Profilbild von buecherherz_blog

buecherherz_blog

Lesejury Profi
offline

buecherherz_blog ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit buecherherz_blog über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2021

Toller Einstieg in die Graßhoff-Welt

Der dunkle Schwarm
2

Die Zukunft, die Marie Graßhoff zeichnet, ist düster. Vor allem das SuB-Level der riesigen Städte, also die Bereiche ganz unten, sind gezeichnet von Armut, Abwesenheit von Sonnenlicht und Leid. Genau hier ...

Die Zukunft, die Marie Graßhoff zeichnet, ist düster. Vor allem das SuB-Level der riesigen Städte, also die Bereiche ganz unten, sind gezeichnet von Armut, Abwesenheit von Sonnenlicht und Leid. Genau hier wohnt Atlas. Ihr scheinbar langweiliges Leben sieht im Geheimen ganz anders aus: Sie handelt mit Erinnerungen, die sie sich aus den Gehirnimplantaten ihrer Mitmenschen besorgt. Denn sie kann etwas, was sonst niemand kann: Sie hackt sich in die Chips und kann damit alles auslesen, was sie möchte. Sie ist noch nie gescheitert, noch nie blieb ihr etwas verborgen. Doch dann steht Noah vor ihr und möchte das Rätsel um den Tod seiner Schwester, die bei der Auslöschung eines Hives gestorben ist, lösen.
Und damit steht Atlas vor einer Herausforderung unglaublichen Ausmaßes.

Ich liebe den Ausgangspunkt. Nach der ersten Leseprobe konnte ich es schon kaum noch abwarten, tief in die Hives und das Geheimnis der überraschenden Auslöschung – und damit der Ermordung hunderter und tausender Menschen – einzutauchen.
Doch auch wenn Atlas nie die Frage nach den Hive-Morden aus den Augen lässt, verschiebt sich der Fokus. Das Zwischenmenschliche und die dramatischen Zwischenfälle auf dem Weg zur Lösung des Rätsels rückt schnell in den Fokus.
Die Story blieb dabei rasant und interessant, doch der ganz große Spannungspeak kam nicht. Ich konnte das Buch problemlos zur Seite legen.

Atlas und Noah werden begleitet von dem Androiden Julien. Das Dreiergespann ist ein tolles Team und ich mochte sie alle gern. Jeder ist auf seine Art besonders und hat Ecken und Kanten. Vor allem Atlas ist dabei eine kriminelle Antiheldin, die die Sympathien schnell gewinnen kann. Der sanfte Noah und der kluge und ironische Julien bilden einen tollen Kontrast und sie alle ergänzen sich perfekt.
Ich konnte mich jedoch nie ganz mit ihnen verbinden. Ich blieb immer distanziert und konnte mich emotional auch nicht in sie hineinzuversetzen.

Man bewegt sich auf vielerlei Ebenen in Düsterheit. Emotional, storytechnisch und auch atmosphärisch. Selbst wenn von den Neon-Schildern der Stadt die Rede war, blieb der Film in meinem Kopf dunkel. Das fand ich stark und gut geschrieben. Insgesamt ist das Buch sehr bildhaft und leichtgängig. Es machte mir Spaß, den Gedanken der Autorin zu folgen.

Ich bin wirklich froh, dass ich die Chance hatte, „Der dunkle Schwarm“ als Rezensionsexemplar zu lesen. Es war (für mich) sicher ein toller Einstieg in die Bücher von Marie Graßhoff, ich ahne aber – beziehungsweise bei anderen Bloggern klingt es auch so -, dass da noch Luft nach oben ist.
Ich hätte mir noch mehr Nahbarkeit und Bindung an die Figuren gewünscht einen Tacken mehr Spannung. Ich habe das Buch wirklich gern gelesen und hatte eine gute Zeit, aber es ist kein absolutes Lesehighlight.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
Veröffentlicht am 12.06.2021

Eine mörderische Party

Fear Street 10 - Rachsüchtig
0

Als Niki und Terry zu der Halloween-Party ihrer Mitschülerin Justine, die ebenso neu wie beliebt ist, eingeladen werden, ist die Spannung groß. Jeder spricht über die Party, jeder will hin. Doch nur neun ...

Als Niki und Terry zu der Halloween-Party ihrer Mitschülerin Justine, die ebenso neu wie beliebt ist, eingeladen werden, ist die Spannung groß. Jeder spricht über die Party, jeder will hin. Doch nur neun Schüler gehören zu dem erwählten Kreis der Gäste. Sie ahnen alle nicht, dass sie besser zuhause geblieben wären.

Mir gefiel die Story grundsätzlich sehr gut und auch die eingeschränkte Ortsauswahl – kurz mal Highschool, Großteil Justines Villa – tat der gruseligen Stimmung gut.
Ich ertappte mich sogar dabei, dass ich mich fühlte wie als Kind, als ich die Bücher las. Das Gefühl hatte ich lange nicht bei Fear Street. Dieser leichte Schock und wohlige Grusel.

Nachteil der Geschichte: Man hatte nicht viel zu rätseln. Wenn man den Klappentext nicht gelesen hat, wusste man spätestens nach den ersten paar Seiten, dass mit Justine etwas nicht stimmt und von ihr eine Gefahr ausgeht.
Das nahm nachhaltig die Spannung aus der ganzen Nummer raus.
Die einzige spannende Frage war also, warum sich Justine an den neun Schülern, die so wahllos zusammengewürfelt scheinen, rächen möchte.

Mit zehn Schülern hatte man also eine ziemliche Menge an Figuren, deren Handlungen und Erlebnisse man beobachtete.
Durch den Fokus auf Niki und Terry konnte man allem jedoch leicht folgen.
Terry war mir zwar oft zu schlicht, aber mit Niki las man von einer intelligenten und misstrauischen Figur, die sich nicht so leicht um den Finger wickeln ließ, wie die Jungs der Runde.
Dazu schaffte Stine es auch relativ gut, die Personen mit unterschiedlichen Charakteristiken auszustatten, ohne allzu sehr in Klischees zu verfallen.

Sprachlich schwankt das bei den Fear-Street-Büchern ja stark. Mal meint man, einen etwas besseren Schüleraufsatz zu lesen, mal kommt das doch sehr an ein normales Buch ran. Dieses Mal ist zum Glück zweiteres der Fall.

Insgesamt hat mir „Rachsüchtig“ gefallen.
Trotz des Stempels „Jugendthriller“ kam leichter Grusel und Beklemmung auf und der Leser tappte in die eine oder andere Falle, obwohl man genau wusste, dass Justine der große Böse ist.
Mir persönlich fehlte trotzdem die Spannung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.06.2021

Mit Risiken und Nebenwirkungen

Fear Street - Das Skalpell
0

Laurie arbeitet in den Sommerferien als freiwillige Helferin im Krankenhaus von Shadyside.
Auf der Kinderstation lernt sie den kleinen Toby kennen, der so schrecklich verängstigt wirkt und zu dem sie nicht ...

Laurie arbeitet in den Sommerferien als freiwillige Helferin im Krankenhaus von Shadyside.
Auf der Kinderstation lernt sie den kleinen Toby kennen, der so schrecklich verängstigt wirkt und zu dem sie nicht vordringen kann.
Doch auch andere Personen benehmen sich komisch.
Schwester Wilton scheint Laurie als einzige nicht ausstehen zu können.
Der freiwillige Helfer Rick benimmt sich seltsam.
Ihre beste Freundin Skye, die ebenfalls im Krankenhaus hilft, kann Lauries Unbehagen nicht nachvollziehen.
Und dann passiert ein Mord.

Wie immer in den Fear-Street-Büchern sind die Hauptfiguren Jugendliche.
Mit Laurie wurde ein intelligentes Mädchen erschaffen, dem ich gern folgte.
Trotzdem war wieder keine der Personen tief ausgearbeitet. Aber bei einer Kürze von 154 Seiten steht der Fall einfach über den Personen. Prinzipiell sind die Fear-Street-Figuren alle austauschbar.
Mich stört das in dem Zusammenhang nicht.

Der Fall war dieses Mal vielschichtiger, als bei den zuletzt gelesenen Teilen.
Die Gefahr scheint von mehreren Richtungen auszugehen und sowohl der Leser als auch Laurie weiß nicht so recht, wo die Reise hingehen wird und wer dabei gut und wer böse ist.
Zum Miträtseln war das alles durchaus geeignet.

Das Setting trägt zur Atmosphäre maßgeblich bei. Die wenigsten Menschen mögen Krankenhäuser und vertrauen all den Gängen und Winkeln, die sich in solchen großen Gebäude finden.

Die Sprache ist wie immer naturgemäß einfach und stellenweise auf Schulaufsatz-Niveau. Begeistern konnte mich das nicht.

Insgesamt gefiel mir „Das Skalpell“ von den in letzter Zeit gelesenen Fear-Street-Büchern am besten. Groß gegruselt habe ich mich nicht, aber an manchen Stellen fühlte ich mich schon unwohl.
Den Fall fand ich spannend und die Auflösung konnte noch mit der einen oder anderen Überraschung aufwarten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.06.2021

Wo beginnt Schuld, wo endet Gerechtigkeit?

Die Wahrheit der Dinge
0

Die Geschichte um Frank Petersen ist inspiriert von zwei wahren Rechtsfällen: dem Fall Marianne Bachmeier sowie dem Fall Amadeu Antonio Kiowa. Und dieses Wissen macht das Buch noch erschreckender.

Petersen ...

Die Geschichte um Frank Petersen ist inspiriert von zwei wahren Rechtsfällen: dem Fall Marianne Bachmeier sowie dem Fall Amadeu Antonio Kiowa. Und dieses Wissen macht das Buch noch erschreckender.

Petersen ist ein angesehener Richter, doch seit ein Angeklagter in seinem Gerichtssaal erschossen wurde, ist sein Leben durcheinandergerüttelt. Als Corinna Maier am letzten Prozesstag den Angeklagten erschießt, löst das viel in Petersen aus. Seine Selbstsicherheit hat einen gewaltigen Knacks bekommen und so halten seine Urteile immer öfter nicht Stand vor dem BGH. Mit seinem letzten Urteil hat er seiner Familie zusätzlich so sehr vor den Kopf gestoßen, dass seine Frau und sein Sohn kurzfristig ausgezogen sind.

Die Perspektive des Richters spielt in 2015 und wechselt sich mit einer anderen in 1989 ab. Hier lernen wir Corinna Maiers Vergangenheit kennen und wie sie sich an der Uni in Steve verliebt. Doch die Sicherheit der beiden ist fragil, denn Steve ist schwarz und damit haben viele Menschen in der Gesellschaft ein großes Problem.

Der Autor ist nicht nur Schriftsteller, sondern auch Rechtsanwalt und hat damit tiefe Einblicke in unser Rechtssystem. In seinen Büchern verbindet er Realität mit Fiktion und macht das Grauen damit ganz real.

Petersen ist ein Richter im mittleren Alter, der gerade sehr von Problemen gebeutelt ist. Ich blieb zu dieser sachlichen Person bis zum Ende auf Distanz, ebenso wie zu Corinna Maier. Doch das war gut, denn so wurde der Blick nicht vom Wesentlichen abgelenkt und das waren die Straffälle, aktuelle wie vergangene, die in gewisser Weise miteinander verknüpft waren. Man konnte sich nicht von den Gefühlen zu den Personen leiten lassen, sondern schaute ebenso sachlich auf die Kernthemen Selbstjustiz, Rassismus, Schuld und Recht.

„Die Wahrheit der Dinge“ entblättert selbst recht gemächlich seine Wahrheit. Der Fall, der Familie Petersen spaltet, wird erst nach und nach erklärt. Die Verbindung von Petersen und Corinna, die nach vier Jahren Gefängnis frisch auf freien Fuß kommt, wird recht schnell klar und doch gibt es auch hier Details, die erst im Laufe der Geschichte ans Licht kommen.
Mit diesem Entfalten der ganzen Wahrheit wechselte sich auch immer mal mein Gefühl zur Gerechtigkeit einzelner Entscheidungen. So manche Enthüllung kann die Waagschale auf die eine oder andere Seite kippen lassen.

Ich fand das Buch wirklich spannend, erhellend und auf eine Art und Weise schockierend, die hoffentlich Menschen aufrütteln kann.
Das Buch ist blutig, aber dabei nicht bildlich. Es ist grausam und doch kein Thriller. Es tut weh, aber hält den Leser dabei am Ball.

Ich hätte mir trotz allem vielleicht mehr Aha-Momente und Überraschungen gewünscht. Und auch wenn es schlimm war zu lesen, was Menschen (vor allem auch in der Realität) passiert ist, nur weil sie eine andere Religion oder Hautfarbe haben, blieb ich aufgrund der Distanz zu den Figuren ein wenig unemotional. Aber „Die Wahrheit der Dinge“ ist wichtig und richtig und ich habe es gern gelesen. Es hat meine Augen wieder etwas mehr für Dinge geöffnet, die im Rauschen des Alltags schnell untergehen können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.06.2021

Daniel, Doc und der Tote

Krummer Hund
0

Nachdem ich das Buch bei Beltz als Überraschungsbuch zum Welttag des Buches gewonnen habe, blieb es nicht lange auf dem SuB liegen. Dabei hätte es mich im Normalfall, so ehrlich will ich sein, nicht wirklich ...

Nachdem ich das Buch bei Beltz als Überraschungsbuch zum Welttag des Buches gewonnen habe, blieb es nicht lange auf dem SuB liegen. Dabei hätte es mich im Normalfall, so ehrlich will ich sein, nicht wirklich interessiert. Gekauft hätte ich es mir eher nicht.

Aber schon im ersten Kapitel war ich voll drin, was vor allem an Daniel liegt. Mit ihm ist Juliane Pickel eine witzige, authentische und nahbare Figur gelungen, die trotz alledem viel Bitterkeit in sich trägt. Seine Anfälle sind gut beschrieben und ich habe ein Gefühl dafür bekommen, was mit Daniel passiert, wenn er so ausklinkt, dass er keine Kontrolle mehr über sich hat.
Es macht total Spaß, ihn mit den Personen in seinem Umfeld interagieren zu sehen. Egal ob im Schlagabtausch mit seinem besten Freund Edgar, in den Diskussionen mit seiner Mutter oder den immer wieder überraschenden Gesprächen mit dem Doc.

Das Buch ist recht dünn und trotzdem glänzt es auf vielen Ebenen. Da wären zum einen die Anfälle, dann das Zusammenleben mit dem neuen Freund der Mutter und die Auseinandersetzung mit der unfassbar fiesen Mitschülerin Alina, die vom Kumpel-Duo Daniel und Edgar immer nur Princess Evil genannt wird und natürlich der Unfall und die anschließende Spurensuche nach dem Täter. Alle diese Bereiche werden geschickt verknüpft und bekommen ausreichend Platz in dem Buch. Es gibt keine Längen oder langweiligen Strecken. Alles schreitet zügig, aber nicht zu schnell, voran.

Auch wenn ich alle Spielfelder gern mochte und wissen wollte, wie es überall weitergeht, fehlte ein richtiges Highlight. Alles war recht gleichwertig. Meine große Hoffnung lag auf dem Unfall und dem Versuch, dem Täter auf die Spur zu kommen. Doch in der Gesamtheit der Erzählstränge ging das zum Teil sogar etwas unter.
Damit fehlte dann auch so ein wenig die Spannung. Auch wenn ich trotzdem Spaß hatte mit dem Buch.

Man kann „Krummer Hund“ gut und zügig lesen und es war interessant, sich in Daniels Leben mal ein wenig umzusehen. Ein kleines Klischee hier und dort, an manchen Stellen ein wenig vorhersehbar, aber nie allzu sehr. Man konnte immer noch überrascht werden. Nichtsdestotrotz fehlte mir, wie gesagt, ein Highlight und das Ende überzeugte mich nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere