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Veröffentlicht am 04.05.2021

Leidenschaftliche Momentaufnahmen

Augenblicke der Leidenschaft - 52 Momente der Lust
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Wieder einmal freue ich mich auf ein erotisches Buch voller Geschichten von Amy Walker. Diesmal befinden sich 52 leidenschaftliche Kurzgeschichten, die den Leser in sinnliche erotische Augenblicke und ...

Wieder einmal freue ich mich auf ein erotisches Buch voller Geschichten von Amy Walker. Diesmal befinden sich 52 leidenschaftliche Kurzgeschichten, die den Leser in sinnliche erotische Augenblicke und Abenteuer mitnehmen. Wie zum Beispiel bei diesen Shorts: In "Single-Shopping" kommt es im Ikea zu einem heißen Einkaufserlebnis. Kein Wunder, das die Käuferin danach überrascht ist, was man in diesem Möbelhaus alles so findet. Bei "Rocking Passion" lernt auf dem Rockkonzert ein Fan sein Idol Jay wahrlich hautnah kennen. Wieso sollte man nicht einmal ein Essen mit einem erotischen Dessert beginnen, denkt sich Ben in "Das Dessert". Eigentlich sind One-Night-Stands nicht ihr Ding, doch dann lernt sie in "Das erste Mal" Marc in einer Disco kennen und wird eines Besseren belehrt. Anne ist total frustriert, dass Tom gerade so weit weg in Osaka ist. Jedoch dann haben die beiden in "Eine scharfe Nummer" den genialen Einfall, wie sie beide auf ihre Kosten kommen. Ein Film ist bei "Anregende Fantasien" der Anlass, dass Laura die dominante Seite ihres Freundes Gregor kennenlernt. Diese sechs und viele weitere erotische Short Storys habe ich in diesem Buch genossen. Nicht alle waren für mich jetzt voll prickelnder Erotik. Manche sind einfach nur anregend oder stimulierend, doch allesamt sind sie zum Entspannen und eignen sich garantiert fürs Vorspiel. So wie Laura und Gregor sich bei einem erotischen Film entspannen, warum sollte man dies nicht auch mal mit ein oder zwei Storys von Amy Walker tun? Allerdings, wer hier harte Erotik erwartet, der wird sicherlich enttäuscht sein. Den meist geht es hier eher sinnlich, liebevoll und voller Hingabe zur Sache. Doch auf Kosten kommen definitiv Männer und Frauen in diesem Buch. Die Autorin weiß die Leser abzuholen mit ihrer ganz eigenen Fantasie. Da bin ich oft sogar erstaunt, wenn es am Ende sogar noch eine überraschende Wendung gibt. Doch das ist genau das, was mir an ihr am meisten gefällt. Ihre spezielle Art zu schreiben, bei der sie nie vulgär oder herablassend klingt und gerne mit überraschenden Momenten aufwartet. Lediglich inhaltlich war es mir diesmal bei der einen oder anderen Geschichten zu kurz. Ich hätte manchmal dann doch gerne etwas mehr gehabt als nur diese kurzen Abenteuer. Jedoch für den gelegentlichen Kick sind sie bestens geeignet. Deshalb von mir gute 4 von 5 Sterne für diese erotischen Augenblicke.

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Veröffentlicht am 04.05.2021

Wenn die Liebe die Angst weichen lässt

Auf sieben Beinen
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"Angst ist die größte Behinderung von allen. Es wird dich mehr lähmen, als wenn du im Rollstuhl sitzt." (Nick Vujici)
Ein verheerender Schicksalsschlag verändert von heute auf morgen für immer Franzis ...

"Angst ist die größte Behinderung von allen. Es wird dich mehr lähmen, als wenn du im Rollstuhl sitzt." (Nick Vujici)
Ein verheerender Schicksalsschlag verändert von heute auf morgen für immer Franzis junges Leben. Seither muss sie mit einer Behinderung leben und kann ihre Angst vor Hunden einfach nicht ablegen. Inzwischen ist sie eine erwachsene Frau und lernt bei einem Bewerbungsgespräch den gut aussehenden Architekten Jan kennen. Dieser zeigt sich jedoch zuerst von seiner arroganten Seite, doch mit der Zeit entwickelt er sich zu einem sympathischen Mann. Leider nur hat Franzi zwei Probleme. Ihre Angst vor Hunden, den Hansi Jan Hund fährt leidenschaftlich auf Franzi ab. Außerdem hatte sie bisher noch keinen Freund, geschweige den, dass sie jemandem von ihrer Behinderung erzählt hat. Ein Buch über die ganz realen Ängste einer traumatisierten Frau, die sich noch immer nicht mit ihrem Schicksal auseinandergesetzt hat.

Meine Meinung:
Das verträumte Cover und der Klappentext haben mich neugierig auf dieses Buch gemacht. Da ich selbst ein Bein verloren habe, war ich auf Franzis Geschichte sehr gespannt. Der schwere Schicksalsschlag am Anfang des Buchs hat mich tief getroffen. Ein Bein durch so eine Hundeattacke zu verlieren, das ist wahrlich heftig. So kann ich von daher Franzis Hundetrauma sehr gut nachvollziehen. Besonders wenn man körperlich attackiert wird, wie von Hansi und wenn er es nur aus Liebe getan hat. Allerdings hatte ich Franzi zum Zeitpunkt der Hundeattacke deutlich jünger eingeschätzt. Für mich las es sich eher, als wenn sie damals 12-14 Jahre alt und nicht wie eine 17-jährige. Selbst der eigene Umgang mit ihrer Behinderung konnte ich größtenteils nicht ganz nachvollziehen. Franzi steht sich da in manchen Szenen und vor allem bei ihrer Zukunft oft selbst im Weg. Solche Betroffene kenne ich eher nicht, zwar kommen manche nicht mit der Prothese zurecht, doch so extrem wie bei Franzi habe ich das bisher nicht erlebt. Vor allem junge Menschen kommen oft mit solchen Handicaps besser zurecht als Ältere. Ebenso habe ich das Gefühl, das die Autorin über das Thema Amputation und Prothese zu wenig Bescheid wusste. Den normalerweise geht man wegen einer neuen Prothese oder Problemen zu seinem Techniker, bzw. Prothesenbauer. Hausärzte kennen sich hier meist viel wenig oder gar nicht damit aus. Genauso gab es noch weitere Ungereimtheiten, die ich persönlich nicht nachvollziehen konnte. Allerdings, was die Liebesgeschichte und ihre spätere Wendung anbelangt, die hat mir hier sehr gut gefallen. Dabei bewahrheitet sich mal wieder, dass man Menschen nie nach dem ersten Eindruck beurteilen sollte. Den trotz des unsympathischen Auftritts von Jan entwickelt sich dieser zu einem wirklich liebevollen, herzensguten und verständnisvollen Menschen. Dass er und sein Hund Hansi Franzi allmählich aus ihrem Schneckenhaus holen, fand ich wirklich gelungen. Den der knuddelige, behäbige Hund kann wirklich keiner Fliege etwas zuleide tun. Im Gegenteil, er verteidigt sogar Franzi und bringt sich dabei selbst in größte Gefahr. Die Autorin zeigt hier dabei gut, wie viel Überwindung ein traumatisierter Mensch wie Franzi braucht, um so eine Erfahrung zu verarbeiten. Manche einer bekommt wahrscheinlich seine Ängste sogar niemals richtig mehr in den Griff und raubt sich so ein Stück seines Lebens und der Zukunft. Besonders wenn man dafür sogar die Liebe hinten anstellt aus lauter Angst vor Hohn, Verachtung oder gar Ablehnung. Sympathisch fand ich außerdem ihre Freundin Kicki und Jans Schwester Judit. Vielleicht hätten es ein paar Schicksalsschläge weniger auch getan. Die große Überraschung allerdings kam zum Ende, mit der ich gar nicht gerechnet hatte. Nur gut, dass sie alles vernünftig klären konnten. Darum gebe ich dem Buch 4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 28.04.2021

Vertraue Gott gerade in schweren Zeiten

Ein neuer Anfang für die Liebe
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"Manchmal lernen wir die wichtigsten Dinge im Leben nur, wenn wir schwere Zeiten durchmachen." (Joyce Meyer)
London 1919: Quinten (Quinn) Aspinell stellt nach dem Krieg fest, das seine Mutter todkrank ...

"Manchmal lernen wir die wichtigsten Dinge im Leben nur, wenn wir schwere Zeiten durchmachen." (Joyce Meyer)
London 1919: Quinten (Quinn) Aspinell stellt nach dem Krieg fest, das seine Mutter todkrank im Armenhaus liegt und seine Geschwister nach Kanada verschifft wurden. Sofort macht er sich auf die Reise in der Hoffnung, seine drei Geschwister Rebekka, Cecil und Harrison wiederzufinden. Und von seinem Arbeitgeber bekommt Quinn einen weiteren Auftrag. Er soll seine Nichte Julia finden, die ebenfalls nach Kanada gereist ist und die er im Zwist aus dem Haus gejagt hat. Das Quinn für ihr Auffinden eine Belohnung erhält, verschweigt er ihr lieber erst mal. Den Quinn ist entsetzt, unter welchen Bedingungen Julia inzwischen leben muss. Allerdings wird die Suche nach den Geschwistern ebenfalls schwieriger, wie er gedacht hat. Nur gut das ihm dabei Julia, Mrs. Chamberlain und einige andere dabei behilflich sind.

Meine Meinung:
Das bezaubernde Cover versetzt einen so gleich in die Vergangenheit. Der Schreibstil ist flüssig, unterhaltsam und interessant. Hätte ich nicht erst kürzlich ein Buch über die Kinderverschiffung Kanadas gelesen, wäre die Thematik für mich noch interessanter gewesen. Allerdings muss ich sagen, dass die Thematik der Kinderverschiffung hier fast ein bisschen zu kurz kommt. Die Autorin hätte das Thema ruhig ein bisschen intensiver darstellen können. Hier jedoch liegt der Fokus eindeutig mehr auf die Liebesgeschichte. Zwar erfahre ich von den Missständen, die es sowohl in England bei den Heimen des Dr. Barnardos gibt. Wo man Eltern einfach das Recht wegnimmt, sobald sie ihre Kinder dort abgeben. Und genauso von den Problemen bei den Farmern im Kanada, bei denen die meisten nur Waisenkinder bei sich aufnehmen, um billige Arbeitskräfte zu erhalten. Das dabei nur einmal jährlich kontrolliert wird, wie es den armen Kindern dort geht, ist mehr als sträflich. Allerdings ergreift es mich diesmal weitaus weniger als bei dem Buch "Weiter als der Ozean", wo diese Thematik noch gravierender dargestellt wird. Ein bisschen erinnern mich die unwürdigen, brutalen Situationen dieser Kinder an die Schwabenkinder. Die wurden ebenfalls zum Arbeiten an Bauern verkauft und wurden dort oft menschenunwürdig behandelt. Dass diese Begebenheiten beide wahr sind, macht das Ganze für mich einfach so unfassbar traurig. Doch der Autorin geht es meiner Ansicht nach hier eher um einen Liebesroman, den man eben mit einem Thema noch etwas verziert. Das Hauptaugenmerk liegt hier eindeutig auf die komplizierte Liebe von Julia und Quinn. Diese wird nämlich von gesellschaftlichen Problemen geprägt. Als Kammerdiener ihres Onkels hätte Quinn in England niemals die Chance, eine so standesgemäße Frau wie Julia zu lieben. Allerdings scheint mir Kanada doch um Jahre voraus zu sein. Das Quinn hier viele Probleme erwarten, konnte ich mir vorstellen. Gerade bei seiner Suche nach Julia und den Geschwistern wird er mir zusätzlich immer sympatischer. Seine liebenswerte, aufopfernde Art sind hier schon prägend, allerdings sieht er sich als Ältester nach dem Tod des Vaters auch verantwortlich für seine Familie. Der christliche Glaube von ihm und Julia machen diesen Roman wieder zu etwas Speziellem. Ebenso wie die herzliche Art einer Mrs. Chamberlain und einem Pastor Burke, die selbst in Kanada viel mitgemacht und erlebt haben. Die eingefügten Gebete und Gedanken der einzelnen Charaktere an Gott machen dieses Buch bezeichnend zu einem christlichen Roman. Das diese Geschichte schon der dritte Band über Kanada ist, habe ich erst später entdeckt. Allerdings lässt er sich unabhängig von den anderen lesen. Die Protagonisten der beiden Vorgängerbände werden hier lediglich kurz erwähnt. Was mir allerdings weniger gefallen hat, ist zum einen die komplizierte Liebe von Julia und Quinn, die ich schon zu genüge von anderen Romanen kenne. Außerdem das Ende, bei dem ich die Umkehr von Dr. Hawkins und Julias Onkel Lord Brentwood fast ein bisschen zu kitschig und unrealistisch fand. Trotzdem konnte mich die ausführliche Liebesgeschichte größtenteils überzeugen, deshalb 4 von 5 Sterne dafür.

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Veröffentlicht am 28.04.2021

Nach 10 Jahren Koma erwachen in einer neuen Zeit

Der ehemalige Sohn
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"Du weißt ja, in welchem Land du lebst. Hier sind schon die nichts wert, die gesund sind und am Leben sind, von Menschen im Koma ganz zu schweigen." (Buchauszug)
Franzisk (Zisk) steht kurz vor dem Ende ...

"Du weißt ja, in welchem Land du lebst. Hier sind schon die nichts wert, die gesund sind und am Leben sind, von Menschen im Koma ganz zu schweigen." (Buchauszug)
Franzisk (Zisk) steht kurz vor dem Ende seines Studiums. Er liebt das Leben übt jedoch gerne auch Kritik an der Politik seiner Heimat. Doch eigentlich sollte er eher Cello üben, um nachher eine gute Anstellung zu bekommen. Eines Abends wartet er bei der U-Bahn auf Freundin Nastja mit der er zu einem Rockkonzert möchte. Doch an diesem Abend geschieht das Unglück, bei dem Zisk schwer verletzt und ins Koma fällt. Jedoch, selbst wenn ihn die Ärzte, Mutter, Freunde und Nastja aufgeben, seine Großmutter ist sich sicher, das Zisk wieder aufwachen wird. Allerdings werden zehn lange Jahre ins Land ziehen, ehe er wieder seine Augen öffnet. Bis zu dieser Zeit versucht seine Großmutter alles Menschenmögliche für ihn. Dass sich in der Zeit allerdings vieles in Minsk verändert hat, merkt er erst später. Zisk muss nun seinen Platz in der Gesellschaft neu wiederfinden.

Meine Meinung:
Sasha Filipenko zeigt in seinem zweiten Roman anhand des Schicksals von Franzisk das Leben und die politische Lage in Weißrussland (Belarus) auf. Viele Jahre lang wurde dieses Land von der Sowjetunion beherrscht, um danach erneut in einer Diktatur zu enden. Der Autor beschreibt es sogar so: "Sein Heimatland hat viele Jahre in einem lethargischen Schlaf gesteckt, ehe es 2020 endlich aufgewacht ist." Dabei hat ihnen nicht nur die diktatorische russische Politik im Laufe dieser Zeit geschadet, sondern ebenso die der nachfolgende Weißrusslands. Ihre Diktatur ändert sich nämlich 1991 nicht mit der Selbstständigkeit. Gerade diese Politik wird hier in dem Buch recht deutlich aufgezeigt und das allen Kritikern zum Trotz. Dass die alte Diktatur Lukaschenko mit der jetzigen Generation nicht mehr zurechtkommt, kann ich gut verstehen. Das jedoch viele Seiten seines Buchs, das er 2014 geschrieben hat, später Wirklichkeit werden, damit hatte selbst Filipenko nicht gerechnet. Der tragische Unfall bzw. die Massenpanik in der U-Bahnstation, bei der Franzisk im Koma landet, gab es wirklich. 1999 kam es nämlich nachdem Ende eines Rockkonzerts in Minsk wirklich zu einer Massenpanik. Insgesamt wurden dabei 54 Menschen getötet, darunter vor allem viele junge Frauen unter 17 Jahren. Filipenko nimmt selbst hier kein Blatt vor den Mund. Er schildert dieses Ereignis wirklich so dramatisch und realistisch, sodass ich dachte, ich bin mittendrin in dem Geschehen. Und er klagt sogar die Verantwortlichen an. Was die politische Lage Weißrusslands anbelangt, war ich teils etwas überfordert, da ich zu wenig über dieses Land wusste. Doch dank dieses Buchs verstehe ich nun deutlich mehr über die Zusammenhänge und die Diktatur Weißrusslands. Mir scheint, dass sich in diesem Land auch nach der Selbstständigkeit politisch nicht viel geändert hat. Zisk spürt wie die Frustration und Resignation in seinem Land zugenommen haben. 2020 kommt es dann jedoch zu Protesten und Streiks, bei denen es zu über 6700 Verhaftungen gab und die ebenfalls hier sehr detailliert beschrieben werden. Weißrussland gilt weiterhin nach Russland als das Land, in dem man die sowjetische Vergangenheit am deutlichsten spürt. Das Filipenko mit seinem Buch bei einigen aneckt, kann ich gut nachvollziehen. Nachdem ich es jetzt gelesen habe, begreife ich, warum er die Zustände Belarus sich hier von der Seele schreiben wollte. Sprachlich jedoch hat mich nicht alles überzeugt. Gar nicht zugesagt haben mir die harten, teils ordinären Aussprüche und die lieblose Mutter, die von ihrem Sohn gar nichts wissen wollte. Unrealistisch empfand ich, dass die Ärzte einen selbstständig atmenden Patienten am liebsten aufgegeben hätten. Wäre da nicht eine so tolle Großmutter gewesen, die täglich für ihren Enkel kämpft, hätte Zisk das nicht überlebt. Fragwürdig finde ich außerdem, das Zisk nach seinem Erwachen aus dem Koma innerhalb 6 Monaten alles wieder erlernt hat. Deshalb gebe ich diesem Buch 4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 17.04.2021

Die Liebe endet doch das Leben nicht, es geht weiter

Alles, was noch vor uns liegt
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"Gott pflanzt Träume in uns hinein, und wenn er die Zeit für gekommen hält, wird er diese Träume wachsen lassen." (Buchauszug)
Die Schwägerinnen Eva und Angela können nicht unterschiedlicher sein. Floristin ...

"Gott pflanzt Träume in uns hinein, und wenn er die Zeit für gekommen hält, wird er diese Träume wachsen lassen." (Buchauszug)
Die Schwägerinnen Eva und Angela können nicht unterschiedlicher sein. Floristin Eva ist eine wahre Künstlerin in Sachen Blumen und für Abenteuer so offen wie ihr Mann Brent. Angela dagegen ist eher die Sachliche, Ängstliche, die zuvor alles hinterfragt. Doch eines verbindet die beiden miteinander, sie haben ihre Ehemänner, zwei Brüder, bei einem Tauchunfall verloren. Selbst nach über eineinhalb Jahren kämpft jeder mit seiner ganz eigenen Trauerbewältigung. Angela versucht sich und ihre drei Kinder über Wasser zu halten, dabei ist noch immer wütend auf Wes. Eva dagegen scheint keinen richtigen Sinn mehr in ihrem Leben zusehen. Bis sie erfährt, das Brent sich seinen Bruder Wes und Marc als Team für den Ultramarathon in Neuseeland angemeldet hat. Da kommt ihr die Idee, das sie als Andenken an ihre verstorbenen Männer dort antreten könnten. Gemeinsam mit Sherry und den Kindern reisen sie Monate zuvor nach Neuseeland, um sich vorzubereiten. Dabei lernt Angela den Journalisten Simon kennenlernt, der ebenfalls seine Frau verloren hat. Gleichzeitig kommen sich Marc und Eva immer näher. Doch sind die Frauen schon so weit für eine neue Liebe?

Meine Meinung:
Das traumhafte Cover stimmt mich auf diesen Roman an. Der lockere, flüssige Schreibstil und die kurzen Kapitel machen das Lesen recht angenehm. Nach dem Klappentext erwartete ich einen emotionalen, christlichen Roman, werde jedoch ein klein wenig enttäuscht. Zwar ist er emotional, da es um den Verlust der beiden Brüder und Ehemänner geht und zudem um Trauer und Trauerbewältigung. Doch leider bleibt er, was die christlichen Aspekte betrifft, ein wenig mager. Selbst wenn Schwiegermutter Sherry eine recht gläubige Frau zu sein scheint, deutet es die Autorin hier lediglich an. Viel zu selten wird ihr starker Glaube in dem Buch erwähnt. Lediglich unterschwellig gibt sie ihren Schwiegertöchtern Ratschläge, wo es um den Glauben geht. Sie unterstützt zwar die beiden Frauen, wo sie kann und erzählt ihnen von ihrer eigenen Trauerbewältigung nach dem frühen Tod ihres Mannes. Doch irgendwie war mir das alles etwas zu flach. Ich finde, da hätte die Autorin ruhig deutlicher werden können, was den Glauben anbelangt. Zum Ganzen kommen dann noch die Probleme, die Angela mit ihrer pubertierenden Tochter Kylee hat. Schön dagegen fand ich, wie unterschiedlich die beiden Frauen ihre Trauer verarbeiten. Während Eva Brent so sehr nachtrauert, dass er schon fast zum Heiligen wird, trauert Angela viel zu wenig. Für sie steht die Wut auf ihren Mann im Vordergrund. Weil Wes die Familie so oft alleine gelassen hat und stattdessen lieber mit seinem Bruder das Abenteuer und Vergnügen gesucht hat. Dass er dabei sein Leben riskiert und deshalb nun seine Familie alleine dasteht, verärgert sie noch mehr. Dadurch kann sie selbst nicht richtig trauern und verkriecht sich stattdessen in Arbeit. Darum fand ich die Idee mit dem Ultramarathon in Neuseeland, bei dem sie über sieben Tage 250 Kilometer bewältigen müssen, sehr interessant. Dieser Marathon nimmt recht viel Raum ein im Buch, sodass die Liebe ebenfalls etwas zu kurz kommt und außerdem noch verkompliziert wird. Zudem störte mich das Ende etwas, das noch einmal bei den Frauen infrage stellt, bevor es für sie dann doch noch eine neue Zukunft gibt. Dagegen haben mich Sätze wie diese begeistert:
"Du wirst nie echte Freude erleben, wenn du dich mit der Traurigkeit, der Wut und der Trauer nicht ehrlich auseinandersetzt" oder "Du wirst deinen Kindern niemals helfen können, ihre Trauer zu verarbeiten, bis du ihnen zeigst, wie das geht.", sie haben die Geschichte zusätzlich aufgewertet. Hier spürt man, dass die Autorin während dem Schreiben des Buchs selbst Trauerfälle miterlebt hat. Was Trauer, Trauerbewältigung und diesen Marathon anbelangt, hätte die Autorin die volle Punktzahl verdient. Jedoch, da mir der Glaube zu wenig, das Ende nicht ganz glaubhaft und zudem etwas zu sehr verkompliziert wurde, bekommt es von mir 4 von 5 Sterne.

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