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Veröffentlicht am 21.09.2020

Snow landet immer oben

Die Tribute von Panem X. Das Lied von Vogel und Schlange
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Es sind die 10. Hungerspiele. Zum ersten Mal werden Studenten als Mentoren für die Tribute eingesetzt. Und Coriolanus Snow bekommt ausgerechnet Lucy Gray Baird aus Distrikt 12. Die Enttäuschung ist groß, ...

Es sind die 10. Hungerspiele. Zum ersten Mal werden Studenten als Mentoren für die Tribute eingesetzt. Und Coriolanus Snow bekommt ausgerechnet Lucy Gray Baird aus Distrikt 12. Die Enttäuschung ist groß, denn Coriolanus strebt eine erfolgreiche Karriere im Kapitol an. Wie soll er das mit einem Mädchen aus Distrikt 12 schaffen? Doch je näher er Lucy Gray kennenlernt, desto überzeugter ist er, dass sie die Hungerspiele gewinnen kann, und er wird alles in seiner Macht stehende tun, um das möglich zu machen.
Es ist überaus spannend, den jungen Coriolanus Snow kennenzulernen, seine Schulzeit, seine Familie, sein Umfeld und seine erste Berührung mit den Hungerspielen. Gleichzeitig erhalten wir einen Einblick in das Kapitol in der Nachkriegszeit und die Auswirkungen auf die Einwohner. Coriolanus hat unglaublich viel mit seiner Außenwirkung zu kämpfen, ebenso mit den obersten Befehlshabern. Er will selbst ein Anführer sein, muss sich aber mit der Obrigkeit gutstellen. Er ist in ständigem Zwiespalt mit seiner Persönlichkeit und seinen Zielen.
Das Buch ist von mehreren Liedern durchzogen, was ich wirklich schön fand; Coriolanus' Gedanken dazu haben mir auch geholfen, den Inhalt besser zu verstehen.
Die Hungerspiele insgesamt haben mir überhaupt nicht gefallen, weder die Vorbereitung mit Mentor und Tribut noch die tatsächlichen Spiele. Vor allem während der Spiele war man in den anderen Büchern komplett gefangen. Hier ist es leider äußerst langweilig. Auch die Zeit nach den Hungerspielen ist eher unspektakulär. Coriolanus schlägt zwar einen unerwarteten Weg ein und trifft Lucy Gray wieder, aber seine Geschichte ist an sich nicht gut erzählt.
Doch das Ende wird dann noch einmal aufregend. Die anfängliche Liebesgeschichte dreht sich um 180 Grad. Coriolanus zeigt seinen wahren Charakter, und wenn man das Buch noch einmal Revue passieren lässt, sieht man in vielen kleinen Aussagen, Gestiken, Gedanken oder Verhaltensweisen, dass er tatsächlich immer der war, der er als Präsident von Panem ist. Im Epilog wird aus Coriolanus dann vollständig Snow, wodurch sich der Kreis für mich wunderbar geschlossen hat.
Lucy Gray fand ich als Figur auch spannend. Mir hat auch die Liebesgeschichte zwischen ihr und Coriolanus gefallen. Trotzdem war das Ende genau richtig gewählt.
Der Titel des Buches passt wie die Faust aufs Auge. Zuerst dachte ich, dass es eindeutig ist, dass Lucy der Vogel und Coriolanus die Schlange ist, aber am Ende war ich mir nicht mehr sicher, ob Lucy nicht beides in sich vereint.
Insgesamt war "Das Lied von Vogel und Schlange" so anregend für mich, dass ich unbedingt die anderen Bücher noch einmal lesen möchte. In der Mitte des Buches ist die Geschichte zwar leider langatmig und unspektakulär, aber der Rahmen ist wirklich gut gewählt, vieles wird erklärt und wir verstehen Präsident Snow ein wenig besser.

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Veröffentlicht am 13.09.2020

Versteck dich vor dem bösen Kaninchen

Die Chroniken von Alice - Finsternis im Wunderland
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Erschreckend, düster und gewaltsam. Das ist die neue Interpretation des altbekannten Märchens Alice im Wunderland von Christina Henry.
Alice ist nach 10 Jahren zusammen mit einem Mitpatienten aus einer ...

Erschreckend, düster und gewaltsam. Das ist die neue Interpretation des altbekannten Märchens Alice im Wunderland von Christina Henry.
Alice ist nach 10 Jahren zusammen mit einem Mitpatienten aus einer psychiatrischen Klinik entkommen, doch das bedeutet alles andere als ihre Freiheit. Eine böse Macht - der Jabberwock - ist ebenfalls entkommen und stürzt die Stadt ins Chaos. Nur Alice und Hatcher können ihn finden und bezwingen.
Das Coverdesign der deutschen Version ist sehr gut gelungen und zieht sofort die Blicke auf sich.
Auch die Idee an sich gefällt mir sehr gut. Alice und Hatcher erinnern sich nicht an ihre Vergangenheit und müssen erst Stück für Stück lernen zu leben. Die Beziehung der beiden ist glücklicherweise unkompliziert und dadurch authentisch. In der Welt, die Christina Henry erschaffen hat stehen Vergewaltigungen, Bordellbesuche und Bandenkämpfe auf der Tagesordnung. Durch dies alles müssen Alice und Hatcher sich durchkämpfen. Die Zauberei und die Magie als zusätzliche Elemente fügen sich hervorragend in die Geschichte ein.
Die Erzählweise empfand ich als flüssig, die düstere Stimmung hält fast das gesamte Buch über an, nur am Ende wird es ein wenig märchenhaft. Die Charaktere, vor allem die Bosse, die über die Territorien herrschen, spiegeln die Figuren aus Alice im Wunderland wieder, zum Beispiel Grinser, Raupe oder das Kaninchen. Fehlt also eigentlich nur noch der verrückte Hutmacher. Das alles ist für meinen Geschmack sehr passend umgesetzt, einzig die Geschichten mit Dor und dem Kaninchen hätten noch weiter ausgebaut werden können.
Das "Finale" gegen den Jabberwock hätte ich mir erschütternder vorgestellt. Die Lösung an sich ist schon clever, aber ich hätte mir einen richtigen Knall gewünscht. Das gleiche gilt für den "Kampf" gegen das Kaninchen.
Trotzdem ist "Die Chroniken von Alice" ein unterhaltsamer Roman mit einer schönen Idee, interessanten Figuren und einer geradlinigen Story. Es hat mich zwar nicht komplett vom Hocker gehauen, aber war amüsant zu lesen.

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Veröffentlicht am 24.05.2021

"La Goulue" - Die Unersättliche

Die Tänzerin vom Moulin Rouge
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In einem kleinen Dorf nahe Paris lebt Louise Weber in ärmlichen Verhältnissen. In einer Wäscherei arbeitet sie sich die Hände wund und den Rücken krumm. Doch sie träumt von mehr. Sie möchte an dem schillernden ...

In einem kleinen Dorf nahe Paris lebt Louise Weber in ärmlichen Verhältnissen. In einer Wäscherei arbeitet sie sich die Hände wund und den Rücken krumm. Doch sie träumt von mehr. Sie möchte an dem schillernden Leben am Montmartre in Paris teilhaben, berühmt werden und Geld im Überfluss besitzen. Immer wieder schleicht sie sich heimlich weg, übt sich im Tanz und steigt - gefördert von Berühmtheiten wie Auguste Renoir - zur Königin des Moulin Rouge auf. Doch Louise scheint ihr Leben nicht genießen zu können. Getrieben von der Angst, alles zu verlieren, setzt sie ebendies aufs Spiel - und balanciert dabei gefährlich nah am Abgrund.

Autorin Tanja Steinlechner hat sich die historische Figur Louise Weber, alias "La Goulue", geschnappt und ihre Geschichte erzählt. Das Buch beruht also auf einer wahren Begebenheit. Diesen autobiografischen Aspekt fand ich sehr interessant, vor allem da ich vorher überhaupt nichts über Louise Weber wusste.

Im ersten Abschnitt fand ich Louise sehr sympathisch. Sie hatte den verständlichen Wunsch, aus ihrem tristen Alltag auszubrechen. Sie nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand, reißt alle Brücken hinter sich ab und beginnt ein neues Leben. Diese Willensstärke war bemerkenswert und inspirierend.

Allerdings entwickelt Louise sich zu einer unbarmherzigen und egozentrischen Persönlichkeit. Sie geht ihren Weg ohne Rücksicht auf Verluste und reißt dabei jeden mit, der sich ihr in den Weg stellt. Sogar ihre besten Freunde stößt sie von sich, nur um ihren Erfolg zu sichern. Ich mochte Louise' Gedanken nicht, wie sie mit ihren Mitmenschen umgegangen ist und dass sie jedes Mal wieder aus der Reihe tanzen musste.

Nebenfiguren gibt es in diesem Buch zuhauf. Vor allem kommen viele Charaktere vor, die es auch in der Realität wirklich gegeben hat. Das hat mir sehr gut gefallen, besonders da ich ein besseres Gefühl für die damalige Zeit bekommen habe. Wer war wie aktiv, wer hat die Zeit geprägt? Und die Interaktionen mit Louise und diesen Berühmtheiten fand ich auch spannend. Es ist klar, dass bei dieser Vielzahl an Figuren nicht jede bis zum Schluss dabei bleibt. Teilweise hat es mir auch gefallen, wie schnelllebig Louise' Bekanntschaften waren. Trotzdem hat es mich ein bisschen gestört, dass einige Figuren so schnell wieder verschwunden sind. Von der anfänglichen Gruppe, in die Louise hineinrutscht, ist am Ende überhaupt nichts mehr übrig.

Was mir hingegen sehr gut gefallen hat, war die Beschreibung des Montmartre. Die Tänzerinnen, die Akrobaten, die Musik, die Eröffnung des Moulin Rouge. Das ganze schillernde Leben des Vergnügungsviertels von Paris, in dem man jede Nacht ausgegangen ist und etwas Neues erlebt hat, hätte ich gern einmal persönlich erfahren. Diese Passagen, in denen der Montmartre auflebt, waren meine Favoriten.

Ich bin sicher, dass der Aufstieg und Fall von "La Goulue" so stattgefunden hat, wie die Autorin es beschreibt. Aus meiner Sicht ist es aber schwierig, eine Hauptfigur zu haben, die man nicht mögen kann. Dadurch habe ich mich von der kompletten Geschichte distanziert. Außerdem sind mir zu viele Fragen offen geblieben. Es gibt viele Personen, die eine Zeit lang eine Rolle gespielt haben und dann urplötzlich verschwinden. Was passiert beispielsweise mit Valentin, Mimi oder Nicolas? Wo sind Adolphe, Paul und Auguste hin? Am Ende passiert leider alles viel zu schnell und zu unübersichtlich, sodass ich persönlich einfach nur vor den Kopf gestoßen war.

Insgesamt muss ich leider sagen, dass "Die Tänzerin vom Moulin Rouge" keine Geschichte für mich war. Ich habe auf eine inspirierende, spannende und unterhaltsame Erzählung gehofft. Am Anfang war sie das auch, aber mit zunehmender Seitenzahl hat mich das Buch immer weniger gefesselt. Ich konnte mich mit der Hauptfigur nicht identifizieren, und am Ende hat mir zu viel gefehlt. Schade.

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Veröffentlicht am 08.05.2021

Die Fortsetzung war leider nicht mein Fall

Mortal Engines - Jagd durchs Eis
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Zwei Jahre sind vergangen, seit Tom Natsworthy und Hester Shaw aus dem untergehenden London geflohen sind. Unterdessen waren sie als Händler und Aeronauten unterwegs, haben die Welt entdeckt und sind erwachsen ...

Zwei Jahre sind vergangen, seit Tom Natsworthy und Hester Shaw aus dem untergehenden London geflohen sind. Unterdessen waren sie als Händler und Aeronauten unterwegs, haben die Welt entdeckt und sind erwachsen geworden. Durch einen harmlos erscheinenden Transportauftrag geraten die beiden in viel nördlichere Gefilde als jemals zuvor. Sie stoßen auf die fahrende Stadt Anchorage, in der geheimnisvolle Dinge passieren, und die sie nicht nur einmal auf die Probe stellt.

Die Geschichte der fahrenden Städte, Aeronauten und Abenteuer geht weiter. Philip Reeve hat seine geniale Idee aufgegriffen und Tom und Hester wortwörtlich in die Wüste geschickt. Und zwar in die Eiswüste, in der Anchorage jagt. Es gibt also ein völlig neues Szenario, in dem alles möglich ist.

Tom und Hester haben sich im letzten Band enorm weiterentwickelt. Tom ist von dem schüchternen Historikergehilfen zum Abenteurer avanciert, der über sich selbst hinauswächst. Hester hat gelernt, ihr Temperament zu kontrollieren und Gefühle zuzulassen.

In zweiten Teil der Reihe machen sie meines Erachtens leider wieder einen Schritt zurück. Sie verfallen in alte Muster, Hester verschwindet zwischendurch einfach, und Tom möchte am liebsten in sein altes Leben zurück. Das finde ich sehr schade, da die beiden wirklich Potential haben. Zwar raufen sie sich am Ende natürlich zusammen, aber zwischenzeitlich sind sie sehr anstrengend.

Durch das neue Szenario lernen wir zahlreiche neue Nebenfiguren kennen. Freya und die Bewohner von Anchorage oder Onkel von der Stadt der Diebe sind dafür nur wenige Beispiele. Wir treffen sogar auf alte Bekannte, wenn auch nicht auf die Art, die man sich denken würde.

Besonders beeindruckend finde ich immer noch die Idee der fahrenden Städte, die andere Städte jagen müssen, um zu überleben. Mit dieser Prämisse kann man wirklich viel anfangen. Im Grunde steht dem Autor die ganze Welt offen, nur eben in dem Rahmen, den er selbst geschaffen hat.

Leider muss ich gestehen, dass mir die Geschichte irgendwann leider zu langweilig wurde. Ab etwa der Hälfte musste ich mich durch dieses Buch durchkämpfen. Und das obwohl ich das Hörbuch bei Storytel gehört habe und Sprecher Robert Frank wirklich alles gegeben hat. Er hat sein ganzes schauspielerisches Können aufgebracht und das Buch einfließen lassen. Trotzdem wurde es mit zunehmender Seitenzahl für mich immer schwerer dabei zu bleiben.

Das Ende hat mich wieder ein bisschen getröstet. Da geht es noch einmal ordentlich zur Sache, und die Enthüllung zum Schluss setzt nochmal einen obendrauf. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, aber das letzte Kapitel deutet schon auf den nächsten Teil hin.

Insgesamt finde ich die Idee der Mortal Engines immer noch beeindruckend. Die Umsetzung war in Ansätzen auch wirklich gut gelungen. Allerdings passt es für mich persönlich einfach nicht, sodass ich die Reise hier abbrechen werde. Es gibt noch zwei weitere Teile in der Reihe, die ich mir vielleicht irgendwann einmal anschaue, aber die nächste Zukunft wird vorerst mit anderen Büchern gefüllt.

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Veröffentlicht am 25.04.2021

Da ist mehr drin

Unter Verdacht
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Emi Moorkamps Lebenstraum ist es, Yoga zu unterrichten und damit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Dafür versucht sie, in verschiedenen Fitness-Centern unterzukommen und dort Angebote zu erhalten. Dies ...

Emi Moorkamps Lebenstraum ist es, Yoga zu unterrichten und damit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Dafür versucht sie, in verschiedenen Fitness-Centern unterzukommen und dort Angebote zu erhalten. Dies gestaltet sich allerdings als schwierig. Zu allem Überfluss hat sie im Chrome Fitness, in dem sie eine Stunde ergattern konnte, auch noch Streit mit einem liebestollen Kollegen und fliegt hochkant raus. Am nächsten Tag wird besagter Kollege tot aufgefunden, und natürlich liegt der Verdacht auf Emi. Zusammen mit der Kriminalpolizistin Charlotte versucht sie nun, den Fall zu klären und ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

Mit „Unter Verdacht“ möchte Autorin Erin J. Steen eine neue Reihe von Kriminalromanen starten mit Emi und Charlotte als Hauptfiguren. Der Auftakt führt uns erst einmal hinein in Emis Welt, erklärt viele Hintergründe und bringt uns die Figuren näher.

Emi glaubt an das Gute im Menschen und arbeitet hart für ihren Traum. Mir hat gut gefallen, dass sie alles andere als perfekt ist und mit ihrem äußeren Erscheinungsbild überhaupt nicht zufrieden. Viele Frauen werden sich damit identifizieren können, ob der objektive Betrachter das nun genauso sieht oder nicht. Was mich ein bisschen gestört hat, war ihre Naivität. Die gehörte zwar auch zu Emis Charakterzügen, passte aber irgendwie nicht zu der ehrgeizigen Frau, die sich ein Leben aufbauen und nebenbei noch einen Mord aufklären will.

Charlotte hat gut zu Emi gepasst. Einerseits waren sie sich sehr ähnlich, vor allen was ihren Ehrgeiz und ihre Intelligenz anging. Andererseits haben sie sich auch gut ergänzt. Emi war der emotionale und kreative Part, während Charlotte analytisch gedacht und alles geprüft hat. Allerdings hätte ich ihr ein bisschen Romantik tatsächlich gegönnt.

Zusätzlich zu Emi und Charlotte gibt es natürlich auch zahlreiche Nebenfiguren, die mit dem Fall zu tun haben. Charlottes Partner mochte ich gern, obwohl er der typische brummige, alteingesessene Kommissar war, der die Akten möglichst schnell vom Tisch haben wollte. Irgendwie hat er sich am Ende doch als vertrauensvoller Kollege erwiesen. Emis beste Freundin Miriam fand ich komisch. Meines Erachtens hat sie sich nicht wie eine beste Freundin verhalten. Erst hat sie sich überhaupt nicht mehr gemeldet, und als die beiden sich getroffen haben, hat sie nur von sich selbst erzählt. Mit dem Mordverdacht hat sie Emi auch nicht geholfen. Aus Liam bin ich überhaupt nicht schlau geworden. Ihm habe ich bis zuletzt nicht vertraut. Er taucht urplötzlich auf, bietet seine Hilfe an und leistet unschätzbare Arbeit, und das obwohl er Emi eigentlich gar nicht kennt. Bis heute bin ich stutzig.

Dann gibt es da auch noch Emis Bruder, den Anwalt, der aber nur kurz auftritt und direkt wieder verschwindet. Außerdem kommen diverse Mitarbeiter der Fitness-Center vor, beispielsweise David, Giselle oder Isa. Diese Nebenfiguren werden mal mehr und mal weniger beleuchtet. Nicht alle spielen eine Rolle in der Geschichte, und nicht alle sind meiner Meinung nach notwendig, aber jeder für sich bietet eine Abwechslung in der Handlung.

Der Fall an sich ist schön entworfen und aufgearbeitet, aber die Lösung ist vollständig vorhersehbar. Da muss man nicht einmal ein Krimifan sein. Schon im ersten Teil des Buches wird klar, dass eine Person wenigstens in den Mord verwickelt sein muss. Der Rest erklärt sich dann ziemlich einfach. Das fand ich schade, da die Spannung verloren geht und ich mich immer wieder gefragt habe, wie Emi nichts aufgefallen sein kann.

Aus diesem Grund war die Auflösung für mich auch nicht überraschend. Ich hatte ja nicht nur einen Verdacht, sondern war mir sehr sicher, wer der Mörder ist, und genau das hat sich auch bestätigt. Der Grund des Mordes wurde in den Ermittlungen und Überlegungen schon mehrfach angesprochen, sodass auch das vorhersehbar war.

Insgesamt war Emi Moorkamps erster Fall, bei dem sie direkt unter Verdacht geraten ist, zwar unterhaltsam, aber leider nicht sonderlich spannend oder verblüffend. Der Grundstein für eine Krimireihe ist gelegt, also bleibt zu hoffen, dass die nächsten Fälle ein bisschen verworrener gestaltet sein werden.

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