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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.04.2021

Berührend ehrlich

Das Jahr ohne Worte
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„Das Jahr ohne Worte“ beschreibt auf sehr ehrliche und anschauliche Weise die schwere Last einer Erkrankung eines nahen Angehörigen und den Umgang mit dieser.
Die Autorin nimmt einen mit auf eine wahnsinnig ...

„Das Jahr ohne Worte“ beschreibt auf sehr ehrliche und anschauliche Weise die schwere Last einer Erkrankung eines nahen Angehörigen und den Umgang mit dieser.
Die Autorin nimmt einen mit auf eine wahnsinnig rührende Reise.
Es geht um Liebe, Verantwortung, Vertrauen, Hass, Demütigung, Vorwürfe, falschen Stolz, widersprüchliche Gefühle... die ganze Palette von Emotionen, welche mit einer aussichtslosen Situation einhergeht.
Der Tatsachenbericht berührt auf wundersame Weise und führt vor allem , wenn man selbst von Krankheit naher Angehöriger betroffen ist (wenn auch nicht dieser), zu großen Gefühlen.
Er zeigt aber auch das es immer einen Weg gibt, dass man mehr ertragen kann, als man je gedacht hätte und das die Welt sich weiter dreht.
Ich habe viel Mitgefühl für die Autorin und finde es beeindruckend, wie sie trotz aller Zweifel, Vorwürfe und Missverständnisse nie den Glauben an sich und das Gute in den Menschen verloren hat.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Auf einen Neuanfang

Wir für uns
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Wir für uns ist ein bewegender Roman, welcher aufzeigt, dass das Schiksal unergründlich ist und genau weiß, was es tut. Es bringt Menschen zusammen, die auf den ersten Blick nichts miteinander gemein haben ...

Wir für uns ist ein bewegender Roman, welcher aufzeigt, dass das Schiksal unergründlich ist und genau weiß, was es tut. Es bringt Menschen zusammen, die auf den ersten Blick nichts miteinander gemein haben und erzählt auf wunderbare Weise von Freundschaft, Liebe und Neuanfang.

Josie ist Anfang 40 und lebt seit 9 Jahren mehr oder weniger mit Bengt zusammen. Sie führen eine sehr merkwürdige Beziehung und sehen sich nur Dienstags, wenn Bengt sich von seiner eigentlichen Familie loseisen kann. Josie nimmt dies jahrelang so hin, stellt ihre eigenen Bedürfnisse zurück und lebt nur für diesen einen Wochentag, aber die ungewollte Schwangerschaft ändert alles. Die Entscheidung für das Kind und damit gegen Bengt, stellt sie vor Herausforderungen bedeutet aber auch einen Neuanfang.
In der Entscheidungsphase trifft sie , durch einen Zufall, auf Kathi. Sie hat gerade erst ihren Mann verloren und schottet sich von allen ab, freundet sich aber schnell mit Josie an.
Gemeinsam meistern die beiden Frauen die schwierige Phase in ihrem Leben.

Barbara Kunraths Schreibstil ist sehr angenehm und leicht zu lesen. Mit viel Gefühl geht sie auf schwierige Themen ein und es macht Spaß die Entwicklung der Protagonisten zu verfolgen.

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Veröffentlicht am 07.06.2021

Sehr wertvolle Aussagen fürs Leben

Den Mund voll ungesagter Dinge
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Ich bin das alles.
Und das ist erst der Anfang.

Sophie hatte es bisher in ihrem Leben nicht leicht. Ihre Mutter hat sie kurz nach der Geburt verlassen und sie lebt seitdem mit ihrem Vater allein. Sie ...

Ich bin das alles.
Und das ist erst der Anfang.


Sophie hatte es bisher in ihrem Leben nicht leicht. Ihre Mutter hat sie kurz nach der Geburt verlassen und sie lebt seitdem mit ihrem Vater allein. Sie fühlt sich einsam, ungeliebt und kompensiert das, indem sie wahllos mit Jungs schläft. Es hinterlässt jedesmal eine Leere in ihr, aber sie kann es auch nicht lassen. Es ist wohl eine Art Bestätigung für sie.
Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass ihr bester Freund Lukas vor ein paar Monaten nach Paris zu seiner Freundin gezogen ist, steht nun ihr eigener Umzug von Hamburg nach München an. Ihr Vater hat eine Frau kennengelernt und möchte, kurz vor den Abi-Prüfungen, nun zu ihr und ihren beiden Söhnen ziehen.
Sophie möchte das alles nicht und versucht anfangs dagegen zu spielen. Dies ändert sich schlagartig, als sie Alex, das Nachbarsmädchen kennenlernt. Die beiden Freunden sich an, aber es fühlt sich nicht wie eine normale Freundschaft an...

Den Mund voll ungesagter Dinge beschreibt auf sehr schöne und einfühlsame Art den Weg einer jungen Frau. Sie ist auf der Suche nach sich selbst und muss auf dem Weg dahin einige Hürden überwinden.
Die Protagonistinnen Sophie und Alex sind sehr sympathisch. Sie sind ganz normale Teenager und man kann sich gut in sie hineinversetzen. Beide sind in einer Findungsphase, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Die Beschreibungen der Gedankengänge lassen sich gut nachvollziehen, vor allem, wenn man selbst mal ein 17-jähriges Mädchen war
Die Geschichte spiegelt sehr gut die Zerrissenheit, Unsicherheit, aber auch Freude, und Begeisterungsfähigkeit von Jugendlichen wieder. Sie ist ein Abbild der Zeit, mit allen Höhen und Tiefen, die eine Selbstfindungsphase mit sich bringt.

Das eigentliche Thema, die Liebe zwischen zwei Mädchen, wird zwar gut aufgefasst und beschrieben, aber meiner Meinung nach wird hier sehr schwarz/weiß gemalt. Dieses Thema ist so vielfältig und hätte gern etwas ausführlicher und von mehreren Blickwinkeln betrachtet werden können.

Der Schreibstil von Anne Freytag ist sehr gut. Ich habe das Buch in 4 Tagen durchgelesen Sie versteht es sich in die Phsyche von Jugendlichen hinein zu versetzen.

Ich lege dieses Buch allen ans Herz, die noch nicht so richtig heraus gefunden haben, wer sie sind. Und damit meine ich nicht nur Jugendliche. In jedem Alter sind die übermittelten Aussagen des Buches richtig und wichtig.

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Veröffentlicht am 21.08.2023

Eine Geschichte des Scheiterns

Nichts in den Pflanzen
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Leila ist jung, hat gerade einen Vertrag als Drehbuchautorin bekommen, feiert gern, hat einen lieben Freund… eigentlich könnte sie ein tolles, unbeschwertes Leben führen. Aber sie steckt in einer Schreibblockade, ...

Leila ist jung, hat gerade einen Vertrag als Drehbuchautorin bekommen, feiert gern, hat einen lieben Freund… eigentlich könnte sie ein tolles, unbeschwertes Leben führen. Aber sie steckt in einer Schreibblockade, kann sich zu nichts aufraffen, betrügt und belügt ihren Freund, ist ganz allgemein nicht gerade nett. Während alle um sie herum ihr Leben im Griff haben, sich weiterentwickeln und Ziele verfolgen, rutscht sie immer mehr ab, trinkt zu viel, macht nur noch Party, setzt ihren Traum in den Sand.
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Nora Haddada hat mit ihrer Protagonistin eine absolute Antiheldin erschaffen. Leila zu mögen fällt unheimlich schwer. Es ist nicht so, dass ich es nicht gewollt oder probiert hätte, aber sie ist halt unglaublich gemein. Ob dies nun an ihrer Schreibblockade liegt oder ob sie einfach immer so ist, lässt sich schwer beurteilen, aber am Ende macht dies keinen Unterschied. Nur weil etwas im Leben nicht wie gewollt läuft, kann man nicht alle anderen schlecht behandeln.

„Verliebtheit ist ein merkwürdiger Zustand, den man gezielt und selbstwirksam anleiert, um schließlich trotzdem überrascht zu sein, wenn er mit voller Wucht über einen hinwegfegt und das ohnehin mittelmäßige Wahrnehmungsspektrum des Menschen auf genau einen Teil reduziert.“ (S. 43)

Anfangs bekommt man den Eindruck, dass sie wirklich auf Grund ihres Verliebtseins, falsche Prioritäten setzt, mit der Zeit hat man aber einfach das Gefühl, dass sie faul ist, dass sie mit sich so unzufrieden ist und dafür alle in ihrem Umfeld büßen müssen.
Jedes Mal wenn sie sich an das Drehbuch setzen will, tauchen kleine schwarze Fliegen auf, die sich auf dem Bildschirm niederlassen und sie vom arbeiten abhalten. Sie weiß nicht, wo sie herkommen, mit fortschreitender Zeit werden es immer mehr, nur eins steht fest: es ist „nichts in den Pflanzen“. Ich denke zu erwähnen, dass ich diese Fliegen für reine Einbildung halte, ist nicht nötig. Eher sehe ich darin eine Metapher für das immer größer werdende schwarze Loch in ihr. Sie wirkt mal manisch, mal depressiv, ab und an auch paranoid.
Schaut man sich das große Ganze an, ergibt sich eine Erzählung über das Scheitern, eine Geschichte über die Zustände und das Konkurrenzdenken in der Filmindustrie, ein Buch über eine junge Frau, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden hat und wie ich denke, dringend Hilfe bräuchte.
Sprachlich konnte mich das Buch absolut überzeugen. Haddada‘s Schreibstil ist toll, locker und leicht, fliegt man nur so durch die Seiten. Bei der Story bin ich mir nicht sicher. Es mag an meiner Abneigung gegenüber Leila liegen, oder auch an der Tatsache, dass einfach vieles ungeklärt bleibt, aber so richtig mitreißen konnte mich die Geschichte nicht.
Nichtsdestotrotz ist es ein gutes Buch, welches schon auf Grund der Sprache lesenswert ist. Sicher werden es sehr viele sehr gern mögen.

Veröffentlicht am 15.08.2023

Solides Debüt das teilweise zu viel wollte

Die Bücherjägerin
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Sarah hat in jungen Jahren ihre Eltern verloren und wächst zusammen mit ihrer Schwester Milena bei ihrer Tabte Amalia auf. Amalia ist Restauratorin und Sammlerin, handelt mit Antiquitäten, und auch Sarah ...

Sarah hat in jungen Jahren ihre Eltern verloren und wächst zusammen mit ihrer Schwester Milena bei ihrer Tabte Amalia auf. Amalia ist Restauratorin und Sammlerin, handelt mit Antiquitäten, und auch Sarah steigt und das Geschäft ein. Sie kann mit Menschen nicht viel anfangen, da sie Probleme hat die Gefühle anderer zu interpretieren. Daher lebt sie in ihren Büchern, erfährt die Welt durch das gelesene Wort.
Als Amalia stirbt steht erstmal alles Kopf. Die Firma kurz vor dem Ruin, ein heilloses Durcheinander und dann taucht auch noch Ben, ein Bibliothekar aus London, auf und fragt nach einer alten Karte, der Amalia auf der Spur war.
Anfangs überfordert mit der Situation entscheidet sich Sarah, Ben bei der Suche zu helfen und die beiden hangeln sich an den mauen Informationen lang, die Amalia hinterlassen hat.
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Ich bin etwas zwiegespalten was das Buch angeht.
Auf der einen Seite ist es toll geschrieben und liest sich in einem Ruck weg. Vor allem die Beschreibungen der alten Villa, vollgestopft mit alten Büchern, Karten und Antiquitäten haben mir wirklich gut gefallen und lassen das Herz von Bücherliebhaber*innen höher schlagen, denn mal ehrlich: Wer will nicht in einem großen Haus mit wahnsinnig vielen Büchern leben?
Auch das Thema Neurodivergenz an Hand von der Protagonistin Sarah fand ich gut dargestellt und konnte ihr Verhalten an vielen Stellen nachvollziehen. Wie dabei Ben mit ihr interagiert und ganz von sich aus richtig handelt und ihr Hilfestellungen gibt, fand ich süß und passend für die Geschichte. Auch Amalias Umgang damit fand ich hervorragend: „𝘌𝘴 𝘪𝘴𝘵 𝘰𝘬𝘢𝘺, 𝘴𝘪𝘤𝘩 𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘞𝘦𝘪𝘭𝘦 𝘪𝘯 𝘉𝘶̈𝘤𝘩𝘦𝘳𝘯 𝘻𝘶 𝘷𝘦𝘳𝘴𝘵𝘦𝘤𝘬𝘦𝘯, 𝘸𝘦𝘯𝘯 𝘥𝘪𝘳 𝘥𝘪𝘦 𝘞𝘦𝘭𝘵 𝘻𝘶 𝘷𝘪𝘦𝘭 𝘸𝘪𝘳𝘥, 𝘮𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘒𝘭𝘦𝘪𝘯𝘦. 𝘋𝘢𝘧𝘶̈𝘳 𝘴𝘪𝘯𝘥 𝘉𝘶̈𝘤𝘩𝘦𝘳 𝘥𝘢.“ (𝘚. 152)
Ebenfalls gut integriert waren die Themen Rassismus und Kolonialismus. Es wurde immer mal wieder eingebaut und hatte durchaus Bezug zur Handlung.
Auf der anderen Seite gab es Dinge, die ich nicht gut umgesetzt fand. Zum einen wäre da die gendergerechte Sprache. Die Autorin verwendet in einem wilden Mischmasch mehrere Formen. Mal das generische Maskulinum/Femininum, mal die Form mit BinnenI, mal Sternchen… Es wird zwar um Nachwort erklärt, warum dies so gemacht wurde (um die Diversität unserer Sprache hervorzuheben), beim Lesen ist es aber einfach nur verwirrend und m.E. auch nicht wirklich inklusiv.
Des Weiteren wurden Themen wie Feminismus und Geschlechtsidendität eingebaut, allerdings nicht wirklich in einem Zusammenhang zur Geschichte, sodass es doch sehr konstruiert wirkte und den Anschein machte, als wolle es unbedingt erwähnt werden. Ich steh wirklich auf solche Themen, finde es wichtig dass darüber gesprochen wird und auch, dass es auf natürliche Weise in Romane einflißt, hier war es mir aber einfach too much und nicht passend.
Auch sind mir verhältnismäßig viele Schreib- und Druckfehler ins Auge gesprungen, was den Lesefluss teilweise behindert hat und hoffentlich in der 2. Auflage behoben wird.
Ich glaub mein größtes Problem mit der Geschichte war aber, dass es sich für mich nicht hat einordnen lassen. Es ist ein bisschen Romanze, ein bisschen Abenteuerroman, ein bisschen Aufklärungsbuch, aber halt alles nur so ein bisschen.
Nichtsdestotrotz war es ein gutes Buch, was sich angenehm lesen lässt. Viele mögen es oder werden es mögen, daher macht euch wie immer gern selbst ein Bild.