Erheiternd und unterhaltsam
Der erste letzte TagSebastian Fitzeks Roman „Der erste letzte Tag“ ist mit dem Untertitel „Kein Thriller“ versehen. Das ist gut so, denn seine Thriller-Fangemeinde könnte von der Lektüre des neuesten Buches womöglich enttäuscht ...
Sebastian Fitzeks Roman „Der erste letzte Tag“ ist mit dem Untertitel „Kein Thriller“ versehen. Das ist gut so, denn seine Thriller-Fangemeinde könnte von der Lektüre des neuesten Buches womöglich enttäuscht sein.
Ein Schneesturm legt den Flugverkehr lahm. Lea und Livius (die Alliteration ist sicher kein Zufall) nehmen zusammen den letzten Mietwagen, um doch noch rechtzeitig zu ihren Terminen zu kommen. Hier geht bereits die Initiative von Lea aus und das wird bis zum Ende so bleiben. Der rasante Roadtrip von München nach Hamburg, der nun folgt, steht bis zum Schluss unter der Regie Leas und das verlangt dem braven Lehrer Livius viel ab. Die Idee, so zu tun, als ob es ihr letzter Tag sei und all die Dinge zu machen, die man sich für seinen letzten Tag so vorstellt, kommt natürlich auch von Lea. Livius macht sich mehr als einmal lächerlich, gerät in illegale Handlungen, wird zusammengeschlagen und kommt einem vor, wie der Spielball einer Verrücken, die nichts zu verlieren hat. Erst ganz am Ende nimmt Livius die Zügel wieder in die Hand.
Der Plot ist zwar ziemlich skurril, aber meistens plausibel. Es gibt einige überraschende Wendungen und die Lektüre ist niemals zäh oder langweilig. An einigen wenigen Stellen jedoch schlägt der Autor mit der Handlung über die Stränge und manches wirkt dadurch eher unrealistisch. Grundsätzlich könnte das meiste jedoch so passiert sein und man kann sich die Geschichte sehr gut als Roadmovie-Verfilmung vorstellen.
Während die Nebenfiguren sehr blass und holzschnittartig wirken, sind die Hauptfiguren meiner Meinung nach relativ authentisch. Sowohl Lea als auch Livius schätzt von eigenen Vorurteilen geprägt den anderen zunächst falsch ein und die Handlung basiert teilweise auf einem Missverständnis. Der Leser ist hier durch einen kurzen Wechsel in der Erzählperspektive schon früh eingeweiht, was ich sehr gelungen finde. Die Dialoge der beiden Protagonisten sind teilweise klug und witzig. Ich-Erzähler Livius spricht den Leser oft direkt an, wodurch man gut in die Geschichte eingebunden wird. Vor allem am Ende wird der Roman fast interaktiv. Allerdings vergaloppiert sich Livius bisweilen in ellenlangen Vergleichen und Metaphern, was bemüht lustig wirkt und an einigen Stellen ziemlich nervt. Hier hat man auch das Gefühl, dass der Autor einiges an zeitgeschichtlichem Kontext unterkriegen möchte, dass aber weniger manchmal mehr gewesen wäre.
Insgesamt liest sich das Buch schnell und leicht, man muss einige Male schmunzeln und lachen. Das Ende ist überraschend und stimmig, so dass man über die nervigen Stellen, die vor allem im Mittelteil auftreten, hinwegsehen kann.