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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.06.2021

Ein zauberhaftes Bilderbuch für Liebende

Du bist mein Glück
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Ein Bilderbuch für Kinder soll „Du bist mein Glück sein“, denn es wird das Lesealter „4 - 6 Jahre“ angegeben. Doch dieses Büchlein in der Bilderbuch-Ecke der Buchhandlungen zu verstecken, fände ich schade, ...

Ein Bilderbuch für Kinder soll „Du bist mein Glück sein“, denn es wird das Lesealter „4 - 6 Jahre“ angegeben. Doch dieses Büchlein in der Bilderbuch-Ecke der Buchhandlungen zu verstecken, fände ich schade, viel zu schade.

Erzählt wird in Reimen von Fuchs und Igel, die ganz viel zusammen machen, viel Schönes, aber auch mal Quatsch. Und alles, was sie zusammen machen, ist schön, weil sie es gemeinsam machen. Denn Fuchs und Igel sind füreinander das ganz große Glück.

Schon das Cover des pinkfarbenen Büchleins ist ein Hingucker und sagt bereits nonverbal alles das aus, wofür ich in dieser Rezension mühsam Worte finden muss.
„Du bist mein Zuhause,
du bist mein Schatz.
An deiner Seite
Da ist mein Platz.“
Das Büchlein ist eine in Reimform gesetzte Liebeserklärung, ein zauberhafter kleiner Geschenkband für alle, die jung verliebt sind oder für die, die schon über Jahre hinweg lieben, für alle Menschen, denen man im Leben mit Liebe begegnet. Ein pinkfarbenes kleines, nahezu quadratisches Büchlein mit einer Botschaft, die es wert ist, ganz, ganz oft verschenkt zu werden. Die großartigen, wunderschönen Illustrationen vermitteln in ihrer Einfachheit intensive Gefühle. Schutz und Geborgenheit, Trost und Vertrauen, Spaß und Leichtigkeit – Alison Brown kann mit wenigen Strichen die Vielfalt des in Liebe Miteinander-Seins ausdrücken.
Fazit: Ein zauberhaftes Büchlein, das viel mehr ist als ein Bilderbuch für Kinder. Es ist ein wunderschön in Reime und Bilder gesetztes Geschenk für alle Lieblingsmenschen.

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Veröffentlicht am 13.06.2021

Ein absolut spannender, genial komponierter Thriller

Der Nachlass
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Puh!
Erschöpft schließe ich das Buch. Welch eine Geschichte! Ich fühle mich, als sei ich durch einen Fleischwolf gedreht worden. Jonas Winner hat mich schwindelig geschrieben, hat mich geradezu geschreddert ...

Puh!
Erschöpft schließe ich das Buch. Welch eine Geschichte! Ich fühle mich, als sei ich durch einen Fleischwolf gedreht worden. Jonas Winner hat mich schwindelig geschrieben, hat mich geradezu geschreddert mit seiner Erzählkunst.

Wir lernen zunächst Theo kennen, den professionellen Pokerspieler, aktuell mit großen Geldproblemen und Albträumen. Er erhält den Anruf eines Notars aus Berlin, dass Theo‘s Mutter Hedda Laurent im Sterben liege und ihn unbedingt noch einmal sehen möchte. Es sei Eile geboten. Nach 30 Jahren Abwesenheit! Noch bevor Theo in Berlin eintrifft, ist Hedda Laurent gestorben. Es finden sich in Trauer zusammen Heddas Mann Artur, ihr Bruder Ruben und ihre 4 Kinder Jannick, Sophia, Theo und Patricia. Bei der Testamentseröffnung verliest der Notar eine sehr befremdliche Anforderung. Das beträchtliche Vermögen soll derjenige der Angehörigen in Gänze erhalten, der in einer Art Wettkampf als Sieger hervorgeht. Es müssen 27 Aufgaben gelöst werden, und nur einer kann gewinnen. Es beginnt alles wie ein Spiel. Doch Runde um Runde gerät dieses Spiel zunehmend in eine Spirale des Bösen.

Gut, dass eine Übersicht, eine Art Stammbaum der Familie, der Geschichte vorangestellt wurde. Zu Beginn musste ich mehrfach wieder nachschauen, wer wer ist. Denn Jonas Winner erzählt nicht chronologisch und schafft bei mir gehörige Verwirrung mit dem scheinbar willkürlichen Spiel der Szenen vor und zurück zwischen Gegenwart, jüngerer Vergangenheit und Kindheitserinnerungen, zudem durch Perspektivwechsel der Erzähler. Man beginnt beim Lesen im aktuellen Leben von Theo, glaubt, mit ihm die Person kennen gelernt zu haben, an deren Seite man durchs Geschehen geht, aber – und das fand ich zunächst irritierend – man verliert Theo schnell aus den Augen, verliert sich stattdessen im Gestrick der Familienmitglieder. Mir gefallen die wirklichkeitsnahen Dialoge. Sie bestehen oftmals aus halben Sätzen, unfertigen Wortteilen, ohne ausgefeilten Satzbau, wie Menschen eben miteinander sprechen, die beim Reden überlegen oder sich ins Wort fallen. Das Szenario des großen, alten, verwinkelten Hauses mit vielen Zimmern und Fluren, mit Seidentapeten und Gemälden ist geradezu prädestiniert für unerklärliche, beängstigende Geschehnisse. Jonas Winner spielt nicht nur mit Szenen, er spielt auch mit Genres. Und so hatte ich sowohl Assoziationen zu einer tragischen Oper mit großen Gefühlen, Theatralik und langen Sequenzen des Quälens, als auch zu sagenartigen Horrorgeschichten aus der Kindheit. Die Gegenwart wiederum spielt mit psychologischen Verstrickungen, mit Angst, Bedrohung und Tod. Und immer wieder dreht sich die Spirale, schneller und schneller…

Fazit: Ein herausfordernder, absolut spannender und genial komponierter Thriller.

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Veröffentlicht am 12.06.2021

Das finden, was stimmig ist

LOSLASSEN
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Um eine stimmige Rezension zu schreiben, bräuchte ich den Vorlauf eines ganzen Jahres, damit ich mich mit den einzelnen Aufgaben auseinandersetzen könnte. Und weil ich genau das nicht habe – ein Jahr Zeit ...

Um eine stimmige Rezension zu schreiben, bräuchte ich den Vorlauf eines ganzen Jahres, damit ich mich mit den einzelnen Aufgaben auseinandersetzen könnte. Und weil ich genau das nicht habe – ein Jahr Zeit für diese Rezension – bleibt meine Beurteilung oberflächlich, sie beschränkt sich auf das Anschauen, das Blättern, das Lesen der Aufgaben, ohne sie zu erfüllen und ist somit eine Rezension ohne eigenen Erfahrungswert. Macht das wirklich Sinn?

Ein schönes Cover hat das Buch, wie ich finde. Leichtigkeit und Freude vermittelt es. Und die gleiche Signalwirkung hat die gesamte Gestaltung des Buches, sowohl was die zarten Farben betrifft als auch die Wahl der verschiedenen Schriften, die sehr übersichtlich signalisieren, ob es um Information, um Aufgabenstellung oder um unterstützende Gedanken geht. Viel Platz wird eigenen Notizen eingeräumt.
Die Autorin möchte, dass sich der Leser auf den Weg macht, in vielen Einzelschritten über das Jahr verteilt all das loszulassen, was ihn unfrei macht, Ballast bedeutet und Lebensfreude minimiert. Ziel ist, genau das zu finden, was uns wirklich wichtig ist und das Leben genau danach auszurichten. Doch dieses Finden ist gar nicht so einfach. Oft sind wir durch Erziehung und Anforderungen von außen fremdbestimmt, ohne es wirklich zu wissen. Die Aufgaben und Übungen im Buch gehen in kleinen, überschaubaren Schritten voran auf der Suche nach dem, was unsere ureigenste Bestimmung ist, was stimmig ist für uns in unserer jeweiligen besonderen Einmaligkeit.

Fazit: Ein schön gestaltetes und sehr sinn-gebendes Arbeitsbuch für Menschen, die bereit sind, sich auf den Weg zu machen.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

So, genau so sollte ein Kinderbuch sein

Das Karlgeheimnis
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Ja, genau so stelle ich mir das ideale Kinderbuch vor: Spannend, humorvoll, ideenreich, liebenswert und gut lesbar. Nicht nur oberflächlich unterhaltend, sondern auch mit einer ernsthaften Seite.

Emil ...



Ja, genau so stelle ich mir das ideale Kinderbuch vor: Spannend, humorvoll, ideenreich, liebenswert und gut lesbar. Nicht nur oberflächlich unterhaltend, sondern auch mit einer ernsthaften Seite.

Emil hat eine wichtige Mission: Er möchte Krimiautor werden. Ein Krimiautor verdient Geld. Und mit diesem Geld könnte er Mama helfen. Seit Papa nicht mehr bei der Familie lebt, bleibt Emil oft alleine, weil Mama so viel arbeiten muss. Mit Karl, dem Büdchen-Besitzer, hat sich Emil angefreundet. Denn der kann gut zuhören. Da taucht überraschend Finja am Büdchen auf, Finja mit Skateboard und ihrem Hund Watson. Erst ist Emil sehr skeptisch, aber als Karl über Nacht verschwindet, ist er sehr froh, bei diesem verzwickten Fall auf die Hilfe von Detektivin Finja zählen zu können.

Emil ist ein liebenswerter Junge. Er erzählt kindlich und ernsthaft zugleich von seinen Erlebnissen, und das so witzig und lebendig und lebensnah, dass ich immer wieder laut lachen musste. Dazu kommt die rätselhafte Geschichte um das plötzliche Verschwinden von Karl, was der ganzen Geschichte Spannung gibt. Jutta Wilke ist mit diesem Buch etwas richtig Gutes gelungen, weil sie neben Humor und Spannung auch so manch trauriges Thema mit ganz leichter Hand, sozusagen fast nebenbei, in die Gedanken und Empfindungen von Emil einfließen lässt. So wie das Leben halt ist. Schwer und leicht, oft lustig, manchmal traurig. Doch Freundschaft hilft und Zusammenhalt. Die Illustrationen und besonders die verschiedenen Steckbriefe der handelnden Personen ergänzen die Geschichte auf eine ganz eigene, eindrückliche Weise.
Fazit: Ein rundum gelungenes, herzerwärmendes Kinderbuch, das ich uneingeschränkt empfehle.

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Veröffentlicht am 03.06.2021

Pittoreskes Zeitbild spannend erzählt

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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Wien Ende des 19. Jahrhunderts. Eine aufregende Zeit, in der das Leben und Denken des Kaiserreiches kollidiert mit befremdlich erscheinenden technischen Neuerungen und althergebrachtem Aberglauben. Historie ...

Wien Ende des 19. Jahrhunderts. Eine aufregende Zeit, in der das Leben und Denken des Kaiserreiches kollidiert mit befremdlich erscheinenden technischen Neuerungen und althergebrachtem Aberglauben. Historie geschickt verpackt in eine spannende Handlung.

Der junge Leopold von Herzfeldt beginnt aus Graz kommend in Wien als Polizeiagent. In seinem Koffer befinden sich allerlei rätselhafte Instrumente, die zusammen mit seinem Hochdeutsch und seiner vornehmen Kleidung bei den alteingesessenen Kollegen größtes Misstrauen erregen. Als mehrere Dienstmädchen ermordet vorgefunden werden, jedes von ihnen brutal gepfählt, beginnen Herzfeldt und ein kauziger Totengräber vom Wiener Zentralfriedhof gemeinsam zu ermitteln. Der Totengräber Augustin Rothmayer ist hochgebildet und weiß alles über Todesarten und Verwesungsstufen. Und dass das Pfählen eine uralte Methode ist, um Untote unter der Erde zu halten…

Oliver Pötzsch versteht es meisterhaft, den Leser auf bildhaft-eindrückliche Weise in die dunkle Seite des nach außen hin so glamourösen Wien Ende des 19. Jahrhunderts zu entführen. Er schreibt so eindringlich, dass man Moder und Unrat in den dunklen Gassen zu riechen glaubt. Das Buch ist nichts für Zartbesaitete! Es ist die Zeit der beginnenden Elektrifizierung, erster Automobile, erster Telefone, was mit Neugier und Angst gleichermaßen aufgenommen wird. Kein Wunder also, dass Leopold von Herzfeldt mit seiner Leidenschaft für moderne Kriminalistik Missfallen erregt. Der Autor machte mir das enorme Spannungsfeld zwischen modernen Errungenschaften und dem Festhalten am Altbekannten sehr augenfällig. Erschreckend auch der allgegenwärtige Antisemitismus und die Brutalität, die sich hinter Unwissenheit, Angst und Aberglauben versteckt. Geschickt werden überlieferte und sorgfältig recherchierte historische Details und rückständiges Denken dieser Zeit im Buch eingestreut, ohne dass die immanente Spannung des Kriminalromans darunter leidet. Ein Kriminalroman mit Mehrwert, farbig-lebendig erzählt.

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