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Veröffentlicht am 18.05.2021

Vermächtnis eines Büßers

Wer Buße tut
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Ein katholischer Büßer bricht während einer Osterprozession in Palma de Mallorca tot zusammen. Lediglich Inspektorin Xisca, die zufälligerweise Augenzeugin dieses Vorfalls ist, vermutet, dass es sich hiebei ...

Ein katholischer Büßer bricht während einer Osterprozession in Palma de Mallorca tot zusammen. Lediglich Inspektorin Xisca, die zufälligerweise Augenzeugin dieses Vorfalls ist, vermutet, dass es sich hiebei um keinen natürlichen Todesfall handelt.
„Wer Buße tut“ von Liliana Moreno empfand ich viele Kapitel lang eher als einen Roman, in dem die kürzlich nach Mallorca zurückgekehrte Inspektorin Xisca im Mittelpunkt steht. Es ist nicht einfach für sie, sich im neuen Kollegenkreis durchzusetzen, sie muss sich erst wieder an so manche mallorquinische Eigenheiten gewöhnen, sie macht sich Sorgen um ihr an MS erkrankte Mutter und kommt auch mit ihren schriftstellerischen Ambitionen nicht richtig vom Fleck.
Anfangs gehen die Ermittlungen nur schleppend voran, es dauert ziemlich lange, bis man so weit ist, dass man das Buch nicht mehr zur Seite legen möchte. Erst als nach und nach Verdächtige ins Bild kommen, sich auch eine außergewöhnliche Tötungsart herauskristallisiert, man zum Miträtseln angeregt wird, hebt sich der Spannungsbogen bis zum spektakulären Ende, wo es nicht nur eine unerwartete Auflösung gibt, sondern auch einen Täter, den man nicht im Fokus hatte.
Letztlich stand für mich trotz des interessant aufgebauten Kriminalfalls die Protagonistin Xisca im Zentrum des Geschehens. Einerseits ist sie die treibende Kraft bei den Ermittlungen, die trotz diverser Rückschläge und mangelnder Unterstützung ihrer Vorgesetzten nicht aufgibt, andererseits durchlebt sie auch eine persönliche Krise, aus der sie gestärkt hervorgeht. Diese charakterliche Entwicklung hat für mich den Roman auf eine über einen reinen Krimi gehende Ebene gehoben.
Was ich besonders genossen habe, war der Schreibstil, die facettenreiche Sprache, Wortkreationen, wie „ein Tausend-Watt-Lächeln“, „als das Tote Meer noch lebte“, „flachzuliegen wie ein gestrandetes Surfbrett“, „Ein Kriechen in Orte, wo die Sonne niemals scheint“ oder "Es war der Faden der Ariadne, an dem sie sich entlang hangeln würde, um aus dem gruseligen Irrgarten der Gefühle zu entkommen".
Dass der Krimi auf Mallorca spielt, wurde nicht nur durch Beschreibungen von Sehenswürdigkeiten, kulinarischen Spezialitäten und dem emsigen Treiben in den Straßen und Gassen von Palma vermittelt, sondern auch durch zahlreiche spanische Ausdrücke, wobei hier für nicht Spanisch sprechende Leser ein Glossar sehr hilfreich wäre. Einen Stadtplan von Palma hätte ich mir auch gewünscht. Generell lernt man viel über Mallorca, nicht nur über die Bruderschaften und deren Osterbräuche. Natürlich kommt auch Urlaubsfeeling auf, Sehnsucht nach Strand und Meer.
Jedenfalls stellt „Wer Buße tut“ einen vielversprechenden Auftakt zu einer neuen Serie dar. Ich freue mich schon auf weitere interessante Fälle, die die sympathische Xisca zu lösen hat.

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Veröffentlicht am 10.05.2021

Umweltschützer leben gefährlich

Doppelbock
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„Doppelbock“, der zweite Fall einer Reihe rund um die pensionierte Hauptkommissarin Frederike Stier, war nicht nur mein erster Krimi von Thomas Salzmann, sondern überhaupt der erste Krimi, der im Ruhrgebiet ...

„Doppelbock“, der zweite Fall einer Reihe rund um die pensionierte Hauptkommissarin Frederike Stier, war nicht nur mein erster Krimi von Thomas Salzmann, sondern überhaupt der erste Krimi, der im Ruhrgebiet spielt, in einer Region Deutschlands, die ich (als Wienerin) persönlich noch nie besucht habe. Wie authentisch die im Buch geschilderte Atmosphäre ist, kann ich nicht beurteilen, etwas Lokalkolorit wurde mir schon vermittelt. Ganz besonders eindrucksvoll empfand ich die Schilderungen der Umweltprobleme, mit denen dieser Landstrich im besonderen zu kämpfen hat, mit all den Altlasten, die aus dem seinerzeitigen Kohleabbau zurückgeblieben sind.
Und um Umweltschutz geht es in gewissem Sinne auch in dem Kriminalfall. Denn ein sehr aktiv gegen Umweltsünden eintretender Freund von Ex-Hauptkommissarin Frederike Stier wird ermordet. Für sie ist es selbstverständlich, dass sie privat zu ermitteln beginnt.
Was den Handlungsverlauf anbelangt, so ist es keineswegs erforderlich, den ersten Band gelesen zu haben. Doch Frederikes Charakter und die fast feindselige Haltung ihrer Ex-Kollegen, ebenso warum sie nach einer Reha nun in Pension ist, lässt sich viel besser nachvollziehen, wenn man von Beginn an in die Serie eingestiegen ist.
Frederike ist eine zielstrebige Frau mit Durchhaltevermögen, die sich durch nichts, nicht einmal Drohungen in Form von toten Ratten an der Haustür, abschrecken und von ihren Vorhaben abbringen lässt. Sie war es von Berufs wegen gewohnt, Entscheidungen zu treffen, eigene Wege zu gehen. Diese Eigenschaften erschweren ihr allerdings die Beziehung zu Hartmut, den sie bei der Reha kennengelernt hat und der sie in seiner Besorgnis um ihre Gesundheit zu sehr einschränken möchte. Auch wenn mich Frederike in ihrer Handlungsweise, ihrer Unerschütterlichkeit, ihrer Gewitztheit und ihrem Mut beeindruckt hat, mein Herz konnte sie noch nicht gewinnen. Aber vielleicht schafft sie es im nächsten Band.
Der Schreibstil ist kurz und prägnant, liest sich flüssig. Auch infolge der kurz gehaltenen Kapitel geht es flott dahin.
Der Spannungsbogen war ausgezeichnet aufgebaut, trotz eingestreuter Hinweise wurde man letztlich von der Lösung überrascht; der Showdown war unheimlich fesselnd.

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Veröffentlicht am 14.04.2021

Exzellenter Krimi, Liebesgeschichte ohne Feuer

Blick in den Tod
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Auf „Blick in den Tod“ von Jacky Herrmann wurde ich durch LovelyBooks aufmerksam. Was ist ein Liebeskrimi, fragte ich mich.
Im Prinzip hat die Autorin zwei Handlungen miteinander verwoben. Einerseits tritt ...

Auf „Blick in den Tod“ von Jacky Herrmann wurde ich durch LovelyBooks aufmerksam. Was ist ein Liebeskrimi, fragte ich mich.
Im Prinzip hat die Autorin zwei Handlungen miteinander verwoben. Einerseits tritt Valentina ihren neuen Job in einem Pharmaunternehmen an, wo sie und ihr Kollege Tommy sich ineinander verlieben. Andererseits geschieht in dem Wohnhaus gegenüber jenem Bürohaus, wo Valentina arbeitet, ein Mordfall.
Anfangs plätschert die Handlung mit Schilderungen von Valentinas Büroalltag sowie den ersten zaghaften Annäherungsversuchen der Verliebten eher so dahin.
Erst nach Auffinden der Leiche steigt die Spannung zusehends, die Ermittlungen bringen unerwartete Beziehungen und Verbindungen der Toten zu Mitarbeitern des Pharmaunternehmens zutage, eine Vielzahl von Verdächtigen, von Spuren und schließlich eine überraschende Entlarvung des Mörders.
Der Schreibstil liest sich flüssig und flott, man kommt auch sofort in die Story hinein, muss sich allerdings mit den Namen unzähliger Mitarbeiter des Unternehmens zurechtfinden. Die Charaktere, insbesondere jene des Ermittlerteams sind gut gezeichnet. Für mich stehen die Kommissare im Mittelpunkt, das Liebespaar empfand ich eher als roten Faden und als Nebendarsteller. Die Liebesgeschichte tritt gegenüber der ausgezeichnet konstruierten Krimihandlung in den Hintergrund, könnte romantischer, etwas erotischer sein, der Funke der angeblichen Leidenschaft sprang leider nicht auf mich über.
Von der Krimihandlung war ich begeistert. Vielleicht bleibt dies ja nicht der erste und letzte Fall, in dem die Autorin Kommissar Smeets und sein Team ermitteln lässt!? Würde mich freuen.
Da mich die Liebesgeschichte nicht wirklich überzeugt hat, vergebe ich nur 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 22.03.2021

Augen auf bei der Partnerwahl – Spannungsaufbau von kaum zu packend

Hüte deine Zunge
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Mörderischer Sammeltrieb gegen ehrliche Ordnungsliebe
Im Mittelpunkt des Romans steht Emily, eine junge, sympathische, etwas leichtgläubige, sehr ordnungsliebende Frau, die gemeinsam mit ihrer Freundin ...

Mörderischer Sammeltrieb gegen ehrliche Ordnungsliebe
Im Mittelpunkt des Romans steht Emily, eine junge, sympathische, etwas leichtgläubige, sehr ordnungsliebende Frau, die gemeinsam mit ihrer Freundin Becca ein Service bietet, mit dem sie in professioneller Art und Weise Menschen dabei behilflich sind, Schränke, Garagen, Keller oder dergleichen auszumisten, zu entrümpeln. Seltsamerweise lebt sie mit einem Mann zusammen, der beinahe messiehaft Gerümpel sammelt.
Anfangs scheint die Handlung eher nur so dahin zu plätschern. Oberflächlich gesehen passiert so gar nichts Böses, es wird Emilys ganz normaler frustrierender Ehe-Alltag mit kleineren Reibereien geschildert sowie ihre Gespräche mit potentiellen Kundinnen. Unterschwellig lauert jedoch das Unheil zwischen den Zeilen. Man kann es nicht richtig orten, man spürt es nur. Die Geschichte nimmt zwar nur langsam Fahrt auf, dennoch steckt Emily bald in einigen Unannehmlichkeiten: ein ärgerlicher Zwischenfall, sie lukriert zweifelhafte Aufträge, Kundinnen benehmen sich seltsam und in einem zu räumenden Lager befinden sich Gegenstände mit fragwürdiger Herkunft. Als Emily in diesem Lager einen Toten findet, gerät sie immer mehr unter Verdacht und die Lage spitzt sich immer mehr zu.
Der Erzählstil ist flüssig, das Handlungstempo steigert sich zunächst nur mäßig, nach den ersten hundert Seiten jedoch rasant bis zum furiosen Ende. Die Charaktere sind zwar nicht sehr tiefgründig, aber anschaulich geschildert.
Ich fand es fesselnd zu beobachten, wie Emily in ihrer Naivität immer mehr von den gegen sie gesponnenen Intrigen erfasst wird und wie sie Schritt für Schritt die Machenschaften und die Täter erkennt und sich letztlich der Fall löst. Allerdings als Thriller, wie im Klappentext angemerkt, würde ich das Buch nicht bezeichnen.

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Veröffentlicht am 05.03.2021

Des Rätsels Lösung: Löwenfisch - interessanter Fall mit Wiener Flair

Löwenfisch
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Des Rätsels Lösung: Löwenfisch - interessanter Fall mit Wiener Flair
„Löwenfisch“ von Rudolf Trink ist bereits Band 3 mit dem pensionierten Ermittler Rumpler im Mittelpunkt.
Ohne Vorkenntnis der Vorgängerbände ...

Des Rätsels Lösung: Löwenfisch - interessanter Fall mit Wiener Flair
„Löwenfisch“ von Rudolf Trink ist bereits Band 3 mit dem pensionierten Ermittler Rumpler im Mittelpunkt.
Ohne Vorkenntnis der Vorgängerbände kommt man in diesem Kriminalfall problemlos hinein. Auch das private und berufliche Umfeld von Johann Rumpler ist überschaubar.
Der gegenständliche Mordfall, wo schließlich Zusammenhänge mit einer Drogenbande zutage kommen, spielt vorwiegend in Wien und im Waldviertel.
Der Kriminalfall ist ziemlich komplex, basiert vorwiegend auf Ermittlungsarbeit, Beobachtungen und Nachforschungen, wodurch es für mich zeitweise etwas an Spannung fehlte, aber die stieg dann wieder, als nicht nur Rumpler in manch riskante und gefährliche Situation geriet. Vor allem die Assoziationen zu „Löwenfisch“ führen letztendlich zu einer überraschenden Wendung und zur Entlarvung des Drahtziehers und Mörders.
Der Schreibstil liest sich flüssig, anschauliche Schilderungen der Örtlichkeiten beflügeln die eigene Vorstellungskraft und machen auch Lust, sogar die eigene Heimatstadt intensiver zu ergründen. Die Charaktere sind gut gezeichnet, so manche skurrile Type bevölkert diesen Roman. Mir gefiel nicht nur Johann Rumpler selber, sondern auch sein sympathisches privates Umfeld inklusive seiner verwöhnten Katze Rosamunde.
Ich hatte vergnügliche und spannende Lesestunden und habe nun Lust auf mehr von Johann Rumpler.

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