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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.05.2021

Trauerarbeit

So wie du mich kennst
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Karla und Marie, zwei Schwestern, ein Herz und eine Seele.
Obwohl die jüngere Marie schon einige Jahre in Amerika wohnt, bleiben die beiden sich so nah wie eh und je.
Doch Marie verunglückt in New York ...

Karla und Marie, zwei Schwestern, ein Herz und eine Seele.
Obwohl die jüngere Marie schon einige Jahre in Amerika wohnt, bleiben die beiden sich so nah wie eh und je.
Doch Marie verunglückt in New York tödlich und der Leser begleitet Karla bei ihrer Trauerarbeit. Sie muss Maries Appartement auflösen, wofür sie sich einige Woche unbezahlten Urlaub genommen hat. Viele Tage verbringt sie damit, in Maries Leben zu schlüpfen: Besucht deren Freunde, zieht ihre Kleidung an, geht in die gleichen Bars. Ja, sie schläft selbst mit einem von Maries flüchtigen Bekanntschaften. Während man ihrem sich hilflos Treibenlassen zuschaut, werden rückblickend Episoden aus Maries Perspektive erzählt.
Auch wenn sich die Frauen so sehr nahe standen, so gibt es doch Bereiche im Leben der Schwester, die Karla noch nicht mal erahnen konnte.

Dies ist ein Roman, der unter die Haut geht. Marie und Karla sind dem Leser zum Anfassen nah. Man spürt die Sehnsucht, man spürt die Trauer, aber man spürt auch, wie Karla allmählich loslassen kann, ebenso wie ihre Eltern ihren eigenen Weg finden, mit diesem Schicksalsschlag umzugehen.
Mir gefällt, wie stringent die Autorin erzählt. Manches muss der Leser sich selbst erschließen, aber nichts bleibt nebulös. Die Sprache an sich ist klar und verständlich. Trotz aller Sachlichkeit fühlt man zwischen den Zeilen große Emotionen. 
Ein beeindruckender Roman.

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Veröffentlicht am 15.05.2021

Ein unbekannter Meister

Venezianische Verwicklungen (Ein Luca-Brassoni-Krimi 1)
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Mit dem Hörbuch taucht man ab in die wunderschöne Lagunenstadt Venedig. Die Autorin versteht es gut, die Atmosphäre der verwinkelten Gässchen, der alten Kirchen und der bekannten Brücken einzufangen. Dies ...

Mit dem Hörbuch taucht man ab in die wunderschöne Lagunenstadt Venedig. Die Autorin versteht es gut, die Atmosphäre der verwinkelten Gässchen, der alten Kirchen und der bekannten Brücken einzufangen. Dies ist der Hintergrund für brutale Anschläge und Morde. Es geht um ein bisher unbekanntes Bild von Picasso, das sich irgendwo in Venedig befindet. Ein gewalttätiger Schwerverbrecher soll das Bild für einen einflussreichen Kunstsammler heranschaffen. Dafür geht er buchstäblich über Leichen. Der Commissario Luca Brassoni ist auf den Fall angesetzt. Sein kompliziertes Liebesleben ist ein Nebenschauplatz.
Trotz der Morde empfinde ich die Handlung als sehr ruhig, erst ganz zuletzt gibt es ein actionreiches Ende.
An einen Donna-Leon-Krimi kann "Venezianische Verwicklungen" nicht heranreichen. Dennoch ist es eine angenehme Lektüre, die den Leser ins wunderschöne Venedig abtauchen lässt. Ein paar Kleinigkeiten sind mir nicht ganz logisch vorgekommen und es gab auch etwas zu viel Zufall. Für den Sprecher konnte ich mich nicht so begeistern. Mir ist seine Aussprache zu sachlich und emotionslos. Deswegen einen leichten Punktabzug.

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Veröffentlicht am 11.05.2021

Agententhriller

Geiger
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Im Wesentlichen folgt dieser Thriller zwei Handlungssträngen:

Agneta erschießt ihren Ehemann Stellan nach über 40 Jahren Ehe und ist von da an auf der Flucht. Sie muss ihr Lebenswerk vollenden.

Sara ...

Im Wesentlichen folgt dieser Thriller zwei Handlungssträngen:

Agneta erschießt ihren Ehemann Stellan nach über 40 Jahren Ehe und ist von da an auf der Flucht. Sie muss ihr Lebenswerk vollenden.

Sara Nowak ist eine engagierte Polizistin bei der Sittenpolizei. Sie übt ihren Beruf mit übertriebener Gewalt aus. Engstirnig verfolgt sie jede Art von Sexismus, sei er noch so geringfügig. Sie mischt sich in die Mordermittlung ein, weil sie in ihrer Kindheit engen Kontakt mit Stellan und Agneta hatte, und nun mit ihrem Insiderwissen zur Aufklärung beitragen möchte.
Sara ist auch die Erste, die erkennt, dass der Fall eine ungeheure politische Dimension hat, die noch weit in die Phasen des Kalten Krieges zurückreicht und nun ganz akut die Sicherheit in Europa bedroht.

Die Familienverhältnisse sowie Episoden aus der Vergangenheit sind auf ihre Art spannend zu lesen.
Doch die Teile, die sich auf die Agententätigkeit beziehen, verkommen schnell zu recht trockenem Politikwissen. Auch die Rolle, die Agneta im ganzen Szenario spielt, bleibt lange undurchschaubar und sehr kompliziert.

In meinen Augen sind es Saras Entdeckungen, die den Spannungsbogen aufrecht halten. Allerdings hat mir Saras kompromissloser, brutaler Charakter überhaupt nicht gefallen. Auch sonst gibt es keine Sympathieträger in dieser Geschichte.

Insgesamt konnte mich "Geiger" nicht hundertprozentig überzeugen. Über weite Strecken ist mir der Plot mit zu viel Fakten überhäuft, und die Agenten (egal von welcher Seite) finde ich unglaubhaft.
Nur die geniale Grundidee des Thrillers lässt mich den Gesamteindruck auf 4 Lesesterne aufrunden.

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Veröffentlicht am 29.04.2021

Irischer Familienroman

Tod in Abbey View
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Eigentlich kann man diesen netten Familienroman nicht unter dem Genre Krimi laufen lassen.

Natürlich gibt es eine Leiche, die auch noch ausgerechnet von dem vierjährigen Sohn der Hauptfigur, Elli O'Shea, ...

Eigentlich kann man diesen netten Familienroman nicht unter dem Genre Krimi laufen lassen.

Natürlich gibt es eine Leiche, die auch noch ausgerechnet von dem vierjährigen Sohn der Hauptfigur, Elli O'Shea, gefunden wird.

Natürlich wird der Mord auch irgendwie aufgeklärt durch die Mithilfe der Protagonistin und ihres rüstigen Vaters, der zum Glück ein pensionierter Kriminalbeamter ist.

Doch in erster Linie taucht der Leser in Ellis turbulentes Leben ein. Sie und ihre Familie sind noch nicht ganz in ihr neues Heim eingezogen, als schon die resolute Mutter samt Vater aus Bayern anreist und das Zepter in die Hand nimmt. Elli nimmt es mit Humor und ist froh über die gewonnenen Freiräume, die ihr Gelegenheit geben, privat etwas über den Todesfall auszuforschen. Schließlich möchte sie in absehbarer Zeit selbst eine Detektei gründen.
Alles dient in meinen Augen eigentlich mehr dazu, ein Stimmungsbild über Land und Leute zu zeichnen. Zwar wird es nie richtig spannend, die Auflösung des Mordes erfolgt am Ende des Buches eher schnell und unspektakulär, aber trotzdem ist immer was los in der Neubausiedlung und mir ist es nie langweilig geworden bei der Lektüre. Ich vermute auch mal, dass Elli ziemlich viel autobiografische Züge der Autorin trägt, die selbst aus Bayern stammt und nun in Irland lebt. Da sind angereiste Eltern mit zentnerschweren Koffern voller bayrischer Schmankerl ziemlich realistisch. 
Obwohl mir die Kriminalhandlung viel zu schwach ist, vergebe ich für das unterhaltsame Lokalkolorit wohlgemeinte 4 Lesesterne.


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Veröffentlicht am 24.04.2021

Blutiger Kult

Siehst du, wie sie sterben? (Thriller)
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Dem Kripobeamten Marc Wittmann passt es so gar nicht, dass sein Chef darauf dringt, die bekannte Psychologin Frieda Rubens als Beraterin in eine rätselhafte Mordserie an Prostituierten mit einzubeziehen. ...

Dem Kripobeamten Marc Wittmann passt es so gar nicht, dass sein Chef darauf dringt, die bekannte Psychologin Frieda Rubens als Beraterin in eine rätselhafte Mordserie an Prostituierten mit einzubeziehen. Die beiden waren früher in einer leidenschaftlichen On-Off-Beziehung, doch Marc hat sich für eine andere Frau entschieden. Frieda kann wirklich schnell wertvolle Hinweise geben. Dabei wird ihr erschreckend klar, dass sie im Focus des Mörders steht. Alles mündet in einen spannenden, hochemotionalen Showdown.
Für zarte Gemüter ist dieser Thriller überhaupt nicht geeignet, da die rituell geschändeten Leichen in aller Deutlichkeit beschrieben werden und sich der Leser die Qualen der Frauen gut vorstellen kann. Ich persönlich finde diesen Bezug zur mythischen Sagenwelt faszinierend. Allerdings kann ich mich nicht mit den Charakteren von Marc und Frieda anfreunden. Sie sind doch sehr eindimensional gezeichnet. Marc ist ein Macho durch und durch, er handelt hitzköpfig und unüberlegt, was ihn immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Zwischen ihm und Frieda ist die Anziehung noch nicht erloschen, aber das hätte man in meinen Augen subtiler darstellen können. Zusammenfassend kann man sagen: Plot top, Protagonisten haben noch Luft nach oben.


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