Cover-Bild Vertraute Welt
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Europa Verlage
  • Themenbereich: Belletristik
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 01.07.2021
  • ISBN: 9783958903036
Hwang Sok-yong

Vertraute Welt

Roman
Andreas Schirmer (Übersetzer)

Am Rand der südkoreanischen Metropole Seoul liegt die „Blumeninsel“, eine gigantische Müllhalde, Lebensgrundlage und Wohnstätte einer Kolonie von Ausgestoßenen. Hier landet der Held des Romans, der 14-jährige „Glupschaug“, zusammen mit seiner Mutter, für die sich ein in der Hackordnung weit oben stehender Müllhaldenbewohner interessiert. Dieser „Baron“ ist für den Helden eine verhasste Stiefvaterfigur. Mit „Glatzfleck“, dem Sohn des Barons, freundet sich „Glupschaug“ jedoch an und lernt von ihm alles, was man zum Überleben wissen muss.

"Vertraute Welt" ist eine Kritik an der modernen Wegwerfgesellschaft. Der Roman zeigt, was hinter dem raschen wirtschaftlichen Aufstieg eines Landes steckt, das Menschen ebenso aussondert wie Müll. Unverhofftes Opfer des zweifelhaften Fortschritts ist auch eine Bande altkoreanischer Kobolde, mit denen sich „Glupschaug“ und „Glatzfleck“ anfreunden. Für die beiden Jugendlichen wendet sich damit das Blatt, zumindest vorerst …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2021

ein Leben am Rand der Gesellschaft

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In diesem Buch lernen wir den 13 jährigen Jungen "Glubschaug" kennen und begleiten ihn ein Stück auf seinem Lebensweg. Und sein Leben ist kein einfaches. Denn erst lebt er mit seiner Mutter in einem Berghangslum ...

In diesem Buch lernen wir den 13 jährigen Jungen "Glubschaug" kennen und begleiten ihn ein Stück auf seinem Lebensweg. Und sein Leben ist kein einfaches. Denn erst lebt er mit seiner Mutter in einem Berghangslum am Rande von Seoul. Und nachdem sein Vater in eine Umerziehungslager gesteckt wird und für die Familie nicht mehr da ist, zieht seine Mutter mit ihm zu einem anderen Mann auf die sogenannte Blumeninsel. Leider bezieht sich der Name auf eine vergangene Zeit dieses Gebietes, denn heute ist es eine riesige Müllhalde, auf der die ärmsten Menschen leben und arbeiten. Allerdings hat der Autor in der Erzählung die Erinnerung an die schöneren Zeiten der Insel in einem kleinen Bereich beibehalten. Das ist aber eher im geistigen Sinne zu verstehen und bringt den westlichen Leser mit den Geisterwesen einer anderen Kultur zusammen. Für mich war das Lesen dieses Buches auf der einen Seite sehr interessant und lehrreich, aber auf der anderen Seite wird man mit den negativen Folgen des Überflusses an materiellen Dingen in der Welt konfrontiert und regt zum Nachdenken an. Es ist kein Roman für vergnügliche Stunden. Man erlebt die fürchterlichen Lebensbedingungen unter denen die Menschen dort leben müssen. Eine richtige glückliche Kindheit erleben wir jedenfalls für die Protagonisten nicht. Allerdings zeigt es sich hier auch, dass Kinder sich ihren eigenen Raum schaffen und dort auch spielen und träumen können. Unvorstellbar für mich, aber es zeigt den Überlebenswillen und die Anpassungsfähigkeit der Kinder, wenn es lebensnotwenig ist. Es gibt Freundschaften und enge Beziehungen, wie auch Glupschaug (ein Spitzname, wie ihn die meisten Kinder haben) feststellen muss. Er freundest sich mit dem Sohn seines fast Stiefvaters an. Auch Glatzfleck leidet unter seinem Vater und so finden die beiden Jungen zueinander. Glatzfleck zeigt ihm seine Welt auf der Blumeninsel und dadurch findet auch Glubschaug seinen Platz unter den Bewohnern. Die Schilderungen über die Lebensbedingungen sind sehr authentisch und man mag es manchmal einfach nicht glauben, unter welchen Umständen die Menschen hier leben. Aber sie haben sich irgendwie damit arrangiert und hoffen immer auf eine Verbesserung ihrer Lage. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Welten könnten nicht klarer dargestellt sein. Man erlebt es überall. Besonders zeigt es sich, wenn die Slumbewohner mal in die anderen Stadtteile fahren. Es gibt sogar dafür besondere Vorbereitungen zu treffen, damit die Leute nicht sofort auffallen. Aber es lässt sich nie verheimlichen, woher sie kommen. Und dementsprechend werden sie auch behandelt. Man kommt den Protagonisten sehr nahe und erlebt ihre Emotionen hautnah. Das macht es für den Leser nicht einfach, denn man wünscht sich ein anderes Leben für sie. Es ist ein interessantes Buch und macht den Leser nachdenklich. Ich habe mich sehr betroffen gefühlt und die Problematik unseres überfüllten Lebens wieder klar vor Augen gesehen. Dieses Buch zeigt dem Leser, welche Folgen ein Leben im Überfluß und im Zuge der Wegwerfgesellschaft hat. Es regt zum Nachdenken und zum Ändern von Gewohnheiten an. Ich fand das Buch sehr lesenswert und kann es gut weiterempfehlen. Denn es zeigt uns eben eine sehr fremde Welt, die zwar weit weg ist, aber auch wir mit zu Verantworten haben. Die Geschichte rüttelt den Leser auf und bringt ihm zum Nachdenken. Und vielleicht auch zum Handeln.

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Veröffentlicht am 24.10.2021

Ein Leben im Müll der Gesellschaft

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Faszinierend, bewegend, erschütternd. In seinem Roman beschreibt Hwang Sok-Yong, wie ein Jugendlicher und seine Mutter auf die tiefste Stufe der Gesellschaft hinabrutschen. Mit dem Umzug auf die Blumeninsel ...

Faszinierend, bewegend, erschütternd. In seinem Roman beschreibt Hwang Sok-Yong, wie ein Jugendlicher und seine Mutter auf die tiefste Stufe der Gesellschaft hinabrutschen. Mit dem Umzug auf die Blumeninsel landen sie inmitten einer Barackensiedlung auf der größten Müllkippe Seouls, wo die Bewohner unter unwürdigen Bedingen Urban Mining betreiben. Täglich rollen die Laster an und laden den Müll der Gesellschaft dort ab. Und täglich durchkämmen die Müllsammler die Abfälle nach verwertbaren Rohstoffen, welche von Recyclern aufgekauft werden.
Nicht nur das dortige Leben an sich, welches der Autor erschreckend detailreich und einfühlsam beschreibt, ist bewegend, sondern vor allem der Umstand, dass dieses System der menschlichen Müllsortierer von den Verantwortlichen sogar durch käufliche Lizenzen noch regelrecht gefördert wird. Ein weiterer Aspekt, welcher thematisiert wird, ist der schwindende Glaube an das Volk in der Anderswelt, eine Art Naturgeister, welches dem dortigen Glauben nach parallel zu den Menschen das Land bevölkert und dessen Lebensraum durch den Raubbau und die Vergiftung der Natur zunehmend schwindet.
Ein sehr bewegender, gesellschaftskritischer Roman, welcher eine Welt beleuchtet, die den meisten wohl nicht vertraut ist und den Opfern der Konsumgesellschaft eine überzeugende Stimme verleiht.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Am Ende der Gesellschaft

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Klappentext:

„Am Rand der südkoreanischen Metropole Seoul liegt die „Blumeninsel“, eine gigantische Müllhalde, Lebensgrundlage und Wohnstätte einer Kolonie von Ausgestoßenen. Hier landet der Held des ...

Klappentext:

„Am Rand der südkoreanischen Metropole Seoul liegt die „Blumeninsel“, eine gigantische Müllhalde, Lebensgrundlage und Wohnstätte einer Kolonie von Ausgestoßenen. Hier landet der Held des Romans, der 14-jährige „Glupschaug“, zusammen mit seiner Mutter, für die sich ein in der Hackordnung weit oben stehender Müllhaldenbewohner interessiert. Dieser „Baron“ ist für den Helden eine verhasste Stiefvaterfigur. Mit „Glatzfleck“, dem Sohn des Barons, freundet sich „Glupschaug“ jedoch an und lernt von ihm alles, was man zum Überleben wissen muss.“



„Vertraute Welt“ - welch Titel für so eine Geschichte und ist sie doch so treffend und berührend zugleich. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, hier etwas niederzuschreiben, denn die Geschichte ist gewaltig, obwohl sie mit nur 208 Seiten bedacht wurde. Diese Geschichte strotz nur so vor Metaphern, vor dem eigentlichen Detail zwischen den Zeilen (und hier gibt es unzählige davon!). Einerseits werden wir Leser beim lesen der Geschichte auf die moderne Wegwerfgesellschaft aufmerksam gemacht, wir werden hier mit der Nase wahrlich auf unseren stinkenden Unrat darauf gestoßen, was mit diesem so alles passiert und was er für andere Menschen wiederum noch für eine Existenzgrundlage bildet - von Menschen, die vom Müll leben, da sie selbst der letzte Rest der Gesellschaftskette sind und dem Müll gleichzusetzen sind. Danach kommt nichts mehr als nur noch der Tod. Wenn man da unten angekommen ist, kann einem nichts mehr schocken und aus der Bahn werfen…

Der Hauptprotagonist hier ist Glupschaug (nicht über den Namen wundern! Alles hat hier sehr bedacht seine Bedeutung!) und dieser eröffnet uns die stinkende Welt, aber es ist seine Welt, seine vertraute Welt. Aber nicht nur das. Auch seine Mutter wird uns gekonnt näher gebracht und zeigt uns auf, dass eben diese vertraute Welt der beiden auch in gewisser Weise lebenswert ist - auch wenn wir uns das nicht vorstellen können. Hier geht es einfach um Gesellschaftsklassen, Politik, Rangordnungen und dem eigentlichen Sinn des Lebens. Glatzfleck kommt ebenfalls noch mit ins Spiel und es ist wahrlich schön anzusehen, wie die beiden eine Art Freundschaft entwickeln und sich sogar auf der Müllhalde beschützen….auch vor bösen, blauen Geistern. Keine Angst, hier wird es zwar ab und an etwas mystisch aber hier erfährt der intensive Leser durch die Blume auch warum und weshalb. Aufmerksames lesen ist hier Pflicht!

Man hofft mit den Jungs mit, aus diesem Elend zu entschwinden und es gibt tatsächlich Lichtblicke. Nur was ist, wenn man aus dieser vertrauten Welt herausgerissen wird? Man kennt doch nichts anderes!? Man vermisst doch dadurch eigentlich nichts? Sie merken schon, hier ist das Denkpotential nach beenden der Geschichte enorm. Wir sehen die Vermüllung unserer Erde, an der jeder von uns mit drehen kann und wir sehen eine äußerst gesellschaftskritische Sichtweise eines Landes…

Dieses Buch hallt nicht nur nach, es knallt regelrecht und wir denken schlussendlich über jedes Teil, welches wir wegwerfen, nochmal genauer nach. Ich vergebe hier sehr gern 5 von 5 Sterne, denn die Wortwahl und der Ausdruck haben mir äußerst gut gefallen. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 07.07.2021

Koreanisches Sozialdrama

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Vertraute Welt von Hwang Sok-Yong ist im Original schon von 2011 und weniger opulent gestaltet als sein historischer Roman Die Lotusblüte.
Aber auch hier gibt es viel Atmosphäre und intensive Sprachbilder.

Wer ...

Vertraute Welt von Hwang Sok-Yong ist im Original schon von 2011 und weniger opulent gestaltet als sein historischer Roman Die Lotusblüte.
Aber auch hier gibt es viel Atmosphäre und intensive Sprachbilder.

Wer in dem Vorort von Seoul nahe der großen Müllhalde lebt, befindet sich im sozialen Abseits. Die Kinder und Jugendliche, die hier aufwachsen, haben wenig Perspektiven.

Manche versuchen, von den Funden auf der Blumeninsel, wie die giftige Müllhalde genannt, zu leben. Eine ganz eigene Hierarchie bestimmt hier das Leben. Das Leben als Müllsammler ist hart.
Die Stärke des Romans ist, dass die Jugendlichen Glubschaug und Glatzfleck im Mittelpunkt stehen. Das gemeinsame Schicksal macht sie zu Brüder.

Hwang Sok-Yong hat ein packendes Sozialdrama geschrieben.

Veröffentlicht am 03.03.2023

Ein Roman, der zum Hinsehen zwingt

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Glupschaug, der junge Protagonist des Romans, lebt mit seiner Mutter in den 1980er Jahren in den Slums von Seoul. Die Armut ist nie fern und als der Vermieter mit der Kündigung droht, nimmt die Mutter ...

Glupschaug, der junge Protagonist des Romans, lebt mit seiner Mutter in den 1980er Jahren in den Slums von Seoul. Die Armut ist nie fern und als der Vermieter mit der Kündigung droht, nimmt die Mutter den Vorschlag eines Bekannten an. Sie erhofft sich damit einen festen Job und ein eigenes Heim. Doch anstelle von Freiheit erwartet sie eine noch größere Abschottung und ein Dasein am Rande der Gesellschaft, nämlich auf der Müllhalde.

Sok-yong schreibt aus der Perspektive der von der Gesellschaft Ausgestoßenen. Er entführt den Leser in eine Welt, in der Menschen zwölf Stunden am Tag Müll aus riesigen Müllbergen picken müssen, sich mit dem herumschlagen müssen, was andere längst entsorgt haben und von Gestank, Fliegen, Tod, Verwesung, Zerbrochenem, Benutztem und Ausrangiertem umgeben sind. Der Müll liefert das Essen. Aus Müll werden die Hütten gebaut. Müll ist allgegenwärtig.

In Südkorea ist Hwang Sok-yong ein erfolgreicher Autor, dessen Werk bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. Und die Lektüre alleine dieses Romans lässt erahnen, dass die Wertschätzung und der Erfolg seiner Romane sicherlich nicht unberechtigt ist. Denn Sok-yongs Gesellschaftskritik ist tiefgründig und auf eine subtile Art konfrontativ. Er deckt gesellschaftliche Strukturen und Missstände auf, indem er auf Bilder und Szenen zurückgreift, die durch ihre Aussagekraft überzeugen und nicht, indem er sich in langen Beschreibungen oder Anklagen verliert. Ein Beispiel dafür liefert eine Szene, in der eine Frauengruppe Nahrungsmittel an die Müllsammler und deren Kinder in der Kirche verteilt. Denn sie sind nur an den inszenierten Fotos interessiert und nicht daran, den Menschen wirklich zu helfen.

Der deutsche Titel des Romans „Vertraute Welt“ suggeriert, ebenso wie der englische “Familiar Things”, dass wir als Leser wissen, dass diese Welt existiert, dass sie uns alles andere als fremd ist. Wir verdrängen sie vielleicht, denken nicht über sie nach und überlassen sie den Anderen, aber genau das lässt der Roman nicht zu. Er zeigt, dass Glupschaugs Lebenswelt ein Resultat des immerwährenden Konsums, des Überflusses und der Verschwendung ist. Die beiden Welten, die die Stadt in eine Mitte und in einen Rand aufteilen, sind aufs engste miteinander verknüpft und können nicht getrennt voneinander gedacht werden. Daher stellt der Roman letztlich auch die Frage von gesellschaftlicher Verantwortung und zwingt zum Hinsehen.

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