Profilbild von Igela

Igela

Lesejury Star
offline

Igela ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Igela über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.04.2021

Wird in mir nachklingen...

Eines Tages für immer
0

Luke ist 27 Jahre alt und Vater von Samuel, der ein paar Monate zuvor zur Welt gekommen ist. Durch die Geburt seines kleinen Sohnes rückt für Luke die Frage nach seiner leiblichen Mutter in den Vordergrund. ...

Luke ist 27 Jahre alt und Vater von Samuel, der ein paar Monate zuvor zur Welt gekommen ist. Durch die Geburt seines kleinen Sohnes rückt für Luke die Frage nach seiner leiblichen Mutter in den Vordergrund. Seine Freundin Hannah ermuntert ihn, nach der Frau, die ihn als Baby weggegeben hat, zu suchen. Luke findet seine biologische Mutter Alice, die als Malerin arbeitet und nimmt mit ihr Kontakt auf. Alice wurde als knapp 20-jährige schwanger von ihrem Freund Jacob und sah sich nach einer Wendung in ihrem Leben gezwungen, ihr Baby zur Adoption freizugeben. Luke und Alice nähern sich einander an und beide müssen tiefe Wunden aus der Vergangenheit aufarbeiten, um die Chance zu haben, eine Beziehung aufbauen zu können.





Das Thema Adoption ist in dieser Geschichte allgegenwärtig. Auf zwei Erzählebenen wird die Geschichte des adoptieren Luke und seiner biologischen Mutter erzählt. Einmal in der Gegenwart im Jahr 2000, als Luke die Suche nach seiner Mutter aufnimmt, sie schlussendlich kennenlernt und merkt, dass er nicht einfach dort anknüpfen kann, wo seine Mutter vor 26 Jahren ihr Band trennen musste. Und dann 1972 als Alice sich als junge Kunststudentin verliebt, schwanger wird und die Entscheidung treffen muss, ob sie ihr Kind aufziehen kann oder nicht.


Die beiden Stränge sind klar strukturiert und so erfährt man in der Gegenwart vor allem Lukes Gefühle und sein Leben als Familienvater. Alice spielt darin zwar eine Rolle, bleibt jedoch eher im Hintergrund. Sehr gefesselt hat mich die Tatsache, wie trotz eines angenehmen Lebens bei Adoptiveltern, Luke stets ein wichtiger Teil gefehlt und wie ihn das in seinem ganzen bisherigen Leben geprägt hat. Hier wurden sehr viele psychologische Erkenntnisse zu Adoptionen und die Folgen eingearbeitet und man spürt die hervorragenden Recherchen. Bei Kapitelbeginn in der Gegenwart bekommt man zudem Zitate aus „Wer bin ich? Das verborgene Trauma adoptierter Kinder von Joel Harris „ zu lesen. Diese Zitate haben mich berührt und nachdenklich gemacht.


In den Kapiteln, die in der Vergangenheit handeln, steht dann Alice im Vordergrund. Hier bekommt man eine Liebesgeschichte, die in der Künstlerszene seinen Ursprung hat. Mir waren die etlichen Passagen über Malerei zu detailliert beschrieben. Wenn die Autorin sich hier zurückgehalten hätte, wäre das Buch perfekt gewesen. Ich muss dazu sagen, dass ich in diesem Thema weder bewandert bin, noch, dass es mich sonderlich interessiert. Nach und nach kristallisiert sich heraus, was mit Lukes Vater war. Die Autorin hat hier ein Tempo, hin zur Auflösung gewählt, das mich das Buch kaum mehr hat aus der Hand legen lassen. Die Auflösung dann hat mich erschüttert und überrascht.


Die Verbindung der beiden Zeitebenen ist das Zusammentreffen zwischen Alice und Luke. Oft werden in der Gegenwart Dinge erwähnt, die man dann in einigen Kapiteln später in der Vergangenheit „erlebt“. Im Wissen mit den Details aus der Vergangenheit machen Handlungen einzelner Figuren in der Gegenwart Sinn. Die Geschichte entwickelt eine Tragik, die mich erschüttert hat.


Das Buch bietet vielen Themen eine Heimat. Verarbeitung und Verlust des eigenen Kindes, Adoption und seine Folgen, aber auch Akzeptanz zu gleichgeschlechtlicher Liebe und sogar eine Prise Psychothriller in der Gegenwart. Sehr gelungen fand ich auch, wie das Thema Depression eingeflochten wurde.

Ich hatte zu Beginn einige Schwierigkeiten mit den Figuren. Im Lauf der Handlung konnte ich sie jedoch gut verstehen. Ihre Reaktionen, Handlungen und auch Gefühle machen im Rückblick betrachtet sehr viel Sinn. „Eines Tages für immer“ ist ein Buch, das in mir nachklingen wird!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.03.2021

Schmunzeln im 10 Minutentakt!

Darf ich dich jetzt behalten?
0

Lil Bailey ist am Boden zerstört, als ihr Freund sie nach 8-jähriger Beziehung verlässt. Sie ist 31 Jahre alt und wieder Single! Lil lässt sich von ihrer besten Freundin Jess überreden, wieder mal ein ...

Lil Bailey ist am Boden zerstört, als ihr Freund sie nach 8-jähriger Beziehung verlässt. Sie ist 31 Jahre alt und wieder Single! Lil lässt sich von ihrer besten Freundin Jess überreden, wieder mal ein Date zu haben. Ueberraschend ist ihr Date Max sehr sympathisch und Lil geniesst den Abend….. nur um ein paar Wochen später festzustellen, dass der Abend Spuren hinterlassen hat. Lil ist schwanger und sie möchte den zukünftigen Vater ihres Babys zumindest über die Schwangerschaft informieren. Doch Max ist wie vom Erdboden verschluckt. Verschollen auf seiner Klettertour auf den Mochu Chhish in Pakistan, wo er als Berufskletterer gerade die Berge unsicher macht.





Auf dem Cover steht „ein Lacher pro Minute“ und tatsächlich musste ich immer wieder, wenn auch nicht im Minutentakt, schmunzeln. Der Schreibstil ist überaus humorvoll und oft verführt die turbulente und abwechslungsreiche Handlung dazu, noch eine Seite zu lesen … und noch eine. So verflog das doch 507 Seiten dicke Buch wie im Flug. Diese etwas andere Liebesgeschichte empfand ich als erfrischend und wohltuend anders. Was sich in anderen Büchern erst mit einem Date, dann Verliebtsein, Annäherung und schlussendlich einem gemeinsamen Kind, entwickelt, wird hier vom Schluss her aufgerollt. Nach einem One - Night - Stand wird Lil schwanger und Max wird Vater. Und das, obwohl sich die beiden kaum kennen. Wie entwickelt sich die Geschichte? Sehr unkonventionell und unvorhersehbar, das kann ich hier verraten. Ob die beiden sich schlussendlich kriegen…Tja… das ist die grosse Frage in dieser Geschichte, die mich persönlich durch das Buch getrieben hat.



Sehr lachen musste ich über die, zugegeben teilweise überzeichneten, beruflichen Kontakte Lil`s. Sie arbeitet als Lehrerin an einer exklusiven Londoner Privatschule für Knaben. Die Eltern ihrer Schüler sind russische Oelbarone, Fussballstars und andere Berühmtheiten. Was und wie da zum Beispiel ein Elternabend abläuft, ist Klamauk vom Feinsten.

Ansonsten ist im Buch Schwangerschaft, Liebe und Mutterschaft tonangebend. Es wird der Schwangerschaftstest, Ultraschall und die Zeugung beschrieben. Ab und zu sehr detailliert. Die Prise Erotik, detailliert beschrieben, hätte es meiner Meinung nach nicht unbedingt gebraucht. Zudem wird ordentlich Tee getrunken, dies halt „typisch“ England. Abgesehen davon könnte die Geschichte in jedem beliebigen Land spielen, da weniger Wert auf Landschaftsbeschreibungen oder örtliche Details gelegt wird.

Sehr gefallen hat mir, wie schräg Jess, die beste Freundin von Lil ist. Doch nicht nur sie ist mir ans Herz gewachsen. Auch Lil ist eine sympathische Protagonistin, die auch mal Unsicherheiten zeigt. Mit ihr bekommt die Geschichte auch eine Menge Tiefgang, denn bei Lil ist nicht nur alles rosarot, sie hat auch ihre schwierigen Momente und zeigt diese auch. Themen wie Schwangerschaftsabbruch, ungewollte Schwangerschaft. Freundschaft und der richtige Zeitpunkt, um Mutter zu werden, sind gut, wenn auch eher oberflächlich, in die Story eingebunden.



Mir hat „Darf ich dich jetzt behalten?“ gefallen, denn es zeigt eine unvorhersehbare und frische Geschichte und einen unkonventionellen Liebesroman.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.01.2021

Toller Schreibstil!

Old School
0

Susan Frobisher muss sich damit auseinandersetzen, dass ihre Ehe auf einer Lüge aufgebaut war. Ihr Ehemann Barry stirbt kurz vor seinem 60. Geburtstag und nach seinem Tod stellt sich heraus, dass er sie ...

Susan Frobisher muss sich damit auseinandersetzen, dass ihre Ehe auf einer Lüge aufgebaut war. Ihr Ehemann Barry stirbt kurz vor seinem 60. Geburtstag und nach seinem Tod stellt sich heraus, dass er sie völlig mittellos zurücklässt. Ihre Freundin Julie lebt seit einer gescheiterten Beziehung am Existenzminimum. Als sie auch noch die Arbeit als Hilfskraft in einem Altenheim verliert, weiss sie weder ein noch aus. Die beiden Frauen fassen an einem feuchtfröhlichen Abend, an dem sie versuchen ihre Sorgen zu vergessen, einen Plan um an Geld zu kommen. Dafür benötigen sie jedoch Unterstützung und überzeugen Jill, die eisern für eine lebensrettende Operation spart. Mit von der Partie ist schlussendlich auch Ethel, die sich im Altenheim langweilt.





Dies war mein erstes Buch von Jon Niven und ich bin begeistert vom Schreibstil. Er bringt die Dinge auf den Punkt, wechselt zwischen pointierten Formulierungen und berührenden Passagen. Der Autor zaubert ein Wechselbad der Gefühle: schreiend komisch, traurig, berührend und immer wieder rabenschwarz mit einer sehr witzigen Note.

Die Figuren sind teilweise überspitzt charakterisiert. Doch nie so, dass man ihnen ihre Handlungen nicht mehr abgenommen hat. Vor allem Ethel, die im Rollstuhl sitzt und oft nur ein Thema kennt, das Liebesleben, das ihr seit ihrem Aufenthalt im Altenheim und dem Verlust ihrer Jugend fehlt, ist skurril.

Sehr berührt hat mich die Geschichte von Jill, deren 5-jähriger Enkel unter einer lebensbedrohenden Krankheit leidet. Susan ist das Mauerblümchen der Clique und gerade zu Beginn, als man als Leser Einblick in ihre Ehe mit Barry hat, sehr klischeehaft. So klischeehaft, dass es schon wieder ins Kapitel rabenschwarzer Humor einzureihen war. Schlussendlich ist da auch noch Julie. Sie verkörpert ein grosses soziales Problem der heutigen Zeit: die Altersarmut.



Doch die Geschichte dreht sich nicht nur um Geldsorgen, sondern beinhaltet auch eine wilde Verfolgungsjagd bis nach Cannes. Die Abenteuer, die die Clique auf der Flucht erlebt, sind sehr abwechslungsreich und teilweise skurril und witzig.



Mich hat dieses Buch bestens unterhalten und die Lesestunden verflogen im Nu!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.10.2020

Wenn Technik zur Gefahr wird!

Die Stimme
1

Jo ist 33 Jahre alt, geschieden und in der Wohnung ihrer besten Freundin als Untermieterin untergekommen. Ihre Freundin Tabitha ist wohlhabend und hat eine Vorliebe für technische Spielereien. So erleichtert ...

Jo ist 33 Jahre alt, geschieden und in der Wohnung ihrer besten Freundin als Untermieterin untergekommen. Ihre Freundin Tabitha ist wohlhabend und hat eine Vorliebe für technische Spielereien. So erleichtert zum Beispiel eine digitale Home Assistentin, Electra genannt, das Leben der Frauen. Von der Wettervorhersage bis zur Organisation von Einkäufen, Lichteinstellungen und dem täglichen Weckruf organisiert Electra den Alltag.
Als eines Tages Electra Dinge sagt, die Jo in Bedrängnis bringen, weiss Jo nicht mehr, wem sie noch trauen kann? Ihre Freunde sind jedoch überzeugt, dass Jo diese Dinge unbewusst selbst verschuldet oder auslöst. Mehr und mehr hat Jo Angst, an derselben Krankheit zu leiden, an der ihr Vater verstorben ist.

Als grosser Fan von S.K Tremayne war für mich klar, dass ich auch sein neues Werk "Die Stimme" lesen muss.
Allerdings fiel mir der Start in diese Geschichte erst mal schwer, den die ersten 40 Seiten beinhalten sehr viele Gefühle, Erinnerungen und Gedanken der Protagonistin. Die Handlung kommt dabei nur schleppend voran und trat zeitweise auf der Stelle. Dann erfolgt ein Perspektivwechsel und Janet, Jo's Mutter, rückt in den Mittelpunkt. Ab da nimmt die Handlung an Fahrt auf und ich habe wieder den subtilen Thrill gefunden, den ich bei den Büchern von S.K Tremayne so mag und schätze.

Gespenstige Situationen, die atemlos weiterlesen lassen, machen das Buch zu einem wahren Pageturner. Der teilweise abgehakte Schreibstil intensiviert das atemlose Lesen noch zusätzlich.
Sehr oft habe ich mich gefragt, ob Jo diese gruseligen Situationen wirklich erlebt oder ob sie ihrer Einbildung geschuldet sind? Abstecher in die Vergangenheit, als Jo ein grosses Trauma erlitten hat, sowie Informationen zu ihrer Kindheit, haben diese Fragen noch zusätzlich angekurbelt.

Lange Zeit wusste ich nicht, in welche Richtung die Story sich entwickeln wird und das war so was von fesselnd.
Vieles handelt in diesem Buch von Technik und Social Media. Obwohl ich nicht gerade ein Technikgenie und in sozialen Medien nur beschränkt unterwegs bin, konnte ich problemlos folgen. Sehr gefallen hat mir, dass hier über soziale Medien auch kritische Aspekte aufgezeigt werden. Versaut Technik und Social Media unser soziales Leben? Auch die Abhängigkeit und die Gefahren, denen man sich aussetzt, wenn man (zu) viel preisgibt über sich, werden in die Geschichte rund um Jo eingeflochten.

Jo empfand ich als eine ungeheuer spannende Figur. Zwar oft etwas leichtgläubig und wehrlos, doch mit ihrem Hintergrund aus der Vergangenheit empfand ich das als nachvollziehbar. Ich denke auch, dass es nicht einfach ist, finanziell von einer wohlhabenden Freundin abhängig zu sein und deshalb oft gute Miene zum Spiel zu machen.
Dadurch, dass wechselnde Perspektiven die Geschichte vielfältig machen, bekommt die Handlung auch Tiefe. Ich empfand es zum Beispiel als ungeheuer spannend, die Sicht von Jo's Exmann auf die Handlung rund um Jo zu erfahren.

S. K Tremayne hat mit "Die Stimme" wieder einen subtilen Thriller mit sehr viel Aktualität abgeliefert, der Gänsehaut auslöst und mich durch das Buch hat fliegen lassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.07.2020

Eigentlich ein Psychothriller!

Die Nanny
0

Als Jocelyn's Mann stirbt, zieht sie mit ihrer 10-jährigen Tochter Ruby von Kalifornien nach England zu ihrer Mutter. Virginia lebt seit dem Tod ihres Mannes alleine in dem Herrschaftshaus Lake Hall. Jo ...

Als Jocelyn's Mann stirbt, zieht sie mit ihrer 10-jährigen Tochter Ruby von Kalifornien nach England zu ihrer Mutter. Virginia lebt seit dem Tod ihres Mannes alleine in dem Herrschaftshaus Lake Hall. Jo zieht sehr widerstrebend zurück in das Haus ihrer Kindheit. Eine Kindheit, die alles andere als glücklich war. Denn Jo wurde von ihren Eltern sehr stiefmütterlich behandelt und hat ihre damalige Nanny Hannah als Mutter angesehen. Hannah hat sich um Jo gekümmert, sie umsorgt und behütet. Bis 1987, als Hannah von einem Tag auf den anderen spurlos verschwunden ist.
Als Jo eines Tages einer Dame begegnet, die behauptet Hannah zu sein, freut sie sich über das Wiedersehen nach all den Jahren. Virginia weiss jedoch, dass die Frau nicht Hannah sein kann. Denn sie ist im Bild, was damals mit der Nanny geschehen ist. Wer ist die Frau, die sich als Hannah ausgibt? Was ist damals mit Hannah geschehen?


Mich hat der Plot zu dieser Geschichte sehr fasziniert. Sehr gut ausgearbeitet, lässt er den Leser lange Zeit spekulieren. Was zu Beginn der Geschichte angenommen wird, erfährt eine 180 Grad Wende gegen Mitte Buch. So war ich lange sicher, zu wissen, dass Jo's Kindheit ganz nach dem Motto " Goldener Käfig " ablief. Ihre Eltern, die möglichst unbehelligt vom eigenen Kind ihr Leben gestalten und geniessen wollten. Virginia, die Mutter von Jo, empfand ich als boshaft und kaltherzig ihrer Tochter gegenüber. So lässt sie ihre Tochter liebend gerne von der Nanny erziehen. Bis eine überraschende Wendung die Eltern - Kind Beziehung ganz anders darstellt.

Die regelmässigen Perspektivwechsel, in denen einmal Jo, dann wieder ihre Mutter Virginia in Ich Perspektive erzählen, lassen den Leser beide Sichtweisen erfahren. Und da merkt man sehr schnell, dass in der Vergangenheit nicht immer alles so war, wie es damals den Anschein hatte. Und, dass immer wieder wichtige Details vor den Liebsten zurückgehalten wurden. Details, die ein ganz anderes Licht auf Gefühle, Erlebnisse und Gegebenheiten werfen. Frappierend, wie anders Mutter und Tochter Dinge in Erinnerung haben, die in der Kindheit von Jo geschehen sind.

Und dann ist da noch die dunkle Vergangenheit, in die eine Person involviert war, die ich hier nicht verrate. So verlagert sich meine Sicht auf die Figuren immer mehr. Die Bosheit und der Drang zur Manipulation hat mich komplett überrascht und macht für mich den Psychothriller aus. Obwohl das Buch nicht diese Genreeinteilung erfahren hat.
Subtile Manipulationen, die immer deutlicher werden, machen genau diesen Psychothriller aus. Hervorragend geschrieben von der Autorin, denn die Andeutungen werden genau im richtigen Rhythmus in die Geschichte eingeflochten. So hat mich die Geschichte immer mehr gefesselt.

Das Setting, das düstere Herrschaftshaus Lake Hall, ist ausgezeichnet und sehr bildlich beschrieben. Man sieht beim Lesen die dunklen Flure, die Zimmer mit den unheimlichen Schatten, förmlich vor sich.
Dies war nicht das erste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe. So wusste ich, dass mir ihr Schreibstil gefällt. Ein besonderes Augenmerk legt Gilly MacMillan auf die klare Struktur in den Zeit und Perspektivwechseln. Man weiss immer wo die Geschichte gerade steckt und das habe ich sehr geschätzt.

" Die Nanny " ist eine Geschichte mit Psychothriller - Anteilen, die mit wenig Brutalität die Vergangenheit einer jungen Frau aufarbeitet. Und die zeigt, dass Erinnerungen manchmal trügerisch sein können. Denn nicht immer ist die Vergangenheit so, wie man sie in Erinnerung hat. Ich empfand diesen Roman als sehr vielschichtig und spannend.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere