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Veröffentlicht am 10.07.2021

Sehr fossilienlastig

Zwei bemerkenswerte Frauen
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Zwei bemerkenswerte Frauen – Tracy Chevalier

Dieser Roman erweckt tatsächliche Figuren und Begebenheiten zum Leben.

Mary Anning verdient ihren Lebensunterhalt im englischen Lyme mit der Suche und dem ...

Zwei bemerkenswerte Frauen – Tracy Chevalier

Dieser Roman erweckt tatsächliche Figuren und Begebenheiten zum Leben.

Mary Anning verdient ihren Lebensunterhalt im englischen Lyme mit der Suche und dem Verkauf von Fossilien. Ihre Familie ist arm, eine Arbeiterfamilie. 1830 zieht die unverheiratete, aber aus besseren Londoner Kreisen stammende Elizabeth Philpot nach Lyme. Die beiden Frauen freunden sich an, auch Elizabeth entdeckt ihre Liebe zu den Fossilien. Marys Funde werden derweil immer spektakulärer und von öffentlichem Interesse.

Diese Geschichte ist tatsächlich sehr fossilienlastig. Darüber hinaus leider ein bisschen blutleer und langatmig.

Das damalige England und seine Gesellschaft, insbesondere auch die Klassenunterschiede, werden sehr detailliert beleuchtet. Vermutlich deshalb wirkt die Geschichte etwas altbacken.

Die Handlung dümpelt so vor sich hin, Spannungsmomente gibt es nicht. Die beiden Frauenfiguren erzählen abwechselnd. Trotzdem blieben sie mir beide recht fremd.

Ein eigentlich interessantes Thema, das mich hier aber nicht wirklich berühren konnte.

3 Sterne.

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Veröffentlicht am 03.07.2021

Szenen einer Ehe

Der Brand
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Der Brand – Daniela Krien
Dieser Roman der hochgelobten Autorin soll eine Ehe thematisieren, aus der sich nach vielen gemeinsamen Jahren die Liebe verflüchtigt hat. Das tut er auch, aber nicht besonders ...

Der Brand – Daniela Krien
Dieser Roman der hochgelobten Autorin soll eine Ehe thematisieren, aus der sich nach vielen gemeinsamen Jahren die Liebe verflüchtigt hat. Das tut er auch, aber nicht besonders intensiv. Dafür beschäftigt er sich zusätzlich noch mit viel zu vielen großen Themen – leider alles nur am Rande. Mehr ist auf gut 260 Seiten auch gar nicht möglich.
Rahel und Peter sind seit dreißig Jahren verheiratet und haben sich in letzter Zeit ziemlich entfremdet. Woran liegt das? Bis zu welchem Grad ist sowas normal? Fragen, die sich wohl fast jeder selbst einmal stellt. Ein geplanter Urlaub fällt ins Wasser, dafür müssen sie kurzfristig für drei Wochen das Haus eines befreundeten Ehepaars hüten. Die beiden wechseln sich damit ab, sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen, eine Annäherung findet nur zögerlich statt.
Über diese Ehe erfährt man leider gar nicht so viel, wie es der Klappentext vermuten lassen würde. Vielmehr reißt die Autorin noch etliche andere Themen an. Das schwierige Verhältnis zur Tochter, die noch schwierigere Beziehung zur bereits verstorbenen Mutter, die Frage, wer eigentlich der eigene Vater ist, psychische Erkrankungen, Älterwerden,… Im Prinzip erfährt man die Dinge ausschließlich aus Rahels Sicht. Und über allem eine große Sprachlosigkeit.
Was man Frau Krien zugutehalten muss, ist ihr wunderbarer Sprachstil. Sie hat eine besondere Art, sich auf die kleinen Dinge zu konzentrieren. Es ist eine schöne Sprache, die man gerne liest. Einige wunderbare Textstellen sind zu finden, poetisch und einfach das wahre Leben. Ungeschönt und wahr.
Leider täuscht das für mich nicht darüber hinweg, dass der Inhalt nicht hält, was er verspricht. Das eigentliche Grundthema wurde nicht richtig ausgearbeitet. Viele zusätzliche Themen werden angerissen und so stehen gelassen. Insgesamt gibt das ein eher unrundes Bild. Die Handlung hat etwas Alltägliches, gar belangloses. Am Ende konnte sie mich leider nicht wirklich berühren. Davon hatte ich mehr erwartet.
3 Sterne.

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Veröffentlicht am 05.06.2021

Bracken

Über Menschen
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Über Menschen – Juli Zeh

Was wäre aktueller als die Flucht aufs Land zur Zeit der Corona-Pandemie? Genau darüber hat Juli Zeh nun einen Roman geschrieben. Mit ihrer typischen, bissigen Schreibweise nimmt ...

Über Menschen – Juli Zeh

Was wäre aktueller als die Flucht aufs Land zur Zeit der Corona-Pandemie? Genau darüber hat Juli Zeh nun einen Roman geschrieben. Mit ihrer typischen, bissigen Schreibweise nimmt sie so einige Themen unserer Zeit aufs Korn.

Dora hat genug von ihrem Alltag in Berlin, genug von ihrem Freund Robert, genug von Corona als einzigem Gesprächsthema. Kurzentschlossen zieht sie mit ihrer Hündin Jochen aufs Land, nach Bracken. Tatsächlich ist Corona hier kein so großes Thema wie in der Stadt. Nicht gerechnet hat Dora allerdings mit ihrem Nachbarn Gote, der sich mal eben als „Dorf-Nazi“ vorstellt. Zu ihrem Erschrecken muss sie feststellen, dass Gote eigentlich ein gutes Herz hat. Aber kann das überhaupt sein? Ein netter Nazi und Rassist?

Juli Zeh provoziert mit diesem Buch und andererseits auch wieder nicht. Schließlich ist Dora der klassische Gutmensch, auch wenn sie sich darüber lustig macht. Dora ist entsetzt angesichts des Ausmaßes an Rassismus, der ihr auf dem Land entgegenschlägt. Teilweise handelt es sich wohl einfach um derbe, unreflektierte Umgangssprache. Und dann muss sie auch noch feststellen, dass Menschen nicht einfach nur gut oder böse sind. Der böse Nazi kann wirklich auch nett sein? Oh! Naja, irgendwie fand ich Dora oft etwas sehr naiv. Diejenige mit den meisten Vorurteilen ist wohl auch sie selbst. Nett zu lesen, aber inhaltlich hat Frau Zeh sich meiner Meinung nach etwas überhoben.  Da wusste ich des Öfteren nicht so recht, was sie dem Leser eigentlich sagen will…

Um ehrlich zu sein, war mir dieser Roman, der während der ersten Welle der Corona-Pandemie spielt, zu aktuell. Möglicherweise habe ich all die Argumente für und wider Lockdown etc. bereits etwas zu oft gehört. Genau wie die Diskussion um die Klimaaktivisten um Greta Thunberg, oder der Rassismus-Eskalation um George Floyd. Alles extrem aktuelle, sehr wichtige Themen, aber für mich auch alles mit Nerv-Faktor behaftet. Vielleicht sollte ich einfach keine Bücher über allzu aktuelle Themen lesen.

Tatsächlich hatte ich manchmal das Gefühl, dieses Buch wurde etwas lieblos hingeklatscht um schnell fertig zu werden. Zu viel Aktualität auf Kosten der Qualität. Klar, die Dialoge sind witzig, der Schreibstil gewohnt knackig. Trotzdem kommt es für mich bei Weitem nicht an frühere Werke heran.

Deshalb von mir nur 3 Sterne.

 

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Ruhiger Reisebericht

Der Schneeleopard
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Der Schneeleopard – Sylvain Tesson
Zusammen mit einem befreundeten Tierfotografen reist der Autor Sylvain Tesson in die eiskalte Bergwelt Tibets, immer auf den Spuren der selten gewordenen Schneeleoparden. ...

Der Schneeleopard – Sylvain Tesson
Zusammen mit einem befreundeten Tierfotografen reist der Autor Sylvain Tesson in die eiskalte Bergwelt Tibets, immer auf den Spuren der selten gewordenen Schneeleoparden. Im Hochgebirge muss er sich vor allem in Geduld und Verzicht üben, es gelten andere Regeln als im hektischen Paris. So ist dieser Reisebericht geprägt von philosophischen Überlegungen und meditativen Betrachtungen.
Die Sprache ist poetisch schön, die raue Bergwelt wird wunderbar detailliert beschrieben, ebenso die Tiere, die perfekt an ihre Umgebung angepasst sind. Angenehm sind auch die relativ kurzen Kapitel.
Ein sehr stiller Reisebericht, mit vielen wahren Gedanken. Mir persönlich hat hier dennoch etwas gefehlt. Tatsächlich passiert nämlich kaum etwas, so etwas wie eine Spannungskurve fehlt gänzlich. Tesson wartet und denkt nach und zwingt sich zur Ruhe. Ab und an ein paar Tiere, die aber niemals zur Gefahr werden.
Die Stärke dieses Buches ist die wirklich wunderbar eingefangene Stimmung. Eine kalte Atmosphäre in der eisigen Bergwelt Tibets. Für mich ist das nur leider nicht genug. Meine Gedanken sind immer wieder abgeschweift. Es fehlte ein fesselndes Element.
Trotzdem fand ich es durchaus lesenswert und außergewöhnlich. 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 06.11.2020

Potential verschenkt

Fremdes Licht
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Fremdes Licht – Michael Stavaric
Dieser Roman hat so toll angefangen! Eine Dystopie, eine zerstörte Erde, Flucht in letzter Sekunde und eine harte Landung auf einem fremden, eiskalten Planeten. Der Überlebenskampf ...

Fremdes Licht – Michael Stavaric
Dieser Roman hat so toll angefangen! Eine Dystopie, eine zerstörte Erde, Flucht in letzter Sekunde und eine harte Landung auf einem fremden, eiskalten Planeten. Der Überlebenskampf der Protagonistin Elaine beginnt und wird immer wieder von Erinnerungen und Rückblicken unterbrochen. Wirklich spannend, schließlich will man ja wissen, was mit der Erde geschehen ist. Vieles von ihrem Wissen, das nun das Überleben möglich macht, hat Elaine von ihrem Großvater, einem Inuit erlernt. Von daher ist es auch sehr interessant, dass einiges von der Lebensweise der Inuit vermittelt wird.
So weit so gut – die erste Hälfte des Buches gefiel mir recht gut. Doch dann gibt es einen wirklich harten Schnitt. Ich hätte so gerne noch mehr von Elaines Erkundungen erfahren. Aber nein. Plötzlich lesen wir von Elaines Urgroßmutter – auch Elaine – aus Grönland. Und hier hat mich nun der Autor komplett verloren. Was wohl so etwas wie eine Kriminalgeschichte sein soll, kam für mich absolut platt und langatmig daher. Ich ärgerte mich über diesen abrupten und endgültigen Wechsel der Handlung und musste mich teilweise dazu zwingen, diese Geschichte zu Ende zu lesen. Über weite Teile werden unwichtige Begebenheiten doppelt, aus zwei Perspektiven erzählt. Auch die Sprache hat meiner Meinung nach im zweiten Teil gelitten, oder es ist mir Anfangs nur nicht aufgefallen. Ich behaupte, diese Geschichte ist stellenweise, vor allem gegen Ende, einfach schlecht erzählt.
Ganz zum Schluss wird zwar nochmal ein Bogen geschlagen, von Elaine zur Urgroßmutter Elaine. Für mich aber sehr dürftig und nicht überzeugend. Meines Erachtens bleiben das zwei relativ voneinander unabhängige Geschichten, von denen ich mit der zweiten so gar nichts anfangen konnte.
Was gut begonnen hat, wurde nicht zu Ende erzählt. Der zweite Teil ist für mich sinnfrei. Sehr schade. Von mir gibt es dafür gerade noch 3 Sterne.

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