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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.06.2022

Was alles schief laufen kann...

Schneiderei Graf - Schicksalszeiten
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Dieser Roman aus den Nachkriegsjahren schildert das Leben einer jungen Frau, die auf eigenen Beinen stehen möchte und eine Ausbildung als Damenschneiderin anstrebt.

Das klingt total trocken und schon ...

Dieser Roman aus den Nachkriegsjahren schildert das Leben einer jungen Frau, die auf eigenen Beinen stehen möchte und eine Ausbildung als Damenschneiderin anstrebt.

Das klingt total trocken und schon hundertmal gelesen, aber Sabine Kriesmer bringt ganz neue Aspekte in diese Zeit. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber auch wenn ich so manches zwischendurch geahnt habe, habe ich früher noch nie über manche Themen nachgedacht. Dass es so etwas auch gab, hat mich erstaunt, aber klar... was hätte man tun sollen?

Eigentlich liebe ich Bücher mit Happy End, aber manchmal kann ich mich auch ohne richtiges Happy End mit dem Buch anfreunden. Hier ist alles schlüssig und irgendwie gut so. Ich denke, das Leben kann auch gut werden, wenn man nicht alles bekommt... (obwohl es sonst vielleicht noch besser wäre).

Ich weiß nicht, ob mich die genauen Ortsangaben vielleicht etwas nerven würden, wenn ich nicht aus Bonn käme. Aber so konnte ich mir die Orte gut vorstellen (auch wenn ich die Straßennamen nicht alle kannte - vor allem nicht die früheren).

Ich bin noch völlig geflasht von dem Roman und würde am liebsten direkt weiterlesen mit dem zweiten Band.

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Veröffentlicht am 09.11.2021

Spannendes Südstaaten-Drama

Das Leuchten der Sehnsucht - Töchter der Freiheit
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Annie Braun ist auf einer Farm in Nebraska als Tochter deutscher Einwanderer aufgewachsen. Einer ihrer Brüder ist schon vor ihrer Geburt gestorben, den anderen glaubt sie auf dem Weg in den Westen verloren. ...

Annie Braun ist auf einer Farm in Nebraska als Tochter deutscher Einwanderer aufgewachsen. Einer ihrer Brüder ist schon vor ihrer Geburt gestorben, den anderen glaubt sie auf dem Weg in den Westen verloren. In jungen Jahren haben Annie und ihre Schwester Sophia auch noch ihre Eltern verloren und lebten von nun an bei einem Onkel in New York, zusammen mit Cousin Marcus und Cousine Jennifer.

Sophia findet ihre große Liebe Philipp Alley, mit dem sie auf eine Farm nach Kansas zieht und dort Zwillinge zur Welt bringt. Das fruchtbare Tal wird ständig von einer Bande überfallen, so dass sich die Alleys mit ihren Nachbarn zusammen tun, um eine Bürgerwehr zu organisieren. Das ist aber nur ein Nebenstrang des Romans, um das Leben und die Probleme in den Nordstaaten kurz vor Ausbruch des amerikanischen Bürgerkriegs zu beschreiben.

Die eigentliche Handlung des Romans beginnt aber 1859 mit Annies Reise nach South Carolina, wo ihr Onkel eine Anstellung als Lehrerin für sie arrangiert hat. Sie wird zwei Töchter eines reichen Plantagenbesitzers unterrichten und lernt so die Gegebenheiten im amerikanischen Süden kennen. Immer wieder wird sie mit einem ungewohnten Luxus und der ihr völlig fremden Behandlung der Sklaven konfrontiert. Während sie sich mit dem Luxus arrangiert kann sie den unmenschlichen Umgang mit den Sklaven überhaupt nicht akzeptieren und mischt sich immer wieder ein.

Obwohl die Sklaven auf Birch Island verhältnismäßig gut behandelt werden, gibt es auch hier Missstände, die aus heutiger Sicht (und auch damals aus Sicht der Nordstaatler) absolut grauenhaft sind: So wird eine Sklavin vergewaltigt und zieht den Sohn ihres „Besitzers“ auf. Klar, dass Annie sich mit einigen Sklaven anfreundet, aber ihre Hilfe bringt diese manchmal in noch größere Gefahr. Die Ausweglosigkeit der Sklaven wird sehr deutlich, als Annie einige Bilder ihrer schwarzen Freundin Chrystal in den Norden verkauft: Chrystal weiß mit dem Geld nichts anzufangen, denn sie darf im Süden nichts besitzen und sieht auch im Norden keine Zukunft. Die Sklaven hoffen einfach auf eine bessere Zukunft für die Generationen nach ihnen, und für sich selbst auf ein besseres Leben bei Gott.

Annie ist eine Protagonistin nach meinem Geschmack: sie ist mitfühlend und verständnisvoll, hält ihre Meinung nicht zurück und eckt überall an. Trotzdem wird sie von ihren Arbeitgebern wie ein Familienmitglied aufgenommen, zumindest von den meisten. Natürlich gibt es auch in dieser Familie Menschen, die den Luxus einfach nur genießen und die Sklavenhaltung als angenehme Gegebenheit hinnehmen. Zwischen dem Sohn David, der Medizin studiert, und Annie bahnt sich eine romantische Beziehung an, die aber noch unterdrückt wird, da David einer anderen Frau versprochen ist.

In den Monaten im Süden lernt Annie auch andere Plantagen kennen und muss feststellen, dass nicht nur die Sklaven dort schlechter behandelt werden. Zweckehen sind an der Tagesordnung, und so verhilft sie ihrer neuen Freundin Susanna Belle zur Flucht in den Norden, wo diese mit Annies Cousin Marcus ein neues Leben beginnen will. Der Fluchtversuch scheitert zwar, aber das Blatt wendet sich am Ende doch noch zum Guten für das Paar.

Der Schreibstil des Autorenpaars gefällt mir sehr. Der Roman liest sich sehr flüssig, man fiebert mit den Protagonisten und lernt fast unbemerkt einiges über den Lebensstil, die Entwicklung und geschichtliche Hintergründe. Die Personen sind allerdings zum größten Teil sehr festgelegt: Es gibt „Gute“ und „Schlechte“, aber wenige, die irgendwie dazwischen liegen. Mir ist das ein bisschen zu schwarz-weiß.
Ansonsten eine absolute Leseempfehlung für alle, die gerne romantische Handlung verknüpft mit Geschichte lesen. „Das Leuchten der Sehnsucht“ ist der Auftakt einer Südstaaten-Saga und ich freue mich auf die Fortsetzung!

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Veröffentlicht am 13.07.2021

Für jedes Alter

Rubinrot
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Ich mag die Bücher von Kerstin Gier sehr gerne, aber diese Trilogie habe ich lange nicht gelesen, weil es eine Jugendbuchreihe ist. Nun hat es sich ergeben, dass ich im Urlaub damit angefangen habe, und ...

Ich mag die Bücher von Kerstin Gier sehr gerne, aber diese Trilogie habe ich lange nicht gelesen, weil es eine Jugendbuchreihe ist. Nun hat es sich ergeben, dass ich im Urlaub damit angefangen habe, und was soll ich sagen?
Ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen und hab alle drei Bücher verschlungen.
Kerstin Gier schreibt wie immer mit viel Humor und Gefühl. Die Charaktere sind einfach liebenswert und ich fiebere total mit.

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Veröffentlicht am 22.05.2021

Spannende Flucht

Die Tochter der Toskana
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Ich mag Bücher über frühere Zeiten. Wenn dann auch noch Liebe im Spiel ist, dann ist es perfekt.
Nach dem Lesen des Klappentextes hatte ich zwar etwas ganz anderes erwartet, aber die Einbeziehung der italienischen ...

Ich mag Bücher über frühere Zeiten. Wenn dann auch noch Liebe im Spiel ist, dann ist es perfekt.
Nach dem Lesen des Klappentextes hatte ich zwar etwas ganz anderes erwartet, aber die Einbeziehung der italienischen Geschichte mit den Carbonari war sehr spannend.

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Veröffentlicht am 28.04.2021

Mitreißende Biographie

Die Rebellion der Alfonsina Strada
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Alfonsina Strada war die einzige Frau, die jemals an einer der großen Radsport-Rundfahrten teilgenommen hat. Schon allein diese Tatsache hat mich an dem Buch von Simona Baldelli nicht vorbei gehen lassen, ...

Alfonsina Strada war die einzige Frau, die jemals an einer der großen Radsport-Rundfahrten teilgenommen hat. Schon allein diese Tatsache hat mich an dem Buch von Simona Baldelli nicht vorbei gehen lassen, und das war gut so. Sie schildert den Lebensweg von Alfonsina Strada so mitreißend und empathisch, dass das Buch in die Liste meiner Lieblingsbücher aufgenommen wird.

Alfonsina war einfach eine tolle Frau, die sich aus ärmsten Verhältnissen heraus gegen den Willen ihrer Familie zur Rennradfahrerin gekämpft hat. Anfang des 20. Jahrhunderts musste sie sich dabei nicht nur gegen Männer durchsetzen, sondern auch die Frauen hatten kein Verständnis dafür, dass sie nicht den vorgegebenen Weg als Mutter und Hausfrau einschlug. Als "Hure" und "Irre" wurde sie beschimpft, aber die Liebe zum Radsport war größer.

In Rückblenden erlebt der Leser Höhen und Tiefen im Leben der starken Frau. Die größte Unterstützung bekommt sie von ihrem geliebten Ehemann Luigi, der aber nach wenigen glücklichen Jahren in einer Nervenheilanstalt gepflegt werden muss. Bei ihren Besuchen muss Alfonsina miterleben, wie aus ihrem größten Fan eine bloße Hülle wird, nicht mehr fähig sie zu erkennen.

Als nach dem ersten Weltkrieg keine Frauenrennen mehr stattfinden, tritt Alfonsina bei Bahnrennen auf und sogar im französischen Zirkus. Als gar nichts mehr geht, kehrt sie nach Hause zu ihrer Familie zurück, wo sie ein Bett mit Laken drum herum als einzigen Rückzugsort hat.

1924 will sie es noch einmal wissen und meldet sich zum Giro d´Italia an. Im Buch stimmen die Organisatoren dem zu, da die großen Rennfahrer nicht an der Tour teilnehmen und sie mit Alfonsina mehr Publicity wittern. In anderen Quellen heißt es meist, dass sie erst kurz vor dem Rennen erfuhren, dass Alfonsin Strada eine Frau ist.

Sie fährt das Rennen ihres Lebens, und trotz schwerer Verletzungen und viel Häme gibt sie nicht auf. Auf der achten Etappe bricht ihr Lenker und sie ersetzt ihn mit einem Stück Besenstiel, den sie von einer Bäuerin bekommt. Sie schafft es bis ins Ziel, fällt aber aus der Wertung. Trotzdem darf sie das Rennen bis zum Schluss mitfahren und kommt in der Gesamtwertung 28 Stunden nach dem Sieger an.

Nach dem Tod von Luigi heiratet sie Carlo Messori, einen Rennfahrerkollegen, mit dem sie eine Werkstatt in Mailand eröffnet. Auch Carlo überlebt sie.

Simona Baldelli schildert in ihrem Roman auch den letzten Tag der Alfonsina Strada: mit ihrer Moto Guzzi fährt sie nach Varese zu einem Radrennen, um dort alte Freunde zu treffen. Ihre Erwartungen an den Tag werden nicht erfüllt: Niemand erkennt die große Rennradfahrerin und sie kommt einfach nicht zu ihren früheren Wegbegleitern durch. Enttäuscht kehrt sie nach Mailand zurück und bricht dort mit einem Herzanfall zusammen.

2017 wird in einem Mailänder Wohnviertel eine Straße nach ihr benannt; ihr Rennrad befindet sich im Museo de Ciclismo Madonne del Ghisallo am Comer See.

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