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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2021

Ein Leserabe mehr, das darf ruhig sein

Eine Freundin für Mia - Leserabe ab Vorschule - Erstlesebuch für Kinder ab 5 Jahren
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Der 'Leserabe', die bekannte Lesestufenreihe, bisher mit jeweils mehreren Buchgeschichten angeboten für Kinder der 1. und 2. Klasse, hat Zuwachs bekommen. Jetzt dürfen sich auch Kinder, die zur Vor-Lesestufe ...

Der 'Leserabe', die bekannte Lesestufenreihe, bisher mit jeweils mehreren Buchgeschichten angeboten für Kinder der 1. und 2. Klasse, hat Zuwachs bekommen. Jetzt dürfen sich auch Kinder, die zur Vor-Lesestufe gehören, an diesen gelungenen Büchern erfreuen.
Mia geht bald in eine neue Schule und sie stellt sich vor, dass sie dort bestimmt eine Freundin findet, die aussieht wie eine Prinzessin und gerne Einhörner mag. Als sie dann die Klasse betritt, fallen ihr sofort die drei blonden schön angezogenen Mädchen auf, die genauso aussehen, wie Mia sich ihre Freundin vorgestellt hat. Leider stellt sich dann aber heraus, das alle drei Mia garnicht mögen und auch ziemlich blöd und eingebildet sind. Und so macht sich Mia nach ihrem ersten Tag allein auf den Weg nach Hause, als ein Mädchen mit einer Zahnlücke und sehr jungenhaften Klamotten sie anspricht und sie fragt, ob sie den anscheinend teilweise gemeinsamen Schulweg zusammen gehen sollen. Mia ist davon nicht begeistert, denn wie 'die Prinzessin', die sie sich vorstellt, sieht ihre Schulkameradin nicht aus und so weist sie sie ab. Aber dann kommt sehr schnell alles anders und Mia braucht dringend Hilfe. Und wer da wohl so richtig nett und total in Ordnung ist und auch garnicht nachtragend. Ratet mal!
Also man sieht, eine richtig schöne Geschichte zum Vorlesen und ganz wichtig, das, was den kleinen 'Mitlesern' da visuell geboten wird, ist absolut gelungen und eine gute Vorübung für den nächsten Schritt, Bildschriftzuordnung auf genau dem richtigen Niveau. Und als kleine Beigabe, ein bisschen Rätselspaß ist auch noch mit dabei.
Wieder ein echter 'Leserabe' eben!

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Veröffentlicht am 24.05.2021

Wenn das Alte Land zum Zuhause wird

Der Himmel ist hier weiter als anderswo
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Das Alte Land, südlich der Elbe vor den Toren Hamburgs gelegen, eine herrliche Naturlandschaft, vom Obstanbau geprägt, hier gibt es eine Menge historischer Gebäude, die, ihrer alten Funktion als Gasthäuser ...

Das Alte Land, südlich der Elbe vor den Toren Hamburgs gelegen, eine herrliche Naturlandschaft, vom Obstanbau geprägt, hier gibt es eine Menge historischer Gebäude, die, ihrer alten Funktion als Gasthäuser enthoben, auf neue Besitzer warten. Und eines dieser Backsteingebäude, mit einem großen Obstgarten und der Elbe hinter dem Haus, gehörte jetzt Felicitas und ihren vier Kindern, Rasmus, Ricke, Martha und Golo, der älteste 16, der jüngste Golo erst fünf. Vor zwei Jahren ist Jan, Fees Mann an einem Herzinfarkt gestorben und die von diesem Ereignis immer noch traumatisierte Geigerin - während Jan starb, spielte sie gerade das beste Solo ihres Lebens – konnte ihre Stelle als zweite Stimme im dortigen Orchester nicht mehr ausfüllen. Sie konnte ihr geliebtes Instrument einfach nicht mehr spielen. Und jetzt, nachdem man ihr ihre Wohnung wegen Eigenbedarfs gekündigt hat und die Musikschule, in der sie inzwischen unterrichtete, sie ebenfalls nicht mehr wollte, brauchte sie einen Neuanfang und als erstes ein neues Zuhause. Und so kauft Fee das alte Gebäude, das Geld der Lebensversicherung ihres Mannes reicht gerade dafür und zieht um, aus Hannover in die Elbmarsch, in ein hoffentlich besseres neues Leben. Und es klappt am Anfang ganz gut. Die Kinder werden, alle sehr eigene kleine Persönlichkeiten, schnell heimisch, der alte Hausbesitzer ist glücklich über das wiedereinkehrende Leben in 'seinem Gasthof' und bei der ersten Reparatur ist dessen Neffe eine große Hilfe. Die neue Idee, Geld zu verdienen, kommt erst einmal richtig gut an und so geht es voran. Und die Zeit heilt auch ein paar von Fees eigenen tiefen Wunden. Aber das Haus ist nun mal alt und nicht alle Menschen sind ihnen freundlich gesinnt. Wie wird es wohl weiter gehen.
Eine schöne Geschichte, die lebt von dieser kleinen Großfamilie, von Fee, die kämpft und einfach nicht aufgeben will, von Zufällen, die zu Gutem und manchmal auch Schlechtem führen, einer Handvoll Menschen, die wirklich zu Freunden werden und natürlich dem herrlichen Flair des 'Alten Lands', das man, wenn man diesen Roman gelesen hat, unbedingt einmal besuchen will.
Es ist eine wirkliche Freude, von dieser Geschichte mitgenommen zu werden. Hier fühlt man sich einfach wohl.

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Veröffentlicht am 18.05.2021

Eine jüdische Familiengeschichte, zutiefst berührend und unendlich präsent im hier und jetzt

Viktor
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Dies ist die Geschichte der jüdischen Familie Rosenbaum, die auf den wahren Begebenheiten der Familie der Autorin selbst beruht. Sie erzählt von der Studentin Geertje, die sich, belastet durch das dezente ...

Dies ist die Geschichte der jüdischen Familie Rosenbaum, die auf den wahren Begebenheiten der Familie der Autorin selbst beruht. Sie erzählt von der Studentin Geertje, die sich, belastet durch das dezente Stillschweigen in ihrer eigenen jüdischen Familie, nun selbst aufmacht, um mehr zu erfahren, über das, was einst wirklich wahr. Und sie nimmt uns mit auf diese Reise, die nicht nur sie selbst zu einem anderen Menschen macht, die zu Distanz und Abgrenzung führt, aber auch zu Hochachtung, tiefem Verstehen und letztendlich zu der Akzeptanz ihrer eigenen tiefen Einbindung in eben diese Gemeinschaft.
Beginnen tut alles im Jahre 1914, als der kleine Viktor, schon als Kind tatkräftig, pragmatisch und herzensgut, einem anderen halb verhungerten jüdischen Jungen zur Hilfe kommt und seine Familie dazu bringt, diesen Bubi ohne viel Worte in die wohlhabende österreichische Familie Rosenbaum aufzunehmen. Und fortan gehört er dann einfach dazu. In den folgenden Jahren wird Viktor zu einer Art schwarzem Schaf der Familie. Das erwartete, in der Gesellschaft hoch anzusehende Handeln bleibt beruflich und privat eher außen vor, er betätigt sich mehr kreativ in allen möglichen Unternehmungen und auch beim weiblichen Geschlecht ist er recht vielfältig unterwegs. Sein Vater, ein angesehener Anwalt, lässt kein gutes Haar an ihm, was Viktor schon sehr zu schaffen macht, denn, das wird sich noch zeigen, er ist ein guter Mensch und in späterer Zeit der Retter nicht nur in der Not, sondern von Leben und dazu gehört auch das seines Vaters selbst.
Und so erleben wir, sehr real, die Geschichte dieser Familie mit, die Zeit des Anschlusses Österreichs an das deutsche Reich und die unglaublichen Dinge, die dann mit der jüdischen Bevölkerung geschahen.
Der stetige Wechsel der Zeiten zwischen dem Damals und dem Agieren der inzwischen Jura studierenden Geertje im heute führt dabei zu einer immer intensiveren Anbindung der Generationen. Und der Großvater von Geertje in der Zeit der 1990er Jahre ist der Bruder von eben diesem Viktor, dem letztendlich auch dieses Buch gewidmet ist, 'zum verehrenden Gedenken'. Und am Ende, wahrlich am Ende, da erfährt man dann doch noch etwas Trost, bei all der Fassungslosigkeit über das Geschehene und trotz der Machtlosigkeit, dem einfach nur zusehen zu können, denn da wendet sich Viktors Vater an seinen Sohn und sagt ihm, dass er ein guter Sohn und er stolz auf ihn ist. Und genau das war es doch, was Viktor so gerne wollte, seinen Vater stolz auf ihn machen.
Ein ehrendes Denkmal für einen aufrichtigen Menschen, der da war zur richtigen Zeit, wann immer man ihn brauchte, eingebettet in die Geschichte. Und dies ist auch unsere Geschichte und sie wird, unvergessen, es immer bleiben.

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Veröffentlicht am 06.05.2021

Ein Debütroman, der ein absolutes Leseerlebnis ist

Der Junge, der das Universum verschlang
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Der Australier Trent Dalton, mit Auszeichnungen überhäuft, u.a. auch viermal als Journalist des Jahres geehrt, legt hier sein Debüt als Romanschriftsteller vor. Und, um es gleich vorweg zu nehmen, er kann ...

Der Australier Trent Dalton, mit Auszeichnungen überhäuft, u.a. auch viermal als Journalist des Jahres geehrt, legt hier sein Debüt als Romanschriftsteller vor. Und, um es gleich vorweg zu nehmen, er kann auch Romane schreiben, so gut, dass diese Geschichte in meinem Leseuniversum auf jeden Fall in die Abteilung 'Buch des Jahres gehört.
Dies ist ein biographisch geprägter Roman und er erzählt die Geschichte der Brüder Eli und August Bell, ihr Heranwachsen in einem Sozialbau-Vorort von Brisbane, mit ihrer Mum, die sie beide vergöttern und einem Stiefvater Lyle, den gerade Eli über alles liebt. Es sind bescheidene Verhältnisse, in denen sie leben, aber sie sind von Zuneigung und Liebe bestimmt. Und da ist Slim, der Houdini der Ausbrecher von Boggo Road, der als Babysitter für die beiden Jungs fungiert, ein weiser, außergewönlicher Mann und Elis bester Freund. Er ist immer für die beiden da, auch als die Dinge sich plötzlich ändern, als das Gute, das Lyle für das Fortkommen seiner Familie tut, in Gewalt, dem Verlust von Elis Zeigefinger, dem Verschwinden seines Dads und einer Gefängnisstrafe für seine Mutter endet. Aber das Leben geht weiter und die zwei Brüder landen bei ihrem richtigen Vater, einem Mann, traumatisiert von dem Tag, als er mit eben diesen, seinen beiden Söhnen, in den Mondsee fuhr und damit die Geschichte seiner echten und einzigen Familie zu Ende war.
Dieser Roman ist alles, hart, packend, voller sozialer und menschlicher Abgründe, von erstaunlich wenig Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, ein wenig Hass und jeder Menge krimineller Elemente, von denen die meisten, würde man danach fragen, ganz viel Gutes in sich tragen. Und zwischen all dem, in diesem Leid, da ist das Gefühl der Liebe, so echt und ehrlich, dass es einen zutiefst berührt. Und von ganz oben (vielleicht ja vom Himmel) schaut der einzige und echte, Arthur Ernest 'Slim' Halliday, der Houdini der Ausbrecher, auf seine Jungs herunter und ruft ihnen zu 'Schnappt euch die Zeit, bevor sie euch schnappt', und Eli, vergiss es nicht!
Einfach ein unbeschreiblich bombastisch gutes Buch, das immer ein kleines Plätzchen in meinem Leserherzen haben wird und in meinem 'für immer Lieblingsbücherregal' natürlich sowieso.

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Veröffentlicht am 02.05.2021

Eine starke Frau bereitet den Weg, nicht nur auf dem Rad

Die Rebellion der Alfonsina Strada
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Alfonsina Strada, ein Name, den man eigentlich kennen sollte und dank dieses Romans tut man dies jetzt auch. Sie war die erste und einzige Frau, die je beim großen Giro d'Italia mitgefahren ist und das ...

Alfonsina Strada, ein Name, den man eigentlich kennen sollte und dank dieses Romans tut man dies jetzt auch. Sie war die erste und einzige Frau, die je beim großen Giro d'Italia mitgefahren ist und das 1924, als der Platz der Frau in der Gesellschaft doch noch vorwiegend 'daheim am Herd' zu finden war. Diese Geschichte erzählt ihr Leben, auf und neben ihrem geliebten Rennrad, beschreibt dieses Gefühl von Freiheit und Selbstverwirklichung, wenn der Wind ihr durch die Haare weht und sie durch die Landschaft rauscht, diesen unbedingten Willen, genau dies zu tun und das auch eben ganz offiziell in Rennen gegen Männer. 36 teils hochrangige Rennen ist sie gefahren, eben gegen Männer und sie hat dabei nicht wenige hinter sich gelassen, wenn sie über die Ziellinie geschossen kam. Dieser Teil ist Fakt und natürlich überall nachzulesen. Aber die Person dahinter, ihr gerade in den Anfangsjahren hartes Leben, ihre notwendigerweise mit einer sehr kämpferischen Haltung versehene Persönlichkeit, die Menschen, die an sie geglaubt und sie unterstützt haben und später auch die Achtung und Wertschätzung ihrer Leistung und ihrer selbst durch die männliche Journaille und die Bevölkerung am Straßenrand, das wird hier wunderbar rübergebracht in diesem Buch. Natürlich ist das meiste durchaus als fiktiv anzusehen, aber es passt einfach. Denn genauso hätte es sein können und ist es sicherlich auch in vielem gewesen. Und am Ende freut man sich, dass man Alfonsina so nahe hat kommen dürfen. Sie war ihrer Zeit weit voraus und ich danke ihr, denn ich bin mir sicher, ein ganz kleines Stückchen hat auch sie mitgeholfen, uns weiterzubringen, hin zu einer Gesellschaft, wo Gleichberechtigung eigentlich kein Thema mehr zu sein braucht, irgendwann.

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