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Veröffentlicht am 12.11.2021

Familiengeheimnisse unter Schnee und Eis

Unter dem Schnee
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Schleswig Holstein, 1978. Es ist kurz nach Weihnachten, als Luise von Schwan beerdigt werden soll. Über fünfzig Jahre hat sie die Baumschule ihrer Familie erfolgreich geleitet. Zur Beerdigung kommt nun ...

Schleswig Holstein, 1978. Es ist kurz nach Weihnachten, als Luise von Schwan beerdigt werden soll. Über fünfzig Jahre hat sie die Baumschule ihrer Familie erfolgreich geleitet. Zur Beerdigung kommt nun ihre Familie zusammen und während alle in der Kirche sind, bricht ein Schneesturm über das Land herein. Am Abend steht aber noch eine junge Frau vor der Tür des Herrenhauses, angereist aus Frankreich, nachdem sie die Nachricht erreicht hat, dass Luise verstorben ist. Kann es wirklich sein, dass Aimée Luises Tochter ist? Und waren auf dem Gut während des Zweiten Weltkriegs tatsächlich Zwangsarbeiter einquartiert, von denen einer Aimées Vater war? Während Gut Schwanenholz durch den Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten ist, wird die Familie mit verborgenen Wahrheiten konfrontiert und es kommen Dinge ans Licht, die manch einer vielleicht lieber verschwiegen hätte.

Erst mal danke an das Bloggerportal und den Verlag, dass ich das Buch lesen durfte. Es hat mir gut gefallen, sowohl die Geschichte selbst, als auch der Schreibstil. Ich kann mich dunkel an den Winter 1978/79 erinnern, als ich sieben Jahre alt war. Die Beschreibungen lassen den Leser noch mal hautnah dabei sein, man spürt fast die Kälte und den eisigen Wind. Auch das Gefühl der damaligen Zeit wird gut dargestellt, was die Menschheit Ende der Siebziger so bewegte und welche politischen Probleme es in der Welt gab. So zum Beispiel, dass es niemand für möglich hielt, dass Deutschland mal wieder vereint sein würde.

Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet, es gibt nicht nur schwarz und weiß. Da ist zum Einen Luise, die das Familienunternehmen mit eiserner Hand geführt hat und viel erleiden musste. Aber als ihre Schwester Klementine mit ihren beiden Söhnen Carl und Johann nach der Flucht vor den Russen aus Pommern vor ihrer Tür steht, zögert sie keine Sekunde, sie aufzunehmen. Die Flucht hat die beiden Jungs geformt und besonders Carl ziemlich hart werden lassen. Nach und nach kommen bei ihm nun Erinnerungen hoch, die er verdrängt hatte. Auch Johann hat mit seiner Vergangenheit zu kämpfen, denn er hat seiner Teenagertochter Carolin etwas Wichtiges über ihre Mutter verschwiegen. Und Caro selbst ist zum ersten Mal verliebt. Oder findet sie den gleichaltrigen Niki einfach nur cool, weil der ein Moped hat?
Und dann ist da noch Isa, die Köchin und gute Seele des Hauses. Über die Jahre ist sie für Luise eine Freundin geworden und teilt ihr Geheimnis um Aimée.

Im Nachwort schreibt die Autorin, dass die ausländischen Zwangsarbeiter während des Krieges oft noch ein dunkles Kapitel in Deutschland sind und lange darüber geschwiegen wurde. Auch die Kinder, die aus vielen "Beziehungen" hervorgingen, hatten es nicht leicht.
Und dann das Leid und die Ängste der Menschen, die zum Ende des Krieges auf der Flucht vor den Russen in den Westen waren und oftmals alles zurück ließen, außer der Kleidung, die sie am Leib trugen. Die einfach verhungerten oder erfroren, die ihre Kinder tot am Straßenrand zurück lassen mussten. Diesen Teil der Geschichte finde ich ebenso wichtig und auch er darf nicht vergessen werden, denn diese Menschen waren Deutsche und ich bin überzeugt, die wenigsten von ihnen waren Nazis oder Sympathisanten des Regimes. Sie hatten einfach nur das Pech, im östlichsten Teil des Landes zu leben.

Insgesamt ist "Unter dem Schnee" ein atmosphärischer Roman, der den Leser unterhält, aber auch wichtige Dinge aus der Vergangenheit erzählt.

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Veröffentlicht am 05.11.2021

Aus der "Chronik der Unsterblichen"

Blutkrieg
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"Blutkrieg" ist ein Sonderband der Fantasy-Reihe "Die Chronik der Unsterblichen". Die Handlung liegt zwischen Band 8 "Die Verfluchten" und Band 9 "Das Dämonenschiff".

Die Vampyre Andrej und Abu Dun ...

"Blutkrieg" ist ein Sonderband der Fantasy-Reihe "Die Chronik der Unsterblichen". Die Handlung liegt zwischen Band 8 "Die Verfluchten" und Band 9 "Das Dämonenschiff".

Die Vampyre Andrej und Abu Dun verfolgen die Spur eines Werwolfes bis in den hohen Norden nach Island. In fünf Geschichten erleben sie Abenteuer, die sie an den Rand ihrer körperlichen und geistigen Kräfte bringen. Wer sich für nordische Mythologie interessiert, der wird sicher ein paar Figuren kennen, wie z. B. die Hexe Grylla und ihre 13 Söhne oder Odin und seine Raben.

Ich hatte das Buch schon lange auf meinem SUB und fand, es passte ganz gut in die Zeit vor Halloween. Die fünf kurzweiligen und spannend erzählten Geschichten haben mich auch gut unterhalten.

Ob man "Blutkrieg" gelesen haben muss, um "Das Dämonenschiff" zu verstehen, weiß ich nicht, denn das habe ich noch nicht gelesen. Aber ich denke nicht, vermutlich wird der Autor in Band 9 genügend Erklärungen zur Vorgeschichte abgeben

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Veröffentlicht am 19.10.2021

Anders als erwartet, aber trotzdem gut

Der Ripper
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London, 1888. In White Chapel treibt Jack the Ripper sein Unwesen. Der sechzehnjährige Trevor Bentley ist eigentlich nur nachts auf den Straßen unterwegs, um seinen Onkel zu suchen, der Polizist ist. Durch ...

London, 1888. In White Chapel treibt Jack the Ripper sein Unwesen. Der sechzehnjährige Trevor Bentley ist eigentlich nur nachts auf den Straßen unterwegs, um seinen Onkel zu suchen, der Polizist ist. Durch Zufall trifft er auf einen Mann, der aufgrund der Tat, bei der Trevor ihn beobachtet, nur der berüchtigte Ripper sein kann. Er erlebt den Mord an Mary Jane Kelley hautnah mit und muss vor dem brutalen Mörder fliehen. Trevor landet auf dem Boot eines amerikanischen Paares und sein Verfolger nutzt die Chance und flieht mit den Dreien als Geiseln über den Atlantik. An der amerikanischen Ostküste nimmt Trevor schließlich die Verfolgung auf, fest entschlossen, den Ripper aufzuhalten.

Die Meinungen zu diesem Buch gehen ja sehr weit auseinander. Richtige Laymon-Fans sind wohl Härteres des Horror-Meisters gewohnt. Ich hatte bisher nur ein Buch von ihm gelesen, irgendwas mit Vampiren und das fand ich stellenweise schon ziemlich ekelig.
"Der Ripper" hat mir gut gefallen, auch wenn der Titel etwas irreführend ist und ja auch nicht korrekt aus dem Englischen übersetzt wurde. Mit dem richtig übersetzten Titel würde man vielleicht mit anderen Erwartungen an die Geschichte herangehen und es hätte mehr positive Meinungen gegeben.

Ich würde sagen, das Ganze ist ein gut erzählter Mix aus Thriller, Abenteuerroman, Western und ein bisschen Horror. Auf jeden Fall ist der Schreibstil flüssig und lebendig, man ist als Leser immer direkt mitten im Geschehen. Auch, weil in der ersten Person aus Sicht von Trevor erzählt wird. Man begleitet ihn von den düsteren Straßen Londons über den Ozean in die Neue Welt und besteht mit ihm zusammen allerlei Abenteuer.

Trevor fand ich jedenfalls sehr sympathisch. Über seine Gedankengänge musste ich manchmal schmunzeln.
Whittle war ebenfalls gut beschrieben, ein echt fieser Charakter, dem das Töten Spaß macht.

Ob Whittle nun tatsächlich der Ripper war? Wer weiß. Ich denke aber auch nicht, dass Laymon mit seinem Buch diese Frage beantworten wollte. Aber es gibt ja tatsächlich immer wieder Vermutungen, dass Jack the Ripper sich nach Amerika abgesetzt haben könnte, da die Morde nach dem Tod von Mary Jane Kelley aufhörten. Ein Rätsel, das vermutlich niemals gelöst werden wird.

Wer für ein paar Stunden einfach nur gut unterhalten werden möchte mit einer fesselnden Geschichte, der liegt mit "Der Ripper" genau richtig. Man darf nur keine durchgehend vor Blut triefende Story erwarten.

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Veröffentlicht am 07.07.2021

Marmelade und Familiengeheimnisse

Das Brombeerzimmer
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Nora ist seit einem Jahr Witwe. Ihr Mann Julian wurde ganz plötzlich aufgrund einer Herzmuskelentzündung aus ihrem gemeinsamen Leben gerissen. Dabei hatten sie noch so viel vor. Nun muss sie allein klar ...

Nora ist seit einem Jahr Witwe. Ihr Mann Julian wurde ganz plötzlich aufgrund einer Herzmuskelentzündung aus ihrem gemeinsamen Leben gerissen. Dabei hatten sie noch so viel vor. Nun muss sie allein klar kommen, was ihr unsagbar schwer fällt. Einzig ihr Hund Watson und ihre beste Freundin Katharina helfen ihr ein wenig durch die schwere Zeit. Und Nora liebt es, Marmeladen selbst zuzubereiten. Früher hat sie dies für ihren Mann gemacht, nun stapeln sich die Gläser turmhoch in Julians altem Arbeitszimmer. Beim Aufräumen findet sie dort einen Brief von Julians Großtante Klara, mit der er anscheinend kurz vor seinem Tod überraschend Kontakt aufgenommen hat. Dabei ist ein altes Marmeladenrezept, mit dem er Nora eine Freude zum Hochzeitstag machen wollte. Um auf andere Gedanken zu kommen, reist Nora kurzentschlossen in die Vorpommersche Boddenlandschaft, um mehr über Klara zu erfahren und warum der Rest der Familie nicht über sie spricht. Dort stößt sie auf ein altes Familiengeheimnis.

Anne Töpfer ist das Pseudonym der Autorin Andrea Russo, die ebenfalls auch als Anne Barns schreibt. Ich finde es erstaunlich, wie unterschiedlich ein Buch sein kann, wenn es zwar unter anderem Namen geschrieben wurde, aber von derselben Person.
Die Bücher von Anne Barns haben mir bisher alle richtig gut gefallen, egal, ob es die Winter- oder die Sommerbücher waren.
"Das Marmeladenzimmer" fand ich zwar auch sehr schön, aber anfangs hatte ich ein paar Probleme, in die Geschichte rein zu kommen. Woran es lag, kann ich nicht mal genau sagen. Aber die zweite Hälfte hat mir dann besser gefallen, da man merkt, wie Nora sich langsam erholt und auflebt in der neuen Umgebung. Daran ist Klara natürlich nicht ganz unschuldig, denn die resolute alte Dame steht mit beiden Beinen fest im Leben und teilt Noras Leidenschaft: das Herstellen von Marmelade.

Alle Figuren sind gut ausgearbeitet und nicht oberflächlich. Wie immer spielt das Thema Freundschaft eine große Rolle, hier sind es Nora und ihre beste Freundin Katharina. Aber wenn ihr fragt, wer mein Lieblingscharakter ist, lautet die Antwort: Watson! 😊 Er erinnert mich in seinem Verhalten so sehr an unseren Hund, ich musste oft schmunzeln bei Szenen mit dem Labrador.

Insgesamt habe ich das Buch zwar gerne gelesen, aber die volle Punktzahl, wie bei den Geschichten von Anne Barns, kann ich leider nicht vergeben. Irgendetwas fehlte.

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Veröffentlicht am 11.06.2021

Cozy Crime aus Schweden

Gefährliche Mittsommernacht
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Cilla Storm ist 30 Jahre alt, als ihr Freund Daniel ihre Beziehung nach drei Jahren beendet. Die Journalistin, die für das Lifestylemagazin "Chance" arbeitet und dort die Sparte "Klatsch &Tratsch" bedient, ...

Cilla Storm ist 30 Jahre alt, als ihr Freund Daniel ihre Beziehung nach drei Jahren beendet. Die Journalistin, die für das Lifestylemagazin "Chance" arbeitet und dort die Sparte "Klatsch &Tratsch" bedient, räumt kurzerhand ihr Sparbuch, packt ihren Koffer und kauft sich einen Schrebergarten auf der Schäreninsel Bullholmen. Eigentlich ist die Insel, benannt nach den leckeren Zimtschnecken, ein idyllisches Fleckchen Erde. In der Schrebergartenkolonie lernt Cilla auch gleich ihre Nachbarin Rosie kennen, die sich vor zehn Jahren nach dem Tod ihres Mannes ebenfalls einen Schrebergarten gekauft hat und nun nach ihrer Pensionierung auf der Insel lebt. Rosie nimmt Cilla gleich unter ihre Fittiche und die beiden Frauen freunden sich an. Dann wird am Morgen nach dem Mittsommerfest ein junges Mädchen tot im Meer gefunden und es wird schnell klar, dass ihr Tod kein Unfall war. Ausgerechnet Cilla scheint die Letzte gewesen zu sein, die Caroline lebend gesehen hat. Als die Polizei sie befragt, ist ausgerechnet Rosies attraktiver Sohn Adam der zuständige Beamte, der die Ermittlungen leitet. Dann geschieht ein weiterer Mord und Rosie erzählt ihr eine Geschichte, die sich zehn Jahren auf der beschaulichen Insel zugetragen hat. Ist das Motiv für die neuen Morde in der Vergangenheit zu finden? Cillas jounalistischer Instinkt ist geweckt und sie stellt Nachforschungen an, unterstützt von Rosie. Adam hält davon allerdings gar nichts.


Skandinavische Thriller oder Krimis und ich - das ist eigentlich immer schwierig. Zumindest als Buch. Skandinavische Krimierserien im TV mag ich dagegen sehr. Mit "Gefährliche Mittsommernacht" war es aber anders. Ich fand diesen Krimi richtig gelungen. Vielleicht liegt es an der Hauptfigur, die sich selbst nicht so ganz ernst nimmt. Sie ist keine tragische Figur, die bereits zig Schicksalsschläge erlebt hat und deswegen dem Alkohol verfallen ist. Obwohl sie gerne mal ein Glas Wein trinkt, am liebsten Chardonnay. Cilla ist sehr erfrischend, unkompliziert und witzig. So hat sie nach der Trennung versucht, es wie in den amerikanischen Fernsehserien zu machen und ihren Liebeskummer mit romantischen Komödien und Unmengen an Eisbechern zu bekämpfen. Nach dem zweiten Becher hat sie aufgegeben, da wurde ihr schlecht von dem Eis.

Es gibt noch mehr Beispiele, die mir Cilla sympathisch machten, aber ich will nicht zu viel verraten.

Auch Rosie und Adam mochte ich. Rosie erinnerte mich ein bisschen an Miss Marple, was sicher auch beabsichtigt ist.

Und die Nebenfiguren wie z. B. Cillas bester Freund Zacke runden das Ganze ab.


Der Schreibstil ist locker und leicht, aber deswegen sind weder die Geschichte noch die Figuren oberflächlich. Erzählt wird in der ersten Person aus Sicht von Cilla. Außerdem gibt es Rückblenden zu den Ereignissen vor zehn Jahren und nach und nach fügt sich das Puzzle zusammen.


Fazit: Ein unterhaltsamer Krimi, nicht nur an Mittsommer, der ohne die Düsternis der skandinavischen Thriller auskommt und Lust auf mehr macht. Denn es wird mindestens drei Fortsetzungen geben.

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