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Veröffentlicht am 10.04.2021

Politische Agitationen zur Zeit des Kalten Krieges

Teufelsberg (Wolf Heller ermittelt 2)
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Dies ist mein erster Kriminalroman der 3 Autoren. Die Tatsache, dass ein realhistorischer Hintergrund, nämlich das radikalisierte Berlin der 60er Jahre, in einen Krimi integriert wurde, hat mich stark ...

Dies ist mein erster Kriminalroman der 3 Autoren. Die Tatsache, dass ein realhistorischer Hintergrund, nämlich das radikalisierte Berlin der 60er Jahre, in einen Krimi integriert wurde, hat mich stark angesprochen. Es werden die Machenschaften der Geheimdienste beleuchtet sowie die Themen Terrorismus, Antisemitismus und die Agitationen der Rechts- und Linksradikalen. Der sympathische und detailliert beschriebene Kommissar Wolf Heller verlässt seinen Beobachtungsposten für 17 Minuten. In dieser Zeit wird die jüdische Ehefrau eines jüdischen Richters ermordet. Heller hat sich schuldig gemacht und muss nun den Täter ermitteln. Es wird deutlich, dass ein Bombenanschlag auf das jüdische Gemeindehaus in Berlin - Charlottenburg geplant ist, der tatsächlich vereitelt werden konnte.
Durch Hellers Nichte, Louise Mackenzie, und seine Stiefschwester, Petra, wird die radikalisierte Jugend im Berlin der 60er Jahre beleuchtet. Beide nehmen Drogen, negieren bürgerliche Gesellschaftsformen und frönen dem ungezügelten Sex in Kommunen, wo feste Beziehungen zwischen Männern und Frauen meist tabu sind.
In einem zweiten Erzählstrang geht es um den russischen Spion Poljakow, dessen Aufgabe es ist, die Stadt Berlin so zu destabilisieren, so dass West-Berlin von den Russen eingenommen werden kann.
Der Plot ist zuerst spannend, dann fällt der Spannungsbogen aber durch die vielen, teils berlinspezifischen Details ab. Erst im letzten Drittel nimmt das Werk so richtig an Fahrt auf und wird krimikonform. Zum Glück gibt es ein Glossar am Ende des Werkes, das detaillierte Erklärungen zu Personen und Fakten liefert.
Die Geschichte ist flüssig erzählt, temporeich und mit zahlreichen Wendungen und Verwicklungen. Nur leider ist der Mittelteil etwas zu politischund langatmig ausgefallen und hat mich nicht so richtig gefesselt.

Veröffentlicht am 15.11.2020

Giftanschlag in der DDR

Die Republik
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Das Setting dieses Romans ist die ehemalige DDR plus Westdeutschland, die im Jahre 2020 von der DDR regiert wird. Dabei handelt es sich in dieser Utopie um einen sehr modernen, totalitären Überwachungsstaat, ...

Das Setting dieses Romans ist die ehemalige DDR plus Westdeutschland, die im Jahre 2020 von der DDR regiert wird. Dabei handelt es sich in dieser Utopie um einen sehr modernen, totalitären Überwachungsstaat, der in technologischer Hinsicht vielen kapitalistischen Mächten überlegen ist. Lediglich eine kleine Enklave, namens Berlin-Deutschland wird weiterhin von den Westmächten gehalten. Das Volk scheint glücklich zu sein.

Ein Giftgasanschlag führt zu Problemen und einer Recherche, wer dafür verantwortlich gemacht werden kann. Ist es ein terroristischer Anschlag oder zum Beispiel Sabotage?

Wir haben hier einen Thriller mit vielen Leichen und Verwicklungen. Die Protagonisten sind Stasi Oberst Gustav Klum, der sich mit einem Ausreiseantrag auseinandersetzt. Eine sehr eigenwillige M16 Agentin aus Kanada, der Franzose Christopher Mueller und die forsche Alicia, eine Untergrundkämpferin für einen gerechteren und offeneren Sozialismus.

Maxim Voland gelingt es gut, die Atmosphäre des Kalten Krieges und den Machtkampf zwischen den Besatzungsmächten darzustellen.

In der Bevölkerung misstraut jeder jedem, Vorteilsnahme und Korruption sind an der Tagesordnung. Politische und geschichtliche Hintergründe werden in einem Glossar am Ende des Buches erläutert, denn für Nicht-DDRler ist das Verständnis oft blockiert, besonders am Anfang des Werkes, wo sehr viele Informationen gestreut werden.

Wir haben hier einen Agententhriller nach Bondmanier, der einen sehr nachdenklich stimmen sollte.

Der Spannungsaufbau ist sehr gut gelungen. Die Handlungsorte werden detailliert beschrieben, und auch die Sprache ermöglicht ein flüssiges Lesen. Lediglich die Auflösung am Ende des Buches, wo beschrieben wird, weshalb die Sowjets die BRD annektieren konnten, ist recht flach und enttäuschend, daher 4 Punkte

Veröffentlicht am 27.11.2020

Liebe ist das größte Glück

Die Farbe von Glück
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Der Richter Jules zwingt die junge Krankenschwester, Charlotte, sein offensichtlich krankes Baby gegen ein gesundes, kraftvolles Baby zu tauschen, denn er und seine Gattin, Luise, haben bereits 3 Kinder ...

Der Richter Jules zwingt die junge Krankenschwester, Charlotte, sein offensichtlich krankes Baby gegen ein gesundes, kraftvolles Baby zu tauschen, denn er und seine Gattin, Luise, haben bereits 3 Kinder verloren, und es wird keine weitere Chance auf ein Kind geben. 
Charlotte, ihrerseits, hat, ohne offizielle Formalitäten, den sechsjährigen Antoine zu sich genommen, denn er wurde von seiner Mutter, Marlene, verlassen. Da Charlotte Antoine sehr liebt, lässt sie sich auf den Deal ein Komma damit der Richter ihr den Pflegesohn nicht wegnehmen wird. Die Tat verändert das Leben von Charlotte und Jules, so dass beide unfähig sind, in ihren Berufen weiterzuarbeiten. Beide quält ihr Gewissen. 
Die Protagonisten des Romans werden 20 Jahre lang begleitet, mit all ihren Gewissensbissen und Persönlichkeitsveränderungen, bis es am Ende des Romans an einem imaginären, idealisierten Ort in Asien zu einem Zusammentreffen kommt und Jules sich durch eine mutige Tat läutern kann. 
Die Handlung des Werkes besteht aus vielen sehr unwahrscheinlichen Zufällen. Die Seelenzustände der Figuren werden sehr detailliert und bildhaft beschrieben, aber alles ist dramatisiert und vom wahren Leben entfernt. Die kurzen Kapitel sind schnell überflogen, denn die poetische Sprache bläht die Landschaftsbeschreibungen auf, so dass man vieles überfliegen kann. Ich möchte den Stil als pastoral - philosophisch beschreiben, denn ständig werden dem Leser Lebensweisheiten angeboten, die ich jedoch nicht nachvollziehen konnte. 
Man kann das Werk auf 2 Ebenen lesen: entweder man glaubt an Wunder und lässt sich gern in eine in vielerlei Hinsicht idealisierte Welt einlullen, wo die Menschen sich von moralisch ethischen Grundsätzen zunehmend leiten lassen. Oder aber man ist Realist und kann sich nicht mit den konstruierten Zufällen identifizieren. Da ich der zweiten Kategorie entspreche, kann ich das Buch für diesen Menschentyp nicht empfehlen. Aber sehr gefühlsbetonte Frauen fühlen sich sicher von der larmoyanten Handlung und den dargelegten Empfindungen und Gefühlen angesprochen. Die Quintessenz des Romans ist: Liebe ist das größte Glück. Von mir als Mann nur 3 Punkte. 

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