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Veröffentlicht am 15.07.2021

Mehr Reisebericht als Wissenschaft

Auf der Spur der Drachen
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Der Paläontologe Mark Norell erzählt hier von den Reisen, die er gemeinsam mit dem Fotographen Mick Ellison nach China unternommen hat sowie von den teils spektakulären Fossilienfunden, mit denen das Reich ...

Der Paläontologe Mark Norell erzählt hier von den Reisen, die er gemeinsam mit dem Fotographen Mick Ellison nach China unternommen hat sowie von den teils spektakulären Fossilienfunden, mit denen das Reich der Mitte aufwarten kann.
Er berichtet unter anderem von einheimischen Kollegen und deren Eigenheiten, den Dingen, die in China gerne gegessen und getrunken werden (wobei letzteres vielleicht nötig ist, um ersteres auszuhalten ...) und lässt auch ein bisschen was zur chinesischen Kultur und Geschichte einfließen.
Unterstützt wird das alles durch zahlreiche großformatige Fotos.
Die Ausführungen sind flott geschrieben und bisweilen mit etwas Humor gewürzt.

Für meinen Geschmack kommt allerdings die Paläontologie als solches zu kurz. Zwar werden einige interessante Fossilien beschrieben und Überlegungen angestellt, wie Federn entstanden oder wie der Weg zu den Vögeln ausgesehen haben könnte. Es gibt aber keine strukturierte Darstellung, der Autor springt vielmehr von einem Thema zum nächsten.
Bezeichnenderweise ist das letzte Kapitel das „wissenschaftlichste“. Und das auch nur, weil er dort den Argumenten der BANDs (Birds Are Not Dinosaurs) entgegentritt, welche vehement bestreiten, dass Vögel von Dinosauriern abstammen.
Ansonsten wirken die Aussagen über vergangene Lebenswelten eher wie Beiwerk zu den Reiseberichten.

Darüber hinaus muss man bei der Lektüre natürlich generell bedenken, dass dieses Buch bereits aus dem Jahr 2006 stammt, die Informationen also nicht auf dem neusten Stand sind.

Veröffentlicht am 15.07.2021

Populärwissenschaftlicher Überblick

Wer sprach das erste Wort?
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Dieses Buch befasst sich mit zwei Fragen, welche die Menschheit wohl schon seit Jahrtausenden bewegen.
Im ersten Teil wird dem Ursprung der Sprache nachgespürt. Sprachversuche mit Menschenaffen und anatomische ...

Dieses Buch befasst sich mit zwei Fragen, welche die Menschheit wohl schon seit Jahrtausenden bewegen.
Im ersten Teil wird dem Ursprung der Sprache nachgespürt. Sprachversuche mit Menschenaffen und anatomische oder kulturelle Merkmale von Frühmenschen werden ebenso angesprochen wie die Verwandtschaftsverhältnisse verschiedener Sprachfamilien oder der Versuch, eine Ursprache zu rekonstruieren.
Der zweite Teil widmet sich der Entstehung der Schrift, von möglichen Vorläufern bei altsteinzeitlichen Kulturen über die großen Neuerungen in Mesopotamien und Ägypten bis hin zur Entwicklung der ersten Alphabetschriften.

Es werden hier also viele spannende Facetten des Themas behandelt und zahlreiche interessante Punkte angerissen. Der Inhalt dürfte weitgehend auf dem (zum Erscheinungsdatum) neusten Stand sein. Außerdem runden Schwarz-Weiß-Bilder die Ausführungen ab.
Die Darstellung ist jedoch sehr oberflächlich und öfters stark vereinfachend.
Ich würde diesen populärwissenschaftlichen Überblick daher hauptsächlich jüngeren Lesern und Einsteigern in die Materie empfehlen.

Veröffentlicht am 15.07.2021

Man muss nicht allem zustimmen, sollte es aber dennoch lesen

Generation haram
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Melisa Erkurt, die als Baby aus Bosnien nach Österreich gekommen ist und heute als Journalistin arbeitet, möchte hier den Verliererinnen und Verlierern des Bildungssystems ihre Stimme leihen – und bei ...

Melisa Erkurt, die als Baby aus Bosnien nach Österreich gekommen ist und heute als Journalistin arbeitet, möchte hier den Verliererinnen und Verlierern des Bildungssystems ihre Stimme leihen – und bei denen handle es sich vor allem um die Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund.
Sie schildert eigene Erlebnisse sowie die Ansichten diverser Personen, zu denen sie im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit oder auch privat Kontakt hatte und garniert dies mit einigen allgemeinen Betrachtungen – alles mit dem Grundtenor, wie schwer es doch Einwanderer hätten, wie wenig Verständnis autochthone Österreicher für sie aufbrächten und auf welche Weisen sie diskriminiert würden.

Der Autorin ist jedenfalls zugute zu halten, dass sie im Gegensatz zu manch anderen, die sich berufen fühlen, zu diesen Themen Stellung zu nehmen, tatsächlich über eigene diesbezügliche Erfahrungen verfügt. Wenngleich sich diese hauptsächlich auf ihr Dasein als Schülerin mit Migrationshintergrund beziehen. Ihren Job als Lehrerin hat sie gerade mal ein Jahr ausgeübt, bevor sie sich wieder ganz dem Journalismus widmete.
Immerhin ist ihr Bericht lebendig und es werden viele verschiedene Aspekte angesprochen. Für mich hat jedoch etwas der rote Faden gefehlt. Die Ausführungen springen von einem Punkt zum nächsten.

Vor allem aber ist die Darstellung sehr einseitig. Egal, mit welchen Unannehmlichkeiten sie bzw die Menschen, mit denen sie sympathisiert, konfrontiert werden, Schuld sind immer die anderen.
Wobei manche Beschwerden beinahe absurd wirken: Wenn Frau Erkurt beispielsweise darüber klagt, dass sie häufig ihren Namen buchstabieren muss. Dieses schlimme Schicksal teilt sie wohl mit hunderttausenden „alteingesessenen“ Österreichern, die Meier/ Mayer/ Mayrhofer etc oder Schmied/ Schmitt/ Schmidt heißen oder deren Name ein ss oder ß beinhaltet usw. Und wenn ich jedes Mal einen Cent bekäme, wenn mein Vorname (überwiegend von Personen mit nicht-deutscher Muttersprache) „Carin“ geschrieben wird ...
Auch ist es sicher richtig, dass man, wie hier immer wieder betont wird, die Kinder nicht für ihre Eltern bestrafen darf oder Rücksicht auf traumatische Erfahrungen nehmen muss, die ein Schüler möglicherweise gemacht hat. Allerdings darf eine schwierige Vergangenheit oder ein „bildungsfernes“ Elternhaus doch auch keine Ausrede dafür sein, nicht einmal zu versuchen, einen Platz in der Gesellschaft zu finden.

Dennoch sollte dieses Buch gelesen werden, nicht nur aber vor allem auch von Leuten, die sich mit Reformen im Bildungswesen oder Integrationsmaßnahmen befassen. Es enthält durchaus auch wichtige Aussagen und erhellende Einsichten.
Obwohl ich vielen Ansichten der Autorin nicht zustimme, sollte außerdem anerkannt werden, dass derartige Ansichten in Teilen der Gesellschaft existieren und es daher notwendig ist, sich mit ihnen auseinander zu setzen

Veröffentlicht am 14.07.2021

Allerlei Geschichten aus der Geschichte

Als ein Virus Napoleon besiegte
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In 53 jeweils ca zwei bis fünf Seiten langen Beiträgen wirft Sebastian Jutzi hier Schlaglichter auf (mehr oder weniger bedeutsame) historische Ereignisse, bei denen die „Natur“ (im weitesten Sinne) eine ...

In 53 jeweils ca zwei bis fünf Seiten langen Beiträgen wirft Sebastian Jutzi hier Schlaglichter auf (mehr oder weniger bedeutsame) historische Ereignisse, bei denen die „Natur“ (im weitesten Sinne) eine Rolle gespielt hat.
Er berichtet von Vulkanausbrüchen und Mondfinsternissen, von Schädlingen diverser Arten (mit bisweilen sogar segensreichen Auswirkungen) oder Tieren, die als Vorbild für nützliche Erfindungen dienten, und einigem mehr.

Es handelt sich hier also um ein wahres Sammelsurium an Themen, auf die jeweils nur kurze Blicke geworfen werden. Eine in die Tiefe gehende Auseinandersetzung kann daher nicht stattfinden. Immerhin gibt es am Ende ausführliche Literaturhinweise.
Die Lektüre gestaltet sich abwechslungsreich. Die Ausführungen sind leicht verständlich und in einem angenehmen Stil verfasst. Die Auswahl der Inhalte ist allerdings eher durchwachsen. Manches ist tatsächlich interessant, vieles war mir zumindest in den Grundzügen bereits bekannt und nicht für alle Episoden gilt, dass sie – wie im Vorwort angekündigt – den Gang der Zeitläufe entscheidend beeinflussten und wir ohne sie in einer anderen Gegenwart leben würden.

Fazit: Der Ansatz, den Einfluss von Wetterkapriolen, Naturkatstrophen, Viren etc auf die Geschichte auszuleuchten, gefällt mir zwar gut. Das Buch ist jedoch eher oberflächlich und nicht besonders anspruchsvoll.

Veröffentlicht am 14.07.2021

Unrealistische Geschichte unpersönlich erzählt

Das finstere Tal
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Die Verfilmung von „Das finstere Tal“ ist durchaus sehenswert, das Buch hat mir jedoch weniger gefallen.
Die Geschichte um den geheimnisvollen Greider, der den Winter in einem abgelegenen Hochtal verbringt ...

Die Verfilmung von „Das finstere Tal“ ist durchaus sehenswert, das Buch hat mir jedoch weniger gefallen.
Die Geschichte um den geheimnisvollen Greider, der den Winter in einem abgelegenen Hochtal verbringt und dessen eigentliche Pläne sich erst nach und nach enthüllen, wird in einem zu unpersönlichen Stil erzählt, weshalb ich nicht in die Geschehnisse eintauchen konnte.
Der Erzähler beschreibt nur „von außen“ was passiert, Innenansichten der Protagonisten gibt es kaum. Sie blieben mir daher weitgehend fremd.
Eine gewisse Ausnahme stellen einzig die Rückblicke in die Vergangenheit von Greider und seiner Mutter dar. Hier sind die Schilderungen doch einigermaßen lebendig und mitreißend.
Alles in allem handelt es sich jedoch um eine eigenartige Mischung aus einem zu langatmigen Beginn und einem überdramatischen Schluss. Natürlich ist sowas Geschmackssache. Aber ich persönlich halte einen sich über 50 Seiten ziehenden Showdown, bei dem sich letztlich eine Gewalttat an die andere reiht, für entbehrlich.
Außerdem wirkt die Grundkonstruktion unrealistisch und es gibt so manche Ungereimtheiten. Über derartiges kann man bei einem Film doch leichter hinwegsehen als beim Lesen.

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