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Veröffentlicht am 17.01.2022

Pia Sander und Oliver von Bodenstein lösen ihren 10. Fall

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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Der Leiter der Frankfurter Rechtsmedizin, Henning Kirchhoff, ist vor einiger Zeit unter die Autoren gegangen und schreibt in seiner Freizeit Kriminalromane. Als er in eigener Sache etwas mit seiner Agentin ...

Der Leiter der Frankfurter Rechtsmedizin, Henning Kirchhoff, ist vor einiger Zeit unter die Autoren gegangen und schreibt in seiner Freizeit Kriminalromane. Als er in eigener Sache etwas mit seiner Agentin Maria Hauschild klären muss, bittet diese ihn in seiner Eigenschaft als „Polizist“ um Hilfe. Frau Hauschild vermisst ihre Freundin Heike Wersch, die bis vor kurzem ebenfalls im rennomierten Frankfurter Winterscheid-Verlag als Programmleiterin gearbeitet hat. Frau Wersch wurde gekündigt, woraufhin sie einen Verlags-Autor öffentlich bloßgestellt hat mit der Aussage, dass es sich bei seinem letzten Roman um ein Plagiat handele. Henning Kirchhoff bittet seine Ex-Frau, Kriminalkommissarin Pia Sander, bei Heike Wersch vorbeizufahren und nach dem Rechten zu schauen. Vor Ort angekommen findet Pia nur den dementen – angeketteten – Vater von Heike Wersch und eine Küche, in der offensichtlich ein Blutbad stattgefunden hat. Von der Vermissten fehlt jede Spur.

Was ist Heike Wersch zugestoßen?

Pia Sander und Oliver von Bodenstein beginnen mit ihren Ermittlungen und die Spuren führen immer wieder zu einer Gruppe von Menschen, die allesamt – in unterschiedlichen Positionen – beim Winterscheid-Verlag arbeiten und seit frühester Jugend miteinander befreundet sind. Befreundet? Wirklich?

„In ewiger Freundschaft“ ist der 10. Taunus-Krimi aus der Feder der Autorin Nele Neuhaus, in dem die Kriminalkommissare Pia Sander und Oliver von Bodenstein gemeinsam ermitteln. Ich habe dieses Buch als Hörbuch gehört und jeder, der Hörbücher hört, weiß, dass ein Hörbuch mit der Person steht und/oder fällt, die der Geschichte ihre Stimme gibt. Die gekürzte Version wird von Julia Nachtmann gelesen und ich habe ihr sehr gerne zugehört.

Wie aus anderen Nele Neuhaus-Krimis bekannt ist, bedient sich die Autorin sehr gerne vieler handelnder Personen. Das tut sie auch hier, wobei es mir dieses Mal – auch beim Hören statt Lesen – nicht allzu schwer fiel, den Überblick zu behalten. Die vielen Personen bieten der Autorin natürlich jede Menge Möglichkeiten für Verdächtigungen und (falsche) Spuren und von diesen Möglichkeiten macht Nele Neuhaus ausreichend Gebrauch. Sogar der Tod von Carl Winterscheids Mutter, die vor 30 Jahren auf tragische Art und Weise ums Leben gekommen ist, wird erneut untersucht.

In diesem Band steht das Privatleben von Oliver von Bodenstein im Vordergrund. Zwischenzeitlich steht er vor seiner zweiten gescheiterten Ehe und seine Ex-Frau benötigt ihn dringend in einer medizinischen Angelegenheit. Neben dem Fall, der ihn voll und ganz beansprucht, belastet ihn diese Situation mehr, als er zugeben möchte. Über Pia Sander gibt es auch die eine oder andere Information aus ihrem Privatleben, sie ist aber in diesem Band eher nachrangig.

In diesem Fall geht es um die Mitarbeiter eines Verlages – dass sich die Autorin auf diesem Sektor (selbstverständlich) gut auskennt, merkt man an den fachlichen Ausführungen über die Hirarchie im Verlagshaus Winterscheid. An der ein oder anderen Stelle war es jedoch ein klein wenig zu viel Hintergrundwissen, für die Aufklärung des Falls war das nicht unbedingt notwendig, bremste aber den Lesefluss.

Die von mir gehörte gekürzte Version umfasst 12 Stunden und 48 Minuten, die ungekürzte Version (gesprochen von Oliver Siebeck) dauert 17 Stunden und 2 Minuten. Da in der von mir gehörten Version alles aufgeklärt wurde und ich manche Stellen hier schon als langatmig empfand, war die Laufzeit dieser Version für mich ausreichend.

Die Autorin schreibt flüssig und verständlich, so dass sich ihre Bücher gut lesen – in diesem Fall hören – lassen. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet. Was die Spannung betrifft, so empfand ich sie als ausreichend vorhanden. Die Story ist ruhig und unaufgeregt, bewegt sich aber immer weiter nach vorne. Ein Krimi ist kein Splatter, der einem das Blut in den Adern gefrieren lassen soll, sondern beleuchtet mehr oder weniger die Polizeiarbeit und da steht diese Geschichte auf einem soliden Fundament.

Mich hat „In ewiger Freundschaft“ sehr gut unterhalten und die Sprecherin – Julia Nachtmann – hat den Inhalt des Buches auf eine angenehme Art und Weise zu mir als Hörerin transportiert.

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Veröffentlicht am 08.09.2021

Das Ende der Stille

Die Fotografin - Das Ende der Stille
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1919: Der 1. Weltkrieg ist vorbei, die Wirtschaft erholt sich ganz langsam wieder und auch in der Druckerei von Anton und Mimi geht es bergauf. Während Mimi sich (nach wie vor) um die Geschäfte kümmert, ...

1919: Der 1. Weltkrieg ist vorbei, die Wirtschaft erholt sich ganz langsam wieder und auch in der Druckerei von Anton und Mimi geht es bergauf. Während Mimi sich (nach wie vor) um die Geschäfte kümmert, widmet sich Anton seiner neuesten Passion: Er stellt Prothesen für Kriegsversehrte her. Er ist so sehr auf diese Arbeit fixiert, dass man es schon Besessenheit nennen kann, wie sehr Anton sich in dieser Sache verliert. Obwohl Mimi und Anton sich gegenseitig ihre Liebe geschworen haben und Anton Mimi gebeten hat, seine Frau zu werden, steht irgend etwas zwischen ihnen und so zögert Mimi nicht die Einladung anzunehmen, die sie aus den U.S.A. erreicht hat. Sie soll nach Hollywood kommen, um dort den zur Zeit berühmtesten und begehrtesten Stummfilm-Star zu fotografieren.

Mimi stellt sich nur kurz die Frage, warum ein berühmter Star in den U.S.A. ausgerechnet von ihr und nur von ihr fotografiert werden möchte, dann packt sie ihre Koffer. In Hollywood angekommen staunt sie nicht schlecht, denn bei der berühmten Chrystal Kahla handelt es sich um Christel Merkle, die 1911 aus Laichingen verschwunden ist. Aus dem anfangs geplanten Bildband entsteht nach und nach die Biografie der Chrystal Kahla und Mimis Abwesenheit aus Münsingen dauert länger als geplant. Doch auch nach Abschluss des Auftrages reist Mimi nicht direkt nach Hause zurück, sie gönnt sich noch ein paar Tage „Auszeit“ bevor sie sich über den Heiratsantrag von Anton Gedanken machen möchte.

Zurück in Münsingen muss Mimi feststellen, dass Anton – ohne ein Wort des Abschieds – nach England gegangen ist, um sich dort beruflich zu verwirklichen.

Ist das das Aus für ihre gemeinsame Zukunft?

„Die Fotografin: Das Ende der Stille“ ist der 5. und damit der finale Band der Fotografinnen-Saga der Autorin Petra Durst-Benning. Auf knapp 1.200 Seiten hat der Leser die Wanderfotografin Mimi Reventlow über 8 Jahre ihres Lebens begleitet. Mimi hat in dieser Zeit eine enorme Entwicklung durchgemacht, sie war aber von Anfang an sehr fortschrittlich und der Zeit weit voraus.

In diesem 5. Band wird die Geschichte der Chrystal Kahla alias Christel Merkle erzählt, die ihr Heimatdorf Laichingen im Jahr 1911 mit den Ersparnissen ihres damaligen Freundes Anton über Nacht verlassen hat. Die Autorin hat hier geschickt die Geschichte einer Person mit dem geschichtlichen Werdegang des Films verknüpft. Chrystal ist eine berühmte Slapstick-/ Stummfilmschauspielerin und durch ihre Erzählungen, die von Mimi in der Biografie verarbeitet werden sollen, erfährt der Leser auf angenehme Art und Weise die Hintergründe der Entstehung der Stummfilme. In Hollywood zeigt sich Mimi auch auf drastische Art und Weise der Unterschied zwischen dem Leben im zerstörten Nachkriegsdeutschland und dem Leben im Land der Siegermacht U.S.A.

Natürlich treffen wir auch wieder auf Alexander, der sich endlich von seinem Mäzen Mylo getrennt hat und sein Leben nun wieder selbstbestimmt leben kann. In Bad Kreuznach wohnt und lebt er unerkannt und verdient sich seinen Lebensunterhalt mit kleinen Malereien, die er an eine Galerie verkauft. Niemand weiß, dass es sich bei Alexander um den berühmten Maler Paon handelt und auch seiner Freundin Lena gegenüber sagt er zuerst einmal nicht, wer er ist.

Alexander lädt alle seine Laichinger Freunde zu einem Wiedersehen nach Bad Kreuznach ein und so werden von der Autorin am Ende alle Handlungsstränge zusammengeführt.

Der Schreibstil der Autorin ist – wie gewohnt – leicht und flüssig zu lesen. Man taucht von der ersten Seite an in das Buch ein. Für mich hätte es jedoch gerne weniger Chystal Kahla haben dürfen, dafür aber noch ein wenig mehr Bernadette und Corinne, denn es war immer der Zusammenhalt der Frauen, die die Geschichte für mich haben lebendig werden lassen. Mit Chrystal/Christel hatte ich irgendwie so gar keine Verbindung.

Petra Durst-Benning versteht es hervorragend, den Leser zu fesseln und an die Story zu binden. Aber jede Geschichte ist irgendwann einmal erzählt und so ist der 5. Band ein gelungener Abschluss für die Fotografinnen-Reihe.

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Veröffentlicht am 30.05.2021

Wie viel Leid kann ein einzelner Mensch ertragen?

Ein neuer Himmel
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Seit der Reichskristallnacht im November 1938 haben sich die gewalttätigen Übergriffe gegen Juden verschärft. Erst hat Hannah Rosenberg ihre Arbeit als Musiklehrerin verloren, dann wurde ihr auch noch ...

Seit der Reichskristallnacht im November 1938 haben sich die gewalttätigen Übergriffe gegen Juden verschärft. Erst hat Hannah Rosenberg ihre Arbeit als Musiklehrerin verloren, dann wurde ihr auch noch die Wohnung gekündigt. Auf Drängen ihrer mütterlichen Freundin Agnes verlässt Hannah Berlin, gemeinsam mit ihrer 3jährigen Tochter Melina. Im Gepäck hat sie die Adresse einer Franziska Berger in Erlenthal, einem kleinen Dorf in der Nähe von Würzburg, wo sie nach Aussage ihrer Freundin Agnes Arbeit und Unterkunft finden kann. Leider ist Frau Berger verstorben und ihr Sohn hat den Hof verkauft.

Die Gastwirtin aus Erlenthal rät Hannah auf dem Sandnerhof nach Arbeit zu fragen, wo man sie tatsächlich mit offenen Armen aufnimmt.

Die Sandners wissen um Hannahs Abstammung und sie versuchen so gut es geht nach außen hin zu verbergen, dass auf ihrem Hof eine Jüdin mit ihrer Tochter lebt. Das gelingt auch weitestgehend, aber auch auf dem abgeschiedenen Hof sind die Beiden nur eine bestimmte Zeit lang sicher, denn der neue Bürgermeister ist ein Nationalsozialist.

Seit seiner Trennung von Hannah legt Rechtsanwalt Dr. Peter Hagen eine steile Karriere im Reichssicherheitshauptamt hin. Während Hannah und Melina sich auf dem Sandnerhof vor dem immer größer werdenden Judenhass verstecken, arbeitet er sich bis zum Leiter des Ressorts „Enteignungen von Juden“ hoch. Er ist für die „Umsiedlung“ ins Vorzeige-Ghetto Theresienstadt zuständig und weiß lange Zeit nicht, was (dort) tatsächlich mit den Juden passiert, die ihres Hab und Guts enteignet wurden.

Manchmal denkt er noch an Hannah und fragt sich, wie es ihr wohl in den letzten 3 Jahren ergangen sein mag. Da die Trennung und Hannahs Schwangerschaft sich überschnitten haben, weiß er nichts davon, dass er eine Tochter hat.

Die Jahre vergehen und sowohl Hannah und Melina, als auch Peter, werden in einen Krieg hineingezogen, der an Grausamkeit nicht zu überbieten ist; nur stehen diese Menschen auf unterschiedlichen Seiten. Leider merkt Peter erst viel zu spät, dass er einen Pakt mit dem Teufel eingegangen ist……

„Ein neuer Himmel“ ist der Auftaktroman zur „Eine neue Hoffnung“-Reihe und gleichzeitig das Debüt der Schriftstellerin Margit Steinborn. Auf 464 Seiten, aufgeteilt in 2 Teile und 110 Kapitel, umfass die Geschichte die Jahre 1932 bis 1952.

Hannah erlebt am eigenen Leibe, wie es Juden ab dem Jahr 1938 erging. Sie verliert ihre Arbeit, ihre Wohnung und letztendlich flüchtet sie mit ihrer kleinen Tochter aus ihrer Heimat Berlin, um auf dem Sandnerhof in Erlenthal erleben zu dürfen, dass es doch noch Menschlichkeit gibt.

Sie finden auf dem Sandnerhof ein neues Zuhause und in Friedrich und Klara Sandner sowie Konrad, Annie, Maria, Hans und David eine neue Familie und in Pfarrer Simon Petersen einen Freund und Unterstützer. Aber auch sie können Hannah nicht den ganzen Krieg hindurch verstecken und so kommt der Tag, an dem Hannah und Melina den Sandnerhof verlassen müssen. Ich möchte hier nicht spoilern, deswegen schreibe ich nichts darüber, was den Beiden dann widerfahren ist, ich fand es stellenweise sehr schwer zu ertragen.

Hannah und Melina sowie all die anderen Menschen auf dem Sandnerhof haben von Anfang an meine Sympathie. Sie leben Menschlichkeit und reden nicht nur davon. Ihnen macht der Krieg schwer zu schaffen, denn die männlichen Familienmitglieder müssen an die Front und ob sie wieder nach Hause kommen, ist offen……

Dr. Peter Hagen erlebt die Zeit nach 1938 aus der Sicht eines angesehenen Juristen der Berliner Gesellschaft. Tatsächlich hat er sich von Hannah getrennt, da es seinem Ansehen, vor allen Dingen aber seiner beruflichen Karriere, geschadet hätte, mit einer Jüdin liiert zu sein. Natürlich muss ein guter deutscher Jurist auch eine deutsche Frau heiraten. Seine große Liebe ist Clarissa jedoch nicht.

Dr. Peter Hagen ist mir jetzt nicht vollkommen unsympathisch. Nein, er hat ein paar gute Charakterzüge, die er aber lange Zeit versteckt. Bei Menschen wie ihm, die direkt an der Basis gearbeitet haben, frage ich mich ob es tatsächlich sein kann, dass man von all den Greueltaten, die durch die Nazis an den Juden begangen wurden, nichts mitbekommen haben kann. Ich kann seine Handlungen nicht entschuldigen, er bekommt irgendwann noch die Kurve – leider aber zu spät.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und leicht zu lesen. Ich habe schon viele Romane über die Zeit des Nationalsozialismus gelesen, das Thema ist ja nicht neu und schon gar nicht für jemanden mit deutscher Herkunft, aber die Geschichte von Hannah und Melina, so wie sie von Margit Steinborn erzählt wird, hat mich wirklich tief berührt.

Das Buch erzählt – neben den Gräueltaten der Nazis – auch von Liebe, Menschlichkeit, Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft.

Der geschichtliche Hintergrund der schwärzesten Zeit Deutschlands wird nahtlos mit den Schicksalen verschiedener Menschen verknüpft. Vom Beginn der Judenvertreibung über die „Auslöschung nicht lebenswerten Lebens“ bis hin zur „Endlösung“ werden die Ziele der Nazis in die Geschichte integriert. Besonders die Beschreibungen im Inneren der Konzentrationslager haben mich oft innehalten lassen um mich zu fragen, wie man so etwas ertragen kann. Ich stelle mir aber auch oft die Frage, wie Menschen ihren Mitmenschen so etwas antun können. Es ist ja nicht so, dass die Aufseher in den KZs nur Befehle ausgeführt haben, in den meisten Fällen haben sie diesen Hass gegen die Juden tatsächlich gelebt. Für mich unvorstellbar.

Da es einen 2. Teil gibt, war von vorne herein klar, dass Hannah und Melina die Nazi-Zeit überleben werden, die Schäden an ihren Körpern und ihren Seelen sind jedoch sicherlich nicht so ohne weiteres wieder zu reparieren. Ich bin gespannt, wie es ihnen nach dem Krieg ergeht.

Manche Bücher bringen etwas in mir zum klingen und bleiben lange im Gedächtnis. Dieser Debütroman von Margit Steinborn gehört ganz sicher dazu und ich freue mich auf die Fortsetzung, die schon auf meinem eBook-Reader darauf wartet, gelesen zu werden.

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Veröffentlicht am 25.05.2021

Hinter den kleinen Dingen – Existentielle Verse aus dem Alltag heraus

Hinter den kleinen Dingen
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Wer sich, wie ich, gerade in einer schwierigen Zeit befindet, der wird sich in dem einen oder anderen Gedicht aus dem vorliegenden Buch ganz sicher wiederfinden.

Ich mag Gedichte, genau wie Lieder, die ...

Wer sich, wie ich, gerade in einer schwierigen Zeit befindet, der wird sich in dem einen oder anderen Gedicht aus dem vorliegenden Buch ganz sicher wiederfinden.

Ich mag Gedichte, genau wie Lieder, die das ausdrücken, was ich nicht in Worte zu fassen vermag.

Die Definition des Wortes „Gedicht“ lautet: Ein Gedicht ist eine bestimmte Art von Text, der Gefühle und Gedanken ausdrückt. Genau das hat die Autorin Daniela Heinen auf 56 Seiten geschafft – sie hat ihre Gefühle und Gedanken ausgedrückt und das auf eine sehr schöne und ansprechende Art und Weise.

Welche Gedichte mir gefallen, ist abhängig von meiner Tagesform. Aktuell mag ich dieses hier am liebsten:

Wir sind viele Jahre
ganz selbstverständlich
gemeinsam
ins gleiche
Abteil
eingestiegen
und haben
nebeneinander
sitzend
die Reise
bestritten

Heute bietest du mir
kaum mehr den
Stehplatz
vor der offenen
Abteiltür an


Daniela Heinen schreibt Gedichte über Gefühle, sie schreibt an ihre Kinder, sie befasst sich mit Corona, Sehnsucht, Liebe, vergangener Liebe, Wandlungen und vertanen Chancen, ebenso aber auch mit Politik, Autismus und verlorenen Träumen. Sie tut dies schnörkellos und ohne Punkt und Komma. Manchmal nur in wenigen Zeilen, manchmal über mehrere Strophen.

Ganz herzlich möchte ich mich für diesen kleinen Lyrikband bei Dir, liebe Daniela Heinen, bedanken. Hör nicht auf Deine Gedanken nieder zu schreiben, ich empfinde dieses bodenständige als so wertvoll, in einer Zeit, in der Gefühle nicht mehr (oft) gezeigt werden.

Ich habe dieses kleine Buch seit einiger Zeit auf meinem Schreibtisch liegen und ich stöbere jeden Tag darin.

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Veröffentlicht am 24.05.2021

Belgien – Niederlande – Deutschland zwischen 1906 und 1929

Die Tierärztin - Große Träume
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Nellie (Cornelia Van der Heyden) und Phipps (Philipp De Groot) sind Nachbarskinder, sie stehen sich jedoch näher als es Geschwister manchmal tun.

Nellie sammelte schon immer Vögel mit gebrochenen Flügeln ...

Nellie (Cornelia Van der Heyden) und Phipps (Philipp De Groot) sind Nachbarskinder, sie stehen sich jedoch näher als es Geschwister manchmal tun.

Nellie sammelte schon immer Vögel mit gebrochenen Flügeln ein und behandelte räudige Katzen und Hunde mit selbstgemachter Ringelblumensalbe. Ihr größter Traum ist es Tiermedizin zu studieren und als Tierärztin arbeiten zu können.

Phipps ist Sohn eines Tierarztes und von ihm wird erwartet, dass er in die Fußstapfen seines Vaters tritt und später einmal die väterliche Tierarztpraxis übernimmt. Nichts liegt Phipps jedoch ferner – er hat seine Leidenschaft an anderer Stelle gefunden; er liebt es, Geige zu spielen. Sein größter Traum ist es Musik zu studieren und als Musiker arbeiten zu können.

Beiden ist dieser Weg verschlossen. Für Nellie ist es als Frau zur damaligen Zeit unmöglich Tiermedizin zu studieren, und von Phipps wird erwartet, dass er Tierarzt wird, egal was er selbst gerne möchte. Die beiden finden jedoch einen Weg, ihren Träumen ein Stück näher zu kommen.

Nach dem Abitur wechselt Phipps an die Universität von Utrecht/Niederlande um Tiermedizin zu studieren, während Nellie in der gleichen Stadt die St. Elisabeth School, eine hauswirtschaftlich orientierte Mädchenschule, besuchen soll. Die Beiden treffen sich ein mal in der Woche und Nellie eignet sich das komplette Wissen des Tiermedizin-Studiums an, während Phipps seine musikalischen Fertigkeiten verbessert.

Nach dem Studium/der Schulausbildung kehren die beiden in ihr Heimatdorf Ledegem zurück. Für Nellies Mutter gibt es jetzt nur noch einen Weg, den ihre Tochter gehen muss – sie muss, so schnell es geht, heiraten. Aber auch Phipps soll sich nicht mehr so lange Zeit lassen, denn er braucht eine Frau an seiner Seite, wenn er die väterliche Praxis übernehmen soll. Die Beiden lieben sich nicht, aber sie sind sich sehr zugetan und deswegen heiraten sie. Sie schließen eine Zweckehe mit dem Versprechen, dass sie sich freigeben, sollte die Situation es irgendwann erfordern.

Dann bricht der Erste Weltkrieg aus und Phipps muss als Heeresveterinär an die Front, während Nellie zu Hause die wenigen Tiere der Bauern behandelt, die nicht von den Besatzern rekrutiert wurden. Sie handelt jedoch ohne Wissen und Einverständnis ihres Schwiegervaters, denn noch immer wird es nicht akzeptiert, dass eine Frau den Beruf des Veterinärs ausübt.

Bei einer ihrer Fahrten ins besetzte Kortrjik lernt sie den deutschen Leutnant Walter von Prednitz kennen, dessen Pferd sich bei einem Aufklärungsritt eine tiefe Wunde zugezogen hat. Er erzählt ihr von seiner Schwester, die als eine der ersten Frauen in Deutschland das Studium der Tiermedizin absolviert und bestanden hat.

Als der Krieg vorbei ist, bittet Phipps Nellie, ihn freizugeben, damit er nun endlich seinen Traum verwirklichen kann. Nellie gibt ihn frei und reist nach Berlin, um dort – zusammen mit Maria von Prednitz – ihren eigenen Traum zu verwirklichen ……..



„Die Tierärztin – Große Träume“ ist der 1. Teil der Tierärztin-Saga aus der Feder der Autorin Sarah Lark. Mit 547 Seiten ist das Werk sehr umfangreich und ich war am Anfang ein wenig skeptisch, ob das für einen 1. Teil nicht zu viel sein könnte – nein, war es nicht, zumindest nicht für meine Auffassung.
Die Autorin hat mit Nellie (Cornelia Van der Heyden) und Phipps (Philipp De Groot) zwei wirklich sehr authentische und liebenswerte Charaktere erschaffen.
Nellie ist eine von diesen starken Frauen, die sich - schon lange vor unserer heutigen Zeit – nicht von ihrem Weg haben abbringen lassen. Sie „studiert“ Tiermedizin, übt den Beruf weit besser aus als ihr Mann, der dafür ein abgeschlossenes Studium in der Tasche hat und sie lässt sich auch während des Krieges nicht davon abbringen zu tun, was ihre größte Freude ist – auch wenn das bedeutet, die Tiere der Besatzer zu behandeln und sich damit (nicht nur!) den Zorn der Eltern/Schwiegereltern zuzuziehen.
Phipps gehört eher zu den weichen Menschen. Er geht vielen Unannehmlichkeiten aus dem Weg, er tut das, was seine Familie von ihm erwartet, aber er nimmt damit auch in Kauf, unglücklich zu sein. Die Ehe mit Nellie ermöglicht ihm, nach außen hin den Schein zu wahren.
Auch Walter von Prednitz und seine Schwester Maria hinterlassen einen bleibenden Eindruck bei mir. Walter ist einfach ein sympathischer Mann. Auch wenn er als Deutscher und Nellie als Belgierin im Krieg auf verschiedenen Seiten stehen, behandelt er Nellie stets mit Respekt und Achtung. Er spielt auch nach dem Krieg noch eine bedeutende Rolle in Nellies Leben.
Maria ist ein sehr schwieriger Charakter, sie leidet unter einer Autismus-Spektrum-Störung, was das Zusammenleben und -Arbeiten mit ihr nicht sehr einfach gestaltet. Stets muss auf ihre Befindlichkeiten Rücksicht genommen werden. Aufgrund ihrer Besonderheit und ihrer Liebenswürdigkeit habe ich Maria tief in mein Herz geschlossen. Die vielen anderen Charaktere, die in dieser Geschichte noch mitspielen, wurden ebenso realistisch dargestellt und waren mir mehr oder weniger sympathisch.
Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt flüssig und gut zu lesen und die Geschichte hat mich so fasziniert, dass ich das Buch in kurzer Zeit regelrecht inhaliert habe (lediglich die Rezension zu schreiben hat dann doch etwas mehr Zeit gebraucht).
Auch wenn mir zum Ende hin die Gräfin von Albrechts ein klein wenig auf die Nerven gegangen ist, habe ich dieses Buch wirklich bis zur letzten Seite hin genossen und ich freue mich sehr auf die Fortsetzung „Die Tierärztin – Voller Hoffnung“, die am 30.09.2021 erscheinen wird.

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