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Veröffentlicht am 06.05.2021

Heimat und Fremde

Laudatio auf eine kaukasische Kuh
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Inhalt
Tradition, Herkunft, Identität - damit muss sich Olga von klein auf herumschlagen. Obwohl sie nur vier Jahre in ihrem Geburtsland Georgien gelebt hat und sich so deutsch wie ein Bamberger Hörnchen ...

Inhalt
Tradition, Herkunft, Identität - damit muss sich Olga von klein auf herumschlagen. Obwohl sie nur vier Jahre in ihrem Geburtsland Georgien gelebt hat und sich so deutsch wie ein Bamberger Hörnchen fühlt, führt Olga eine doppelte Existenz zwischen ihrem traditionellem Elternhaus und ihrer Welt als mittlerweile Ärztin im Praktischen Jahr in Bonn. Mit Felix von Saan, Sohn aus kultiviertem Hause und einem einsilbigen Namen, will sie den Traum von dazu gehören umsetzen. Doch wie immer, wenn es einen Plan gibt, kommt das Leben dazwischen in Person von Jack. Der hat leider einen nicht so makellosen Lebenslauf und sein Name ist zu lang. Wie passen Felix und Jack in Olgas Leben und vor allem zu Mutter, Vater und Großmutter und Georgien? Dafür braucht es eine Reise, eine Kuh und zahlreiche Fahrten durch Stadt und Land, bevor Olga endlich weiß, was wichtig für sie ist und es auch leben kann.
Die Geschichte
Olga muss schon in jungen Jahren mit den Zumutungen von griechisch-georgischer Tradition und den strengen Vorstellungen ihrer Mutter zurecht kommen. Für die Mutter ist es wichtig, dass ihre Tochter gut verheiratet ist. Für Olga ist es ein deutsches Leben und Ankommen in diesem Land. Wir lernen Olga als starke junge Frau kennen, die ihre Eltern nicht kränken will und trotzdem ihren eigenen Weg gehen. Als Ärztin scheint sie ihre Berufung gefunden zu haben, was sich in ihren Diagnosen zeigt. Außerdem ist sie loyal und solidarisch mit Freunden, besonders wenn sie - ähnlich wie sie selbst - nicht aus betuchtem Hause kommen oder aus anderen Gründen einen schweren Stand in der Gesellschaft haben. Olga hat Ausstrahlung, einen eigenen Willen und ist klug, trotzdem fühlt sie sich nicht akzeptiert und muss sich ständig ihre Herkunft oder ihre guten Deutschkenntnisse erklären. Wir lernen viele verschiedene Menschen kennen, die mehr oder weniger Bedeutung für Olga haben. Auch Fahrten, Züge und Bahnhöfe spielen eine Rolle. Einige Menschen hätte ich gern näher kennen gelernt, von einigen Orten gern mehr erfahren, die angespielten Themen von Medizin bis Philosophie lieber ausführlicher als zu oberflächlich beschrieben gesehen. Nicht alles hatte wirklich Bedeutung für den Fortgang der Geschichte, die vorhersehbar war, aber doch offen genug, so dass ich das Buch zu Ende lesen musste.
Fazit
Mit mehr Konzentration auf weniger Themen und weniger Menschen hätte der Roman für mich mehr Spannung und Tiefe bekommen. Das gilt besonders für die Hauptperson Olga, aber auch für Chrysanthi und Jack. Der Anfang war viel versprechend bezogen auf Tempo und Details, ich war neugierig auf Olga, ihre medizinische Begabung, Hamed und Georgien. Doch im Fortgang überschlugen sich die Ereignisse, ohne dass wirklich viel passierte. Zu viel Stoff für einen Roman, dadurch zu wenig.

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