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Veröffentlicht am 01.05.2021

Neuartige, kreative und inspirierende Rezeptideen

7 Mal anders
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Das Kochbuch "7 mal anders" von Jamie Oliver erscheint im DK Verlag (Dorling Kindersley).

Jamie Oliver zeigt zu 18 Lieblingszutaten jeweils 7 neue Rezeptvarianten, die schmackhaft und recht einfach und ...

Das Kochbuch "7 mal anders" von Jamie Oliver erscheint im DK Verlag (Dorling Kindersley).

Jamie Oliver zeigt zu 18 Lieblingszutaten jeweils 7 neue Rezeptvarianten, die schmackhaft und recht einfach und mit wenigen Mitteln umzusetzen sind. Die Zutaten bestehen aus gängigen Grundnahrungsmitteln wie Blumenkohl, Avocado, Fisch, Kartoffeln, Hühnerbrust, Hackfleisch, Eier, Brokkoli etc. Zusätzlich nutzt er nur Zutaten, die man in jedem Supermarkt finden kann. Gesunde und schnelle Gerichte, die er vielseitig zubereitet.

Die Rezepte werden mit Zutatenliste und Zubereitungsangaben sehr übersichtlich präsentiert und mit ansprechenden Foodfotos appetitlich in Szene gesetzt. Schon allein das Ansehen macht Lust aufs Nachkochen. Hilfreich sind auch die Tabellen mit Kalorienzahl und Angaben über Fett- und Zuckergehalt der Speisen. Bei einer ausgewogenen und gesunden Ernährung sollte man diese Angaben stets im Auge behalten.

Mit Gemüsegerichten und Fleischvariationen gibt es hier für jeden Geschmack das passende Rezept. Einigen Rezepten merkt man den besonderen Geschmack der englischen und internationalen Küche an, häufig werden Sandwiches oder Quesadillas zum Essen gereicht und es wird auch in die Töpfe der äthiopischen, japanischen oder indischen Küche geschaut. Man kann experimentieren und bekommt so neue Geschmackserlebnisse geboten.

Zu jeder Lieblingszutat gibt es 7 Rezeptvorschläge, um das mal an einem Beispiel festzumachen, führe ich die Varianten mit Avocado auf.

- Avocado-Hollandaise

- Avocado-Quiche

- Avocado-Tempura

- Avocado-Kichererbsen-Toast

- Caesar-Salat mit Avocado

- Schöne überbackene Avocado

- Quesadillas mit Avocado

In diesem Buch verspricht Jamie Oliver seine alltagsfreundlichsten Gerichte, doch stimmt das wirklich? Ich war skeptisch und habe mir einige Rezepte daraufhin näher angesehen und einige nachgekocht. Das Pastagericht mit cremiger Garnelensauce war auch ohne Mascarpone (habe 1 El mit Schmand ersetzt) sehr lecker. Die Hollandaise aus Avocado habe ich als Ergänzung zu einem Spargelessen zubereitet. Beide Rezepte sind nicht allzu schwer, schmackhaft und bringen mal frischen Wind auf den Tisch als üblich.

Die meisten Rezepte sind in der Regel alltagstauglich, einige benötigen nicht sehr viel Arbeitseinsatz und Kochgeschick. Dieses Kochbuch richtet sich an alle Ernährungsweisen, nur die vegane Küche sollte man hier nicht direkt suchen.

Laut Registerangabe gibt es als vegetarische Alternative die Möglichkeit, bei Fleisch- oder Fischgerichten dieses wegzulassen. Das kann geschmacklich nur völlig anders sein und ich kann mir z. B. Rindfleischtopf mit Guiness ohne das Rinderhack gar nicht vorstellen. Das wäre ja ein völlig anderes Gericht. Diese Möglichkeit wird aber im Buch am Ende im Register vorgestellt. Für diese merkwürdige "Schnapsidee" ziehe ich einen Stern ab.

Ausgesprochen gut gefallen hat mir die Tatsache, dass sich die Zutaten insgesamt auf höchstens 8 Produkte beschränken. Das macht das Kochen einfacher. Allerdings sind einige Gewürze nicht in jedem Supermarkt zu finden, wie Garam masalla, Madras-Currypaste, Jalfrezi-Currypaste, Rosenharissapaste und ähnliche Gewürze. Man sollte sich die Zutatenliste schon genau ansehen.

Am Ende des Buches zeigt eine übersichtliches Register nach Zutaten von A (Ananas) bis Z (Zwiebeln), welche Zutaten wo enthalten sind.

Diese kreativen Rezeptideen frei nach Jamie Oliver kann man gut nachkochen und in der täglichen Küche einsetzen.

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Veröffentlicht am 30.04.2021

Sehr unterhaltsame, leichte Urlaubskrimi-Kost

Krabbenchanson - Die Inselköchin ermittelt
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Der Nordsee-Krimi "Krabbenchanson - Die Inselköchin ermittelt" von Lili Andersen erscheint im Heyne Verlag.

Die französische Sterneköchin Louise Dumas nimmt eine Auszeit und erholt sich bei ihrer Patentante ...

Der Nordsee-Krimi "Krabbenchanson - Die Inselköchin ermittelt" von Lili Andersen erscheint im Heyne Verlag.

Die französische Sterneköchin Louise Dumas nimmt eine Auszeit und erholt sich bei ihrer Patentante auf Pellworm. Ihre Anwesenheit spricht sich schnell auf der Insel herum und Louise bekommt ein Angebot für das Catering der Geburtstagsfeier eines ortsbekannten Schlagersängers. Am Ende dieser Feier wird der Gastgeber tot aufgefunden, Louise vermutet dahinter einen Mordanschlag und macht sich persönlich auf die Suche nach dem Täter.

Um ihren Problemen in Frankreich zu entkommen, unternimmt Louise eine Reise nach Pellworm und wird bei ihrer Tante Fine schnell heimisch. Beide lieben gute Küche und Louise zaubert für sie die leckersten Gerichte. Auf Pellworm fühlt sie sich richtig wohl, sie erkundet die Insel, genießt das Meeresrauschen und lernt verschiedene Bewohner und Urlauber kennen. Hier an der Nordsee kommt sie wieder zu sich und auch ihre Kochleidenschaft keht zurück. Aus Langeweile übernimmt sie einen Kochauftrag für die Geburtstagsfeier eines Schlagerstars, der an ihren köstlichen Krabben-Reisbällchen erstickt. Doch das kann kein Unfall sein, so wie Kriminalkommissar Mommsen vermutet. Louise geht der Sache auf den Grund und kommt dank ihrer sympathischen Art an viele Informationen, die sie weiter bringen.

Durch den unkomplizierten und recht bildhaften Schreibstil ist man schnell in der Handlung gefangen und wird vom authentisch beschriebenen Inselflair umhüllt. Auch über die Inselgeschichte erfährt man so einiges. Beim Lesen hört man die Möwen kreischen, das Meer rauschen und mit den Krabbengerichten bekommt man augenblicklich Appetit auf norddeutsche Köstlichkeiten. Die Küche spielt eine große Rolle in diesem Buch, denn Louises Leidenschaft wird hier voll ausgelebt.

Die Krimihandlung ist nicht vordergründig spannend, es herrscht eine eher gemächliche Spannung, aber im Laufe der Handlung führt ein Puzzleteil zum nächsten und Louise kann am Ende den Mörder entlarven. Das Mitraten wird bei dieser Geschichte durch die vielen möglichen Tatverdächtigen zu einer kniffligen Aktion. Dieses Buch würde ich als Spannungsroman bezeichnen, das mit seiner unterhaltsamen Note eine perfekte Urlaubslektüre darstellt.
Dieser eher gemächliche Krimi lässt uns Nordseeflair schnuppern, es locken Krabbengerichten und der Leser kann munter mitraten, wer denn nun der Mörder sein könnte.

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Veröffentlicht am 22.04.2021

Ein fesselnder Abschluß dieser Saga

Elbstürme
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Der historische Roman "Elbstürme" ist der zweite und abschließende Band der hanseatischen Familiensaga von Miriam Georg. Die Reihe erscheint im Rowohlt Verlag.

Nach drei Jahren kehrt Lily mit ihrer Tochter ...

Der historische Roman "Elbstürme" ist der zweite und abschließende Band der hanseatischen Familiensaga von Miriam Georg. Die Reihe erscheint im Rowohlt Verlag.

Nach drei Jahren kehrt Lily mit ihrer Tochter Hanna und Henry aus Liverpool zurück nach Hamburg. Ihre Ehe ist wie ein Gefängnis und jeden Tag sehnt sie sich nach Jo, ihrer großen Liebe. Jo hat in der Zeit für die Rechte der Hafenarbeiter gekämpft und seinen Frust im Alkohol ertränkt, denn auch er vermisst Lily unendlich. In Lily erwacht ihr alter Kampfgeist, sie möchte, dass Hanna endlich ihren wahren Vater kennenlernt. Doch Henry wird ihr Hanna wegnehmen, wenn sie sich von ihm trennt.

Schon im ersten Band der Familiensaga "Elbleuchten" habe ich mit den Figuren mitgefiebert und konnte in dieser Folge nahtlos an das Geschehen anknüpfen und den Kampf um die Gleichberechtigung weiter verfolgen.

Die vielfältig geschilderten Charaktere verkörpern mit ihren Ansichten die gesellschaftlichen Vorstellungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Bei einigen Figuren setzt jedoch ein Umdenken ein und diese Entwicklung zeigt sich im Aufstand der Hafenarbeiter und im zunehmenden Kampf für die Emanzipation der Frau, wenn auch nur in kleinen Schritten.

Auch bei diesem Band konnte mich Miriam Georgs einnehmender und bildhafter Schreibstil erneut mitreißen. Sie bringt die spezielle Atmosphäre dieser Zeit wundervoll zu Papier und lässt uns den Klassenkampf der Arbeiter und die Unterschiede zwischen Arm und Reich spürbar miterleben. Auch die Rechte der Frauen, die damals keine Möglichkeit zur Scheidung hatten, erlebt man betroffen mit. Sie waren in der Ehe abhängig vom eigenen Mann und ihm auch willentlich ausgeliefert, selbst wenn häusliche Gewalt im Spiel war. In Lilys Fall hätte eine Trennung den Verlust ihrer Tochter bedeutet, das ist der Grund, weshalb sie es solange bei Henry ausgehalten hat.

Das Wiedersehen mit Jo bringt alle Gefühle wieder ins Wallen und so treffen sich zwei vorschrittlich denkende Seelen wieder. Mich haben auch die Szenen der obdachlosen Kinder sehr gerührt und ich musste einfach mit Lily mithoffen, dass sie eine glückliche Zukunft finden würde. Die Geschichte um Franz und seine Roswitha habe ich ebenfalls interessiert mitverfolgt, seine Gewissensbisse werden gut dargelegt und auch Roswitha hat mich am Ende überrascht.

Das unerwartete Ende des Romans kann ich aufgrund der gesellschaftlichen Vorstellungen dieser Zeit durchaus akzeptieren, alles andere wäre zu weichgespült gewesen.

Ein fesselnder Roman, der die Menschen dieser Zeit und ihre gesellschaftlichen Rahmenbedingungen deutlich macht und mit seiner Story gut unterhält.

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Veröffentlicht am 16.04.2021

Etwas skurriles Thema, aber toll gelöst

Der Tod setzt Segel
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Die Detektivinnen Daisy Wells und Hazel Wong werden von ihrer Freundin Amina nach Ägypten eingeladen und gehen gemeinsam mit Hazels Geschwistern und Vater Mr Wong und ihren Freunden George und Alexander ...

Die Detektivinnen Daisy Wells und Hazel Wong werden von ihrer Freundin Amina nach Ägypten eingeladen und gehen gemeinsam mit Hazels Geschwistern und Vater Mr Wong und ihren Freunden George und Alexander auf eine Nil-Kreuzfahrt. Sie möchten die antiken Tempel bestaunen und hoffentlich sehen sie auch ein paar Mumien. Doch dann ereignet sich auf dieser Reise ein Mordfall an Bord, der den Detektivclub mit den Ermittlungen beschäftigt.

Ebenfalls an Bord befindet sich eine Reisegruppe mit mysteriösen Eng­ländern, die sich "Der Atem des Lebens" nennt. Völlig durchgeknallte Menschen, die sich für Reinkarnationen der alten Pharaonen halten. Als die Anführerin, die sich für die Pharaonin Hatschepsut hält, ermordet wird, wird ihre schlafwandelnde Tochter mit einem blutigen Messer in der Hand bei der Leiche angetroffen. Aber ist sie auch die Mörderin?

Diese Krimireihe aus dem Jugendbereich untersucht einen Fall von klassischem Kammerspiel, denn der Mörder kann nur jemand vom Schiff sein.

Auf dem Schiff geschieht ein Mord, ausgerechnet eine Frau aus der Gruppe, die sich "Hauch des Lebens" nennt.

Hazel ist als Erzählerin eingesetzt, sie berichtet alles was auf dem Schiff vor sich geht und fasst ihre Ermittlungsergebnisse immer zusammen, sodaß man als Leser immer auf dem Laufenden gehalten wird. Hier darf mitgerätselt werden, die Auflösung war für mich eine Überraschung und auch der angekündigte Tod von Daisy wird am Ende erklärt.

Vom flüssigen Erzählstil und den besonderen Mordumständen her hat dieses Buch alles was ein spannendes Buch ausmacht. Mir hat allerdings die Idee mit den Reinkarnationen dieser skurrilen englischen Reisegruppe nicht gefallen, solche mystischen Gedanken und Ideologien finde ich irreal und hätte mir für die Gruppe ein anderes "Hobby" gewünscht.

Sehr realistisch und unterhaltsam werden die Szenen dieser Reise um 1930 in Ägypten beschrieben, es wird erklärend auf die Kultur und auch auf die Geschichte eingegangen und so lernt man ein wenig Wissen dazu. Denn bis der Mord geschieht, dauert es etwas und so wird diese Zeit informativ gefüllt. Die zwei Detektivgruppen von Mädchen und Jungen müssen sich auch erst zusammenraufen, doch mit der Tat ergibt sich das fast von allein und alle ziehen an einem Strang. Auch die kleine May darf dieses Mal als kleiner Spion mitmachen, das hat mir sehr gefallen.

Es wird recht spannend, weil sich die Detektive sogar in fremde Kabinen schleichen, um Beweismaterial oder Erkenntnisse zu sichern. Das sorgt für reichlich Aufregung und lässt den Leser gespannt mitfiebern.


Ein spannender und interessanter letzter Fall für die Detektive, der auch Erwachsene in der Mordaufklärung mitraten lässt.


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Veröffentlicht am 14.04.2021

Interessantes Sittenbild dieser Zeit

Träume von Freiheit - Ferner Horizont
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Silke Böschens historischer Roman "Träume von Freiheit - Ferner Horizont" erscheint im Gmeiner Verlag.

1875: Florence de Meli gehört zur High Society der amerikanischen Kolonie in Dresden, sie führt ...

Silke Böschens historischer Roman "Träume von Freiheit - Ferner Horizont" erscheint im Gmeiner Verlag.

1875: Florence de Meli gehört zur High Society der amerikanischen Kolonie in Dresden, sie führt ein Leben in Wohlstand und nimmt am gesellschaftlichen Leben teil. Doch glücklich ist sie nicht, denn ihr Mann Henry kann mit ihrer quirligen und lebensfrohen Art nicht mithalten und wacht eifersüchtig über sie. Außerdem steht er unter der Fuchtel seiner biestigen Mutter, die Florence ständig daran erinnert, wem sie ihre finanzielle Absicherung zu verdanken hat. Als Henry Florence in eine Irrenanstalt einweisen lässt, bleibt Florence nicht anderes übrig, als diese Beziehung beenden zu wollen und für ihre Kinder und Gerechtigkeit zu kämpfen. Es beginnt ein Scheidungskrieg, der quer durch Europa führt und so zum Blickfang der Öffentlichkeit wird.

Die hübsche Florence heiratet sehr jung den 11 Jahre älteren Henry, nach anfänglicher Zuneigung zu ihrem nicht gerade sympathischen Mann ist sie immer mehr in ihrer Ehe gefangen. Henry ist Privatier, finanziert von seiner reichen Mutter, die diesen Umstand ihrer Schwiegertochter auch ständig vorwirft und kein gutes Haar an ihr lässt. Und Henry lässt das zu, denn er steht auch als erwachsener Mann noch unter dem Pantoffel seiner Mutter. Seine zweite Abhängigkeit ist sein Alkohol-Problem, ohne berufliche Aufgaben lässt er sich gehen und wird gegenüber seinem Sohn handgreiflich. Das bringt Florence in eine ziemlich schwierige Lage. Als sie gegen ihren Willen in eine Nervenheilanstalt eingewiesen wird, ist sie abhängiger denn je von ihrem Mann. Doch ihre Lage ist hoffnungslos, eine Frau mit "Hysterie" wird nicht ernst genommen. Es bleibt ihr nur die Flucht und die führt Florence zu einer Bekannten nach Paris.



Dieser fiktiven Geschichte liegen reale Figuren zugrunde, Silke Böschen erzählt von einer spannenden Scheidungsschlacht, die zu dieser Zeit erstmalig von einer Frau ausgeht. Scheidungen waren in dieser Gesellschaftsschicht verpöhnt, es wurde sich arrangiert. Doch damit kann sich Florence nicht zufrieden geben, denn sie möchte ihre Freiheit zurück und ihre Kinder nicht bei Henry lassen. Deshalb flieht sie vor Henry und möchte zurück nach Amerika, um dort die Scheidung rechtskräftig werden zu lassen.

Rein sprachlich ist der Roman wunderbar zu lesen, schnell ist man eingenommen von Florence und erbost über das ihr angetane Unrecht mit der Einweisung in die Heilanstalt. Zeitlich kann man alle Vorgänge gut zuordnen, die Kapitel enthalten hilfreiche Zeit- und Ortsangaben. Mit einigen persönlichen Briefen wird die Handlung persönlicher und man bekommt die Gedanken der Figuren so hautnah mit. Einige Szenen gehen sehr ins Detail, sie sorgen damit für einen zeitbeschreibenden und unterhaltsamen Charakter der Geschichte und zeigen auch die Moralvorstellungen der damaligen Zeit.

Florence erscheint auf den ersten Blick hin mutig, ihr Handeln kann man gut verstehen, doch ihr blieb auch nicht viel anderes übrig. Sie hat großes Glück, dass sie einflussreiche Freundinnen hat, die ihr auf ihrer Flucht hilfreich zur Seite stehen. Allerdings bringt sie sich mit ihrer Reise nach Amerika in eine weitere Abhängigkeit, denn sie muss bei ihrem Onkel und ihrer Tante unterkommen. Sie finanzieren ihr ihren Unterhalt, den Streit vor Gericht und auch Fahrten nach Europa, damit sie ihre Kinder wiedersehen kann.

Mich haben besonders die drastischen Schilderungen in der Heilanstalt Prina Sonnenstein interessiert, dort waren Anwendungen mit Hydrotherapie ein probates Mittel, um die Patienten ruhig zu stellen. Anschließend kam Florence in das Sanatorium für Nervenkranke nach Bad Kreischa, wo ihr die Flucht gelang. Beide Kliniken gab es wirklich und auch die Behandlung wird in der beschriebenen Art und Weise stattgefunden haben, denn hilfreiche Medikamente waren damals noch nicht weit entwickelt.

Im dritten Teil lernen wir Florence Freundin Clara Jenkins kennen. Sie ist ein starker Charakter, über den ich gern mehr erfahren hätte.

Lobend erwähnen möchte ich noch das umfangreiche Personenregister, in dem die zahlreichen realen Figuren mit ihren wichtigsten Eckdaten und Lebensumständen aufgeführt werden. Der ganze Roman baut auf einer umfangreichen Recherche auf, der diese Zeit deutlich widerspiegelt.


Dieser interessante Roman zeichnet eine Epoche wieder, als Amerikaner zum Stadtbild Dresdens gehörten. Es entsteht ein lebendiges Bild über die Anfänge von weiblicher Emanzipation und zeigt eine Frau, die für ihre Freiheit zu kämpfen wagt.

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