Profilbild von Bibliomarie

Bibliomarie

Lesejury Star
offline

Bibliomarie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Bibliomarie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.05.2021

Tödliche Adria

Adria mortale - Bittersüßer Tod
1

Ende der Fünziger Jahre war ein Italien-Urlaub ein Traum für Deutsche. So machen sie auch die jungen Frauen Elke und Sonja mit ihrem Motorroller auf den Weg. Als sie sich verfahren und dann auch noch das ...

Ende der Fünziger Jahre war ein Italien-Urlaub ein Traum für Deutsche. So machen sie auch die jungen Frauen Elke und Sonja mit ihrem Motorroller auf den Weg. Als sie sich verfahren und dann auch noch das Benzin knapp wird, stranden sie in Pesaro del Monte. Aber der charmante Signor Rossi überzeugt sie vom kleinen unbekannten Ort und in der hübschen Pension der Signora Pellegrini finden sie eine günstige Unterkunft.

Doch dann wird Signor Rossi tot an einem Feldweg gefunden und gleich mehrere Dorfbewohner geraten unter Verdacht. Als dann noch in Federica Pellegrinis Schuppen ein Glas mit Rattengift gefunden wird, beschließt sie, selbst ein wenig zu schnüffeln und sich nicht allein auf Commissario Garibaldi zu verlassen.

An diesem Krimi hat mir vor allem der ganze Hintergrund gefallen. Die Frühzeit des Tourismus in Italien, Urlauber aus Deutschland, die misstrauisch Spaghetti beäugen und ihnen dann mit Messer und Gabel zu Leibe rücken. Rückständige Dorfbewohner die jede Neuerung ablehnen und den aufkeimenden Tourismus mit Sorge sehen und die anderen, die da das große Geschäft wittern. Rossi war ein Landschaftsschützer und offensiv gegen Ausbaupläne, vielleicht auch ein Motiv für seinen Tod oder war doch eher sein Ruf als Verführer?

Die Autorin – der italienische Name ist das Pseudonym einer deutschen Schriftstellerin – hat dieses Dorf und seine Bewohner fabelhaft ausgestaltet. Man findet jeden Typ: den gerissenen Geschäftsmann, den schmachtenden Jüngling, das schüchterne junge Mädchen, ein frustriertes spätes Mädchen und eine ganze Reihe klatschsüchtiger Matronen, vor denen nichts verborgen bleiben kann. Federica Pellegrini ist die Außenseiterin, sie ist Witwe, stammt aus dem Süden und trägt Hosen! Kein Wunder, dass alle sie gern als Täterin sähen.

Der Krimi selbst entwickelt sich eher langsam. Ein typischer Cosy Crime, der eher unterhalten, als durch atemlose Spannung auffallen möchte. Das sorgte bei mir für einen kleinen Durchhänger in der Mitte des Buches, allerdings wird das durch die tolle Stimmung aufgefangen. Die Auflösung ist durchaus überraschend und sehr menschlich.

Elke und Sonja werden um einige Erfahrungen reicher aus dem Urlaub zurückfahren. So wie sie mit dem Beginn des Buches auftauchen, entschwinden sie am Ende auch wieder. Den gelungen gewählter Untertitel sollte man nicht überlesen.

Ein schöner Sommerkrimi, unterhaltsam und stimmungsvoll.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 14.04.2021

Historischer Thriller

Die Toten vom Gare d’Austerlitz
0

Es ist der 14. Juni 1940. Die Nazis marschieren in Paris ein und Inspecteur Éduard Giral wird zu einem Verbrechen gerufen. Vier Männer werden am Gare d’Austerlitz tot aufgefunden, gestorben durch Giftgas, ...

Es ist der 14. Juni 1940. Die Nazis marschieren in Paris ein und Inspecteur Éduard Giral wird zu einem Verbrechen gerufen. Vier Männer werden am Gare d’Austerlitz tot aufgefunden, gestorben durch Giftgas, wie es im 1. Weltkrieg verwendet wurde. Kurz darauf steht er vor einer weiteren Leiche. Ein Mann ist mit seinem Kind aus dem Fenster gesprungen. Als einziger stellt Giral einen Zusammenhang her, die Männer stammen wohl alle aus einer kleinen Stadt in Polen.

Seine Ermittlungen sind schwierig, die Besatzer machen den Polizisten das Leben schwer. Ausgangssperre und Entwaffnung und ständige Überwachung bestimmen die Zeit. Giral bekommt einen deutschen Aufpasser der Geheimen Feldpolizei zur Seite gestellt.

Giral ist eine gebrochene, schwierige Persönlichkeit. Traumatisiert von seinen Erfahrungen aus dem 1. Weltkrieg hat er den Kontakt zu seiner Familie verloren. Als dann plötzlich sein Sohn Jean Luc auftaucht, der sich unbedingt der den französischen Truppen im Süden anschließen will, und seinen Vater wegen der – erzwungenen – Zusammenarbeit mit den Deutschen verachtet, wird es noch schwieriger für Giral.

Für mich war an diesem Buch der historische Hintergrund ausschlaggebend. Ein Blick auf die Tage der deutschen Besatzer in Paris, das war so lebendig, wie von einem Zeitzeugen erzählt. Die Auswirkungen auf den Alltag der Pariser, die innere Widerstand der Bevölkerung, das bildet den Hintergrund.

Daneben wird in Rückblicken Girals Leben 1925 thematisiert und erklärt sein Trauma und seine Zerrissenheit. Das hat mich nicht ganz so gefangengenommen und trotz dieser Rückblenden, blieb mir Giral fremd und seine Persönlichkeit nicht so vielschichtig, wie ich erwartet hätte.

Raffiniert ist der Plot aufgebaut, Giral muss wie ein Schachspieler seine Züge weit voraus planen. Er ist mit seiner unnachgiebigen Ermittlungsarbeit ins Visier der SS und der Abwehr geraten. Gleichzeitig muss er unbedingt seinen Sohn aus allem heraushalten. Da musste ich schon sehr konzentriert bei der Geschichte bleiben um nicht den roten Faden zu verlieren.

Der historische Hintergrund hat mich dabei mehr fasziniert als der Kriminalfall und seine Auflösung, obwohl der Autor auch das sehr spannend angelegt hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.04.2021

Fahrgemeinschaft

Reise mit zwei Unbekannten
1

Alex und Max verabreden sich auf einem Mitfahrerportal im Internet. Schon die erste Begegnung ist von Missverständnissen geprägt. Alex ist mehr als überrascht, dass sich Max als die hochbetage Maxine herausstellt ...

Alex und Max verabreden sich auf einem Mitfahrerportal im Internet. Schon die erste Begegnung ist von Missverständnissen geprägt. Alex ist mehr als überrascht, dass sich Max als die hochbetage Maxine herausstellt und Maxine hat bei Alex eher eine Frau erwartet und nicht diesen seltsamen jungen Mann. Nun starten zwei ganz unterschiedliche Charaktere einen gemeinsamen Roadtrip, der Brüssel zum Ziel hat.

Alex ist schüchtern, unsicher, mittelschwer depressiv, wie sein Arzt konstatiert hat, Maxine vergisst sehr viel und hat bei sich Alzheimer diagnostiziert. Damit kennt sie sich aus, sie hat schließlich jahrelang ihren Mann mit dieser Krankheit begleitet. Aber ihr Aufbruch bleibt nicht unbeobachtet und aus Gründen, die niemand so recht nachvollziehen kann, wird schnell eine Entführung aus der Abfahrt gemacht und Alex und Max reisen von Presse und Polizei verfolgt durch den Norden Frankreichs.

Zwei ganz verschiedene Menschen, die sich allmählich öffnen und Vertrauen zueinander gewinnen, das ganze garniert mit den absurdesten Begebenheiten, die man sich vorstellen kann. Das ist der temporeiche Plot dieses unterhaltsamen Romans mit durchaus ernsten Untertönen.

Die Autorin schreibt wirklich flott und ideenreich, viele Einfälle reizen zum Schmunzeln, zumindest bei den ersten Malen, aber leider wird manches zu oft wiederholt. So Maxines Schwächen mit Sprichwörtern, die sie gerne und oft, aber im falsch anwendet.

Beide Charaktere sind sehr gegensätzlich angelegt und ergänzen sich dadurch besonders. Daraus zieht die Autorin auch viel Situationskomik und gleichzeitig empfand ich das auch als Schwäche des Buches. Viele dieser Szenen waren einfach nur absurd und wiederholten sich in kleinen Abwandlungen, rutschten auch öfters ins Klamaukhafte ab. Das Buch hätte eigentlich alle Zutaten gehabt, die mir gefallen, aber der Funke wollte nicht überspringen. Weniger ist eben manchmal mehr.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.04.2021

Liebesirrungen und Wirrungen

Möwensommer
0

Eine Nordseeinsel in frischer Sommerbrise, ein zauberhafter, kleiner Blumenladen und eine ganze Menge amouröser Irrungen und Wirrungen – herauskommt ein luftig-leichter Sommerroman.

Lina arbeitet als ...

Eine Nordseeinsel in frischer Sommerbrise, ein zauberhafter, kleiner Blumenladen und eine ganze Menge amouröser Irrungen und Wirrungen – herauskommt ein luftig-leichter Sommerroman.

Lina arbeitet als Floristin in der „Blühenden Fantasie“ und könnte sich ein Leben woanders, als auf ihrem geliebten Norderney gar nicht vorstellen. Trotzdem fehlt noch ein Eckchen zum Glück: der richtige Mann. Man könnte meinen, Mathis wäre der geeignete Kandidat, aber nach einem Vorfall an Linas 18. Geburtstag, hat sich ihre Hoffnung zerschlagen. Allerdings ist Mathis ein echter Freund geblieben.

Als der charmante Bent als neuer Standesbeamter auf die Insel kommt, bekommt Lina Herzklopfen. Offensichtlich will Bent mehr als nur einen Flirt.
Ach, eigentlich weiß man von der ersten Seite an, wie der Roman weitergehen und enden wird. Aber bei Schokolade weiß ich auch beim ersten Bissen, wie sie schmeckt und trotzdem ist jedes neue Stück eine neue Versuchung.

Der Roman ist ein süßer und leichter Happen, genau richtig für ein paar Lesestunden auf dem Balkon oder der Terrasse, denn auf den Strandkorb muss man zur Zeit ja leider verzichten. Die Autorin lässt ihre Leserinnen ein wenig träumen und neben den Liebesverwicklungen, die frisch und witzig erzählt sind, finden sich immer wieder auch warmherzige Szenen und machen aus Norderney einen kleinen Sehnsuchtsort.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.04.2021

Highway Morde

Frostmond
0

Immer wieder werden entlang des Transcanada Highways ermordete junge Frauen gefunden, überwiegend Indigene, keines dieser Verbrechen wurde aufgeklärt. Es scheint keine große Priorität bei den Ermittlungsbehörden ...

Immer wieder werden entlang des Transcanada Highways ermordete junge Frauen gefunden, überwiegend Indigene, keines dieser Verbrechen wurde aufgeklärt. Es scheint keine große Priorität bei den Ermittlungsbehörden zu haben. Als ein junges Mädchen tot gefunden wird, schaltet sich die Presse ein und auf diesen Druck hin, werden provinzübergreifende Ermittlungen angestellt. Ted Garner, ein kühler, analytischer Beamter aus dem englischsprachigen Teil Kanadas und Jean Baptiste Leroux, emotional und moralisch ungefestigt, werden zum Team wider Willen.

Sie können die Identität des jungen Mädchens klären, stoßen aber im Reservat auf Misstrauen und Ablehnung. Wer kann es den Stammesangehörigen verdenken, haben sie doch immer unter Vorurteilen und Rassismus zu leiden.

Leon, der Cousin der toten Jeanette, macht sich auf eigene Faust nach Montreal auf, um die Mörder seiner Verwandten zu finden.

Ein spannender und vielschichtiger Kriminalroman. Ich habe mit großem Interesse die kulturellen und gesellschaftlichen Hintergründe verfolgt, die die Autorin kenntnisreich in den Fall einbettet. Man merkt, dass sie vieles aus eigener Anschauung kennt. Vor allem die Trostlosigkeit, die Armut und der verbreitete Alkoholismus in den Reservaten, eine Folge der fortdauernden Unterdrückung und Entwurzelung der Stämme der First Nations, schildert die Autorin realistisch und engagiert.

Das Ermittlergespann konnte mich allerdings nicht überzeugen, besonders LeRoux, der sich in der Szene der Stripclubs und Bordelle eher vergnügt, als ermittelt, blieb mir zu plakativ. Die Sprache ist bildreich und der Ton der beiden Ermittler mitunter derb, das fand ich durchaus stimmig. Besonders im letzten Drittel, wenn Leon seinen Rachefeldzug führt, wird Action und Tempo noch einmal gesteigert.

Über das Leben der indigenen Völker im heutigen Kanada, ihrer fortwährenden Diskriminierung und Ausgrenzung, habe in diesem informativen Krimi sehr viel erfahren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere