Profilbild von Zeilenliebe

Zeilenliebe

Lesejury Star
offline

Zeilenliebe ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Zeilenliebe über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.04.2019

Abstoßend und faszinierend zugleich

The Hurting
0

Allgemeines:

The Hurting – Als du mich gestohlen hast ist am 28.02.2019 bei Chicken House, einem Imprint des Carlsen Verlags, erschienen. Das Hardcover hat 386 Seiten. Autorin Lucy van Smit gewann mit ...

Allgemeines:

The Hurting – Als du mich gestohlen hast ist am 28.02.2019 bei Chicken House, einem Imprint des Carlsen Verlags, erschienen. Das Hardcover hat 386 Seiten. Autorin Lucy van Smit gewann mit dem Buch den ersten Bath Children`s Novel Award. Vom Verlag wird The Hurting ab einem Lesealter von 14 Jahren empfohlen. Persönlich würde ich dieses Lesealter auf 16 Jahre hochkorrigieren.

Bei Chicken House erscheinen Bücher, die sich an ein jugendliches Publikum richten, das gerne rasante und spannende Geschichten liest. Das Programm ist insgesamt klein und zeichnet sich durch eine große Anzahl an Debüts aus.

Inhalt:

„Nell glaubt nicht an Liebe auf den ersten Blick – bis sie Lukas begegnet. Dem attraktiven und irgendwie wilden Jungen im Wolfsmantel. Mit Lukas wird ihr Leben schöner, mit ihm kann sie glücklich sein. Doch Lukas verfolgt einen finsteren Plan und als Nell das begreift, ist sie schon mitten im Nirgendwo, hat ein Kind entführt und wird von der Polizei gesucht. Und hier, in der Einsamkeit norwegischer Wälder, beginnt für sie ein Überlebenskampf – gegen die Natur, gegen Wölfe, gegen den Schmerz und gegen den Jungen, den sie liebt.

Dieser Geschichte kann man sich nicht entziehen. Sie wühlt auf, sie überrascht und sie zerreißt einem das Herz!“ (Quelle: Verlagsseite Carlsen)

Meine Meinung:

Zu Beginn meiner Rezension möchte ich euch gleich verraten, dass The Hurting ein Buch ist, das mich zwiegespalten zurückgelassen hat. Zum einen gab es viele Elemente, die mich begeistern, berühren und schockieren konnten. Zum anderen blieb nach der Lektüre irgendwie ein schales Gefühl von „war das schon alles?“ zurück.

Van Smit gelingt es bereits nach wenigen Seiten eine schaurig beklemmende Atmosphäre zu kreieren. Sie nimmt uns Leser schon im Prolog mit in eine Welt der Berge, auf den Preikestolen, nach Norwegen. Ich konnte mir die Umgebung schnell beinahe bildlich vorstellen. Van Smit besitzt ein Talent, so zu beschreiben, dass schillernde Bilder in den Köpfen ihrer Leser entstehen. Während dieser Schilderungen begegnen wir sowohl anfangs als auch im Laufe der Geschichte allen Abgründen der Menschlichkeit, was insgesamt zu einer sehr passenden Frage der Protagonistin Nell führt:

„Vielleicht sind wir unter der Oberfläche alle Monster?“ (S. 358).

Mit dieser Frage setzt man sich während der Lektüre von The Hurting häufiger auseinander. Das hat verschiedene Gründe. Van Smit schildert die Ereignisse überaus detailliert. Sie schont ihre Leser nicht. Keine Beschreibung ist zu eklig, keine Formulierung zu drastisch, kein Verhalten zu irritierend. Van Smit zeigt genau auf, was passiert und lässt einen dadurch nahezu am Geschehen teilhaben. So manches mal habe ich mich geekelt und war froh, wenn eine Szene vorbei war. Das führt ich auch zu einem meiner Kritikpunkte: Wie kann man so naiv sein wie Protagonistin Nell es ist? So naiv, dass man, obwohl immr schlimmere Dinge passieren, nicht wirklich etwas unternimmt? Über diese Frage habe ich lange Zeit nachgedacht. Ich bin zu dem Schluss gelangt, dass Nell nicht nur naiv ist. Sie wird durch ihre Lebensumstände zu dem gemacht, was sie ist. Nell lebt in einer sehr gläubigen, ja sogar fanatischen Familie. Im Mittelpunkt dieser kleinen Familie steht ihre Schwester, die an Krebs erkrankt ist. Nell opfert sich auf, muss ihre Schwester pflegen und verbergen, dass ihr religiöser Vater Alkoholiker ist. Sie muss zu viele Lasten auf ihren schmalen Schultern tragen, weshalb ihr für die Ereignisse im Buch die Weitsicht fehlt. Alles an dem mysteriösen Jungen im Wolfsmantel schreit danach, Nell von ihm fernzuhalten. Aber natürlich zieht irgendetwas sie unwiederbringlich zu ihm hin. Was dann genau passiert und welche menschlichen Abgründe sich innerhalb der Handlung auftun, das solltet ihr selbst lesen…

Lukas ist anders als Nell ein Charakter, zu dem ich während der ganzen Geschichte keinen Zugang gefunden habe. Er wirkte von Anfang an wenig sympathisch auf mich. Weder sein Aussehen noch sein Verhalten konnten mich überzeugen. Ich habe Nell nicht verstanden, die immer wieder mit positiven Gefühlen an ihn gedacht hat, egal, was er ihr für schlimme Dinge angetan hat. Aus diesem Grund war die Geschichte für mich an vielen Stellen überzogen und manchmal auch unglaubwürdig. Man kann Lukas als sehr manipulativ bezeichnen. Was er auf keinen Fall verkörpert ist das für viele Jugendbücher typische Badboy-Image.

Insgesamt birgt The Hurting viele Themen, die Jugendliche beschäftigen. Gleichzeitig ist es eine wirklich harte Kost. Ich würde dieses schonungslos geschriebene Buch deshalb nicht ab 14 Jahren empfehlen. Leser sollten viel Leseerfahrung und ein gewisses Maß an Ekelresistenz mitbringen. Ich bin der Meinung, dass man den Inhalt des Buches nicht vollständig erfassen kann, wenn man erst 14 Jahre alt ist.

Fazit:

Ein Fazit fällt mir wirklich schwer. The Hurting hat mich zugleich fasziniert und abgestoßen.

Veröffentlicht am 17.03.2019

Tolle Geschichte für Leserinnen ab 12 Jahren

Grüne Gurken
0

Allgemeines:

Grüne Gurken ist am 13.03.2019 bei Mixtvision erschienen. Das gebundene Buch hat 224 Seiten und ist durchgängig farbig illustriert. Die Geschichte stammt aus der Feder der deutschsprachigen ...

Allgemeines:

Grüne Gurken ist am 13.03.2019 bei Mixtvision erschienen. Das gebundene Buch hat 224 Seiten und ist durchgängig farbig illustriert. Die Geschichte stammt aus der Feder der deutschsprachigen Autorin Lena Hach.

Ich habe euch kürzlich auf Instagram auch ihr Buch Ich, Tessa und das Erbsengeheimnis für Leser ab 10 Jahren gezeigt. Grüne Gurken enthält neben grünen Gurken viele witzige Grafiken, die von Katja Berlin erstellt worden sind.

Inhalt:

„Wo leben? Wen küssen?

Berlin, mitten in Kreuzberg: Lotte, neu in der Stadt, ausgesprochen tollpatschig, herrlich selbstironisch, normal begabt und total verknallt. In Vincent von Grüne Gurken. Oder so ähnlich. Auf jeden Fall in den Typen, der immer montags im Kiosk gegenüber auftaucht und genau 10 Grüne Gurken kauft.

Eine Geschichte über das, was wirklich wichtig ist: die richtige Stadt, der richtige Typ und die richtige Sorte Weingummis.“ (Quelle: Verlagsseite Mixtvision)

Meine Meinung:

Von Zeit zu Zeit mache ich bei Vorablesen mit. Vorablesen ist ein Bücherportal, auf dem man sich jede Woche für etwa 4-5 verschiedene Bücher bewerben kann. Mit Glück erhält man dann ein Buch und schreibt im Gegenzug dafür eine Rezension auf dem Portal. Ich bin dort schon seit vielen Jahren angemeldet und habe nur gute Erfahrungen gemacht. Häufig kann man die Bücher dort tatsächlich vorab, also vor dem Erscheinungsdatum, lesen. Ich habe den Eindruck, dass auf diesem Portal die Mehrheit der Leser ehrlich rezensiert und sich nicht davon beeinflussen lässt, für eine Rezension ein Buch zu erhalten. Ich gehöre jedenfalls zu diesen Lesern – aber das wisst ihr ja.

Als ich Grüne Gurken auf Vorablesen entdeckt habe, musste ich mich sofort dafür bewerben. Denn ich habe kürzlich begeistert mit einer Lerngruppe Ich, Tessa und das Erbsengeheimnis von selbiger Autorin gelesen. Mit viel Spaß, Spannung, aber auch Ernst haben wir das Erbsengeheimnis gelöst. Grüne Gurken richtet sich an eine etwas ältere Zielgruppe ab 12 Jahren. Während das Erbsengeheimnis Jungen und Mädchen einfangen konnte, sehe ich hier eher Mädchen als Zielgruppe.

Wir lernen die 14-jährige Protagonistin Lotte kennen, die neu in Berlin ist. Sie ist Einzelkind, es sind Sommerferien und sie geht eigentlich nicht gerne raus. Ihre Eltern sind hochbegabt, wollen aber einfach nicht einsehen, dass sie Lotte sehr unter Druck setzen. Alle in ihrer Familie sind hochbegabt. Da kann es doch einfach nicht sein, dass Lotte „normal“ ist. Jedenfalls aus der Sicht ihrer Eltern. Durch Zufall findet Lotte einen Ferienjob in einem Späti. Und dadurch kommen die Dinge ins Rollen. Wir lesen eine schöne Geschichte über viele Dinge, die Mädchen im Alter von Lotte beschäftigen. Lotte wirkt in sich sehr authentisch. Sie könnte wirklich 14 Jahre alt sein, handelt und entscheidet so. Als Leser kann man sich gut in ihre Perspektive hineinversetzen.

Ganz besonders sind die farbigen Illustrationen und Grafiken, die sich durch das Buch ziehen. In Farbe habe ich das so noch nicht oft gesehen. Besonders passend erscheinen die abgebildeten Diagramme vor dem Hintergrund, dass Protagonistin Lotte sie natürlich selbst zeichnet und damit ihren Alltag festhält.

Ich habe Lottes jugendliche Liebesgeschichte gerne gelesen und dabei einiges über Berlin und seine sympathischen Menschen erfahren. Viele Situationen werden sehr witzig beschrieben – der ein oder andere Lacher ist mit Sicherheit garantiert. Manchmal hätte ich mir persönlich ein wenig mehr Spannung gewünscht, das gewisse Etwas oder auch einfach eine völlig unerwartete Situation. Ich glaube aber, dass das meine ganz eigene Meinung ist. Als 12-jährige Leserin, die gerne realistische Kinder- und Jugendliteratur liest, wäre ich vollkommen zufrieden gewesen.

Fazit:

Grüne Gurken ist eine tolle Geschichte für Leserinnen ab 12 Jahren, die zudem mit ihren farbigen Illustrationen und Grafiken begeistert. Als etwas ältere Leserin hätte ich mir das ein oder andere überraschende und tiefergehende Element gewünscht – so bin ich es von der Autorin aus Ich, Tessa und das Erbsengeheimnis gewöhnt.

Veröffentlicht am 03.07.2021

Ich vermisse die Magie

Ein weißer Schwan in Tabernacle Street
0

Allgemeines:

Der achte Band der Serie um den Londoner Bobby Peter Grant ist im Oktober 2020 bei dtv erschienen. Das Taschenbuch hat 432 Seiten.

Ein weißer Schwan in Tabernacle Street hat erstmalig ein ...

Allgemeines:

Der achte Band der Serie um den Londoner Bobby Peter Grant ist im Oktober 2020 bei dtv erschienen. Das Taschenbuch hat 432 Seiten.

Ein weißer Schwan in Tabernacle Street hat erstmalig ein anderes Format als die vorhergehenden Bücher der Reihe. Zum Glück stehen meine Bücher nach Farben sortiert im Regal. Den Unmut vieler Fans kann ich dennoch nachvollziehen. Vielleicht überdenkt der Verlag diese Umstrukturierung ja noch einmal und verändert dabei auch den angestiegenen Preis.

Inhalt:

Peter Grant, unser Londoner Lieblings-Bobby und Zauberlehrling, steht vor völlig neuen privaten Herausforderungen. Welche ihn zu gleichen Teilen mit Panik und Begeisterung erfüllen. Beruflich bekommt er es mit der Serious Cybernetics Corporation zu tun, dem neuesten Projekt des Internet-Genies Terrence Skinner. Und prompt holt die Magie ihn wieder ein. Denn in den Tiefen der SCC ist ein Geheimnis verborgen, eine geheime magische Technologie, die zurückreicht bis weit ins 19. Jahrhundert, das Zeitalter von Ada Lovelace und Charles Babbage. Und die brandgefährlich ist für die Welt. (Quelle: dtv Verlag)

Meine Meinung:

Ob ich mich gefreut haben, so schnell wieder in die Welt von Ben Aaronovitch eintauchen zu dürfen? Und wie!!!

Die Bücher um den bekannten Bobby Peter Grant sind zu einem regelmäßigen Bestandteil meines Leserhythmus geworden. Seit vielen Jahren begleitet mich die Reihe und ich lese immer wieder gerne von den magischen Fällen des Follys. Auch die persönliche Geschichte von Peter entwickelt sich stetig weiter.

In dem nunmehr achten Band der Reihe, Ein weißer Schwan in Tabernacle Street, findet sich natürlich wieder jede Menge abstruser Scheiß (Zitat, sorry). Dieses Mal geht Peter in einen magischen Undercovereinsatz. Damit hat er bisher so gar keine Erfahrungen gemacht. Dadurch entstehen durchaus sehr witzige und häufig auch ungewollt komische Situationen. Aber auch in diese neue Rolle findet Peter sich ein. Wie immer eigentlich. Perfekte Grundvoraussetzungen für eine magische Sause, oder?

Anders als sonst gibt es innerhalb der Handlung eine sehr große technische Komponente. Für Aaronovitch untypisch geht der Roman dadurch eher in Richtung Scifi, da eine künstliche Intelligenz eine große Rolle spielt. Das empfand ich zwar als abwechslungsreich, für das nächste Mal wünsche ich mir aber wieder einen Fall, der in eine andere, magischere Richtung geht. Oder… vielleicht wünsche ich mir auch etwas ganz anderes. Manchmal würde ich gerne davon lesen, wie sich Peters Leben weiterentwickelt, wie er zur Ruhe kommt und mehr Einblicke in sein persönliches Erleben innerhalb seiner Familie haben. Zum Beispiel bieten die Flüsse von London immer noch so viel unerzähltes Potential. Ich meine.. Peter ist mit einem Flussgeist zusammen und bekommt nun auch Kinder, die eventuell die ein oder andere magische Komponente aufweisen dürften. Da schlummert doch mit Sicherheit automatisch die ein oder andere unerzählte Geschichte.

An manchen Tagen passiert es durchaus auch, dass ich darüber nachdenke, ob Aaronovitch ewig so weiter machen sollte. Dass er es kann, zeigt ein erneuter Vertrag über vier weitere Peter Grant Romane, von denen der vorliegende bereits einer ist. Die Leute lesen gerne vom Londoner Bobby und sie wollen immer mehr. Tatsächlich fragte ich persönlich mich während der Lektüre dieses Bandes erstmalig, ob ich die Reihe weiterlesen möchte. Mir fehlte etwas. Obwohl der Schreibstil Aaronovitchs wie gewohnt lässig, witzig und spannend zugleich ist. Ich vermute, dass dieses Etwas in der magischen Welt begründet liegt. Mir wäre durchaus ein Band allein über die magische Welt und ganz ohne Kriminalfall recht. Oder was meint ihr?

Irgendwann hat eine Reihe vielleicht aber auch einen Teils ihres Zaubers verloren oder der Autor muss etwas wagen, einen ganz anderen nächsten Band schreiben. Ich bin gespannt, wie andere Leser*innen das sehen und vor allem, wie Aaronovitch sich entschieden hat. In jedem Fall bildet auch der vorliegende Band einen lesenswerten Teil der Reihe. Bei mir ist lediglich eine gewisse Reihenmüdigkeit aufgetreten und vielleicht habe ich auch vergebens nach einem weißen Schwan gesucht. Wer weiß?

Fazit:

Alles in allem hatte ich schöne, lustige und spannende Lesestunden, die in einem der Folgebände durchaus an magischen Inhalten übertroffen werden könnten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
Veröffentlicht am 24.05.2021

Neuinterpretation des Märchens

Ein Fluch so ewig und kalt
0

Allgemeines:

Ein Fluch so ewig und kalt (Originaltitel: A course so dark und lonely) ist am 19.04.2021 bei Heyne fliegt als gebundenes Buch erschienen. Autorin des 560-seitigen Romanes aus dem Fantasygenre ...

Allgemeines:

Ein Fluch so ewig und kalt (Originaltitel: A course so dark und lonely) ist am 19.04.2021 bei Heyne fliegt als gebundenes Buch erschienen. Autorin des 560-seitigen Romanes aus dem Fantasygenre ist die internationale Bestsellerautorin Brigid Kemmerer. Brigid Kemmerer ist eine US-amerikanische Autorin.

Ein Fluch so ewig und kalt bildet den Auftakt zu einer Trilogie, die sowohl fantastische als auch märchenhafte Elemente beinhaltet.

Inhalt:

„Einst war Emberfall ein mächtiges Königreich. Dann lud der junge Prinz Rhen einen schrecklichen Fluch auf sich. Seither muss er innerhalb eines Jahres ein Mädchen finden, das ihn auf ewig liebt. Gelingt es ihm nicht, verwandelt er sich in eine Bestie, und das Mädchen muss sterben. Jahr für Jahr. Bis er Harper auserwählt, ein Mädchen aus dem heutigen Washington D.C., das schon mit ganz anderen Kerlen fertiggeworden ist. Zornig und mutig bekämpft sie ihn – bis sie den wahren Rhen erkennt. Aber wird ihre Liebe reichen, um sie beide vor dem Tod zu bewahren?“ (Quelle: Heyne fliegt)

Meine Meinung:

Ein Fluch so ewig und kalt ist ein fantastisches Buch, welches das Märchen Die Schöne und das Biest neu interpretiert und in eine Fantasywelt einbettet.

Als Leserin erwarten dich in Emberfall, dem Reich des Prinzen und Protagonisten Rhen, die klassischen Elemente eines Märchens. Dazu gehört immer ein guter Fluch, oder? Das Königreich wurde von einer mächtigen (und offensichtlich bösen) Frau verflucht und muss nun das Königreich retten. Es wäre zu einfach, wenn er dafür gegen einen Drachen kämpfen müsste. Nein, er soll das Unmögliche möglich machen: Seine wahre Liebe finden. Unzählige Frauen wurden bereits aus dem Reich der Menschen (unserer Welt) entführt, damit der Prinz seiner wahre Liebe begegnet. Mit Harper beginnt jedoch der letzte Zyklus der Suche, da im Reich Emberfall die Zeit weiterhin vergeht und der Prinz bereits 327 Durchläufe absolviert hat. Sollte er in Harper nicht seine wahre Liebe finden, wird das Königreich untergehen, der Fluch bestehen bleiben. Bis hierhin ziemlich durchsichtig, oder? Und das führt uns zu der Frage, inwiefern eine Märchenadaption eigene Elemente hervorbringen muss und darf. Inwiefern erwarten das Leserinnen vor oder während der Lektüre?

Solltet ihr hohe Erwartungen an neue Elemente innerhalb des Märchens haben, werdet ihr diese nicht finden und Ein Fluch so ewig und kalt ist kein Buch für euch. Solltet ihr jedoch genau nach dem suchen, was das Buch verspricht, dann werdet ihr euch mit Sicherheit in der Geschichte von Harper und Rhen verlieren und märchenhafte Stunden in Emberfall verbringen. Ihr dürft eben nur keine sehr großen Überraschungen erwarten. Ein paar kleinere gibt es dennoch.

Begleitet also Harper, ein in Washington D. C. aufgewachsenes Mädchen auf ihrem Abenteuer in Emberfall bzw. auf Schloss Ironrose. Harper ist ein sturköpfiges, aber auch mutiges Mädchen. An manchen Stellen ist ihre Eingliederung in die neue, mittelalterliche Welt, in der sie schnell eine ganz unerwartete Rolle spielen muss, etwas zu einfach. Ihr gelingt alles so perfekt, beinahe märchenhaft… also alles ein bisschen nach bekanntem Schema. An manchen Stellen gelingt es der Autorin dennoch, der Geschichte etwas Eigenes, etwas Tiefgang und Spannung zu verleihen. Vor allem im Bereich der bösen Zauberin und in der Ausgestaltung des Biests.

Ich hoffe sehr, dass Brigid Kemmerer sich in den Folgebänden mehr auf diese Elemente fokussiert und sich nicht in den Grundelementen des Märchens verliert. Ich erwarte mehr eigene Ideen und Überraschungen beim Lesen. Ein paar Schritte in die richtige Richtung ist Brigid Kemmerer bereits gegangen.

Der zweite Teil der Reihe, Ein Herz so mutig und schön (A heart so fierce and broken), erscheint bereits im August dieses Jahres. Wünschenswert wäre es, wenn die deutschsprachigen Ausgaben die Originaltitel der Reihe aufnehmen würden.

Fazit:

Eine Mischung aus Romantik und Fantasy. Wer den Auftakt der Ember-Fall-Trilogie liest, darf sich auf eine Neuinterpretation des Märchens Die Schöne und das Biest freuen, die bald fortgesetzt wird.

Veröffentlicht am 25.04.2021

Unerwartet

INFINITUM - Die Ewigkeit der Sterne
0

Allgemeines:

Infinitum – Die Ewigkeit der Sterne ist am 15.09.2020 in der Verlagsgruppe Droemer Knaur als gebundenes Buch erschienen. Autor des 960 seitigen Romanes ist niemand anderes als Christopher ...

Allgemeines:

Infinitum – Die Ewigkeit der Sterne ist am 15.09.2020 in der Verlagsgruppe Droemer Knaur als gebundenes Buch erschienen. Autor des 960 seitigen Romanes ist niemand anderes als Christopher Paoloni.

Leserinnen seiner bisherigen Bücher müssen sich mit Infinitum auf ein neues Genre einlassen. Anders als die bekannte Eragon-Reihe des Bestseller-Auroren ist Infinitum der Science Fiction zuzuordnen. Es handelt sich zudem um ein Buch für erwachsene Leserinnen.

Inhalt:

„Neue Welten zu untersuchen ist alles, wovon die junge Forscherin Kira Navarez jemals geträumt hat. Doch ein harmloser Auftrag auf einem fernen Planeten lässt Kiras Traum zum größten Albtraum der Menschheit werden:
Bei der abschließenden Untersuchung des Planeten, der in Kürze kolonialisiert werden soll, stürzt Kira in eine Felsspalte – und entdeckt etwas, das kein menschliches Auge zuvor erblickt hat. Es wird sie vollständig und für immer verwandeln.
Kira ist allein. Wir sind es nicht. Und wir müssen einen Weg finden, um zu überleben.“ (Quelle: Verlagsgruppe Droemer Knaur)

Meine Meinung:

Wie fange ich diese Rezension bloß an?

Vielleicht erzähle ich euch einfach meine persönliche Geschichte zu Infinitum und Paolini. Paolini begleitet mich schon seit meiner Kindheit. Ich habe die Bücher verschlungen. Nicht nur ich, meine ganze Familie hat sie alle gelesen. Dadurch hatten wir viel Gesprächspotential, denn obwohl wir alle gerne lesen, lesen wir doch häufig eher in unterschiedlichen Genres. Die Welt von Eragon bot uns so viele Möglichkeiten, wir träumten, malten uns neue Abenteuer aus und besprachen verschiedenste Theorien.

Natürlich war in Stein gemeißelt, dass ich jedes neue Buch von Paolini lesen musste. Und so fieberte ich dem Erscheinen von Infinitum voller Spannung entgegen. Mit Sicherheit würde es ganz anders werden, aber bei diesem Autor muss einfach etwas Gutes herauskommen.

Ich habe das Buch im September begonnen zu lesen. Nach etwa 300 Seiten konnte ich einfach nicht mehr. Paolini hat eine interessante Welt geschaffen. Obwohl wir uns in einem anderen Genre befinden, konnte ich mich aber einfach nicht mit dem Roman und seinen Geschehnissen identifizieren. Auf mich wirkte alles zu komplex, dabei aber in vielen Entwicklungen dennoch vorhersehbar. Diese Kombination passte für mich überhaupt nicht zusammen.

Ich tat dann etwas, was ich von mir niemals erwartet hätte: Ich habe das Buch zur Seite gelegt und aufgegeben. Wenn man in der Bookstagram-Welt unterwegs ist, tauscht man sich häufig über Gelesenes aus. So auch dieses Mal. Ich war tatsächlich nicht alleine. Vielen erging es so wie mir. Als alte Paoloni-Fans waren die Erwartungen wohl einfach zu anders und nicht unbedingt mit dem neuen Buch in Einklang zu bringen. Vielleicht wäre es jemandem, der das Buch als Science Fiction-Fan gekauft hat, völlig anders ergangen als mir und meinen Kolleginnen?

Im Februar/März diesen Jahres war ich so weit, dass ich dem Buch gerne noch eine Chance geben wollte. Manchmal gibt es die richtige Zeit für das richtige Buch. Und so war es auch bei mir. Die Geschichte erfasste mich wie ein Sog, ich saugte die Handlung auf und wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht.

Paolini entwickelt eine so andere Geschichte, ist viel erwachsener geworden. So auch seine Protagonisten, die unaussprechliche Dinge erleben. Gewalt, das Universum und ein Wille zu überleben, prägen die Entwicklungen der Geschichte. An mancher Stelle hätte ich mir jedoch noch mehr Handlung gewünscht. Langatmigkeit ist etwas, das ich von Paoloni bisher nicht kannte. Eine gefühlte Ewigkeit reisen die Gefährten einfach nur durch den Weltraum. Obwohl sie ein Ziel haben, passiert kaum etwas. Während dieser endlosen Reisen entwickelt sich Protagonistin Kira zwar enorm weiter, diese Entwicklung hätte in meinen Augen aber auch weniger detailliert dargestellt werden können.

Die Crew bildet dabei eine gekonnte Abwechslung. Mein persönliches Highlight war das Bordschwein (eine Katze gibt es auch), tatsächlich ist das aber nicht einmal das ungewöhnlichste Crewmitglied. Paolini hat hier mit viel Fingerspitzengefühl Charaktere zusammengeführt, die ein wildes, aber stimmiges Gesamtbild ergeben. Vor allem, da sie verschiedener nicht sein könnten, aber dennoch eine Familie bilden.

Ein kritisch zu sehender Punkt ist das Ende der Geschichte. Ich empfand das Ende etwa 250 Seiten vor Schluss bereits vorhersehbar, obwohl ich nie in diesem Genre lese. Auch Paoloni selbst ist nicht vollständig zufrieden mit Infinitum. Sein Nachwort ist sehr reflektiert und spannend zu lesen.

Er hat auch die ein oder andere Parallele zu Eragon in die Geschichte eingebaut, eine Parallele konnte ich im Nachhinein entdecken, vielleicht fallen euch noch andere auf. Ich wünsche mir, dass Paolini sich zukünftig wieder zurück in die Fantasy begibt. Vielleicht stimmt ihr mir zu, vielleicht nicht. Aber ich glaube, dass er sich dort in seinem nächsten Roman vertrauter und gekonnter bewegen wird.

Fazit:

Eine faszinierend komplexe Geschichte, die jede/n Leser
in herausfordert und auf die man sich einlassen muss. Wenn man das tut, zieht sie einen größtenteils mit, weist aber auch Längen auf.