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Veröffentlicht am 25.06.2021

Die Frauen vom Nikolaifleet - Der Traum von Übersee

Die Frauen vom Nikolaifleet – Der Traum von Übersee (Die Kolonialwaren-Saga 1)
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Handlung
Hamburg 1899
Obwohl Leonores weiterer Lebensweg mit einer Heirat und dem Dasein als Hausfrau und Mutter vorgezeichnet zu sein scheint, träumt Leonore doch von einem anderen Leben. Sie liebt den ...

Handlung
Hamburg 1899
Obwohl Leonores weiterer Lebensweg mit einer Heirat und dem Dasein als Hausfrau und Mutter vorgezeichnet zu sein scheint, träumt Leonore doch von einem anderen Leben. Sie liebt den Kolonialwarenladen ihres Vaters und die alltägliche Arbeit, die damit einhergeht. Kurzum: Für Leonore gibt es keinen schöneren Ort auf der ganzen Welt. Allerdings möchte ihr Vater nichts davon wissen, er bereitet seinen Sohn Carl auf eine Übernahme vor und arrangiert derweil eine Verlobung mit einem Bäckerssohn für Leonore.
Doch das Schicksal scheint andere Pläne für sie zu haben. Sie lernt den Künstler Julius kennen und für die jungen Leute ist es Liebe auf den ersten Blick. Beide wollen für ihre Liebe kämpfen, auch wenn das bedeutet, dass Leonore ihren geliebten Laden verlassen muss. Könnten sie zusammen ihr Glück finden?

Meinung
Ich finde das Cover interessant. Sowohl von den Farben, als auch von der Gestaltung. Beherrscht wird das Bild von einer Dame, von der man nur einen Teil ihres Körpers sieht. Sie ist der Mode zur Jahrhundertwende entsprechend gekleidet, ihre Bluse, als auch das Kostüm sehen schick und geschmackvoll aus. In ihren Händen hält sie eine liebevoll verzierte kleine Schokoladendose, die einen Hinweis auf den Kolonialwarenladen von Leonores Vater sein könnte. Am rechten unteren Bildrand sind Häuser, sowie ein Ausschnitt eines Gewässers abgebildet, hier wird eine Vorstellung des titelgebenden Nikolaifleets gegeben. Die Farben passen gut zusammen, sie finden sich in verschiedenen Details wieder, was ein stimmiges und ansprechendes Bild entstehen lässt.

Bereits in der Verlagsvorschau ist mir das Buch aufgefallen, der Titel, sowie das Cover haben mir gut gefallen und die Handlung klang ansprechend und interessant. Daher stand der Titel einige Zeit auf meiner Wunschliste und als ich von meinen Eltern gefragt wurde, ob ich mir zu Weihnachten 2020 ein Buch wünsche, ist mir sofort dieses Werk in den Sinn gekommen. Darüber durfte ich mich letztendlich auch freuen und nachdem ich den Roman gut ein halbes Jahr herumliegen hatte, wurde es nun endlich mal Zeit, mit dem Lesen zu beginnen!

Direkt am Anfang des Buches gibt es eine kleine und sehr hilfreiche Aufstellung von allen handelnden Figuren. Dort werden Familien- und Freundschaftsverhältnisse aufgezeigt und man kann teils nachschauen, welcher Tätigkeit eine Person nachgeht. Diese Auflistung hatte ich mir angeschaut, bevor ich mit dem Lesen begonnen habe und fand, dass ich darauffolgend gut für die Geschichte vorbereitet war. Und dem war tatsächlich so, ich musste während des Lesens nicht einmal nachschauen, wer wer ist. Jede Person ist mir auf Anhieb im Kopf geblieben, was auch daran liegen mag, dass die Anzahl der Protagonisten recht überschaubar ist.

Insgesamt werden die 408 Seiten in drei Teile gegliedert. Schon bei den Abtrennungen der einzelnen Teile werden die Jahreszahlen genannt, in denen die folgenden Seiten spielen. Und auch vor dem Start zahlreicher Kapitel gibt es eine noch genauere Erwähnung dessen. Zudem wird der Handlungsort genannt, sodass man immer einen genauen Überblick hat, wo und wann die Ereignisse stattfinden. Ich empfand diese Details als sehr hilfreich und passend. Die gesamte Geschichte erstreckt sich über sieben Jahre, in denen allerhand geschieht und es wird auch immer mal ein bisschen Zeit übersprungen. Was nur allzu verständlich ist, auf diese Weise bleibt die Handlung überschaubarer und knackig.

Mit der Schreibweise habe ich mich schnell anfreunden können. Sie ließ sich durchweg flüssig und leicht lesen, bei mir hatte sie die Wirkung, dass ich das Buch einfach nicht aus der Hand legen wollte. Immer wieder wollte ich wissen, wie die Geschichte weitergeht, was Leonore noch erleben wird und was das Schicksal für ihre Familie bereithält. Daher entwickelte sich der Roman zu einem wahren Pageturner, den ich innerhalb von vielleicht 36 Stunden ausgelesen hatte.
Es wurde eine einfache und leicht verständliche Sprache genutzt. Historische Details wurden nur sehr selten eingebunden, weshalb das Buch sich auch gut für solche Leser*innen eignet, die sich langsam an historische Romane ran tasten wollen. Die Ausdrucksweise der Autorin gestaltet sich als gut lesbar und viele Szenen waren bild- und farbenreich beschrieben. Ich konnte mir vieles gut vorstellen und hatte auch von den Protagonisten und ihrem Aussehen Bilder vor Augen. Vielleicht war es mir auch deshalb möglich, mich so leicht und problemlos auf die Geschichte einzulassen.

Es gibt mehrere Erzählperspektiven. Leonore steht ganz klar im Mittelpunkt, aber auch ihr Bruder oder Julius haben den Raum erhalten, um sich auszudrücken und dem Leser die Möglichkeit zu geben, ein wenig von ihren Gedanken und Gefühlen mitzuerleben. Zudem gestaltet sich die Handlung dadurch als abwechslungsreich und man kann die einzelnen Personen aus verschiedenen Blickwinkeln erleben. Das führt dazu, dass ich mir ein besseres Urteil über jede Figur bilden konnte und jede einzelne viele lebendige Züge angenommen hat. Zudem wirken zahlreiche Entscheidungen sehr natürlich und glaubhaft, weshalb das Handeln stets gut nachvollziehbar war.

Häufig wird der normale Alltag der Personen beschrieben. Man erfährt dabei, was sie tagtäglich für Arbeiten im Laden und Haushalt erledigen und was für sonstige Pflichten auf sie warten. Gezielt werden aufregendere Kapitel eingeflochten, die die Spannung erhöhen und aufgrund dessen man spekulieren kann, wie die Geschichte weitergehen wird und welche Entscheidungen manche Figuren wohl treffen werden.

Ich finde, dass sich die Handlung nur selten als stimmungsvoll erweist. Häufig wird diese nüchtern und sehr geradlinig erzählt, was sich darauf positiv ausgewirkt hat, dass an keiner Stelle Längen entstanden sind. Häufig geht die Stimmung mit unangenehmen Situationen oder Personen einher, bei freudigen Momenten spüre ich nur selten etwas. Ich finde das soweit in Ordnung, wird auf diese Weise doch der Ernst mancher Situationen noch deutlicher gemacht.

Das Setting mochte ich durchweg sehr gerne. Es gibt zu jedem Handlungsort tolle Beschreibungen, die dazu führen, dass ich mir diese richtig gut vorstellen konnte und ich äußerst lebendige Bilder vor Augen hatte. Das empfand ich als sehr angenehm und schön, so ergibt sich mit der Darstellung der Figuren, aber auch der einzelnen Szenen ein rundes Bild, welches teilweise den Charakter eines Films hatte, der in meinen Gedanken abgelaufen ist.
Außerdem hat mir die Vielfalt der Orte gefallen. Sowohl feine Gegenden mit prachtvollen Villen, als auch einfache Ecken der Stadt werden beschrieben und dadurch entsteht eine tolle Vielfalt, die mich überzeugen konnte. Zudem kann man sich so ein umfassenderes Bild des historischen Hamburgs machen, was ich als sehr interessant empfand.
Obwohl ich wirklich alle Orte als reizend empfand, gab es doch einen, den ich stark favorisiert habe: Den Kolonialwarenladen von Leonores Familie. Dieser hat seinen ganz eigenen Reiz, ich habe die Szenen dort als sehr spannend empfunden, vielleicht auch deshalb, weil es für mich eine neue Welt ist und ich einen solchen Laden noch nie mit eigenen Augen gesehen habe. Zudem finde ich es als gut nachvollziehbar, weshalb Leonore die Arbeit so gern mag und sich eine Zukunft als Besitzerin des Ladens vorstellen kann.

Ich hatte ja schon erwähnt, dass es eine recht kleine Anzahl an Figuren gibt. Diese tauchen wiederholt auf und man lernt sie mit jeder Seite noch besser kennen. Vielen wurden herausragende Eigenschaften verliehen, was ihre besonderen Charakterzüge zum Vorschein bringt. Häufig bleiben sich die Figuren treu und sie entwickeln sich auf eine positive Weise. Viele Personen waren mir sympathisch, allen voran Leonore habe ich ins Herz geschlossen, die mich komplett überzeugen konnte. Ich hoffe, sie aber auch die anderen Protagonisten in der Fortsetzung wiederzusehen.
Teilweise hätte ich mir von einigen Figuren, z.B.: von Carl oder von Julius, ein stärkeres Auftreten gewünscht. Sie erscheinen zwar als selbstbewusst, allerdings stehen sie neben der taffen Leonore ein wenig blass daneben und können nicht so sehr mit ihrem Charme punkten.
Bei den Protagonisten habe ich noch einen weiteren kleinen Punkt zu kritisieren, um hierbei nicht zu spoilern werde ich keinen Namen nennen. Es gibt eine Figur, die im Verlauf der Geschichte eine große Wandlung durchlebt. Sie verändert ihr Denken und Auftreten fast vollkommen, was eigentlich ganz gut sein könnte. Allerdings geht mir der Wandel zu einfach und mit zu wenigen Worten vonstatten, sodass ich nie so recht nachvollziehen konnte, weshalb die Figur so viele ihrer Prinzipien über Bord wirft. Einige weitere Erklärungen hierzu oder eine langsamere Entwicklung, um diese besser nachvollziehen zu können hätte ich als hilfreich empfunden.

Fazit
Ich war nach dem Beenden des Buches richtig traurig, dass das Lesevergnügen schon vorbei ist. Nur zu gerne hätte ich noch mehr Zeit mit Leonore, Julius und Co. verbracht und in dem Kolonialwarenladen verbracht. Die Szenen, die in diesem gespielt haben, gehören eindeutig zu meinen Favoriten, ich mag die Beschreibungen des Ladens, als auch die besondere Aura, die das Geschäfts verströmt unglaublich gern.
Bis auf die nicht ganz perfekte Darstellung der Figuren habe ich nichts zu meckern, alle anderen Aspekte wie die Sprache, das Setting oder die Stimmung haben mir gut gefallen. Ich hatte zusammenfassend schöne, entspannte und unterhaltsame Lesestunden mit dem Buch und ich freue mich auf Band zwei, von dem ich mir genau das wieder erhoffe!

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Veröffentlicht am 23.06.2021

Fräulein Mozart und der Klang der Liebe

Fräulein Mozart und der Klang der Liebe (Ikonen ihrer Zeit 4)
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Handlung
Salzburg 1766
Maria Anna Mozart, liebevoll Nannerl genannt, hat eine große Liebe: Die Musik. Dagegen kam bisher kein Mann an, obwohl sie zahlreiche Verehrer besitzt. Doch niemand konnte bisher ...

Handlung
Salzburg 1766
Maria Anna Mozart, liebevoll Nannerl genannt, hat eine große Liebe: Die Musik. Dagegen kam bisher kein Mann an, obwohl sie zahlreiche Verehrer besitzt. Doch niemand konnte bisher dasselbe Glücksgefühl bei Nannerl hervorrufen, wie es die Musik tut und das Gefühl, zusammen mit ihrem Bruder Wolfgang Amadeus an den vornehmsten Höfen Europas Klavier zu spielen. Allerdings findet das ein jähes Ende, es gilt für eine junge Dame als unziemlich, dieser Tätigkeit nachzugehen.
Und auch die Liebe gestaltet sich für Nannerl als schwierig. Franz Armand d’Ippold ist nicht die beste Partie, zudem kämpfen die Mozarts mit Schulden, sodass eine reine Liebesheirat nicht möglich ist...

Meinung
Ich mag das Cover. Es orientiert sich in seiner Gestaltung leicht an den anderen Bänden der Reihe und ist äußerst ansprechend. Der obere Teil wird vom Himmel, sowie dem Titel des Buches dominiert auf diese Weise ist er auffällig und sticht heraus. In der unteren Hälfte sieht man einen Teil von Salzburg, sowie eine junge Dame, die sich auf einem Platz befindet. Sie ist der Handlungszeit entsprechend gekleidet und stellt Nannerl dar. Es wird also schon beim Cover auf die Geschichte Bezug genommen, was ich sehr mag. Insgesamt ergibt sich ein ansprechendes und stimmiges Cover!

Von der Reihe 'Ikonen ihrer Zeit' habe ich bisher jeden Teil gelesen und sehr gemocht. Und weil ich so einen guten Eindruck davon hatte und mich die Inhaltsangabe dieser neuen Geschichte direkt in ihren Bann gezogen hat, musste das Buch einfach auf meine Wunschliste. Ich muss ehrlich zugeben, dass mir die Schwester von W. A. Mozart bisher komplett unbekannt ist, ich glaube nicht, dass ich ihren Namen schon einmal gehört habe. Ihre Person, als auch die Darstellung von der Handlungszeit und ihrem berühmten Bruder hat mich neugierig gemacht, weshalb ich mich riesig gefreut habe, das Buch als Rezensionsexemplar erhalten zu haben. Daher ein großes Dankeschön an den Ullstein Verlag!

Vor dem Lesen ist mir direkt ein Details ins Auge gefallen, was ich im Folgenden sehr geschätzt habe. Zum Start neuer Kapitel erfährt man stets den Handlungsort, als auch den Monat und das Jahr indem die folgenden Seiten spielen. So hat man zeitlich immer einen sehr guten Überblick, zudem war dieses Detail unheimlich wichtig, da im Verlauf der Geschichte schließlich 19 Jahre vergehen (den Prolog von 1751 nicht mit eingerechnet, weil die Haupthandlung erst 1766 einsetzt). Es wäre also schnell die Gefahr dagewesen, dass man als Leser im Dunkeln tappt und sich zeitlich verliert. So bekommt die Handlung einen guten Rahmen, den ich als sehr nützlich empfand!

Ich bin locker flockig in die Geschichte reingekommen und konnte mich problemlos auf diese einlassen. Sowohl die Figuren, als auch die Ausgangssituation erhielt eine bildreiche Beschreibung, vor allem das Setting konnte ich mir ziemlich gut vorstellen. Mir hat es auch gut gefallen, dass man wenige Informationen über das Familienleben der Mozarts erhält.
An sich mochte ich die Ausdrucksweise der Autorin gern. Sie hat mit einfachen Worten die Situationen entstehen lassen, welche ich mir gut vorstellen konnte. Dafür wurde eine leicht verständliche Schreibweise genutzt, die sich flüssig hat lesen lassen. Ich bin schnell durch die Geschichte gekommen und hatte das Buch mit seinen 400 Seiten innerhalb von knapp drei Tagen ausgelesen.
Bei der Sprache hat es mir an Tiefe gefehlt. Es wurden solide Bilder gezeichnet, aber man erhielt nur wenige Informationen darüber, wie die Gefühle, Gedanken und Hoffnungen der Figuren aussehen. Dadurch blieben einige Aspekte recht oberflächlich und ich konnte zu keiner Figur einen Zugang finden. Sie waren schlicht gezeichnet, lediglich Wolfgang Amadeus hat ein paar Facetten von sich gezeigt, die anderen Personen zeigten sich nur aus einer Perspektive und blieben daher einseitig und auch etwas vorhersehbar.
Mir hat es richtig gut gefallen, wir das Buch einen Kreislauf umschließt. Der Prolog und der Epilog gehen Hand in Hand einher, das Ende nimmt auf den Anfang Bezug und ich empfand das einfach als richtig schön. Ich habe dadurch den Roman mit einem Lächeln beiseite gelegt und war mit diesem Abschluss sehr zufrieden!

Es war nur äußerst wenig Stimmung vorhanden. Diese habe ich vor allem im Zusammenhang mit Wolfgang Amadeus wahrgenommen. Es war faszinierend zu sehen, wie er sich im Buch verhalten hat, wie er mit seiner Familie umgegangen ist und wie er vor allem das Geld als etwas selbstverständliches angesehen hat. Ihn habe ich daher auch kritisch betrachtet und habe teilweise Wut auf ihn empfunden. Daher fand ich es schade, dass allen voran seine Schwester ihm nicht mal die Meinung gesagt hat sondern Nannerl immer die Fassung bewahrt hat. Mir hätte es wirklich richtig gut gefallen, wenn sie mal offen gesagt hätte, was sie denkt und ihren Bruder dadurch in die Schranken weist. Ich glaube, dass hätte auch der Stimmung gut getan.

Die Spannung war in einem guten Maß vorhanden. Sie war mal mehr, mal weniger vorhanden und befand sich dadurch auf einem soliden Niveau. Ab und an war die Geschichte zwar ein wenig vorhersehbar, letztendlich kamen die letzten Entscheidungen Nannerls, die auf den ungefähr 50 finalen Seiten getroffen werden, doch überraschend und hier konnte sie mich richtig verblüffen und es wurde plötzlich richtig spannend. Ich hätte nicht damit gerechnet, wie sie ihre sich plötzlich entwickelt und einfach mal ihrem Willen nachgeht. Irgendwie mochte ich es, auch wenn ich ihre Entscheidungen nicht immer gutheiße.

Anhand der Kleidung und populärer Frisuren zur Handlungszeit, aber auch der Geschichte über den Erfolg und das Können der Mozart-Kinder, sowie durch einige historische Details erhält man als Leser ein gutes Abbild der Zeit. Man kann schauen, was die Figuren bewegt hat, mit welchen Problemen sie zu kämpfen hatten und was ihre alltäglichen Aufgaben waren. Man merkt zudem, dass die Autorin sich ausführlich über die Zeit zwischen 1766 und 1784, aber auch über die Familie Mozart informiert und ihr Wissen angenehm an den Leser bringen kann.

Ich hatte ja bereits mal erwähnt, dass ich mir das Setting gut vorstellen kann. Egal, wo sich die Familie, allen voran Nannerl, aufgehalten hat, von jedem Raum, jedem Haus und auch der Landschaft hatte ich lebendige und mal mehr, mal weniger farbenfrohe Bilder vor Augen. Und weil ich mir auch die Figuren bei ihren Handlungen vorstellen konnte, lief die Handlung teilweise wie ein Film in meinem Kopf ab. Das hat natürlich immer seinen ganz eigenen Reiz, der am Ende einen starken Eindruck hinterlässt.

Bei den Figuren wurde sich auf eine recht geringe Anzahl beschränkt. Im Mittelpunkt steht die Familie Mozart, dazu gibt es nur noch wenige weitere Charaktere die von Bedeutung sind und die wiederholt auftreten. Dadurch haben fast durchweg alle Personen eine gute Zeichnung erhalten, sie sind interessant und einmalig dargestellt, viele Protagonisten empfand ich als freundlich, aber keiner war mir so richtig sympathisch.
Im besonderen Fokus steht Nannerl. Ihre Entwicklung, als auch die ihres Bruders, lässt sich richtig gut verfolgen. Man kann schauen, wie sie sich über 19 Jahre entwickeln und wie sich ihre Charaktere formen. Bei Nannerl mochte ich es, was für fortschrittliche Überlegungen sie teils geäußert hat und wie freundlich sie stets aufgetreten ist. Sie hat nie die Fassung verloren und hatte durchweg ein gelassenes Auftreten. Ich hätte mir allerdings bei ihr gewünscht, dass sie mehrere Facetten zeigt, verschiedene Stimmungen offenbart und sich dadurch in ihrem Auftreten, aber auch charakterlich stärker zeigt.

Fazit
Von Beate Maly habe ich bereits zwei Werke gelesen, die ich als wirklich gut empfand. Daher hatte ich natürlich große Hoffnungen, dass mich auch dieser Roman überzeugen kann. Und das hat er, auch wenn ich ihn nicht als perfekt einstufe. Vor allem mit der leichten Sprache, aber auch der Darstellung des Settings und den historischen Hintergründen kann das Werk bei mir punkten, die Darstellung der Figuren, als auch der fehlende Tiefgang ist meiner Meinung nach nicht ganz ausgereift. Im Gesamten betrachtet hatte ich interessante, unterhaltsame und auch lehrreiche Lesestunden mit dem Buch, die Geschichte von Nannerl wird anschaulich beschrieben und ihre Person hinterlässt bei mir Eindruck.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.06.2021

Miss Hollywood - Mary Pickford und das Jahr der Liebe

Miss Hollywood - Mary Pickford und das Jahr der Liebe
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Handlung
Mary Pickford gilt als beliebteste Schauspielerin Amerikas. Zusammen mit Charlie Chaplin ist sie das Aushängeschild des Landes. Schon seit ihrer Kindheit steht Mary im Scheinwerferlicht. Sie dreht ...

Handlung
Mary Pickford gilt als beliebteste Schauspielerin Amerikas. Zusammen mit Charlie Chaplin ist sie das Aushängeschild des Landes. Schon seit ihrer Kindheit steht Mary im Scheinwerferlicht. Sie dreht jährlich mehrere Filme und gilt als Vorbild für junge Damen, ihr Ruf gilt als tadellos. Bis sich Mary und ihr Freund, sowie Schauspielkollege Douglas Fairbanks ineinander verlieben. Es ist eine leidenschaftliche Liebe, die sie miteinander verbindet. Dabei sind sie beide verheiratet und ihre Liebe muss geheim bleiben wegen ihrer beiden Ansehen und Karrieren. Schließlich macht sich Mary gerade einen Namen als Filmproduzentin, sie möchte in Zukunft reifere Rollen spielen und auch Douglas orientiert sich beruflich neu. Doch kann man eine so starke und große Liebe wirklich einfach verdrängen?

Meinung
Das Cover empfinde ich als auffallend, stilvoll und es ist ein großer Blickfang. Nicht nur durch das strahlende Lila, welches das Gesamtbild beherrscht, sondern auch anhand der zahlreichen goldenen Details. Diese finden sich nicht nur in der Umrahmung, sondern auch in der Filmkamera, in dem Kleid der Dame und auch im Titel wieder. Das Zusammenspiel der zwei Farben ist sehr ansprechend und stimmig, sie harmonieren sehr gut und geben eine edlen und gleichzeitig beruhigenden Anblick. Ergänzt wird das Bild durch eine Dame, wahrscheinlich Mary Pickford, die sehr schick gekleidet ist und ihr Gesicht von dem Cover abwendet. Es scheint, als würde sie in die Kamera schauen und gleichzeitig die Skyline von New York betrachten. Ein gelungener Effekt!
Insgesamt ergibt sich ein rundes und wunderschön zu betrachtendes Cover. Die Farben wurden hervorragend aufeinander abgestimmt und es lässt sich ein Hauch des edlen Hollywoods erahnen.

Erstmals ist mir das Buch in der Verlagsvorschau aufgefallen. Anhand seines interessanten Covers ist mir das Buch direkt ins Auge gesprungen und erst danach habe ich den Titel so richtig wahrgenommen. Ich musste mir einfach die Inhaltsangabe durchlesen, die auf Anhieb interessant klang und mein Interesse geweckt hat. Nicht nur das Hollywood zur Zeit der Stummfilme mitsamt Charlie Chaplin klingt vielversprechend, sondern ich habe mich auch direkt für Mary Pickford interessiert. Den tatsächlich ist das für mich ein Name, zu dem ich nichts sagen kann. Ich bezweifle sogar, ihn jemals gehört zu haben. Daher bot der Roman für mich die Möglichkeit, eine Lücke in meinem Wissen aufzufrischen und ich habe mich riesig gefreut, das Buch als Rezensionsexemplar vom Bloggerportal zu erhalten, wofür ich mich herzlich bedanken möchte!

Ich empfand es als sehr passend und gelungen, dass in der vorderen Umschlaginnenseite ein Bild von Mary Pickford, zusammen mit Douglas Fairbanks abgedruckt wurde. Auf diese Weise hat man von beiden Figuren direkt ein Bild vor Augen, kann schauen, wie sie aussahen und welchen Eindruck sie auf die eigene Person machen. So muss man nicht erst im Internet nachschauen und man kann auch während des Lesens einfach und schnell mal einen Blick darauf werfen. Hat mir richtig gut gefallen und ich bin sehr dankbar für dieses Detail, welches klein und doch sehr wirkungsvoll ist.
Ich hätte mir gewünscht, dass es mehrere Informationen darüber gegeben hätte, in welchem Monat und Jahr sich die derzeitige Handlung bewegt. Manchmal erhält man dazu Anhaltspunkte, insgesamt waren sie mir allerdings zu wenig. Teilweise hatte ich das Gespür verloren, welches Jahr gerade ist und daher kann ich am Ende nicht genau benennen, über wie viel Zeit sich die Geschichte erstreckt hat.

Zum Start neuer Kapitel gibt es immer einen Vermerk, aus welcher Sichtweise die folgenden Seiten beschrieben wurden. Das hat mich überrascht, weil Mary Pickford bereits im Untertitel genannt wird bin ich davon ausgegangen, dass man durchweg Mary folgt und der Erzähler nicht verschiedene Positionen einnimmt. Schnell habe ich jedoch gemerkt, wie sinnvoll die zwei Erzählperspektiven sind. Man kann sich auf diese Weise sowohl von Mary, als auch von Douglas Fairbanks ein Bild machen, schauen, wie sie ihr Privatleben gestalten und welche Unterschiede es möglicherweise zu ihrem öffentlichen Auftreten gibt. Es lässt sich gut verfolgen, wie sie mit möglichem Druck vonseiten der Presse, aber auch dem Arbeitgeber umgehen und wie ihre Gefühle füreinander wachsen und immer größer werden. Zudem bewirken die zwei Perspektiven, dass man sich von vielen Figuren ein großes und umfangreiches Bild machen kann, da man sie aus verschiedenen Sichtweisen erlebt. Nachdem ich also mit den Erzählperspektiven überrascht wurde, habe ich mich schnell an sie gewöhnt und empfand sie alle beide als abwechslungsreich, unterhaltend und stimmig.

Den Einstieg in die Geschichte empfand ich als angenehm. Er war ruhig und gelassen, man erhielt ausreichend Platz, um die Figuren und deren Lebensweisen kennenzulernen und um sich ein grobes Bild der Handlungszeit zu machen. Von der ersten Seite an stehen natürlich Mary und Douglas besonders im Fokus und anhand ihrer Erzählweise nimmt man schnell Anteil an ihrem Gedanken- und Gefühlsleben. Das, aber auch die sprachlich sehr gute Schreibweise haben dazu beigetragen, dass ich mich direkt auf die Handlung einlassen konnte.
Die Sprache befindet sich auf einem guten Niveau. Sie ist nicht zu einfach, nicht zu hochtrabend und zeichnet ein solides Bild der Situationen. Anhand der Einbindung von zahlreichen historischen Details, wichtigen und bekannten Persönlichkeiten, sowie von Fakten aus dem Leben von Mary Pickford, Douglas Fairbanks und weiteren Personen erhält die Schreibweise einen feinen Anspruch und man kann erkennen, dass sich die Autorin Emily Walton ganz hervorragend mit dem beschriebenen auskennt.

Für mich gestaltete sich die Handlung als spannend. Das mag u.a. daran liegen, dass ich nichts von Mary Pickford weiß und die Informationen und Ereignisse daher neu für mich waren. Und außerdem war es spür- und auch herauslesbar, dass die Ereignisse auf einen Höhepunkt hinsteuern. Dieser machte sich nicht durch einen großen Knall bemerkbar, sondern ging schleichend voran und erstreckte sich dadurch auf zahlreiche Seiten. Mir hat das sehr gut gefallen, so bleibt die Spannung auf einem konstanten Niveau und sie gliedert sich gut in die Geschichte ein. Sie nimmt weder zu viel, noch zu wenig Platz ein und geleitet den Leser fein durch die Handlung.

An sich mochte ich die Zeichnung der Figuren wirklich gern. Einem jeden wurden Eigenheiten und kleine Ticks zugeordnet, die nicht nur einen Wiedererkennungswert bilden, sondern den Charakter auch lebendiger erscheinen lassen. Dabei merkt man in der Beschreibung der Personen, welche Rolle sie im Folgenden einnehmen werden, solche, die häufiger auftreten sind natürlich viel tiefgehender und markanter gezeichnet.
Ein wenig habe ich bei Mary und Douglas damit gehadert, wie sie eine mögliche Beziehung und später ein publikmachen dieser angegangen sind. Immer wieder wurden beide von Zweifeln, Ehepartnern, Familie oder Freunden zurückgehalten. Sie haben häufig Rückzieher gemacht und nicht einfach auf ihre Gefühle und ihr Herz gehört, ihre Karrieren standen teils mehr im Vordergrund als das persönliche Glück. Das Ergebnis dessen ist, dass sich manche Abschnitte scheinbar ein wenig wiederholt haben und die Figuren teils auf der Stelle getreten sind. Hier entstanden teils ganz kleine Längen, wo die Geschichte einfach nicht recht vorangekommen ist. Ich weiß, dass die Autorin damit die Realität gezeichnet hat, aber ich denke, einige Kürzungen wären sinnvoll gewesen.

Man lernt als Leser zahlreiche und sehr unterschiedliche Settings kennen. Sowohl feine Häuser und Hotels, als auch Filmsets und wunderschöne Landschaften werden beschrieben. Oft sind die Zeichnungen bildhaft und farbenfroh ausgefallen, sodass ich mir gut vorstellen konnte, was gerade beschrieben wurde. In seltenen Momenten empfand ich die Handlungsorte auch gleichzeitig als stimmungsvoll. Dies lag nicht nur an der Beschreibung, sondern teils auch an den Figuren, die darin aufgetreten sind. Gerade bei negativ konnotierten Personen erhalten die Orte eine sehr unangenehme, kühle und triste Aura.
Mein Highlight waren eindeutig die Szenen, die in Filmstudios oder in der Garderobe von Mary Pickford gespielt haben. Nicht nur waren die Settings interessant, sondern auch die Ereignisse und Arbeitsabläufe haben ihren Reiz. Man konnte so einen Blick darauf erhaschen, wie die Arbeit am Film war, was sehr spannend war.

Ich hatte ja bereits erwähnt, dass zu vielen historischen Themen ein Einblick gegeben wird. Allen voran natürlich in das Leben von Mary und Douglas, es werden aber auch zu deren Freunden und Kollegen einige informative Worte gesagt. Die beiden Hauptfiguren stehen natürlich in einem starken Zusammenhang zum Stummfilm, dem Kino, Hollywood und dem Leben als Star. Man kann daher gut erkennen, welchen Stellenwert diese Themen zur Handlungszeit hatten und wie schnell sich Gerüchte, Neid und Missgunst verbreitet haben. Zudem ließ sich herauslesen, wie schnell ein Ruf zerstört werden kann und wie leicht es möglich ist, dass einige Laster überhand nehmen.
Ein weiteres wichtiges und großes Thema ist der Krieg. Dieser wird geschickt in die Geschichte eingebunden und es war interessant, wie die Menschen dazu ermutigt wurden, Kriegsanleihen zu kaufen. Das ist für mich ein recht neues Thema, welches lebendig und interessant geschildert wurde.

Als Abschluss des Romans gibt es noch ein gutes und solides Nachwort. Darin werden wenige Ereignisse des Buches nochmal kurz aufgegriffen, man erhält einen kleinen Einblick in die Zukunft von Mary und Douglas und man kann schauen was die Zukunft für die Beiden bereithält. Das empfand ich als sehr passend und gut, so gibt es einen runden Abschluss und alle wichtigen Informationen werden auf knapp drei Seiten aufgelistet. Weil ich gerne noch mehr über die Personen wissen wollte, habe ich im Anschluss der Lektüre im Internet einige Artikel durchgelesen und Bilder angeschaut, um meine Eindrücke noch weiter zu vertiefen.

Fazit
Ich muss sagen, dass ich ohne Erwartungen an die Geschichte herangegangen bin, ich habe mich einfach überraschen lassen, was kommen wird. Und es ist aus der Feder von Emily Walton etwas wirklich gutes und interessantes herausgekommen. Schnell konnte ich mich ohne Probleme und Schwierigkeiten auf die Ereignisse einlassen, ich bin flüssig mit dem Lesen vorangekommen und fand die beschriebene Welt unheimlich spannend. Dazu mochte ich, was für ein starkes Bild der Zeit gemalt wurde, letztendlich ist dieser Punkt auch mein Highlight des Buches.
Einen Kritikpunkt habe ich: Für meinen Geschmack ist die Handlung teils ein wenig auf der Stelle getreten. Ansonsten gibt’s nichts zu meckern, ich hatte viel Spaß beim Lesen und habe auf diese Weise interessante Persönlichkeiten kennengelernt.

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Veröffentlicht am 14.06.2021

Ostseefrische

Ostseefrische
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Handlung
Voller Vorfreude beobachten der Arzt Konrad und seine Frau Jette den Bau des Sanatoriums in Binz. Sie freuen sich nicht nur auf ihre neue Aufgabe, dieses später mal zu leiten, sondern auch darauf, ...

Handlung
Voller Vorfreude beobachten der Arzt Konrad und seine Frau Jette den Bau des Sanatoriums in Binz. Sie freuen sich nicht nur auf ihre neue Aufgabe, dieses später mal zu leiten, sondern auch darauf, das laute Berlin hinter sich zu lassen und sich auf Rügen niederzulassen. Außerdem sehnt das Paar sehnlichst Familienzuwachs herbei, der das Glück perfekt machen würde.
Und ihre Pläne gehen tatsächlich auf. Das Sanatorium ist bereits in seiner ersten Saison komplett belegt, was zugleich viel Arbeit für Konrad und Jette bedeutet. Zumal die Krankenschwester zum ersten Mal schwanger ist. Doch immer wieder trüben Neuigkeiten das Glück. Sei es der gesundheitliche Zustand von Konrads Bruder Theo oder die plötzlich einsetzenden Wehen von Jette...

Meinung
Das Cover ist bis auf eine Sache sehr hübsch, fröhlich und ansprechend gestaltet. Es wurden maritime und freundliche Farben genutzt, die einen sommerlichen Eindruck entstehen lassen. Im Hintergrund ist ein prächtiges Haus zu sehen, welches wahrscheinlich das Sanatorium darstellen soll. Am vorderen Rand läuft eine Dame, anhand der Haube denke ich, dass sie in der Erholungsstätte arbeitet. Ihre Anwesenheit auf dem Cover hätte es für mich nicht gebraucht, sie ist mir zu nah am Leser und dient mir zu sehr als Blickfang. Ich stelle mir die Szenerie ohne sie viel schöner vor, zudem würde der Titel so deutlicher ins Auge fallen. Im Grunde finde ich, dass das Cover sehr gelungen und ansprechend ist, bis auf dieses eine Detail.

Wie es häufig der Fall ist, ist mir auch dieser Roman in der Verlagsvorschau ins Auge gefallen. Ich mag die Mischung von einem historischen Roman, der an der Küste / auf einer Insel spielt immer sehr gern, die Beschreibungen des Settings sind meist ein Traum und ich liebe es, wie die Stimmung und das Wesen der Bewohner eingefangen wird. Und genau das habe ich mir auch von diesem Buch erhofft, die Handlung klang interessant und daher war ich gespannt, wie meine Erwartungen umgesetzt werden. Den Roman habe ich freundlicherweise vom Droemer Knaur Verlag zur Verfügung gestellt bekommen, wofür ich mich ganz herzlich bedanken möchte!

Bereits nach wenigen Seiten gelang es mir mühelos, mich auf die Handlung einzulassen und mich darauf zu konzentrieren. Man lernt direkt einige Figuren, sowie die Insel kennen und man wird nicht mit zu vielen Details überhäuft. Es gibt genügend Zeit und Raum, um sich in der Geschichte zurechtzufinden und um sich auf diese einzulassen. Das erste Bild, welches man von den Figuren erhält ist solide und ausreichend, man kann schauen, wie die Personen ticken und welche Charakterzüge sie besitzen. Im Folgenden wird dann der erste Eindruck nochmals verstärkt und man erhält einen runden und umfassenden Eindruck von ihnen.
Ich empfand die Sprache häufig als einfach und dadurch sehr gut und flüssig lesbar. Ich hatte an keiner Stelle Schwierigkeiten, dem Geschriebenen zu folgen und hatte keinerlei Probleme, mir die Szenen vorzustellen. Besonders vom Setting hatte ich unglaublich schöne Bilder vor Augen, die das Lesevergnügen nochmals gesteigert haben.
Immer wieder bindet die Autorin in ihre Sprache die niederdeutsche Sprache mit ein. Im Grunde finde ich das immer recht passend, es zeigt, dass sich mit dem Handlungsort auseinandergesetzt wurde und ein Hauch des Lebensgefühls wird vermittelt. Zudem wirken die Szenen dadurch immer authentischer und sie tragen viel zur Darstellung der Charaktere bei. Diesmal hat mich der Dialekt allerdings ein wenig gestört. Er wurde zu häufig genutzt und nicht alles habe ich auf Anhieb verstanden. Oft wurde der Sinn des Gesagten in den nächsten Sätzen erklärt oder ich bin im Zusammenhang mit dem Folgenden von selbst darauf gekommen, was gemeint ist. Mein Lesefluss wurde durch die norddeutsche Mundart auf jeden Fall getrübt und ich habe mir stellenweise gewünscht, dass es am Ende des Buches ein kleines Glossar gegeben hätte, in dem manche Wendungen ins Hochdeutsche übersetzt worden wären.

Ein allwissender Erzähler beschreibt die Ereignisse und Protagonisten. Dabei lernt man die Figuren sehr gut und genau kennen und kann sich am Ende einen ziemlich guten Eindruck von ihnen verschaffen. Häufig nimmt der Erzähler die Position von Jette ein, ihren Charakter lernt man am besten kennen und ihr habe ich mich am Ende auch am vertrautesten gefühlt. Dazu gibt es noch einige, wenige Kapitel, die aus anderen Blickwinkeln dargestellt wurden. Diese bringen Abwechslung hinein und sorgen dafür, dass ich einige Figuren besser und ausführlicher einschätzen konnte.
Häufig deuten allwissende Erzähler an, dass sie einige Geheimnisse besitzen, die im Verlauf der Geschichte dann aufgedeckt werden. Das ist meist hilfreich dabei, dass ein wenig Spannung entsteht und man das Buch nicht aus der Hand legen mag. Und beides, sowohl Heimlichkeiten, als auch die Spannung fehlen im Roman komplett. Ich finde, dass die Geschichte durchweg sehr ruhig und gemächlich erzählt wird, es gibt keine Höhepunkte und keine überraschenden Wendungen. Und genau das hat mir ein wenig gefehlt. Mir verlief die Handlung zu geradlinig und zu ruhig. Selbst wenn mal in der Planung des Sanatoriums oder in dessen alltäglichen Betrieb etwas nicht glatt lief, gab es trotzdem keinen Moment, der ein wenig Aufregung in sich hatte. Sorgen und Probleme wurden fix geklärt und dann ging der Alltag einfach weiter. Eigentlich finde ich es immer sehr angenehm, wenn es viel ruhige Kapitel gibt, aber in Elke Hellwegs Roman ist mir insgesamt zu wenig passiert.

Im Grunde empfand ich die Darstellung der Protagonisten als sehr gut und abwechslungsreich. Teilweise werden richtige Typen beschrieben, die einmalig sind und sich durch ihren Dialekt oder ihr imposantes und einnehmendes Auftreten auszeichnen. Dadurch fiel es mir leicht, mir sie vorzustellen und einzuschätzen, teilweise auch eine Bindung aufzubauen.
Lediglich einen kleinen Kritikpunkt habe ich zu der Zeichnung von den Personen. Sie haben immer ihre Contenance gewahrt. Immer. An keiner Stelle im Buch hat mal eine Figur auf den Tisch gehauen, ihre Meinung gesagt und solche Emotionen wie Wut, Trauer und Missfallen offen zum Ausdruck gebracht. Stattdessen waren alle stets auf ihre Haltung bedacht, es wurde sich in jeglichen Situationen gewählt und ruhig ausgedrückt, auch wenn es unter der Oberfläche gebrodelt hat. Mir hätte es wirklich gut gefallen, wenn die Personen mal aus diesem Muster ausbrechen, eine weitere Facette und sich dadurch auch menschlicher gezeigt hätten.

Vom Setting bin ich sehr angetan. Ich konnte mir jedes Zimmer, jedes Haus, einfach jeden beschriebenen Ort richtig gut vorstellen. Es gibt dazu ganz wunderbare und bildhafte Beschreibungen, teils werden diese farbenreich ausgeschmückt, was letztendlich meinen sehr positiven Eindruck entstehen lässt.
Mir hat auch die Vielfalt der Orte gefallen. Nicht nur feine und edle Häuser werden beschrieben, sondern auch einfache Gebäude wie das Elternhaus von Jette, welches klein und urgemütlich wirkte. Dadurch entsteht eine feine Abwechslung und beide Darstellungen haben ihre Reize.
Besonders spannend empfand ich den Bau des Sanatoriums. Diesen kann man ganz gut mitverfolgen und es war faszinierend, wie sich das Gebäude entwickelt hat und wie die Planung dessen aussah. Auch in meiner Fantasie hat sich das Sanatorium immer weiterentwickelt, was davon zeugt, wie wunderbar die Beschreibungen sind!
Zudem spielen wenige Kapitel in Berlin. Die Stadt bildet natürlich einen krassen Gegensatz zu dem beschaulichen Rügen, man kann die Gegensätze gut erkennen und auch das Wesen der jeweiligen Orte. Deren Stimmungen wurden sehr gut eingefangen und sie geben lebhafte Bilder wieder.

Es werden nur sehr wenige historische Details in die Geschichte eingebunden. Man lernt ein wenig über den Betrieb des Sanatoriums, allen voran über die Wasserkuren. Hier werden einige Erläuterungen geboten und man merkt, dass die Autorin sich über dieses Thema, aber auch über Seebäder und über Rügen informiert hat.

Fazit
Wenn ich den Roman mit einem Wort beschreiben müsste wäre dieses Entspannung. Da es kein Drama und keine Überraschungen gibt bleibt die Handlung ruhig und ich konnte mich daher entspannt zurücklehnen und einfach auf die Geschichte einlassen. Ich bin flüssig und locker mit dem Lesen vorangekommen und es war ein absoluter Genuss, mir die Handlungsorte vorzustellen. Ab und zu gab es eine Kleinigkeit, die ich nicht ganz ausgereift empfand, im Großen und Ganzen allerdings hatte ich entspannte Stunden mit dem Buch und es handelt sich um eine leichte Lektüre, die man gut nebenher lesen kann!

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Veröffentlicht am 08.06.2021

Der fabelhafte Geschenkeladen

Der fabelhafte Geschenkeladen
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Der fabelhafte Geschenkeladen

Handlung
Orchid ist ein lebensbejahender und offener Mensch. Sie liebt es, tagtäglich in ihrem kleinen Geschenkeladen zu stehen und den Kunden jegliche Wünsche zu erfüllen. ...

Der fabelhafte Geschenkeladen

Handlung
Orchid ist ein lebensbejahender und offener Mensch. Sie liebt es, tagtäglich in ihrem kleinen Geschenkeladen zu stehen und den Kunden jegliche Wünsche zu erfüllen. Und diese erstrecken sich nicht nur über das reichhaltige Sortiment, sondern Orchid hat auch immer ein offenes Ohr für Probleme, Sorgen und gute Nachrichten. Aus diesem Grund macht es die junge Frau immer wieder stutzig, dass ausgerechnet ihr Freund Patrick sich nicht öffnen möchte und ihr nur wenig über seine Familie und seine Kindheit anvertraut. Das ist auch einer der Gründe, weshalb ihre Beziehung von kleinen Streitereien und Unzufriedenheit geprägt ist. Schließlich stellt Orchid ihren Freund vor die Wahl. Was sie allerdings daraufhin erfährt, hätte sie niemals für möglich gehalten...

Meinung
Ich empfinde das Cover als sehr lebendig und farbenfroh. Es wurde mit leuchtenden Farben ausgestattet und schreit daher nicht nur nach dem Frühling und Sommer, sondern ich empfinde diese Farben auch in Zusammenhang mit Orchid, der Hauptperson der ersten Geschichte, sehr passend! Am oberen Rand wurde ein Ausschnitt einer Häuserzeile abgebildet, der gelbe Laden stellt eindeutig den Geschenkeladen von Orchid dar, zudem ist noch ein Winkel des Gebäudes daneben erkennbar. Dieses hat wenige hellblaue Details, weshalb ich es Tobins Blumenladen zuordnen würde. Die Häuser werden von wunderschönen Blumen umrahmt, was sehr ansprechend und freundlich wirkt.
In der unteren Hälfte wurden sowohl die Titel der zwei Geschichten, als auch der Name der Autorin abgedruckt. Hierbei werden Farben aufgegriffen, die sich bereits im oberen Teil finden lassen, was einen stimmigen Gesamteindruck entstehen lässt. Insgesamt mag ich das Cover sehr gern, es ist einladend und hübsch gestaltet und fällt anhand seiner strahlenden Farben eindeutig auf!

Innerhalb des letzten Jahres hatte ich die anderen vier Bände der Valerie Lane gelesen und sehr gemocht. Daher wollte ich mir die beiden letzten Teile nicht entgehen lassen, ich mag die Reihe sehr und sie schafft es immer wieder mich zu begeistern. Ich habe mich sehr gefreut, noch zwei weitere Male die Figuren wiederzusehen und zu erfahren, welche Wege sie in ihrem Leben noch gehen werden. Aus diesem Grund wanderte der Doppelband direkt auf meine Wunschliste und es war mir ein Vergnügen, diesen schließlich zu lesen. Ein ganz herzliches Dankeschön an das Bloggerportal, die mir das Buch freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben!

Es gibt einen direkten Start in den Roman, man kann sich auf den ersten Seiten ein gutes Bild von Orchid und von ihrem Privat-, aber auch Berufsleben machen. Es wird mit wenigen Worten aufgezeigt, was sie beschäftigt und wie sie sich charakterlich hervorhebt. Das führt zu einem angenehmen und flüssigen Lesen des Romans, was sich bis zur letzten Seite so durchgezogen hat. Ich konnte mir die Figuren und Handlungsorte gut vorstellen und hatte von einigen Szenen ganz wunderbare Bilder vor Augen, was ich sehr genossen habe. Es liegt eine einfache und leichte Sprache zugrunde, die ansprechende Bilder von den Szenen malt und den Leser immer ausreichend in die Gedanken und Gefühle einweiht, um zu verstehen, wie es in Orchid gerade aussieht und welche Überlegungen sie gerade beschäftigen.

Ich finde, dass in diesem Band eine sehr angenehme Spannung beigemischt wurde. Nicht nur anhand des Geheimnisses von Patrick kann man diese erkennen, sondern auch noch später bei der Frage, wie sich Orchid entscheiden wird. Hier tapst man als Leser ebenfalls lange im Dunkeln, man kann sich zwar eigene Gedanken dazu machen und ich hatte einige Überlegungen, wie die Geschichte enden wird, allerdings wurde ich in manchen Punkten doch überrascht. Das hat mir gefallen, so ist die Handlung nicht so stark vorhersehbar und man weiß, dass noch einige überraschende Wendungen folgen könnten!

Ich denke, dass sich dieser Band allein schon deshalb hervorhebt, weil diesmal ein etwas anderes Schema angewandt wird, mit dem ich positiv überrascht wurde. Zu viel möchte ich darüber nicht verraten um niemanden zu spoilern, allerdings kann ich so viel verraten, dass ich mit Orchids Entscheidung, die sie am Ende trifft, sehr zufrieden bin und ich es toll finde, wie sie eigene Fehler eingestehen kann. Dadurch hat sie bei mir viele Pluspunkte gesammelt und ich empfand ihren Charakter gleich viel angenehmer und auch sympathischer.

Im Buch wurde einiges an Stimmungen verarbeitet, die immer passend und sinnvoll eingesetzt wurden. Ich konnte stets nachvollziehen, weshalb vor allem Orchid so reagiert und handelt, was letztendlich einen authentischen Eindruck hinterlässt. Allerdings empfand ich die Stimmungen an keiner Stelle im Roman so stark, dass ich in irgendeiner Weise mit den Figuren mitgefiebert hätte. Stattdessen habe ich die Ereignisse immer mit Distanz betrachtet und wurde nie so mitgerissen, wie ich es mir gewünscht hätte.

Als Hauptsetting dient eindeutig die wunderbare Valerie Lane. Hier spielt ein großer Teil der Handlung, man lernt nicht nur die anderen Läden gut kennen, sondern auch deren Besitzer, sowie andere Bewohner der kleinen Straße in Oxford. Ich mag es, wie farbenfroh und einladend diese Ecke dargestellt wird, zu jedem Gebäude, zu jedem Raum hatte ich ein Bild vor Augen und es war einfach traumhaft, in den Beschreibungen zu versinken. Das hat mir viel Freude bereitet und mein Wunsch, dass es die fiktive Valerie Lane wirklich geben möge, wird immer größer...
Nicht ganz so abwechslungsreich und detailliert wird die Wohnung von Orchid und Patrick beschrieben. Diese kommt recht düster und kalt daher, sie wirkt nicht richtig belebt. Selbst die Figuren schaffen es nicht, der Wohnung und den einzelnen Räumen Leben einzuhauchen, was ich ein bisschen schade finde. Immerhin ist das ein Ort, an dem sich Orchid eigentlich rundum wohlfühlen sollte, so hat es nur den Anschein, als wäre die Wohnung eine Zwecklösung.

Ich brauchte einige Zeit, um mit Orchid richtig warm zu werden. Sie ist für mich schon in den anderen Bänden die Person gewesen, zu der ich am wenigsten Zugang gefunden habe. Ich fand sie schon immer sympathisch und freundlich, allerdings hat mich immer etwas gehindert, um zu ihr eine Bindung aufzubauen. Das ist mir zwar während des Lesens immer noch nicht ganz gelungen, allerdings sehe ich Orchid mittlerweile in einem anderen Licht und finde ihren Charakter interessanter gestaltet und sie ragt mit ihrer offenen und coolen Art eindeutig aus der Masse heraus.

Fazit
Orchid ist zwar noch immer nicht mein Lieblingscharakter von den fünf Freundinnen, allerdings habe ich sie nicht nur besser kennenlernen können, sondern sich auch ein wenig ins Herz geschlossen. Sie ist eine ehrliche und aufrichtige Persönlichkeit, die keiner Fliege was zuleide kann und genau deshalb schätze ich Orchid sehr und das hat sie in ihrer Darstellung auch so besonders gemacht!
Es war eine schöne Geschichte, ich hatte sie innerhalb eines Tages ausgelesen gehabt und ich bin vollkommen zufrieden mit den Entwicklungen und den Entscheidungen, die Orchid getroffen hat. Ich habe ganz viele Aspekte des Buches geliebt und meine Vorfreude auf den finalen Teil ist ins Unglaubliche gewachsen!

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