Cover-Bild Die Beichte einer Nacht
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 28.04.2021
  • ISBN: 9783257071429
Marianne Philips

Die Beichte einer Nacht

Eva Schweikart (Übersetzer)

In einer Nervenklinik vertraut Heleen einer Nachtschwester ihre Lebensgeschichte an. Sie erzählt vom Aufwachsen in einer kinderreichen protestantischen Familie, ihrem gesellschaftlichen Aufstieg, den sie sowohl ihrer eigenen Schönheit als auch ihrem Sinn für Schönes zu verdanken hat. Und sie berichtet von ihrer großen Liebe Hannes und von den ungeahnten Folgen ihrer brennenden Eifersucht.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.05.2021

Der Sprung

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Heleen befindet sich in einer psychatrischen Klinik. Eines Abends setzt sie sich zur Nachtschwester und erzählt ihr ihre Lebensgeschichte in Form einer Beichte. Aufgewachsen in einer kinderreichen Familie, ...

Heleen befindet sich in einer psychatrischen Klinik. Eines Abends setzt sie sich zur Nachtschwester und erzählt ihr ihre Lebensgeschichte in Form einer Beichte. Aufgewachsen in einer kinderreichen Familie, als Ältestes Kind musste sie schon bald Verantwortung für ihre Geschwister übernehmen. Besonders genervt ist sie von ihrer jüngsten Schwester Lientje. Einem Säugling, der ständig am Plärren ist. Beinahe hätte sie was Unüberlegtes getan. Heleen schafft den Sprung aus dem ärmlichen Milieu in eine bessere Gesellschaft. Das ihr das gelingt, hat sie vor allem ihrer Schönheit, ihrem Sinn für Ästhetik und ihrer Kreativität zu verdanken. Ihre große Liebe lernt sie ausgerechnet über Lientje kennen.

Der Roman ist ein in Vergessenheit geratener Klassiker. Er erschien zum ersten Mal im Jahre 1930. Marianne Philips, die Autorin, wurde 1886 in Amsterdam geboren und verstarb nach einer längeren schweren Krankheit im Jahre 1951. Sie verstand das Schreiben als Therapie, weshalb auch viel Autobiographisches in das Buch eingeflossen ist. Denn auch Marianne Philips musste sich ihren Weg aus ärmlichen Verhältnissen hart erarbeiten.

Während der Roman nur langsam an Fahrt gewinnt und die Protagonistin anfangs nur am Klagen über ihre Bettgenossinnen ist, kommt später überraschen Spannung auf. Der Roman wird in Form eines Monologs erzählt. Eine etwas gewöhnungsbedürftige Erzählweise. Für Heleen empfand ich ehrliche Bewunderung, der es gelang in dieser für Frauen chancenarmen Zeit ihren Weg zu gehen. Die Protagonistin ist mutig und zaudert nicht. Und sie kennt ihren Wert. Das betont sie immer wieder. Diese Sichtweise fand ich hoch interessant. Denn viel Menschen verkaufen sich besonders in der Arbeitswelt unter ihrem Wert. Aber kann man seinen Wert wirklich am Materiellen festmachen? Heleen macht es mir als Leserin dennoch schwer, sie wirklich sympathisch zu finden. Sie liebt ihre Außenwirkung zu stark, und kommt nicht damit zurecht, dass sie nicht die junge anziehende Frau bleibt. Hier erkenne ich große Parallelen zu Frauen aus dem heutigen Showbiz, die ihr Alter ebenfalls nicht akzeptieren können, was zum Teil groteske Ausmaße annimmt.

In „Die Beichte einer Nacht“ geht es um starke Gefühle. Liebe, Eifersucht, Hass, Ängste. Gefühle, die die Macht haben, einen Menschen innerlich zu zerstören. Heleen werden ihrer Gefühle zum Verhängnis, sie verliert die Selbstkontrolle., wird von Zweifeln aufgefressen. Im Rückblick sieht Heleen ihren Lebensweg durchaus kritisch.

Mich hat das Buch nach anfänglichen Schwierigkeiten stark gefesselt und ich konnte es bis zum Schluss nicht mehr aus der Hand legen. Keine leichte Lektüre, aber absolut faszinierend und zum Nachdenken anregend. Ich wurde nicht nur unterhalten, ich wurde angehalten, tiefer in die Lektüre einzutauchen und mich auch noch nach dem Lesen länger damit zu beschäftigen. Deshalb von mir eine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 01.05.2021

fesselnde Lebensbeichte

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" Die Beichte einer Nacht " ist ein unglaubliche sehr emotionale Geschichte aus dem Jahr 1930.
Helen ist in einer nervenheilanstalt untergebracht und beginnt eines Abends unverblümt, einer Pflegerin ...


" Die Beichte einer Nacht " ist ein unglaubliche sehr emotionale Geschichte aus dem Jahr 1930.
Helen ist in einer nervenheilanstalt untergebracht und beginnt eines Abends unverblümt, einer Pflegerin über ihr Leben zu berichten. Einfühlsam berichtet sie von den Höhen und Tiefen ihres Lebens auf der Suche nach ihrem Glück Die Erzählung fesselt so sehr, dass man das Buch nicht aus der Hand geben will, bis man am Ende angelangt ist. Ich fühlte mich beim Lesen mittendrin, als wäre ich selbst angesprochen.
Der Schreibstil als Monolog war zu Beginn gewöhnungsbedürftig, zog mich jedoch bald in seinen Bann. Konnte mich sehr gut in Helen hineinversetzen.

Der Abspann des Buches hat mich überrascht. Niemals hätte ich gedacht, dass sich hinter dem Buch eine Lebensbeichte einer sozialdemokratischen Aktivistin aus dem Jahre 1930 verbirgt.

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Veröffentlicht am 28.04.2021

Den Leser auf Distanz haltend ,aber trotzdem berührend

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Heleen kann nachts nicht schlafen und möchte sich auch einiges von der Seele reden. Dies geschieht an einem bedrückenden Ort, einer geschloßenen Nervenklinik , und die Zustände sind um 1930 noch ganz anders ...

Heleen kann nachts nicht schlafen und möchte sich auch einiges von der Seele reden. Dies geschieht an einem bedrückenden Ort, einer geschloßenen Nervenklinik , und die Zustände sind um 1930 noch ganz anders als heute. Im Monolog erzählt Heleen der Nachtschwester ihre Lebensgeschichte und welche Situation sie in die Klinik brachte. Schon ihre Kindheit und Jugend war alles andere als leicht, neun jüngere Geschwister um die man sich mit kümmern muss, kein Wunder das man sich ein leichteres, schöneres Leben wünscht.
Ein wenig hat es gedauert, bis ich mich eingelesen habe, der Schreibstil ist teilweise etwas abgehackt und distanziert, aber trotzdem hat mich die Geschichte nicht los gelassen .Ich denke , es spiegelt auch sehr gut die finanziellen , gesellschaftlichen und moralischen Zwänge wieder, mit denen sich eine Frau um 1930 abgeben musste. Die Autorin hat einiges an selber erlebten in " Die Beichte einer Nacht" verarbeitet. Obwohl ich sonst andere Lektüre bevorzuge, war ich von der ganzen Geschichte faziniert und beeindruckt .Da man schon früh ahnt, das Heelen eine schreckliche Tat gegangen hat, will man alles darüber wissen , und es entwickelt sich eine fast thrillerartige Spannung. An einem Abend gelesen , aber noch lange in meinem Gedächtnis. Auch wenn die Geschichte schon fast 100 Jahre alt ist, wirkt sie überraschend modern und ich kann sie nur jedem empfehlen, der mal eine etwas andere Lektüre lesen möchte.

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Veröffentlicht am 28.04.2021

diese Beichte hat es in sich

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Kaum zu glauben, dass dieses Werk schon 1930 erschienen ist. Die Autorin war ihrer Zeit definitiv voraus. Toll, dass der Roman wieder aus der Versenkung auftaucht.

Geschrieben als Monolog aus einer Nervenheilanstalt ...

Kaum zu glauben, dass dieses Werk schon 1930 erschienen ist. Die Autorin war ihrer Zeit definitiv voraus. Toll, dass der Roman wieder aus der Versenkung auftaucht.

Geschrieben als Monolog aus einer Nervenheilanstalt heraus. Die Frau Heleen lässt uns an ihrem Leben teilhaben indem sie der Nachtschwester genau dieses Stück für Stück erzählt. Die ersten 30 Seiten waren etwas gewöhnungsbedürftig aber dann entwickelte sich vieles und das Buch war schnell gelesen.

Es wird geradezu dramatisch. Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen, die schwere Zeit damals, in einer Großfamilie mit 10 Kindern aufzuwachsen, ist sehr eindrucksvoll beschrieben. Daraus bricht Heleen aus. Viele Themen, die ihr begegnen sind zeitlos. Sie ist sehr einsam, hat Probleme mit dem Alter und ihrer vergänglichen Schönheit. Außerdem bleibt sie kinderlos und wird rasend eifersüchtig, das steigert sich bis zum Unglück und Wahn.

Rundum für mich ein großes literarisches Werk!

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Veröffentlicht am 28.04.2021

Marianne Philips - Die Beichte einer Nacht

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Eine Frau kann nicht schlafen, zu sehr stören sie die anderen, die sich in dem Gemeinschaftsschlafsaal der Nervenklinik aufhalten. Sie geht zur Nachtschwester und merkt, dass sie sich plötzlich nach Monaten ...

Eine Frau kann nicht schlafen, zu sehr stören sie die anderen, die sich in dem Gemeinschaftsschlafsaal der Nervenklinik aufhalten. Sie geht zur Nachtschwester und merkt, dass sie sich plötzlich nach Monaten des Schweigens öffnen und von all dem erzählen kann, was sie an diesen Ort geführt hat. Stumm hört die andere ihr zu, erfährt von der entbehrungsreichen Kindheit als ältestes von zehn Kindern, das früh schon mit anpacken musste. Der gehässige Vater und schon bald der Wunsch, dem Elend zu entkommen. Als Schneiderin und später Verkäuferin gelingt er der Sprung in die Stadt und Bekanntschaft mit reichen Herren, die sie anbeten und gerne ihr Geld für sie ausgeben. Eine gescheiterte Ehe, der finanzielle Ruin und dann unerwartet doch noch die große Liebe – aber offenbar hatte das Leben kein Happy End für Heleen vorgesehen, sonst wäre sie nicht dort in der Klinik, weggesperrt vor der Öffentlichkeit.

Marianne Philips war ihrer Zeit in vielerlei Hinsicht voraus. Drei Kinder konnten sie nicht von einer politischen Karriere abhalten, das Schreiben entdeckte sie erst spät, wobei ihr das Veröffentlichen ab 1940 als Jüdin verboten war. In „Die Beichte einer Nacht“ sind sicherlich ihre eigenen Erfahrungen mit eingeflossen, da sie nach der Geburt ihrer ersten Tochter einige Wochen in einer Klinik war, aber auch sonst weist der Roman zahlreiche Parallelen zu ihrem Leben auf. Er ist ein einziger Stream of Consciousness, als wenn jemand die Tore weit geöffnet hätte, fließt es einfach so aus der Erzählerin heraus.

„Seltsam ist das, es gibt Augenblicke, in denen hat man tatsächlich die Wahl. Damals vor dem Bahnhof erkannte ich glasklar, dass ich die Wahl hatte: unser Städtchen und ein bisschen Mühsal, aber auch Ruhe – oder Groenmans und das Unbekannte. „

Es ist zunächst die Geschichte eines Mädchens mit Träumen, dem sich plötzlich eine Chance bietet, die sie ergreift. Sie erkennt, was ihr ob der Herkunft alles fehlt, um in der oberen Gesellschaft mitzuhalten, aber konsequent arbeitet sie an sich, bleibt bescheiden und höflich und so öffnen sich immer mehr Türen für sie. Zunächst unter dem Schutz des Kaufmanns Groenmans, später des Unternehmers Camelot entwickelt sie sich zur begehrten Dame, die Luxus erkennt und ihn lieben lernt. Die erste Ehe eine Farce, geblendet von der Bildung des Mannes erkennt sie ihn nicht, bis sie sich befreit und bereit ist, noch einmal von vorne anzufangen. Mit Hannes und der deutlich jüngeren Schwester Lientje, die sie zu sich genommen hat, scheint das Glück perfekt.

Es ist jedoch nicht nur die Entwicklung vom Entlein zum Schwan, sondern die Selbstreflexion der Erzählerin, die den Reiz der Geschichte ausmacht. Sie beschönigt dabei nichts, benennt ihre Fehler und Unzulänglichkeiten und weiß, weshalb alles in diesem Chaos enden musste. Am Ende ist sie allein, nicht einmal mehr Gott steht ihr bei. Sie muss mit sich selbst und dem, was sie getan hat, Frieden schließen.

Man kann kaum glauben, dass der Roman schon vor 90 Jahren verfasst wurde, zeitlos ist die Geschichte des hoffnungsvollen Aufstiegs und schlussendlichen Niedergangs. Dabei reißt Marianne Philips die großen Fragen des Lebens auf: Glück, Glaube und der Platz in der Welt. Eine sprachgewaltige Introspektion einer faszinierenden Protagonistin.