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Veröffentlicht am 24.04.2021

Die starke Frau an Churchills Seite

Lady Churchill
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„...“Was um Himmels Willen machst du hier, Clementine? Und was soll dieser Aufzug?“ Fragend sieht sie mich an. „Heute ist doch dein Hochzeitstag.“….“

Und genau deshalb hat Clementine Panik bekommen und ...

„...“Was um Himmels Willen machst du hier, Clementine? Und was soll dieser Aufzug?“ Fragend sieht sie mich an. „Heute ist doch dein Hochzeitstag.“….“

Und genau deshalb hat Clementine Panik bekommen und ist kurz zu ihrer Schwester Nellie gefahren.
Es ist der 12. September 1908. Nach einer kurzen Atempause fährt Clementine zurück, um Winston Churchill zu heiraten.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Über Clementine, die Frau an Churchills Seite, war in der Öffentlichkeit nur wenig bekannt. Das versucht die Autorin zu ändern.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er passt gekonnt der Situation an, ist mal erzählend, mal emotional oder spannungsgeladen.
Das Buch beginnt zwar mit der Hochzeit, zeigt aber in einer kurzen gedanklichen Rückblende von Clementine, wie sich die beiden kennengelernt haben. Von Anfang an stellt sich Clementine auch beruflich an die Seite ihres Mannes. Aus verarmten Adel stammend hat Clementine vor ihrer Ehe unter anderem durch Unterrichten Geld verdient. Außerdem ist sie politisch interessiert und hat den Kampf für das Frauenwahlrecht unterstützt. Die Zukunft sieht sie so:

„...Es würde kein einfaches Leben werden, es würde geprägt sein von Ehrgeiz und ständigem Streben, aber es könnte ein bedeutsames und erfülltes Leben werden...“

Noch ahnt sie nichts vom Auf und Ab der kommenden Jahre. Es wird in ihrer Hand liegen, mit den knappen finanziellen Mitteln auszukommen. Sie wird Winston eine politische Partnerin, hadert aber mit ihrer Rolle als Mutter. Um die Betreuung und Erziehung der Kinder kümmert sie sich nur punktuell.
Winston Churchill war kein einfacher Charakter. Das wird im Buch schnell deutlich. Er kann aufbrausend sein und erkennt die Leistung anderer nur selten an. Da führt auch zu Spannungen in der Ehe. Außerdem wechselt er auf dem politischen Parkett wiederholt die Seiten.

„...Wie lange ist es her, seit ich zuletzt eine Entscheidung traf oder auch nur ein Wort äußerte, ohne vorher zu erwägen, wie Winston darauf reagieren würde? Seine Bedürfnisse regieren mich und mein Tun, tagein, tagaus...“

Nicht jeder sieht ihr Engagement positiv. Selbst in der eignen Familie wird ihr suggeriert, dass sie Frau und Mutter ist und keine Politikerin.
Der Beginn des Zweiten Weltkriegs sollte zum unerwarteten politischen Neuanfang und zum Aufstieg Churchills führen. Hier sieht es Clementine als ihre Aufgabe an, die Frauen aktiv an der Verteidigung des Landes zu beteiligen. Sie und ihre Töchter gehen als Vorbilder voran.

„...Ich bin sicher, wie ihr geht es allen Briten – ihnen muss Mut gemacht werden für die bevorstehenden Schlachten, und wenn das gelingt, werden alle sich erheben, wenn man sie ruft...“

Ziemlich ausführlich werden die Probleme zwischen England, den USA und Russland während des Krieges dargestellt. Unterschiedliche Interessen gilt es unter einen Hut zu bringen.
Eine kurze Nachwort ergänzt die Ausführungen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 20.04.2021

Der Weg des Rucksackmädchens

Rucksackmädchen
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„...Ich wollte hier ein neues Lieblingsleben anfangen, mit Max. Jetzt bin ich in einer Wohnung, bei einem Fremden, ohne Freunde, ohne Familie...“

Sophie ist nach Berlin gekommen, um sich mit ihren Freund ...

„...Ich wollte hier ein neues Lieblingsleben anfangen, mit Max. Jetzt bin ich in einer Wohnung, bei einem Fremden, ohne Freunde, ohne Familie...“

Sophie ist nach Berlin gekommen, um sich mit ihren Freund Max ein gemeinsames Leben aufzubauen, und erwischt ihn mit seiner Nachbarin im Bett. Geschockt verlässt sie die Wohnung. Zurück zu den Eltern ist keine Option. Momentan aber hat sie weder einen Freund, noch eine Arbeit oder eine Unterkunft. Alles, was sie hat, ist in ihrem Rucksack. Ihr Weg führt sie in eine Bar. Dort spricht sie ein Unbekannter an:

„...Hey, Rucksackmädchen, willst du nicht noch mit zu mir kommen?...“

Sie geht mit – ohne zu ahnen, was sie erwartet. Und als Leser habe ich mit allen Möglichen gerechnet und über Sophias Entscheidung nur den Kopf geschüttelt, keineswegs aber mit einer Geschichte dieser Tiefe, die sich aus Sophias schnellem Entschluss entwickelt. Simon, der Unbekannte, ist wesentlich älter als sie und Schriftsteller. Er bezeichnet sie als seine Muse. Zwischen ihnen entwickelt sich ein besondere Beziehung.Um sie zu verstehen, muss man das Buch lesen. Es lässt sich schwer in Worte fassen, weil es sehr außergewöhnlich ist.
Simon nimmt sie in seine Wohnung auf. Er lässt er ihre Freiheit und fordert sie doch. So organisiert er ihr einige Ferientage an der Ostsee, gibt aber für jeden Tag eine Aufgabe, über deren Erfüllung sie berichten soll.

„...Bericht zu: einen Tag lang in jeder Situation hilfsbereit sein!...“

Der Schriftstil ist sehr ausgereift. Die Geschichte wird nur aus der Sicht von Sophia erzählt. Für sie ist die Zeit bei Simon eine Chance, zu sich selbst zu finden. Sie lässt mich als Leser an ihren Zweifeln, ihren Emotionen und ihrem Suchen nach ihrem Weg im Leben teilnehmen. Simon ist wie ein ruhender Pol, der ihr Halt und Sicherheit gibt, ohne sie einzuengen.

„...Es spielt keine Rolle, wem diese Wohnung gehört. Wichtig ist, dass du momentan hier lebst, deshalb ist sie auch dein Zuhause...“

Mit diesen Worten zerstreut er ihre Zweifel, ob sie ihre Mutter in die Wohnung einladen darf.
Nach ihre Reise an die Ostsee fährt Sophia mit folgenden Gedanken zurück nach Berlin:

„...Ich habe ein Gefühl von Hoffnung in mir, Als würde die nächste Zeit schon zeigen, wie es weitergeht. […] Als wäre es möglich, dass ich eines Morgens aufstehe und dann einfach weiß, was ich will, was aus meinem Leben wird, wer ich bin...“

Die Autorin erzählt eine leise Geschichte. Es ist die Geschichte einer behutsamen Entwicklung einer jungen Frau auf den Weg zu sich selbst. Simon ist dabei ihr Gesprächspartner, der nur vorsichtig Impulse setzt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Meine Rezension möchte ich mit den Fragen beenden, die Sophia an Simon stellt:

„...Simon, was macht ein Buch zu einem Buch? Ich meine, ist eine Geschichte, die man gerne als Buch veröffentlichen Möchte auch ein Buch? Oder wird eine Geschichte erst zu einem Buch, wenn man den einen Verleger hat, der das Buch drucken lässt?...“

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Veröffentlicht am 19.04.2021

Berührendes Kinderbuch

Sylvia und der Vogel
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„...Am Ende des Waldes steht ein großer Baum. Wenn du durch die Zweig lugst, siehst du vielleicht ein paar Winzlinge, die nicht länger sind als dein Daumen und deren Köpfe so groß sind wie Haselnüsse...“

Mit ...

„...Am Ende des Waldes steht ein großer Baum. Wenn du durch die Zweig lugst, siehst du vielleicht ein paar Winzlinge, die nicht länger sind als dein Daumen und deren Köpfe so groß sind wie Haselnüsse...“

Mit diesen Worten beginnt ein berührendes Kinderbuch. Die Kinder erfahren von der Welt der Baumhüter. Sie haben viel Spaß miteinander. Nur Sylvia ist gern allein. Dann aber verirrt sich ein Vogel in ihre Baumhöhle.
Die Geschichte wird kindgerecht erzählt und ist wunderschön illustriert. Die Bilder lassen viel Raum für die Phantasie der Kinder und zeigen das Wesentliche der Handlung.
Der Text ist auf den Seiten verschieden angeordnet, meist nur sehr kurz, aber aussagekräftig. Zwei Schwerpunkte sind darin zu erkennen. Am Anfang erfahren die Kinder, welche Aufgaben die Baumhüter haben, um die Bäume gesund zu erhalten.
An Sylvias Seite erleben sie, wie der Vogel ihr Mut gibt, die Welt zu erkunden. Außerdem begreift Sylvia, dass der Vogel zu einer ganzen Schar gehört. Auch sie hat andere an ihrer Seite, auf die sie nun zugeht. Sie überwindet ihre Schüchternheit.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es bekommt meine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 17.04.2021

Sehr gut recherchiert

Celeste - Gott und der König
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„...Wie ich bereits Ihrem Direktor erklärt habe, gibt es gewisse Bedingungen, die vom Verleger eingehalten werden müssen. Der Autor, dem ich meine Geschichte anvertraue, wird verpflichtet, alle Informationen ...

„...Wie ich bereits Ihrem Direktor erklärt habe, gibt es gewisse Bedingungen, die vom Verleger eingehalten werden müssen. Der Autor, dem ich meine Geschichte anvertraue, wird verpflichtet, alle Informationen wiederzugeben, die ich liefere, oder aber gar keine...“

Wir schreiben das Jahr 1831, als die Journalistin Aurore vor Celeste Talour de la Catrie sitzt, um ihr Leben aufzuschreiben. Eine Bedingung dafür steht im obigen Zitat.
Aurores Großmutter, aus sächsischen Adel stammend, kannte Celeste und hat wiederholt deren Lebensweg gekreuzt. Am Anfang des Buches wechselt das Geschehen zwischen den Erzählungen der Celeste und den aktuellen Vorgängen.
Dann aber hat nur noch Celeste das Wort.
Die Autorin hat einen spannenden und sehr exakt recherchierten historischen Roman geschrieben.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Für ihre Kindheit findet Celeste unter anderen die folgenden Worte:

„...Ich war wie die Fohlen, die mein Vater, der königliche Rittmeister war, aufzog und die er geduldig auf die Zwänge vorbereitete, die sie in ihrem späteren Pferdeleben erwarteten...“

Celeste liebt Pferde und könnte den ganzen Tag mit ihnen verbringen. Sie wächst relativ frei auf. Ihr Leben geht den gewohnten Gang: Hochzeit, Geburt einer Tochter, Tod des Ehemanns, erneute Hochzeit, dieses Mal mit William Bulkeley, der irischer Abstammung ist.
Dann aber ändert sich ihr Leben radikal. In Paris kommt es zum Sturm auf die Bastille. In Celestes Heimat, dem Vendee, aber lehnt man sich gegen die neue Ordnung auf. Es kommt zur Rebellion. Das betrifft die gesamte Breite der Bevölkerung. Anlass war unter anderen die Einmischung von Paris in Glaubensfragen. Das hat nicht nur die Bauern auf die Palme gebracht. Auch Frauen nehmen an den Kämpfen teil. Celeste erhält eigene Soldaten und reitet im Damensattel an der Seite ihres Mannes.
Detailgenau werden die Schlachten beschrieben. Bitter für die Kämpfer ist allerdings die Uneinigkeit, die Eitelkeit mancher der Heerführer und die Missachtung, die teilweise den Frauen entgegenschlägt.
Celeste versucht, ihrer Tochter trotzdem ein fast normales Leben zu ermöglichen. Aber die Trennung von ihr zieht sie nicht in Erwägung, obwohl Marie – Aurore von Sachsen ihr angeboten hat, das Kind zu sich zu nehmen. Diese ihre Entscheidung wird sie später bitter bereuen.
Die Schlachten wogen hin und her. Eine Stadt, die sie gerade erobert hatten, konnte am nächsten Tag schon wieder verloren sein. Die gesamte Grausamkeit des Krieges wird immer wieder deutlich. William, Celestes Mann, ist sehr weitsichtig. Er ahnt schon früh, dass dieser Krieg gegen Paris nicht zu gewinnen ist. Hilfskräfte aus dem Ausland kommen nicht.
Dieser erste Teil endet mit der Niederlage der Bauernsoldaten, der Verhaftung von William, Celsete und der Tochter. Und der Zeit der Kerkerhaft. Einer der Gegner wird später resümieren:

„...Es gibt kein Vendee mehr, Bürger der Republik. Sie starb unter unserem freien Schwert mit ihren Frauen und Kindern...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 16.04.2021

Wer tötet Imker?

Imkersterben
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„...Es gab viele Aufgaben im Stock. Und das Tolle, fand Tilda: Jede Biene übernahm im Laufe ihres Lebens einmal jeden einzelnen dieser Jobs…“

Tilda ist Imkerin. Seit ihrer Scheidung lebt sie von der ...


„...Es gab viele Aufgaben im Stock. Und das Tolle, fand Tilda: Jede Biene übernahm im Laufe ihres Lebens einmal jeden einzelnen dieser Jobs…“

Tilda ist Imkerin. Seit ihrer Scheidung lebt sie von der Hand in den Mund. Jetzt hat ihre eine Supermarktkette angeboten, ihren Honig zu vermarkten. Doch wo soll sie so schnell die Menge hernehmen, die sie braucht?
Sie versucht, Honig von anderen Züchtern zu kaufen. Beim Förster allerdings wurden gerade Bienenstöcke mit Böllern zerstört. Im Gegensatz zur Polizei weiß ich, wer das war, aber nicht, warum das geschah.
Der Fall wird als Dummejungenstreich behandelt. Oke Oltmann, der örtliche Polizist, hat noch ein weiteres Problem. Auf dem Zeltplatz wurde ein Campingwagen gestohlen. Und dann erreicht ihn die Nachricht vom Tod des Försters. Der war von einem straff gespannten Draht ausgebremst und tödlich verletzt worden.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Angenehme Schriftgröße, klar gegliederte Absätze und kurze Kapitel sorgen für einen zügigen Lesefluss.
Der Schriftstil passt sich den Gegebenheiten an. Dazu gehört auch die Verwendung von Dialekt. Okes Partner Vincent Gott, der aus dem Rheinland kommt, klingt so:

„...Et kütt wie et kütt. Un et hätt noch immer jot jejange...“

Das sind ungewöhnliche Klänge im Norden Deutschlands. Gut gefällt mir, dass die Geschichte von unterschiedlichen Protagonisten erzählt wird. Damit erhalte ich eine vielschichtige Bild vom Geschehen und lerne gleichzeitig Land und Leute näher kennen.
Nikita ist erst nach dem Tod seines Opas mit dem Vater in den Ort gezogen, hat von dem Opa aber in jedem Urlaub viel über Bienenzucht gelernt. Seine Mutter brauchte eine Auszeit. Der Junge stellt bitter fest:

„...In diesen Kästen, die man Beuten nannte, lebten Wesen, die sich umeinander kümmerten. Im Sommer fächelten sich die Bienen kühle Luft zu, im Winter wärmten sie sich gegenseitig. Die Bereitschaft, alles für die Familie zu geben, unterschied Bienen deutlich von Menschen...“

Die Autorin erzählt nicht nur einen Kriminalroman, sie erzählt Schicksale, Schicksale, die zu Situationen führen, die dann eskalieren. Nehmen wir zum Beispiel den Bauern Gunnar Peters.

„...Weißt du, welchen Zwängen wir Landwirte unterliegen? Nicht? Dann versuch doch mal, Milch in der Molkerei loszuwerden!...“

Er ist nur einer derjenigen, die ein Problem mit dem Förster haben. Während sich Oke um den Todesfall kümmert, campt Vincent, um den Dieb des Campingwagens auf die Schliche zu kommen. Hier ist allein Geldgier das Motiv.
Am Ende lösen Oke und Vincent alle Fälle. Es bleibt keine Frage offen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeichnet sich durch seinen hohen Spannungsbogen aus. Außerdem habe ich eine Menge über Bienen und Imkerei gelernt.

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