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Veröffentlicht am 01.08.2021

Leidenschaft Lesen

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Mit diesem Buch gewährt Elke Heidenreich einen Blick auf die Bücher, die ihr Leben geprägt haben. Von Kindheit an gehören sie zu ihrem Leben und in jeder Lebensphase gab es die passende Lektüre, die ihr ...

Mit diesem Buch gewährt Elke Heidenreich einen Blick auf die Bücher, die ihr Leben geprägt haben. Von Kindheit an gehören sie zu ihrem Leben und in jeder Lebensphase gab es die passende Lektüre, die ihr weiterhalf. Ihre Leidenschaft für Bücher und das Lesen haben einen großen Anteil an ihrer Entwicklung, persönlich wie lesetechnisch. Einige der geschilderten Erlebnisse kann ich durchaus nachvollziehen, da ich sie ähnlich erfahren habe, auch ich lese seit meiner Kindheit mit Begeisterung.

Sie erzählt sehr gefühlvoll, ihr wunderbarer Schreibstil ist inspirierend und liest sich wie ein Tagebuch, in dem Bücher die Hauptrolle spielen. Geistreiche Anekdoten, pointiert wiedergegeben und passende Zitate laden zu einer literarischen Reise durch die letzten sieben Jahrzehnte ein. Untermalt wird die Atmosphäre mit Bildern. Das Buch enthält viele persönliche Leseempfehlungen, je nach Stimmung und Lebenslage und gibt Denkanstöße, mal wieder bei den Klassikern reinzuschauen. Es werden insbesondere Bücher hervorgehoben, die von Frauen geschrieben wurden, deren Sicht auf die Welt ist eben eine andere.

Diese Autobiografie, mit der Elke Heidenreich einen tiefen Einblick in ihr Leseverhalten gibt und besonders von Frauen geschriebene Bücher vorstellt, die sie beeindruckt haben und die ihr Leben beeinflusst haben, hat mir sehr gut gefallen. Ich bin total angetan von ihrer ansteckenden Begeisterung für Bücher und das Lesen. Gerne empfehle ich es allen Leser*innen, die sich für Literatur und das Lesen im allgemeine interessieren und natürlich den Fans der begeisternden Autorin.

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Veröffentlicht am 25.07.2021

Reise in die 1920er Jahre

Tage mit Gatsby
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Zusammen mit ihrem Ehemann F. Scott Fitzgerald und der gemeinsamen Tochter bricht Zelda Fitzgerald nach Europa auf. Die goldenen Zwanziger haben die beiden in den USA ausgekostet. Nun möchte der Schriftsteller ...

Zusammen mit ihrem Ehemann F. Scott Fitzgerald und der gemeinsamen Tochter bricht Zelda Fitzgerald nach Europa auf. Die goldenen Zwanziger haben die beiden in den USA ausgekostet. Nun möchte der Schriftsteller seinem Traum von einem erfolgreichen Roman folgen und in der Ruhe Europas (Paris, Südfrankreich, Italien) die Vollendung des Werkes anstreben. Zelda unterstützt ihn in seinen Zielen und liefert viele Gedanken, die er übernimmt und ausschmückt. Immer häufiger fragt sie sich, warum sie nicht selber veröffentlicht. Seine Antwort ist klar und leider auch war: unter seinem Namen zahlen die Verleger deutlich mehr. In ihrer Unzufriedenheit stürzt sie sich in eine Affäre, Verbesserung bringt ihr dies allerdings nicht. Nach Eigenständigkeit strebend, wird sie zusehends depressiver. Beide sprechen auch dem Alkohol in nicht unerheblichen Mengen zu. Zelda ist eine typische Frau der goldenen Zwanziger des vergangenen Jahrhunderts, die in den höheren und Künstler-Kreisen verkehrt. Sie ist glücklich und strebt erst peu à peu nach Eigenständigkeit. Keine Selbstverständlichkeit in dieser Zeit. Ihr Leben in Europa ist von Langeweile und vielen Streitigkeiten geprägt. Sieht man den weiteren Lebensweg des Ehepaares, ist diese Zeit eine wichtige Phase für beide Ehepartner und ebnet den Weg in die Zukunft.

Die Autorin konzentriert sich auf die Europareise der Familie zum Ende der 1920er Jahre. Das finde ich sehr gut, denn hier zeigt sich die Entwicklung der beiden, insbesondere Zelda beginnt zu zweifeln und möchte mehr aus ihrem Leben machen. Diese Lebensphase ist sehr authentisch und realitätsnah beschrieben. Fiktion und Realität greifen äußerst glaubwürdig ineinander. Der Schreibstil muss hervorgehoben werden, er kreiert eine Atmosphäre, in die man versinkt. Als Leser ist man mitten im Geschehen und leidet bzw. lebt mit den Protagonisten. Zudem spürt man, dass die Autorin sich intensiv mit dem Leben von Zelda Fitzgerald beschäftigt hat. Erzählt aus Sicht dieser interessanten Frau wird sowohl das Leben als auch die Gedankenwelt der „Roaring Twenties“ deutlich. Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen und gerne empfehle ich es weiter.

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Veröffentlicht am 15.06.2021

Wie vielfältig Sprache doch ist

Die Sprache des Lichts
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Gleich zu Beginn begegnen wir einer Sprache, die heute nicht mehr verwendet wird, aber sehr ausdrucksstark ist. Eine Spionin der katholischen Liga begegnet ihr in Frankreich und möchte sie für ihre Zwecke ...

Gleich zu Beginn begegnen wir einer Sprache, die heute nicht mehr verwendet wird, aber sehr ausdrucksstark ist. Eine Spionin der katholischen Liga begegnet ihr in Frankreich und möchte sie für ihre Zwecke nutzen, kann sie aber nicht entschlüsseln. Ihr gegenüber steht ein sprachbegabter, protestantischer ehemaliger Lehrer, der auf der Suche nach der Ursprache ist. Er begibt sich nach England, wo er für den Hofastronom der Königin arbeitet. Er lernt die Alchemie und einen der Anhänger kennen. Die drei begegnen sich bei ihren jeweiligen Aufgaben und machen sich gemeinsam auf den Weg durch Europa, um ihre Ziele zu verfolgen.

Alle Charaktere, von den Protagonisten bis zur kleinsten Nebenfigur, sind durchdacht gezeichnet. Sie passen in die Zeit, die viel Potential bietet. Der historische Kontext ist verständlich beschrieben und zugleich spannend mit der erzählten Geschichte verwoben. Die Beschreibung der Lebensumstände und der Landschaften erwecken beim Leser den Eindruck, mittendrin zu leben. Dies ist der Sprachgewandtheit der Autorin zu verdanken. Sie schafft es, stimmungsvolle Szenarien zu entwickeln, ohne den Blick aufs Ganze zu verlieren.

Sehr imponiert hat mir die ausgezeichnete Recherchearbeit, die sich in vielen, oft kleinen, Details zeigt. Sie spiegelt sich auch in der historischen Übersicht zum Ende des Buches wieder, die ich total gelungen finde. Ebenso die Wort-Erklärungen zu oft nicht geläufigen Bezeichnungen. Eine gute Idee sind auch die kurzen Einleitungen zu jedem Kapitel. Ein rundum gelungenes Buch, das ich gerne weiter empfehlen möchte, denn neben dem Thema Sprache hat mich auch der bildgewaltige Sprachstil der Autorin überzeugt.

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Veröffentlicht am 11.05.2021

Witwe mit Plan

Madame Clicquot und das Glück der Champagne
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In jungen Jahren bereits verwitwet setzt sich Barbe Clicquot gegen Widerstände unterschiedlichster Art durch und führt das Geschäft ihres Mannes weiter. Als Frau in Reims (Champagne) zu Beginn des 19. ...

In jungen Jahren bereits verwitwet setzt sich Barbe Clicquot gegen Widerstände unterschiedlichster Art durch und führt das Geschäft ihres Mannes weiter. Als Frau in Reims (Champagne) zu Beginn des 19. Jahrhunderts kein leichtes Unterfangen. Zudem erschweren die napoleonischen Kriege die Durchführung ihrer Pläne. Mit Fleiß, Mut, Raffinesse, unternehmerischem Denken, den richtigen Kontakten und engagierten Mitarbeitern gelingt es ihr, ein Unternehmen aufzubauen, das bis in höchste Kreise und bei ihren Konkurrenten für Furore sorgt.

Dieser charmante Roman mit seiner sehr sympathischen Protagonistin ist hervorragend recherchiert, er enthält viele Informationen über die damalige Zeit und die involvierten, historisch belegten Personen. Mit tollen Orts- und Landschaftsbeschreibungen sowie Details zur Champagnerherstellung hat die Autorin mich total überzeugt. Durch den angenehmen Schreibstil fühlt man sich mitten ins Geschehen versetzt. Natürlich darf auch die Romantik nicht zu kurz kommen. Aufgrund fehlender Belege aus der Zeitgeschichte, konnte die Autorin hier ihre Phantasie ausleben. Das ist ihr hervorragend gelungen, denn angelehnt an die historisch belegten Fakten, ist dieser biographische Roman mit passender Fiktion aufgefüllt. Ein gelungener Roman, den ich gerne weiter empfehle.

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Veröffentlicht am 28.04.2021

Eine starke Persönlichkeit

Die Rebellion der Alfonsina Strada
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Geboren in die große Familie eines Tagelöhners im Italien gegen Ende des 19. Jahrhunderts, wächst sie in ärmlichen Verhältnissen auf. Sie lernt schnell, dass sie als Mädchen immer hintenan steht und das ...

Geboren in die große Familie eines Tagelöhners im Italien gegen Ende des 19. Jahrhunderts, wächst sie in ärmlichen Verhältnissen auf. Sie lernt schnell, dass sie als Mädchen immer hintenan steht und das Bild einer Frau von Traditionen geprägt, die nicht in die Zeit zu passen scheinen. Sie gilt von klein an als Außenseiterin, die ihren eigenen Kopf hat und die ihre Träume verwirklichen möchte. Es fängt an mit einem alten Fahrrad. Der Vater verbietet ihr die Nutzung, sie nimmt es heimlich und erntet oft Schläge. Sie lernt nicht nur das Fahren, sondern auch den technischen Umgang mit dem Gefährt.

Sie misst sich mit männlichen Radrennfahrern und wird nicht nur verspottet, sondern auch beschimpft und beleidigt. Sie ist ihrer Zeit voraus, was ihr übel genommen wird. Ihre größte Waffe ist ihr eiserner Wille, sich nicht entmutigen zu lassen und immer weiter zu machen. Stark und mutig verfolgt sie ihre Ziele. Nicht nur der Gegenwind ihrer Familie und ihrer Mitstreiter, auch zwei Weltkriege fordern ihren Tribut.

Die Autorin schafft es mir einem lebendigen Schreibstil ihrer Protagonistin ein Denkmal zu setzen, die Lebensumstände von Frauen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu skizzieren und die erste und bisher einzige Teilnehmerin am Giro D'Italia zu porträtieren. Ein gelungenes Werk, das mir sehr gut gefallen hat, denn die Persönlichkeit einer willensstarken Frau der Zeitgeschichte ist hervorragend getroffen.

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