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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.06.2021

Zuckersüße Highschoolromanze!

Kate in Waiting
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Nachdem ich sowohl Buch, als auch die Verfilmung von "Love, Simon" total gerne mochte war ich sehr gespannt auf das neue Buch von Becky Albertalli. Meine hohen Erwartungen wurden auf keinen Fall enttäuscht, ...

Nachdem ich sowohl Buch, als auch die Verfilmung von "Love, Simon" total gerne mochte war ich sehr gespannt auf das neue Buch von Becky Albertalli. Meine hohen Erwartungen wurden auf keinen Fall enttäuscht, ich war von Anfang an gefangen von der Sprache, dem Schreibstil, den Charakteren und der Story! Der Schreibstil passt so gut zu Kate, einem 16-jährigen Mädchen auf der Highschool, so dass ich beim Lesen oft das Gefühl hatte, ich würde gerade mit ihr persönlich ein Gespräch über unseren Schwarm führen. Es war total süß zu lesen, wie alle anderen Gedanken plötzlich nichtig waren, sobald ihr Angebeteter Matt in den Raum kam oder sie mit ihrem besten Freund Anderson über ihn redete. Ich glaube, jeder Teenager kann sich beim Lesen perfekt in Kate hineinversetzen und seine eigenen Liebesdramen aufarbeiten und jeder Erwachsene fühlt sich in seine Schulzeit und die erste Liebe zurückversetzt!
Kate fand ich schnell sympathisch, ich fand toll dass sie zwar eher als unscheinbare Durchschnittsschülerin dargestellt wurde, aber dennoch gar kein riesiges Aufhebens darum gemacht wurde, dass sie bisher nie eine Hauptrolle im Musical bekommen hatte und auch noch nie Glück in der Liebe, sondern nur viele gleiche Schwärmereien mit Anderson durchlebt hat. Umso mehr hat es mich für sie dennoch gefreut, als sie persönliche Meilensteine erreicht hat und ich konnte während der Geschichte sehr mit ihr mitfiebern.
Die Handlung im allgemeinen hat mir auch total gut gefallen, auch wenn ich mit Theater und Musical nicht wirklich viel am Hut habe. Besonders gut nachempfinden konnte ich die Abneigung von Kate und ihren Freunden gegenüber den selbstgefälligen Sportlern der Schule, in dem Punkt habe ich mich abermals krass in meine eigene Schulzeit zurückversetzt gefühlt. Ich finde es toll, wie Becky Albertalli das Thema Diversität in ihren Büchern aufgreift und mühelos und ohne Aufhebens verschiedene Charaktere aus der LGBTQ-Szene in ihre Bücher integriert. Aber am besten gefallen hat mir einfach die zuckersüße Liebesgeschichte mit viel Drama und Herzkribbeln, de ich vermutlich nicht zum letzten Mal gelesen habe!

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Veröffentlicht am 17.05.2021

Informativ und lecker!

Heilsam kochen mit Ayurveda
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Da ich schon ein anderes Ayurveda-Kochbuch besitze, von dem ich echt begeistert bin, war ich total neugierig auf "Heilsam kochen mit Ayurveda" und wurde auch nicht enttäuscht! Die einführenden Kapitel ...

Da ich schon ein anderes Ayurveda-Kochbuch besitze, von dem ich echt begeistert bin, war ich total neugierig auf "Heilsam kochen mit Ayurveda" und wurde auch nicht enttäuscht! Die einführenden Kapitel in die Lehre des Ayurveda sind umfassend, sehr informativ und ganzheitlich, so wie auch der Ansatz des Ayurveda selbst. Ich hatte nicht das Gefühl, dass etwas ausgelassen wurde, sondern dass ich über alle Facetten informiert wurde, inklusive Warenkunde über wohltuende Lebensmittel für jeden Konstitutionstyp. Ich gebe ehrlich zu, dass manches für mich schon ein bisschen wie Zauberei klingt, aber trotzdem bin ich fasziniert von dem ganzheitlichen Ansatz des Ayurveda, der den gesamten Menschen betrachtet und nicht nur eine Krankheit oder ein Körperteil mit Beschwerden, wie es in der Schulmedizin heute gehandhabt wird.

Die vielen tollen Rezepte im Buch zeigen außerdem, dass Ayurveda nicht nur gut tut, sondern auch richtig gut schmeckt! Oft blättere ich durch Kochbücher und tue mich schwer, mehr als ein oder zwei Rezepte zu finden, die mir nicht zu ausgefallen und aufwendig sind und auf die ich dann auch noch Lust habe. Und die eine vollwertige Mahlzeit darstellen, denn oft sind Rezepte in Kochbüchern meiner Meinung nach eher Beilagen und kein Hauptgericht. Hier ist dem nicht so und trotz vielseitiger und auch mal ausgefallener Rezepte waren die Gerichte einfach umsetzbar, ich musste nach dem Kochen nicht sämtliches Geschirr spülen, dass wir besitzen und sie stellten auch vollwertige Gerichte dar. Die Rezepte lassen sich also gut in den Alltag integrieren, alles, was ich ausprobiert habe, war echt lecker und es gibt im Buch noch einiges mehr, dass ich noch ausprobieren will! Besonders das Wirsing-Linsen-Curry und die Veganen Schokokekse haben es mir echt angetan. Das Buch bietet also durchaus auch neue Lieblingsrezepte! Toll finde ich auch, dass zwar viele Rezepte nicht vegan sind, aber meist nur eine leicht ersetzbare Zutat wie Ghee ausgetauscht werden muss, um die meisten Rezepte auch als vegane Variante kochen zu können.

Das einzige, womit ich mich dann aber doch noch etwas schwer tue, ist die Anwendbarkeit des Ayurveda in unserem heutigen Alltag. Während Corona und dem vielen zu Hause sein mag es fast noch möglich machen, aber wer kann in normalen Zeiten denn schon dreimal pro Tag kochen? Denn durch die Rohkost, auf die man weitestgehend verzichten soll, bleibt einem ja kaum etwas anderes übrig... Und auch wenn ich beim Frühstück schon etwas experimentierfreudiger geworden bin, so komme ich beim Abendessen noch nicht wirklich vom klassischen Brot weg. Weiterhin haben mich einige Pastarezepte im Buch irritiert, die im Kapitel "Frühstück" einsortiert waren. Auch das kann ich mir nur sehr schlecht vorstellen, aber ich gebe mein Bestes und werde weiter an meiner Ernährung achten und die Lehre des Ayurveda so gut es geht in meinen Alltag einbeziehen! Für mich ist das Buch eine große Empfehlung und ich werde gerne weiter daraus kochen!

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Veröffentlicht am 05.05.2021

Großartig!

Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte
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"Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte" ging mir schon seitdem ich zum ersten Mal das Cover und die Inhaltsangabe gesehen hatte, nicht mehr aus dem Kopf. Vermutlich lag das hauptsächlich an diesem wahnsinnig ...

"Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte" ging mir schon seitdem ich zum ersten Mal das Cover und die Inhaltsangabe gesehen hatte, nicht mehr aus dem Kopf. Vermutlich lag das hauptsächlich an diesem wahnsinnig schönen Cover, aber auch die vielen begeisterten Rezensionen der englischen Ausgabe machten das Buch für mich zu einem must read. Die Inhaltsangabe klang zwar interessant und vielversprechend, lies aber dennoch vieles offen und ich fragte mich die ganze Zeit, was in diesem Buch nur alles passieren wird. Und was soll ich sagen, meine Hoffnungen wurden alles andere als enttäuscht, ich liebe dieses Buch! Ein absolutes Lesehighlight! Daher will ich zum Inhalt auch gar nicht viel mehr sagen, lassen Sie sich selbst überraschen und von dem Buch gefangen nehmen!

Zu Beginn hatte ich zwar noch so meine Startschwierigkeiten, denn Linus' Tagesablauf war alles andere als spannend und die miesepetrigen Nachbarn und Kollegen taten ihr übriges dazu, dass ich anfangs nicht so ganz wusste, was das hier wird. Auch mit Linus Auftrag auf der geheimnisvollen Insel Marsyas, seiner Reise dorthin und der Begegnung mit den Bewohnern des Heimes auf der Insel ließen meine Schwierigkeiten noch nicht vollständig nach. Ich wollte mehr über diese andere Welt wissen, in der ich gelandet war und deren Beschreibungen zu wünschen übrig ließen. Linus Art fand ich anfangs echt anstrengend, wie er vor allem Angst hatte, so stark auf die Regeln und Gesetze fokussiert war und gefühlt ständig schweißgebadet war. Und zu guter Letzt konnte ich mir die Kinder in Mr. Parnassus' Heim, die äußerlich teilweise schon interessant und sehr anders beschrieben wurden, nur schlecht vorstellen. Den Schreibstil fand ich zwar gut, aber manchmal doch etwas zu iterativ. Aber nach und nach habe ich vor allem in diesem Punkt gemerkt, dass es darum in dem Buch überhaupt nicht geht: Im Gegenteil! Die Botschaft ist doch, jemanden nicht als anders wahrzunehmen, sondern trotzdem als Menschen, der gleich und vor allem gleichwertig wie alle anderen ist! Im Laufe des Buches habe ich immer mehr bemerkt, wie meine anfänglichen Problemchen sich in Luft aufgelöst haben und plötzlich sogar Sinn ergaben.

Spätestens ab der Hälfte des Buches war für mich alles völlig stimmig, ich konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen und habe die Sätze geradezu aufgesaugt. Es war, als würde ich mich gemeinsam mit Linus in die neue Welt hineinfinden und die Bewohner des Heimes einfach als Menschen zu akzeptieren, nicht mehr die Regeln und Standarts (in meinem Fall von anderen Fantasyromanen) zu ersehnen, sondern mich einfach auf diese Reise einzulassen. Und genauso erging es Linus, de hinter den magisch begabten Kindern plötzlich charakterstarke und faszinierende kleine Persönlichkeiten entdeckte und langsam begann, diese in sein Herz zu schließen und sich gleichzeitig aus seiner strukturierten und langweiligen Welt zu entfernen. Die charakterliche Entwicklung von Linus fand ich einfach großartig gezeichnet, so feinfühlig und ergreifend! Allgemein bot der Roman die ganze Bandbreite an Gefühlen, die einen beim Lesen überkommen können! Ich hatte mehrfach Tränen in den Augen, hatte manchmal das Gefühl, das Herz schäumt mir über vor Emotionen und Zuneigung für die Figuren, ich musste aber auch immer wieder auflachen durch den großartigen Humor, der sich im Buch versteckte!

Das Buch beinhaltet neben einem geheimnisvollen Setting in einer magischen Welt eine tiefgehende Liebesgeschichte mit zwei äußerlich und anfangs innerlich so ungleichen Menschen, die nicht perfekt sind und den Standards entsprechen! Das war so unglaublich erfrischend zu lesen und die Gefühle, die ich beim Lesen hatte waren genauso aufrichtig und schön! aber das Buch vermittelt auch viele wichtige Botschaften und spricht für die, die als "anders" angesehen werden, als nicht "normal" und zeigt auf, was die Gesellschaft mit solchen Menschen machen kann, wenn sie sie nicht als gleichwertigen Teil von sich aufnimmt. Ein Aufschrei und ein Hoffnungsschimmer zugleich! Ein großartiges Stück Literatur, eine große Empfehlung!

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Veröffentlicht am 22.04.2021

Spannung, Gänsehaut und Fassungslosigkeit

Girl A
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Zuerst muss ich sagen, dass ich echt nicht gerne gruselige Bücher und Filme lese/sehe und für mich ist die Grenze für gruselig schon sehr niedrig gesetzt. Auf "Girl A" war ich durch Cover, Titel und Inhaltsangabe ...

Zuerst muss ich sagen, dass ich echt nicht gerne gruselige Bücher und Filme lese/sehe und für mich ist die Grenze für gruselig schon sehr niedrig gesetzt. Auf "Girl A" war ich durch Cover, Titel und Inhaltsangabe aber schon so gespannt, dass mich das Buch nicht mehr losgelassen hat und ich nach der Leseprobe einfach wagen musste, es zu lesen. Nach dem Ende des Buches bin ich sehr froh darum, diese unglaubliche, erschütternde, spannende und einfach krasse Geschichte gelesen zu haben. Trotz vieler heftiger Beschreibungen, bei denen ich echt schlucken musste und auch mal eine Gänsehaut bekam, war es für mich im Rahmen und ich denke ich kann auch weiterhin gut schlafen. Der Fokus der Geschichte lag auch tatsächlich nicht so sehr auf den erschütternden Erlebnissen während Lex' Kindheit, sondern auch stark auf der Verarbeitung dieser und dem weiteren Leben der Opfer dieses scheußlichen Verbrechens im Haus des Grauens.

Zuerst mal zum Schreibstil: Wow. Ich war von der ersten Seite an total gefangen und konnte das Buch nie so richtig weglegen oder die Geschichte ganz vergessen. Es hat mich in den letzten Tagen immer verfolgt, wissen zu wollen, wie es weiter geht. Trotzdem war Girl A für mich kein Buch, das ich in einem Rutsch hätte durchlesen können, dazu gab es einfach zu viel zu verdauen. Ich fand die Charaktere, deren Entwicklungen und vor allem psychische Tiefen, aber auch die Beziehungen zwischen ihnen unglaublich gut beschrieben und spannend. Manchmal musste ich mir selbst Einhalt gebieten und nochmal eine Seite zurückblättern, weil ich vor lauter Spannung ein paar Sätze ausgelassen hatte und dann plötzlich total verwirrt war. Mein eigener Fehler. Lex fand ich schnell sympathisch, aber ich fand gleichzeitig auch, dass man ihr ihre Probleme mit der Vergangenheit angemerkt hat und sie teilweise auch "seltsam" wirkte, ihre Gedanken und Taten nicht immer ganz begreifbar für mich waren und man einfach merkte, dass ihre Vergangenheit Spuren hinterlassen hatte. Das macht sie sehr authentisch. Auch die anderen Überlebenden, ihre Geschwister, waren interessant und eigenwillig skizziert, vor allem die Dynamiken zwischen den Geschwistern, damals wie heute, waren sehr eindrücklich geschildert. Durch die tiefen Einblicke in die Vergangenheit und die komplette Familiengeschichte konnte man die Entwicklung der Eltern zu völlig anderen Menschen miterleben, als sie es anfangs zumindest in Teilen noch waren. Vor allem die Abgründe, in die sich der Vater immer weiter begab, waren wahninnig realistisch und schockierend beschrieben. Und auch wenn man eigentlich dachte, die wesentlichen Fakten der Geschichte sein bereits von Beginn an auf dem Tisch, so hielt das Buch immer wieder Wendungen bereit, die ich so nicht hatte kommen sehen. Also auch der Spannungsbogen war für mich total gut gelungen!

Spannend fand ich auch den Blick auf die vielen Nebencharaktere der Geschichte, wie die Adoptiveltern der einzelnen Geschwister, Lex' Psychologin Dr. K, ihre Chefin Devlin oder ihre Unifreunde Christopher und Olivia. Auch manche dieser Personen gaben mir Rätsel auf und blieben für die gesamte Geschichte in einem seltsamen Licht, so dass ich auch nach dem Ende des Buches immer weiter darüber sinniere, welche Bedeutung manche Charaktere und andere Kleinigkeiten hatten. Aber auch dieser Aspekt gefällt mir gut, da er die Tiefgründigkeit des Buches weiter betont und die Geschichte in Erinnerung bleiben lässt. Alles in allem ist das Buch ein großartiges Werk über eine grauenhafte Geschichte, über deren Verarbeitung, über die eigene Psyche und ich werde es so schnell sicher nicht vergessen! Große Empfehlung!

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Veröffentlicht am 26.02.2021

Meisterhaft erzählt!

Stay away from Gretchen
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Nie hätte ich gedacht, dass sich hinter diesem doch eher schlichten Cover eine derart fesselnde und weitgreifende Geschichte verbirgt, die mich so viel neues gelehrt hat und mir erschütternde ...

Nie hätte ich gedacht, dass sich hinter diesem doch eher schlichten Cover eine derart fesselnde und weitgreifende Geschichte verbirgt, die mich so viel neues gelehrt hat und mir erschütternde Details der deutschen Nachkriegszeit erzählt hat. Als junge Frau Anfang 20 ist der zweite Weltkrieg für mich recht weit weg und erst durch einige Bücher, die ich in der letzten Zeit gelesen habe, habe ich gemerkt, wie wenig ich über diese Zeit eigentlich weiß - über die "Standartthemen", die in der Schule gelehrt werden, hinaus. Seitdem interessiere ich mich sehr für Schicksale während und nach des zweiten Weltkrieges und war durch die Inhaltsangabe von "Stay away from Gretchen" gleich sehr interessiert. Trotzdem war ich nicht vorbereitet auf diese weitgreifende, fesselnde und erschütternde Geschichte, die so viele wichtige Themen abdeckt und dabei dennoch total unterhaltsam war. Für mich ein grandioses Buch, dass ich sicherlich weiterempfehlen werde und vielleicht auch noch einmal lese (Und das tue ich bei historischen Romanen eigentlich nie).

Der Einstieg in die Geschichte verläuft über Tom Monderath, einen bekannten Kölner Journalisten, gestresst, alleinstehend und ohne Absicht, sich jemals zu binden. Seine Mutter Greta besucht er regemäßig, doch dann passieren einige witzige Vorfälle und der Verdacht liegt nahe, dass Greta an Demenz erkrankt ist. Die Handlung wird zu Beginn abwechselnd aus Toms und Gretas Sicht erzählt und vor allem aus Toms Sichtweise ist der Schreibstil schon sehr derb und wenig ausgeschmückt. Genau das fand ich aber so toll, weil ich trotz des eher emotionslosen Schreibstils - oder gerade deswegen - sehr viel über Tom erfahren habe und überraschender Weise auch direkt Sympathien zu ihm aufbauen konnte. Allein das finde ich schon eine Meisterleistung, wo der Nachrichtensprecher, dessen Leben aus Hektik, Wutausbrüchen, übermaßigem Alkoholkonsum und Gelegenheitssex besteht und er zu Beginn charakterlich eigentlich wenig überzeugt. Und trotzdem war ich wie gebannt von der Geschichte und erstmal ziemlich überfordert, als die Handlung plötzlich wechselte und man die achtjährige Greta in Ostpreußen kennenlernte, in der Zeit kurz vor dem zweiten Weltkrieg. Nach wenigen Seiten war ich aber auch in diesem Handlungsstrang völlig gefangen, der so ganz anders erzählt war, als zuvor die Geschichte aus Toms Sichtweise und aus der Perspektive der leicht verwirrten, älteren Greta.

Die Handlung wechselt sich nun mit jeweils relativ langen Passagen aus Vergangenheit und Gegenwart ab und jedes Mal gelang mir der Wechsel in die jeweils andere Zeit mühelos, es war einfach alles total stimmig, fesselnd und toll erzählt. Während in der Gegenwart Gretas Demenz, Toms eigene psychische Probleme, die Geschichte der Familie und die Flüchtlingskrise 2015/2016 in Deutschland behandelt wurden und vor allem letzteres Thema auf grandiose Art und Weise mit der Flucht der jungen Greta und ihrer Familie aus Ostpreußen verknüpft wurden, behandelte die Geschichte der Vergangenheit so viel mehr als das Leben in Ostpreußen und die Flucht während des Krieges. Es geht um die Nachkriegszeit in der amerikanischen Besatzungszone, um Liebe, Ausgrenzung, Armut, um die sogenannten Brown Babies und die unvorstellbaren Geschichten, die mit diesen Kindern verbunden sind. Selbst den Bogen in die aktuelle Situation der USA, in der Rassismus noch immer ein wichtiges Thema ist, gelingt der Autorin mühelos.

Für mich ist das Buch ein absolutes Highlight, das so viel Wissen vermittelt, aber auch die daran geknüpften Emotionen nicht vernachlässigt. Das Buch erzählt von einem ganzen Leben und noch von viel mehr und ist für mich ein wahrer Schatz, über den ich sehr froh bin, ihn entdeckt zu haben. Der Autorin gelingt alles, was ein gutes Buch ausmachen muss. Sie baut eine Beziehung zu den Protagonisten auf, hat einen interessanten Schreibstil, der je nach Situation ganz anders sein kann, erzählt ungeschönt von den damaligen und heutigen großen gesellschaftlichen Problemen, aber auch von den Einzelschicksalen, die daran gekoppelt sind. Die Botschaft des Buches ist für mich, dass wir immer weiter unsere Vergangenheit aufarbeiten müssen, dass wir unsere Erfahrungen an nachfolgende Generationen weitergeben und dass wir auf gar keinen Fall aufhören dürfen, über diese Dinge zu reden und sie zu verarbeiten.

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