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Veröffentlicht am 11.07.2021

Auch Band 2 hat mich überzeugt

Die Spur der Grausamkeit
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„Ich tue, was mir passt“ (Josephine Baker)

1928: Josephine Baker ist in Paris ein gefeierter Star, ihre nächste Station ist Wien, wo sie zunächst aber nicht gut aufgenommen wird. Tristan Nowak erhält ...

„Ich tue, was mir passt“ (Josephine Baker)

1928: Josephine Baker ist in Paris ein gefeierter Star, ihre nächste Station ist Wien, wo sie zunächst aber nicht gut aufgenommen wird. Tristan Nowak erhält eine Karte zur dortigen Premierenfeier Josephines, und da er sie gerne wiedersehen möchte, reist er nach Wien. Dort überschlagen sich schon bald die Ereignisse, denn Josephines und Tristans Widersacher geben keine Ruhe.

Zwei Jahre sind seit den Ereignissen des ersten Bandes vergangen, in dieser Zeit haben Protagonist und Protagonistin einiges erlebt, aber immer wieder einmal an den jeweils anderen gedacht. Tristan kümmert sich nun im Regierungsauftrag mit seinen Freunden aus dem Boxclub um den Schutz von Politikern und anderen gefährdeten Personen, was ihm in Wien jedoch wenig nutzt, da er hier auf sich alleine gestellt ist, und sich z. B. auf die Polizei nicht verlassen kann. Dafür lernt er in Wien ein paar Menschen kennen, auf die er sich letztlich stützen kann.

Josephine hat nun einen Mann an ihrer Seite, Pepito Abatino ist mehr als nur ihr Manager. Dennoch freut sie sich Tristan wiederzusehen, auch wenn sie nicht damit gerechnet hat, denn von wem die Karte stammt, die Tristan bekommen hat, ist lange unklar.

Neben diesen beiden gibt es ein Wiedersehen mit einigen anderen Charakteren aus Band 1, manche sehr unerwartet. So sind z. B. Tristans Onkel und dessen Sekretär Paul Ballin ebenfalls in Wien, und spielen beide eine nicht unwesentliche Rolle. Zwei besonders interessante neue Charaktere trifft Tristan schon kurz nach seinem Eintreffen in der österreichischen Hauptstadt: Seine Zimmerwirtin Nora Salminger und den ehemaligen Dienstmann Anton Lowatschek.

Die Autorin hat erneut ihre fiktiven Charaktere gelungen in den realen historischen Hintergrund eingebunden. Besonders das erneute Auftreten Josephine Bakers, die eine faszinierende Persönlichkeit war, mag ich sehr, und auch hier hat die Autorin gekonnt Fiktion und Realität verknüpft. Erzählt wird spannend und mit einigen überraschenden Wendungen. Sehr gut gefallen hat mir auch das Wiener Lokalkolorit.

Auch dieser Roman ist wieder in sich abgeschlossen, liefert aber auch Möglichkeiten für die Fortsetzung. Ich freue mich bereits darauf. Auch der Anhang ist wieder lesenswert, u. a. gibt es ein Nachwort und historische Anmerkungen der Autorin sowie ein Literaturverzeichnis.

Der zweite Band der Trilogie um Josephine Baker und den fiktiven Tristan hat es wieder in sich, er hat mich schnell gepackt, ist spannend und bietet interessante Charaktere. Ich vergebe gerne wieder volle Punktzahl und eine Leseempfehlung. Man sollte allerdings zunächst Band 1 gelesen haben.

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Veröffentlicht am 10.07.2021

Gelungener erster Band, der Lust auf die weiteren Bände macht

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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Wien, 1893: Leopold von Herzfeldt tritt seinen Dienst bei der Polizeidirektion gleich mit einem Fauxpax an, brüskiert den ermittelnden Kollegen, und wird zunächst von diesem Fall ausgeschlossen. Doch einer ...

Wien, 1893: Leopold von Herzfeldt tritt seinen Dienst bei der Polizeidirektion gleich mit einem Fauxpax an, brüskiert den ermittelnden Kollegen, und wird zunächst von diesem Fall ausgeschlossen. Doch einer seiner Vorgesetzten ist wie er ein Verfechter der neuen Polizeimethoden und gibt ihm die Chance sich doch zu beweisen.

Zwei Fälle sind es, die der Protagonist zu lösen versucht. Zunächst soll er den Fall des Todes Bernhard Strauss‘ (illegitimer Sproß der Musikerfamilie) aufklären, der sich auf den ersten Blick als Selbstmord darstellt. Der viel wichtigere Fall sind aber die brutalen Morde an Dienstmädchen. Bei seinen Ermittlungen trifft Leopold den Totengräber Augustin Rothmayer, der ihm durchaus behilflich sein kann, auch wenn Leopold das nicht gleich erkennt.

„Das Buch des Totengräbers“ ist der erste Band einer neuen Reihe des Autors, auf deren weitere Bände ich mich schon freue. Oliver Pötzsch schreibt bildhaft, spannend und seine Charakterzeichnungen überzeugen mich. Vor allem hat es mir Augustin Rothmayer angetan, ein bisschen grantig, auf den ersten Blick nicht sehr anziehend, aber im Herzen ein guter Mensch mit viel Kompetenz und Wissen, das er in seinem Almanach niederschreibt. Ohne ihn wäre Leopold manches Mal aufgeschmissen gewesen. Aber auch Leopold gefällt mir gut, auf mich wirkt er gar nicht so arrogant und überheblich wie er bei seinen Kollegen ankommt. Neben diesen beiden gibt es auch eine weibliche Protagonistin, Julia Wolf, Telefonistin in der Polizeidirektion, mit mehr Hintergrund als zunächst gedacht. Nicht nur Leopold, auch ich, mochte sie schon nach kurzer Zeit.

Neben den Charakteren spielt auch Wien eine Rolle, nicht nur der Zentralfriedhof auf dem Augustin arbeitet. Zwei Karten sorgen dafür, dass man die Wege der Charaktere nachvollziehen kann.

Die Fälle sind interessant, man kann gut mitraten und die Auflösungen sind logisch. Es gibt überraschende Wendungen und Rückschläge. Nicht nur durch Augustin Rothmayers Beteiligung (und seinen Almanach, aus dem zwischendurch zitiert wird) gibt es sehr explizite Szenen und Beschreibungen, die wahrscheinlich nicht für jeden etwas sind, die aber in meinen Augen den Roman rund machen, immerhin steht es schon im Titel, und so sollte man darauf vorbereitet sein. Unbedingt sollte man auch das interessante Nachwort des Autors lesen.

Der erste Band der neuen Reihe des Autors hat mich schnell überzeugt, Charaktere, Setting und die Fälle sind gut gewählt und so freue ich mich schon auf den nächsten Band. Ich vergebe gerne volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für Fans historischer (Kriminal)Romane.

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Veröffentlicht am 04.07.2021

Großartiger Debütroman

Der Junge, der das Universum verschlang
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Australien 1980er Jahre: Der zwölfjährige Eli Bell lebt mit Mutter, Stiefvater und älterem Bruder in keinen guten Verhältnissen, dennoch fühlt er sich nicht unwohl – bis eine Tragödie über die Familie ...

Australien 1980er Jahre: Der zwölfjährige Eli Bell lebt mit Mutter, Stiefvater und älterem Bruder in keinen guten Verhältnissen, dennoch fühlt er sich nicht unwohl – bis eine Tragödie über die Familie hereinbricht und sein Leben auf den Kopf stellt. Aber Eli ist niemand, der schnell aufgibt.

Trent Dalton ist Journalist und debütiert mit diesem Roman, der offenbar – hoffentlich nicht allzu viele – biografische Anteile hat. Der Autor lässt seinen Protagonisten selbst in Ich-Form erzählen, teilweise in recht derber Sprache, wie man es aber auch von einem Junge dieses Alters aus diesem Milieu erwarten könnte. Erzählt wird über mehrere Jahre und Eli erlebt viel, auch viel Schlimmes, aber er gibt nicht auf, kämpft für seine Familie, seine Träume (u. a. den, Journalist zu werden), und tut nicht immer das Richtige. Auf Grund seiner Herkunft stellt er sich immer wieder die Frage, wie sich gute und schlechte Menschen unterscheiden, wie man wird, was man ist – explizit beantwortet wird diese Frage aber nicht, so dass man selbst darüber nachdenken kann. Eli ist ein wunderbarer Junge, der mich emotional packt und dem ich durchgehend die Daumen gedrückt habe.

Eine ganz besondere Rolle in Elis Leben spielt Slim, der viele Jahre im Gefängnis saß, immer wieder ausgebrochen ist, und dessen Schuld offen bleibt. Er ist es, der viele Weichen in Elis Leben stellt. Ich mochte ihn, und erlebt im Nachwort eine kleine Überraschung.

Viele der Charaktere, die Eli trifft, sind gut gelungen. Sie werden alle aus Elis Perspektive, also subjektiv gefärbt, betrachtet, dennoch kann man sie sich als Leser gut vorstellen. Dass man sich in Australien befindet, spürt man immer wieder, nicht nur, weil es an Weihnachten warm ist, auch die australische Tier- und Pflanzenwelt, die Bevölkerung u. a. spielen ihre Rolle. Der Autor ist selbst Australier.

Der Roman hat mich von Anfang an gepackt und wurde schnell zum Pageturner. Elis Schicksal nahm mich schnell mit und ist spannend, gegen Ende sogar sehr spannend. Was mir zudem gut gefällt, ist, dass bei aller Tragik, immer auch Humor hervorblitzt, z. B. bei Elis Wiedersehen mit einem Schulkameraden, oder bei seinem Besuchsvorhaben im Gefängnis – turbulent, überdreht, tragikomisch. Ich könnte mir den Roman sehr gut verfilmt vorstellen, er hat eine Menge Bilder in meinen Kopf gepflanzt.

„Der Junge, der das Universum verschlang“ ist eines meiner bisherigen Jahreshighlights. Der Roman ist packend, auch emotional, und wird noch länger nachhallen. Ich vergebe sehr gerne volle Punktzahl und eine Leseempfehlung an alle, die sich von der manchmal derben Sprache und den nicht immer schönen Erlebnissen des Protagonisten nicht abschrecken lassen.

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Veröffentlicht am 03.07.2021

Wieder sehr unterhaltsam

Die Damen vom Pariser Platz
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1926 kommt Gretchen nach Berlin, wo sie eine Stelle als Tippfräulein bei der Sängerin Isis erhält, Gretchens Freundin Henni lebt bereits in Berlin, und bald lernt Gretchen eine bunte Mischung junger Leute ...

1926 kommt Gretchen nach Berlin, wo sie eine Stelle als Tippfräulein bei der Sängerin Isis erhält, Gretchens Freundin Henni lebt bereits in Berlin, und bald lernt Gretchen eine bunte Mischung junger Leute kennen und hat einige turbulente Erlebnisse.

Ich freute mich sehr, endlich einen neuen Roman von Joan Weng lesen zu können. Das Besondere ihrer Romane ist u. a., dass man Charaktere aus früheren Romanen wiedertrifft, und auch hier ist das der Fall, so besucht man mit Gretchen Bernhard Greiff, und Claus von Bäumers bevorstehende Hochzeit wird mehrfach erwähnt - das weckt, zumindest bei mir, Erinnerungen das früher Gelesene und erzählt es ein bisschen weiter.

Die Charaktere sind wieder sehr gelungen, man sieht sie förmlich vor sich. Gretchen muss man einfach mögen, sie ist klug, loyal und hilfsbereit, zunächst fehlt es ihr noch ein bisschen an Selbstbewusstsein, doch das ändert sich im Laufe der Geschichte. Sie hofft, bald genug Geld für ein Studium zusammen zu bekommen, denn das ist ihr großer Traum. Hennis Verlobter Fred ist Künstler, arm aber mit Prinzipien, während Gretchens Nachbar von einer journalistischen Karriere träumt, und ihre Zimmerwirtin mit einem verheirateten Geliebten zufrieden ist, der ihr ihre Unabhängigkeit sichert – ein buntes Völkchen eben.

Joan Wengs Beschreibungen der Personen sind pointiert und bringen mich oft zum Schmunzeln. Die Geschichte läuft wie ein Film vor meinem inneren Auge ab, und ich fühle mich oft mittendrin. Auch die Atmosphäre des Berlins der 1920er Jahre wird gut eingefangen. Man merkt, dass die Autorin gut recherchiert hat. Der Roman unterhält mich wieder sehr gut, ich schmunzle, ich drücke Gretchen die Daumen, ärgere mich über den ein oder anderen Charakter, und möchte immer weiter lesen. Leider ist die Geschichte irgendwann zu Ende, aber die Hoffnung bleibt, Gretchen in einem anderen Roman der Autorin wiederzutreffen.

Mit ihrem neuen Roman hat mir die Autorin wieder gezeigt, dass sie zurecht eine meiner Lieblingsautorinnen ist. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten, war zusammen mit den Charakteren im Berlin des Jahres 1926, und freute mich, die Namen alter Bekannter zu lesen. Ich vergebe sehr gerne volle Punktzahl und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 27.06.2021

Sehr amüsant

Mord in der Mittsommernacht
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Australien, Januar 1929: Es ist heiß, und am liebsten würde Phryne Fisher sich in ihrem Haus verkriechen, doch es werden zwei interessante Fälle an sie herangetragen, und so nimmt sie die Ermittlungen ...

Australien, Januar 1929: Es ist heiß, und am liebsten würde Phryne Fisher sich in ihrem Haus verkriechen, doch es werden zwei interessante Fälle an sie herangetragen, und so nimmt sie die Ermittlungen auf.

Augustin Manifolds Mutter glaubt nicht daran, dass ihr Sohn im Meer ertrunken ist oder gar Selbstmord begangen hat und bittet Phryne darum, seinen Tod aufzuklären.

Die Geschwister Bonnetti können die Erbschaft ihrer Mutter noch nicht aufteilen, denn es gibt Anzeichen, dass ihre Mutter in jungen Jahren ein uneheliches Kind zur Welt gebracht hat, und auf Grund des Testaments würde auch dieses erben. Phryne soll untersuchen, ob es das Kind gibt, und wo es sein könnte.

Wer die Serie „Miss Fishers mysteriöse Mordfälle“ kennt, wird sich hier bestens zurechtfinden, auch wenn das Figurenensemble ein bisschen anders ist, als dort. Phryne Fisher ist ein wunderbarer Charakter, so frei- wie großzügig, empathisch, unabhängig, liebenswert, klug und humorvoll. Aber auch die anderen Charaktere sind gelungen gezeichnet, oft mit etwas spitzer Feder, aber immer so, dass man sie sich sehr gut vorstellen kann.

Neben der Aufklärung der Fälle – die im übrigen beide überraschend aber nachvollziehbar aufgeklärt werden – nimmt der Leser an Phrynes Privatleben teil, das nicht weniger lesenswert ist. Einzig auf die Einschübe in kursiv könnte ich gut verzichten, sie haben am Anfang verwirrt und am Ende in meinen Augen zu wenig zusätzliche Informationen geliefert.

Besonders gut gefällt mir der Erzählstil, die Bilder, die die Autorin zeichnet, die Worte, die sie Phryne in den Mund legt, bringen mich sehr oft zum Schmunzeln. Und auch das Kopfkino, das erzeugt wird, ist gelungen. Duch Kerry Greenwoods Beschreibungen sehe ich zudem nicht nur, ich rieche und höre auch, und empfinde die Hitze mit.

Vor einiger Zeit las ich „Tod am Strand“, das ich auch mochte, aber dieser Band hat mich so richtig überzeugt, am Ende – und das Ende ist genauso gelungen wie der Rest des Bandes – war ich richtig traurig, dass ich mich verabschieden muss.

Neben zwei gut konstruierten Fällen erlebt der Leser auch einiges von Phryne Fishers Privatleben mit – und amüsiert sich insgesamt köstlich. Der Humor ist tatsächlich das, was ich hier am meisten mag, direkt gefolgt von dem wunderbaren Erzählstil der Autorin, die mich umfassend mitnimmt in ihre Geschichte. Gerne vergebe ich hier volle Punktzahl und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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