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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.05.2021

interessante Fakten

Grimme Stunden
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Mir war schon vor Beginn des Buches klar, dass ich keine zu genauen Erwartungen an das Buch haben sollte und dass der Name HARPER LEE durchaus auch als Werbestrategie für dieses Buch verwendet wird. Dennoch ...

Mir war schon vor Beginn des Buches klar, dass ich keine zu genauen Erwartungen an das Buch haben sollte und dass der Name HARPER LEE durchaus auch als Werbestrategie für dieses Buch verwendet wird. Dennoch war ich gespannt, was mich erwartete.

Die Autorin Casey Cep wurde auf den Fall des schwarzen Predigers, Reverend Willie Maxwell, aufmerksam, da Harper Lee jahrelang über dessen mögliche Straftaten recherchiert hatte, allerdings verstarb, bevor sie aus dem Material vielleicht einen Roman hätte machen können. Also nahm Cep die Fährte erneut auf und erzählt hier einen verrückten, erschreckenden True-Crime über einen Mann, der mehrere Menschen umbrachte und das Geld der diversen Lebensversicherungen einstrich, bevor er im Rahmen einer Gerichtsverhandlung erschossen wurde. Verrückt auch deshalb, weil Maxwells Rechtsanwalt nach dessen Ermordung den Täter verteidigte.

Beim Lesen ist man als Europäer sicher immer wieder fassungslos über die katastrophalen Zustände des Rechtssystems in den Vereinigten Staaten, die es unglaublich einfach möglich machten, Polizei, Gerichte, Versicherungen, einfach jeden zu belügen und zu betrügen und reihenweise Menschen zu töten. Die Fehler und Unzulänglichkeiten der verschiedenen Rechtsorgane, Vorurteile, Rassenhass, Angst vor Voodoo, Tricksereien und Küngel spielten Maxwell und auch seinem Anwalt in die Hände. Ein erschreckendes Bild einer Gesellschaft und eines Rechtsstaates.

Im letzten Abschnitt erzählt die Autorin dann von ihrer geschätzten Kollegin Harper Lee, ihrem Werdegang, ihrem Leben und Schaffen. Dieser Teil ist irgendwie etwas aus dem True-Crime-Context herausgerissen und obwohl interessant, so doch für den Fall unerheblich.

Ein wenig fehlte mir eine homogene Struktur bei diesem Roman. Dennoch habe ich einiges Neues aus diesem Buch gezogen und vergebe deshalb gerne 4 Sterne.

Veröffentlicht am 29.04.2021

empfehlenswert

Skeleton Tree
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Vorsicht, Skeleton Tree ist ein Kinderbuch welches aber durchaus die fürsorgliche Betreuung eines Erwachsenen gebrauchen kann, denn ein kindlicher Leser wird sich zwar am kindgerchten, spannenden und klugen ...

Vorsicht, Skeleton Tree ist ein Kinderbuch welches aber durchaus die fürsorgliche Betreuung eines Erwachsenen gebrauchen kann, denn ein kindlicher Leser wird sich zwar am kindgerchten, spannenden und klugen Schreibstil erfreuen, für die Figuren schnell Emotionen entwickeln und sich an den Abenteuern der beiden gestrandeten Jungs erfreuen, aber es gibt so einiges, was nur der erwachsene Leser bewust einordnen und reflektieren kann und das Ende lässt viele Fragen offen und so manchen Leser wohl etwas ratlos zurück.

Trotz all dieser Unwägbarkeiten und dem Hinweis, dass es für mich eher ein phantastisches Buch mit kleinen realen Bezügen ist, kann ich es empfehlen, da mich die Geschichte berührt und nachdenklich gemacht hat. Und wenn das ein Buch schafft, dann hat der Autor doch wohl sehr viel sehr richtig gemacht.

Veröffentlicht am 18.02.2021

gehaltvoll

Die Katzen von Shinjuku
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Wir befinden uns mitten in Tokio in einem eher etwas heruntergekommenen Viertel namens Shinjuku. Ein mehr oder weniger erfolgloser Fernsehautor möchte eigentlich nur mal einen Abend seinen Frust ertränken. ...

Wir befinden uns mitten in Tokio in einem eher etwas heruntergekommenen Viertel namens Shinjuku. Ein mehr oder weniger erfolgloser Fernsehautor möchte eigentlich nur mal einen Abend seinen Frust ertränken. Dabei landet er in der Bar Karinka wo eine handvoll einsamer Gestalten täglich hier abhängen und dabei ein seltsames Wettspiel begonnen haben, bei dem sie tippen, wann welche Straßenkatze an der kleinen Fensterluke über der Bar vorbei tigert.

Die Geschichte ist so fremd und ungewöhnlich, dass ich leichte Schwierigkeiten hatte, mich in das Leben von Yama dem Autor und Yume jungen Frau, die die Bar am Laufen hält, einfinden konnte. Ich schwankte zwischen Faszination und Unverständnis. Die eher pflegmatische Grundeinstellung des Hauptdarstellers fand ich anfangs anstrengend. Erst nach und nach taut der junge Mann auf, reflektiert sein Leben gründlicher und erkennt, dass er etwas ändern muss und möchte. Die zarte Annäherung zu Yume ist sehr schön beschrieben auch wenn man die beiden bald schütteln möchte, weil sie so zögerlich und scheu sind. Im letzten Viertel nimmt die Geschichte dann an Fahrt auf und wird richtig spannend.

Ich fand das Buch nicht ganz so gut, wie das erste "Kirschblüten und rote Bohnen" aber immer noch ein gehaltvolles Leseerlebnis.

Veröffentlicht am 05.02.2021

mein erster Schorlau

Kreuzberg Blues
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Bisher habe ich die Dengler-Reihe lediglich im Fernsehen verfolgt und von Fall zu Fall ist meine Begeisterung über diese politischen Kriminalromane gewachsen. Kreuzberg Blues ist also mein erster gelesener ...

Bisher habe ich die Dengler-Reihe lediglich im Fernsehen verfolgt und von Fall zu Fall ist meine Begeisterung über diese politischen Kriminalromane gewachsen. Kreuzberg Blues ist also mein erster gelesener Ausflug in die Schorlau-Welt.
Gefallen hat mir der präzise und sehr dynamische Schreibstil. Da ich Dengler und Olga ja schon etwas kenne, habe ich mich auch in ihrer Beziehung sofort zurecht gefunden. Schön fand ich auch den Ausflug ins Zentrum Berlins. Mit all seinen Facetten, all seinen Schattenseiten, die so eine Großstadt ja hat. Und ziemlich realistisch auch, dass Corona gerade beginnt in Europa anzukommen. Also ein Szenario, welches jeden Leser ja ganz persönlich auch betrifft.
Der Fall an sich war für mich vielleicht nicht ganz so interessant wie Vorgängerromane. Ich weiß aber, dass man einiges davon sicher auch auf die Verhältnisse in meiner Heimatstadt München runterbrechen kann. Also habe ich das Buch gerne und aufmerksam gelesen.
Man merkt der Geschichte die Recherche des Autors an. Hier soll nicht nur unterhalten sondern auch informiert werden. Auch das hat mir gut gefallen.

Veröffentlicht am 25.01.2021

Familiengeschichte

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
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Bei diesem Erstling hat der Verlag wirklich alles richtig gemacht. Ein ungewöhnlicher Titel hat mich sofort neugierig gemacht und das Cover ist wunderschön und man möchte das Buch einfach gern haben und ...

Bei diesem Erstling hat der Verlag wirklich alles richtig gemacht. Ein ungewöhnlicher Titel hat mich sofort neugierig gemacht und das Cover ist wunderschön und man möchte das Buch einfach gern haben und lesen. Es handelt sich um eine groß angelegte Familiengeschichte. Vier Generationen von Frauen darf der Leser durch ihre Lebensgeschichten begleiten. Wie Perlen an einer Schnur, wie Äste eines Stammbaumes sind es Geschichten, die zusammen ein großes Ganzes ergeben. Die Geschehnisse und Handlungen im Leben der Urgroßmutter ziehen sich durch die Generationen bis man bei der Urenkelin landet, die widerum nach ihren Ursprüngen forscht und dabei viel über sich selbst und ihre eigene Vergangenheit erfährt.

Neben den gängigen Themen von Judenverfolgung, Kriegswirren, Liebe und Tod, gibt es auch viele heitere Abschnitte und alles erscheint einem in einem wundervollen Gleichgewicht. Das Buch ist nicht besonders dick für die Länge der abgehandelten Zeitspanne und es kommen viele Personen vor. Dennoch fühlt man sich nicht überfordert und gut aufgehoben in dieser Familiengeschichte.