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Veröffentlicht am 01.12.2021

Wer kennt schon ihre wahren Gefühle?

Diana (Ikonen ihrer Zeit 5)
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Diana Spencer war 17 Jahre alt, als sie bei einem Polospiel den britischen Thronfolger Prinz Charles kennen lernte. Drei Jahre später, am 29. Juli 1981, war sie am Ziel ihrer Träume - sie heiratete in ...

Diana Spencer war 17 Jahre alt, als sie bei einem Polospiel den britischen Thronfolger Prinz Charles kennen lernte. Drei Jahre später, am 29. Juli 1981, war sie am Ziel ihrer Träume - sie heiratete in der Londoner St Paul’s Cathedral ihren Märchenprinzen und wurde zur Königlichen Hoheit. Die Ehe stand von Anfang an unter keinem guten Stern, Prinz Charles empfand immer noch sehr viel für seine Jugendliebe Camilla und Diana fühlte sich nie wohl in der königlichen Familie mit ihrem strengen Protokoll. Dies änderte sich auch nach der Geburt ihrer beiden Söhne William und Harry nicht. Mehr und mehr litt Diana unter Depressionen und ihre Bulimie verstärkte sich zusehends. Bald begann Lady Di, wie sie von aller Welt genannt wurde, ihre eigenen Wege zu gehen und sich der Wohltätigkeit zu widmen. An Charles rächte sie sich, indem sie sich ihrerseits einen Liebhaber nahm und in einem Interview der BBC ihre Eheprobleme offenbarte. Je mehr die Ehe zerbrach, desto mehr wurde sie von der Öffentlichkeit geliebt – bald war sie die Königin der Herzen …

Die Autorin Julie Heiland wurde 1991 in der Nähe von München geboren. Sie studierte Journalistik und machte eine Rhetorik- und Schauspielausbildung. Unter verschiedenen Pseudonymen (Julie Hilgenberg, Lea Thannbach) veröffentlichte sie mehrere Romane. Sie lebt in der Nähe von München.

24 Jahre nach ihrem Tod veröffentlicht der Ullstein-Verlag im Rahmen der Serie „Ikonen ihrer Zeit“ den Roman „Diana – Königin der Herzen“. Dass es sich dabei um einen Roman, der auf einem Gerüst aus Tatsachen aufgebaut ist, handelt, erklärt die Autorin Julie Heiland am Ende des Buches. Gespräche zwischen den Beteiligten sowie ihre geschilderten Gefühle sind frei erfunden, könnten jedoch so ähnlich gewesen sein. Wir verfolgen die Ereignisse aus Sicht Dianas, sodass man das Geschehen sehr einseitig empfinden muss. Gewiss hatte sie es in ihrer Ehe und mit der königlichen Familie nicht leicht, doch das müsste ihr bereits vor der Hochzeit schon klar gewesen sein. Sie alleine als die Leidende und die Betrogene darzustellen, trifft meiner Meinung nach nicht ganz die Tatsachen. Wenn man das Buch jedoch einfach nur als unterhaltenden Roman betrachtet, lässt es sich wunderbar lesen – für die Biographie von Lady Di, die auch heute noch als Medienikone und meistfotografierte Frau der Welt gilt, sind andere Bücher zuständig.

Fazit: Ein gut und flüssig geschriebener Roman mit hohem Unterhaltungswert.

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Veröffentlicht am 07.11.2021

Grenzen - physisch, psychisch, real und mental …

Blaue Frau
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Sie ist allein in der kleinen Wohnung in Helsinki, wohin sie sich geflüchtet hat. Sie ist panisch und steht unter Schock – was ist der jungen Frau widerfahren? Sie heißt Adina und wuchs als letzte Jugendliche ...

Sie ist allein in der kleinen Wohnung in Helsinki, wohin sie sich geflüchtet hat. Sie ist panisch und steht unter Schock – was ist der jungen Frau widerfahren? Sie heißt Adina und wuchs als letzte Jugendliche in einem kleinen tschechischen Dorf im Riesengebirge auf. Nach der Schule verließ sie ihre Heimat, fuhr nach Berlin um Deutsch zu lernen und Geowissenschaft zu studieren. Sie freundete sich dort mit der Fotografin Rickie an, die ihr eine Praktikantenstelle auf einem Gut in der Uckermark vermittelt, wo der Unternehmer Razlav Stein ein Kulturzentrum errichten will. Dort nennt man sie Nina, sie selbst nennt sich gerne „der letzte Mohikaner“ nach dem tapferen Krieger, den sie gerne wäre. Ein wichtiger potentieller Investor und Gast auf dem Gut ist der Schwabe Johann Manfred Bengel, der Nina eines Abends auflauert, seine Triebe nicht beherrschen kann und dadurch ihr Leben auf den Kopf stellt. Sie gerät in Panik, flüchtet, nur weg, weit weg, immer nach Norden - und landet in Finnland. In einem Hotel in Helsinki findet sie einen Job und haust in einer Dachkammer. Dort begegnet sie Leonides, einem Professor aus Estland und Abgeordneten der EU in Brüssel, der sich in sie verliebt und sie Sala nennt. Adina zieht zu ihm und hat nun endlich die Chance, ein neues Leben zu beginnen. Doch dann hat sie eine unerwartete Begegnung, die die alten Wunden wieder aufreißt und sie erneut veranlasst, ihren sicheren Zufluchtsort zu verlassen und wieder unterzutauchen …

Die Autorin Antje Rávik Strubel wurde 1974 als Antje Strubel in Potsdam geboren. 2001, nachdem sie ihren ersten Roman veröffentlicht und dafür bei den Klagenfurter Literaturtagen den Ernst-Willner-Preis erhielt, entschied sie sich für ihren Autorennamen, indem sie den erfundenen Namen „Rávic“ hinzufügte, den sie später in „Rávik“ änderte. Neben ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin arbeitet sie auch als Übersetzerin und war zeitweise auch Stadtschreiberin in Rheinsberg. Bisher veröffentlichte sie zwölf Bücher, für die sie einige Preise und Auszeichnungen erhielt. Der vorliegende Roman „Blaue Frau“ wurde mit dem Deutschen Buchpreis 2021 ausgezeichnet. Antje Rávik Strubel lebt und arbeitet in Potsdam, wo sie mit einer Frau zusammenlebt.

Überschreiten und verletzen der ureigensten Grenzen und dadurch entstehende traumatische Lebensumstände, Grenzübertritte von Ost nach West, Ausbeutung und Gewalt an Frauen aus Osteuropa und eine Gesellschaft, die darüber hinwegsieht – das sind die herausragenden Themen dieses Romans. Die Autorin bedient sich dabei verschiedener Stilmittel, benutzt Rückblenden und Vorausahnungen, rasch ändernde Schauplätze, assoziiert Privates mit Politischem, lässt ihre Figuren über sich selbst reflektieren und wechselt zwischen Realität und Fiktion. Dann ist da noch eine blaue Frau ohne Namen, die zwischendurch immer wieder auftritt, die alles weiß und sich mit irgendjemandem Imaginären unterhält. Wer ist sie? Mit wem unterhält sie sich? Auch das Ende wirft Frage auf, ist unklar, wird nur angedeutet und bleibt verschwommen. Als Leser kann man nur hoffen, dass Adina (Nina, Sala) inzwischen gelernt hat, sich zu wehren.

Fazit: Das Buch hat gewichtigen Inhalt und findet gewiss seine Liebhaber und Freunde - mein Lesegeschmack ist es nicht!

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Veröffentlicht am 23.08.2021

„Good Company“

Unter Freunden
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Auf der Suche nach einem alten Foto, das Flora rahmen und ihrer Tochter Ruby zum Highschool-Abschluss schenken möchte, findet sie zufällig den Ehering, den ihr Mann Julian vor 20 Jahren angeblich beim ...

Auf der Suche nach einem alten Foto, das Flora rahmen und ihrer Tochter Ruby zum Highschool-Abschluss schenken möchte, findet sie zufällig den Ehering, den ihr Mann Julian vor 20 Jahren angeblich beim Schwimmen verloren hat. Tatsächlich ist er ihm jedoch bei einem Seitensprung, von dem ihre beste Freundin Margot und deren Mann David sowie ihre damalige Therapeutin Maude wussten, sie selbst aber ahnungslos war, abhanden gekommen. Als er ihn durch Zufall später zurück erhielt, verstecke er ihn sorgfältig zwischen alten Fotos. Floras Glaube an ihre bisher vermeintlich glückliche Ehe gerät ins Wanken, ihre Gedanken überschlagen sich. Was soll sie tun? Soll sie ihren Mann zur Rede stellen? Wie wird dann ihr weiteres Leben verlaufen? Sie ist, wie immer, unentschlossen …

„Unter Freunden“ ist der zweite Roman der US-amerikanischen Schriftstellerin Cynthia D’Aprix Sweeney. Sie wuchs in Rochester auf, besuchte ein College und lebte und arbeitete dann 27 Jahre als PR-Beraterin in New York. Im Alter von etwa fünfzig Jahren absolvierte sie ein Studium in Kreativem Schreiben, das sie mit dem Master of Fine Arts abschloss. „Das Nest“ war ihr Debütroman, der auf Platz 3 der Bestsellerliste der New York Times landete. Sie ist verheiratet und zog 2009 mit ihrem Mann, der als Redakteur bei The Tonight Show arbeitet, und ihren Kindern im College-Alter nach Los Angeles.

Liebe, Freundschaften, Lügen, Geheimnisse und Veränderungen sind die hauptsächlichen Themen dieses im Schauspielermilieu von New York und Los Angeles angesiedelten Romans. Wir erfahren die Ereignisse vornehmlich aus Floras Perspektive, unterbrochen durch Rückblenden und erst nach einigen Sätzen erkennbaren Zeitsprüngen, mit dazwischen eingefügten Erlebnissen der anderen Protagonisten. Dabei erhalten wir auch Einblicke in die Welt von Film und Theater.

Im Gegensatz zu dem ersten Roman der Autorin, „Das Nest“, welcher scharfsinnige, unterhaltsame Dialoge voll sarkastischem Humor und psychologischen Elementen enthielt, fand ich „Unter Freunden“ eher langweilig. Die Handlung war belanglos, das Schauspielermilieu konnte mich nicht begeistern und die Protagonisten waren ziemlich emotionslos, so dass ich keine Beziehung zu ihnen aufbauen konnte. Der Schreibstil ist eher durchschnittlich und die plötzlichen Zeitsprünge und Perspektivwechsel innerhalb der Kapitel verwirren nur und sind dem Lesefluss hinderlich. Durch den Fund des Ringes gleich zu Anfang hätte ich mehr Spannung und psychologische Aspekte erwartet. Sehr passend jedoch finde ich den Schluss des Buches. Es gefällt mir, dass das Ende offen bleibt und keiner der Protagonisten sich wirklich entscheidet, wie übrigens während des ganzen Romans.

Fazit: Wer „Das Nest“ von Sweeney kennt wird hier wohl enttäuscht werden – für alle anderen Leser kann es eine unterhaltsame Lektüre sein.

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Veröffentlicht am 17.08.2021

Glaube vs. Wissenschaft

Ein erhabenes Königreich
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Um sich von ihren ghanaischen Wurzeln frei zu machen hat Gifty Neurowissenschaft studiert und ist nun in der Lage, Mäuse in ihrem Tun und Handeln zu beeinflussen – bei Menschen klappt das leider nicht. ...

Um sich von ihren ghanaischen Wurzeln frei zu machen hat Gifty Neurowissenschaft studiert und ist nun in der Lage, Mäuse in ihrem Tun und Handeln zu beeinflussen – bei Menschen klappt das leider nicht. Als ihre Mutter mit einer schweren Depression bei ihr einzieht, auf nichts mehr reagiert und sich einfach nur ins Bett legt, ist Gifty ratlos. Wie konnte es nur so weit kommen? Beim Pendeln zwischen ihrer Wohnung und ihrer Arbeit im Labor versucht sie sich zu erinnern. Gedanken kommen und gehen, Erinnerungen an ihren Vater werden wach, der von Heimweh geplagt die Familie irgendwann verlies und nach Ghana zurück ging, an ihren toten Bruder, der als Jugendlicher durch Drogen sein Leben verlor, und an die vielen sonntäglichen Gottesdienste, die sie mit ihrer strenggläubigen Mutter besuchen musste. Kann der unerschütterliche Glaube an Gott, den die Mutter immer hatte, diese ins Leben zurück holen oder soll Gifty doch mehr der Neurowissenschaft vertrauen?

Die 1989 in Ghana geborene Autorin Yaa Gyasi wuchs im Süden der USA auf. Sie studierte Englische Literatur an der Stanford University und erwarb einen Master of Fine Arts im Writers‘ Workshop an der University of Iowa. „Ein erhabenes Königreich“ steht auf der Shortlist und ist nach „Heimkehren“, das 2016 erschien, ihr zweiter Roman. Die Autorin lebt in Brooklyn/New York.

Ausdrucksstark, feinfühlig und völlig unsentimental lässt die Autorin ihre Protagonistin erzählen. So erfährt man nach und nach mehr über Giftys Leben, ihre Herkunft und ihre Familie. Ein besonderes Verhältnis scheint sie zu ihrer Mutter zu haben, von der sie strenggläubig erzogen wurde. Als Kind machte es ihr noch Spaß, in der Kirche zu knien und stundenlang zu beten, später jedoch hinterfragte sie das alles und wurde, wohl durch das abschreckende Vorbild ihrer Mutter, zur Atheistin, während ihre Mutter noch immer fest in ihrem Glauben verwurzelt blieb.

Ein weiterer Schwerpunkt des Romans ist Rassismus bzw. die Integration in den USA und das Gefühl, nicht dazu zu gehören. Gifty fühlt sich überhaupt nicht als ghanaisch, während ihre Mutter die Heimat nie vergessen konnte und ihr Vater aus Heimweh gar zurück ging. Das Thema Drogensucht wird ebenfalls erwähnt. Jedoch werden all diese schwerwiegenden Probleme nicht ausführlich behandelt, sondern die Autorin schweift immer wieder ab zur Ehe der Eltern, zu Giftys Liebschaften, zu Krankheiten und Depressionen der Mutter. Nach einem abrupten Ende und einigen Seiten aus dem späteren Leben der Protagonistin musste ich mich leider fragen, was die Autorin uns mit diesem Roman eigentlich sagen will.

Fazit: Lässt mich etwas enttäuscht zurück – reicht an „Heimkehren“, dem ersten Roman der Autorin, dem ich 4* gegeben hatte, leider nicht heran – ist aber dennoch lesenswert!

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Veröffentlicht am 21.07.2021

Trügerische Idylle

Die Frauen am Fluss
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England 1922: Nach einem Skandal, der die aus wohlhabendem Hause stammende Irene in der Londoner Gesellschaft ins Abseits stellte, heiratete sie den Gutsherrn Alistair Hadlight und zog zu ihm nach Slaughterford, ...

England 1922: Nach einem Skandal, der die aus wohlhabendem Hause stammende Irene in der Londoner Gesellschaft ins Abseits stellte, heiratete sie den Gutsherrn Alistair Hadlight und zog zu ihm nach Slaughterford, einem kleinen Dorf in der Grafschaft Wiltshire. An das Landleben dort konnte sich die junge Frau nur zögerlich gewöhnen, da ihr sowohl Nancy, die Tante ihres Ehemannes und bisherige Gutsherrin, als auch einige Dorfbewohner mit Misstrauen begegneten. Einzig mit Pudding, der 16jährigen Tochter des Dorfarztes und Stallmädchen bei den Hadlights, konnte sie sich anfreunden. Als dann Alistair, Irenes Mann, brutal ermordet und Puddings Bruder Donald verdächtigt wird, begeben sich die beiden Frauen gemeinsam auf die Suche nach der Wahrheit. Dann ist da noch die 17jährige Clemmie, ein stummes Mädchen das in Eli Tanner verliebt ist, dessen Familie als üble Bande im Dorf verschrien ist und die alle auch irgendwie in die Geschichte verwickelt sind.

Die britische Schriftstellerin Katherine Webb wurde 1977 geboren und wuchs in der Grafschaft Hampshire im Süden Englands auf. Sie studierte Geschichte an der University of Durham und arbeitete anschließend in einigen Aushilfsjobs als Kellnerin, Verkäuferin, in Bibliotheken und war auch als Hausmädchen in Herrenhäusern tätig. Während dieser Zeit begann sie mit Schreiben. Ihr erster Roman erschien 2011, einige weitere folgten, die alle in der Spiegel-Bestsellerliste erschienen. Nach Aufenthalten in London und Venedig lebt die Autorin heute in der Nähe von Bath/England.

Die Autorin macht uns zunächst ausführlich mit der geografischen Lage des Ortes Slaughterford mit seinen beiden Mühlen, seinen Bewohnern mit ihren Eigenarten, den wichtigsten Personen und wie sie in Bezug zueinander stehen, bekannt. Dies ist zwar sehr lobenswert, aber wenn etwa ein Drittel des Buches sonst nichts weiter geschieht, wird es ermüdend und langweilig. Als endlich der im Klappentext erwähnte Mord passiert, kommt etwas Schwung in die Geschichte. Leider hält der nicht allzu lange an und es beginnt Nancys und Puddings endlose Suche nach der Wahrheit, nach dem Mörder und nach den Geheimnissen des idyllischen Dorfes. Der Knalleffekt kommt dann zum Ende, als sich die verworrene Geschichte endlich aufklärt und man sich als Leser doch ziemlich veralbert vorkommt.

Fazit: Schöner Schreibstil, seltsamer Aufbau mit verschiedenen Zeitebenen – hatte mir mehr erwartet.

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