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Veröffentlicht am 16.08.2021

Eisgenuss für Zwischendurch - leider nicht mehr

Der Eissalon
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Es sind die späten Fünfiger Jahre des letzten Jahrunderts, als Karina von Oedinghaus, die Tochter eines Hoteliers, ihre Ausbildung in der Restaurantfachschule in Bonn absolvieren darf. Doch ein Techtelmechtel ...

Es sind die späten Fünfiger Jahre des letzten Jahrunderts, als Karina von Oedinghaus, die Tochter eines Hoteliers, ihre Ausbildung in der Restaurantfachschule in Bonn absolvieren darf. Doch ein Techtelmechtel mit ihrem Lehrer hat zur Folge, dass sie von der Schule verwiesen wird. Karina traut sich daraufhin nicht nach Hause und mietet sich bei Kriegswitwe Erika ein kleines Zimmer. Sie möchte nicht nach Koblenz zurückkehren ohne vorher einen passenden Job vorweisen zu können. Zu dieser Zeit war es alles andere als selbstverständlich als Frau arbeiten zu dürfen und nicht verheiratet zu werden, um schließlich als Hausfrau und Mutter für Mann und Kinder zu sorgen. Karina möchte selbst etwas auf die Beine stellen und schlägt, nachdem sie Monate als Telefonistin gearbeitet hat, dem zweiten Mieter bei Witwe Erika eine Idee vor. Ricardo ist Halbitaliener und mobiler Eisverkäufer und Karina verguckt sich etwas in den zehn Jahre älteren Mann. Ihre Idee einen Eissalon zu eröffnen, der die neue Sehnsucht der Deutschen nach Italien und dem Meer, stillen soll, weist Ricardo erst zurück.Doch Karina hat sich ihre Idee gut überlegt und einen Plan gemacht, dem er schlussendlich nichts entgegenzusetzen hat. Die Beiden eröffnen eine Eisdiele, die bald guten Anklang findet. Doch eines Tages steht Karinas Vater vor der Tür...

Der Roman beginnt mit dem Rausschmiss aus der Schule und wir lernen eine etwas verwöhnte junge Frau kennen, die sich von ihrem Wunsch Restaurantfachfrau zu werden, nicht so schnell abbringen lässt. Die Ungerechtigkeit, dass Karina als Flittchen abgestempelt wird und die Schule verlassen muss, ihr Lehrer aber mit keinerlei Konsequenzen zu rechnen hat und weiter unterrichten kann, wird sehr klar dargestellt. Leider gibt es auch noch heute ähnlich gelagerte Fälle in der Berufswelt, die aufzeigt, dass wir noch lange keine Gleichberechtigung haben.

Die Autorin bietet dem Leser einen guten Einblick in die Konventionen nach Kriegsende in der Bundesrepublik. Die Frauen werden, nachdem sie während des Krieges ihren Mann gestanden haben, wieder zurück in die Rolle der Hausfrau und Mutter gedrängt. Das Rollenbild der Frau und die Aufbruchstimmung nach den harten Kriegsjahren und dem Wiederaufbau wird sehr gut eingefangen. Mit der Kriegswitwe Erika und der verheirateten Franziska, die von ihrem Mann verlassen wurde und die sich mit den beiden gemeinsamen Kindern alleine durchbringen muss, lernen wir zwei weitere sehr starke Frauen kennen, die gegen das Rollenbild der Frau ankämpfen müssen. Erika, Ricardo, Karina und Franziska werden im Laufe der Zeit eine eingeschworene Gemeinschaft, die die neue Aufbruchsstimmung gut widerspiegeln.

Leider dümpelt die Geschichte nach einem interssanten Start später nur mehr vor sich hin. Karina blieb mir irgendwie zu blass und manchmal fand ich ihr Verhalten auch unglaubwürdig.
Ricardo ist ein ernsthafter Mann, der während des Krieges als Halbitalianer zwischen den Fronten stand und ein Geheimnis mit sich trägt. So ganz "erobern" konnte er mich auch nicht.
Einzig Kriegwitwe Erika fand ich sehr gut charakterisiert. Sie ist warmherzig, fürsorglich und bietet ihren Untermietern Familienanschluss. Auch sie kämpft gegen die üblichen Konventionen, denn Erika hat sich in einem jungen Mann in ihrem Haus verliebt, der fast zwanzig Jahre jünger ist. Ihre Zweifel und Gefühle werden sehr authentisch dargestellt. Die leise Anbahnung zwischen Erika und Henryk, dem jungen polnischen Studenten, der am Bau arbeitet um sein Studium zu finanzieren, hat mir sehr gut gefallen. Sie ist nicht übereilt und authentisch. Die Vorurteile gegenüber Ausländern, dem "Itaker" und dem "Polaken", wird ebenfalls kritisch beäugt und hat noch genauso Bezug zur heutigen Gesellschaft und ihrer Intoleranz.

Der damalige Zeitgeist wird sehr gut eingefangen, aber der titelgebende Eissalon spielt leider nur eine untergeordnete Rolle. Es wird zwar viel über Eis und dessen Herstellung gesprochen, doch die Einblicke in die Eisdiele und ihre Besucher sind eher oberflächlich.

Für mich war es eine nette Geschichte, die jedoch ohne Höhen und Tiefen erzählt wird. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig, jedoch fehlte mir das gewisse Etwas. Der Inhalt wurde dem wunderschönen Cover leider nicht gerecht.

Fazit:
Eine Geschichte für Zwischendurch, der es leider an Höhen und Tiefen fehlt. Einzig die gesellschaftskritischen Elemente sind die große Stärke des Romans, der mich zwar unterhalten, aber ziemlich sicher keinen bleibenden Eindruck hinterlassne hat. Kann man lesen, muss man aber nicht.

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Veröffentlicht am 30.07.2021

Die vier Plagen

Das Jahr der Hexen
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Ich liebe Hexenromane - egal ob historisch, mystisch oder Fantasy. Deshalb habe ich mich gefreut nach längerer Zeit wieder ein Buch über das Thema Hexen zu lesen.
Der Festa Verlag ist ja auch für seine ...

Ich liebe Hexenromane - egal ob historisch, mystisch oder Fantasy. Deshalb habe ich mich gefreut nach längerer Zeit wieder ein Buch über das Thema Hexen zu lesen.
Der Festa Verlag ist ja auch für seine Bücher bekannt, die eher in die Horror Richtung gehen. "Das Jahr der Hexen" ist als Thriller betitelt - das ist er aber auf keinen Fall! Wo würde ich die Geschichte einordnen? Schwierig würde ich sagen, aber eher zwischen Mystik, leichten Horror und Fantasy mit einem dystopischen Hauch.

Leider hat die Geschichte meine Erwartungen nicht wirklich erfüllt. Wir alle hatten große Probleme uns die Welt, in der die Story spielt, vorzustellen. Imanuelle lebt in Bethel, einem von der Außenwelt abgeschnittenen Ort. Dort herrscht der allmächtige oberste Prophet, der polygam lebt, und seine Apostel. Die Religion und die gemeinsamen Rituale spielen eine große Rolle, vorallem aber die Gebote, die besonders für die weiblichen Einwohner von Bethel gelten. Die Bewohner dürfen die Gemeinde nicht verlassen. In Sichtweite sind die dunklen Wälder, in denen die bösen Hexen lauern. Von Beginn an hatte ich das Gefühl hier eine Sektengemeinschaft vor mir zu haben.
Die 17jährige Immanuelle Moore fühlt sich von den dunklen Wäldern magisch angezogen. Schon seit ihrer Geburt ist sie anders, als die jungen Mädchen im Dorf. Ihre Mutter hat sich mit einem Hexer eingelassen. Immanuelle wächst als Waise bei ihrer Großmutter Martha auf und ist Schäferin. Ihr Vater starb am Scheiterhaufen, ihre Mutter bei ihrer Geburt.
Eines Tages entwischt ihr ihr Widder Judas in den Wald und Immanuelle folgt ihm, um ihn wieder einzufangen. Sie trifft tatsächlich auf zwei der vier Hexen, Jael und Mercy. Von ihnen erhält die junge Frau das Tagebuch ihrer verstorbenen Mutter Miriam. Daraufhin brechen diverse Plagen über Bethel herein und Immanuelle wird beschuldigt, diese herbei geführt zu haben....

Die Handlung wird aus der Sicht von Immanuelle geschildert. Sie lebt gottesfürchtig und dennoch fühlt sie sich nicht richtig wohl. Die Grundstimmung ist düster. Besonders erschreckend ist die sehr frauenverachtende und puritanische Gesellschaft. Missbrauch, Unterdrückung und Folter sind an der Tagesordnung. Die Unterwerfung der Frauen ist allgegenwärtig und hat mich oftmals sehr zornig gemacht. Immanuelle wird zusätzlich durch ihre dunklere Hautfarbe und ihre Abstammung geächtet. Einzig Ezra, der Sohn des Propheten, freundet sich mit ihr an und unterstützt sie in vielen Bereichen.

Der Schreibstil war zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, jedoch fand ich danach schnell in die Geschichte, die sich gut lesen ließ. Man muss der jungen amerkanischen Autorin auch zugute halte, dass es ihr Debütroman ist. Dafür hat sie einen großartigen Aufbau um die Handlung geschaffen und sich scheinbar viele Gedanken zum Plot gemacht. Trotzdem konnte ich nicht mit Immanuelle mitfühlen. Ich war kein Teil der Story, sondern fühlte mich außen vor. Kaum begann ein Strang spannend zu werden, war er auch schon wieder abgehandelt. Obwohl die Geschichte teilweise interessant war und mir auch Neues brachte, blickte ich eher von außen auf die Handlung. Mir hat nicht nur der räumliche Aspekt gefehlt, sondern vorallem die Zeit. Es gibt sowohl dystopische Züge, als auch fast mittelalterliche. Es gibt keinen Strom, aber Gewehre. Die Gemeinschaft ist sektenähnlich, die Familien leben teilweise ärmlich. Es lässt sich somit keine Zeitspanne festlegen und auch die Hexen kamen mir zu kurz.

Die Geschichte ist in vier Teile aufgeteilt: Blut, Pestilenz, Finsternis und Gemetzel. Über den Kapitel stehen verschiedene Zitate. Die Aufmachung des Buches ist sehr hochwertig und wirkt edel. Es hat ein glänzendes Hardcover in Lederoptik inklusive Lesebändchen.


Fazit:
Ein düsterer Roman, der jedoch nicht ganz das erfüllt, was ich mir erwartet hatte. Obwohl ich fantasievoll bin, konnte ich mir weder die Umgebung, noch die Zeit in der die Geschichte spielt, vorstellen. Ich befand mich immer außerhalb der Handlung und nahm nicht wirklich am Geschehen teil. Für einen Debütroman finde ich den Roman aber nicht schlecht und finde besonders den aufwendigen Aufbau des Plots wirklich gelungen. Man wird von Alexis Henderson sicherlich noch hören...äh..lesen.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Hat leider seine Längen

Fräulein Gold: Der Himmel über der Stadt
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Im dritten Band um Hulda Gold, der Hebamme aus Berlin, begleiten wir sie zu ihrer neuen Arbeitsstätte, der Frauenklinik Berlin-Mitte. Ihr neuer Job bedeutet für sie eine große Umstellung, denn in der Artilleriestraße ...

Im dritten Band um Hulda Gold, der Hebamme aus Berlin, begleiten wir sie zu ihrer neuen Arbeitsstätte, der Frauenklinik Berlin-Mitte. Ihr neuer Job bedeutet für sie eine große Umstellung, denn in der Artilleriestraße gehen die Uhren anders. Die Hebammen sind nicht direkt bei der Geburt dabei, wie es Hulda gewohnt ist, sondern sie müssen die Gebärende kurz vor der Niederkunft verlassen und die Ärzte, samt ihren Schülern, übernehmen. Hulda gefällt das gar nicht, denn sie fühlt sich vorallem dem schönsten Augenblick beraubt: der Geburt.
Als es immer wieder zu tragischen Todesfällen nach Geburten kommt, bei denen die Frauen verbluten, regt sich ein schlimmer Verdacht bei Hulda.
Zusätzlich belastet sie die Beziehung zu Karl. Der Kommissar greift immer öfter zur Flasche und hat Angst sich endlich der Vergangenheit zu stellen. Die Beziehung steht daraufhin auf der Kippe...

Anne Stern bringt uns die Zeit rund um die Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts wieder sehr nahe. Der Charme von Berlin und der bereits spürbare politische Umschwung wird sehr atmosphärisch dargestellt. Lokalkolorit ist immer vorhanden und Berlin als Stadt wird zur zweiten Hauptprotagonistin.
Leider fehlte mir diesmal aber die Spannung. Vorallem in der Mitte bilden sich doch einige Längen. Huldas Arbeitsalltag wird sehr detailliert beschrieben und wiederholt sich des öfteren. Die Ungereimtheiten in der Klinik kommen erst richtig im letzten Drittel zu tragen. Auch Karls neuerster Fall wird nur angerissen und verläuft später im Sand. Zeitungsverkäufer Bert, mit seinem Kiosk am Winterfeldplatz, der immer ein offenes Ohr für Hulda hat, bekommt hingegen etwas mehr Platz in der Geschichte, ebenso wie Huldas Vermieterin Margaret Wunderlich. Hulda finde ich wieder genauso reizend, wie schon in den Vorgängerbänden. Sie liebt ihre Eigenständigkeit und lebt ihre Neugierde aus, die sie wieder in Schwierigkeiten bringt. Gleichzeitig ist sie immer für ihre Freunde da und hat in ihrem Beruf ihre Erfüllung gefunden....nur in der Liebe, da klappt es nicht wirklich.
Die einzelnen Figuren sind wieder bis hin zum kleinsten Nebencharakter sehr lebendig und liebevoll ausgearbeitet. Ich hatte alle sehr bildhaft vor Augen und schloss diejenigen, denen ich nun schon zum dritten Mal begegnete mehr oder weniger ins Herz..
Auch wenn Geschehnisse aus den Vorgängerbänden erwähnt werden, empfehle ich doch immer wieder die Bücher der Reihe nach zu lesen.

Auf der Innenklappe der Broschur befindet sich wieder ein Plan von Berlin aus dem Jahr 1924. Die Aufmachung des Buches finde ich wieder absolut gelungen.

Fehlte mir schon in den Vorgängerbänden die Krimihandlung, die immer angekündigt wurde, spielt sie in diesem dritten Band fast überhaupt keine Rolle mehr. Ich hätte damit kein Problem, wenn die Reihe nicht als historische Krimireihe angekündigt wird. In diesem Band fehlte mir jedoch auch als Roman die Spannung. Das finde ich sehr schade! Deshalb gibt es diesmal "nur" 3 Sterne von mir.

Fazit:
Für mich der bisher schwächste Band der Reihe, der einige Längen aufweist und meine Erwartungen nur teilweise erfüllt hat. Für Leser, die bereits die ersten beiden Teile gelesen haben, natürlich trotzdem ein Must Read. Ich hoffe nun auf einen fesselnden vierten Band der im November erscheinen wird.

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Veröffentlicht am 21.07.2021

Pflicht oder Wahrheit

Secret Game. Brichst du die Regeln, brech ich dein Herz (Romantic Suspense meets Dark Academia)
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Schon vor etwas längerer Zeit habe ich das Jugendbuch "Secret Game" von Stefanie Hasse gelesen. Da die Rezension schon lange aussteht, habe ich diese nun heute endlich für euch.

In "Secret Game" haben ...

Schon vor etwas längerer Zeit habe ich das Jugendbuch "Secret Game" von Stefanie Hasse gelesen. Da die Rezension schon lange aussteht, habe ich diese nun heute endlich für euch.

In "Secret Game" haben wir eine typische amerikanische Upper Class Clique, die jedes Jahr "Das Spiel" spielt - nichts anderes als ein fises Mobbing Game, das meistens diejenigen Schüler trifft, die nicht zu den beliebtesten gehören. Als Ivy mit ihren Eltern nach New York zieht und durch ein Stipendium einen Platz an der elitären St. Mitchell Privatschule bekommt, weiß sie noch nicht, worauf sie sich eingelassen hat. Vorerst ist sie glücklich mit ihrem Mitschüler Heath zusammen. Als jedoch das neue Schuljahr beginnt, wendet sich Heath plötzlich von Ivy ab. Auch einige andere Mitschüler benehmen sich seltsam. Ivy versteht die Welt nicht mehr, als sie "vom Spiel" erfährt. In anonymen Handynachrichten werden Schüler und Schülerinnen aufgefordert, Aufgaben zu erfüllen. Spielen sie dabei nicht mit, werden ihre dunkelsten Geheimnisse gelüftet. Jedes Jahr gibt es einen anderen Spielleiter. Ivory ist sich sicher, dass Heath deswegen so komisch auf sie reagiert. Eines Tages erhält auch Ivy eine Einladung von der Spielleitung. Sie möchte herausfinden, wer dahintersteckt und ihre Beziehung mit Heath retten. Trotz aller Warnungen ihrer Freundin Kelly lässt sie sich auf das Spiel mit all seinen Intrigen, dunklen Geheimnissen und Lügen ein. Doch wie gefährlich sich das Spiel entwickeln kann, daran denkt Ivy nicht...

"Secret Game - Brichst du die Regeln, brech ich dein Herz" zeigt, wie schnell man in Abhängigkeiten geraten kann und sich erpressbar macht. Schon bald schleicht sich Mistsrauen auch in die besten Freundschaften ein. Wen kann man noch vertrauen? Dass und einige andere Themen spricht dieses Jugendbuch an.

Lesen lässt sich diese Geschichte schnell und leicht. Die Idee ist nicht wirklich neu, da es diverse ähnliche Serien und Filme gibt, die sich mit dem Thema Intrigen und Highschool befassen. Stephanie Hasse hat hier aber ihr eigenes Süppchen gekocht und ein relativ spannendes Jugendbuch geschrieben. Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich super gut lesen. Die Dialoge sind passend zum Alter und wirken authentisch. Das Setting könnte allerdings überall in einer Großstadt spielen. Wäre die New Yorker Upper East Side nicht erwähnt, hätte ich nicht gewusst wo die handlung spielt.
Die Figuren sind etwas klischeehaft und wirken oberflächlich - genauso wie man sich eine reiche Clique voller Bitches vorstellt. Dadurch hatte ich allerdings auch keinen wirklichen Zugang zu den Protagonisten. Ivy hingegen ist eine sympathische Hauptprotaginistin. Sie ist selbstbewusst und mutig.

Die Handlung wird abwechselnd aus der Sicht von Ivy und Heath erzählt. Die Zwischenkapitel mit dem Vermerk "X" erhöhen die Spannung und sorgen für konzentrierteres Lesen. Man rätselt mit, welche Person - der Spielemacher - sich hinter "X" versteckt. Bald hatte ich auch eine Vermutung, die auch zutraf.
Richtig positiv finde ich diese Art von Geschichten für Jugendliche allerdings nicht, auch wenn sie sicherlich gerne gelesen werden. Ebenso finde ich es unangemessen, dass die Lehrer sehr wohl vom Mobbing wissen, aber es ihnen wichtiger ist, den guten Ruf der Schule nicht zu beschmutzen. Damit wird den Jugendlichen ein völlig falsches Bild vermittelt. Es geht vorallem um Intrigen, Machtspielchen, Verrat und jede Menge Drama.
Spannung ist auf jeden Fall vorhanden, wenn auch nicht immer auf höchstem Niveau. Die Auflösung war keine Überraschung für mich.

Fazit:
Ein nettes Buch für zwischendurch, aber leider nicht mehr. Ich bin zwar kein richtiger Jugendbuchleser, aber ich habe doch schon einige sehr gute Bücher aus diesem Genre gelesen. "Secret Game" gehört leider nicht dazu. Außerdem vermittelt es für mich falsche Ansätze für jugendliche Leser.

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Veröffentlicht am 28.06.2021

Zu viele Themen - zu oberflächlich

Honigherzen
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Ich muss zugeben, dass war ein Coverkauf. Eigentlich bin ich keine Leserin, die nur nach einem schönen Cover greift - natürlich war auch der Klappentext ausschlaggebend. Ich wollte etwas Leichtes für den ...

Ich muss zugeben, dass war ein Coverkauf. Eigentlich bin ich keine Leserin, die nur nach einem schönen Cover greift - natürlich war auch der Klappentext ausschlaggebend. Ich wollte etwas Leichtes für den Sommer und erhoffte mir mit "Honigherzen" genauso einen Roman zu bekommen. Leicht ist er, jedoch so ganz überzeugen konnte er mich leider nicht - trotz der sehr guten Bewertungen auf diversen Plattformen.

Leni ist seit einiger Zeit Witwe und ihre Tochter Romy ein richtiger Wirbelwind. Den Tod ihrer großen Liebe hat sie nach rund sechs Jahren noch immer nicht richtig überwunden. Deswegen möchte sich Leni endlich einen großen Traum erfüllen und einen Neuanfang wagen. Sie kauft gemeinsam mit ihrer Schwester Juna einen renovierungsbedürftigen Hof auf dem Land. Ihr Traum einen eigenen Hofladen aufzumachen und die alten Rezepte ihrer Großmutter auszuprobieren, lassen das Dreimäderlhaus voller Elan ans Werk gehen. Doch so einfach, wie sie sich das vorgestellt haben, ist es nicht. Die Dorfgemeinschaft steht den zwei unabhängigen Frauen skeptisch gegenüber, Romy eckt immer wieder in der Schule an und das Bauernhaus fällt den Frauen förmlich über den Kopf zusammen. Zusätzlich nervt Hannelore, die Nachbarin, die mit ihrem Mops und böser Zunge immer dann auftaucht, wenn man sie am wenigsten braucht. Nur der Tipp mit dem Tischler Henry, der ihnen bei der Renovierung helfen soll, ist Gold wert.

Der Beginn des Romans hat mir sehr gut gefallen und war ernster, als erwartet. Wir erfahren, wie sich Leni und ihr Mann Alex kennengelernt haben und wie sie ihn wieder durch einen tödlichen Unall verloren hat. Man spürt den Schmerz und die Trauer zwischen den Zeilen und ich hatte einen dicken Kloß im Hals. Doch sehr bald ändert sich die Atmospähre und es wird humorvoller. Zusätzlich gibt es bald tierischen Zuwachs auf dem Hof, nachdem Leni einen Esel und ein altes Pony vom Schlachter rettet.
Weniger gefallen hat mir - trotz vieler Pannen - wie schnell und ohne Probleme Leni und Juna Liköre, Marmeladen und Schnäpse herstellen konnten. Nicht ein einziger Fehlversuch! Da erblasst jede Frau, die sich zum ersten Mal an disen Köstlichkeiten versucht. Befremdlich fand ich auch die Auftritte von Alice, Lenis zweites ich. Natürlich darf auch die Liebe nicht fehlen, die noch mehr Irrungen und Wirrungen stiftet.

Mina Teichert hat sich aber auch dem Thema ADHS angenommen. Romy zeigt Anzeichen dieser Krankheit und Leni steht vor der Frage, ob sie medikamentös eingreifen soll oder ob sich andere Wege finden lassen.
Natürlich kommen auch die titelgebenden Bienen vor, die weiterhin vom Imker des Vorbesitzer versorgt werden. Der verschrobene alte Mann hilft den Frauen nach einiger Skepsis gerne.

Ein weiteres Thema sind die Briefe, die Leni am Dachboden von einer gewissen Tilly findet und von einer unglücklichen Liebe erzählen.
Und damit bin ich auch schon bei meiner nächsten Kritik: zu viele Themen, die mehr oder weniger angeschnitten werden und an der Oberfläche bleiben. Ein paar weniger mit mehr Tiefe hätten der Geschichte gut getan.

Die Figuren sind sehr individuell und teilweise etwas skurill gezeichnet. Selbst die kleine Romy mit ihren vielen "Ups" und "Huchs" bei jedem kleinen Malheur, das ihr gefühlt auf jeder Seite passiert, nervt leider mit der Zeit. Hannelore, die Nachbarin, hat ebenfalls Haare auf den Zähnen und Henry, der Tischler, kämpft mit seinen eigenen Dämonen. Juna liebt Männer und Frauen gleichermaßen und Klara, die seit ihrer Geburt beeinträchtigt ist und am liebsten durch Fenster einsteigt, erfüllen schnell mal die LGBTQ Quote, die im Moment so angesagt ist.

Mir war der Roman trotzdem zu oberflächlich! Sicherlich ist es ein leichter Wohlfühlroman und ich habe auch nichts anderes erwartet und erhofft. Trotzdem wurde ich weder richtig warm mit den Protagonisten, noch mit den schnellen oder oberflächlichen Problemlösungen. Auch der Humor war nicht meiner und die irgendwie gewollte Stellungnahme gegen diverse Diskriminierung kamen mir zu gewollt vor.
Es gab für mich zu viele Themen in der Geschichte, die aufgegriffen wurden. Ein Buch, das nicht in meinem Regal verbleiben wird - schade!

Fazit:
Ich hatte mir sehr wohl ein Wohlfühlbuch erwartet, aber bin mit diesem Roman trotzdem nicht ganz glücklich geworden. Zu viele Themen, die nur an der Oberfläche bleiben und ein Humor, der mir nicht immer zusagte. Ich kann mich den sehr guten Bewertungen auf diversen Plattformen nicht anschließen, aber empfehle jedem sich seine eigene Meinung zu bilden. Ich kenne deutlich bessere Geschichten aus diesem Genre.

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