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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.03.2017

Eine Welt in der Welt

Die Anderen und Johannes der V.
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„...Es wird das Wohlergehen des anderen und das Wohlergehen des gesamten Volkes immer über das eigene gestellt. Wir haben erkannt, dass Individualität uns nicht vorwärts bringt, sondern immer nur einzelne ...

„...Es wird das Wohlergehen des anderen und das Wohlergehen des gesamten Volkes immer über das eigene gestellt. Wir haben erkannt, dass Individualität uns nicht vorwärts bringt, sondern immer nur einzelne Personen...“

Der zweite Teil der Geschichte schließt punktgenau an den ersten Teil an. Johannes wird in der Welt der Anderen begrüßt. Er ist der Gast, dem aber für die Zukunft eine besondere Aufgabe zukommt.
Der Autor hat eine spannende und inhaltsreiche Geschichte geschrieben. Er beleuchtet die Probleme unserer Welt und konzipiert dazu ein Gegenprojekt. Das Buch lässt sich gut lesen und hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Allerdings möchte ich erwähnen, dass es für mich eine Erzählung der Fantasy ist. Trotzdem ist das Gesellschaftsbild, dass der Autor kreiert, faszinierend. Es herrschen paradiesische Zustände. Das bedeutet in erster Linie ein Leben im Einklang mit der Natur.
Der Protagonist Johannes lernt unter der Erde eine Welt kennen, die in vielen Dingen gegenüber der ihm bekannten völlig gegensätzlich ist. Ihre Bewohner, insbesondere die Asen, bezeichnen sich als die Schöpfer der Menschen. Neben den Asen gibt es Riesen, Elfen, Zwerge und Wanen. Sie kamen einst aus dem Sternbild Adler. Alle diese Völker leben friedlich miteinander. Das Gebot der Nächstenliebe ist das höchste Gebot in ihrem Reich. Obiges Zitat drückt dies sehr schön aus.
Den Schriftstil des Buches würde ich als gehoben bezeichnen. Das sieht man schon allein an den philosophischen Gedankengut, das den Roman durchzieht. Über die Welt im Inneren und ihre faszinierenden technischen Spielereien möchte ich nicht allzu viel sagen. Das zu entdecken, bleibt dem zukünftigen Leser überlassen. Johannes` Aufgabe wird es sein, die Welt des Inneren mit der Welt der Menschen zu vereinigen. Auf dem Umsetzung im Band 3 bin ich gespannt, auch wenn ich es realistischerweise für utopisch halte.
Als besonderes Stilmittel sind ab und an kursive Abschnitte eingefügt, die aus irdischen Quellen zitieren. Dabei geht es um Massentierhaltung, Alkoholmissbrauch und weitere Themen, die ein ungünstiges Licht auf die Zeitverhältnisse werfen und die es in der unterirdischen Welt nicht gibt.
Drei Gruppen von Wesen gibt es, die über die Jahrtausende den Kontakt zu den Menschen hergestellt haben und versuchten, dass Leben in geordnete Bahnen zu lenken. Es sind Verbinder, Wanderer und Flüsterer. Natürlich fallen dabei im Zusammenhang mit der Vergangenheit Namen wie Leonardo de Vinci und Jules Verne. Momentan unternehmen sie verstärkte Anstrengungen, um die Menschheit behutsam auf den Wandel vorzubereiten.
Ein einziges Mal war Johannes während seiner siebenjährigen Lehrzeit unter der Erde zurück im oberirdischen Bereich. Dabei befand er sich in einer Gegend, wo noch ursprüngliches Leben möglich ist. Beeindruckend fand ich die Begründung, weshalb man sich um die Menschheit sorgt und sie nicht ihrem Schicksal überlässt.
Die technischen Errungenschaften werden allgemeinverständlich beschrieben. Für die Natur und die Architektur findet der Autor treffende Metapher. `Johannes` Faszination von seinem neuen Leben, aber auch seine Angst vor der Größe der ihm zugedachten Aufgabe sind mit Händen greifbar.
Ein Stichwortverzeichnis und eine Faktenliste ergänzen die Handlung.
Das Cover mit der ursprünglichen Natur und dem Wasserfall wirkt edel. Der schwarze Leineneinband und das Lesebändchen sorgen zusätzlich für ein gehobenes Erscheinungsbild.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es legt den Finger auf die Wunden unserer Zivilisation und zeichnet einen fesselnden Gegenentwurf.

Veröffentlicht am 30.03.2017

Spannende Fortsetzung der Reihe

Alea Aquarius 3. Das Geheimnis der Ozeane
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„...Der goldblaue Regen beschwor ein großes Gefühl in ihr herauf, ein Gefühl von immenser Freiheit und unendlicher Weite. Und von Glück. Wie in einem wilden Freudentaumel schauerte der Regen sein Lied ...

„...Der goldblaue Regen beschwor ein großes Gefühl in ihr herauf, ein Gefühl von immenser Freiheit und unendlicher Weite. Und von Glück. Wie in einem wilden Freudentaumel schauerte der Regen sein Lied auf sie herab...“

Lennox und Alea sind zurück auf der Alpha Cru. Ihre Erlebnisse in Schottland (siehe Teil 2 der Serie) geben für die Fahrt des Schiffes ein neues Ziel vor. Alea hofft, ihren Vater in Island zu treffen. Doch der Weg dorthin ist nicht ohne Gefahren. Alea weiß noch zu wenig, wie sie sich im Meer zu verhalten hat.
Die Autorin hat erneut ein fesselndes Abenteuer der Cru mit Alea, Lennox, Tess, Ben und Samuel geschrieben. Das Buch ließ sich nur schwer aus der Hand legen.
Der Schreibstil des Buches ist angenehm lesbar. Mehr und mehr darf ich als Leser über die untergegangene Welt unter Wasser erfahren. Gleichzeitig lerne ich weitere magische Wesen kennen. Sie werden gut beschrieben und haben jeder ihre besondere Aufgabe. Die Welt unter Wasser birgt für Alea ungeahnte Gefahren. Nicht alle sind menschengemacht. Bei den durch Menschen verursachten Problemen werden in dem Teil zwei besonders hervorgehoben. Das ist zum einen die Ansammlung von Plastemüll, zum anderen die kostengünstige Verklappung von Gift im Meer. Beides Themen sind geschickt in die Handlung integriert und erhöhen den Spannungsbogen.
Gleichzeitig werden die persönlichen Beziehungen auf dem Schiff komplizierter. Vor allem Alea, Tess und Lennox sind in einem Alter, wo aus Freundschaft schnell mehr werden kann. Wie aber geht man auf engem Raum damit um? Diese Frage spielt vor allem Dingen in den ersten Kapiteln eine Rolle.
Sehr schön dargestellt wird die Landschaft auf Island. Dort erlebt Alea nicht nur eine Überraschung. Das Rätsel des Virus steht genauso im Mittelpunkt wie die spannende Erzählung einer Nixe. Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass Alea eine besondere Aufgabe in ihrem Volk hat, dass sie dazu aber die Hilfe der Landgänger, wie die Meermenschen die Menschen nennen, braucht. Zwei Gedanken bewegen sie. Zum einen hofft sie, andere Meerkinder zu finden, zum zweiten hält sie es für möglich, mit Hilfe ihres Blutes einen Impfstoff gegen das Virus zu bekommen, denn es muss ja einen Grund haben, dass sie dagegen immun ist.
Schöne Lieder sind im Laufe der Reise entstanden. Die Cru-Mitglieder konnten ihre Talente weiter entfalten. Und Samuel muss staunend erkennen, dass seine Fusselsammlung einen ganz besonderen Schatz birgt.
Neben ernsten und spannenden Abschnitten finden sich im Buch auch romantische Stellen. Obiges Zitat ist ein Beispiel für die Aussagekraft der Sprache und die Verwendung treffender Metapher. Schön dargestellt werden die Emotionen der Protagonisten. So ist die Freude von Tess und Alea über die erste selbstständige und gelungene Schleusenfahrt mit den Händen greifbar. An anderen Stellen überwiegen Melancholie und Hoffnungslosigkeit. Ben ist und bleibt der Ruhepol der Cru, während Samuels überschäumende Lebensfreude und seine Anschmiegsamkeit manch ernste Situation auflockern.
Das Cover mit dem tanzenden Pärchen auf den Wellen ist ein Hingucker.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Da mir die Autorin auf den letzten Seiten schon verraten hat, wohin die Reise geht, freue ich mich auf weitere Abenteuer.

Veröffentlicht am 27.03.2017

Eine ungewöhnliche Freundschaft

Lea und der Luchs
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„...Das erinnerte mich an meine Mutter. Als ich noch ein kleines Kind gewesen war, hatte sie mir erklärt, dass das Rauschen der Tannen Musik für die Waldelfen sei...“

Die 14jährige Lea freut sich auf ...

„...Das erinnerte mich an meine Mutter. Als ich noch ein kleines Kind gewesen war, hatte sie mir erklärt, dass das Rauschen der Tannen Musik für die Waldelfen sei...“

Die 14jährige Lea freut sich auf die Sommerferien. Sie besucht ein Internat, lebt aber bei den Wäldern und Seen Nordkanadas. Ihr Vater ist Ranger. Ihre Mutter lebt nicht mehr.
Das Flugzeug, das Lea zu ihrem Vater bringen soll, gerät in einen Gewittersturm. Dabei wird Lea aus dem Fenster geschleudert. Sie landet auf einer Tanne, ist nahezu unverletzt, erreicht glücklich den Boden und hat ihren Rucksack bei sich. Neben dem Handy befindet sich darin ein GPS-Gerät, das ihr ihre Freundin Sarah beim Abschied im Internat geschenkt hat.
Die Autorin hat einen fesselnden Jugendroman geschrieben. Die Geschichte ist spannend geschrieben.
Lea kommt entgegen, dass sie durch ihren Vater das Leben in der Wildnis gewohnt ist. Er hat ihr schon in den vergangenen Jahren bei gemeinsamen Unternehmungen Überlebensstrategien beigebracht.
Der Schriftstil ist der Zielgruppe angemessen. Lea ist ein junges Mädchen mit Träumen und Sehnsüchten. Sie hat gelernt, nicht aufzugeben, konsequent logisch zu denken und die Situation bewusst zu analysieren.
Die Geschichte wird nach dem Unglück in drei Handlungssträngen erzählt. Lea erzählt ihr Erleben selbst. Im zweiten Handlungsstrang begeben sich Mike, der Pilot, sowie Leas Vater und Sarah auf die Suche nach Lea. Außerdem ist in der Wildnis noch der junge Indianer Tahmoh mit seiner Hündin Leika unterwegs.
Schwerpunkt bilden Leas Erlebnisse. Ihr Handy funktioniert nicht. So ist sie gezwungen, sich in der Wildnis zu orientieren und sich den Weg zu bahnen. Schwierig ist es, jeden Tag für die nötige Nahrung zu sorgen. Glücklicherweise ist ihr bekannt, welche Früchte essbar sind. Auch zeigt sie Talent beim Fischen. Die Schönheit der Landschaft, aber auch ihre Gefahren werden detailliert beschrieben. Hier findet die Autorin passende Metapher. Als Lea einen verletzten Luchs befreit, hat sie plötzlich einen stillen Begleiter. Das soll sich noch als Segen erweisen. In schwierigen Situationen ruft Lea die Erinnerungen an ihre Mutter wach. Obiges Zitat weist darauf hin. Es zeigt außerdem den häufig bildhaften Schriftstil der Autorin.
Tahmoh hat einen Traum. Er sieht darin, dass jemand seine Hilfe braucht. Er hofft, denjenigen mit seinem Hund rechtzeitig zu finden.
Bei dem Handlungsstrang mit Leas Vater stehen neben den nötigen Beschreibungen des Weges vor allem die Emotionen im Mittelpunkt. Die Angst um Leas Leben und die Hoffnung, sie rechtzeitig zu finden, halten sich die Waage. Schöne aussagekräftige Gespräche gibt es zwischen Sarah und Leas Vater. Sie streifen die Vergangenheit und Leas Erinnerungen an die Mutter. Durch ihr Handeln beweist Sarah außerdem, wie wichtig ihr die Freundschaft zu Lea ist.
Sehr gut gefallen haben mir die unterschiedlichen sachlichen und fachlichen Informationen, die gekonnt in das Geschehen eingebettet wurden. Dabei geht es um die Tierwelt Kanadas, um Orientierungsmöglichkeiten in der Wildnis und mancherlei mehr. Damit ist das Buch nicht nur ein spannender Abenteuerroman, sondern er vermittelt gleichzeitig einiges Wissen.
Das Cover mit Lea und dem Lutz vor den Hintergrund in verschiedenen Grüntönen weckt Interesse und zieht die Blicke an.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeichnet sich durch einen hohen Spannungsbogen, sympathische Protagonisten und eine abwechslungsreiche Handlung aus.

Veröffentlicht am 23.03.2017

Kampf um die Macht

Moskau und seine Familien
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„...Jeder kochte seine eigene Suppe, wie man so schön sagt...“

Ein 17jähriges Mädchen wird geschlagen und ermordet. Damit beginnt die Geschichte.
Wenig später stellt sich heraus, dass es sich im Anna ...

„...Jeder kochte seine eigene Suppe, wie man so schön sagt...“

Ein 17jähriges Mädchen wird geschlagen und ermordet. Damit beginnt die Geschichte.
Wenig später stellt sich heraus, dass es sich im Anna Kaschinski handelt. Ihre Familie gehört zu den maßgeblichen Familien im Mafiaclan Moskaus. Der Fall landet bei dem korrupten Polizeichef Moschin.
Die Autorin gibt in ihrem fesselnden Thriller einen Einblick in das Machtgefüge der russischen Mafia in Moskau. Wenige Personen halten die Fäden in der Hand. Politiker werden geschmiert. Mitglieder der maßgeblichen Familien werden auf gut dotierte Posten in Politik und Justiz gehoben. Wer einmal in Ungnade gefallen ist, hat es schwer, wieder auf die Beine zu kommen. Das gilt insbesondere für die Familie Kuschkin. Doch hier ist es eine Anastasia, eine starke Frau, die nach Annas Tod ihre Chance sieht. Kann sie den Mörder finden? Wer aber hat Anna umgebracht? Wer will Krieg zwischen den Familien? Welche Intrige wird im Dunkeln gesponnen.
Der Spannungsbogen der Geschichte ist hoch. Dem Thema geschuldet ist, dass im Handlungsverlauf häufig Mord an der Tagesordnung ist. Dabei werden die maßgeblichen Personen gut charakterisiert. Es gibt allerdings keine Schwarz-Weiß-Malerei. Auch ein Mafiosi kennt Gefühle. Meine Lieblingsfigur allerdings spielt nur kurz und nur am Rande eine Rolle. Es ist eine alte Dame, die sieht, wie die tote Anna an der Straße abgelegt wird. Ihre schrullige Art und ihr Umgang mit der Katze zauberten mir ein Lächeln auf die Lippen. Den Ermittlungsbeamten der Polizei tritt sie selbstbewusst gegenüber.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Die Autorin versteht es, die komplexen Beziehungen im organisierten Verbrechen gekonnt aufzuzeigen. Auch in den betroffenen Familien ist nicht alles eitel Sonnenschein. Keiner der Verantwortlichen sieht es gern, wenn die eigenen Kindern Drogen nehmen. Und selbst Personenschützer und Untergebene kennen Grenzen für ihr Handeln und delegieren ungeliebte Aufträge weiter. Annas Tod und die nachfolgenden Ereignisse spülen Marik plötzlich an die Spitze seiner Familie. Gut wird dargestellt, wie die neue Aufgabe ihn fordert. Ein Freund an seiner Seite bremst sein ungestüme Art. Trauer und Wut, Ehrgeiz und Niedergeschlagenheit sind Emotionen, die die Handlung bestimmen. Zu den besonderen Gesprächen gehören die zwischen Anastaisia und Nikolai. Er mag die junge Frau, doch sie scheint ihn stets falsch zu verstehen. Selbst homosexuelle Beziehungen sind in der Szene möglich und werden stillschweigend geduldet. Verrat allerdings wird gnadenlos bestraft. Gut gefallen hat mir, dass Basko, Anastasias Vater sich mit Würde zurückziehen durfte. Er hat seinen Nachfolgern eine wichtige Mahnung mit auf den Weg gegeben. Obiges Zitat schildert den Zustand zu Beginn des Buches. Das Geschehen im Verlaufe der Handlung sorgt für eine neue Qualität.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Normalerweise mag ich es nicht zu blutig, aber hier war ich vom komplexen Geschehen gefesselt.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Berührende Geschichte

Das Brombeerzimmer
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„...Im warmen Licht der durch das Fenster scheinenden Abendsonne sieht der Marmeladenturm fast magisch aus. Er leuchtet in den unterschiedlichsten Farben. Warme Gelbtöne, intensive Rottöne, dunkles Violett...“

Es ...

„...Im warmen Licht der durch das Fenster scheinenden Abendsonne sieht der Marmeladenturm fast magisch aus. Er leuchtet in den unterschiedlichsten Farben. Warme Gelbtöne, intensive Rottöne, dunkles Violett...“

Es ist genau ein Jahr her, dass Julian mit dem Labrador Watson ihn den Park zum Joggen ging und tot zusammenbrach. Seit diesem Tag trauert Nora um ihren Mann. Nora stellt in ihrer Freizeit Marmelade her. Für jeden Tag des Jahres steht ein Glas in Julians Zimmer. Obiges Zitat beschreibt das Bild. Katharina, Noras beste Freundin, will sie am heutigen Tag nicht allein lassen und erscheint bei ihr. Am Abend kommt Hendrik, Julians kleiner Bruder, nachdem er vorher telefonisch angefragt hat. Als er sich Marmelade einpackt, fällt ein Kuvert vom Schreibtisch. Es ist von Hendriks Großtante Klara. Nora wusste nichts von dieser Verwandtschaft.
Die Autorin hat einen bewegenden Roman geschrieben. Die Geschichte lässt sich zügig lesen und hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Das geschieht weniger durch Worte, mehr durch ihre Taten. Aus jeder Zeile ist nicht nur Noras Trauer spürbar. Es wird deutlich, dass sie eine sehr glückliche Ehe geführt haben. Beide Partner waren berufstätig. Nora hat sich bei Julian geborgen gefühlt. Er war der stärkere Part in ihrem Zusammenleben. Die Autorin versteht es, mir als Leser zu vermitteln, dass Trauerbewältigung ein sehr persönlicher Prozess ist.
Doch dieser erste Jahrestag soll zu einem Wendepunkt in Noras Leben werden. Das Kuvert lässt ihr keine Ruhe. Sie hatte gedacht, dass es in ihrer Ehe kein Geheimnis gab. Dann stellt die fest, dass Julian von Klara ein besonderes Geburtsgeschenk für sie bestellt hat. Auch Klara stellt Marmelade her. Sie hat Nora ihr Brombeerrezept und eine Probe geschickt. Seit Julians Tod wartet das Geschenk in seine Kartons aus der Schule darauf, entdeckt zu werden. Erst jetzt öffnet Nora Julians Hinterlassenschaft und findet ihr Geschenk. Nora nimmt Kontakt mit Klara auf. Während Nora in Oberhausen lebt, ist die Großtante im Dorf der Kindheit im Norden von Mecklenburg-Vorpommern geblieben.
Der Schriftstil des Buches ist angenehm lesbar. Die Autorin legt viel Wert auf die Emotionen ihrer Protagonisten. Die lebenslustige Katharina tut Nora gut. Sie überredet sie, sie zum Sport zu begleiten. Auch Klara und Nora verstehen sich schnell. Trotzdem spürt Nora, das Klara ein Geheimnis mit sich trägt, über das sie nicht reden möchte. Über Klaras Leben als Erzieherin in der DDR fallen nur wenige Worte. Die aber zeigen, das sie durch ihr Tun manch positive Spur hinterlassen hat. Die Autorin lässt mich daran teilnehmen, wie Nora sich in der neuen Umgebung öffnet, wieder Lebensfreude findet, über neue Wege nachdenkt und mit der fast gleichaltrigen Mandy ein weitere Freundin findet. Das heißt nicht, dass die Zeit der Trauer vorbei ist. Aber sie überschattet nicht mehr gänzlich Noras Leben. Sie ist einer stillen Erinnerung gewichen.
Als besonderes Stilmittel sind ab und an kursive Sätze eingefügt, die Julian einst sagte und an die sich Nora in bestimmten Situationen erinnert.
Liebevoll wird die Landschaft am Bodden beschrieben. Hier findet die Autorin passende Metapher.
Mandys Tortenkreationen ließen mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Das Buch erhält sieben Rezepte, die zum Teil auf Nora, zum anderen auf Klara zurückgehen.
Das Cover mit den Brombeerranken und den leckeren Törtchen ist ein Hingucker.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Das Geschehen wirkt sehr authentisch. Dazu trägt auch bei, dass in der eigentlichen Handlung um Nora und Klara die eine oder andere weitere Lebensgeschichte verborgen ist.