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Veröffentlicht am 08.04.2021

Mörderischer Spuk, ausgezeichnetes historisches Ambiente, ein Streich mit fatalen Folgen

Abt Jerusalem und die Hohe Schule des Todes
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Diesmal ließ ich mich mit einem Kriminalfall ins Jahr 1754 zurück versetzen. An die Hohe Schule, das Collegium Carolinum in Braunschweig.
An diesem Buch gefielen mir ganz besonders die detaillierten und ...

Diesmal ließ ich mich mit einem Kriminalfall ins Jahr 1754 zurück versetzen. An die Hohe Schule, das Collegium Carolinum in Braunschweig.
An diesem Buch gefielen mir ganz besonders die detaillierten und sehr anschaulichen Alltags-Schilderungen des Schulbetriebs, der Menschen am Markt, im Theater, beim Maskenball, auch der Klassenunterschiede. Man versinkt problemlos in eine andere Epoche. Dazu trägt auch die sprachliche Komponente bei, das Einfließen diverser lateinischer Ausdrücke, altmodischer Worte wie exquirieren, Journale oder parlieren sowie etwas Mundart. Der Schreibstil ist flüssig, das Interesse, die Spannung bleibt ungebrochen.
Es geschehen rätselhafte Mordfälle, die man höheren Orts zu vertuschen versucht. Ein junger aufmerksamer Student, ein Bauernsohn, der dank eines Stipendiums die Schule besuchen darf und als Außenseiter unter all den eingebildeten adeligen Burschen einen schweren Stand hat, macht jedoch so seine Beobachtungen und wird derart misstrauisch, dass er auf eigene Faust Ermittlungen anstellt, Intrigen und Machenschaften aufdeckt. Letztlich sind die Fälle gelöst und man wird mit einem unerwarteten Ende überrascht.
Die Charaktere der Protagonisten sind gut gezeichnet; die Eigenschaften wie auch die Handlungsweisen der mächtigen Reichen sind ebenso nachvollziehbar, wie jene der unterdrückten, ihnen ausgelieferten und um ihre Existenz ringenden Menschen.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Eine grausame Tat aus reiner Habgier

Kommissar Gennat und die Tote im Reisekorb
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Dank des flüssigen und leicht lesbaren Schreibstils war ich nach wenigen Seiten schon voll ins Berlin des Jahres 1916 versetzt. Auch wenn ich als Wienerin, die noch nie in Berlin war, bei Straßennamen ...

Dank des flüssigen und leicht lesbaren Schreibstils war ich nach wenigen Seiten schon voll ins Berlin des Jahres 1916 versetzt. Auch wenn ich als Wienerin, die noch nie in Berlin war, bei Straßennamen oder genannten Bezirksteilen keinen Wiedererkennungseffekt verspürte, wurde dennoch die Atmosphäre der Stadt für mich fühlbar – einerseits das noch geschäftige Treiben dort, wo die Reichen und Schönen unterwegs waren, andererseits die Tristesse in jenen Vierteln, wo die Armen lebten, die kaum genug zu essen hatten.
Der der Handlung zugrunde liegende Kriminalfall hat sich 1916 tatsächlich zugetragen. Er wurde von der Autorin gekonnt ausgeschmückt. Sie hat dem historisch belegten Kommissar Gennat den Journalisten Kaminski an die Seite gestellt, der ein wenig in die Polizeiarbeit hinein schnuppern möchte. Beide haben eine sympathische Ausstrahlung und wachsen zu einem hervorragenden Team zusammen: der junge, ambitionierte Journalist und der routinierte, den anderen in seiner Ungestümtheit bremsende Kriminalist. Mit von der Partie ist auch Lissy, Kaminskis Ehefrau, die sich sozial engagiert und den beiden so manchen Kontakt zu den Armen, der Polizei gegenüber oft verschreckten und zurückhaltenden Bevölkerung ebnet.
Was zunächst wie ein Vermisstenfall aussieht, entpuppt sich nach Auffinden der Frauenleiche in einem Reisekorb als ein grausamer Mord. Bereits die Identifizierung erweist sich als schwierig, immerhin verfügte man vor über 100 Jahren weder in der Polizeiarbeit noch punkto Medien über jene Möglichkeiten, die wir heute haben. Manche Menschen lasen nicht einmal eine Zeitung! Sich ehemaliger Zustände bewusst zu werden, ist für mich stets einer der interessantesten Aspekte eines historischen Romans.
Als bekannt ist, um wen es sich bei der Toten handelt, stellt sich bald heraus, dass sie sich etliche Feinde gemacht und keinen einwandfreien Lebenswandel geführt hat. Hartnäckig verfolgen Gennat und Kaminski mehrere Spuren, spüren einige Verdächtige auf, als Leser rätselt man mit, gerät mit den Ermittlern in die Irre und wird letztlich von der Lösung des Falles doch noch überrascht.
Die Handlung ist exzellent aufgebaut, der Spannungsbogen bleibt stets intakt, man mag gar nicht mehr aufhören zu lesen. Ich fand auch die sprachliche Umsetzung optimal, der Berliner Dialekt war sparsam eingesetzt, trug nichtsdestotrotz sehr zur Authentizität bei. Geschickt floss in die Ermittlungen auch das Gesellschaftsbild ein, die Auswirkungen des Krieges, die Lebensmittelknappheit, die Verarmung der Kriegswitwen, die prekären Wohnverhältnisse der armen Bevölkerung im Gegensatz zu den pompösen Villen der Reichen, der Zeitgeist, die damalige Stellung der Frau, sie hatten kein Wahlrecht, sie durfte nur bestimmte Berufe ausüben, bereits damals aufkommende Vorurteile mancher Bevölkerungsschichten gegen Juden wie Kaminski und vieles anderes mehr.
Es ist ein exzellent recherchierter und fesselnder Roman, den ich wärmstens empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 04.04.2021

Spannung mit Gefühl - Schüsse in der Nacht, die das Leben verändern

Kollateralschaden
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Dies war der erste Krimi, den ich von diesem Autor gelesen habe, auch der erste, der in Linz spielt. Wär wohl an der Zeit, diese Stadt einmal zu besuchen.
Obwohl es sich hierbei um Band 3 einer Serie handelt, ...

Dies war der erste Krimi, den ich von diesem Autor gelesen habe, auch der erste, der in Linz spielt. Wär wohl an der Zeit, diese Stadt einmal zu besuchen.
Obwohl es sich hierbei um Band 3 einer Serie handelt, kam ich nicht nur problemlos in die Handlung, sondern fand mich auch mit dem Ermittlerteam rasch zurecht.
Bereits auf den ersten Seiten fallen die verhängnisvollen Schüsse. Vor den Augen von Major Vierziger werden dessen Freundin Conny schwer verletzt und ein Journalist getötet.
Major Vierziger muss nun trotz seiner Angst um das Leben seiner Partnerin gemeinsam mit seiner Kollegin Dr. Glück den Todesschützen ausforschen. Zunächst erscheint ein Racheakt an Vierziger wahrscheinlich und die beiden anderen Opfer als Kollateralschaden, doch der Fall entwickelt sich komplizierter als geahnt, da der Journalist in einigen brandheißen Themen recherchiert hatte. Es geht um Doping, Betrug und Unterschlagungen bei einer Spendeninstitution sowie um Kindesmissbrauch. Doch immer wieder führen Spuren ins Leere, so manches Vergehen kann den Verdächtigen zwar angelastet werden, doch bis letztlich der wahre Mörder entlarvt werden kann, packt einen die exzellent aufgebaute Handlung mit laufend neuen Entwicklungen, überraschenden Ereignissen und Wendungen.
Zudem ist der Schreibstil leicht und flüssig. Die Charaktere sind anschaulich und gut vorstellbar geschildert. Es agiert ein sympathisches, effizientes, gut eingespieltes Ermittlerteam, wo man sehr menschlich miteinander umgeht.
Das Buch ist nicht nur von Spannung geprägt, sondern man spürt auch deutlich die Ängste und Sorgen Vierzigers, seine Liebe zu seiner im Koma liegenden Partnerin. Diese Facette eines Kriminalromans, vor allem auch das ungewöhnliche Ende, empfand ich als berührend, traurig und hoffnungsvoll optimistisch gleichermaßen. Letzteres auch im Sinne einer erhofften Fortsetzung der Serie.

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Veröffentlicht am 02.04.2021

Nostalgische Mittelmeer-Kreuzfahrt, spannend und unterhaltsam

Dampfer ab Triest
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Ich habe mich ab der ersten Seite in diesem Buch wohl gefühlt. Das lag nicht nur an dem historischen Ambiente, das der Autor hervorragend schildert, sondern auch an den sympathischen Protagonisten, vor ...

Ich habe mich ab der ersten Seite in diesem Buch wohl gefühlt. Das lag nicht nur an dem historischen Ambiente, das der Autor hervorragend schildert, sondern auch an den sympathischen Protagonisten, vor allem an dem für die k.u.k. Monarchie außergewöhnlich fortschrittlich eingestellten Inspector Bruno aus Triest, und daran, dass durch die Reiseroute und das Feeling einer Kreuzfahrt eine Menge selbst erlebter Reiseerinnerungen in mir hochkamen.

Kurz zum Inhalt: Der Dampfer Thalia sticht von Triest aus in See, Ziel Konstantinopel. Es ist ein Luxusdampfer, an Bord befindet sich eine Schar betuchter Passagiere. Darunter auch Graf von Urbanau mit seiner Tochter. Da er an Land nur knapp einem Attentat entgangen war, soll der Triester Polizist Bruno Zabini inkognito für seine Sicherheit sorgen.

Dem Autor ist es nicht nur gelungen, in kurzweiliger Art und Weise historisches Flair zu vermitteln, sondern er verknüpft darin - locker verpackt in den Plaudereien der Passagiere an Bord - gesellschaftskritische und wissenschaftliche Informationen, erklärt die Funktion einer Dampfmaschine, weist auf die Erfindung von Zahnpasta in Tuben hin, thematisiert die damalige Stellung der Frau, das Wahlrecht, die Problematik des Vielvölkerstaates und die Tendenzen gewisser Völker, daraus auszubrechen.

Die Handlung plätschert nicht als reines Bordgeschehen dahin, man spürt sehr bald, dass ein Mensch darunter ist, der einen heimtückischen Plan hegt. Und nur allzu bald kommt Bruno Zabini auch zum Einsatz, eine spannende Jagd nach dem Attentäter beginnt, actionreich, bis letztlich Bruno den Fall zufriedenstellend löst.

Als Gegensatz zum düsteren Bösen, das an Bord lauert, erlebt man die heitere Seite des Lebens an Bord, das Luxuriöse, das Oberflächliche, auch Liebeleien und so manche private Probleme der Reisenden.

Der Erzähl- bzw. Schreibstil ist flüssig, trotz mancher antiquierter Ausdrücke, die jedoch wiederum die geschilderte Epoche authentischer machen. Die Charaktere sind vielschichtig dargestellt, mit ihren positiven aber auch weniger angenehmen Eigenschaften.

Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass ich das am Beginn angeführte Personenregister sehr hilfreich fand, ebenso wie die Erläuterung der historischen Hintergründe am Ende des Buches.

Mir hat dieser Roman sehr großes Lesevergnügen bereitet, hat vieles abgedeckt, Spannung, Romantik sowie Reiselust, und hat zudem meine historischen Kenntnisse erweitert.

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Veröffentlicht am 29.03.2021

Packender Cold Case mit einem außergewöhnlichen Ermittlerteam

Der Preis der Rache
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Die junge Profilerin Lupe Svensson stößt neu zum Team und wird mit ihrem knapp vor der Pension stehenden Kollegen Otto Hagedorn in ihrem ersten Fall zu einer aus Beton geborgenen Leiche gerufen, der ein ...

Die junge Profilerin Lupe Svensson stößt neu zum Team und wird mit ihrem knapp vor der Pension stehenden Kollegen Otto Hagedorn in ihrem ersten Fall zu einer aus Beton geborgenen Leiche gerufen, der ein Fuß fehlt. Ein 28 Jahre zurückliegender ungeklärter Serienmord, wo den Opfern ebenfalls der Fuß abgehackt wurde, wird neu aufgerollt. So unterschiedlich dieses Ermittlerduo auch ist, die Zusammenarbeit funktioniert unerwarteterweise innerhalb kürzester Zeit ausgezeichnet.
Das Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite derart fesselnd und der Fall so interessant, dass man es kaum zur Seite legen möchte. Der Schreibstil ist flüssig, detailliert, aber nie langatmig. Die eingeschalteten Rückblicke in die 70er gestalten den Krimi sehr abwechslungsreich, machen die Ereignisse anschaulich, auch die in die Handlung verwobenen historisch belegten Aktionen der RAF tragen dazu bei. Selbst die trockene Befragungs- und Ermittlertätigkeit langweilt nie, überraschende Wendungen und Erkenntnisse halten den Spannungsbogen bis zum furiosen Ende.
Das Ermittlerteam ist ausgezeichnet und tiefgehend charakterisiert, es sind Menschen mit Ecken und Kanten, Gefühlen und Tics, auch mit Herz und Humor.
Ein vielversprechender Auftakt zu einer neuen Krimi-Serie.

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