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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.04.2021

Parallele Gedankenwelten

Stummes Opfer: Thriller
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Auch dieser Zons-Krimi spielt wieder auf zwei Zeitebenen, in der Gegenwart und im spätmittelalterlichen Zons wird jeweils ein Kriminalfall untersucht. Im gegenwärtigen Fall geht es um eine brutale Mordserie, ...

Auch dieser Zons-Krimi spielt wieder auf zwei Zeitebenen, in der Gegenwart und im spätmittelalterlichen Zons wird jeweils ein Kriminalfall untersucht. Im gegenwärtigen Fall geht es um eine brutale Mordserie, die Zons in Atem hält, wobei man aber nicht sofort die Verknüpfung zwischen den Opfern erkennt. Es fängt damit an, dass ein Teenager im neuen Stadtarchiv in eine Säule einbetoniert wurde....während im Jahre 1502 Bettelweiber plötzlich verschwinden und nicht wieder auftauchen, bis eine von ihnen tot aufgefunden wird. Wieso bringt jemand diese mittellosen Frauen um, das macht keinen Sinn, oder doch?
Das Buch ist ein wahrer Pageturner, man muss immer weiter lesen, denn bereits der Prolog ist fesselnd und stellt den Leser vor Rätsel. Dabei bleibt die Spannung bis zum Ende erhalten, da die Ermittlungen auf beiden Zeitebenen stets zu neuen Theorien anregen, aber nie zu viel verraten. Insgesamt fand ich alles bis zum Ende gut durchdacht, logisch konstruiert, und alle Fäden wurden zusammengeführt. Super finde ich, dass die Autorin sogar eine Verbindung zwischen damals und heute herausstellt, die ein wenig ins Mystische geht.
Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd, das Lesen macht einfach Spaß. Am Ende bedauert man, dass das Buch schon durch ist. Sehr sympathisch finde ich die beiden Hauptprotagonisten. Da ist zum einen Bastian Mühlenberg, der sehr ruhig und hilfsbereit auftritt und immer noch zu seiner alten Liebe eine platonische Verbindung hat. Auch Oliver Bergmann ist ein ehrgeiziger, intelligenter und trotzdem ruhiger Ermittler, kein actiongeladener Superheld. Das gefällt mir sehr gut. Überhaupt mag ich es, dass das Privatleben der Ermittler nicht im Mittelpunkt steht, sondern die Kriminalfälle. Ein wenig Privates ist ok, und das ist hier genau das richtige Maß.
Die Zons-Reihe von Catherine Shepherd gefällt mir besonders gut, zumal Zons eine reale und gemütliche Stadt ist, am Rhein gelegen und sehr einladend. Leider war ich zu Corona-Zeiten dort....Aber man kann die erwähnten Bauwerke trotzdem besichtigen, wenn auch nur von außen.
Auch dieser Zons-Thriller hat wieder die volle Punktzahl verdient, und ich freue mich schon auf den nächsten!

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Veröffentlicht am 31.03.2021

Eine mühsame Entscheidungsfindung

Aus der Mitte des Sees
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Lukas ist ein junger Mönch, der bereits seit 16 Jahren im Kloster lebt und dort seine festen Aufgaben hat. Er ist von seinen Brüdern voll akzeptiert und genießt einen geschätzten Status. Innere Unruhe ...

Lukas ist ein junger Mönch, der bereits seit 16 Jahren im Kloster lebt und dort seine festen Aufgaben hat. Er ist von seinen Brüdern voll akzeptiert und genießt einen geschätzten Status. Innere Unruhe kommt aber in ihm auf, als sein Bruder Andreas, in seinem Alter und sein guter Freund, das Kloster verlässt, um eine Familie zu gründen. Als ihn Fotos von Andreas Baby erreichen, gerät sein Alltagstrott ins Wanken, und er hat Zweifel, ob sein Weg der Richtige ist. Das verstärkt sich noch, als er Sarah kennenlernt, eine junge Frau, die ihn emotional sehr anspricht.
Zum Kloster gehört ein See, in dem Lukas schwimmen geht. Während er sich im See bewegt, philosophiert er über sein Leben, seine Gefühle und seine Zukunft. Hier hat er die Ruhe, die er braucht, um in sein Inneres abzutauchen.
Dieses Buch ist nicht einfach zu lesen, da es viele tiefgehende Gedanken ausdrückt und man sich bisweilen sogar eine Passage zweimal durchlesen muss, um die Aussage in vollem Umfang zu verstehen. Aber in meinen Augen lohnt sich das. Lukas kehrt sein Inneres nach außen und lässt uns teilhaben an seiner inneren Zerrissenheit. Da spielen viele Gefühle eine Rolle: z.B. Liebe, Trauer, Neid, Eifersucht, Stolz. Außerdem glänzt der Autor mit grandiosen Naturbeschreibungen, die Lukas Empfindungen ausdrücken und teilweise ins Mystische abdriften. Hierbei verändert sich bisweilen die grammatische Wertigkeit. Das hat mir gut gefallen.
Am Anfang war es für mich nicht leicht, in das Buch hineinzufinden, aber ich muss sagen, dass sich das mit den Seiten gewandelt hat, ich wollte einfach teilhaben an Lukas Gedanken, die ihn schließlich zu einer Entscheidung führen sollten. So war der Roman trotz aller Tiefe und Interpretationsmöglichkeiten gleichzeitig auch spannend.
Dies ist sicherlich kein Buch, das man am Strand oder unterwegs lesen kann, man braucht Ruhe, um den Gedankengängen zu folgen, auf diese Weise fängt man dann auch an, sich mit dem eigenen Lebensweg auseinanderzusetzen. Das Buch hat mich sehr beeindruckt!

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Veröffentlicht am 25.03.2021

Schmunzelsprüche

Das Faultier bewegt sich wie Opa
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Dieses Buch bietet den Stoff für ein paar sorgenfreie Stunden im Lieblingssessel, wobei die Schmunzelmuskeln stark beansprucht werden.
Die Autorinnen haben die Kindersprüche, die der SZ von Lesern zugeschickt ...

Dieses Buch bietet den Stoff für ein paar sorgenfreie Stunden im Lieblingssessel, wobei die Schmunzelmuskeln stark beansprucht werden.
Die Autorinnen haben die Kindersprüche, die der SZ von Lesern zugeschickt wurden, gesammelt, nach Themen sortiert, die jeweiligen Kapitel mit einer Einleitung versehen und schließlich noch nach den thematisch zugeordneten Sprüchen ein paar Tipps für den Umgang mit Kindern im jeweiligen Bereich angehängt. Letzteres hält sich jedoch in Grenzen, so dass man nicht einen Erziehungsratgeber erwarten sollte, sondern leichte und entspannende Unterhaltung.
Was mir besonders gefallen hat, ist die Feststellung, dass Kinder die Welt teilweise ganz anders und viel einfacher wahrnehmen als wir Erwachsenen. Wo wir große Probleme sehen und tüchtig nachdenken, um das richtige Maß zu finden, fällen Kinder ihre Meinung und ihre Schlussfolgerungen einfach und logisch, so wie es ihr Wissensstand und ihre Denkfähigkeit zulassen. Und sie trauen sich, bei allen Themen mitzureden. Herrlich! So kenne ich das auch von meinen bereits erwachsenen Kindern, wobei mir derzeit oft das Einfühlungsvermögen dafür gefehlt hat, bedingt durch die alltäglichen Anforderungen.
Ich habe das Buch genossen, habe es in wenigen Stunden ausgelesen, teilweise meinem Mann vorgelesen, meine Schmunzelmuskeln trainiert und Spaß gehabt. Was will man mehr? Außerdem sind mir noch einige Sprüche meiner eigenen Kinder wieder eingefallen, die ich schon in meinen Erinnerungen verbuddelt hatte....

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Veröffentlicht am 15.03.2021

Gemeinsamkeit macht stark

Die Wunderfrauen
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Der zweite Band der Wunderfrauen-Trilogie spielt in den 60er Jahren. Alle vier Frauen, die man schon im ersten Band kennengelernt hat, haben sich weiterentwickelt und präsentieren in diesem Buch ihre Stärke. ...

Der zweite Band der Wunderfrauen-Trilogie spielt in den 60er Jahren. Alle vier Frauen, die man schon im ersten Band kennengelernt hat, haben sich weiterentwickelt und präsentieren in diesem Buch ihre Stärke. Es ist aber kein Problem, mit dem zweiten Band in die Geschichten einzusteigen, denn die Autorin informiert durch kurze Rückblenden und füllt so die Lücken. Für den Leser beider Bände ergibt sich so manches Ach-ja-Erlebnis. Überhaupt ist dieser Band geprägt von Authentizität.
Ich war noch ein Kind in dieser Zeit und trotzdem fühlte ich mich in vielen Dingen dahin zurückversetzt und konnte in längst vergessenen Erinnerungen schwelgen. Das war richtig wohltuend, obwohl auch negative Erinnerungen auftraten, z.B. im medizinischen Bereich. Aber das Positive überwog. Z.B. hatte meine Patentante damals auch einen Laden, und ich konnte Vergleiche anstellen, wie das Kundentreffen dort ablief. Sehr persönlich und zuvorkommend!
Alle vier Frauen entwickeln sich und emanzipieren sich auch weiter, drei von ihnen um aus der Abhängigkeit von ihren Ehemännern zu entkommen, die vierte um ihrer Rolle als Ärztin gerecht zu werden. Wenn man heute auf diese Zeit zurückblickt, schüttelt man verwundert den Kopf, wenn man realisiert, wie unterdrückt die meisten Frauen in den 60ern noch waren. Zwar gibt es auch heute noch solche Verhältnisse, aber glücklicherweise sind diese in der Minderzahl (hoffe ich!). Das übergreifende Motto des Buches beschreibt die Macht der Gemeinsamkeit. Die Frauen halten zusammen und können sich aufeinander verlassen, selbst in sehr schwierigen Situationen. Durch diese gegenseitige Unterstützung entwickelt sich persönliche Stärke!
Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und sehr lebendig. Was mir sehr gut gefallen hat, waren die wechselnden Perspektiven, die sich mit jedem Kapitel ändern. So erfahren wir viel über die Gefühlswelt der Frauen und ihre Gedankengänge und können das Verhalten besser verstehen. Der Prolog ist schockierend, landet doch eine der Frauen im Gefängnis. Sogleich baut sich dadurch Spannung auf.
Alles in allem hat mich das Buch sehr angesprochen, und ich habe mit Vergnügen die Auszüge des dritten Bandes am Ende verschlungen. Ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung!

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Veröffentlicht am 04.02.2021

Eine fesselnde Familiengeschichte über vier Generationen

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
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Hannah, 27, lebt seit dem Tod ihrer Mutter zurückgezogen in Berlin. Die einzige verbliebene Verwandte ist ihre verschlossene Oma Evelyn, die von Hannah regelmäßig im Seniorenpalais besucht wird. Eines ...

Hannah, 27, lebt seit dem Tod ihrer Mutter zurückgezogen in Berlin. Die einzige verbliebene Verwandte ist ihre verschlossene Oma Evelyn, die von Hannah regelmäßig im Seniorenpalais besucht wird. Eines Tages verkündet ein Brief aus Israel, dass Evelyn die Erbin einer Bildersammlung ist, die seit dem Krieg verschollen ist. Eines der vermissten Bilder zeigt eine junge Frau, am Fenster stehend im blauen Kleid (ein Gemälde von Vermeer), wodurch sich der ungewöhnliche Titel des Buches klärt. Für Hannah ergeben sich aus dieser Nachricht viele Fragen, die nach und nach beantwortet werden und mehr Klarheit in die berührende Familiengeschichte bringen. Hannah erfährt, dass es jüdische Wurzeln gibt, die bis zu ihrer Urgroßmutter zurückführen.
Sehr zu loben ist der Schreibstil der Autorin, das Buch liest sich flüssig und überzeugend, und man fühlt sich mit den Protagonisten verbunden. Die einzelnen Charaktere werden detailliert und intensiv beschrieben. Ich konnte ihren Gedanken folgen, Gefühle nachvollziehen und mich gut in sie hineinversetzen.Als ich das Buch beendet hatte, fand ich dies richtig schade, weil es wie ein Abschied war.
Die Geschichte wird aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt, wobei immer wieder ein Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit stattfindet. So kommt immer mehr Licht in die Familienstruktur und es ergibt sich am Ende ein stimmiges Gesamtbild. Ich habe es als sehr spannend empfunden, immer mehr über die Familie zu erfahren.
Auch wenn man bereits viel über den Nationalsozialismus weiß, bekommt man hier nochmals einen Eindruck von der beklemmenden und hilflosen Situation der Menschen dieser Zeit, besonders der Juden. Das Buch ist somit auch historisch informativ und interessant.
Viele Familiengeheimnisse kommen ans Licht, und man zieht unwillkürlich die eigene Familie in die Betrachtung ein. Gibt es da auch Zusammenhänge, die man bislang nicht kennt?
Bleibt noch das schöne Cover zu erwähnen, das mit seinen ruhigen Farben eine gewisse Harmonie und Entspannung ausdrückt, eine friedliche Gartenszene, die man genießen kann, wenn sich wichtige Lebensfragen geklärt haben.
Ich bewerte das Buch ohne Zögern mit fünf Sternen und spreche eine eindeutige Leseempfehlung aus.

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