Profilbild von daisiesdaffodils8otherletters

daisiesdaffodils8otherletters

Lesejury Profi
offline

daisiesdaffodils8otherletters ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit daisiesdaffodils8otherletters über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.07.2021

Großartiges Pferdebuch

Die Pferde von Eldenau - Wiehern im Wald
0

Liebe Daffy,

in diesem Brief berichte ich dir vom vierten Teil der „Die Pferde von Eldenau“-Reihe von Theresa Czerny. „Wiehern im Wald“ ist 2020 bei Magellan erschienen und bildet momentan den Abschluss ...

Liebe Daffy,

in diesem Brief berichte ich dir vom vierten Teil der „Die Pferde von Eldenau“-Reihe von Theresa Czerny. „Wiehern im Wald“ ist 2020 bei Magellan erschienen und bildet momentan den Abschluss der Reihe – wobei ich stark hoffe, dass wir noch viel mehr Zeit auf Eldenau verbringen dürfen. Aber nun zu dieser Geschichte, los geht’s.

Inhalt
Während Jannis eingeladen wird, Teil einer Jugendreitturniergruppe zu werden und dafür viel auf Trainingsreisen gehen darf, entdeckt Frida ein Geisterpferd. Kann sie herausfinden, was das für ein Pferd ist und woher es stammt? Und was hat es mit den rätselhaften Pferdiebstählen auf sich, die Pferdebesitzer*innen im In- und Ausland auf Trab halten?

Schreibstil
Wie ich schon in meinen vorherigen Rezensionen zu dieser Reihe geschrieben habe, gefällt mir Theresa Czernys Stil einfach nur gut. Wir erleben ihre Geschichte stets aus wechselnder Perspektive von Jannis und Frida. Auch wenn ich es schon mehrfach angesprochen habe: Es ist für mich die größte Freude, dass wir hier ein Pferdebuch in der Hand halten, bei dem wir eine männliche Sichtweise erleben dürfen. Das ist in diesem Genre nicht selbstverständlich und macht die Reihe für mich zu einem absoluten Highlight.
Außerdem wird das Identifikationspotenzial noch zusätzlich gesteigert, indem Frida und Jannis unterschiedliche Zugänge zum Reitsport haben. Frida ist passionierte Freizeitreiterin und betreibt leidenschaftlich Horsemanship. Jannis hat in frühester Kindheit mit dem Springreiten angefangen und genießt den Wettbewerb. Zu Beginn der Reihe haben beide ihren jeweiligen Standpunkt sehr deutlich gemacht und waren nur ungern offen für Neues. Mittlerweile haben sie die unterschiedlichen Ansichten als neue Möglichkeit begriffen, was Theresa Czerny hervorragend dazustellen weiß. Es macht riesige Freude, Frida dabei zuzuschauen wie sie Jannis' Pferde reiten darf und feststellt, dass sie von ihnen viel lernen kann. Genauso genieße ich die Momente, in denen Jannis mit seiner Stute eine Bodenarbeitseinheit macht und wir die besondere Verbindung zwischen Reiter und Pferd zu spüren bekommen.

Geschichte
In dieser Geschichte wird wieder einmal ein Thema angesprochen, das von äußerster Wichtigkeit ist. Um den Spaß und die Spannung nicht vorweg zu nehmen, möchte ich gar nicht näher darauf eingehen. Ich denke jedoch, dass vor allem jüngere Lesende noch nie etwas von dieser Thematik gehört haben und auch die großen Spannungsmomente gruselig finden könnten. Zum gemeinsamen Lesen mit den Kindern ist diese Geschichte allerdings prädestiniert und lädt ganz sicher zu interessanten Gesprächen und Recherche ein. Es ist also eine große Empfehlung für jede Altersgruppe.

Außerdem schafft Theresa Czerny es wieder einmal, Tiefgang und Emotionen in ihre Geschichte zu bringen. Besonders das Thema der Freundschaft und des Traumas (Anmerkung: Hierbei handelt es sich um die Fortsetzung der Handlung aus Band 3 : „Donnernde Hufe“) werden sensibel und meiner Meinung nach ausgezeichnet dargestellt.
Zusätzlich zu der Aufarbeitung bereits bestehender Problematiken und Beziehungen, lernen wir einige neue Charaktere kennen. Sowohl Frida, als auch Jannis machen neue Bekanntschaften und bewegen sich somit in ganz neuen Kreisen. Diese Entwicklung hat mir richtig gut gefallen und zeigt wieder einmal, wie gut Theresa Czerny es versteht, ihre Figuren wachsen zu lassen. Außerdem lernen wir nicht nur Figuren kennen, sondern auch neue Settings. Dieses Buch spielt nicht nur an den uns bekannten Orten rund um Eldenau, sondern nimmt uns mit nach Polen. Jannis und Frida sind nun also in einer Art temporären Fernbeziehung und wir begleiten die beiden bei ihrem jeweiligen Alltag. Abenteuer, Spannung, neue Erlebnisse, sich ausprobieren, aber auch Ängste, Sorgen und das aufrechterhalten von Vertrauen sind nur einige Punkte, die in dieser Geschichte erlebbar gemacht werden. Rundherum also eine absolut dichte Erzählung, die vieles einzubringen weiß und uns das Gefühl vermittelt, die Figuren nur noch näher kennen lernen zu dürfen.

Wie ich oben bereits angesprochen habe, ist dieses Buch momentan das Letzte der Reihe. Doch die Geschichte bietet so unendlich viel Potenzial, weiter erzählt zu werden, dass ich nun gespannt auf einen Nachfolger warten werde.
Bis dahin kann ich dir alle vier Teile der Reihe wärmstens empfehlen. Sie lassen sich in beliebiger Reihenfolge lesen, da die Grundgeschichten in sich abgeschlossen sind. Dennoch würde ich empfehlen, dass du dir den ersten Teil schnappst und damit loslegst. Zum einen habe ich das Gefühl, Theresa Czerny steigert sich mit jedem Buch immens und man versteht auch kleinste Andeutungen von bisherigen Ereignissen, was aus dem Lesen eine runde Sache macht.

Deine Daisy

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.07.2021

Sie mussten nach links gehen

Sie mussten nach links gehen
0

Liebe Daffy,

heute erreicht dich ein Brief über ein ganz besonderes Buch. Hierbei handelt es sich um Monica Hesses „Sie mussten nach links gehen“ (Original: „They Went Left“, 2020), das 2020 bei cbj erschienen ...

Liebe Daffy,

heute erreicht dich ein Brief über ein ganz besonderes Buch. Hierbei handelt es sich um Monica Hesses „Sie mussten nach links gehen“ (Original: „They Went Left“, 2020), das 2020 bei cbj erschienen ist. Die deutsche Übersetzung stammt von Cornelia Stoll.

Nachdem ich „Das Mädchen im blauen Mantel“ von der Autorin gelesen hatte, habe ich händeringend auf ein neues Buch gewartet. Monica Hesse versteht es, ganz besondere Geschichten in der Zeit des zweiten Weltkriegs anzusiedeln. Ihre Recherchen scheinen ausgesprochen umfangreich zu sein, was ihre Erzählung sehr dicht und emotional packend macht. Auf Grundlage wahrer Begebenheiten schafft sie fiktive Geschichten, die mir sehr nahe gehen und im Gedächtnis bleiben.

Inhalt
Das KZ Groß-Rosen wurde von den Alliierten befreit und der Krieg scheint zu Ende zu sein. Doch ein schreckliches Ereignis ist nicht beendet, nur weil es die Behauptung gibt, der Krieg sei vorbei. Zofia steht nach der Entlassung aus dem Krankenhaus vor dem Nichts. Ihre Familie hat sie bei der Ankunft im KZ verloren, da sie nach links – zu den Gaskammern – gehen mussten. Einzig ihren Bruder Abek kann sie nun suchen und so begibt sie sich auf die verzweifelte Suche nach ihm und einem Leben nach dem Krieg.

Handlung
Aufgrund meiner schulischen und akademischen Ausbildung habe ich mich schon vielfältig mit der Zeit des zweiten Weltkriegs beschäftigt. Dennoch habe ich noch nicht viele Bücher in Händen gehalten, die sich mit der Zeit unmittelbar nach Kriegsende befassen. Dieses Buch hat mir gezeigt, welche Wichtigkeit die Aufarbeitung dieser Zeit hat und wie wenig wir darüber beispielsweise in der Schule lernen.
Monica Hesse entwickelt hier eine hoch emotionale Geschichte, wie sie so oder so ähnlich ganz sicher stattgefunden haben kann. Zofia steht stellvertretend für unendlich viele Menschen, die ihre Familien, Freund*innen und ihr Zuhause verloren haben. Es gab kein Zurück zu einer bisher bekannten Normalität. Obwohl der Krieg als Beendet erklärt wurde, erlebt Zofia ein ständiges Gefühl der Unsicherheit, der Bedrohung und hat unendliche Zukunftsängste. Monica Hesse gelingt es, ihre Figuren vielschichtig zu gestalten, die Zeit greifbar zu zeichnen und jede Seite mit Emotionen zu füllen.

Figuren
Monica Hesse beschreibt in ihrem Nachwort einen kleinen Teil ihrer Recherche. Wie oben bereits erwähnt, schuf sie eine fiktive Geschichte, die jedoch auf wahren Begebenheiten beruht. Die ihr zugänglichen Biografien von Opfern des Holocaust haben in die Entwicklung der Figuren Einzug erhalten, weshalb ich dem Buch eine hohe Glaubwürdigkeit zuschreiben möchte. Ich empfinde ihre Arbeit als respektvollen Umgang mit dem Thema und als einen wichtigen Beitrag, damit wir lernen und besser verstehen können.
Zofia ist zum Zeitpunkt der Erzählung achtzehn Jahre alt. Sie gehört zu denen, die bei der Befreiung des KZ Groß-Rosen am Leben waren und nach dem Krankenhausaufenthalt zurück ins freie Leben finden musste. Wie schwer es für sie und die anderen Opfer gewesen sein muss, kann ich aufgrund des Buches nur erahnen. Die Gräueltaten, die die Menschen durchleben mussten sind unvorstellbar. Doch Monica Hesses dichte Erzählung lässt uns nachempfinden wie es gewesen sein könnte, indem sie uns Zofia vorstellt. Die junge Frau besitzt eine bewundernswerte Stärke und den Willen, für ihre Zukunft zu kämpfen. Immer wieder erleben wir Rückblicke, wenn sich Zofia an einen Moment im KZ erinnert und erschüttert uns beim Lesen dieser schrecklichen Erlebnisse. Doch die Hoffnung ist genauso zu spüren und wir sind nur allzu bereit, Zofia auf ihrer Suche nach ihrem Bruder bei jedem Schritt zu begleiten.
Auf diesem Weg lernt sie viele andere Überlebende und deren Geschichten kennen. Die Vielfalt der Figuren schafft einen Einblick in unterschiedliche Erlebnisse, Ansichten, Zukunftspläne und Wünsche. Obwohl alle eine unsagbar schreckliche Zeit erlebt haben, sprühen viele der Figuren nur so vor Lebensfreude und Ideen. Die Hilfsbereitschaft, aber auch das Misstrauen kann ganz toll dargestellt werden.

Schreibstil
Monica Hesse hat einen packenden Schreibstil, der mich wieder einmal nicht losgelassen hat. Ich wollte nur einmal in das Buch hineinlesen und hatte es dann innerhalb eines Tages verschlungen. Ich war zu keinem Zeitpunkt nicht emotional involviert. Die Geschichte hat mich zugleich beeindruckt, aber auch stark mitgenommen.
Eine besonders schöne Idee ist die Bezeichnung der Kapitel, da die Überschriften die Geschichte auf vielfältige Art und Weise widerspiegeln.
Ein Kritikpunkt sind sie unfassbar vielen Rechtschreib- und Druckfehler, die die deutsche Fassung hat. Hier sollte der Verlag bei einer Neuauflage dringend nachbessern.

Fazit
Mir bleibt an dieser Stelle nur zu sagen, dass ich dieses Buch allen wärmstens ans Herz legen möchte. Monica Hesse überzeugt mich mit dieser Erzählung wieder einmal vollkommen, sodass ich es kaum erwarten kann, wenn 2022 ihr nächstes Werk auf Deutsch erscheinen wird.

Deine Daisy

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.04.2021

Sagenhaftes Coming of Age Buch

Sara auf der Suche nach Normal
0

Liebe Daisy,

heute melde ich mich mit einer Rezension zu einem der besten Coming of Age Bücher, das ich je lesen durfte: Sara auf der Suche nach Normal von Wesley King, das in einer Übersetzung von Claudia ...

Liebe Daisy,

heute melde ich mich mit einer Rezension zu einem der besten Coming of Age Bücher, das ich je lesen durfte: Sara auf der Suche nach Normal von Wesley King, das in einer Übersetzung von Claudia Max 2021 bei Magellan erschienen ist. Ich hatte das große Glück, es im Rahmen einer Leserunde bei Lovelybooks lesen zu dürfen und freue mich noch immer riesig, dass es so den Weg in mein Bücherregal gefunden hat.

Inhalt
Saras größter Wunsch ist es „normal“ zu sein. Sie hat eine ganze Liste an Regeln aufgestellt, um dieses Ideal zu erreichen. Ihr einziges Problem? Ihr Kopf funktioniert nicht ganz so, wie sie sich das wünscht. Diverse Psychosen erschweren ihr den Alltag und so kommt es, dass sie sich größtenteils von der Welt, zu der sie so gerne gehören würde, isoliert hat. Doch dann lernt sie Erin kennen. Ein Mädchen, das ebenfalls unter Psychosen leidet, aber ganz und gar nichts Falsches daran findet, sondern diese als Teil von sich akzeptiert. Sie bringt Sara zum ersten Mal dazu, sich die Frage zu stellen, was „normal“ eigentlich genau sein soll.

Das Buch
Ich möchte an dieser Stelle unbedingt einmal erwähnen, wie traumhaft die Qualität des Buches ist. Es handelt sich um ein Hardcover, das nachhaltig in Deutschland produziert worden ist. Sowohl der Umschlag als auch die einzelnen Seiten fühlen sich extrem hochwertig an und das Buch liegt sensationell gut in der Hand. Auch die hervorgehobenen Elemente auf dem Cover, gefallen mir ausgesprochen gut. Ich glaube, ich muss öfter bei Magellan vorbeischauen, die Qualität des Verlages macht nämlich wirklich sehr große Freude.

Der Erzählstil
Das Buch ist aus der Sicht von Sara geschrieben, wobei sich die Erzählung mit diversen Notizen von ihr abwechselt. In diesen, aber auch teilweise in den Erzähltexten, spricht Sara die Leser:innen direkt an, was mir ausgesprochen gut gefallen hat. Der Autor etabliert dadurch sehr schnell ein vertrautes Verhältnis zwischen Leser:innen und der Protagonistin. Spannend fand ich auch, dass Sara emotionale Dinge sehr neutral berichtet z.B.: „[M]eine Mutter schrie und mein Vater tobte und das war unser Abendessen am Mittwoch.“ (S. 34). Durch diese Diskrepanz zwischen großen Emotionen und der nüchternen Art, in der Sara sie wahrnimmt, wird direkt ersichtlich, dass sie die Welt anders sieht als man selbst – zumindest war es bei mir so. Dadurch gelingt es dem Autor sehr geschickt, Saras Krankheitsbild auf eine nicht wertende Art und Weise zu erzählen. Ich mochte auch, wie keck und humorvoll und dadurch sympathisch Sara war. Sie war eine durch und durch spannende Figur, die zu keinem Zeitpunkt auf ihr psychisches Krankheitsbild reduziert wurde. Eine Figur, die eine beeindruckende Entwicklung im Laufe des Buches durchmacht und sicherlich für viele Leser:innen als Vorbild fungieren kann.

Die Figuren
Besonders gefallen hat mir an dem Buch auch das vielfältige Ensemble an Figuren. Ich hatte das Gefühl, dass jede von ihnen sein/ihr eigenes Päckchen zu tragen hatte. Im Laufe der Geschichte wurde klar, dass jede Figur, ungeachtet ihres Alters und der Außenwirkung, die sie zu erzielen versuchen, ihre eigenen Ecken und Kanten hat, was die Botschaft, dass es „normal“ in der Form gar nicht gibt, toll gestützt hat, wie ich finde. Ich behaupte nicht, dass alle Figuren immer sympathisch waren, ganz im Gegenteil; aber gerade das hat das Buch für mich authentisch gemacht.
Insbesondere die Figur von Saras Psychiater fand ich essentiell. Dieser hat viele weise Dinge gesagt, die bestimmt nicht nur für Sara, sondern auch für Leser:innen sehr wertvoll sein können. Ich habe jedenfalls das Gefühl, eine Menge aus dem Buch mitgenommen zu haben, obwohl ich schon deutlich älter als die Zielgruppe, die ich als 12+ bezeichnen würde, bin.

Fazit
Du merkst schon, ich bin durch und durch angetan von dem Buch. Ich kann es allen Leser:innen, die nach einem klischeebefreiten Jugendbuch suchen, nur allerwärmstens an’s Herz legen. Ihr werdet es nicht bereuen.

Deine Daffy

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.01.2021

Packender intelligenter Krimi

Der Fall Alice im Wunderland
0

Liebe Daisy,

heute melde ich mich mit meinen Eindrücken zu „Der Fall Alice im Wunderland“ von Guillermo Martínez, in einer Übersetzung von Angelica Ammar. Ich hatte das große Glück, ein Rezensionsexemplar ...

Liebe Daisy,

heute melde ich mich mit meinen Eindrücken zu „Der Fall Alice im Wunderland“ von Guillermo Martínez, in einer Übersetzung von Angelica Ammar. Ich hatte das große Glück, ein Rezensionsexemplar des Hörbuchs, das von Sascha Tschorn gesprochen wird, bei Lesejury.de zu gewinnen.

Inhalt
Der Protagonist, ein Argentinier, der Doktorand der Mathematik in Oxford ist, und sein Dozent, Professor Arthur Seldom, die im ersten Band der Reihe bereits Verbrechen aufzuklären haben, werden auch in diesem Roman in ein solches verwickelt. Die Lewis-Carroll-Bruderschaft steht kurz davor, eine neue Reihe an Büchern zu diesem zu veröffentlichen. Doch dann wird eine bis dahin ungesehene Seite aus dem Tagebuch des Autors entdeckt, die alle bisherigen Annahmen über ihn über den Haufen zu werfen verspricht. Wenig später geschieht ein grausames Verbrechen und die beiden Wissenschaftler müssen geschickt kombinieren, um dieses aufzuklären.

Das Hörbuch
Ich muss ja gestehen, dass ich in den vergangenen Jahren kaum Hörbücher gehört habe und lieber selbst lese. Doch „Der Fall Alice im Wunderland“ konnte mich auf ganzer Länge überzeugen. Hierfür war sicher der Sprecher Sascha Tschorn maßgeblich. Seine Stimmfarbe ist angenehm, er hat ein gutes Tempo beim Lesen und betont so, dass selbst lange, verklausulierte Sätze verständlich werden. Zudem hatte ich große Freude daran, dass er jeder Figur ihre eigene Stimme verliehen hat.

Der Erzählstil
Auch inhaltlich hat mir das Buch gefallen; insbesondere, weil es intelligent geschrieben war und verschiedenste Fachgebiete eingearbeitet wurden. Es handelt sich um eine anspruchsvolle Narration, die geschickt mit (historischen) Fakten verwoben ist, und dadurch ein hohes Maß an Authentizität erreicht.
Ein großes, gerade noch überschaubares Ensemble an Figuren sorgt dafür, dass der Fall bis zum Schluss kniffelig bleibt. Obgleich ich gestehen muss, dass ich einige Wendepunkte habe kommen sehen; was der Sache aber keineswegs Abbruch getan hat.

Solltest du also auf der Suche nach einem packenden Krimi sein, hör hier mal rein. Ich würde ihn FreundInnen des Genres ab 18 empfehlen. Natürlich kann man ihn auch schon in jüngeren Jahren hören. Ich denke nur, dass der universitäre Kontext, der sich in vielerlei Hinsicht auch inhaltlich abzeichnet, älteren und gebildeteren LeserInnen mehr Spaß machen wird.

Deine Daffy

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Sprecher
  • Erzählstil
  • Spannung
  • Cover
Veröffentlicht am 19.12.2020

Phänomenales Kinderbuch

Brombeerfuchs – Das Geheimnis von Weltende
0

Liebe Daisy,

heute melde ich mich mit meiner Rezension zu Brombeerfuchs. Das Geheimnis von Weltende von Kathrin Tordasi, das im Herbst 2020 bei Sauerländer erschienen ist. Ich hatte das außergewöhnlich ...

Liebe Daisy,

heute melde ich mich mit meiner Rezension zu Brombeerfuchs. Das Geheimnis von Weltende von Kathrin Tordasi, das im Herbst 2020 bei Sauerländer erschienen ist. Ich hatte das außergewöhnlich große Glück, ein Exemplar bei Lovelybooks zu gewinnen und im Rahmen einer Leserunde in dieses Buch abtauchen zu dürfen. Und lass mich dir sagen: Ich habe schon lange kein so facettenreiches Kinderbuch mehr gelesen.

Schon in dem Moment, als ich das Paket erhalten habe, wusste ich, dass es sich hierbei um ein ganz besonderes Leseabenteuer handeln würde. Nicht nur, dass es einmalig liebevoll von der Autorin zusammengestellt worden war, das Cover hat mich auch auf den ersten Blick verzaubert. Ein großes Kompliment an dieser Stelle an Maximilian Meinzold für die Umschlaggestaltung und -abbildung. Ich fühle mich geehrt, so ein wunderschönes Buch in meinem Regal stehen haben zu dürfen.

Inhalt
In Brombeerfuchs reisen wir gemeinsam mit Portia nach Wales. Die Umstände haben es gefordert, dass sie den Sommer dort bei ihren Tanten in einem kleinen verschlafenen Städtchen verbringt, anstatt Urlaub in Andalusien mit ihrer Mama zu machen. Doch entgegen ihrer Erwartung, wartet dort das größte Abenteuer ihres Lebens auf sie. Gut versteckt im Haus ihrer Tanten entdeckt sie nämlich einen Schlüssel. Einen Schlüssel, der die Tür in die Anderswelt öffnet. Dort werden all die alten Geschichten und Legenden Wirklichkeit. Ahnungslos, was sie damit in Gang setzt, stolpert Portia gemeinsam mit ihrem neugefundenen Freund Ben geradewegs durch das Weltentor. Doch dabei vergessen sie etwas Wesentliches: Die Tür hinter sich zu schließen. Und so gelingt es den Schwaden des Grauen Königs die Zwischenwelt zu verlassen – etwas, das alle anderen Welten bedroht.

Schreibstil
Ich habe es schon mehrfach gesagt und ich werde es noch ganz oft sagen: Ich bin völlig in Kathrin Tordasis Schreibstil verliebt. Sie schreibt ungemein eloquent und atmosphärisch. Das Buch hat mich ab der ersten Seite völlig in seinen Bann gezogen. Der Stil trifft genau das richtige Maß an Detailreichtum. Nicht zu viele, als dass sie den Lesefluss unterbrechen und von der Handlung ablenken würden. Aber doch genug, dass ich beim Lesen direkt Bilder und Szenen vor meinem inneren Auge hatte. Dies gilt auch für Gefühle, die sich außergewöhnlich gut vermittelt haben; besonders die kindliche Faszination wirkte direkt greifbar (z.B.: S. 107). Kurzum: Das Buch ist ein sprachlicher Traum.
Die Geschichte wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt. Die meiste Zeit alterniert die Erzählung zwischen einer Fokalisierung in der dritten Person durch Portia und Ben. Dieses Schema wird nur in einzelnen Instanzen für Zwischenspiele gebrochen, die von Geschehnissen abseits der beiden ProtagonistInnen erzählen. Diese Mischung aus Erzählperspektiven hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Einblicke in die verschiedenen Sichtweisen und Erfahrungen von Portia und Ben haben einander toll ergänzt. Die Zwischenspiele haben das Gefühl von Dringlichkeit immer wieder verstärkt. Zudem gibt es Kapitelüberschriften, die nicht nur einen guten Überblick geben, sondern auch an mehreren Stellen zusätzliche Spannung schaffen.

Figuren
Wir haben es hier mit einem relativ kleinen Ensemble zu tun. Aber wie heißt es so schön: Qualität vor Quantität. Die Figuren, die ich kennenlernen durfte, waren dafür um so besser herausgearbeitet. Ich hatte zu allen direkt ein Bild und ein Gefühl im Kopf. Etwas, das bei mir normalerweise oft relativ lange dauert. Nicht so bei Brombeerfuchs: Hier ist die Charakterisierung so elegant mit der Erzählung verwoben, dass ich direkt eine Verbindung zu den Figuren herstellen konnte. Nicht zuletzt, weil sie jeweils stark individuelle Stimmen haben, was bei den wechselnden Perspektiven besonders deutlich wird. Ben und Portia sind stark konträre Figuren, die ein breites Identifikationsspektrum bieten. Während Portia sich impulsiv von einem Abenteuer in das nächste stürzt, ist Ben eher zurückhaltend und rational. Er denkt die Dinge durch, bevor er handelt. Wirken sie auf den ersten Blick noch so unterschiedlich, so merkt man als LeserIn doch bald, dass sie einander ausgezeichnet ergänzen könnten. Ich hatte große Freude daran, der Freundschaft zwischen den beiden beim Wachsen zuzusehen.
Doch keiner von beiden ist perfekt. Sie haben ihre Schwächen und müssen sich somit ihren jeweils eigenen Herausforderungen stellen. Die beiden bleiben immer menschlich (zumindest, was ihre Charaktereigenschaften angeht), denn auch in prekären Situationen, die das Potential für heroische Taten bergen, verschwinden ihre Schwächen nicht (z.B.: S. 96). Ben und Portia wird der nötige Raum gegeben, diese zu reflektieren und sich folglich weiterzuentwickeln. Dabei werden sie über große Teile des Buches von erwachsenen Figuren unterstützt. Diese helfen, wo nötig, geben den beiden Kindern aber nötigen den Raum und die Gelegenheit, eigene Erfahrungen zu machen und an diesen zu wachsen.

Repräsentation
Ich möchte an dieser Stelle gerne positiv hervorheben, wie gut es mir gefallen hat, dass in diesem Buch keine Klischees bedient wurden und stattdessen Repräsentation eines heterogenen Ensembles an Figuren geschaffen wurde. Wie du bestimmt schon an meiner groben Charakterisierung von Portia und Ben gemerkt hast, bedienen unsere beiden ProtagonistInnen in keiner Weise die klassischen Geschlechterklischees. Vielmehr werden diese umgekehrt. Etwas, das hervorragend funktioniert. Portia ist inspirierend mit ihrem starken Willen und Aktionismus und der sanftmütige, bücherliebende Ben ist eine ungemein sympathische Figur. Ich finde es toll, dass hier Vorbilder geschaffen werden, die nicht auf die üblichen patriarchal geprägten Eigenschaften reduziert werden. Analog wird hier die Struktur der traditionellen Kernfamilie auf verschiedene Arten infrage gestellt und es werden stattdessen andere Zusammenstellungen vorgelebt. Derartige Diversität ist leider noch immer selten und ich freue mich um so mehr, sie hier derartig selbstverständlich umgesetzt zu lesen
Auch, dass eines der wesentlichen Motive, der Umgang mit Verlust und Trauer, ist, fand ich sehr positiv. Sowohl Ben als auch Portia müssen auf ihre Art lernen mit diesen umzugehen. Ich bin überzeugt, dass der Brombeerfuchs durch das breite Identifikationspotential, das er bietet, helfen kann, diese schwierigen Themen auch für jüngere LeserInnen greifbar zu machen.
Großartig finde ich auch, dass das Buch seinen pädagogischen Auftrag sehr geschickt erfüllt; sei es nun, in dem es vermittelt, dass man nicht auf Wunden greifen soll, dass es normal ist, dass die Füße einem wehtun, wenn man auf großer Abenteuerreise ist (vgl. S. 117), oder, dass man die Konsequenzen bedenken sollte, bevor man wild darauf losstürmt (vgl. S. 149). Dies sind nur einige der wichtige Botschaften, die im Brombeerfuchs charmant verpackt sind.

Fazit
Brombeerfuchs ist ein fantastisches und wundervolles Kinderbuch, das nicht nur mit starken Charakteren und Wertvorstellungen glänzt, sondern auch noch ein sprachlicher Traum ist. Ich kann es ausnahmslos allen Leserinnen und Lesern ab 10 Jahren, die eine magische Reise nach Wales unternehmen wollen, wärmstens ans Herz legen. Ich freue mich schon, wenn wir uns das nächste Mal sehen, damit ich es dir mitbringen kann – Brombeerfuchs ist ein literarisches Abenteuer, das du keinesfalls verpassen darfst.

Deine Daffy

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere