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Veröffentlicht am 10.11.2021

Erfordert viel Geduld, bis es gut wird

Sommersprossen – Nur zusammen ergeben wir Sinn
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Ich habe wirklich schon lange nichts mehr von Cecelia Ahern gelesen, obwohl sie angefangen mit meiner Jugendzeit eine Muss-Autorin für mich geworden ist. Nach ihrer tollen Jugend-Dilogie zu „Flawed“ und ...

Ich habe wirklich schon lange nichts mehr von Cecelia Ahern gelesen, obwohl sie angefangen mit meiner Jugendzeit eine Muss-Autorin für mich geworden ist. Nach ihrer tollen Jugend-Dilogie zu „Flawed“ und „Perfect“ hat sie noch den Nachfolger von „P.S. Ich liebe dich“, „Postscript“ veröffentlicht, der zwar nett war, aber eben auch kein wahrer Hit und dennoch habe ich mich auf „Sommersprossen“ gefreut. Doch nach Beendigung des Buchs bin ich mir nicht sicher, ob Ahern vielleicht einfach nicht mehr meine Muss-Autorin ist…

Es hat wirklich lange gedauert, dass ich bei „Sommersprossen“ richtig im Geschehen drin war, denn Hauptfigur Allegra alias Freckles ist keine Protagonistin, die mit ihrer Art sofort einlädt, dass du dich bedingungslos mit ihr identifizierst. Mögliche Diagnoseversuche für ihr stellenweise vorhandenes Verhalten wollen wir weglassen, aber ihre oft mangelnde Emotionslosigkeit, ihre verbissenes Festhalten an Routinen, ihre Unfähigkeit dafür, sich wirklich auf die Menschen um sich herum einzulassen und sich dabei selbst mal zu vergessen, das war wirklich verdammt schwierig… Zudem ist es lange sehr schwierig, dass sich die Gewissheit verfestigt, was dieses Buch eigentlich aussagen will. Ahern arbeitet nun mal normalerweise mit Liebesgeschichten und wenn man dann den Untertitel „Nur zusammen ergeben wir Sinn“ liest, dann war es wohl naheliegend, auch in diese Richtung sich ein Buch zu erhoffen, aber das war eben nicht der Fall. Deswegen war es eben eine Herausforderung, sich reinzufuchsen, worum geht es, was wird es mir als Leserin bringen und wie zufrieden bin ich damit?

Während zwei Drittel des Romans wirklich ein Auf und Ab sind, wo möglicherweise auch einige Ahern-Fans frustriert aufgeben werden, weil Allegra und ihre Art, ihre Geschichte zu teilen, einfach nicht funktionieren möchte, ist das letzte Drittel aber wirklich gut. Hier war ich als tapfere Leserin an dem Punkt, dass ich Allegra endlich begriffen hatte. Es war zwar immer noch eine Barriere da, durch die ich mich nicht restlos auf sie einlassen konnte, aber ich habe auch ohne explizite Antworten immer besser nachvollziehen können, was Allegras Geschichte ist und warum sie ist, wie sie ist. Aber das erfordert eben Empathie von mir als Leserin, denn Ahern mit ihrer Erzählstimme bietet es nicht an. Im Gegenteil bietet sie auch eine ganze Reihe von Figuren an, die exzentrischer kaum sein können und wo man sich gar nicht traut, diese in ihrer Art einfach mal sympathisch zu finden. Das ist auch manchmal klug, denn in dem Buch finden sich genug faule Eier, die ihr wahres Wesen hinter Zahnpastafreundlichkeit verbergen.

Aber zurück zu dem guten Ende: ich war irgendwann wirklich mit Allegra in der Geschichte drin und ich habe auch langsam verstanden, was die Botschaft des Buchs ist und diese ist weise und sehr schön. Was mit dem Durchschnitt der fünf Personen von Anfang an interessant anmutete, aber zwischendurch fast schon zerdacht wurde von Allegra, wurde doch noch das Nachdenkliche, was ich mir von dem Buch auch erhofft habe. Mit diesem Ende ist es auch okay, dass es keine klassische Liebesgeschichte gibt, denn man kann ja selbst weiterspinnen, ob noch etwas möglich ist oder nicht. Und das Ende hat noch eine wahre Achterbahn der Gefühle bereitgehalten. Es gab noch viel zum Aufregen, aber im positiven Sinne, weil die Steine, die Allegra dann doch in den Weg gelegt wurden, mir für sie wirklich leid getan haben. Es gibt auch was zum Weinen und ganz zum Ende aber vor allem zum Strahlen. Der Abschied aus dem Buch wirkte zum Rest fast schon klischeehaft, aber es war dennoch echt wunderschön. Schade, dass es bis zu diesem tollen Drittel aber ein echt harter Kampf sein musste.

Fazit: „Sommersprossen“ ist mal wieder ein neues Werk von Cecelia Ahern, bei dem es mir schwerfällt, eine Leseempfehlung auszusprechen. Das letzte Drittel war zwar wirklich gut, aber ich würde es völlig verstehen, wenn es viele bis dahin gar nicht schaffen würden, denn die Protagonistin ist anfangs sehr distanziert und auch vieles andere lädt in diese Welt nicht gerade ein. Es braucht also viel Geduld, Empathie und Gewöhnung, um am Ende dann noch etwas Schönes, vor allem die Botschaft, zu entdecken.

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Veröffentlicht am 07.10.2021

Gier zurück, aber leider nicht so begeisternd

Vergissmeinnicht - Was man bei Licht nicht sehen kann
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Kerstin Gier ist zurück! Das ist wirklich eine der schönsten Botschaften dieses Jahres, nachdem es hieß, sie habe eine persönliche Katastrophe zu verarbeiten. Es ist ein schöner Gedanke, dass sie inzwischen ...

Kerstin Gier ist zurück! Das ist wirklich eine der schönsten Botschaften dieses Jahres, nachdem es hieß, sie habe eine persönliche Katastrophe zu verarbeiten. Es ist ein schöner Gedanke, dass sie inzwischen wieder im Schreiben Ablenkung und Zuflucht finden kann und mit „Vergissmeinnicht“ haben wir nun das Ergebnis davon vorliegen. Ich habe ihre Jugendreihen allesamt gelesen, aber wenn ich ehrlich bin, ist das für mich verdammt lange schon her und eine gewisse Sorge hat sich deswegen doch eingeschlichen, ob ich wirklich noch die richtige Zielgruppe bin? Aber Gier ist zurück und es stand für mich außer Frage, dass ich bei ihr unbedingt mal wieder eintauchen muss!

Das Beruhigendste für mich am gesamten Leseprozess war sicherlich die Feststellung, dass Gier ihren Schreibstil wie eh und je beibehalten ist. Sie ist nicht braver geworden, sondern ist so frech, selbstreflexiv und schlichtweg humorvoll wie immer. Ich habe an vielen Stellen deswegen herzlich lachen müssen, denn die Sprüche sind stellenweise einfach zum Brüllen. Herrlich! Kommen wir nun zu der neuen Welt, in der „Vergissmeinnicht“ spielt und die mich doch etwas verwirrt zurückgelassen hat und ja irgendwie auch enttäuscht. Denn was der Saum genau ist, was das Interesse ist, wie der Einfluss auf die Erde ist, was genau für Fähigkeiten möglich sind, all das hat sich für mich nicht sinnig erschlossen. Wenn dann stellenweise auch aufgelistet wurde, was für Wesen alle im Saum leben, da habe ich wirklich dein Eindruck erhalten, dass Gier alles zusammengeschmissen hat, was sie jemals gehört hat, um es in diese Geschichte zu packen. Das ist dann insofern enttäuschend, weil ich das Gefühl habe, dass möglichst viel offengehalten werden soll, so dass sich die Geschichte in alle Richtungen entfalten kann. Aber die phantastische Welt ohne irgendwelche Grenzen nimmt mir meine Potenzial, das alles für mich sauber zu begrenzen. Besonders deutlich wurde mir diese kritische Feststellung nach Beendigung des Buchs, weil ich überhaupt keine Ahnung hatte, in welche Richtung die Reihe jetzt wohl noch will und das ist echt schade.

Zu den Figuren kann ich im Grunde nicht meckern, vieles wirkt sich hier natürlich aus, was ich im Abschnitt davor kritisiert habe, weil sie eben Teil der Welt sind, aber im Grunde wird ein wirklich breites Spektrum an Figuren angeboten, bei dem es wie bei Gier üblich ist viele Lieblinge gibt, aber auch viele, die man liebt zu hassen. Quinn und Matilda sind nun die beiden Protagonisten und tatsächlich hat sie es mir mehr angetan, wahrscheinlich weil sie nicht zum Saum gehört, weil sie damit ein ganz normaler Mensch ist, bei dem ich nicht zig Fragezeichen im Kopf habe. Und dennoch geht sie in der Geschichte nicht unter, weil sie eine natürliche Heldin ist. Vieles mag daran liegen, dass sie in Quinn rettungslos verliebt ist und alles für ihn tun würde, aber dennoch muss sie die mutigen Entscheidungen auch erstmal treffen und dann angehen und das macht sie immer auf beachtungswerte Art und Weise. Quinn ist so ein typischer halber Bad-Guy, wie wir ihn bei Gier oft bekommen, aber dennoch mag man ihn irgendwie, gerade die Gespräche mit Lasse sind immer zum Schießen. Aber er ist eben immer die Figur, die in den Saum eintritt, er müsste damit die Figur sein, die mich damit vertraut macht, aber das gelingt leider nicht so wirklich.

Das hat meiner Meinung nach aber auch ganz entscheidend mit dem Erzählstil zu tun. Vielleicht habe ich zu lange kein Gier-Buch gelesen oder sie hat es einfach geändert, aber ich hatte oft das Gefühl, dass die Geschichte zu sehr in der Zeit hin- und hergesprungen ist und dass das Geschehen oft eher in Rückblenden als wirklich im Moment erzählt wird. Sowohl in Quinn als auch in Matildas Perspektive war es ersichtlich, dass das Geschehen in der Gegenwart einsetzte, nur um wieder zurückzuspringen und zu erzählen, was passiert ist. Irritierend war es auch, wenn in Matildas Perspektive Quinn schon wieder aus dem Saum zurückkehrt, dann wechselt die Perspektive und wir erleben erst, was er doch alles so mitbekommen hat. Möglicherweise soll das Spannung erzeugen, aber ich fand es eher irritierend, was sich aber besonders als Effekt erwiesen haben kann, weil ich eben mit der dargestellten Welt nicht so vertraut geworden bin.

Fazit: „Vergissmeinnicht“ hat mich leider nur bedingt überzeugen können. Es war großartig, mal wieder Giers Erzählstil miterleben zu können, weil man bei ihr nie weiß, wann sie die nächste Spitze sitzt. Aber die entworfene Welt war mir zu halbgar, zu viele Fragen, zu wenig Antworten, so dass sich meine Vorstellungskraft schwer getan hat. Zudem gab es Holpersteine in der Erzählweise, so dass ich bei mir leider keine Begeisterung für die restliche Reihe empfinde.

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Veröffentlicht am 18.07.2021

Hat mich nicht zum Träumen gebracht

The Brooklyn Years - Wovon wir träumen
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Nun gehen wir mit „Wovon wir träumen“ schon in den vierten Band der Reihe „The Brooklyn Years“ von Sarina Bowen. Und es wäre definitiv gelogen, wenn ich sagen würde, ich wäre auf diesen Band nicht besonders ...

Nun gehen wir mit „Wovon wir träumen“ schon in den vierten Band der Reihe „The Brooklyn Years“ von Sarina Bowen. Und es wäre definitiv gelogen, wenn ich sagen würde, ich wäre auf diesen Band nicht besonders gespannt gewesen. Das ist für mich fast schon überraschend, denn es war schon wegen der beruflichen Positionen von Nate und Rebecca klar, dass es nicht o sehr um Eishockey gehen würde wie zuvor und dennoch haben diese beiden in den drei Bänden zuvor schon alle Funken fliegen lassen und das nur durch immer wieder kleine Szenen. Deswegen war ich wirklich sehr gespannt, wie es werden würde, wenn es doch gleich ein ganzes Buch ist.

Letztlich muss ich aber sagen, dass meine Vorfreude sich leider nicht im Endergebnis widerspiegeln konnte. Ein entscheidender Faktor für die Enttäuschung ist sicherlich, dass die Inhalte von Band 3 und 4 größtenteils parallel stattfinden. Durch die Perspektive von Beacon und Lauren wussten wir schon über viele Entwicklungen von Nate und Rebecca Bescheid. Es waren natürlich nur Andeutungen, aber dennoch hat dieser Band bewiesen, dass diese Andeutungen praktisch schon alles voraus genommen haben. Viel mehr ist in dem Buch selbst dann nicht passiert und das darf eigentlich nicht passieren. Sonst haben Reihen höchstens minimale Parallelen, was auch definitiv der bessere Weg ist, denn hier zeigt sich, wie viel Spannung dadurch wegfällt.

Jetzt sind Liebesromane natürlich nicht vor allem für Spannung da, aber neben der Tatsache, dass man schon genau wusste, was passieren würde, war von den Funken zwischen Nate und Rebecca nicht mehr viel da, wo wir nun einmal in ihren Köpfen stecken. Und das ist definitiv die noch größere Enttäuschung, denn auf die Liebe kommt es definitiv an und die muss dann auch sitzen! Warum es vor allem nicht geklappt hat, muss ich leider an Becca festmachen. Sie war in den Bänden davor für mich immer so ein Leuchtkegel. Sie hatte nicht die Hauptrolle, aber sie war dennoch stets präsent und hatte einfach eine Art, die man mögen musste. Doch diese Becca habe ich in ihrer eigenen Geschichte nicht mehr gefunden. Sie wirkte nur wie ein Abziehbildchen, bei dem die Farben aber wahrlich nicht mehr so strahlend sind. Natürlich erleben wir sie aufgrund ihrer Kopfverletzung auch am absoluten Tiefpunkt und dennoch hat sie sich oft sehr kopflos und recht lieblos verhalten. Zudem hätte ich auch gedacht, dass man ihre Gefühle für Nate übermäßig spüren würde. Während das bei ihm für sie auch definitiv gegeben war, so stehe ich bei Becca doch da und frage mich, wo denn da wirklich ihre Leidenschaft war.

Letztlich gab es noch viele kleine weitere Aspekte, die eher ein trübsinniges Gefühl vermittelt haben. So fand ich die Kapitel aus der Vergangenheit in einem ganz seltsamen Erzählstil geschrieben. Erinnerte irgendwie an ein Märchen, war aber meiner Meinung völlig deplatziert, denn der Sinn dahinter lag nicht auf der Hand. Weiterhin fand ich die Überpräsenz von überwachender Technik durch KI anstrengend. Natürlich passte es zu Nate, aber wenn dann eine Künstliche Intelligenz beim Lustspiel zuhört, dann ist es irgendwie eher peinlich und hat dementsprechend auch nicht geholfen, die Chemie zwischen Nate und Becca entscheidend aufzupeppen. Während mir das Ende doch insgesamt wieder gefiel, weil es auch starke Bilder waren, so merke ich nach Band 4 doch endgültig, dass „The Brooklyn Years“ einfach nicht meine Reihe ist. Bis jetzt hat mich noch kein Band übermäßig begeistert, aber dass ausgerechnet der hoffnungsgemäß beste mich am meisten enttäuscht, nein, das sagt nichts Gutes aus. Sicherlich werde ich Band 5 auch noch durchziehen, aber ich bin doch froh, von Bowen mal wieder eine neue Reihe zu lesen bekommen.

Fazit: Es tut mir fast leid, das auszusprechen, aber „Wovon wir träumen“ hat mich überhaupt nicht träumen lassen. Ich hatte viele Hoffnungen bei Nate und Becca, die aber nicht erfüllt wurden. Die Inhalte waren durch Band 3 schon zu sehr bekannt und leider hat die Chemie nicht so gestimmt, wie es hätte sein müssen. So leider gelesen und quasi schon wieder vergessen.

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Veröffentlicht am 04.05.2021

Qualitativer Dämpfer

Eisige Wellen
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Die Einführung in die Welt der Grisha ist mit „Goldene Flammen“ wirklich gut gelungen und dennoch müssen sich gerade Trilogien oft den Vorwurf machen, dass der zweite Band, in diesem Falle „Eisige Wellen“, ...

Die Einführung in die Welt der Grisha ist mit „Goldene Flammen“ wirklich gut gelungen und dennoch müssen sich gerade Trilogien oft den Vorwurf machen, dass der zweite Band, in diesem Falle „Eisige Wellen“, oft ein sogenannter Zwischenband ist, in dem die Handlung eher dahin plätschert. Ist dieses Urteil auch über den zweiten Band von Leigh Bardugo zu fällen?

Die Antwort ist relativ schnell mit ‚Ja‘ zu geben, denn „Eisige Wellen“ bietet nur zu Beginn und zum Schluss einen wirklichen erzählerischen Höhepunkt, wo sich Sonnenkriegerin Alina wenig überraschend einem Kampf mit dem Dunklen stellen muss. Hier sind jeweils neue Entwicklungen zu begrüßen sowie auch wichtiger Veränderungen, die bei Alina erfolgen und den weiteren Fortgang enorm beeinflussen werden. Alles dazwischen aber ist wohl tatsächlich eher Aufbau für das, was da noch kommen wird. Aber die inhaltlichen Schwächen werden auch noch durch anstrengende zwischenmenschliche Entwicklungen ergänzt. Das in Kombination hat einen wirklich zähen Lesefluss ergeben.

Absoluter Lichtblick ist in dieser schwierigen Ausgangslage sicherlich Prinz Nikolai oder auch Sturmhond genannt, der im ersten Band keinerlei Rolle gespielt hat, aber mit seiner frechen und vor allem respektlosen Art und Weise gegenüber dem Dunklen und anderen direkt Eindruck hinterlässt. Ich bin durch sein Auftauchen wirklich überrascht worden, zumal er als möglicher Herrscher für Ravka auch eine Alternative für die Zukunft des Landes darstellt, die nicht zu unterschätzen ist. Mit ihm sind auch neu das Geschwisterpaar Tamar und Tolya, die als gebürtige Shu, die sich dem klassischen Dasein von Grisha entzogen haben, ebenfalls für eine neue Komponente stehen. Im Gegensatz zu Nikolai bleiben sie aber doch deutlich blasser und dennoch würde ich sie als sinnvolle Ergänzung des Personenkreises in diesem Band bezeichnen.

Kommen wir aber noch einmal zu den angesprochenen Schwächen. Der zwischendurch fehlende fesselnde Inhalt wird auch dadurch in seiner Präsenz befördert, weil das zwischenmenschliche Drama sehr nervig daherkommt. Im ersten Band gab es schon viel Eifersucht, aber hier wird dem Ganzen wirklich noch einmal die Krone aufgesetzt. Mal und Zoya, Mal und Alina, Alina und Nikolai, ständig werden dort unnötige Steine in den Weg gelegt, was eindeutig an den Nerven zehrt. Verbunden damit ist auch der Faktor, dass Alina in diesem Band eine fragwürdige Entwicklung durchläuft. Ich brauche wahrlich keine Sauberfrau als Protagonistin, aber ihre Reise gen Machtgier erfolgt viel zu schnell und kaum ohne nachvollziehbare Begründung. Hier setzen sich also die Schwächen des ersten Bandes fort, denn das innere Gefühlsebene verharrt erneut an der Oberflächlichkeit. Und das, obwohl wir bei Alina sogar die Ich-Perspektive erleben. Bei dieser Ausgangskonstellation ist es dann wohl verständlich, dass das ständige Eifersuchtsdrama nur noch ein zusätzliches Übel ist, durch das man irgendwie durch mit.

Gerade vor dem Hintergrund, dass ich inzwischen auch die Krähen-Dilogie gelesen habe, wird hier deutlich, dass die Grisha-Trilogie eine ganz andere hätte sein können, wenn auch hier mehrere Perspektiven eingebunden worden wären. Die Welt der Grisha ist definitiv komplex genug und vielleicht muss man sogar sagen, so komplex, dass sie schlichtweg mehrere Sichtweisen bräuchte, um sie noch viel spannender für die Leser*innen zu übertragen. Nach diesem doch eher enttäuschenden Band bleibt nur zu hoffen, dass das Finale sich wieder lohnt.

Fazit: „Eisige Wellen“ bietet Ausrufezeichen zu Beginn und zum Schluss, doch dazwischen ist überraschend viel Leere. Zwar werden neue und interessante Figuren eingeführt, aber das kann auch nicht über ein Geplätscher des Geschehens hinwegtäuschen, das leider zu sehr von Eifersuchtsdrama durchzogen ist. Zudem ist Alinas Entwicklung fraglich. Hier wird es schwer, das Ruder noch einmal rumzureißen.

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Veröffentlicht am 28.03.2021

Reihentiefpunkt

The Brooklyn Years - Wer wenn nicht wir
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Nun sind wir mit „The Brooklyn Years – Wer wenn nicht wir“ schon beim dritten Band der Reihe und obwohl ich mich gefreut habe, dass wir es mit dieser Reihe wieder mit erwachseneren Figuren zu tun haben, ...

Nun sind wir mit „The Brooklyn Years – Wer wenn nicht wir“ schon beim dritten Band der Reihe und obwohl ich mich gefreut habe, dass wir es mit dieser Reihe wieder mit erwachseneren Figuren zu tun haben, weil Sarina Bowen mit diesen intensivere Geschichten erschaffen kann, ist die Euphorie leider noch nicht ausgebrochen. Und leider auch nicht mit diesem neuen Band, der sich um Lauren und Beacon dreht. Hier erfahrt ihr, warum.

Obwohl ich im Vorfeld gedacht hätte, dass Beacon leichtes Spiel bei mir haben wird, weil er eben schon die ganze Zeit über ein sehr sympathischer Mann war, habe ich mich dennoch den gesamte Roman über mehr mit Lauren verbunden gefühlt. Das passiert mir tatsächlich sehr selten, weil Frauenfiguren leider oft Charakterzüge erhalten, die sie nicht wirklich zu Traumprinzessinnen machen. Jetzt will ich auch gar keine perfekten Figuren und das ist Lauren auch gar nicht. Im Gegenteil ist sie sogar ein wenig das Biest, aber man darf schnell hinter ihre Fassade blicken und die hat mich vom ersten Moment an gefangen genommen. Zuvor wusste man als LeserIn gar nicht, was zwischen ihr und Beacon vorgefallen ist, aber nach der Offenbarung der Wahrheit kann man nur mit ihr fühlen. Und dadurch erwacht Verständnis und nicht nur Verständnis, sondern auch ein offenes Ohr für ihre wahren Charakterzüge und da zeigt sich schnell Mut, Loyalität und Beharrlichkeit. Sie kann man nur als starke Frau bewundern.

ABER genau das sorgt auch dafür, dass Beacon leider überhaupt nicht mehr gut wegkommt. Er wirkt zwar zu keinem Zeitpunkt richtig unsympathisch, aber er wirkt eben auch nicht mehr großartig. Man erlebt ihn als liebevollen Vater, man erlebt ihn als Kämpfer für seine schwule Manny, man erlebt ihn als loyalen Mannschaftskameraden, aber gleichzeitig ist das alles nur auf Sparflamme, weil ihm vieles auch zuzufliegen scheint. Zudem liegt schnell auf der Hand, welche Fehler er begangen hat, doch richtig Buße muss er dafür nicht tun. Er hätte es verdient gehabt, durch ein dunkles Tal zu gehen, um sich richtig beweisen zu können. Stattdessen wird seine stellenweise übertrieben dargestellte Arroganz auch noch dadurch befeuert, dass er alles bekommt, was er will.

Nach diesem harten Abschnitt dürfte man es sich wohl schon denken, aber die Problematik bei Beacon hat dafür gesorgt, dass ich die Liebesgeschichte leider auch problematisch fand. Natürlich war klar, dass Lauren ihm irgendwann verzeihen würde, aber nach ein paar entschuldigenden Worten sind die beiden regelrecht in eine Beziehung gerutscht, ohne aber wirklich zu reflektieren, was einst vorgefallen ist. Richtig absurd wurde es dann bei der Kinderthematik. Selbst wenn Lauren unbedingt ein Kind wollte, so war die daraus entstehende Entwicklung mit Beacon zu keinem Zeitpunkt romantisch, sondern eher abstoßend. Ich hatte nicht den Eindruck, dass sich ein Paar für ein Kind entschieden hat, das einen gemeinsamen Lebensplan hat. Man weiß, dass genug Kinder als Unfälle gezeugt werden oder eben um etwas zu kompensieren, aber das hier thematisch aufzufangen finde ich befremdlich.

Abgesehen von diesem Kritikpunkt, der mir das Buch bis zu einem gewissen Grad doch regelrecht verhagelt hat, ist die Darstellung der Eishockeysaison wieder sehr spannend gestaltet worden. Man hat wirklich das Gefühl, dabei zu sein, sei es aus Laurens Zuschauersicht oder aus Beacons Sicht als Teil der Mannschaft. Weiterhin funktionieren die Beziehungen zwischen Hauptfiguren und Nebenfiguren. Da Lauren bis dato unterkühlt dargestellt wurde, war sie ein wenig außen vor und mir hat es gefallen, wie sie nach und nach bei Georgia und Co integriert wurde. Auch die vielen Andeutungen zu Nate und Becca waren vielversprechend, denn ihre Geschichte kommt ja noch. Da würde ich mir wirklich wünschen, dass es noch ein richtiges Highlight wird, denn Band 3 ist es definitiv nicht.

Fazit: Der dritte Band der „The Brooklyn Years“ ist leider der bisherige qualitative Tiefpunkt. Die Reihe hat mich insgesamt noch nicht zu Begeisterungsstürmen animiert, aber wenigstens wurden solide Liebesgeschichten erzählt. Hier stimmt das Korsett, aber der Kern nicht, weil Beacon mich als Figur kaum überzeugen konnte und auch die Darstellung des Kinderwunsches fand ich – vorsichtig ausgedrückt – problematisch. Hier wird mir der Inhalt wohl kaum lange im Gedächtnis bleiben…

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