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Veröffentlicht am 20.03.2017

Ich kann euch Rache und Rosenblüte wärmstens empfehlen!

Rache und Rosenblüte
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Diese Rezension erscheint auch auf meinem Blog www.zeilenliebe.wordpress.com.

Im Februar, vor fast genau einem Jahr, habe ich euch den ersten Band dieser Reihe vorgestellt. Zorn und Morgenröte ist bei ...

Diese Rezension erscheint auch auf meinem Blog www.zeilenliebe.wordpress.com.

Im Februar, vor fast genau einem Jahr, habe ich euch den ersten Band dieser Reihe vorgestellt. Zorn und Morgenröte ist bei mir nicht ganz so gut angekommen, ich wollte aber trotzdem gerne den zweiten Band lesen und sehen, ob die Autorin sich weiter entwickelt.


Allgemeines:

Rache und Rosenblüte ist der zweite Band der Reihe um Shahrzad und Chalid. Die Bücher der Autorin Renée Ahdieh erscheinen beim One Verlag, der Abteilung für junge Erwachsene bei Bastei Lübbe. Auch der Umfang des zweiten Bandes ist eher in die Kategorie schmaleres Büchlein einzuordnen. Es sind zwar 432 Seiten, die Seitenränder sind aber erneut recht groß gewählt. Ebenso ähnlich wie das Cover des ersten Bandes ist das des zweiten orientalisch angehaucht. Passend dazu ist auch der Titel ähnlich wie beim ersten Band aus zwei Wörtern zusammengesetzt, die im Laufe der Geschichte einen Zusammenhang bilden.

Inhalt:

Leider gibt diese inhaltliche Beschreibung nicht die Handlung des Buches wieder. Ich habe mich dafür entschieden, sie trotzdem abzubilden. Solche „schlechten“ Beschreibungen finde ich ehrlich gesagt immer sehr spannend.
„Einhundert Leben für das eine, das du nahmst. Ein Leben bei jedem Sonnenaufgang. Gehorchst du auch nur an einem einzigen Morgen nicht, nehme ich deine Träume von dir. Ich nehme deine Stadt von dir. Und ich nehme von dir dieses Leben tausendfach.
Shahrzad und Chalid haben sich gefunden. Und obwohl ihre Gefühle füreinander unverbrüchlich sind, lauert da immer noch der Fluch, der dem jungen Kalifen auferlegt wurde. Sie wissen beide, dass diese Last ihrer gemeinsamen Zukunft im Weg steht. Und so verlässt Shahrzad den Palast. Sie verlässt Chalid. Aber kann sie einen Weg finden, ihre große Liebe nicht zu verlieren? Und kann sie verhindern, dass noch mehr Unschuldige sterben?“ (Quelle: One Verlag)

Meine Meinung:

Ich habe den ersten Band dieser Reihe gerne gelesen, ihn aber nur mit drei Herzen bewertet. Das lag unter anderem daran, dass ich eine Eigenleistung der Autorin vermisst habe. Zorn und Morgenröte war mir zu sehr abgeschrieben von der Vorlage 1001 Nacht. Zudem fand ich die Charaktere (außer Shahrzad) sehr blass und noch wenig detailliert beschrieben. An vielen Stellen wünschte ich mir mehr Handlung und weniger Vorhersehbarkeit. Und ich muss sagen, der zweite Band hat mich in all diesen Punkten von sich überzeugt.
Natürlich hätte auch hier an einigen Stellen etwas mehr passieren können, aber eigentlich sind alle Kapitel von Wichtigkeit für die Handlung des Buches und nicht einfach nur „Füllwerk“. Als sehr spannend habe ich es empfunden, dass wir die Ereignisse im zweiten Band zusätzlich aus den Perspektiven anderer Charaktere verfolgen dürfen. Dabei war für mich vor allem Irsa ein Charakter, der sich enorm weiter entwickelt hat, und der durch ihre Taten zur starken Heldin wird. Ein kluger Schachzug, Shahrzads Schwester stärker in die Geschichte einzubeziehen.

Alle Geschichten bzw. Perspektiven verstricken sich im Laufe der Handlung und es passieren Dinge, die ich so auf keinen Fall vorhergesehen habe. Das Niveau des ersten Bandes wird dabei insgesamt deutlich übertroffen und ich war von der Handlung, die durch die geschickt miteinander verwobenen Fäden entstanden ist, einfach gefesselt. Die Entwicklung der Geschichte hat mich gefangen genommen und ich fühlte mich, als wenn ich irgendwo im Orient teilhaben durfte – an diesem Märchen voller Geheimnisse und Magie.

Fazit:

Manche Fragen blieben für mich leider unbeantwortet, weshalb ich diesem Buch keine fünf Herzen geben kann. Alles in allem hat das mein Lesevergnügen jedoch nicht geschmälert und ich kann euch Rache und Rosenblüte wärmstens empfehlen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Gefühle
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Originalität
Veröffentlicht am 03.07.2021

Eine spannende neue Perspektive

Eve of Man (2)
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Allgemeines:

Eve of man – Die Rebellin ist im November 2020 als zweiter Band einer Trilogie bei dtv in der Reihe Hanser erschienen.

Das gebundene Buch hat 336 Seiten und eine Altersempfehlung ab 14 Jahren. ...

Allgemeines:

Eve of man – Die Rebellin ist im November 2020 als zweiter Band einer Trilogie bei dtv in der Reihe Hanser erschienen.

Das gebundene Buch hat 336 Seiten und eine Altersempfehlung ab 14 Jahren. In meiner Rezension werdet ihr lesen können, warum ich diese Altersempfehlung gerne nach oben korrigieren würde.

Hier findet ihr meine Rezension zum ersten Band: https://zeilenliebe.com/2019/08/25/eve-of-man-die-letzte-frau/

Inhalt:

Eve, die letzte Frau der Menschheit, konnte mithilfe von Bram aus dem Turm, in dem sie seit ihrer Geburt gefangen war, fliehen. Und damit hat sie das System, das sie manipuliert, unterdrückt und instrumentalisiert hat, verlassen. ‒ Aber auch die Mütter, die sie 16 Jahre geliebt und versorgt haben.
Für einen kurzen Moment ist die Freiheit greifbar. Doch die Welt, die Eve nicht kennt, ist ein gefährlicher Ort. Als sich das Netz der Verfolger immer enger um sie zuzieht, muss sich Eve fragen, ob sie nicht ein Gefängnis gegen ein anderes getauscht hat. Wieder will man sie für eigene Zwecke einspannen. Eve und Bram müssen sehr genau schauen, wem sie vertrauen. Und auf Eve lastet darüber hinaus die Verantwortung, die sie als letzte Frau für die Menschheit hat. (Quelle: dtv Verlag)

Meine Meinung:

Die Handlung des zweiten Bandes schließt nahtlos an die des ersten an. Wir begleiten Eve und Bram lückenlos auf der Flucht aus dem Turm – in die vermeintliche Freiheit – und erhalten zusätzlich einen Rückblick, der einen inhaltlichen Einstieg in die Geschichte gewährleistet.

Kennt ihr dieses Gefühl, die Protagonisten eines Buches einmal kräftig schütteln zu wollen, weil ihr ihre Handlungen nicht versteht? Weil sie naiv und wenig nachvollziehbar handeln?

Warum es mir mit dem zweiten Band von Eve of man so ging, möchte ich euch in der folgenden Rezension genauer erklären.

Protagonistin Eve ist isoliert aufgewachsen, hatte wenig bis keine Vorbilder in ihrem Alter und weiß grundsätzlich nicht aus eigenen Erfahrungen, wie das männliche Geschlecht sich verhält. Aus dieser Sozialisation schließe ich als Leserin, dass es ihr schwerer als anderen Menschen fällt, Handlungen und Reaktionen (vor allem von Männern) einzuschätzen. Eve selbst schließt das jedoch mitnichten aus ihrer Lebenserfahrung. Auch das kann so gewollt sein, ein 16-jähriges Mädchen ist nicht perfekt. Ihre Gedanken waren an vielen Stellen aber einfach unlogisch und nervig. Ihre Handlungen wirken dadurch mitunter seltsam und das schlägt sich auch in der Entwicklung der Geschichte nieder.

Bram begleitet Eve nach wie vor. Seine Perspektive wird nach und nach ein wenig schwammig und unterscheidet sich nicht besonders von Eves Erlebnissen. Nach wie vor nimmt er die Position des Love Interests ein, soll aber vermutlich in den Hintergrund treten, um Eve stärker wirken zu lassen. Da es in diesem Band eine weitere Erzählperspektive gibt, muss dieser Raum gegeben werden. Ich hätte mir trotzdem einen etwas stärkeren Bram gewünscht, der zu sich steht. Vielleicht hätten längere Kapitel den einzelnen Protagonisten zu mehr Tiefe verhelfen können.

Michael bringt eine neue Perspektive in die Handlung der Geschichte. Er ist Finalgardist bzw. einer derjenigen, die sich vormals um Eve gekümmert haben. Da dieses Kümmern an eine totalitäre Überwachung erinnerte, erschien mir das Einführen dieser Perspektive sehr spannend. Als Leserin kann man so auch die Geschehnisse im Turm verfolgen und nach und nach erkennen, dass das Regime bröckelt. Seine Perspektive gibt auch einen guten Einblick in die komplexen Gedanken der beiden Autoren, die Eves Welt erschaffen haben. Durch ihn nimmt die Handlung an Fahrt auf und das Spannungslevel wird hochgehalten. Er gibt dem zweiten Band das, was sonst gefehlt hätte. Seine Perspektive macht zwar einen erwartbaren Haltungswechsel durch, weist gleichzeitig aber viele unvorhersehbare Elemente auf.

Einen kleinen Wunsch hätte ich an dieser Stelle: Bitte die Altersempfehlung für die Reihe rund um Eve hochsetzen (momentan bei 14 Jahren) oder eine Triggerwarnung einbauen. Gewalt und Folter spielen im zweiten Band eine Rolle, nicht alle jungen Leser
innen können und wollen damit umgehen. Selbst mir hat die ein oder andere Szene eine Gänsehaut verpasst, da sie Abgründe und Schrecken eröffnet hat, mit denen man sich nicht tagtäglich auseinandersetzt.

Insgesamt bildet dieses Buch einen soliden Mitteilteil. Hoffentlich überraschen uns die Autoren im Folgeband wieder so wie im Reihenauftakt. Die Erwartungen sind nach einem starken ersten Band nach wie vor hoch und ich wünsche mir, dass die Fletchers diesen gerecht werden.

Fazit:

Ein durchaus faszinierender Zwischenband, dessen Entwicklungen zum Ende hin Lust und Neugier auf den dritten Band wecken.

Veröffentlicht am 27.06.2020

Ein schöner Schmöker

Vaters Wort und Mutters Liebe
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Allgemeines:

Nina Wähä wurde 1979 in Stockholm geboren. Sie war Schauspielerin und Leadsängerin der Indieband Lacrosse, bevor sie mit dem Schreiben begann. 2007 erschien ihr erster Roman S wie Schwester, ...

Allgemeines:

Nina Wähä wurde 1979 in Stockholm geboren. Sie war Schauspielerin und Leadsängerin der Indieband Lacrosse, bevor sie mit dem Schreiben begann. 2007 erschien ihr erster Roman S wie Schwester, 2010 ihr zweites Buch Schau nicht zurück!. Beide Bücher waren in Schweden ein großer Erfolg. Wähä hat für Vaters Wort und Mutters Liebe den Norden Finnlands als Handlungsort gewählt, weil sie familiäre Verbindungen dorthin hat. Das Buch erschien am 22. Juni 2020 im Heyne Verlag als Hardcover und umfasst 544 Seiten.

Inhalt:

„Ein Hof im finnischen Tornedal ist das Zuhause der vierzehnköpfigen Familie Toimi. Siri, die Mutter, ist eine sanftmütige Person, der das Wohl ihrer Kinder am Herzen liegt. Ganz im Gegensatz zu Pentti, dem herrischen Vater, um den alle lieber einen Bogen machen. Einige der zwölf Kinder haben bereits Reißaus genommen und sind nach Stockholm, Helsinki oder sogar Zypern gezogen, doch das Band und die Liebe zwischen den Geschwistern und der Mutter ist so stark, dass sie immer wieder zurückkehren. So auch diesmal, als die Geschwister zu einem Familientreffen nach und nach zu Hause ankommen, voller Erwartung und Vorfreude auf das Wiedersehen. Doch ein erster Zwischenfall trübt bald die Stimmung.

Ein vielschichtiges und brillant erzähltes Familienepos, das den Leser packt und verzaubert und eindrücklich zeigt, wie auf Loyalität der Verrat und auf Liebe die Enttäuschung folgen kann.“ (Quelle: Verlagsseite Randomhouse)

Allgemeines:

Familiengeschichten, die auch noch viele Irrungen, Wirrungen, Geheimnisse und komplexe Charaktere haben, gefallen mir gut. Vaters Wort und Mutters Liebe gehört zu dieser Art von Geschichten. Die Schwedin Nina Wähä schreibt ihr Buch ganz in der Tradition finnischer Geschichtenerzähler, lässt ihre Geschichte in Finnland spielen. Es wirkt, als sei sie eine waschechte Finnin. Am Anfang jeden Kapitels steht eine kleine Zusammenfassung, die aussagekräftig ist, aber nicht zu viel verrät, sondern vielmehr Neugier weckt.

Siri, Mutter von 14 Kindern (davon zwei verstorben), ist der Dreh- und Angelpunkt des Buches. Sie lebt in unglücklicher Ehe mit ihrem Mann Pentti, der sie weder versteht noch nett behandelt. Er ist ein absoluter Sonderling, der dem Leser sofort unsympathisch ist. So viele Kinder, da sollte man meinen, dass es turbulent zugeht im Haus der Familie. Turbulent schon, aber anders als man denkt. Das Alter der Kinder ist irgendwo zwischen erwachsen und sechsjährigem Jungen. Siri ist mittlerweile 57, ihr erstes Kind bekam sie sehr jung. Die Geschwister sind sich uneins, agieren oft gegeneinander, hintergehen den anderen. Jeder und jede für sich ist ein irgendwie kaputter Charakter. Wähä springt in den erzählten Episoden innerhalb der Geschichte der Familie. Man erfährt, wie es jetzt dort aussieht, wie es einzelnen Familienmitgliedern in der Kindheit ging. Auch in einer Großfamilie kann jeder für sich sehr einsam sein, das stellt die hier erzählte Geschichte eindrucksvoll unter Beweis. Trotz der vielen Personen behält man den Überblick in diesem Buch. Das liegt mit Sicherheit an der Erzählweise der Autorin. Die geschilderten Episoden hinterlassen bleibende Eindrücke. Man hat so auch sehr schnell seine Lieblinge innerhalb der Kinderschar. Es ist sicherlich für jeden etwas dabei. Bei mir ist es Annie, die älteste lebende Schwester, die für mich eine Integrationsfigur darstellt, die allerdings an den Ansprüchen, vermitteln zu wollen, grandios scheitert. Die Rahmenhandlung stellt das Leben auf dem Hof von Siri und Pentti dar. Dort treffen die Kinder immer wieder aufeinander, Konflikte werden ausgetragen oder es wird still vor sich hingegrummelt. Keiner weiß wirklich, was der andere denkt. Nur Siri als Mutter hat den Überblick, sie kann den Kindern in die Seele blicken, lässt es sie aber nicht wissen. Die Charaktere der Protagonisten sind gewissermaßen ein Sammelsurium menschlicher Schicksale. Alle haben einen psychischen Knacks. Viele sind gescheiterte Existenzen. Geldnot, Alkoholsucht, Gewalt, Verbrechen – alles da. Und ein Mord – oder doch nicht?

Im Original lautet der Titel Testamente, das passt sehr viel besser zum Inhalt des Buches als der deutsche Titel. Warum? Das werdet ihr merken, wenn ihr das Buch lest.

Ich kann gar nicht so genau sagen, was mich an dem Buch so gefesselt hat. Ich weiß nur, dass die Figuren mich überzeugt haben und ich gerne eine Fortsetzung über das Leben dieser schrägen Familie lesen würde.

Fazit:

Ein schöner Schmöker. Mit den finnischen Namen muss man erst vertraut werden, dabei hilft einem das beigefügte Lesezeichen, auf dem alle Namen der Protagonisten stehen. Das Ende des Buches überzeugt mich nicht so ganz, daher gibt es vier Herzen.

Veröffentlicht am 08.07.2019

Ich bin durch die Seiten geflogen

Prophezeiungen für Jedermann
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Allgemeines:

Prophezeiungen für Jedermann ist am 04.06.2019 als Klappenbroschur bei Piper erschienen. Genau wie die anderen Bücher der Autorin Nicole Godzek ist es dem Fantasygenre zuzuordnen. Ihr neuster ...

Allgemeines:

Prophezeiungen für Jedermann ist am 04.06.2019 als Klappenbroschur bei Piper erschienen. Genau wie die anderen Bücher der Autorin Nicole Godzek ist es dem Fantasygenre zuzuordnen. Ihr neuster Roman hat 400 Seiten und ist in einer ähnlichen Farbauswahl gestaltet wie Die Magie der Namen und Die Magie der Lüge.

Godzek ist 2017 mit Die Magie der Namen mit dem deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet worden. Wird ihr das mit Prophezeiungen für Jedermann erneut gelingen?

Inhalt:

„In einer Welt, in der es hunderte Auserwählte und Prophezeiungen gibt, führen Zacharias und seine Freundin ein ganz normales Leben. Als auch Zacharias ausgewählt wird, zum Orakel zu reisen und eine Prophezeiung für Jedermann zu erfüllen, ist er bereit, seine Bürgerpflicht zu tun und das magische Zeichen der Queste auf sich zu nehmen. Doch seine Prophezeiung ist nicht so harmlos, wie sie zunächst geklungen hat. Und während die anderen Auserwählten ihre Questen schon bald erfolgreich beenden, fragt sich Zacharias, ob er die seine jemals erfüllen und in sein altes Leben zurückkehren wird. Denn die Macht der Prophezeiung ist gefährlicher, als Zacharias je vermutet hätte …“ (Quelle: Piper Verlag)

Meine Meinung:

Zacharias ist ein vorbildlicher Bürger.

Er hält sich an die Regeln, hilft seinen Mitbürgern bei ihren Questen und führt ein geordnetes Leben. So wird es gemacht, so macht es jeder. Ecken und Kanten sind nicht gewünscht, alles wird geplant und muss nach ebendiesen Abläufen durchgeführt werden.

Alles verläuft wie geplant. Bis Zacharias selbst zum Orakel muss, das Prophezeiungen für Jedermann ausspricht. Zacharias wird vor eine unlösbare Aufgabe gestellt. Und als Leser merkt man nach und nach, dass er doch nicht so normal ist. Man könnte ihn beinahe als tollpatschigen Antihelden bezeichnen. Langsam wacht er auf und merkt, dass sein Leben im Sekundentakt geplant ist, er nicht glücklich war und mehr zum Leben gehört. Zacharias macht eine große charakterliche Entwicklung durch, es ist schön, ihm als Leser dabei zuzusehen. Godzek hat richtig entschieden, dass sie dieser Entwicklung so viel Raum und Zeit zugestanden hat. Nebenbei bemerkt: Es ist okay, Insekten nicht zu mögen.

Durch das ganze Buch zieht sich eine Ruhe. Manch einer könnte dies als langweilig bezeichnen (so langweilig wie die Beschreibung von Zacharias Freundin?). Ich mochte es, langsam die Welt und ihre Werte und Normen kennenzulernen. Auf diese Art und Weise entfaltet Godzek Stück für Stück ihre Ideen und bringt diese uns Lesern näher. Sie entwirft eine interessante Welt, die viele Parallelen zur unsrigen aufweist und dem aufmerksamen Leser so manch gesellschaftliches Problem aufzeigt und im besten Fall sogar zum Nachdenken und Handeln anregt. Die Idee ihrer Prophezeiungen für Jedermann hat sehr viel Potential, das durchaus auch in anderen Romanen weiter ausgeschöpft werden könnte.

Plötzlich wird diese Ruhe unterbrochen. Alle Ereignisse überschlagen sich, hier passiert etwas, dort passiert etwas und das Buch ist rasant beendet. Nach einer langsamen Einführung und einer behutsamen Entwicklung der Geschichte hätte ich mir für das Ende keinen großen und schnellen Showdown, sondern ein passenderes Ende gewünscht. Einige Fragen sind für mich offen geblieben, obwohl es sich um einen Einzelband handelt.

Obwohl ich so viel Positives über den Roman sagen kann, hat er mich mit einem Gefühl zurückgelassen, dass ich beim Beenden von Die Magie der Namen nicht hatte. Die Magie der Namen hat mich begeistert, ich habe geschwärmt, ich habe das Buch empfohlen und verschenkt. Prophezeiungen für Jedermann löst dieses Gefühl nicht aus. Man könnte sagen, der Funke ist nicht übergesprungen. Vielleicht liegt das daran, dass die Idee der Magie der Namen in meinen Augen wesentlich komplexer ist, als der Grundgedanke der Prophezeiungen. Obwohl auch dieser vielschichtig gedacht ist, steckt in der Magie der Namen noch wesentlich mehr. Hätte Nicole Godzek nicht einen so guten Schreibstil, wäre es mir vermutlich schwerer gefallen, das Buch zu lesen. So bin ich aber durch die Seiten geflogen.

Fazit:

Ich habe Prophezeiungen für Jedermann gerne gelesen. Für mich persönlich fehlte dem Buch jedoch das gewisse Etwas, das ich bei bisherigen Büchern der Autorin so geliebt habe. Ich würde trotzdem gerne mehr aus der Feder Godzeks lesen und vielleicht auch die ein oder andere Geschichte, die mit den Prophezeiungen zu tun hat.

Veröffentlicht am 30.06.2019

Natürlich nicht mit Harry Potter zu vergleichen!

Die Verlobten des Winters
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Allgemeines:

Das Hörbuch Die Spiegelreisende – Die Verlobten des Winters ist in gekürzter Version am 11.03.2019 im Audio Verlag als MP3-CD-Fassung erschienen. Die beiden CDs haben insgesamt eine Laufzeit ...

Allgemeines:

Das Hörbuch Die Spiegelreisende – Die Verlobten des Winters ist in gekürzter Version am 11.03.2019 im Audio Verlag als MP3-CD-Fassung erschienen. Die beiden CDs haben insgesamt eine Laufzeit von 12 Stunden und 47 Minuten. Gelesen wird das Hörbuch von der Sprecherin Laura Maire.

Die Romanvorlage ist im Insel Verlag erschienen und von Christelle Dabos geschrieben worden. Dabos hat den Roman als Auftakt zu einer Serie angelegt, der zweite Band Die Spiegelreisende – Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast wird Ende Juli 2019 als Printversion erscheinen. Das Hörbuch ist auch angekündigt, wird also ebenfalls noch in diesem Jahr herausgebracht. Auch ein dritter und ein vierter Band sind bereits mit Titel und Cover auf der Homepage des Suhrkamp Verlages zu entdecken. Vermutlich wird die als Saga bezeichnete Reihe weitaus mehr als dreiteilig bleiben. Ich bin gespannt!

Inhalt:

„Unter ihrem alten Schal und hinter ihrer Brille verbirgt Ophelia zwei besondere Eigenschaften: Sie kann die Vergangenheit von Gegenständen lesen und durch Spiegel reisen. Ophelia lebt friedlich in einem Universum, das aus 21 Archen besteht, auf denen ebenso viele »Familiengeister« mit besonderen Fähigkeiten herrschen. Da eröffnet man dem jungen Mädchen, dass sie ab sofort mit Thorn vom mächtigen Klan der Drachen verlobt ist. Sie muss ihre Familie auf der Arche Anima verlassen, um ihm in die schwebende Hauptstadt der Arche Pol zu folgen. Warum wurde ausgerechnet sie ausgewählt? Warum soll sie ihre wahre Identität verbergen? Ophelia muss sich in einem tödlichen Spiel bewähren …“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House“

Meine Meinung:

Als Die Spiegelreisende in Buchform erschienen ist, war ich sehr skeptisch. Ein Buch, das damit beworben wird, ähnlich gut wie Harry Potter zu sein, kann mit diesem Vergleich nicht mithalten. Das ist ausgeschlossen. Gleiches gilt für Herr der Ringe, Eragon, den Hobbit oder Game of Thrones. Eigentlich wird durch solche Vergleiche sogar eine Erwartungshaltung erzeugt, die nur enttäuscht werden kann. In meinen Augen schmälert man dadurch beinahe den möglichen Erfolg eines Buches. Ich kaufe mir eigentlich kein Buch, das so beworben wird. Ihr? Wenn ja, trotz oder wegen der Empfehlung?

Wie ihr euch denken könnt, habe ich dann erstmal abgewartet. Da ich bisher nicht mit dem Insel Verlag zusammenarbeite, konnte ich das Buch nicht zur Rezension anfragen. Es ist mir immer mal wieder über den Weg gelaufen, ich habe es mal aus den Augen verloren und dann wiedergefunden. Schlussendlich habe ich mich dazu entschieden, es mir im Urlaub zu kaufen. Leider hatte die dortige Buchhandlung es nicht und auch dieser Plan wurde verworfen. Als ich wieder zu Hause war, entdeckte ich es im Bloggerportal als Hörbuch. Auf der Startseite wurde ich „gefragt“, ob ich es gerne anfragen möchte. Ein Wink mit dem Schicksal, oder?

Das Hörbuch ist dem Buch entsprechend gestaltet. Euch erwarten zwei CDs. Ich habe das Hörbuch im Auto gehört und als sehr angenehm empfunden. Die Hörbuchsprecherin Laura Maire kenn ich bereits aus vielen anderen Hörbüchern. Anfangs fiel es mir schwer, mich von den letzten Charakteren zu lösen, die ihre Stimme für mich verkörperte. Mit der Zeit war ich jedoch in der Handlung der Geschichte angekommen und konnte jegliche andere Assoziation mit der Stimme ablegen. Maire zuzuhören bringt einfach Spaß!

In einer Hörbuchrezension gehe ich stets verstärkt auf das „Wie“ des Hörbuches ein. Für mich war es ein echter Wermutstropfen, dass es sich um eine gekürzte Lesung handelt. Eine Frage, die mich bei gekürzten Hörbüchern stets begleitet, ist: Habe ich etwas verpasst? Ich empfinde es als Verlust, nicht das ganze Buch hören zu dürfen. Autoren schreiben Bücher. Dann geschieht im Lektorat etwas in den meisten Fällen Sinnvolles: Die Manuskripte werden gekürzt. Verlag, Autoren und Lektorat bringen in gemeinschaftlicher Arbeit ein Buch heraus. Ein Buch, das im Idealfall alle Parteien als gelungen empfinden. Der Autor vielleicht mit einem weinenden Auge, weil ihm doch noch eine wichtige Szene weggestrichen worden ist. Und nun wird das Hörbuch eingesprochen. Wie und vor allem wer entscheidet denn nun erneut, dass sich im Buch immer noch Szenen befinden, die eigentlich weggelassen werden können??? Ich empfinde diese Kürzungen stets als eine Art Frevel. Subtil begleitete mich also während des Hörens das Gefühl, etwas zu verpassen. Und dieses Gefühl ließ mich bis zum Ende der Geschichte nicht los. Ich habe nun das dringende Bedürfnis, doch noch das Buch zu erwerben und nachzulesen, ob ich in einer Rezension überhaupt eine Meinung über alle Zusammenhänge abbilden kann. Bitte lieber Hörverlag, kürzt die nächsten Teile der Reihe in der Hörbuchversion nicht!

Insgesamt betrachtet habe ich natürlich eine Geschichte gelesen, die mitnichten mit Harry Potter zu vergleichen ist. Das war mir ja bereits im Vorfeld klar. Dabos hat eine Welt entworfen, die spannend erscheint. Ihr ist es gelungen, mich neugierig zu machen. Ich werde die Reihe verfolgen. Trotz einiger Längen hat sie den Charakteren viel Leben eingehaucht und mich in eine surreale Welt entführt, die ich gerne näher kennenlernen möchte. Wird es ihr gelingen, das Niveau, das sie anstrebt, halten zu können? Wird sie eine Reihe schreiben, von der die Menschen auch noch in über 20 Jahren sprechen?

Fazit:

Ein sehr gut gelesenes Hörbuch, das neugierig auf den weiteren Verlauf der Reihe macht.

PS: Natürlich nicht mit Harry Potter zu vergleichen.