut authentisch gelungen. Allies Gedanken sind ihrem Alter angepasst und verändern sich entsprechend. Der Roman, der nicht nur von der großen Liebe erzählt, sondern auch vom Erwachsen werden und dem Umgang mit der Familie, stellt bildlich und realistisch dar, welche Emotionen, Sorgen und Gedanken einen in der Jugend auf dem Weg zum Erwachsenwerden umtreiben. Das Auflehnen gegen die Eltern, das Austesten von Grenzen und die eigene Entwicklung sind an Allie wunderbar erkennbar und ich selbst konnte mich an so mancher Stelle in ihr wiederfinden.
Gefallen hat mir zudem ihre Entwicklung. Das junge und eher zurückhaltende Mädchen entwickelt sich zu einer jungen Frau, der sehr klar ist, was ihre Träume und Ziele sind und diese dann auch entgegen dem Willen ihrer Eltern durchsetzt. Auch die Unterstützung, die sie Kale schließlich beim Apnoetauchen leistet, ist bemerkenswert. Viele Romanabschnitte handeln von diesem Sport und meine anfängliche Begeisterung davon legte sich sehr schnell, als ich erkannte wie riskant das Tauchen eigentlich ist. Die Darstellung des Apnoetauchens ist sehr gut, sodass man einen guten Einblick bekommt, auch wenn man bisher keine weiteren Berührungspunkte mit diesem Sport hatte. Die Autorin beschreibt anschaulich, was für Gefahren für die Taucher entstehen und welche Risken sie immer wieder eingehen. Trotzdem kann ich auch verstehen, was die Athleten dazu treibt und gerade bei Kale wird deutlich, dass er einfach mit dem Meer verbunden ist und nicht anders kann. Es ist eine Sucht, die ein Außenstehender eigentlich nicht verstehen kann. Auch Allie tut sich sehr schwer damit und versucht dennoch immer an Kales Seite zu sein. Ihre Angst konnte ich nahezu mit den Händen greifen und habe beim Lesen selbst einige Ängste ausstehen müssen. Das Tauchen ist schließlich auch Allies größte Konkurrenz und ob sie sich dagegen behaupten kann, solltet ihr unbedingt selber nachlesen!
Nichts an dem Roman ist oberflächlich oder unüberlegt. Alle Themen sind gut recherchiert und dargestellt, Gedanken und Gefühle nachvollziehbar. Auch der Fokus auf die Familie ist gut gesetzt und wunderschön dargestellt und thematisiert. Der Schreibstil ist mitreißend und eingängig, die Erzählung aus Allies Sicht ist unglaublich emotional und ich habe sehr mit ihr mitgefühlt. Ich konnte den Roman kaum aus der Hand legen und habe ihn innerhalb von einem Tag nahezu verschlungen. Auch die Handlungsorte sind sehr anschaulich beschrieben und gerade Kauai hat mir sehr gut gefallen.
Sehr schön fand ich zudem die Einblicke in die hawaiianische Kultur, die immer wieder einfließen und so manche Lebensweisheit mitbringt. Auch der Romantitel wird immer wieder aufgegriffen und passt für mich einfach perfekt zur Geschichte!

Mein Fazit: Insgesamt kann ich sagen, dass der Roman mich absolut gefesselt hat. „Jeder deiner Atemzüge“ ist ein wundervoller Young Adult Roman, der die große Liebe, das Erwachsen werden und den Umgang mit eigenen und fremden Träumen beschreibt. Er ist unglaublich emotional und authentisch, weshalb ich ihn in kürzester Zeit durchgelesen habe und mit 5 von 5 Sternen eine absolute Leseempfehlung ausspreche!

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Krankenschwester

Kinderklinik Weißensee - Zeit der Wunder (Die Kinderärztin 1)
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„Kinderklinik Weißensee – Zeit der Wunder“ ist der erste Band der Saga „Die Kinderärztin“ von Antonia Blum. Er erschien im November 2020 im Ullstein Verlag.
Marlene und Emma Lindow werden früh zu Waisen. ...

„Kinderklinik Weißensee – Zeit der Wunder“ ist der erste Band der Saga „Die Kinderärztin“ von Antonia Blum. Er erschien im November 2020 im Ullstein Verlag.
Marlene und Emma Lindow werden früh zu Waisen. Dennoch haben sie Glück und dürfen nach ihrem Abitur und ihrer Zeit im Waisenhaus eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester in der neu eröffneten Kinderklinik Weißensee beginnen. Diese Ausbildung ist jedoch kein Zuckerschlecken und die Schwestern werden vor schwierige Aufgaben gestellt. Zudem beginnen sie, sich voneinander zu entfernen, denn jede entwickelt eigene Lebensansichten und -interessen…

Die Geschichte um Marlene und Emma Lindow basiert in Teilen auf wahren Begebenheiten. Die Kinderklinik Weißensee wurde 1911 in Berlin gegründet und sollte die damals sehr hohe Kindersterblichkeit senken. Die Anfänge der Klinik dürfen wir als Leser nun an der Seite von Emma und Lene erleben. Diese selbst sowie ihre Erlebnisse sind allerdings frei erfunden, sie treffen aber immer wieder auf Personen, die es wirklich gegeben hat. Diese realen Aspekte und die historisch unglaublich gut ausgearbeitete Handlung haben mich absolut überzeugt. Antonia Blum beschreibt die medizinischen sowie gesellschaftlichen Aspekte der damaligen Zeit sehr authentisch und nachvollziehbar. Sie thematisiert neben der Medizin zudem die damalige Rolle der Frau und die noch vorherrschende Klassengesellschaft und webt um diese Zustände eine mitreißende und zu Herzen gehende Geschichte.
Lene und Emma haben es mit ihrer Vergangenheit nicht immer leicht, so ist es doch absolut unüblich, dass Waisenkinder eine Ausbildung beginnen. Dazu noch als Krankenschwester beim Roten Kreuz... Dennoch bekommen die beiden eine gerechte Chance und beweisen viel Stärke indem sie sich durch die Ausbildung kämpfen. Beide Protagonistinnen sind dabei sehr authentisch dargestellt. Sie sind nicht perfekt und machen Fehler, doch genau diese Ecken und Kanten sind es, die sie so realistisch wirken lassen. Ihnen wird nichts geschenkt, sie haben Gefühle wie Eifersucht und Wut und müssen für ihre Zukunft hart arbeiten. Trotzdem bleiben sie meist zuversichtlich und finden große Freude an ihrem Beruf.
Marlene mochte ich insgesamt ein kleines bisschen mehr - Ihre aufopfernde Art, der große Wunsch nach Wissen und schließlich der entstehende Traum Ärztin zu werden, haben mir sehr gefallen. Emma hingegen empfand ich lange Zeit als etwas naiv und engstirnig, erst zum Ende des Romans wurde sie mir sympathischer, was aber sicherlich auch an ihrer eigenen Entwicklung liegt. Aus der jüngeren und eher bevormundeten Schwester wird nämlich eine junge Frau, die eigene Erfahrungen machen muss und nicht mehr von ihrer älteren Schwester beschützt wird und daran sehr an Stärke und Charakter gewinnt hat.
Als Leser begleiten wir die jungen Frauen auf dem ersten Weg in ihr erwachsenes Leben und in der Welt außerhalb des Waisenhauses. Wir erleben ihre Ausbildung in der Kinderklinik, die erste Liebe und eine große Entwicklung bei beiden Frauen. Die Handlung ist sehr flüssig, mitreißend und vielseitig. Das Leben im Kinderkrankenhaus sowie die Reibereien und Rivalitäten zwischen den Elevinnen wird sehr realistisch beschrieben und entspricht dem Bild, das ich von einer solchen Institution habe. Ich konnte mich sehr schnell in den Roman einfinden und ihn dann nur noch schwer aus der Hand legen. Die Kämpfe, die die beiden ausfechten müssen sind interessant gestaltet ohne dramatisch zu wirken und gerade die medizinischen Aspekte, die immer wieder in die Geschichte eingeflochten werden, haben mir persönlich sehr gut gefallen. Die wechselnde personale Erzählperspektive ermöglicht einen guten Einblick in die Gedanken von Marlene und Emma und lässt die jeweiligen Gefühle nochmal deutlicher werden.
Das Ende des ersten Bands birgt einen gemeinen Cliffhanger, sodass ich nun dem zweiten Teil der Reihe sehr entgegenfiebere!

Mein Fazit: Ein unglaublich guter und historisch ausgezeichnet recherchierter Roman, der viele Aspekte der damaligen Zeit aufgreift und thematisiert. Dabei steht jedoch klar der Lesespaß im Vordergrund, keines der angerissenen Themen wirkt zu dominant oder zu theoretisch. Ich habe das Buch regelrecht verschlungen und vergebe 5 von 5 Sternen für „Kinderklinik Weißensee – Zeit der Wunder“.

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Veröffentlicht am 03.04.2021

Gefährliche Entscheidungen

Das Grand Hotel - Die mit dem Feuer spielen
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„Sie wollte die alte Bernadette von Plesow zurückhaben, die Kämpferin, und es war an ihr, dafür zu sorgen, dass diese ins Leben zurückkehrte.“

„Das Grand Hotel – Die mit dem Feuer spielen“ ist der zweite ...

„Sie wollte die alte Bernadette von Plesow zurückhaben, die Kämpferin, und es war an ihr, dafür zu sorgen, dass diese ins Leben zurückkehrte.“

„Das Grand Hotel – Die mit dem Feuer spielen“ ist der zweite Band der Grand-Hotel-Saga von Caren Benedikt. Er erschien im März 2021 im Blanvalet Verlag.

[Achtung, möglicherweise Spoiler, wenn Band 1 unbekannt]

Nach dem Tod von Alexander von Plesow müssen sowohl seine Mutter Bernadette, als auch sein Bruder Constantin das Geschehene verarbeiten. Doch während Bernadette versucht sich mit der Situation abzufinden, will Constantin Rache zu üben, denn Alexanders Tod war kein Unfall, wie alle denken. Beide treffen gefährliche Entscheidungen und spielen dabei geradezu mit dem Feuer…

Der zweite Teil der Grand-Hotel-Saga hat mir deutlich besser gefallen als Band 1. Dabei fand ich diesen nicht schlecht, die Handlung war mir jedoch insgesamt zu langatmig und nahm erst im Laufe der Geschichte an Fahrt auf. Teilweise fehlte mir ein Hauptkonflikt und ein roter Faden. Der nun folgende zweite Band hingegen, lässt den Leser direkt mitten in die Handlung eintauchen. Der Handlungsverlauf ist deutlich flüssiger und spannender, die Ereignisse und Entwicklungen der Figuren sehr interessant.
Alle von Plesows haben sich deutlich verändert und entwickelt. Die einzelnen Entwicklungen haben mir sehr gut gefallen, da sie die Figuren authentisch machen und die Geschichte wunderbar abrunden. Ihre Darstellung ist sehr detailliert und durch die häufigen Selbstreflektionen sowie Beobachtungen anderer Figuren erschafft die Autorin unglaublich gut beschriebene Charaktere.
Bernadette ist und bleibt die Hauptfigur der Geschichte. Durch den Tod ihres Sohnes zeigt sie erstmals auch eine echte Seite an sich und lässt für kurze Zeit sogar ihre Maske ein wenig fallen. Erst durch die Rückkehr Josies nach Binz, beginnt sie neuen Lebensmut zu schöpfen und ihre alte Stärke zurückzugewinnen. Erneut hat sie mich als Frau unglaublich beeindruckt. Sie ist stark und klug und lässt sich nur selten die Butter vom Brot nehmen. Sie handelt meist im Interesse der Familie und des Hotels und damit sicherlich manchmal egoistisch, dennoch hat sie ein unglaublich großes Herz und bietet Hilfe immer genau dort, wo sie gebraucht wird. Dies sehen aber nur die wenigsten, denn nach außen wirkt sie eher unnahbar…
Auch Constantin hat sich durch den Tod seines Bruders verändert. Er ist voller Wut auf den Täter und nahezu blind vor Rachsucht. Er beginnt gefährliche Rachepläne zu schmieden und entdeckt gleichzeitig, dass die Liebe auch vor Menschen wie ihm nicht Halt macht. Ihm ist klar, dass eine Beziehung in seiner Position angreifbar macht, lässt sich aber dennoch darauf ein. Mit dieser Handlung zeigt er mehr Gefühle als jemals zuvor. Es wird deutlich, dass auch er eine weiche Seite hat, was ihn mir deutlich sympathischer gemacht hat. Auch versucht er, sich mit seiner Mutter zu versöhnen, was ebenfalls zeigt, dass er nicht immer der „harte Kerl“ ist, der er zu sein vorgibt.
Josie hat sich ebenfalls entwickelt und aus einer unreifen jungen Frau ist eine Frau geworden, die sich selbst gefunden hat und ihren Weg gehen möchte. Insgesamt finde ich sie noch ein wenig farblos, vielleicht kommt ihre Zeit aber ja noch. Das ehemalige Zimmermädchen Marie überzeugt erneut durch ihre Handlungen und ihren Charakter. Dennoch hat auch sie sich verändert, doch ob ich diese Veränderung insgesamt gut finde, kann ich derzeit noch nicht beurteilen.
Vollkommen unsympathisch hingegen ist die Schwiegertochter von Bernadette. Ihre Darstellung ist dafür aber umso brillanter gelungen. Sie strotz nur so vor Egoismus, Naivität und Dummheit. Ihre Handlungen sprechen für sich und werden die Familie vermutlich noch in Gefahr bringen. Ich habe mich über sie tatsächlich sehr geärgert, erkenne aber zum Teil auch, was sich hinter der Fassade verbirgt. Am Ende möchte Margrit wohl nur „dazugehören“ und sich nicht als Außenseiter fühlen…
Insgesamt haben mich außerdem die bildlichen Beschreibungen der Handlungsorte sowie die Einbindung historischer Fakten begeistert. Einiges war mir bisher so einfach nicht bewusst und gerade, dass die Nationalsozialisten bereits Anfang der 20er Jahre so sehr nach Macht strebten, hatte ich bisher so nicht auf dem Zettel.
Der Schreibstil hat mich vollständig in seinen Bann gezogen und ermöglichte mir ein flüssiges und mitreißendes Leseerlebnis. Ich konnte den Roman kaum aus der Hand legen und empfinde den ersten Teil nun nahezu als Einführung in die eigentliche Geschichte. Die Handlung ist sehr spannend - voller Intrigen und Missgunst, gleichzeitig aber auch gespickt mit Liebe, Mut und Unterstützung, was mir als Mischung sehr gut gefallen hat. Hinzukommen einige tiefgründige Gedanken und interessante Denkansätze, die immer wieder in die Handlung eingeflochten werden, ohne aufdringlich oder gekünstelt zu wirken.
Der Romantitel passt für mich sehr gut, denn die von Plesows agieren mit viel Mut und gerade im Geschäft von Constantin ist das Spiel mit dem Feuer wohl an der Tagesordnung. Doch auch Bernadette scheut nicht vor Hindernissen zurück und macht sich mit ihren Handlungen nicht immer nur Freunde…
Ebenfalls sehr gut gelungen ist die Verknüpfung der Bände und obwohl Teil 2 wohl auch ohne Band 1 lesbar ist, würde ich das Lesen in der richtigen Reihenfolge absolut empfehlen. Nun fiebere ich aber erstmal dem nächsten Buch entgegen, denn erneut endet die Geschichte mit einem Cliffhanger…

Mein Fazit: Eine großartige Fortsetzung der „Grand-Hotel-Saga mit flüssigem und mitreißendem Schreibstil, unglaublich authentischen Figuren und viel Spannung und Raffinesse. Ich habe den zweiten Band der Reihe nahezu verschlungen und freue mich nun unglaublich auf den nächsten Band. Für „Die mit dem Feuer spielen“ vergebe ich 5 von 5 Sternen.

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