Vermächtnis eines Büßers
Wer Buße tutEin katholischer Büßer bricht während einer Osterprozession in Palma de Mallorca tot zusammen. Lediglich Inspektorin Xisca, die zufälligerweise Augenzeugin dieses Vorfalls ist, vermutet, dass es sich hiebei ...
Ein katholischer Büßer bricht während einer Osterprozession in Palma de Mallorca tot zusammen. Lediglich Inspektorin Xisca, die zufälligerweise Augenzeugin dieses Vorfalls ist, vermutet, dass es sich hiebei um keinen natürlichen Todesfall handelt.
„Wer Buße tut“ von Liliana Moreno empfand ich viele Kapitel lang eher als einen Roman, in dem die kürzlich nach Mallorca zurückgekehrte Inspektorin Xisca im Mittelpunkt steht. Es ist nicht einfach für sie, sich im neuen Kollegenkreis durchzusetzen, sie muss sich erst wieder an so manche mallorquinische Eigenheiten gewöhnen, sie macht sich Sorgen um ihr an MS erkrankte Mutter und kommt auch mit ihren schriftstellerischen Ambitionen nicht richtig vom Fleck.
Anfangs gehen die Ermittlungen nur schleppend voran, es dauert ziemlich lange, bis man so weit ist, dass man das Buch nicht mehr zur Seite legen möchte. Erst als nach und nach Verdächtige ins Bild kommen, sich auch eine außergewöhnliche Tötungsart herauskristallisiert, man zum Miträtseln angeregt wird, hebt sich der Spannungsbogen bis zum spektakulären Ende, wo es nicht nur eine unerwartete Auflösung gibt, sondern auch einen Täter, den man nicht im Fokus hatte.
Letztlich stand für mich trotz des interessant aufgebauten Kriminalfalls die Protagonistin Xisca im Zentrum des Geschehens. Einerseits ist sie die treibende Kraft bei den Ermittlungen, die trotz diverser Rückschläge und mangelnder Unterstützung ihrer Vorgesetzten nicht aufgibt, andererseits durchlebt sie auch eine persönliche Krise, aus der sie gestärkt hervorgeht. Diese charakterliche Entwicklung hat für mich den Roman auf eine über einen reinen Krimi gehende Ebene gehoben.
Was ich besonders genossen habe, war der Schreibstil, die facettenreiche Sprache, Wortkreationen, wie „ein Tausend-Watt-Lächeln“, „als das Tote Meer noch lebte“, „flachzuliegen wie ein gestrandetes Surfbrett“, „Ein Kriechen in Orte, wo die Sonne niemals scheint“ oder "Es war der Faden der Ariadne, an dem sie sich entlang hangeln würde, um aus dem gruseligen Irrgarten der Gefühle zu entkommen".
Dass der Krimi auf Mallorca spielt, wurde nicht nur durch Beschreibungen von Sehenswürdigkeiten, kulinarischen Spezialitäten und dem emsigen Treiben in den Straßen und Gassen von Palma vermittelt, sondern auch durch zahlreiche spanische Ausdrücke, wobei hier für nicht Spanisch sprechende Leser ein Glossar sehr hilfreich wäre. Einen Stadtplan von Palma hätte ich mir auch gewünscht. Generell lernt man viel über Mallorca, nicht nur über die Bruderschaften und deren Osterbräuche. Natürlich kommt auch Urlaubsfeeling auf, Sehnsucht nach Strand und Meer.
Jedenfalls stellt „Wer Buße tut“ einen vielversprechenden Auftakt zu einer neuen Serie dar. Ich freue mich schon auf weitere interessante Fälle, die die sympathische Xisca zu lösen hat.